Ein Lied für uns von Petulia (meine Liebe für dich) ================================================================================ Kapitel 6: Wie es geht ---------------------- Mit aufgeregt leuchtenden Augen und erwartungsvoller Mine wippte Hugo vor seinen Schulsprechern auf und ab. Die Stirn seiner Schwester war zweifelsvoll gerunzelt und der kühle Slytherin blickte ihn mit verschränkten Armen ausdruckslos an. Es herrschte bereits seit ein oder zwei Minuten Stille. Optimistisch wartete der junge Hufflepuff den Denkprozess der Siebtklässler ab und blickte sich im Raum um. Er war gemütlich gestaltet und wirkte heimisch. Kissen waren liebevoll auf den Sofas drapiert und auf einem Sessel lag eine kuschelige Decke. Gebrauchte Teetassen standen auf dem Tisch und einige Krümel erinnerten an lang verzehrtes Gebäck. Rose und Malfoy jedoch standen weit voneinander entfernt, die Blicke angestrengt von einander abgewandt, als sei ihnen jede Sekunde in diesem Zimmer zuwider.
 Doch Hugo kannte seine Schwester zu gut. Diese stieß einen Seufzer aus. “Du und deine Schnapsideen, Hugo.” Sein Lächeln verbreiterte sich. “Die erste haben wir ja schon angenommen, aber wie viele hast du denn im Sinne?” Sein erster Plan war aufgegangen! Es kostete ihn viel Bemühen sein Hochgefühl zu verbergen, doch seine Augen mussten vor Triumph sprühen. “Bisher nur die beiden.” Rose rieb sich die Stirn. Natürlich durfte es nicht so erscheinen, als bevorzuge sie ihren Bruder, indem sie seine Ideen alle annahm. “Es weiß ja niemand, dass ich hier bin.”, warf er deshalb beiläufig ein. Mit schneidender Stimme schaltete Malfoy sich ein, um Roses Zwiespalt ein Ende zu setzen. “Es hat in hunderten Jahren der Geschichte dieser Schule keinen Tanzunterricht gegeben. Ich wüsste nicht, warum das jetzt mitten im Jahr geändert werden sollte.” Zwar schien für den Slytherin das Thema geklärt, nicht aber für Hugo. “Man sollte keine Angst davor haben, innovativ zu sein. Die Traditionen dieser Schule müssen gewahrt werden, jedoch heißt das nicht, dass man jegliche Modernität von hier verbannen muss. Moderne soll Tradition nicht ersetzen, sondern ergänzen. Immer mehr Eltern schicken ihre Kinder nach Beauxbatons, weil es dort ein viel größeres Spektrum an Möglichkeiten gibt. Talente der Schüler werden wenig gefordert. An körperlichen Weiterbildungsmöglichkeiten bietet sich nur Quidditch und daran kann nur dann teilgehabt werden, wenn man ins Team aufgenommen wird. Eine Tanz-AG - kein Unterrichtsfach - beeinträchtigt keine anderen Fächer, fördert Schüler und steigert die Attraktivität des Angebots unserer Schule.” Hugo merkte wie überrascht Rose von seiner Professionalität war und dies vergrößerte seine Genugtuung nur. “Warum eine Tanz AG?”, fragte Scorpius gerade heraus. Hugo schwieg einen Moment. “Ich möchte, dass Lily das erfolgreichste Model Englands wird.” Die Wahrheit zu sagen, erschien ihm am sinnvollsten und ertragreichsten. Oft war es die emotionale Komponente, die Menschen erreichte. Ob das bei Malfoy ziehen würde, war dahingestellt. Der Blonde schien verwirrt in Anbetracht der Tatsache, dass Tanzen etwas mit Modeln zu tun haben sollte. Verlässlich wie sie war, verstand Rose sofort und klärte ihren Partner auf. “Durch Tanzen erhält man ein besseres Körpergefühl und eine bessere Haltung. Außerdem baut es attraktive Muskeln auf und man ist als Model flexibler und facettenreicher.” Malfoys Stirn warf tiefe Furchen. Er war beinah so gut darin wie Rose. “Dafür bräuchte man einen Tanzlehrer. Wovon sollen wir den bitte schön bezahlen?” “Es ist nicht gerade so, als hätte die Schule Schulden.”, warf Rose ein. “Außerdem ist es für einen guten Zweck! Wenn man den Antrag vernünftig an das Ministerium stellt, steuert es vielleicht Unterstützung bei. Kingsley hat ein offenes Herz für die Schule.” “Ach ja, ich habe vergessen, dass er euch quasi gebabysittet hat.” Malfoys Lippen bildeten eine wütende Linie. Zwar kämpfte Hugo darum, seine Zuversicht zu behalten, jedoch stellte der Slytherin sich überraschend quer. Eigentlich hatte er erwartet Mr. Supercool wäre alles egal. “Malfoy.”, zischte Rose, doch es klang weniger wütend als enttäuscht. Sie wandte sich wieder ihrem Bruder zu. “Hugo, ich werde das noch mal mit Malfoy ausdiskutieren. Ich sag dir dann Bescheid, wenn wir einen Beschluss gefasst haben, okay?” Der Junge steckte die Hände in die Hosentasche und nickte. “Alles klar, cool.” Dann streckte er noch einen Daumen in die Höhe und ließ die beiden Schulsprecher zurück. Für einen Augenblick überlegt er, ob er lauschen solle, doch dann entschied er sich dagegen. Rose würde dem Mistkerl schon die Ohren lang ziehen. Vergnügt schlenderte er weiter. Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, starrte Rose den Slytherin anklagend an. “Was ist dein Problem mit einer Tanz AG, Malfoy?” “Sind wir wieder bei Nachnamen, kleine Löwin?”, fragte er amüsiert.
 “Wenn es sein muss, ja!” Trotzig verschränkte sie die Arme. “Ich bin deshalb dagegen, Rose, weil der Grund für diese AG persönlich ist und der, weshalb du sie durchsetzen willst auch. Wir sollen die gesamte Schule vertreten, nicht unsere Familien.” “Meine Familie ist quasi die gesamte Schule.”, konterte sie und unwillkürlich musste er lachen. “Das sagst du selbst immer!”, rief sie verzweifelt. Weiterhin schmunzelnd rieb er sich das Kinn. “Rose, warum sollte man auf einmal so etwas ins Leben rufen? Weil ein kleines Mädchen ihren Traum wahr machen will?” “Natürlich, die Idee bekam Hugo wegen Lily. Aber seine Argumente sprechen tatsächlich für das Interesse der Allgemeinheit. Vollkommen sachliche Argumente.” Zweifelnd wanderte Scorpius zum Fenster und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Gebannt starrte Rose auf seinen Rücken, um den sich nun das Hemd spannte. Darüber seine wohlgeformten Arme und seine großen Hände am Hinterkopf gefaltet. “Schön.”, murmelte sie, sodass er sich verwundert wieder umdrehte. “Schön, wie wichtig sie ihm ist.”, erklärte sie deshalb hastig und verbarg die Röte auf ihren Wangen. “Hör zu, Scorpius. Was hältst du davon, wenn wir erst einmal McGonagall davon erzählen. Wenn sie es für eine gute Idee hält, suchen wir einen Tanzlehrer, der ein paar Schnupperstunden gibt. Gibt es genügend Interessenten, ziehen wir die Sache durch, weil sie ja dann im Interesse der Allgemeinheit liegt und ansonsten eben nicht.” Müde seufzte er. 
“Wie willst du denn entscheiden, welche Tanzart überhaupt gelehrt wird? Da gibst doch so alles mögliche oder?” “Machen wir auch von der Nachfrage abhängig. Und wenn sich später noch Interessenten für andere Kurse finden, dann werden die ab einer bestimmten Gruppengröße auch angeboten.” Für einige Sekunden hielt er ihrem Blick eisern Stand. Dann ergab er sich kopfschüttelnd. “Na fein, probieren wir es halt. Wir schlagen das McGonagall vor. Ich hoffe für dich, dass du sie genauso überzeugen kannst wie mich, kleine Löwin.” Fröhlich machte sie einen Hüpfer.
 “Danke, Scorpius. Dafür lad ich dich demnächst auf ein Butterbier ein!” Beschwingten Schrittes ging sie hinaus, um ihren Bruder aufzusuchen. Scorpius sah ihr nach und starrte selbst als sie fort war noch auf die Tür. So schlimm konnte das alles gar nicht werden und wenn er sie erfreuen konnte, indem er ihrer Familie einen Gefallen tat, wieso sollte er es nicht tun. Das war rein freundschaftlich, um ein gutes Arbeitsklima beizubehalten. Damit sie weiter lächeln würde, mit ihrem wunderschönen Lächeln, das so schnell von einem feurigen Blick abgelöst werden konnte. Er musste aufhören, an sie zu denken. Selbst wenn Albus davon überzeugt war, dass Scorpius sie... mochte, so war es für ihn deutlich, dass sie ihn nur als Kumpel sah. Das Butterbier, das sie ihm versprach, würde sie ihm nicht ausgeben können, da sie außerhalb dieses Raumes nicht einmal befreundet waren. Mit einem frustrierten Kopfschütteln, versuchte er auch sie herauszuschütteln, doch es gelang ihm nicht. Mit brummendem Schädel rührte Amy in ihrem Tee. Die Hauselfen in der Küche hatten ihr freundlicherweise einen extra beruhigenden gebraut. Wer hätte gedacht, dass Redaktionschefin zu sein, so anstrengend werden würde. Ständig wurde sie wegen diesem und jenem gefragt, musste bestätigen, Korrektur lesen, abwägen. Jeglicher Firlefanz wurde mit ihr besprochen. Natürlich war es richtig so! Amy hatte die Chance vier Ausgaben herauszugeben und sie sollten perfekt sein. Wenn sie später als Journalistin arbeiten wollte, musste sie nun ihr Können beweisen. Man könnte annehmen, Chefredakteurin zu sein, spräche für sich - schließlich hatte sie diesen Posten bekommen, weil sie in den letzten Jahren bewährt hatte mit ihren wirklich fabelhaften Artikeln. Doch das bedeutete noch lange nicht, dass sie auch organisieren und anleiten konnte, also musste sie eine 1a Zeitung herausbringen, um auch in einer Führungsposition glänzen zu können. Der Tee milderte das penetrante Hämmern in ihrem Kopf und sie senkte ihren Blick auf das Pergament über das Finale des letzten Koboldsteinturniers. Auch wenn die nächste Zeitschrift erst Anfang Januar erscheinen würde, wollte sie, dass die Artikel gleich nach dem jeweiligen Anlass geschrieben wurden, damit nichts vergessen würde. Normalerweise hasste Amy, wenn sie bei der Arbeit unterbrochen wurde. Als jedoch in diesem Augenblick Dominique mit ihrem Wasserfall an golden schimmernden Haaren vor ihrem Gesicht auftauchte, freute sie sich über die willkommene Ablenkung. “Wo kommst du denn her?” Fröhlich wie eh und je nahm Dominique gegenüber Platz und legte ein paar Bücher auf dem Tisch ab. “War hinten mit Albus Französisch üben.” Beiläufig nickte sie in eine andere Richtung der Bibliothek. Amy zögerte. “Mit Albus Französisch üben?” “Die Sprache!”, erklärte Dominique, um jegliche Möglichkeit einer sexuellen Anspielung gleich beiseite zu räumen. “Er hat mich um Nachhilfe gebeten.” “Aha.” Amy zog die Nase kraus. Sie war immer noch schlecht auf den Potter zu sprechen, doch Dominique schien ihm verziehen zu haben. Cleverer Schachzug von Albus, wenn sie genauer darüber nachdachte. Für die Weasley war Frankreich wie ein Heiligtum und daher alles, was mit diesem Land in Verbindung stand, zu würdigen und wertschätzen. Indem er Interesse zeigte, gewann Albus seine Cousine leicht zurück auf seine Seite. “Er ist scheußlich!”, fuhr diese fort. “Aber man muss ihm zugute halten, dass er es wirklich versucht. Er strengt sich an.” “Und warum tut er das?” “Weil es eine wunderschöne Sprache ist.” Zweifelnd legte Amy den Kopf schräg. “Ja, sicher. Wahrscheinlich will er bloß irgendwelche Französinnen rumkriegen. Dich zum Beispiel.” “Amy!” Die Blonde schüttelte missbilligend den Kopf. “Albus will doch nichts von mir!” “Ich meinte auch eher im familiären Sinne. Dass du wieder nett zu ihm bist eben.” Das Frohgemut Dominique verschränkte die Arme. “Sei doch nicht so nachtragend. Ihr habt euch immer gut verstanden und für das, was seine Freunde tun, kann er doch nichts. Irgendwann muss man auch verzeihen.” “Für seine Freunde kann man aber was.”, erwiderte Amy schnippisch. Dann stand sie auf, packte ihren Tee und den Artikel und verabschiedete sich.
 “Ich brauche jetzt meine Ruhe zum Arbeiten.” Seufzend legte Dominique die Stirn auf ihre Bücher. Streiten war so anstrengend, sie verstand gar nicht, warum alle es so gerne taten. Sich so lange von Albus zu distanzieren war schwer genug gewesen, da hätte sie seine Versöhnung niemals ausschlagen können. Ohnehin hätte sie es im Leben nicht so lange ausgehalten, wenn sie Malfoy nicht so sehr hassen würde. Ihn, Earl und Lindsey - aber besonders ihn. Lysander war auch nicht ihr liebster Mensch auf diesem Planeten, doch sie liebte seine Familie und hatte als Kind so oft mit ihm gespielt, dass sie ihn kaum hassen könnte. Mit Aussicht auf die Hausarbeit für Professor Binns, den niemals in Rente gehenden Lehrer, erhob sich Dominique, packte ihre Tasche und schlenderte aus der Bibliothek hinaus - natürlich nicht, ohne vorher der Bibliothekarin fröhlich zuzuwinken, die daraufhin irritiert ein Lächeln auf ihr Gesicht zwang. Pflichtbewusst strukturierte sie gedanklich schon einmal ihren Aufsatz, damit sie sofort anfangen konnte. Dann packte etwas fest ihren Arm und zog sie zur Seite, sodass sie ungesehen hinter einem Wandteppich verschwand. Dominique stolperte gegen einen warmen Körper und unterdrückte den erschrockenen Aufschrei, der ihrer Kehle entweichen wollte. Möglichst schnell orientierte sie sich, um sich gegen den möglichen Angreifer wehren zu können, der sie noch immer festhielt. Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit und sie erkannte ein Gesicht. “Fred.”, seufzte sie. Das vertraute verschmitzte Grinsen schlich sich auf seine Lippen und sie spürte seinen Atem auf ihrer Wange. “Hey Dome, was treibst du so?” “Ich wollte eigentlich gerade einen Aufsatz schreiben.” Seine Hände wanderten an ihren Armen hinab zu ihrer Hüfte. “Dann kommt dir diese Ablenkung bestimmt gelegen.”, murmelte er süffisant. Dominique lehnte sich zurück, um Abstand zwischen ihre Gesichter zu bringen. “Nein, kommt sie nicht. Fred, ich bin wirklich nicht in Stimmung gerade.” “Natürlich bist du das.” Weiterhin wich sie seinen Lippen aus, bis es ihr zu viel wurde und sie ihn mit aller Kraft von sich wegdrückte. Verärgert ließ er von ihr ab. “Hast du deine Tage oder was?” “Nein!”, fauchte sie. “Vielleicht habe ich heute einfach keine Lust, mir in irgendeiner düsteren Ecke von dir die Zunge in den Hals stecken zu lassen!” “Dome!”, war der Beginn seiner Beschwerde, doch sie schulterte ihre Tasche und funkelte ihn wütend an. “Such dir doch mal wieder wen anders. Ich bin mir sicher, du hast genug Auswahl.” Sie stapfte davon und war sogleich wütend auf sich selbst dafür, dass sie nun erneut einen Streit am Hals hatte. Im Slytheringemeinschaftsraum prasselte das Kaminfeuer. Auf den schwarzen Ledersofas saßen Schüler und brüteten über Pergamenten. In Earl Rockwood brodelte ein lähmendes Gefühl der unbändigen Langeweile. Bereits seit mindestens zehn Minuten starrte er seine Freunde an, die eine Gehirnwäsche erlitten haben mussten. Lysander schrieb an seinen Hausaufgaben, eine für ihn eigentlich normale Tätigkeit und dafür nicht ungewöhnlich. Lindsey las aus einem für Earl unerfindlichem Grund ein Buch. Scorpius zeichnete Tabellen und rechnete für die Planung des Silvesterballs. Und Albus lernte tatsächlich Französisch. Diese Tatsache konnte Earl bisher am wenigstens Verdauen. Immer wieder hörte er den Potter Dinge wie “le baguette.. oder la baguette?” flüstern, der anscheinend doch das Idiotengen seiner Familie geerbt hatte. “Langweilt mich!”, rief Earl gedehnt in die Runde, um die Aufmerksamkeit seiner Streberfreunde auf sich zu ziehen. Die erste Antwort kam von Lindsey, die ihn ohne auf zu blicken mit einem Bonbon bewarf und dann in aller Seelenruhe die Seite umblätterte. “Mach Hausaufgaben.”, schlug Lysander ernsthaft vor und zu seinem Leidwesen musste Earl zugeben, dass er das bereits getan hatte. Viele hatten Freude an Scorpius Strafe für ihn gefunden, sodass nun, da sie längst vorbei war, weiterhin kaum jemand seine Hausaufgaben für ihn erledigte, oder ihn abschreiben ließ. “Tu peut apprendre francais avec moi.”, schwafelte Albus. “Bitte? Ich glaube, du hast dich verschluckt, Al.” “Du kannst mit mir Französisch lernen!”, übersetzte der Potter und Earl verzog angeekelt das Gesicht. “Als ob. Warum machst du den Müll überhaupt? Willst du bei der Blondine landen?” Diese Aussage hatte endlich eine Auswirkung auf Lindsey, die wie immer, wenn Dominique erwähnt wurde, wütend den Kopf hob. Albus schüttelte unbekümmert den Kopf. “Nee. Ich steh nicht auf meine Cousinen.” Earl bemerkte, dass Scorpius zwar immer noch auf sein Pergament starrte, jedoch nicht mehr zeichnete. Er schien aufmerksam zu lauschen. “Auf wen denn dann? Das Busenwunder ist die einzige Franzackin auf der Schule.” Genugtuung breitete sich in ihm aus, als Lindsey ihn noch wütender anstarrte als zuvor. Ihr Hass gegenüber Blondie war eine eindeutige Schwäche. “Niemanden, aber Französisch soll doch die attraktivste Sprache der Welt sein. Ich erlerne sie und beherrsche anschließend die Frauenwelt.”, er zwinkerte verschwörerisch. “Du kannst doch jetzt schon jede haben.”, wandte Earl misstrauisch ein. “Mr Rockwood!”, tadelte Albus ganz auf McGonagall-Art. “Hogwarts ist nur eine Schule und nicht die Welt. Das wahre Leben sieht ganz anders aus! Ich muss international und außerschulisch an Attraktivität gewinnen.” Scorpius verdrehte deutlich die Augen und arbeitete weiter. Mehr und mehr wurde Earl klar, dass diese Sache heißer war, als Albus durchblicken lassen wollte. “Jetzt muss ich aber weiter lernen. Das Thema im Moment ist Essen.” Ob das verlockend klingen sollte, war für Earl nicht ganz sicher. Auf jeden Fall bewirkte es nicht, dass er Interesse am Mitlernen hatte. “Wieso gehen wir nicht raus und genießen den ersten Schnee, wie alle anderen Schüler?”, schlug er vor. “Damit du eben diese Schüler darin verbuddeln kannst? Wohl kaum.” “Nein, Mann!”, fuhr er Lysander an. “Damit ich mal was mit meinen Leuten machen kann, das nicht beinhaltet, dass alle ihre Köpfe auf irgendeine sinnvolle Arbeit senken.” Lindsey ergab sich - vielleicht etwas zu schnell. “Fein, Rocky. Wir gehen. Aber nur, wenn Prinzesschen Sonnenschein ein Schneeball zur Abkühlung ins Gesicht trifft.” Voller Freude sprang Earl auf und stieß die Faust in die Luft. Ich bin so was von dabei! Lysander? Potter? Scorp?” Erwartungsvoll blickte er seine Jungs an. Keine Regung. Dann legte Lysander seufzend seine Sachen weg und erhob sich. “Sorry.”, entschuldigte sich Scorpius. “Muss das hier fertig kriegen, wenn ich nicht den Wieselzorn auf mich ziehen will.” Albus sagte nichts, also ließen sie ihn sitzen. Die Schule war ungewöhnlich leer. Entweder drängten die Schüler sich um die warmen Kaminfeuer, oder sie wagten sich hinaus ins kalte Weiß. In der Eingangshalle kamen den drei Slytherins die kleine Potter mit dem jungen Weasley entgegen. Ihre Nase war rot, ihre Haare unter dem Stirnband klatschnass und sie war gepackt in dicke Wintersachen. Als sie die drei erblickte, erstarb ihr Lachen augenblicklich. “He, Potter! Wenn du Model werden willst, fehlt es dir ordentlich an Sexappeal.”, giftete Lysander und ganz und gar nicht ladylike zeigte sie ihm den Finger. “Ihr zwei könnt euch aber gut leiden.”, kicherte Lindsey. Als sie die Ländereien betraten, raubte ihnen die Kälte mit einem Mal den Atem. Dann stürzten sie sich in das schneeballschlachtende Getümmel. Zurück im Gemeinschaftsraum rutschte Scorpius zu Albus hinüber, nachdem er ihn eine Weile schweigend beobachtet hatte.
 “Es ist also wirklich nicht Dominique?” Albus verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. Beiden war klar, dass er die Ich-will-von-niemandem-etwas-Attitüde vor Scorpius nicht aufrecht erhalten konnte. “Aber diese ganze Französisch Sache hat etwas mit ihr, also diesem Mädchen, zu tun?” Zwar zuckte Albus nur mit den Schultern, doch für Scorpius war das ein klares Ja. “Ich kann dir helfen, wenn du mir einfach sagst, wer es ist.” “Habe doch gesagt, dass es hoffnungslos ist.”, wehrte der Potter ab. “Ach komm, wenn du nicht das geringste bisschen an Hoffnung hättest, würdest du dich nicht mit dieser Sprache abmühen.” Daraufhin sage der Schwarzhaarige nichts mehr. “Wie läuft es denn bei dir mit dem Mädchen, das Scorpius-immun ist?”, scherzte er dann. Scorpius lehnte sich zurück. “Ich weiß es nicht. Sie ist nicht so leicht zu durchschauen.” Mit einem Mal saß Albus kerzengerade. “Bei Merlin! Ist es Lindsey?” Stille herrschte, dann brach Scorpius in Lachen aus. “Nein! Bist du verrückt?” “Was ein Glück. Ich dachte schon, du hättest den Verstand verloren.” Scorpius drehte seine Schreibfeder zwischen den Fingern. “Weißt sie, dass du sie magst?” “Denke nicht.” “Na dann sag’s ihr doch.”, war Albus Vorschlag. “Hee, du, ich steh auf dich, cool was!”, imitierte Scorpius sich selbst. “Quatsch. Du kannst das doch auch subtiler machen! Ihr ein Kompliment machen.” Albus lehnte sich nach vorne und sah seinem besten Freund tief in die Augen, der sich nur schwer vom Lachen abhalten konnte. “‘Ich schau dich an und du bist unbeschreiblich schön. Ich könnte ewig hier sitzen und dich einfach nur ansehen.’” “Doch plötzlich stehst du auf und du willst gehen.”, warf Scorpius unromantischer Weise ein und erhob sich. “Och Scorp!”, maulte Albus. “Jetzt versuch es mal ernsthaft. Von mir aus will sie eben gerade gehen. Stell dir das mal vor.” “Komm, lassen wir das.”, lehnte Scorpius peinlich berührt ab. Doch Albus gab nicht auf. “Versetz dich mal in die Lage. Wenn sie da ist, wie fühlst du dich dann? Stell dir vor du willst ihr sagen, was du fühlst und so. Ich bin jetzt sie.” “Du bist ganz sicher nicht sie.”, schnaubte der Blonde. “Von mir aus lass halt die Augen geschlossen, dann ist es einfacher.” Genervt tat Scorpius wie ihm geheißen. Er sah Rose vor sich. Mit ihrem Temperament und ihrer Abneigung Slytherins gegenüber. Wie um Himmels Willen sollte er ihr jemals sagen, dass er sie... nett fand? Er räusperte sich. “Bitte geh noch nicht.”, murmelte er vorsichtig zu Rose vor seinem geistigen Auge. “Ich weiß, es ist schon spät. Ich will dir noch was sagen, ich weiß nur nicht, wie es geht.” Sie würde verwirrt sein, vielleicht unsicher lächeln und trotzdem gehen wollen. Ganz bestimmt. Mit Rose musste man direkt sein. “Bleib noch ein bisschen hier. Schau mich nicht so an, weil ich sonst ganz bestimmt überhaupt gar nichts sagen kann.” “Gut.”, hörte er Albus loben. “Wie fühlst du dich?” “Ich weiß selber nicht, was los ist.” Er schluckte. “Meine Knie werden weich. Bei andren sieht es so einfach aus, jetzt bin ich kreidebleich. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.” Scorpius öffnete die Augen. “Das ist doch Schwachsinn! Was machen wir hier überhaupt?” “Das war gut!”, wiederholte Albus. “Dich hat’s aber echt erwischt, Mann.” Frustriert schnaubte Scorpius. “Seit wann bist du so ein Liebes-Guru?” “Sag es ihr einfach.”, riet Albus. “Allein schon, weil ich echt wissen will, wer es ist. Wenn sie die Gefühle erwidert, dann kannst du es wohl kaum vor mir geheim halten.” Der Blonde war hin und her gerissen. Dann kam ihm eine Idee. “Hör mal Albus, ich denke drüber nach. Jetzt muss ich aber erstmal zu McGonagall wegen Schulsprecherkram.” “Alles klar! Ich muss eh weiter lernen. Diese Artikel bringen mich um.” Die Schneeballschlacht verlief sich langsam und Rose und Dome saßen keuchend im Schnee. Dominique hatte einen ziemlich üblen Ball ins Gesicht bekommen, doch selbst das hatte sie bereits vergeben und vergessen. Rose würde selbst sicherlich auch mit einigen blauen Flecken aufwachen, aber das war es wert. Ein heißer Kakao wäre jetzt genau das richtige und am besten würden sie gleich in der Küche vorbeischauen und sich einen besorgen. Zwanzig Meter weiter erhob sich Fred aus einem Schneeberg, nachdem Lorcan ihn mit einem Hechtsprung getackelt und hinein befördert hatte. Ihr Cousin winkte ihnen fröhlich zu. “Lust rüber zu gehen?”, erkundigte sich Rose, doch Dominique schüttelte den Kopf. “Ich habe genug für heute. Aber du kannst gerne gehen.” Diese Option hätte Rose gerne in Betracht gezogen, jedoch flatterte ein kleines weißes Memo auf sie zu. Überrascht nahm sie es entgegen und entfaltete es unter Dominiques neugierigem Blick. ‘Grade Zeit? Hätte was zu besprechen. SM’ “SM?”, fragte Dominique kichernd. “Es steht für Scorpius Malfoy. Anscheinend was wichtiges. Hast du was dagegen, wenn ich hingehe?” Die Blonde zuckte die Schultern. “An deiner Stelle schon. Könnte mir besseres vorstellen, als den Abend mit ihm zu verbringen. Ich muss aber ja nicht hin.” “Dome, ich trage eben Verantwortung und von der ist er ein Teil. Bis später dann.” Rose drückte ihre Freundin und stapfte dann in Richtung Schloss. Hoffentlich hatte Scorpius wirklich einen Grund für das Treffen und wollte sie nicht nur ärgern. Eigentlich war sie schon auf dem Weg zum Büro, dann erhaschte sie jedoch ihr Spiegelbild in einer polierten Rüstung - und erschauderte. Sie sah schrecklich zerzaust aus. Schnell änderte sie die Richtung hoch zum Gemeinschaftsraum. Dort kritzelte sie eine kurze Antwort auf das Pergamentpapier - ‘Komme gleich. RW’ - und begann sich zurecht zu machen. Scorpius hatte Tee gebraut. Er wusste, dass sie draußen gewesen war und diesmal würde er es sein, der sie mit einem heißen Getränk erwartete. Passend zur winterlich-weihnachtlichen Stimmung hatte er sich für Apfel-Zimt entschieden. Sie ließ ihn nicht lange warten. Ihr Gesicht war noch immer gerötet, ihre Haare steckten in einem lockeren Pferdeschwanz und sahen leicht feucht aus. “Tut mir leid.”, murmelte sie, als sie seinen musternden Blick bemerkte. “Ich war im Schnee und wollte dich nicht lange warten lassen, deshalb habe ich mich nur umgezogen-” “Macht doch nichts.”, unterbrach er sie und wusste, er hätte etwas anderes sagen sollen. Etwas wie: ‘Ach was, du siehst toll aus.’ Vielleicht wäre das auch zu offensichtlich gewesen. Aber er wollte ihr ja ohnehin sagen, dass er sie ein wenig mochte. Außerdem gefiel ihm ihr natürliches Aussehen wirklich. Was für ein Klischee. Keine Frau würde das je einem Mann glauben und er selbst hätte sich vor wenigen Wochen als Lügner betitelt. Doch das nass schimmernde Rot ihrer Haare zog ihn magisch an. Die Lässigkeit mit der sie es hochgebunden hatte verriet ihm, dass sie so war, wie sie vor ihm stand. Dass sie sich nicht verstellte oder ihr Gesicht mit Make up verschönerte. Nur ihre Wimpern umrahmten schwarz ihre Augen. Ihre Wangen waren rosa von der Kälte und in ihre Lippen war das Blut geschossen, seit sie wieder drinnen war, sodass sie seinen Blick fingen. Er reichte ihr eine Tasse Tee. Rose schnupperte daran und lächelte freudig. “Mmh, gute Wahl, Mr Malfoy.” Sie genoss die Hitze des Tees und das Flackern des Feuers. “Also, was ist der Notstand?” “Kein Notstand, aber es hat sich was ergeben, was dich interessieren könnte.” Neugierig hob sie die Brauen und stellte ihren Tee vor sich ab. “Ich war heute bei Gonny und sie hat unsere bisherigen Ideen für den Ball befürwortet. Wenn wir schonmal hier sind, könnten wir uns gleich für einen Dresscode, oder dagegen entscheiden.” “Klasse. Das sind wirklich gute Neuigkeiten. Ich bin für einen Dresscode, aber müssen wir das jetzt klären?” Bemüht seine Enttäuschung zu verbergen sagte er: “Theoretisch nicht, aber hast du noch was zu tun?” “Wir wollten mit den Mädels was machen.”, erklärte sie vage. “Bitte geh noch nicht. Ich würde das mit dem Dresscode am liebsten hinter mich bringen, also bleib noch ein bisschen hier. Ich muss dir außerdem noch was sagen.” Innerlich wurde er so nervös, dass er den Drang verspürte zu wippen, doch er tat es nicht. Sie zögerte verwirrt. “Also war das grad noch nicht, weswegen ich hier bin?” “Nein.” “Na gut.” Ihre Neugierde war wieder geweckt. “Der Dresscode dann. Die genannten Möglichkeiten waren bisher ein Maskenball und Märchen.” Seine Aufregung legte sich. “Bei Märchen bin ich mir nicht sicher. Muggles haben ja ganz andere Märchen als wir und die von Beedle, dem Barden, eignen sich nicht besonders für einen Ball.” “Stimmt.” Rose trank ihre Tasse in großen Schlucken leer und er schenkte nach. “Den Maskenball könnten wir aber schonmal festhalten.” Scorpius verschränkte die Hände hinter dem Kopf. “Was wollen Mädchen auf so einer Feier?”, überlegte er. “Es gibt total viele Mottos, aber an Silvester sollte es schon elegant sein. Und bei unserer Deko natürlich ins Winter Wonderland passen.” “Die Umgebung wird traumhaft sein. Mädchen wollen atemberaubend aussehen. Sie wollen Glitzer und märchenhaftes. Wir wollen Prinzessinnen sein.” Scorpius gluckste und sie runzelte missbilligend die Stirn. “Tschuldigung. Sprich weiter.” “Man sollte Spielraum lassen, denke ich. Interpretationsraum. Ob jemand ein kurzes oder langes Kleid tragen möchte, ob man aussehen möchte wie eine Fee...” “Die Frage ist nur, ob mit oder ohne Maske.” Sie schwiegen. “Ich bin für ohne.”, entschied Rose dann. “Gut. Also ist unser Motto ‘Winter Wonderland’ und der Dresscode ‘traumhaft schön’, oder etwas Ähnliches.” “Prima. Dann wäre das ja geklärt.”, stellte sie fest und er sah ihr an, dass sie auf die wichtigen Neuigkeiten wartete. Grinsend ließ er sie noch ein paar Minuten zappeln, wohl wissend, dass sie nicht danach fragen würde. “Also, ich habe mit McGonagall noch über etwas anderes gesprochen, dass sie genehmigt hat.” Roses Augen wurden vor Vorahnung groß. “Sie ist mit Schnuppertanzstunden einverstanden.” Die Rothaarige machte einen sitzenden Freudenhüpfer und klatschte aufgeregt in die Hände.
 “Wie fabelhaft! Mein Bruder wird sich unglaublich freuen! Danke, Scorpius! Das obwohl du doch eigentlich dagegen warst.” Er zuckte herab spielend mit der Schulter und goss ihr noch mehr Tee ein. Augenblicklich begann sie von Möglichkeiten zu schwärmen und er lauschte interessiert, bis sie an den Punkt gelangte, an dem sie auf seine Uhr schielte. “Bitte geh noch nicht.”, platzte es erneut aus ihm heraus und sie lächelte wie erwartet ihr unsicheres Lächeln. “Scorpius-” “Ich weiß, es ist schon spät.” Nervös schluckte er den Kloß in seiner Kehle hinunter. “Ich will dir noch was sagen... ich weiß nur nicht, wie es geht.” Überrascht hob sie die Brauen. “Hast du was angestellt?” “Nein.”, beteuerte er. “Na dann, raus mit der Sprache.”, forderte sie scherzhaft. Da er so heftig mit sich selbst zauderte, tat er das dümmste, was er tun konnte - nämlich das, was Albus ihm geraten hatte. “Ich dachte immer, das ist leichter.”, plauderte er hinaus, wie er sich fühlte. “Ich dachte immer, das ist doch kein Problem.” Ein nervöses Lachen kam ihm über die Lippen und Rose sah beinahe besorgt aus. “Ich werde schon nicht wütend sein.”, versicherte sie ihm, offenbar immer noch der Ansicht, dass er etwas sehr Übles verbrochen hatte. “Jetzt sitz ich hier wie ein Kaninchen vor der Schlange und ich fühle mich, wie gelähmt.” Kurz schmunzelte er selbst über die Ironie seines Satzes. ‘Ich muss es sagen, ich weiß nur noch nicht wie. Ich muss es ihr sagen, jetzt oder nie.’, feuerte Scorpius Gehirn ihn an. Er schwieg zu lange. Verwirrt griff sie nach ihrer Tasche. “Ich würde dann eigentlich jetzt gehen, Scorpius.” “Nein, bitte geh noch nicht.” ‘Am besten gehst du nie.’, flehten seine Gedanken, die er mit aller Kraft unterdrückte. “Ich hab’s dir schon so oft gesagt, in meiner Phantasie.”, faselte er und ihr entfuhr ein nervöses Lachen. “Klingt nach einem Aufreißerspruch von dir.”, äußerte sie ihre Bedenken und wollte sich erheben, also kam er ihr zuvor und sprang auf die Füße, sodass sie vor Schreck wieder in den Sessel fiel. “Bleib noch ein bisschen hier, bitte geh noch nicht.”, würgte er hervor, seine Hände zu verzweifelten Fäusten geballt. Ihr Gesichtsausdruck war nun überzogen von ernsthafter Sorge. “Was ich versuche dir zu sagen ist -” ‘Ich liebe dich!’, feuerte ihn sein Kopf an. ‘Ich weiß nicht, wie es geht.’, rief er eben diesem innerlich zu und starrte in ängstlicher Erwartung die zu ihm aufsehende Rose an. “Du hast wunderschöne Lippen.”, brach es aus ihm heraus und ihre Mine wurde ungläubig. “Bitte?” Er setzte sich wieder und versuchte möglichst natürlich und leicht beschämt zu lächeln. “Deine Lippen sind die schönsten, die ich je gesehen hatte.” In ihrem Kopf schienen sich angestrengt die Rädchen zu drehen und er konnte es gut nachvollziehen. Er, der absolute Mädchenschwarm, hatte eine geschlagene halbe Stunde gebraucht, um ihr ein Kompliment zu machen. “Machst du Witze?”, fragte sie noch immer unsicher. “Nein, wirklich. Sie sind toll. Ich kenn mich mit Lippen aus, glaub mir.” Sie verzog das Gesicht. “Du hast mich herbestellt, um mir zu sagen, dass du meine Lippen schön findest.” “Ja.” Es war, als schrie sein Gehirn ihn an vor Horror. “Nein.”, korrigierte er sich also und rieb sich die Stirn. “Ich dachte mir, dass du die Sache mit dem Tanzen bestimmt so bald wie möglich wissen wollen würdest.” “Richtig.” “Dann hast du hier vor mir gesessen und mich einfach in deinen Bann geschlagen. Einem Mädchen sollte man sagen, wenn etwas toll an ihr ist.”, schwafelte er sich aus der bescheuerten Situation heraus. “Erzählst du so was immer, wenn du jemanden rumkriegen willst?” “Ich will dich nicht rumkriegen, wir haben ja schon geklärt, dass es bei dem Kuss bleibt. Deswegen habe ich so lange gezögert, es dir zu sagen. Weil wir ja nur Freunde sind und du das nicht missverstehen solltest.” 
“Aha. Also dann, danke.” Ihr Misstrauen war nicht zu überhören. “Ach, kleine Löwin. Tut mir leid, wenn das blöd war. Vielleicht weißt du aber ja gar nicht, was für ein Männermagnet du sein könntest, wenn du dich gewissermaßen präsentieren würdest.” Und er war zurück bei seinem leicht überheblichem, triezendem Selbst. Interessanterweise schien sie dieser Fakt zu erleichtern. “Ich fühle mich geehrt von deiner Bewertung. Jetzt weiß ich gleich, was ich besser machen kann. Da werde ich mir mal direkt die Brüste aufpolieren lassen.” Ihr Ton schien gleichermaßen genervt und amüsiert. Gerne hätte er ihr gesagt, dass mit ihren Brüsten bestimmt nichts falsch war, doch er unterließ es. “Danke, für die Tanzsache. Wir sehen uns demnächst?” Er stand auf. “Ja, ja genau. Keine Sache. Bis dann.” Sie ging und mit und mit normalisierten sich seine Atmung und sein Puls. So trottelig hatte er sich nie verhalten. Auf jeden Fall hatte sie ihm nun verdeutlicht, dass sie wirklich nicht das geringste Interesse an ihm hatte und er sie sich aus dem Kopf schlagen konnte. Nur gut, dass er ihr kein Liebesgeständnis vor die Füße gekotzt hatte. Nachdem Rose sich zum hundertsten Mal für ihr Zuspätkommen beim Mädelsabend entschuldigt hatte, verziehen ihr ihre Freundinnen und nun tummelten sie sich auf den Betten des Gryffindormädchenschlafsaals. Roxanne hielt die HexenTeen in der Hand und bearbeitete für sie alle ein Quiz. “Ist euch im Job der Spaß oder der Erfolg wichtig?” “Oh, definitiv der Spaß.”, sagte Dominique bestimmt. “Ich will schließlich etwas tun, was ich liebe.” “Aber wenn du darin nicht gut bist, bringt es auch nichts, oder?”, gab Amy zu bedenken. Roxanne kritzelte also ein A und ein R neben Erfolg und ein D neben Spaß. Dann blickte sie erwartungsvoll zur Dritten im Bunde. Rose betrachtete sich kritisch im kleinen Handspiegel ihrer Muggelgroßmutter. “Findet ihr meine Lippen schön?”, fragte sie aus dem Nichts. “Aus der Sicht einer Frau oder eines Mannes?”, war Domes Gegenfrage. “Ähm, Frau natürlich.” Roxanne, die beleidigt war wegen der Unterbrechung ihres Quizzes, antwortete: “Hässlich. Ich würde deine Lippen richtig schlecht denken oder reden, um meine aufzuwerten.” Rose stutzte. “Okay, dann aus der Sicht eines Mannes.” Dominique musterte die Lippen ihrer Freundin genau. “Ich würde sagen, sie sind schön ja. Sehr hübsch geschwungen, nicht zu blass und nicht zu knallig.” “Ich würde sagen-”, begann Roxanne. “Geil. Weil ein Mann nicht denken würde, wie schön geschwungen deine Lippen sind. Er würde denken, wie gut du ihm damit -” Legere legte Amy ihrer Freundin eine Hand auf den Mund, um diese zum Schweigen zu bringen und lächelte Rose unschuldig zu. “Sie sind wunderschön, Liebes.” “Was ist dir denn jetzt wichtiger? Spaß oder Geld?”, hakte Roxanne nach, sobald sie wieder sprechen konnte. “Wieso Geld?”, empörte sich Amy. “Ich dachte, es ginge um Erfolg?” “Geht das nicht Hand in Hand, Schätzchen?” “Nein! Jetzt klinge ich ja wie so eine geldgeile, oberflächliche Kuh.” “Haben wir dir nie gesagt, dass du das bist?”, scherzte Rose. “Habe doch gesagt, dass Spaß wichtiger ist.”, gab auch Dominique ihren besserwisserischen Senf dazu. “Ich nehme beides.”, antwortete Rose auf die zuvor gestellte Frage. “Das geht nicht!”, lehnte Roxanne ab. “Wieso? Ich will das aber. Blöder Test.” Frustriert warf Roxanne ihre Zeitschrift in eine Ecke und ihre Freundinnen lachten amüsiert.
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