Itami de eien ni musuba von GothicGirl4ever (Für immer im Schmerz vereint) ================================================================================ Kapitel 24: Für immer; Rette mich! ---------------------------------- Kapitel 24 Für immer; Rette mich! Er hatte Angst. Einfach nur verdammt große Angst! Wieso man ihn entführt hatte, wusste er nicht, doch er konnte es sich denken. Kenshin ... Sie wollten seinem Lord etwas antun, ihm schaden und dabei ihn, Shiro, als Druckmittel verwenden. Doch würde der Daimyo überhaupt darauf anspringen? War ihm Shiro inzwischen wirklich so wichtig geworden? Der Junge wollte es glauben, denn dieser Gedanke schaffte etwas Licht in seine aussichtslose Lage und ein wohliges Gefühl breitete sich dabei in seiner Magengegend aus. Gefesselt lag Shiro auf einem Pferd und wurde die ganze Zeit über ordentlich durchgeschüttelt, da der Reiter, der vor ihm auf dem Pferd saß, es anscheinend sehr eilig hatte. Doch wohin er so schnell wollte, konnte Shiro nicht sehen, da man ihm eine Art Sack über den Kopf gestülpt hatte. Dass er darin kaum Luft bekam, musste er nicht noch erwähnen, oder? Und so ging er immer wieder alle Möglichkeiten durch, wohin man ihn bringen könnte. Er wusste ja nicht einmal, wer eigentlich sein Entführer war! Denn Shiro war sich ziemlich sicher, dass die drei Männer nur auf Befehl einer anderen Person gehandelt hatten. Das war ihm sofort klar gewesen, als die Männer in sein Zimmer gestürmt waren, da sie keinerlei Anstalten gemacht hatten, ihm etwas zuleide zu tun. Sie hatten ihn fachmännisch gefesselt und geknebelt. Bei dieser Erinnerung fuhr ein eisiger Schauer durch Shiros Körper. Zu diesem Moment war alles so schnell gegangen! Er hatte nicht einmal die Zeit gehabt, zu realisieren, was nun mit ihm geschah ... Jedoch eine Sache hatte er mitbekommen. Wie konnte er auch nicht? Shiro wusste noch ganz genau, wie eine kleine verängstigte Dienerin in den Raum getreten war. Höchstwahrscheinlich hatte sie nur nach Shiros Befinden fragen wollen, da der Alarm geschlagen worden war. Sie hätte sich bestimmt niemals zu denken gewagt, dass die Männer, vor denen sie Shiro warnen wollte, schon bei diesem waren. Erschrocken hatte sie aufgekeucht und hatte offensichtlich flüchten wollen, doch dazu war sie nicht mehr gekommen. Einer der Männer hatte sie grob beim Arm gefasst und sie in den schon zerwühlten Futon gestoßen. Mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht hatte sie zu den vollkommen in schwarz gekleideten Männer geschaut. Kurz hatte ihr Blick dabei den gefesselten Shiro gestreift und war dann an diesem hängengeblieben. Ihr Blick hatte so hoffnungslos, so ängstlich ausgesehen ... Bei dem Gedanken tat Shiro das Herz weh. Er hatte noch nie leidende Menschen ansehen können. Sie berührten ihn einfach viel zu tief. Doch der Moment, in dem sie Shiro flehentlich angesehen hatte, hatte nicht lange verweilt, denn schon war Bewegung in die drei schwarzen Gestalten gekommen. Und sie hatten wirklich schnelle, effiziente Arbeit geleistet ... Dass Shiro dabei zugesehen hatte, konnte er immer noch nicht glauben. Er war sich sicher, dass diese Bilder für immer in seinem Gedächtnis verbleiben würden. Schmerzhaft hatten sie sich in seine Erinnerung gebrannt. Gnadenlos und bei lebendigen Leibe hatten sie die Frau ausgeweidet. Langsam hatten sie ihr erst den Bauch aufgeschlitzt, um anschließend die Organe zu zerfetzten. Das Blut war dabei in Strömen geflossen, war gespritzt und hatte den ganzen Futon und auch den Boden drumherum beschmutzt. Der Anblick war grauenhaft gewesen. Shiro konnte immer noch den Gestank von Blut und Tod riechen. Was wiederum seine Galle hochsteigen ließ und er sofort jeglichen Gedanken verscheuchte. Doch er konnte nicht leugnen, dass er höllische Angst davor hatte, dass man auch so mit ihm umgehen würde. /Kenshin, ich habe solche Angst! Was soll ich bloß tun? Ich will nicht sterben, aber ich will auch nicht, dass sie dir etwas tun! ... Bitte mach nichts Unüberlegtes!/ Denn der Junge wusste nur zu gut, wie spontan der Lord sein konnte. Er konnte Entscheidungen innerhalb einer Sekunde treffen, was er in diesem Fall aber nicht tun sollte. Hier war taktisches Denken notwendig und Shiro betete geradezu, dass der Daimyo zur Abwechslung auch einmal auf seinen Berater hörte, denn dieser war das genaue Gegenteil. Rimasho plante immer alles sehr weit voraus und wog immer alle möglichen Folgen ab. Er war weitaus vorsichtiger als Kenshin. Und genau das brauchten sie jetzt: jemanden mit berechnender Vorsicht ... /Bitte, Rimasho ... Bringe Kenshin dazu, auf dich zu hören!/ Ein stärkerer Ruck riss Shiro augenblicklich aus seinen Gedanken. Unsanft wurde er vom Pferd gezogen und auf den Boden gestellt, doch da sich seine Beine nach dem langen Ritt wie taub anfühlten, knickten sie unter Shiros Gewicht weg und er sank auf den Boden. Daraufhin hörte er ein genervtes Stöhnen und er wurde hochgehoben. Wie einen Mehlsack warf sich einer der Männer den Jungen über die Schulter, was diesem nicht so richtig gefiel. Doch ändern konnte er es auch nicht, also ließ er es ohne Wiederworte geschehen. Nicht lange trug man ihn in dieser unangenehmen Position, da sie ziemlich bald ein Gebäude betraten. Dies vermutete Shiro, da es urplötzlich sehr viel wärmer wurde und auch jegliche Geräusche verschwanden, wie das Rauschen des Windes oder das Wiehern der Pferde. Überrascht quiekte Shiro auf, als der Mann, der ihn bis eben getragen hatte, ihn einfach auf den Boden warf und ihm anschließend den Sack vom Kopf riss. Sofort sah sich der Junge mit großen Augen um, erblickte jedoch nur einen ganz gewöhnlichen Fürstenraum. Also einen prachtvollen Raum, wie ihn jeder höhergestellte Mann hatte. Dass er bei der Einschätzung des Raumes an das Wort 'gewöhnlich' gedacht hatte, würde ihn unter anderen Umständen zum Lachen bringen. Denn bevor Shiro Kenshin getroffen hatte, hatte er sich nicht mal vorstellen können, wie ein solcher Raum aussah. Alles wirkte teuer und edel. Selbst die Tatamimatten am Boden sahen aus, als hätte man nur das beste Material für sie verwendet. Was Shiro jedoch wunderte, war die Tatsache, dass er sich nun in diesem Fürstenzimmer aufhielt, er aber weit und breit weder ein Daimyo noch Vasallen ausfindig machen konnte. Lediglich er und seine Entführer waren im Raum. Zu Letzteren wollte er sich jedoch nicht umdrehen, da er erstens einfach Angst hatte, womöglich noch Spuren von der Ermordung der unschuldigen Dienerin an ihnen zu finden, und zweitens, da er nicht wusste, wie die Männer reagieren könnten, falls er sich umdrehte. Und Shiro wollte ehrlicherweise nicht wirklich ausprobieren, was beim letzteren Fall passieren könnte. Also wartete er, still sitzen bleibend und nicht wissend, worauf er wartete. Nach guten zehn Minuten wurde er langsam nervös, da er keine Ahnung hatte, was das Ganze nun bedeuten sollte. War er vergessen worden? Oder war es der Plan seines Entführers, ihn warten zu lassen? Immerhin hatten diese hohen Tiere so eine eigenartige Eigenschaft an sich: Sie mochten es, andere warten zu lassen, weil sie selber sich dann wichtiger fühlten, was Shiro jedoch nicht nachvollziehen konnte. Er fand diese Vorgehensweise schlicht und einfach idiotisch. Dies würde er aber seinem Entführer niemals sagen, denn das würde einem Todesurteil gleichkommen. In Gedanken versunken, ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen, erblickte jedoch nichts besonderes. Doch plötzlich blieb er an einer der Papierwände hängen. Irgendwie kam ihm diese Wand anderes vor, so als ob jemand hinter ihr stünde. Denn Shiro konnte zwar nur etwas Verschwommenes, aber trotzdem eindeutig einen Schemen hinter dieser einen Papierwand erkennen. Lange verweilte sein Blick auf dieser Wand, denn der Gedanke, die ganze Zeit über beobachtet zu werden, behagte ihm nicht gerade. Und dann tatsächlich! Ein gedämpftes Lachen erklang und nahe der Stelle, die Shiro fixiert hatte, glitt eine Shoji zur Seite und ein prunkvoll gekleideter Mann betrat den Raum. Er war nicht besonders alt. Ungefähr in Kenshins Alter, vielleicht drei oder vier Jahre älter, mehr aber auch nicht, schätzte Shiro. Und der Mann sah sehr selbstsicher aus. Allein schon von seinem Gang, seiner gesamten Art, sich zu bewegen, konnte Shiro schließen, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Samurai handelte. So, wie dieser Mann aussah – Shiro schluckte –, musste er ein Daimyo sein. Was Shiros Lage noch um das Tausendfache verschlimmerte! Wäre es ein Samurai, der nach Vergeltung dürstete, könnten Kenshin und Rimasho ihn mit Leichtigkeit überwältigen. Da ein Samurai einfach nicht genug Mittel hatte, um einen Daimyo zu bezwingen. Bei einem Daimyo sah die ganze Sache aber schon sehr viel anders aus. Denn wenn es sich hierbei wirklich um einen Daimyo handelte, könnte es ziemlich bald Krieg geben. Krieg, der zu Anfang nur zwei Provinzen betreffen würde, aber da andere Daimyos immer scharf darauf waren, irgendjemanden zu verraten, sich irgendjemandem anzuschließen, könnte sich dieser Krieg schon nach kürzester Zeit auf ganz Japan übertragen. /Scheiße! Und das alles nur meinetwegen!/ Dass es nicht wirklich seine Schuld war, wollte Shiro sich nicht eingestehen, denn es fühlte sich gut an, einen Schuldigen zu haben. So hatte er wenigstens eine Person, gegen die er seine Wut lenken konnte. Also sich selbst. Innerlich verfluchte er sich selbst, zeigte sich aber nach außen sehr ruhig. Aufrecht saß er auf dem Boden und zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er musste stark bleiben. Für Kenshin! Er durfte keine Schwäche zeigen, denn seine Schwäche wäre Kenshins Schwäche. Also zeigte Shiro nichts von seiner Angst und blickte gleichgültig zu dem Daimyo empor. Dieser stand mittlerweile schon direkt vor ihm und musterte ihn eingehend. Nach unendlicher Zeit, wie es Shiro erschien, hoben sich die Mundwinkel des Daimyos zu einen angedeuteten Lächeln und er begann zu sprechen. "Ich bin Takeda Shingen und Euer Gastgeber für die Zeit Eures Aufenthalts", verkündete er festlich. Ganz so, als sei Shiros Aufenthalt hier ein freudiger Anlass zum Feiern. Wieder blickte Takeda prüfend zu Shiro, da dieser nichts erwiderte. Denn auch, wenn er wissen würde, was er sagen sollte, hätte er es nichts gesagt, da er Angst davor hatte, dass seine Stimme möglicherweise zittern könnte und somit zeigen würde, dass es sich gar nicht so sicher fühlte, wie er sich gab. Sein Schweigen machte dem Daimyo aber anscheinend nichts aus, denn er ignorierte es gekonnt. "Ich vermute einmal, dass Ihr Shiro seid, wenn ich mich nicht irre. Aber natürlich irre ich mich nicht. Ich irre mich nie!", rief Takeda aus und fing daraufhin an, schallend zu lachen. /Ich glaube, mir wird gleich schlecht .../ Dann aber verstummte das Lachen so plötzlich, wie es angefangen hatte, und der Lord blickte zu den drei sich im Hintergrund haltenden Männern. "Verschwindet!", lautete sein Befehl und sofort entfernten sich die Männer. Nun waren nur noch Shiro und Takeda im Raum. Diese Aussicht behagte dem Jungen nicht sonderlich, was nicht bedeuten sollte, dass er sich bei Anwesenheit der drei schwarz gekleideten Männern besser gefühlt hatte! "Also, Shiro ...", schlug der Lord nun eine ganz andere Tonlage an, die den Jungen erzittern ließ. Der Daimyo ignorierte es. "Ich kann Kenshin durchaus verstehen ... So einen hübschen jungen Mann würde ich mir auch zum Betthäschen machen", meinte der Lord dreckig grinsend. Augenblicklich wurde dem Jungen speiübel, denn er hatte da schon so eine Idee, was ihm der Lord sagen wollte. Oder eher was er mit ihm tun wollte. Nun trat Takeda noch näher an Shiro heran und befahl ihm aufzustehen. Dieser leistete dem Befehl sofort Folge, wenn auch alles in ihm danach schrie, sich einfach umzudrehen und abzuhauen. Doch sein Verstand siegte, da er wusste, dass jeglicher Fluchtversuch die Lage nur noch verschlechtern würde. Denn entkommen konnte Shiro nicht. Er wusste ja nicht einmal, wo er sich momentan befand! Nachdem sich Shiro vollkommen aufgerichtet hatte, straffte er seinen Rücken und blickte zu Takeda. Irgendwie bereitete es dem Jungen eine bittere Befriedigung, dass der andere Mann nur minimal kleiner war als er selbst. Somit musste der Junge nicht zu diesem Arsch aufsehen. In allen Sinnen des Wortes ... Ha ha, sein Humor ließ echt zu wünschen übrig ... Takeda aber schien nicht einmal zu merken, dass er kleiner war. Ohne zu zögern streckte er seine Hand nach Shiros Wange aus und streichelte diese. Der erste Impuls des Jungen war es, aufzuschreien und erschrocken die Hand des anderen wegzuschlagen, doch er besann sich und tat es nicht. Denn die Folgen könnten gravierend sein. Angewidert schloss Shiro seine Augen, denn er wollte dieses hässliche Gesicht vor sich nicht sehen. Nicht, dass Takeda wirklich hässlich war, er war wohl eher durchschnittlich, doch in Shiros Augen war dieser Mann der hässlichste, den er jemals erblickt hatte. So ganz anders als Kenshin, welcher schon beinahe überirdisch schön aussah ... /Fast wie ein Engel ... mit seinen langen, schwarzen Haaren, den dunklen, verführerischen Augen, den sanften Händen .../ Bei diesen Gedanken suchte Shiro Trost und fand ihn auch zum Teil. Als er jedoch danach wieder seine Augen öffnete, erschrack er innerlich nur noch mehr, denn irgendwie hatte er gehofft, dass, wenn er die Augen öffnete, er Kenshin vor sich sehen würde und dass dieser sagen würde, dass die letzten Stunden nur ein Traum gewesen wären. Wohl eher ein Alptraum ... Da Takedas Hand immer noch auf seiner Wange ruhte, konnte Shiro sich nicht vom Fleck rühren. Stocksteif stand er da und wartete, bis der Daimyo plötzlich auflachte und seine Hand wegnahm. "Na na ... an das Gefühl meiner Hände wirst du dich wohl gewöhnen müssen", lachte der Lord und ging zur Tür, aus der er gekommen war. "Denn ab heute wirst du sie des Öfteren spüren müssen", sagte der Lord beim Rausgehen, ohne sich umzudrehen. Zurück ließ er einen angewiderten, verschreckten Shiro. Als dieser sich sicher war, dass er alleine war, knickten ihm die Beine erneut ein und er sank auf den Boden. Ohne es vermeiden zu können, lösten sich mehrere Tränen aus seinen Augen. Wütend wischte sich Shiro über die Augen. Er durfte keine Schwäche zeigen. Er musste doch stark bleiben. Für Kenshin! Doch immer neue Tränen kamen nach, ab und an gefolgt von einem Schluchzen. Und ehe er sich versah, lag Shiro auf dem Boden, weinend und schluchzend wie ein kleines Häuflein Elend. /Großer Gott ... Kenshin ... rette mich!/ ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~ Hydes Schrei hallte in seinem ganzen Körper wieder. So einen schmerzerfüllten, leidvollen Schrei hatte Kenshin noch nie in seinem Leben gehört. Und das musste etwas bedeuten, denn er hatte schon genügend Menschen Schreie des Leidens entlockt. Schon genügend Menschen hatte er Schmerzen zugefügt, doch nie hatte ihn einer ihrer Schreie bis ins Mark erschüttert. Erschrocken drehte er sich um und wusste nicht, was ihn erwartete. Und was er sah, ließ in innerlich entsetzt aufkeuchen, doch sein Körper reagierte augenblicklich. Blitzschnell streckte er seine Arme nach Hyde aus und, als er ihn erreichte, nahm er seine ganze Kraft zusammen und stieß den Vampir die Treppe runter. Geräuschvoll polterte Hyde sämtliche Stufen nach unten. Bestimmt mehr als dreißig bis vierzig steinige Stufen! Was sich der Vampir bei seinem Sturz alles brach, vermochte der Daimyo nicht zu sagen. Aber bestimmt mehr als genug! Unten angekommen schlug sich Hyde den Kopf an der Steinwand auf und blieb anschließend reglos liegen. Augenblicklich hastete Kenshin zu dem Vampir. Wie von Sinnen nahm er immer mehrere Stufen mit einmal und stolperte dabei regelmäßig über seine eigenen Füße. Rimasho, der den Moment des Schocks überwunden hatte, folgte dem Daimyo. Unten angekommen, nahm Kenshin den Vampir sofort in seine Arme und untersuchte die Wunden. Sie waren grauenhaft! Im Vergleich zu der einfachen Platzwunde, die sich Hyde bei seinem Sturz zugezogen hatte, wirkten die Schäden, die ihm die Sonne zugefügt hatte, bestialisch! Überall war Hydes Haut verbrannt, teilweise auch vollkommen verschwunden. An einigen Stellen, die nicht von seinem Hemd oder seiner Hose verborgen wurden, schälte sich die Haut vom Fleisch ab. Der Anblick war ekelhaft und grausam, doch Kenshin konnte nicht wegsehen. Hydes linke Hand, welche er sich schützend vors Gesicht gehalten hatte, hatte anscheinend am meisten Schaden genommen, denn das, was noch übrig geblieben war, war nicht mehr als eine widerliche Masse vertrockneten und verbrannten Fleisches, zwischen dem auch an einiges Stellen das Weiß der Knochen darunter schon zum Vorschein kam. Die Galle stieg in Kenshin hoch, doch er würde immer noch nicht abhauen. "Hyde, wach auf! Hyde! Hyde!", versuchte er den Vampir zu wecken, doch ohne Erfolg. Mittlerweile hatte auch Rimasho ihn unten erreicht. Berechnend sah er zu dem Vampir und schüttelte dann den Kopf. "Kenshin ... er ist-", wollte er ansetzten, doch der Lord ließ ihn nicht zu Ende sprechen. "Halt dein verdammtes Maul, Rimasho, und hör auf, so einen Unsinn zu reden! Hilf mir lieber, Hyde zu wecken!", fauchte der Daimyo. Er musste Hyde retten! Unbedingt! Auch wenn er nicht so recht wusste, wie er es anstellen sollte. Verzweifelt rief er immer wieder nach dem Vampir und suchte krankhaft nach einer Möglichkeit, Hydes Leben zu retten. Denn die Verletzungen, die er erlitten hatte, waren alles andere als normal. Ein natürlicher Mensch wäre auf der Stelle gestorben. Denn Menschen- Verdammt, das war doch die Lösung! Kenshin schallt sich selbst für seine Dummheit. Dass er nicht schon viel früher auf die Idee gekommen war! Hyde war kein Mensch und das war die Lösung! Er brauchte nur noch mehr von Kenshins Blut und schon würde sich sein Körper wieder regenerieren können! Angeheizt durch die Aussicht, Hyde retten zu können, zerrte Kenshin an seinem Kimono. Rimasho, der bis dahin schweigend neben dem Lord gestanden hatte, hob teils überrascht, teils verunsichert seine Augenbrauen. Denn aus Kenshins Aktion wurde er nicht schlau. Nachdem sich Kenshin seinen Kimono so heruntergezogen hatte, dass sein Hals frei lag, klingelte es endlich bei dem Berater. Sofort machte er Anstalten, sich dem Daimyo zu nähern, doch es war schon zu spät. Bestimmt hob Kenshin Hyde ein kleines Stück höher und drückte dessen Gesicht in seine Halsbeuge. "Kenshin, du hast heute schon zu viel Blut verloren", mischte sich der Berater ein, doch Kenshin nahm ihn kaum wahr. "Hyde. Hyde, bitte wach auf. Du musst trinken", sagte der Daimyo mit fester Stimme und tatsächlich öffneten sich die Augen des Vampirs flatternd. Stöhnend sah er sich orientierungslos um, bis sein Blick wieder an Kenshin haften blieb. Da der Hals des Daimyos so nah war, konnte Hyde nur zu gut das warme, süße Blut unter der Haut spüren. Als Reaktion darauf wuchsen Hydes Fangzähne sofort auf ihre maximale Länge. Und schwach wie Hyde war, näherte er sich langsam dem Hals Kenshins, welcher einen solch betörenden Duft von sich gab. "Ja, so ist es gut ... Du brauchst Blut, Hyde, mein Blut", flüsterte Kenshin leise. Jedoch hätte er mit Hydes Reaktion auf seine letzte Aussage nicht gerechnet. Zitternd und mit hungrigem Blick entfernte sich Hyde von dem ihm dargebotenen Hals, so weit es nur ging. Verwirrt sah Kenshin den Vampir an. "I-ich kann n-nicht ... h-hab schon zu viel v-von deinem B-Blut", stotterte der Vampir schwach. Seinen Hunger konnte man nur allzu gut sehen. Dass er sich immer noch im Griff und nicht zugebissen hatte, beeindruckte den Daimyo. Als auch seinen Berater, welcher die ganze Zeit über auf Kenshin eingesprochen, jedoch aber kein Gehör gefunden hatte. "Kenshin, er hat Recht, du-", wollte Rimasho wieder einmal einwenden. "Aber Hyde! Du brauchst Blut, sonst stirbst du!" Daraufhin schaffte es der Vampir tatsächlich, sich ein raues Lachen abzuringen. Was dieses zu bedeuten hatte, konnte sich der Daimyo nur zu gut verstellen. "Ich werde dich nicht sterben lassen!", sagte er mit kalter Stimme und griff nach Hydes Haarschopf. Fest drückte er den Kopf des Kleineren in seine Halsbeuge, was den anderen unwillkürlich aufknurren ließ. Und mit Triumph stellte Kenshin fest, dass der Wille des Vampirs gebrochen war und er nun doch sein Blut trinken würde. Zitternd leckte Hyde über Kenshins Schlagader, was diesen erzittern ließ. Aus Wohlwollen, versteht sich. Doch so weit sollte es nicht kommen, denn Rimasho musste wieder einmal mitmischen. Leicht zog er Hydes Kopf von Kenshins Hals weg. "Rimasho, was soll-", empörte sich der Daimyo auch sofort. "Ich gebe ihm mein Blut", sagte der Berater daraufhin bestimmt. Sein Beschluss war deutlich und unantastbar. Er meinte, was er sagte. Kenshin war baff. "Aber Rimasho ... wieso?" "Weil du schon genug Blut verloren hast. Ich kann nicht riskieren, dass du stirbst." "Aber er könnte dich aussaugen!!", schrie der Daimyo aus. Er hatte Angst um seinen engsten Freund. Was mit ihm selber passierte, konnte ihm egal sein, aber Rimasho durfte nichts passieren. Doch als Kenshin wieder zu seinem Berater schaute, sah er, dass seine Aussage den anderen in seinem Vorhaben nur noch bekräftigte. "Bitte Rimasho, tu das nicht", flüsterte der Lord. "Und dafür riskieren, dass dir etwas geschieht? Nur über meine Leiche!" Und mit diesen Worten kniete er sich neben Hyde und entzog den schlaffen Körper Kenshins Armen. Bestimmt drückte er Hydes Gesicht, so wie Kenshin es vorher getan hatte, in seine Halsbeuge. "Rimasho ...", setzte der Daimyo an, konnte aber nicht zu Ende reden. "Kei! Trink mein Blut!" Die wieder geschlossenen Augen öffneten sich und Hyde wirkte reichlich verwirrt, dass er an Rimashos Hals gedrückt wurde und nicht an Kenshins. Doch mehr klare Gedanken konnte er nicht aufbringen. Vorsichtig setzte er seine Fänge an die weiche Haut, denn auch dem Berater wollte er so wenig Schmerzen wie möglich bereiten. "Saug mich aber bloß nicht aus", spottete Rimasho noch, bevor sich dann blitzschnell Hydes Zähne in seinen Hals gruben. Rimashos Blick wurde für einen Moment glasig, klärte sich aber nach kurzer Zeit wieder. Kenshin, der dem Berater genau gegenüber saß, beobachtete diesen die ganze Zeit besorgt. Bereit, jeden Moment einzugreifen, falls er merkte, dass Hyde zu viel trank. Und so zerrann die Zeit allmählich. Bis Hyde sich dann ruckartig von Rimashos Hals löste und keuchend vor diesem sitzen blieb. Rimasho, der ebenfalls ziemlich mitgenommen aussah, hielt sich seinen blutenden Hals. "Rimasho, geht es dir-", fragte der Lord auch sofort besorgt. "Ja, alles gut", beschwichtigte der Berater augenblicklich, doch die Kraftlosigkeit in seiner Stimme konnte er nicht verbergen. Prüfend sah Rimasho an sich selbst herab und bemerkte, dass sein heller, edler Kimono einige Blutspritzer abbekommen hatte. "Verdammt! Und dabei gehörte der zu meinen besten!", murrte der Berater. Sofort fing Hyde an, sich zu entschuldigen, was der Berater jedoch mit einer wegwerfenden Bewegung abtat. "Lasst mich wenigstens die Blutung stoppen", bot Hyde an und der Berater nickte zur Zustimmung. "Nicht erschrecken", warnte Hyde und näherte sich wieder Rimashos Hals. Dieser versteifte sich augenblicklich, blieb aber an Ort und Stelle sitzen. Sanft fuhr Hydes Zunge über Rimashos Wunde und unwillkürlich durchzuckte ein Stich der Eifersucht Kenshin. Er konnte es nicht ansehen, wie zärtlich Hyde mit Rimasho umging. /Also ist er doch zu all seinen Blutspendern so zärtlich. Ich bin nichts Besonderes ... Er tut es bei jedem so sanft./ Diese Erkenntnis schmerzte, doch wenigstens wusste der Daimyo nun, woran er war. Er war lediglich eine Blutquelle. Mehr nicht ... Nachdem die Wunde sich geschlossen hatte, sprang der Berater geradezu auf. Dass er dabei ins Straucheln kam, da er kaum Kraft in den Beinen hatte, versuchte er zu überspielen, indem er sich rechtzeitig an eine Wand lehnte. Auch die anderen erhoben sich nun. "Berater Kuriyu. Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie mir ihr Blut gegeben und mir somit das Leben gerettet haben", bedankte sich Hyde förmlich. Wieder winkte Rimasho ab. "Schon gut, schon gut. Solange ich nicht noch einmal meinen Hals herhalten muss, ist alles schön und gut. Und bitte. Wenn wir unter uns sind, brauchst du nicht so förmlich sein. Ich mag es nicht und du hast dich vorher auch nicht drum geschert." "Alles klar ... Berater Kuriyu." "Hab ich nicht gesagt du sollst ... ach, vergiss es! Lasst uns gehen! Ich habe ein für alle Mal genug von diesem Kerker! Ich werde sicher die nächsten zwanzig Jahre nicht mehr herkommen!", murrte der Berater und versuchte mühsam, die Treppe zu erklimmen. "Äh, Rimasho, schon vergessen, dass Hyde momentan nicht raus kann", mischte sich Kenshin ein. Daraufhin blieb der Berater stehen und drehte sich auf der Stufe um. Er schien nachzudenken. Kenshin kam ihm aber zuvor. "Ich bleibe hier bei Hyde. Du kannst dich ausruhen gehen. Wenn die Sonne untergeht, werden wir schon rauskommen. Kein Problem." Der Berater nickte nur zum Einverständnis und erklomm unter leisem Keuchen die Treppe. Als er verschwunden war, drehte sich der Daimyo zu dem Vampir um. "Wie viel Blut hast du ihm eigentlich genommen?", fragte Kenshin neugierig. "Nicht mehr als dir vorhin", sagte Hyde grinsend und strich sich seine Kapuze aus dem Gesicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)