生花 - Ikebana von abgemeldet (Sesshōmaru & Rin, 12 Jahre nach dem offiziellen Ende.) ================================================================================ Kapitel 5: Der erste Schritt ---------------------------- Der Schock über die Verlobung, von der Rin bisher noch nie etwas gehört hatte, fraß sich von Stunde zu Stunde mehr durch ihren Körper. Er saß so tief, dass sie weder Hunger noch Durst verspürte. Allerdings begriff die junge Frau jetzt erst so richtig, wie naiv Menschen doch waren. War es da noch ein Wunder, warum Dämonen sich einen Spaß daraus machten und sämtliche Dörfer niedermähten? Seit etwa vier Jahren glaubte Rin, einmal eine Zukunft an der Seite ihres geliebten Sesshōmaru's zu haben. Wie man sich doch täuschen konnte! Öfters hatte man hören können, dass vermeintliche niedere Dämonen sich Menschenfrauen zur Braut nahmen. Aber da Sesshōmaru kein niederer Dämon war, sondern der neue Daiyōkai der westlichen Ländereien, war es eigentlich von Anfang an offensichtlich gewesen, dass er niemals eine Menschenfrau an seiner Seite würde haben. Trotzdem hatte Rin oft davon geträumt, einmal zu mehr bestimmt zu sein als nur zu einer Dienerin. Nicht, dass sie diese Art von Bestimmung herabwürdigte, im Gegenteil! Doch sie liebte diesen Yōkai und hätte sich nichts sehnlicher gewünscht, als an seiner Seite zu leben. Allerdings fiel ihr gerade auf, dass sie ihren Wunsch nie genauer ausgedrückt hatte. Stets war in ihren Gedanken manifestiert gewesen, dass es doch logisch war, dass sie seine Frau sein wollte. Doch an seiner Seite war sie auch als Dienstmädchen. Also warum sollte sie sich beschweren? Während eine warme Brise ihr Haar in Bewegung brachte, sodass einzelne Haarsträhnchen ihr Gesicht kitzelte, blickte sie gen Himmel, sitzend im Garten. Die kleinen Steinchen unter ihren Schienbeinen taten mit der Zeit doch ganz schön weh. Trotzdem harrte sie aus, hing ihren Gedanken nach und schalte sich selbst dafür, dass sie wirklich geglaubt hatte, einmal eine Frau eines Daiyōkai's werden zu können. Nichtsdestotrotz aber hatte sein Vater doch eine menschliche Frau an seiner Seite gehabt, weshalb es schließlich auch Inuyasha gab. Es funktionierte also doch, auch wenn der Ausgang tödlich geendet hatte. Aber das hieß doch nicht, dass das gleiche Schicksal nun ebenso zu enden hatte. Rin's Gedanken überschlugen sich, während sie sich selbst wieder Hoffnungen machte, ehe ihr wieder einfiel, dass Sesshōmaru doch gegen Han'yō's war, weshalb sich ihre Hoffnung von selbst begann zu zerstören. Wie grausam die Realität doch sein konnte! Yuki hatte sich indessen nicht von der Stelle bewegt und mit einem Grinsen zugesehen, wie sich Rin beinahe wie eine Puppe starr von der Stelle bewegt hatte. Es war amüsant zu sehen, wie viele Hoffnungen sich Menschen in ihrem kurzen Leben ausmalten, ehe diese niederschmetternd zerfetzt wurde. Schließlich kam Sesshōmaru in die Nähe der Yōkaidame, die sich mittlerweile mit dem Rücken gegen die Holzwand gelehnt hatte. „Du bist hier nicht erwünscht“, ertönte die kühle Stimme des Daiyōkai's. „Oh, Geliebter, sei doch nicht so kalt zu mir“, säuselte sie und blickte mit ihren Gold-Gelben Augen in seine. „Hahaoya*“, ertönte Sesshōmaru's dunkle Stimme, hörbar gereizter. „Du hast wohl vergessen, wer ihr damals zum zweiten Mal das Leben zurückgegeben hat. Also darf ich wohl auch entscheiden, welche Frau sich mein Sohn anlacht“, erklärte sie. „Misch dich nicht ein.“ „Hahaoya... Bin ich Dir so wenig Wert, dass Du mich nicht mit Oka-sama ansprechen kannst?“ Die Yōkaidame zog einen Schmollmund und blickte gespielt gekränkt in die Augen des Mannes, der sie so abweisend behandelte. „Es fällt Dir nichts Besseres ein, als dich als meine Verlobte auszugeben?“ „Ich wollte Dir nur zeigen, dass Menschen schwach sind. Dein werter Vater wollte es nicht einsehen und was ist passiert? Er ist tot. Ich will doch nur nicht, dass mein geliebter Sohn das gleiche Schicksal erleidet“, gab sie theatralisch zurück. „Als kümmert dich mein Schicksal“, antwortete er daraufhin abwertend. Inukami, Sesshōmaru's Mutter, blieb gelassen. Trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass es ihr irgendwo einen Stich versetzte, so wie ihr Sohn mit ihr sprach. Aber sie zeigte es nicht. Das hatte wohl auch ihr Sohn von ihr, Gefühle nicht zu zeigen. Andererseits mochte er mehr von seinem Vater zu haben als ihr lieb war. „Und hör auf, Dir irgendwelche Namen auszudenken“, erwähnte Sesshōmaru, bevor er sich wieder abwandte und mit einem eindeutigen, kühlen Blick in Richtung seiner Mutter zu verdeutlichen, dass sie hier nicht erwünscht war. Wie kam sie auf die Idee, sich jetzt einzumischen? Er war sich sicher, dass sie Rin würde auf die Probe stellen wollen. Das fing ja schon gut an! Grundsätzlich tangierte es ihn nicht, was seine Mutter tat. Fakt war allerdings, dass Rin schon zwei Mal ihr Leben verloren hatte, wegen ihm. Zuerst als kleines Mädchen, während sie für ihn etwas holen wollte und das Dorf von Wölfen angegriffen wurde und einmal, weil sie ihm blind vertraut hatte und in die Unterwelt mit Kohaku gesogen wurde, wo beide von dem Höllenhund gefressen worden waren. Dort hatte Sesshōmaru begriffen, dass Nichts es Wert war, wenn Rin dabei ihr Leben verlor. Er war damals sehr erleichtert gewesen, als Kaede entschlossen hatte, Rin im Dorf zu behalten. Nicht nur, weil sie den Umgang mit Menschen neu lernen musste, um ihnen wieder vertrauen zu können, sondern weil Sesshōmaru auf dem Weg war stärker zu werden. Er hätte das kleine Mädchen, dass er schon damals in sein Herz geschlossen hatte, nur weiteren Gefahren ausgesetzt. Dafür war sie ihm über die Jahre viel zu wertvoll geworden, statt sie weiterhin Gefahren auszusetzen, wo sie womöglich abermals ihr Leben wegen ihm verlieren würde. Das leise Knarren des Holzbodens verriet, dass sich Sesshōmaru langsam dem Garten näherte und das Zimmer verließ, in dem er eben noch eine kleine Unterredung mit seiner Mutter geführt hatte. Die Brise umschmeichelte Sesshōmaru's Gesicht, während sein Blick auf Rin gerichtet war. Dem Mädchen, welches sich nun entscheiden sollte, welchen Weg sie gehen wollte. Doch noch war es nicht dazu an der Zeit, ihr diese Entscheidung aufzubürden. Zuerst sollte sie sich einen Einblick in das Leben hier verschaffen. Dabei war es Sesshōmaru gleich, was seine Mutter dazu für eine Meinung hatte, denn sie hatte sich schlicht und ergreifend hier nicht einzumischen. Würde seine Mutter Rin in Gefahr bringen, so würde er nicht zögern, gegen seine eigene Mutter zu kämpfen. Was wäre Sesshōmaru für ein Dämon und Mann, würde er einem zarten Geschöpf, wie Rin es war, erneut Leid zufügen? Auch wenn ihn andere Menschen nicht interessierten, so war Rin für ihn mehr als nur ein Mensch geworden. „Der ganze Aufwand nur für ein Menschenmädchen“, säuselte Sesshōmaru's Mutter. Ihren wahren Namen würde sie nicht preisgeben. Warum auch? Es hatte niemanden zu interessieren, wie sie in Wirklichkeit hieß. Doch so einfach würde sie es ihrem Sohn nicht machen. Zwar mochte sie sich nur als Verlobte ihres Sohnes ausgegeben haben, während der Zauber auf ihrer Stirn ihr Symbol des Mondes nur falsch herum aussehen ließ, doch Sesshōmaru schien nicht zu begreifen, welch Gefahren er das Mädchen aussetzen würde, würde er sie als Gefährtin akzeptieren. Sein Vater war genauso überheblich gewesen, dies zu unterschätzen. Und der Preis war der Tod gewesen. „Rin.“ Der verklärte Blick der Schwarzhaarigen verschwand, als sie ihren Namen, ausgesprochen von ihm, hörte. Sie drehte ihren Kopf leicht über ihre Schulter, um Sesshōmaru anzusehen. Ohne weitere Worte war klar, dass sie ihm zu folgen hatte, weshalb sich das Mädchen erhob, und ihm hinein in das Innere des Zimmers folgte. Sie hielt sich am Holzgeländer fest, um sich hochzuziehen, während sie diese eine Hürde bestieg, um dort auf die Terrasse steigen zu können, der den Weg des Zimmers ebnete. Wo war seine Verlobte nur hin? Nicht wissend, dass es sich hierbei nur um seine Mutter gehandelt hatte, sah sie sich um. „Sie ist fort“, sagte er mit tiefer Stimme, wissend, warum sich Rin umsah. „Ich... Ich wollte Euch nicht stören, Sesshōmaru-sama.“ „Du störst nicht. Sie ist nicht meine Verlobte, sondern nur mein weiblicher Elternteil.“ “Weiblicher Elternteil? Wer hat meinen Sohn nur zu sowas erzogen!?“ Es war nicht so, dass die hübsche Yōkaidame verschwunden war, noch hatte sie Augen und Ohren, was sein geliebter Sohn zu sagen pflegte. Doch das reichte. So stieß sie sich vom Dach ab, um durch die Wolkendecke zu brechen, um sich vollends zurück in ihre eigentliche Gestalt zu verwandeln, um in ihr eigenes Anwesen zurückzukehren. „Eurer Mutter verdanke ich die zweite Chance auf mein Leben, nicht wahr?“, fragte Rin und holte das Meidou-Amulett hervor, welches sie seit zwölf Jahren um ihren Hals trug. „Kümmere dich nicht darum“, antwortete er darauf. Seine Mutter konnte es nicht verstehen und Sesshōmaru interessierte es auch nicht, was sie zu seinem Vorhaben dachte. Niemand kannte ihn so wie Rin es tat. Warum sollte er sich einer Yōkaidame bemächtigen, die nur auf das Ansehen von ihm aus war? Die ihn niemals so gut kennen würde, wie Rin, auch wenn ein Yōkai einhundert Jahre bei ihm leben würde? Durch Rin hatte er gelernt zu vertrauen und auch Mitgefühl, Angst und Liebe zu empfinden. Auch wenn es Sesshōmaru nicht zeigte, wie sein gestörter Halbbruder Inuyasha. Doch im Gegensatz zu diesem Han'yō war er in der Lage einen Menschen zu beschützen, ob die Tatsache missachtend, dass er Rin zwei Mal in Gefahr gebracht hatte, wo sie ihr Leben verloren hatte. So wie Inuyasha es bei Kikyō getan hatte. Der Unterschied allerdings war, dass Rin lebte, Kikyō nicht. „Ich habe mir seitdem fest in den Kopf gesetzt, Euch niemals zu verlassen, Sesshōmaru-sama“, begann sie zu erzählen, während sie das Meidou-Amulett in ihren Händen hielt, während die Kette dieses Amuletts weiterhin um ihren Hals lag. „Und ich bin Euch sehr dankbar, dass Ihr Euch die letzten Jahre so sehr um mich gekümmert habt, und mich damals als Kind nicht den Wölfen überlassen habt“, sprach sie weiter. Sesshōmaru stand mit dem Rücken zu ihr, doch seine Augen weiteten sich als sie weitersprach. „Sei still“, raunte er, doch er konnte es nicht aufhalten. Warum konnte sie ihren Mund nicht halten? Er hatte damals versagt! Und das nur, weil sein widerlicher Halbbruder ihm den Arm abgeschnitten hatte! Trotz allem: Wäre dies nicht passiert, hätte er Rin niemals getroffen. „Ich habe Euch viel Ärger bereitet und egal was Ihr mit mir vorhabt, Sesshōmaru-sama, ich tue alles, solange ich in Eurer Nähe bleiben darf.“ Der Daiyōkai ballte seine Hand zur Faust, während sich seine langen Krallen in die Handinnenfläche bohrte, bis er die warme Flüssigkeit spürte, die seine Nägel Rot färbte. „Jaken hatte Recht gehabt als er mir sagte, dass ein Menschenleben unbedeutend ist, im Gegensatz zu dem Leben eines Dämons. Wenn ich in fünfzig Jahren oder früher sterben sollte, werdet Ihr mich bald schon vergessen haben.“ Die Erinnerung lebte in ihr auf, wo sie damals als Kind vor einem Grab gekniet und über den Stein gestreichelt hatte, ehe sie ihn fragte, ob Sesshōmaru sich auch an sie erinnern würde, würde sie einmal sterben. Darauf hatte er nie eine richtige Antwort gegeben. „Rede nicht so einen Unsinn!“ „Ihr wäret stärker geworden, hättet Ihr mich damals sterben lassen.“ Das war doch gewiss eine Tatsache, jedoch eine, die Sesshōmaru ganz und gar nicht teilte und ihn so wütend werden ließ, dass er sich mit einem Mal langsam, aber bedrohlich zu ihr herumdrehte und sie mit seinen Augen fixierte. Ihr Blick glitt zu ihm, an ihm herunter zu seiner Hand, an der sie das Blut herunter tropfen sah. Rin weitete ihre Augen, geschockt und fassungslos. „Sesshōmaru-sama!“ Sofort eilte Rin zu ihm, warf sich auf ihre Knie und nahm seine Faust in ihre zierlichen Hände, um sich um diese selbst zugefügte Wunde zu kümmern. Doch sofort entzog Sesshōmaru ihr seine Hand, öffnete seine Faust, um sie blitzschnell um den zierlichen Hals der Schönheit zu legen, sodass sie gezwungen war zu ihm aufzuschauen, wodurch sie sich so weit erhob, sodass Rin nur noch auf ihren Knien „stand“, während sich der Rest ihres Körpers zu ihm nach oben streckte. Zuerst kniff sie erschrocken ihre Augen zusammen, ehe sie diese langsam öffnete, während ihr Herz raste. Sesshōmaru befleckte ihren so hellen und makellosen Hals mit seinem Blut, während sein Daumen sich unter ihr Kinn schob und es anhob. Seine geneigte Haltung zu ihr vertiefte sich, indem sein Gesicht sich ihrem näherte, während er ihr weiterhin tiefer in die Augen sah. „Ich sagte, Du sollst still sein“, knurrte er nun sichtlich erbost. Rin schalte sich, warum sie ihren Mund nicht schon vorher halten konnte. Nun war er sauer und würde dies sicher an ihr auslassen. „Verzeiht“, hauchte sie und schloss ihren Augen, um seinem intensiven Blick ausweichen zu können. „Sieh mich gefälligst an!“, raunte er laut und beinahe ungehalten, sodass Rin ihre Augen sofort öffnete. Doch gegen das unkontrollierte Zittern ihres Körpers, welches begonnen hatte, konnte die Schwarzhaarige nichts tun. Es war furchteinflößend und so sehr sie ihm auch vertraute, so sehr fürchtete und respektierte sie den Daiyōkai. “Er ist ein Dämon, kein Mensch!“ Immer wieder hatte sie dies von anderen Dorfbewohnern gehört, die Sesshōmaru fürchteten. Doch er war alles, was sie in ihrem Leben noch hatte. Und alles, was sie in ihrem Leben überhaupt noch wollte. Sein Gesicht näherte sich ihrem mehr und mehr, bis er ihr so nahe war, dass sein Atem gegen ihre Lippen schlug, die so einladend aussahen, dass sich der Yōkai ihr noch ein Stückchen näherte. Sogar ihr Atem traf seine Lippen wie ein Blitz, bei jedem Atemstoß. Sagen konnte Rin nichts mehr. Würde sie es tun, fürchtete sie, er würde ihr den Rücken erneut zuwenden. Ganz zaghaft und langsam, legte sie ihre eine Hand vorsichtig auf das Handgelenk von ihm. Jeder schnelle Herzschlag Rin's kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Nichts war zu hören, bis auf das Rascheln der Blätter an den Bäumen, die sich unmittelbar draußen befanden, während der Wind durch sie fegte, um sie tanzen zu lassen. „Dummes Ding“, hauchte Sesshōmaru über die weichen Lippen des Mädchens, das er so leicht nicht mehr gehen lassen würde. Die letzten Jahre ohne sie hatte er deutlich bemerkt. Er hatte sich einsamer gefühlt. Doch er war nicht wie Inuyasha, auch wenn sein eigener Stolz ihm manchmal im Weg war. Schließlich brach Sesshōmaru die letzten Millimeter, und legte seine warmen Lippen auf die von Rin, die sich genauso anfühlten, wie sie aussahen: weich. Das Mädchen konnte nicht glauben, was er im Begriff war zu tun und es letztendlich tat. Dennoch schloss sie langsam ihre Lider, um ihr Gesicht nur ganz leicht ihm entgegenzustrecken, sodass sie den Kuss erwidern konnte, den sie sich so lange gewünscht hatte. Jaken lag im Unrecht. Er würde sich an sie erinnern. So lange er lebte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)