Wege des Lebens von Kittykate ================================================================================ Kapitel 16: Familiengespräche ----------------------------- Kaito stand in der Türe zur Küche und sah seine Mutter am Esstisch sitzen mit ihrem Handy in den Händen. Überrascht bemerkte er den sorgenvollen Blick, der auf das leuchtende Display gerichtet war. Immer noch verwirrt über die plötzliche Rückkehr seiner Mama, betrat er die Küche und ging zuerst zum Kühlschrank. Er öffnete diesen und holte einen Saft hervor. Der Oberschüler schraubte den Verschluss auf und setzte die Flasche an seine Lippen. Schon trank er einen großen Schluck aus der Flasche. „Wir haben Gläser“, ermahnte ihn Chikage. So fixiert wie sie auf ihr Mobiltelefon starrte, hätte er nicht angenommen das sie seine Anwesenheit überhaupt bemerkte. „Was machst du da?“ Chikage legte endlich das Handy beiseite und sah zu ihrem Sohn. „Ich habe mehrmals versucht Aoko zu erreichen. Weißt du warum sie nicht an ihr Telefon geht?“ Kaito riss die Augen auf. Mehrere Fragen stellten sich in diesem Moment. Wie kam seine Mutter dazu Aoko zu kontaktieren, seit wann hatten die beiden Kontakt zu einander und warum sorgte sie sich plötzlich so sehr? Wieder griff Chikage nach dem kleinen Telefon und drückte wie wild darauf herum. „Du hast Aokos Nummer?“ Die erste Tatsache, die Kaito sehr verwirrte. „Ja, natürlich. Meinst du, ich gehe ins Ausland und lass dich unbeaufsichtigt?“ Empört stellte der junge Zauberer die Saftflasche auf die Arbeitsfläche, wobei er soviel Schwung hatte, dass er ein wenig Saft verschüttete. Dieses Malheur entging ihm. „Wie bitte?!“ Er trat wütend einen Schritt auf seine Mutter zu. „Du hast Aoko als meinen Wachhund abgestellt?“ Chikage blickte verdutzt auf. „Wie? Nein, sie hat mir nur einen Zwischenbericht geliefert, wenn du wieder etwas in der Schule angestellt hast.“ Entsetzt darüber, dass seine Mutter mit seiner besten Freundin unter einer Decke steckte, verharrte er plötzlich. Seine Gedanken sortierend, zog er den Kopf ein. Wusste seine Mutter von ihm und Aoko und der Trennung? Chikage stand nun auf und ging an ihrem Sohn vorbei. Sie sah den verschütteten Saft, schnappte sich einen Lappen und wischte auf. Dann stellte sie die Flasche zurück in den Kühlschrank. Erst als die Türe geschlossen war, durchbrach sie die Stille zwischen sich und ihrem Sohn. „Ich muss dir nicht sagen, dass ich Aoko sehr gerne mag. Sie ist ein gut erzogenes Mädchen und ich mag sie wie eine Tochter.“ „Aoko ist laut, nervig und aufbrausend“, widerlegte Kaito seiner Mutter murrend. Dabei verschränkte er seine Arme vor der Brust. „Das sind genau die Eigenschaften, die dich von deinem hohen Ross wieder herunter holen. Deinem Ego und deiner Arroganz tut es ganz gut auch mal zurechtgestutzt zu werden. Himmel, du bist inzwischen deinem Vater so ähnlich“, seufzte Chikage. „Du bist nie laut und aufbrausend ihm oder mir gegenüber gewesen“, erwiderte Kaito, wohl weislich das nervig wegzulassen, denn Mamas hatten diese Art einfach an sich. „Inzwischen kann ich mich beherrschen. Glaube mir, Aoko wird das mit den Jahren auch noch lernen.“ Sie drehte sich ihrem Sohn ganz zu und blickte das Ebenbild ihres verstorbenen Mannes an. „Ai ist ein nettes Mädchen aber nicht die Frau, die ich mir für dich wünsche.“ „Mama!“ „Ich weiß, es ist dein Leben und ich werde dir nicht in deine Wahl rein reden, aber dennoch möchte ich dir meine Meinung zu diesem Thema sagen. Irgendwann wirst du mal in das Alter kommen und mit einer Frau vor den Altar treten. Ich möchte, dass du wirklich die Richtige auswählst.“ „Mama, dafür ist es noch ein bisschen früh.“ Kaito lief rot an. Ungewollt verabschiedeten sich seine Gedanken in eine Richtung, die ihm überhaupt noch nicht behagte. Er stellte sich als Familienvater von zwei vielleicht drei Kindern vor, die alle eine Mischung aus ihm und Aoko waren. Aoko... „Sag das nicht, Kaito. Toichi und ich haben uns mit sechzehn Jahren kennengelernt und sofort in einander verliebt. Sobald wir die Schule beendet hatten, entschlossen wir zu heiraten. Ich habe dich mit einundzwanzig bekommen. Dein Papa wurde gerade zweiundzwanzig.“ Chikage seufzte, denn sie spürte, dass der Achtzehn jährige schon gar nicht mehr zuhörte. „Wenn ich doch nur wüsste, ob mit Aoko alles in Ordnung ist.“ Kaito fühlte sich, als hätte ihm jemand Eiswürfel ins Gesicht gedrückt. Es war wirklich an der Zeit die Wahrheit zu sagen. Seine Mutter würde ihm den Kopf abreißen. „Aoko ist im Krankenhaus.“ „WAS?! Seit wann, warum sagst du nichts?“ Er sammelte all seinen Mut, denn wenn seine Mutter richtig sauer war, sollte man nicht in ihrer Nähe bleiben. „Seit einer Woche. Sie wurde angeschossen.“ „Wer ist der Schütze? Warum?“ „Mama, das weiß ich doch selbst nicht. Niemand weiß etwas“, grummelte er. „Wieso hast du das nicht gestern gesagt? Wir hätten sie doch gleich besuchen gehen können.“ Chikage ging hektisch in der Küche auf und ab, doch dann schnappte sie sich ihr Handy, ging hinaus in den Flur und packte Geldbörse, wie auch Mobiltelefon in die Handtasche. Kaito folgte ihr. Unsicher blieb er stehen. „Ich werde sie nicht besuchen.“ Überrascht hielt Frau Kuroba inne und sah ihren Sohn verwirrt an. „Warum nicht?“ „Wir haben uns gestritten und reden nicht mehr miteinander.“ Er stopfte sich seine Hände in die Hosentasche und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. „Dann wird es Zeit, dass ihr euren Streit beilegt.“ Sie hielt inne, überlegte kurz und sah ihren Sohn nochmals genauer an. „Steht diese Ai zwischen euch?“ Kaito hatte noch nie mit seiner Mutter über Mädchen, geschweige denn Liebesdinge geredet. Eigentlich sprach man als Junge mit seinem Vater über solche Themen. Den hatte er nicht mehr. Darum hatte er sich immer ignorant Mädchen gegenüber gestellt, wollte es bei der Freundschaft mit Aoko belassen, seine Gefühle ignorieren und verdrängen, einfach nur ihr bester Freund sein. Nachdem sie von ihrer Oma zurück war, lief alles schief. Zögerlich blickte er auf und sah in die strahlenden blauen Augen seiner Mutter. „Ai ist nur eine Freundin, mehr war sie nicht und wird sie auch nicht sein.“ Das sollte wirklich genügen. Er war achtzehn und würde bestimmt nicht jetzt damit anfangen mit seiner Mutter über Mädchen zu reden. „Dann gibt es auch keinen Grund, dich vor einer Begegnung mit Aoko zu drücken.“ Chikage drehte sich um und öffnete die Haustüre. Auffordernd zeigte sie ihrem Sohn, wo er hingehen musste. „Ich drücke mich nicht“, konterte Kaito genervt. Innerlich wusste er aber sehr wohl, dass er seiner besten Freundin ausgewichen war und eine Begegnung auf die lange Bank geschoben hatte. Gemeinsam gingen Mutter und Sohn zum Bus und fuhren mit diesem zum Stadtkrankenhaus. Chikage besorgte noch im Blumengeschäft in der Klinik einen großen Strauß roter und weißer Rosen und einen kleinen Strauß aus Lilien. Kaito wartete nervös vor dem Laden und zwang sich dazu nicht wegzulaufen. Als dann seine Mama auch noch mit den Blumensträußen herauskam und ihn den großen in die Hände drückte, wurden ihm die Knie weich. Wissend lachte Frau Kuroba ihren Sohn an und ging zur Information um sich zu erkundigen in welchem Zimmer Aoko lag. Erst im Aufzug knurrte Kaito sie an. „Wofür der Strauß?“ „Wenn ihr nicht mehr miteinander redet, hast du großen Mist gebaut. Rosen sind die Sprache der Liebe“, zwinkerte Chikage und sah wie ihr Sohn errötete. Sie konnte ihm nicht die fehlenden Vatergespräche ersetzen, dennoch war sie auch einmal jung und wusste um die Gefühle ihres Sohnes. Wenig später erreichten sie die Etage und dann auch kurz darauf das Zimmer. Chikage Kuroba klopfte an die Türe und öffnete die Türe. Schon erklang ein lautes Schluchzen. Kaito folgte seiner Mutter ins Zimmer mit rasendem Herzschlag und schloss hinter sich die Türe. Überrascht sah er den Besuch der Moris. Auch wenn er Rans Mutter noch nie gesehen hatte, so sah er sofort die Ähnlichkeit. Die braunhaarige Frau mit der Brille saß auf Aokos Bett und tupfte sich die Tränen aus den Augen. Kogoro saß auf Rans Bett, während Conan auf dem Besucherstuhl saß und wartete. Als er den eintretenden Besuch sah, zog er erst verwirrt die Augenbrauen hoch. Nicht die Frau verwirrte ihn, sondern der Oberschüler, der ihm selbst in seiner alten Form sehr ähnlich sah. Überrascht musterte er den jungen Mann, der nur die Frisur ein wenig anders trug. Aokos Blick fiel zuerst auf die Mutter ihres besten Freundes. Überrascht sah sie Frau Kuroba an, die immer wie eine Ersatzmutter für sie gewesen ist. Im ersten Moment verletzte sie, dass er sie noch nicht einmal besucht hatte, dafür aber seine Mama kam, aber dann erschien er auch im Zimmer. Schnell wischte sie sich die Tränen aus den Augen und setzte ein zaghaftes Lächeln auf. „Frau Kuroba, Sie sind zurück?“ „Ja, ich bin hier und habe eben erst erfahren, was dir zugestoßen ist.“ Chikage begrüßte die anderen Besucher und stellte sich dann zu dem Mädchen ans Bett. „Wie geht es dir? Was sagen die Ärzte?“ Ein erneutes herzzerreißendes Schluchzen ertönte von der Frau auf Aokos Bett und Kogoro stand auf. „Eri, wir gehen jetzt erst einmal einen Kaffee trinken.“ Sanft zog Mori seine Ex-Frau auf die Beine und verließ mit ihr das Zimmer. Ran und Aoko blickten den beiden betreten nach. Doch dann blieben Aokos Augen an Kaito hängen. Der Teilzeitdieb sah, dass Aoko und Ran auch geweint hatten. Er sah zum ersten Mal diese verwechselnde Ähnlichkeit zwischen den Mädchen und auch die Ähnlichkeit zu der Frau, die eben aus dem Zimmer geführt wurde. Aber was das bedeutete, wusste er nicht. Dafür spürte er die gesamte Zeit den Blick des kleinen Schnüfflers auf sich. Kudo im Kleinkindkörper... Aber Kaito kannte den Zwerg nicht, das tat nur Kid. Somit ignorierte er die anderen im Raum und ging auf Aoko zu. Sein Herz begann wie wild zu schlagen. Er sah ihre rot umrandeten und geschwollenen Augen. Er sah den traurigen Ausdruck in ihrem Gesicht. Kaito spürte, dass etwas vorgefallen war und dieses Mal hatte es wohl nichts mit ihm zu tun. Ansonsten war er immer schuld an ihrem traurigen Gesicht, aber nun... „Aoko“, hauchte er. Seine Gefühle überwältigten ihn in diesem Moment. Da lag sie, das Mädchen, welches er über alles liebte. Sie war die einzige, die er sich an seiner Seite wünschte. Wegen ihr und für sie, würde er sofort die Zeit zurückdrehen und alles anders machen. Niemals wieder wollte er sie gehen lassen. Aoko sah ihn an. Sie war der Situation einfach nicht mehr gewachsen. Zuviel staute sich in den letzten Wochen an, es war vorbei. Sie konnte nicht mehr stark sein, sie wollte nicht mehr kämpfen. Es war alles zu viel. So lange hatte er sich nicht sehen lassen. Nicht einmal hatte er sich gemeldet. Alle aus ihrer Klasse hatten sie besucht, außer Ai und Kaito. Sie hatte die Blicke der Mitschüler gesehen. Mitleidsvoll, entsetzt, auch wenn niemand etwas sagte, sie spürte welche Gedanken die Klassenkameraden hegten. Sie spürte wieder die Tränen in sich aufsteigen, aber sie hatte genug Tränen vergossen in den letzten Wochen. Es war vorbei. Darum verdrängte sie die aufkommende Trauer und wandelte sie in Wut um. „Verdammt noch mal, was willst du hier, Kaito?!“ Überrascht hielten alle Anwesenden die Luft an. Aokos blaue Augen fixierten ihren Kindheitsfreund, der einen Teil der Schuld trug, warum sie nicht mehr glücklich sein konnte. „Ich will dich nicht sehen! Verschwinde von hier!“ Erschrocken riss Kaito seine Augen auf, zu mehr fühlte er sich nicht fähig. Das waren seine schlimmsten Befürchtungen und sie waren eingetreten. „Wie kannst du es wagen überhaupt noch hier aufzutauchen?!“, Aoko sah ihm an, wie sehr ihn ihre Worte verletzten, dennoch tat sie nichts um aufzuhören. Er hatte ihr wehgetan, hatte sie hintergangen, ihre Freundschaft zerstört und ihr den Glauben an die Liebe genommen. Sie wollte doch nichts weiter, als mit ihm zusammen sein, glücklich werden. Stattdessen ist seit diesem Tag ihr Leben komplett aus den Fugen geraten. Sie hatte ihren besten Freund verloren, wurde angeschossen, erfuhr dass sie nicht die Tochter von Kommissar Nakamori war und ihr ganzes Leben im Grunde ganz anders hätte verlaufen können. Ein klitzekleiner Teil in ihr wünschte es sich sogar. Wäre sie nicht vertauscht worden, sondern wäre sie bei den Moris aufgewachsen, hätte sie niemals Kaito kennengelernt. Sie hätte ihr Herz noch und vielleicht einen Freund, der nicht mit ihr spielte. Ran sah bestürzt zwischen ihrer Schwester und deren Kindheitsfreund hin und her. Conan beobachtete Kaito und fühlte sich an die Situation erinnert, als Kid von Aokos Unfall erfahren hatte. Skeptisch kniff er die Augen zusammen. Chikage starrte Aoko, dann ihren Sohn und wieder Aoko an. Sie verstand die Welt nicht mehr. So hasserfüllt und wütend hatte sie Kommissar Nakamoris Tochter noch nie erlebt. „Ich bin schon bestens informiert, wie intim du mit Ai schon geworden bist. Du hast es ja laut genug in der Klasse verkündet. Und zu mir bist du nicht mal in der Schule offiziell gestanden. Scheinbar bin ich eine Freundin mit der man sich schämen muss.“ „So ist das nicht“, wehrte der sich bis dato verstummte Beschuldigte. „Wie ist es dann?!“, forderte Aoko wütend. „Zwischen Ai und mir läuft nichts. Wir sind nur Freunde.“ Kaito fand seine Stimme wieder. Da saß sie. Das Mädchen welches ihn nicht schlafen ließ, um das sich vierundzwanzig Stunden am Tag seine Gedanken drehten. „Wir haben einen Film gesehen. Es war spät. Sie hat dann bei mir übernachtet. Etwas anderes hab ich auch gar nicht behauptet.“ Er steckte seine Hände in die Hosentasche und blitzte Aoko herausfordernd an. Immerhin redete sie wieder mit ihm. „Was war das auf dem Schuldach?“ „Wir haben uns nur unterhalten“, antwortete Kaito wieder, aber so einfach würde er nach dem Warum keine Erklärung finden. „Das sah mir nicht nach unterhalten aus“, erwiderte die Braunhaarige immer noch wütend, wenn auch nicht mehr so sauer wie am Anfang. „Glaube mir, wir haben einfach nur miteinander geredet. Mehr war da nicht. Wir sind einfach nur Freunde. Du und ich hingegen“, ihm war es unangenehm vor seiner Mutter und den Fremden im Zimmer über seine Gefühle zu sprechen. „Ich weiß schon“, seufzte Aoko und senkte bedrückt die Augen. Leicht drehte sie ihren Kopf zum Fenster. „Wir sind schon lange keine Freunde mehr“, fügte sie traurig hinzu. „Aoko“, setzte er sofort an. Sie hatte es schon wieder missverstanden. Eri und Kogoro betraten das Zimmer, wobei Eri jetzt wesentlich gefasster wirkte, als vor einigen Minuten. „Mama?“ „Es ist alles gut mein Spatz.“ Nun begrüßte die Anwältin Chikage und Kaito. „Mein Name ist Eri Kisaki. Ich bin die Mutter von Ran und...“ Lange blickte Eri ihre totgeglaubte Tochter an. „Aoko“, fügte sie noch hauchend hinzu. Chikage, die noch dabei war die gesagten Informationen der Oberschüler zu verdauen, horchte nun überrascht auf. Sie betrachtete Ran und Aoko, dann wieder Eri, aber sie verstand den Sinn nicht hinter den Worten. Kaito konnte es nicht glauben. Aokos Mutter war damals gestorben, da kannte er sie noch nicht einmal. Er hatte sie erst ein halbes Jahr später kennengelernt. Wie konnte es sein, dass ihre Mutter leibhaftig vor ihnen stand? Conan blieb einfach stumm und beobachtete alles. Aoko traten erneut Tränen in die Augen. Chikage stellte sich nun auch vor. „Chikage Kuroba, ich bin Kaitos Mutter. Kaito kennt Aoko schon von klein auf.“ Sie betrachtete Eri genauer. Und aus diesem Grund wunderte sie sich über das plötzliche Erscheinen dieser Frau. Kogoro trat nun auch auf die kurzhaarige Japanerin zu und stellte sich vor. „Mein Name ist Kogoro Mori. Ich bin Eris Ex-Mann und der Vater der Mädchen.“ Kaito sah zwischen Rans Eltern hin und her und dann betrachtete er seine Freundin. Immer mehr Tränen kullerten aus ihren schönen blauen Augen. Schnell ging er zu ihr und setzte sich zu ihr aufs Bett. „Aoko“, sagte er sanft. „Ich gewöhne mich langsam an den Gedanken. Aber ich mache mir auch Sorgen um meinen Papa. Er ist gestern gegangen und seitdem hab ich nichts mehr von ihm gehört.“ Chikage verstand es immer noch nicht. „Aber wie kann das sein?“ „Aoko wurde vertauscht“, erklärte Mori traurig. „Das Kind der Nakamoris starb bei der Geburt.“ Kaito begann sanft über eine ihrer Hände zu streicheln. „Das ist ja schrecklich. Was musstest du nur alles durchmachen?“ Er senkte betroffen seinen Blick. „Und ich war nicht bei dir.“ Er sprach so leise, dass nur sie es hörte und genau darum sah sie auf und in sein Gesicht. Es tat ihr gut, dass er hier war. Es fühlte sich richtig an, auch wenn sie ahnte, dass seine Nähe nur Schmerzen verursachte. Er war hier und dafür würde sie alles in Kauf nehmen. Auch wenn sie dann endgültig an ihre Gefühlen zerbrach. „Es tut mir so leid, Aoko.“ Ihre Augen trafen seine und sie sah zum ersten Mal seit langem seine Aufrichtigkeit. „Ich werde alles wieder gut machen“, versprach er ihr leise. „Ich werde dich nicht mehr allein lassen.“ Seine Augen hielten ihre gefangen. Sein Druck an ihren Händen wurde stärker, fester. Es war nicht einfach so gesagt, es war sein Ernst. Sie war sein Leben. Chikage stöhnte entsetzt auf. Dann drehte sie sich dem Mädchen zu und sah auf Kaitos Rücken. „Aoko, ich werde Herrn Nakamori besuchen und sehen ob alles in Ordnung ist.“ Dankbar lächelte die Oberschülerin, dann senkte sie wieder die Augen und betrachtete ihre ineinander verschränkten Hände mit Kaitos. „Kaito? Kommst du?“ Der Oberschüler nickte, ließ Aokos Hände los und zauberte den großen Rosenstrauß hervor, den seine Mutter zuvor besorgt hatte. „Für dich.“ „Kaito?“, stotterte Aoko und betrachtete die Rosen. „Wir sehen uns am Dienstag“, antwortete er lächelnd. Auf ihren fragenden Blick hin stupste er sie sanft an die Stirn. „Da ist dein Geburtstag, du Dummerchen.“ Kaito und Chikage verabschiedeten sich von allen und verließen das Krankenhaus. Conan sah zu Aoko. „Er kann zaubern?“ „Ja“, antwortete die Braunhaarige. „Sein Vater ist ein großer Zauberer gewesen und Kaito hat bei ihm viel gelernt.“ Rans Lippen umspielte ein trauriges Lächeln. Kogoro und Eri waren immer noch hin und her gerissen von dieser neuen Situation und Conan lächelte, wobei seine Gedanken im Kreis rotierten. Chikage und Kaito verließen die Klinik. Zuerst schweigend, doch dann brach Kaitos Mutter das Schweigen. „Das arme Kind. Ich werde später noch Herrn Nakamori aufsuchen.“ Kaito reagierte nicht. Zu sehr war er in Gedanken. Beide gingen die Straße entlang an vielen parkenden Autos und bemerkten nicht, dass sie beobachtet wurden. Frau Kuroba spürte, dass ihr Sohn geistig abwesend war und betrachtete ihn besorgt. Sie ahnte schon lange, dass er Interesse an seiner Kindheitsfreundin hegte, aber dass er wirklich den Mut fand und mit Aoko zusammenkam, hätte sie niemals für möglich gehalten. Er war wirklich wie sein Vater, nur war Toichi nach seinem Geständnis fest entschlossen Chikage zu heiraten. Skeptisch zog sie ihre Augenbrauen zusammen. „Ai hat bei uns übernachtet?“ Kaito aus seinen Gedanken gerissen sah seine Mutter verwirrt an. Ihre Frage verwirrte ihn, aber seiner Mutter konnte er ja die Wahrheit erzählen. „Das glauben alle und Schuld ist Hakuba. Der Idiot hat mich in diese Situation gebracht.“ Nun war es seine Mum, die verwirrt dreinschaute. „Hakuba verdächtigt mich seit längerem Kid zu sein.“ Er sprach leise, aber seine Mutter verstand jedes Wort. „Ai ist mein Alibi, denn in dieser Nacht war ich unterwegs.“ „Sie weiß wer du bist?“ Wieder kniff sie misstrauisch die Augenbrauen zusammen. Der Taschendieb sah sich kurz um, aber die Straße wurde immer belebter. „Ich erzähle es dir zu Hause, Mom.“ Auch Chikage wurde sich wieder bewusst wo sie sich befanden und lächelte schließlich. „Natürlich, lass uns aber vorher noch einkaufen gehen.“ Somit war das Thema gewechselt und die beiden strebten den nächsten Supermarkt an. Als Kaito mit seiner Mama das Krankenhaus verließ und die Straße entlang ging, passierten sie einen schwarzen Kombi, der mit vielen anderen Autos am Straßenrand parkte. In dem Wagen saßen zwei dunkle Gestalten. Der Kräftigere von ihnen stieß den Blonden plötzlich an. „Sieh mal, das ist er doch!“ Besagter blickte von seinem Handy auf und kniff die Augen zusammen. Er beugte sich leicht vor und beobachtete den Oberschüler, der in Begleitung einer Frau vorbei ging. Schon wandte er seine Augen wieder auf sein Handy und er spielte darauf herum. „Was soll das werden?“, hakte der Kräftigere wieder nach. Der Blonde hüllte sich in Schweigen, doch dann zeigte sich ein Foto auf dem Display und er grinste hämisch. Auch der Dickere beugte sich hinüber und betrachtete das Foto. Ein braunhaariger Oberschüler, der selbstbewusst in die Kamera blickt. „Das ist er!“ Er drehte sich seinem Beifahrer zu und nickte. „Ich denke, jetzt kriegen wir ihn.“ Die beiden sahen sich an. Jedem trat ein breites Grinsen auf die Lippen. Zeitgleich wanderte ihr Blick zu dem großen weißen Krankenhausgebäude. „Bald, Kudo, schon sehr bald werden wir uns wieder sehen“, murmelte der Blonde vor sich hin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)