Wege des Lebens von Kittykate ================================================================================ Kapitel 15: Suche nach den Wurzeln ---------------------------------- Sie standen vor der Tür des Chefarztes in der Abteilung Gynäkologie und Geburtenstation. Heiji klopfte an und öffnete sogleich die Türe. Vor ihm war der Empfang. Als er eintrat sah er wie rechts ein Flur weiterführte. Eine ältere Dame mit einer Brille auf der Nase, die Haare zu einem Dutt zusammengebunden, blickte auf und begrüßte den jungen Mann verwirrt, dennoch mit einem Lächeln auf den Lippen. „Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?“ Erstaunt sah sie wie auch zwei ältere Herren und ein kleiner Junge eintraten. Heiji lehnte sich lässig mit einem Arm auf den Tisch und beugte sich etwas zu ihr vor. „Guten Tag. Mein Name ist Heiji Hattori und ich bin Schülerdetektiv! Wir müssen mit dem Chefarzt sprechen. Es ist sehr dringend. Können wir gleich zu ihm?“ Die Frau verzog mürrisch ihr Gesicht. „Professor Ishikawa befindet sich in einer Besprechung. Worum geht es denn?“ „Das möchten wir mit ihm persönlich besprechen“, erwiderte Heiji. Lange betrachtete die Frau ihre Gegenüber. Doch dann schüttelte sie ihren Kopf. „Tut mir leid, ich kann Ihnen nicht helfen.“ „Wie Sie möchten“, mischte sich Ginzo Nakamori ein. Seine Stimme klang immer noch ungewohnt belegt, dennoch schwang Wut im Unterton mit. „Wir können das auch gerne hier besprechen. Um die Wahrheit zu sagen, es betrifft ihre Entbindungsstation und sie steht unter Verdacht einen skandalösen, schwerwiegenden Fehler bei zwei Geburten gemacht zu haben.“ Die Frau ließ sich von dem Mann mit kurzem, schwarzem Haar nicht beeindrucken. „Das glaube ich kaum. Unsere Klinik macht keine Fehler. Wir sind immer sehr darauf bedacht, dass alles nach Vorschrift und mit rechten Dingen zugeht.“ „Hören Sie, Fräulein“, endlich kam Nakamori wieder zu sich und seine Stimme wurde wieder fester. Fast klang er so, wie bei einem Einsatz gegen Kid. Seine Augen blitzten vor Wut. „Wir können es auf die sanfte oder auch harte Tour machen!“ Die Frau ließ sich auch von dieser Drohung nicht einschüchtern. „Ich rufe jetzt den Sicherheitsdienst“, antwortete sie sauer. Sie griff zum Telefonhörer und wollte soeben wählen, als in diesem Moment ein älterer Herr mit leicht ergrautem dunklem Haarschopf zu ihnen trat. Sein langer weißer Kittel war offen, in der Brusttasche steckte ein vergoldeter Kugelschreiber. Er trug eine schwarze Hornbrille auf der Nase und seine Hände steckten in den Taschen des Kittels. Auf seinem angenähten Namensschild stand Prof. Ishikawa. „Gibt es ein Problem?“ Kogoro Mori drehte sich dem Mann zu und nach einem Blick auf dessen Namensschild baute er sich wütend vor ihm auf. „In der Tat, denn das gibt es wirklich.“ Der Mann betrachtete die zwei Männer, den Oberschüler und den kleinen Jungen. Alle sahen ihn mit ernstem Blick an. „Und welches?“, fragte er irritiert nach. Wieder antwortete Ginzo, schneller als jemand anderes sein konnte. „Es geht um Ihre Entbindungsstation, zwei Babys wurden vertauscht.“ Entsetzt riss der Chefarzt seine Augen auf, blickte von einem fremden Gesicht in das andere und blieb letztendlich verwirrt bei seiner Sekretärin hängen. Diese hielt immer noch den Telefonhörer in ihrer Hand, jederzeit bereit die Nummer des Sicherheitsdienstes zu wählen. „Das kann nicht sein, meine Herren. Sie irren sich.“ Heiji blickte ihn provokant an. „Das möchten wir mit Ihnen persönlich besprechen. Haben Sie jetzt Zeit für uns?“ „Tut mir leid“, wich der Arzt aus. „Ich habe gleich ein Meeting.“ „Das Meeting kann warten“, erwiderte Ginzo wütend. Kogoro stimmte Nakamori zu. „Ich würde Ihnen dringlichst raten sich mit uns sofort zusammenzusetzen.“ „Sonst was?“, hakte der Professor nach. Auch er schien sich nicht leicht einschüchtern zu lassen. „Sonst werden wir andere Wege gehen. Kommissar Nakamori kann bei der Polizei Anzeige erstatten und wird die Untersuchung gegen Ihre Klinik leiten, meine Frau ist Anwältin und hat sehr gute Kontakte zu sämtlichen Richtern und Anwälten und ich bin Privatdetektiv. Wenn Ihnen lieber ist, dass wir an die Öffentlichkeit gehen...“, Kogoro drehte sich desinteressiert ab. Der Professor blickte von einem zum nächsten, verharrte bei jedem Gesicht eine Weile und wägte für sich ab. „Sagen Sie ihnen, dass mir ein sehr wichtiger Termin dazwischen gekommen ist“, sprach er nun zu seiner Sekretärin. An die Männer gewandt, allerdings: „Nun gut, kommen Sie mit mir mit.“ Er führte die Vier durch den langen Flur und schließlich in eines der Büros. Ein großes Fenster war gegenüber der Türe, davor stand ein großer Ahornschreibtisch mit einem Computer und einigen Akten darauf. Rechts neben der Tür standen zwei Sessel und eine Couch. Professor Ishikawa lotste die Vier Besucher in die Besprechungsecke und setzte sich mit ihnen. „Klären Sie mich auf. Worum geht es hier genau?“ Seit Stunden waren sie bereits weg und die drückende Stille war kaum noch auszuhalten. Ran und Aoko verarbeiteten die gesagten Informationen, während die Freundinnen alles daran setzten ein wenig abzulenken und auch ein bisschen aufzumuntern. Doch der Schreck saß tief. Kazuha lief inzwischen nervös im Zimmer auf und ab. Aoko hätte es ihr am liebsten gleich getan. Sie wäre gerne aufgestanden und hätte diesen Raum, am besten gleich diese ganze verdammte Klinik verlassen. Sie war nicht die Tochter von ihrem Papa, sondern von einem ihr fremden Mann. Ihre Mama war niemals ihre Mama gewesen. Sondern ihre Mutter, also Rans Mutter, war ihr noch gänzlich unbekannt. Wieso passierte das immer ihr? In letzter Zeit schien sie vom Pech verfolgt zu sein. Was hatte sie nur getan, dass das Leben es so schlecht mit ihr meinte? Sie sah zum Fenster raus. Ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen. Durfte sie nicht einfach einmal glücklich sein? Sonoko verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Das Warten macht mich ganz kirre.“ „Nicht nur dich“, stimmte Kazuha mit ein und blieb endlich mal stehen. Ihre Augen richtete sie auf Ran und Aoko. „Wollt ihr nicht doch noch einen DNA-Test machen lassen? Damit ihr die Bestätigung auch schriftlich habt?“ Unsicher sah Ran zu ihrer Schwester hinüber, aber Aoko starrte weiterhin zum Fenster raus und kämpfte gegen die Tränen. „Ich weiß nicht“, antwortete sie ihrer Freundin. Für sie war es ein Schock zu erfahren, dass sie eine Zwillingsschwester hatte. Aber wie schlimm musste es erst für Aoko sein zu erfahren, dass ihr Vater gar nicht ihr Vater war, dass sie jahrelang bei falschen Eltern aufwuchs? Ran konnte sich gar nicht vorstellen, wie schrecklich diese Situation für Aoko war. Keiko und Yoko saßen verstummt bei Aoko. Sie versuchten ihrer besten Freundin beizustehen in dem sie einfach bei ihr blieben. Beide spürten, dass Worte nicht halfen. Besorgt starrte jede von ihnen auf einen Punkt im Zimmer und sie versuchten die Unruhe, die Sonoko und Kazuha im Zimmer verbreiteten, zu ignorieren. Es klopfte an der Türe und eine Krankenschwester betrat das Zimmer. Freundlich begrüßte sie die Anwesenden. Zuerst ging sie zu Ran, sah bei ihr nach, ob alles noch in Ordnung war, und maß Fieber. Als das Thermometer ihr die normalen Werte anzeigte, lächelte sie freundlich. Bevor sie sich zu Aoko drehen konnte, durchbrach Ran die bedrückende eingekehrte Stille. „Könnten Sie mir Blut abnehmen und etwas für mich prüfen?“ Überrascht hielt die Krankenschwester inne und sah Ran aufmerksam an. „Was möchten Sie denn prüfen?“ „Aoko und ich möchten nur etwas abklären, bezüglich unserer Blutgruppen.“ Die Schwester sah sie lange an, dann schüttelte sie ihren Kopf. „Tut mir leid, aber das muss ich erst mit dem behandelnden Arzt absprechen.“ Sie drehte sich Aokos Bett zu, kontrollierte auch hier diverse Einstellungen und maß bei Aoko auch Fieber. Nicht eine Sekunde wandte die Braunhaarige ihre Augen vom Fenster ab. Sie ignorierte alles um sich herum. Es klopfte erneut und der Chefarzt Ishikawa trat ein, mit Heiji, Conan, Mori, Nakamori und einer älteren Frau, deren graue Haare streng zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Die ältere Frau trug eine grüne Krankenhaushose mit passendem Hemd. Die Krankenschwester sah auch bei Aoko, dass diese keine auffälligen Werte hatte, betrachtete aber überrascht den hohen Besuch von der Gynäkologie. Sie schob sich zwischen den Leuten hindurch und verschwand schnell wieder. In ihrem Gesicht schwebten die Fragezeichen, aber sie sagte nichts und ging. „Papa?“, hakte Ran verwirrt nach über den fremden Besuch. „Das ist Professor Ishikawa und Hebamme Shizuka“, stellte Kogoro Mori vor. Heiji blieb in dem kleinen Flur, der zwischen dem Krankenzimmer und der Zimmertüre war, stehen und lehnte sich mit verschränkten Armen seitlich an die Wand. Conan und Kazuha setzten sich zu Ran und Sonoko aufs Bett. Nakamori und Mori lehnten sich mit dem Rücken an die längliche Wand, gegenüber der Betten. Der Chefarzt betrachtete die beiden Mädchen überrascht, die sich wirklich sehr ähnlich sahen, während die Hebamme überhaupt nicht wusste, warum sie hier war. „Ich verstehe nicht, warum Sie mich hierher bestellt haben“, sagte diese auch sofort. „Ich habe Feierabend und würde jetzt doch gerne nach Hause gehen.“ „Sie bleiben hier, denn wir haben einige Fragen an Sie“, bestimmte Heiji barsch. Sofort drehte sich die Frau zu dem jungen Mann um und rümpfte empört die Nase. „So muss ich nicht mit mir reden lassen und schon gar nicht von einem aufmüpfigen Schüler.“ Kogoro trat nun einen Schritt auf die Hebamme zu. „Wir haben nur einige Fragen an Sie. Wenn Sie kooperieren, kommen Sie auch schnell nach Hause.“ Aoko starrte immer noch zum Fenster hinaus. Sie wollte nichts hören, niemanden sehen und am allerwenigsten es wirklich wahrhaben. Wütend blitzte Shizuka den Privatdetektiv Mori an, schien sich dann aber doch zu fügen. „Was wollen Sie von mir wissen?“ „Es geht um eine Geburt, die in drei Tagen von vor achtzehn Jahren war. Zwei Frauen lagen gleichzeitig in den Wehen. Eine von ihnen würde Zwillinge bekommen. Sie waren damals die einzige Hebamme, ist das richtig?“ Lange überlegte die Frau. „Wissen Sie eigentlich, wie viele Geburten ich in meinen fünfundzwanzig Dienstjahren hatte? Ich kann mich doch nicht an jede Geburt erinnern.“ „Doch, das glaube ich schon“, mischte Heiji sich plötzlich ein. „Es war nämlich eine ganz besondere Nacht.“ „Was will dieses Kind von mir?“, fauchte Shizuka wütend und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Lassen Sie mich einfach mal erklären, was ich glaube“, ignorierte Heiji die Frau und begann seinen Verdacht zu erläutern. „In dieser Nacht waren sie die einzige Hebamme. Zwei Frauen wurden in die Klinik gebracht. Die Zwillingsgeburt verlief nicht normal, es traten Komplikationen auf. Während die Frau mit den Zwillingen für den OP vorbereitet wurde, hatten Sie Zeit sich um die andere Frau zu kümmern. Als das Kind kam, stellten Sie fest, dass es nicht reagierte. Sie nahmen es mit um es ebenso in den OP zu bringen. Sofort stand auch ein Arzt bereit, der sich um das Baby kümmern konnte, während Sie in den OP gerufen wurden um dort die Zwillinge in Empfang zu nehmen.“ Heiji pausierte kurz, betrachtete die Miene der Frau, die ihn wie versteinert ansah. „Es war eine stressige Nacht, drei Babys und Sie ganz alleine, zwischen den Ärzten.“ Er warf einen Blick zu Conan, der die Frau misstrauisch ansah. „Was wollen Sie damit sagen?“ „Das erkläre ich Ihnen gerne. Die Zwillinge waren wohlauf und aus Besorgnis um das andere Baby sahen Sie dort nach dem Rechten. Der Arzt, vielleicht noch einer, kämpften um das Überleben, aber erfolglos. Als Sie die Folgen erkannten, kamen Ihnen diese Idee.“ „Pah, das ich nicht lache. Was sollte ich für eine Idee gehabt haben?“ „Lassen Sie mich ausreden, dann erkläre ich es Ihnen“, erwiderte Heiji ungerührt und löste seine Haltung. Langsam ging er auf die Hebamme zu. „Sie überlegten sich, wie beide Familien glücklich werden konnten. Dann hieß es abwarten und ein anderer Notfall zog die Ärzte ab. Sie fälschten die Krankenblätter, legten eines der Zwillinge in sein Bettchen und fuhren mit diesem zu der Familie Nakamori. Dort wurde das Kind von seinen vermeintlichen Eltern empfangen. Danach gingen sie mit dem anderen Zwilling zu der Familie Mori und teilten denen die traurige Nachricht mit, dass eines der Kinder verstorben war.“ „Das ist doch Blödsinn. Absoluter Schwachsinn.“ Die Hebamme stemmte empört die Hände in die Hüften und sah hilfesuchend zu ihrem Chef. „Wie können Sie zu lassen, dass dieser Junge solche Behauptungen aufstellt?!“ Professor Ishikawa blickte von seiner Angestellten zu den beiden Mädchen. „Es liegt ein begründeter Verdacht vor, Shizuka.“ Er sah ihr wieder in die dunklen Augen, die ihn überrascht anblickten. Darum fügte er erklärend hinzu: „Das sind nämlich die Zwillinge von denen die Rede war.“ Erst jetzt wandte sich die Frau den beiden Betten zu und betrachtete jedes der Mädchen eingehend. Aoko drehte ihren Kopf. Zum ersten Mal sah sie die Frau einfach nur emotionslos an. Diese ältere Dame hatte sie vertauscht, war Schuld daran, dass ihr Leben eine große Lüge war und sie dadurch ihre Wurzeln verloren hatte. Die Oberschülerin war innerlich kaputt, zu keinen Gefühlen in der Lage. Auch Ran blickte der Frau entgegen, allerdings loderte in ihren Augen der pure Hass. In den Augen der Hebamme sammelten sich die Tränen, sie wurde kalkweiß und erschrocken wich sie einen Schritt zurück. „Das kann nicht sein“, hauchte sie entsetzt. „Das ist aber so“, fauchte Ran. „Warum haben Sie es getan?“ Aoko hörte diese unsagbare Wut in der Stimme ihrer Schwester. Sie richtete langsam ihre auf Ran. Selbst aber war sie zu keinen Worten fähig, denn ihre Gedanken kreisten immer noch um die Tatsache, dass sie eine Schwester und ganz andere Eltern hatte. „Ich... ich...“, die Frau wich zurück, sah einen Stuhl und setzte sich erst einmal hin. „Ich hatte so Mitleid mit der einen Familie. Es war in meinen Augen so unfair. Diese Familie würde kein Kind haben, während die andere Familie mit zwei Kindern gesegnet war.“ Plötzlich begann Shizuka zu schluchzen. „Ich habe viel Zeit mit Frau Nakamori verbracht. Sie freute sich so sehr ihr Kind endlich in den Armen halten zu dürfen. Sie wusste auch schon den Namen. Aoko... Und dann sah ich, wie dieses Mädchen leblos auf die Welt kam. Ich sagte der Mutter, das ich die Kleine gleich untersuchen würde und verschwand aus dem Kreissaal. Dann übergab ich es einem Arzt und musste zur Zwillingsgeburt weiter. Wir hatten Personalmangel und der Arzt, dem ich das Baby in die Hand drückte, wusste nicht von wem das Kind war. Den Namen sollte ich hinterher ins Krankenblatt eintragen. Dann war ich im OP und nahm erst das eine Baby entgegen und nach ein paar Minuten drückte mir die Ärztin das zweite Baby in die Hand. Beide Zwillinge lebten, waren wohlauf.“ Sie sah Heiji an. „Ich habe darauf gewartet, dass sich eine guter Zeitpunkt ergab und habe die Kinder auf den Krankenblättern vertauscht.“ Alle hielten die Luft an, bei diesem Geständnis. „Das ist skandalös“, hauchte der Chefarzt betroffen. „Ausgerechnet in meiner Abteilung, die als die beste Entbindungsstation in ganz Tokio zählt.“ Er blickte zu den beiden Papas und ahnte bereits, dass dieser Skandal große Folgen mit sich bringen würde. „Wie kann ich Sie dafür entschädigen?“ Er schluckte und meinte jedes Wort ehrlich. „Es tut mir leid, dass Ihnen das widerfahren ist. So etwas darf nicht passieren. Besteht die Möglichkeit einer Einigung?“ Kommissar Nakamori sah sich lange die Hebamme an, ehe er Aoko betrachtete. „Darüber muss ich erst mal in Ruhe nachdenken.“ „Papa?“ „Ich brauche Zeit für mich.“ Mit diesen Worten ging Ginzo Nakamori aus dem Zimmer. Aoko starrte ihm nach und konnte ihn nicht aufhalten. Endgültig lösten sich Tränen aus ihren Augen und die Wut bahnte sich an. Wütend funkelte sie die Hebamme an. „Sie haben mich vertauscht! Wegen Ihnen weiß ich nicht mehr wo ich hingehöre! Wie konnten Sie mir das nur antun?!“ Shizuka senkte betroffen den Kopf, sagte aber nichts mehr. Mori sah den Professor an. „Geben Sie uns einige Tage Bedenkzeit. Ich verspreche Ihnen wir werden vorerst nicht an die Öffentlichkeit gehen.“ Erleichterung zog sich über das Gesicht des Chefarztes. „Shizuka, ich möchte Sie sofort in meinem Büro sprechen.“ An alle anderen gewandt, sagte er: „Es tut mir leid.“ „Davon kann man sich auch nichts mehr kaufen“, zischte Sonoko wütend. Die Hebamme folgte dem Chefarzt aus dem Zimmer. Kogoro sah lange zwischen seinen Töchtern hin und her. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass Aoko seine Tochter war, SEIN kleines Mädchen. Eri würde aus den Latschen kippen. Eri... Eri? Mit einem Mal riss Mori seine Augen weit auf und wurde plötzlich ganz hibbelig. „Oh nein, ich muss eurer Mutter ja noch Bescheid sagen. Hoffentlich kippt sie bei der Nachricht nicht um.“ Aoko zuckte merklich zusammen. Ran beobachtete ihre Zwillingsschwester. „Dann solltest du das schnell machen, Paps.“ Yoko und Keiko sahen auf die Uhr. Ihre Eltern sorgten sich bestimmt auch schon, aber sie wollten ihre Freundin auch nicht alleine lassen. „Es ist ganz schön spät geworden“, murmelte Yoko. Aoko kämpfte gegen die Tränen an. Sie bemerkte die Zerrissenheit ihrer Freundinnen und lächelte aufmunternd. „Ja, das ist es. Ihr solltet nach Hause gehen, nicht das ihr Ärger bekommt.“ „Aber“, begann Keiko, doch Aoko unterbrach sie wieder. „Kein aber, geht nur. Mir geht es gut.“ Zögerlich tauschten die Freundinnen einen Blick aus und verabschiedeten sich. Sonoko stand auch auf. „Ich kann euch heimbringen. Mein Fahrer steht unten.“ „Fahrer?“ Die Kurzhaarige ignorierte diese Frage, denn Yoko und Keiko würden es sowieso gleich erfahren, und verabschiedete sich ebenfalls. Gemeinsam gingen die Mädchen aus dem Zimmer. Kazuha begann auch zu gähnen und als sie zum Fenster blickte, sah sie dass es langsam dunkel wurde. „Wir müssen morgen früh wieder nach Hause, da unsere Eltern eine Party schmeißen. Heiji und ich haben Anwesenheitspflicht.“ „Wir kommen bald wieder nach Tokio“, verabschiedete sich Heiji auch. Conan stand widerwillig auf. „Dann sollten wir jetzt auch gehen.“ Besorgt drehte er sich nochmal Ran zu, dann Aoko. „Heiji, danke für deine Recherche“, verabschiedete sich Ran mit einem unsicheren Lächeln auf den Lippen. „Klar, kein Problem. Immerhin bin ich Detektiv.“ Er zwinkerte ihr zu und blickte dann zu Aoko. „Wir werden uns jetzt öfter sehen. Bis zum nächsten Mal.“ Die Angeschossene nickte. Aber seine Worte lösten in ihr eine Welle des Unbehagens aus. Langsam wurde Aoko wirklich bewusst, dass sich ihr Weg im Leben geändert hatte, in vielerlei Hinsicht. Als die drei auch gegangen waren, lagen Aoko und Ran in ihren Betten und starrten zur Decke. Keine von ihnen sagte etwas, jede hing ihren Gedanken nach. Nach dem Abendessen durchbrach Ran die Stille. „Ich weiß, dass es für dich sehr schwer ist, aber ich möchte dir eines sagen: Ich bin ehrlich froh, dich als Schwester zu haben.“ Rans Worte lösten eine Flut von Emotionen aus und Aoko drehte ihren Kopf zu ihr und lächelte aufrichtig. „Danke, Ran.“ Auch Ran lächelte und irgendwann an diesem Abend schliefen die beiden ein. *** Am Montag, zwei Stunden vor Mitternacht, werde ich kommen und den blauen Juwel des Beika-Museums an mich nehmen. Gruß Kaitou Kid *** Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)