Bi-Sho-Nen von sheng-lx ================================================================================ Kapitel 9: Die Katze ist aus dem Sack ------------------------------------- Ungeduldig wippte Matt mit dem Fuß und wartete auf den Älteren, der spät dran war. Hatte er nicht gesagt, dass Pünktlichkeit das oberste Gebot wäre? Warum zur Hölle, musste er dann warten? Bevor er kurz vorm Explodieren war, kam Alex auch schon mit einem breiten Lächeln aus dem Haus. „Zu Spät.“ „Komm schon, das waren nur fünf Minuten. Außerdem konnte ich mich nicht entscheiden, was ich anziehen sollte.“ Matt zog die Augenbrauen zusammen und blickte zum Größeren. Was war denn schon anders als sonst? Er trug eine verwaschene Jeans und ein dunkelblaues Hemd. Gut, er hatte seine Haare gerichtet und etwas Gel reingeschmiert, aber dafür brauchte man doch keine halbe Stunde. „Dafür hast du so lange gebraucht? Wenn du mich schon warten lässt, hätte ich mehr erwartet“ eiskalt drehte sich Matt um und ging einfach schon mal vor. Wenn er später gekommen wäre, hätte ihn Alex aus seinem Zimmer gezerrt, aber dass er warten musste war normal? „Hör auf zu schmollen, es waren nicht mal fünf Minuten“ bemerkte der Größere nach einem stillen zehn Minütigen Marsch, um die Stille zu brechen. „Toll.“ Alex rollte mit den Augen und seufzte leise. „Du machst es einem echt schwer, dich besser kennen zu lernen, weißt du das.“ „Schön. Gibst du endlich auf?“ „Nein, das wäre zu einfach… wir sind übrigens da.“ Alex blieb vor einem Gebäude stehen, dessen Räumlichkeiten stets für Ausstellungen gemietet wurden. Die neue Kunstausstellung war erst seit kurzem in der Stadt und wurde hier seit knappen zwei Wochen präsentiert. Alex wollte dem Kleinen eine Freude machen, da er sich denken konnte, dass Matt bisher weder die Zeit noch die Gelegenheit hatte reinzuschauen. Die Idee kam ihm spontan als er gestern das Zimmer verlassen hatte. Die Zeichnung hatte ihm einfach imponiert und er war gespannt, wie Matt auf die Ausstellung reagierte. Die Überraschung stand ihm zumindest schon mal ins Gesicht geschrieben, wie er bemerkte. „Warum so überrascht, was hast du denn gedacht, was ich mit dir vorhabe?“ Matt zuckte lediglich mit den Schultern und begab sich in Richtung Eingang, doch bevor er ihm den Rücken zeigte, konnte Alex ein Blick auf Matts Gesicht erhaschen und das, was er da sah, gefiel ihm. Allein für dieses Lächeln hatte es sich gelohnt und er setzte sich nun ebenfalls in Bewegung, um dem Kleinen zu folgen. # # # „Gott, Samuel! Wir haben einen freien Tag. Jetzt lass das Ding doch endlich mal aus!“ Rafael stand hinter seinem Halbbruder und klappte den Laptop zu. Sam schaffte es noch rechtzeitig seine Finger herauszuziehen, ehe sie zerquetscht wurden. Mürrisch blickte er auf und zeterte auch gleich los. „Sag mal, spinnst du? Ich war gerade…“ „Das interessiert nicht.“ Rafael schnitt ihm direkt die Worte ab. „Du stehst Tag ein Tag aus in der Küche und sitzt nächtelang an deinen Geschichten. Du machst jetzt endlich eine Pause. Los, zieh dich an, wir gehen raus. Und damit eins von vornherein klar ist: Dein Laptop bleibt im Urlaub zu Hause!“ „Raf…“ bevor Sam noch irgendetwas sagen oder tun konnte, schnappte sich Rafael die Elektronik und marschierte auch schon aus dem Zimmer. Sam seufzte schwer und fuhr sich genervt durch das Gesicht, doch ihm blieb nichts anderes übrig. Er kannte das schon vom Anderen. Sobald der Geduldsfaden gerissen war und er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte ihn nichts und niemand aufhalten. Am Besten würde es sein, ein paar Stunden nach seiner Pfeife zu tanzen und dann würde wieder Ruhe einkehren. Sam richtete sich auf und ging zu seinem Kleiderschrank, um sich etwas anderes anzuziehen und schließlich die Haare vor dem Spiegel zu richten. Kaum war er fertig kam der Andere erneut ins Zimmer gestürmt und begutachtete ihn von oben bis unten. Sam rollte mit den Augen und fragte ihn auch gleich schnippisch, was sein Problem sein. „Na ja, da wir auf keine Party gehen, kann ich dich so mitnehmen… aber lass die Brille daheim.“ „Warum soll ich mich hier auftakeln wie ne Frau? Und was hast du gegen meine Brille? …Sag mal, hat dich eine Frau versetzt und du weißt nichts mit dir anzufangen oder was ist jetzt dein Problem?“ Rafael kam auf seinen Halbbruder zu und streckte die Hand aus, um ihm die Brille abzunehmen. Beide sagten nichts, doch Sam ließ ihn einfach machen. Es würde schon einen Grund geben und er hatte absolut keine Lust auf einen Streit oder ähnliches, zumal er sie nur zum Lesen brauchte. Stattdessen rollte er einfach mit den Augen und ging an Rafael vorbei, während dieser seine Brille auf den Tisch legte. Das die beiden es so lange miteinander aushielten, war manchmal wirklich ein Wunder. So wie sich Rafael manchmal ihm gegenüber verhielt, konnte man meinen, dass er das Kleinkind in ihrer Beziehung war… und dass nur, weil er ein halbes Jahr jünger als Rafael war. # # # Alex staunte nicht schlecht während er den Anderen beobachtete. Ein solches Strahlen in seinem Gesicht hatte er noch nie gesehen und er folgte ihm lächelnd auf Schritt und Tritt. Er hätte nicht gedacht, dass ihm eine solche Kleinigkeit eine größere Befriedigung gab als ihn aufzuziehen. Matt schien sogar in sehr großer Plauderlaune zu sein, selbstverständlich nur zum Thema Kunst und die Werke vor ihnen. Doch so viele Worte in so kurzer Zeit ließen ihn schmunzelnd zuhören. Er hatte von Kunst absolut keine Ahnung, doch Matt klärte ihn haargenau auf, vermutlich sah man ihm an, dass er einfach keine Allgemeinbildung hatte. Erst als sie schon fast am Ende angekommen waren, merkte Matt wie er hier aufblühte und vor allem, wie Alex ihn beobachtete. Die Intensität seines Blickes war ihm etwas unangenehm und er schloss den Mund, bevor er wieder irgendetwas zum nächsten Bild sagte. Stattdessen schaute er seinen Kollegen skeptisch an, konnte jedoch nicht mehr schweigen. „Was ist so witzig?“ „Nichts, wieso?“ Alex lächelte ihn weiterhin an und zuckte leicht die Schultern. „Wir sind hier auf einer Ausstellung, schau dir lieber die Bilder an, anstatt mich die ganze Zeit anzugaffen… und warum grinst du so breit? Habe ich etwas im Gesicht?“ Die Worte waren zwar leicht schnippisch gewählt, doch sein Tonfall minderte das Ganze. Er konnte ihn hier vor den Leuten schließlich nicht anfahren, ein wenig Anstand hatte er allemal. Allerdings breitete sich Alex sein Grinsen nur weiter aus und Besagter kam sogar etwas näher, um ihm eine Antwort auf die Fragen zu geben, die nur für seine Ohren bestimmt waren. „Wieso soll ich mir die Bilder anschauen, wenn meine derzeitige Aussicht um einiges besser ist? Außerdem grinse ich nicht, ich lächele. Man lächelt, wenn man glücklich ist, und ich bin glücklich… natürlich wäre ich bei gewissen Dingen noch glücklicher, doch das sollten wir definitiv nicht in der Öffentlichkeit tun.“ Kaum war er fertig, setzte er sich wieder in Bewegung, um Matt keine Gelegenheit zu geben, etwas darauf zu erwidern. Ohne einen Blick nach hinten zu werfen, wusste Alex, dass ihm der Andere wortlos folgte. Wie nicht anders erwartet, hatte er ein wenig zu viel gesagt, denn Matt schaute sich die restlichen wenigen Bilder schmollend an, ohne mit ihm zu reden. Kurz vor dem Ende trat ein älterer Herr auf sie zu und begrüßte den Jüngeren. Matt war zunächst etwas verblüfft, doch schon bald unterhielt sich dieser angeregt mit dem Herrn. Wie sich herausstellte, war es sein Kunstlehrer und wie es kommen musste, bemerkte dieser den Älteren und sprach ihn auch gleich lächelnd an. „Sie müssen ein Freund von Matthew sein?“ Alex reichte ihm die Hand und bestätigte das Ganze einfach, während sein Gegenüber direkt weitersprach, wobei ihn eher das Ende des Gesprächs neugierig machte. „… Er ist wirklich sehr talentiert und mich bestürzt es immer wieder aufs Neuste, wenn er an den Wettbewerben nicht teilnehmen darf. Wir warten fieberhaft, bis er endlich Volljährig ist, damit er seine eigene Entscheidung treffen kann. Haben Sie mal ein Bild von ihm gesehen?“ Alex war ziemlich irritiert, da er die Worte des Lehrers absolut nicht verstand. Wie meinte er das, Matt war noch nicht volljährig? Ein Blick auf den Jüngeren sagte ihm, dass da etwas im Busch war. Matt hielt sich die Hand vor das Gesicht und seufzte leise auf. Das würde ein sehr interessantes Gespräch werden. Wieder gefasst, lächelte er den Kunstlehrer an und bestätigte. „Ja, erst gestern wieder eins seiner frischen Werke, wirklich sagenhaft.“ Damit verfiel dieser wieder in seine Lobeshymnen und verabschiedete sich kurz darauf auch endlich, sodass er mit Matt erneut alleine vor dem Kunstwerk stand. Der Andere versuchte der Situation anscheinend zu entkommen, in dem er sich schnurstracks in Bewegung setzte, doch Alex hatte andere Pläne. Sofort legte er dem Jüngeren die Hand auf die Schulter und hielt ihn mit einem festen Griff zurück. „Moment… ich denke, wir sollten einen Kaffee trinken gehen. Umgehend.“ Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, spürte er das Seufzen und wie der Kleine die Schultern hängen ließ. Da jedoch ansonsten kein weiterer Einwand kam, nahm er das als Bestätigung und ging einfach voraus. Sie verließen schweigend das Museum und Alex steuerte das nächste Café in der Gegend an, um sich in eine ruhige Ecke zu setzen. Matt setzte sich ihm gegenüber, schaffte es jedoch nicht ihm in die Augen zu schauen. Jeder bestellte sich einen Cappuccino und als die Bedienung endlich außer Hörweite war, lehnte sich Alex zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Nun, ich bin ganz Ohr.“ # # # John beobachtete wie der Mann von neulich auf sie zu gehechtet kam und dieses Mal ein kleines Mädchen auf den Arm hielt. Wenn er ihn nun genauer anschaute, konnte er tatsächlich Ähnlichkeiten zwischen ihm und Seiji ausmachen. Hätte er sich damals die Zeit genommen, in dessen Gesicht zu blicken, wäre ihm vielleicht die ganze Peinlichkeit erspart geblieben. „ONKEL SEI!“ John wurde aus seinen Gedanken gerissen, als die Kleine in den Armen ihres Vaters ihren Onkel erblickte und durch den ganzen Park schrie. Da hatte wohl jemand einen kleinen Fan. John schmunzelte und beobachtete wie die Kleine sich aus den Armen befreien wollte und als sie endlich auf eigenen Beinen stand zu ihrem Onkel rannte. Dieser stand natürlich sofort auf und fing das Mädchen auf, als sie in dessen Arme sprang. Die nächsten Minuten wurde erstmal ordentlich geknuddelt und John versuchte sich ein Lachen zu verkneifen. Eindeutig mehr als nur ein kleiner Fan und so wie es schien, hatte sein Freund ebenfalls einen Narren an ihr gefressen. „Sie sind doch ein Arbeitskollege von meinem Bruder?“ Seijis Bruder kam auf ihn zu und lächelte. Den Mann hatte John beim Anblick der Beiden einfach vergessen. Verlegen stand John auf und reichte dem Anderen die Hand. „Unter Anderem, wir sind auch befreundet. Ich möchte mich auch gleich für letztes Mal entschuldigen, harter Tag gewesen. Ich bin übrigens John!“ „Freut mich, ich bin Reiji und das ist meine kleine Tochter Elisabeth.“ Reiji lächelte ihn an und John hatte das Gefühl, dass in dem Lächeln viel mehr Wissen steckte als er erahnen konnte. „Macht nichts, Sei hat die Wogen bereits am Tisch geglättet. Es tut mir leid, wenn wir eure Pläne durcheinandergebracht haben.“ Nachdem sie sich die Hände gereicht hatten, traten sie auch gleich wieder auseinander. John verstand zwar nicht genau, wie Reiji es meinte, doch solange er ihm das damalige Fauxpas nicht krummnahm, war alles in bester Ordnung. Seiji kam mit der Kleinen auf sie zu und hob fragend die Augenbraue. John zuckte lediglich mit den Schultern und grinste breit. Als Elisabeth den Fremden erblickte wurde sie plötzlich ganz still und versuchte sich in der Halsbeuge ihres Onkels zu verstecken. Jetzt kam also die schüchterne Seite hervor, das würde spannend werden! Reiji musste aufgrund seines Termins wieder los und ließ eine kleine Reisetasche mit allen wichtigen Sachen für seine Tochter bei ihnen sowie einige Tipps, die sie zu beachten hatten. Wobei die Sache mit dem Einschlafen im Grunde nur Seiji betraf. Da würde wohl jemand heute um sieben Uhr im Bett liegen. Bei dem Gedanken musste John nur noch weiter grinsen. „Nun, was willst du heute machen, Prinzessin?“ John stand neben den Beiden und wartete geduldig auf eine Antwort, zumindest hoffte er, dass er eine bekam. So wie sie sich an den Anderen klammerte, konnte das schwer werden. Doch kaum hatte er das Wort Prinzessin benutzt, lugte sie hervor und schaute sich John nun ganz genau an. „Ich…will in den Zoo.“ Es kam zwar sehr leise und schüchtern aus ihrem Mund, doch John konnte es ganz genau hören. Das hätte er sich denken können. Er warf einen kurzen Blick zu Seiji, der das Ganze lächelnd beobachtete und da kein Einwand seinerseits kam, bestätigte er ihren Wunsch. „Na, dann lasst uns mal in den Zoo gehen!“ # # # „Das ist ja wohl nicht dein Ernst?!“ Sam stand mit Rafael vor dem riesen Einkaufszentrum und seine Laune sank mit jedem Schritt, den sie darauf zugingen. „Dir ist schon klar, dass du mir etwas schuldest, wenn ich mit dir einkaufen gehe? Ich hasse Klamotten shoppen.“ „Sei ruhig und lass uns rein gehen. Ich brauch etwas für den Urlaub und dann können wir dich auch gleich mal mit einkleiden.“ „Was gefällt dir an meinem Kleidungsstil nicht? „Hey, wir gehen an den Strand. Ich nehme dich sicher nicht im Schlabberlook mit, das kannst du dir direkt abschminken... Hör auf mit den Augen zu rollen.“ Sam verschränkte die Arme vor der Brust und schnaubte laut, wenn er schon nicht mit den Augen rollen durfte. „Ich habe auch andere Kleidungsstücke, sag mir jetzt nicht, dass ich dir peinlich bin?“ Natürlich bekam er keine Antwort, stattdessen erhielt er ein freches Grinsen seines Bruders und schon wenige Sekunden darauf zog ihn dieser in den ersten Laden. Sam stand zum gefühlten hundertsten Mal in einer Umkleidekabine und zog sich um. Rafael war gnadenlos mit ihm. Sie hatten fast alle Läden abgeklappert und ständig schob er ihn mit irgendwelchen Kleidungsstücken in eine der Kabinen. Sam hatte schon nach dem dritten Laden die Schnauze voll, doch Rafael interessierte seine Laune nicht einmal ansatzweise. „Ich bin es echt leid mich hier zum Affen zu machen und ständig irgendetwas anzuprobieren.“ Sam trat mit einem mürrischen Gesichtsausdruck aus der Kabine. „Das ist das letzte Outfit. Begaff es zu Ende und dann lass uns endlich abhauen.“ Rafael hob grinsend den Finger und machte eine Drehbewegung. Genervt rollte Sam mit den Augen und drehte sich wie befohlen. „Ich weiß gar nicht, warum du dich so sträubst… ich habe einen tollen Geschmack und wenn du die Sachen gekauft hättest, die du von mir anprobieren musstest, wären wir schon lange draußen.“ Das war wie Musik in seinen Ohren. Also musste er im Grunde nur etwas von dem, was Rafael ausgesucht hatte, kaufen und schon wären sie draußen? „Aber vielleicht war das gar nicht mal so schlecht, dass du alles abgelehnt hast. Bei dem Anblick wird man direkt schwach, das solltest du kaufen!“ Sam hob die Augenbraue und er wusste ganz genau, was Rafael da versuchte. Erst zeigte er ihm sein Schlupfloch auf und zerschmetterte es im nächsten Moment mit einem solchen Kommentar, weil er genau wusste, dass sich Sam wegen so etwas sträuben würde den Satz zu kaufen. Doch nicht mit ihm. „Vergiss es, die Tortur ist vorbei. Das wird gekauft und wir verschwinden hier zügig!“ Rafael trat näher und legte ihm immer noch grinsend einen Arm über die Schulter. „Du bist so berechenbar.“ Schnaubend schob Sam den Arm von sich und verschwand mit einem „Du kannst mich mal“ in der Umkleidekabine. Er machte ihn wahnsinnig! # # # „Nun, ich bin ganz Ohr.“ Matt brachte einfach kein Wort hervor. Beide schwiegen sich an, wobei nur Alex derjenige war, der den Anderen anschaute. Matt hatte seine Hände in den Schoß gelegt und blickte die ganze Zeit nervös hinunter. So schwer sollte das doch nicht sein? Alex beugte sich wieder nach vorne und legte die Arme auf den Tisch als die Bedienung ihnen den Kaffee gebracht hatte. „Gut, dann sollten wir wohl am Besten zu Rafael und Sam gehen.“ Kaum hatte Alex die Worte ausgesprochen, zuckte Matt auch schon zusammen und sah ihm nun entsetzt ins Gesicht. Anscheinend hatte er seinen wunden Punkt erwischt. „Oh, du kannst mich ja doch noch anschauen. Da du von dir aus nicht loslegen willst, fange ich einfach mal mit ein paar leichten Fragen an. Wie alt bist du wirklich?“ „Ich werde demnächst 17.“ Matt schien also doch gewillt zu sein einige Informationen fließen zu lassen, auch wenn er es widerwillig tat. Alex versuchte sich nichts anmerken zu lassen und erstmal alles neutral aufzunehmen, auch wenn ihm die Wahrheit auf den Magen schlug. „Aber dein Name stimmt schon?“ „Hm… zum Teil. Ich habe einen anderen Nachnamen angenommen bevor ich mich beworben habe.“ „Wie meinst du das angenommen? Von deinem anderen Elternteil oder Verwandten?“ Matt hüllte sich abermals in Schweigen und nahm seine Tasse, um nicht reden zu müssen. Doch nachdem er diese absetzte und einen kurzen Blick zu Alex wandern ließ, beschloss er lieber auf die Frage zu antworten. „Ich habe einen gefälschten Pass… und alles, was dazu gehört.“ Alex hielt mitten in seiner Bewegung inne und traute sich nicht einmal einen Schluck seines Kaffees zu nehmen. Er hatte einen gefälschten Pass und alles was dazu gehörte? Wie meinte er das nun wieder, war er in einem Zeugenschutzprogramm oder wie durfte man das verstehen? Nun war er noch neugieriger als vorher, doch er war sich nicht sicher, ob er tiefer bohren sollte oder eher durfte. Er nahm sich einen Schluck seines Kaffees und dachte noch einmal über die Sache mit dem Lehrer nach. Wenn er genauer darüber nachdachte, konnte er das Zeugenschutzprogramm im Grunde ausschließen. Denn sollte dies der Fall sein, würde man ihn sicher an einen anderen Ort bringen und nicht an der jetzigen Schule belassen. Also musste es einen anderen Grund geben. Nur welchen? „Und wieso?“ „Ist das wichtig?“ Dieses Mal kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. Matt schien sich anscheinend etwas wohler zu fühlen, nachdem er die Bombe platzen gelassen hatte. Es war faszinierend, dass er in seinem Tonfall nicht ausfallend wurde, wie sonst immer. Diese ruhige und gefasste Seite kannte er noch nicht von ihm. „Nein, aber wenn du extra deine Identität änderst, war es nicht etwas leichtsinnig an deiner alten Schule zu bleiben? Das macht irgendwie keinen Sinn… daher denke ich, dass da sicher nichts Kompliziertes dahintersteckt, oder sehe ich das falsch?“ „Das liegt einfach daran, dass ich das Ganze gerade noch am Regeln bin. Ich wechsele die Schule zum neuen Schuljahr und will direkt eine Klasse überspringen. Aus diesem Grund lerne ich abends ja auch wie ein Berserker und lasse mir von Faith ein wenig helfen. Ich habe in einer Woche die Aufnahmeprüfung der naheliegenden High-School, um mein letztes Jahr dort zu absolvieren und will auf keinen Fall durchfallen. Meine jetzige Schule ist am anderen Ende der Stadt und dass mein Lehrer tatsächlich hier in der Gegend aufgetaucht ist, war reiner Zufall. Es geht nicht darum, dass ich komplett von der Bildfläche verschwinde, sondern einfach nur schwer zu finden bin.“ „Was macht dich so sicher, dass deine Freunde, Bekannte und Familie nicht in unsere Gegend kommen?“ Das Lächeln, dass sich auf Matts Gesicht bildete, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Selbst in ihren schlimmsten Phasen hatte ihn Matt noch nie mit einem solch kalten Lächeln angeschaut. So schnell das Lächeln jedoch gekommen war, war es auch schon wieder weg. Matt blickte aus dem Fenster und leerte seinen Kaffee in einem Zug. Schweigend beobachtete er die vorbeigehenden Leute, bevor er sich wieder seinem Gegenüber zuwandte und ihm fest in die Augen schaute. „Und, was machst du jetzt mit den ganzen Informationen?“ Alex hob die Augenbraue und stellte seine leere Tasse ab. „Welche Informationen? Mehr als, dass du dein wirkliches Alter genannt und offenbart hast, dass du mit falschen Daten durch die Welt läufst und den Staat bescheißt, hast du nichts von dir gegeben. Die Frage ist eher, ob du den Anderen oder mir mehr erzählen wirst?“ Matts betretendes Schweigen sprach Bände und Alex seufzte leise, ehe er das Geld für ihre beiden Getränke etwas enttäuscht auf den Tisch legte und aufstand. Aber was hatte er auch erwartet, dass Matt ihm sein Herz ausschüttete? Er wusste ehrlich gesagt nicht, was er mit diesen Informationen anfangen sollte. Natürlich würde er nicht zu Sam und Rafael rennen, auch, wenn er es vorhin angedeutet hatte. Das war allein seine Sache, zumal er seine Arbeit ordentlich verrichtete und bereits im Alter war, in dem das Arbeiten nicht illegal war. Doch Alex hatte mit dieser Offenbarung ein ganz anderes Problem: er hatte sich an einem Minderjährigen vergriffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)