Durchgeknallte Traumsequenzen von Lunata79 ((was mein Hirn alles so fabriziert?)) ================================================================================ Kapitel 45: Traum 34 (Schreckliche Halloween-Party (Horror?)) ------------------------------------------------------------- Jenna: 17 Jahre alt, Seto: 22 Jahre alt ******************************* Ich, Jenna White, 17 Jahre alt, wurde zu Halloween von Schulfreunden zu einer Halloween-Party in ein echtes Spukschloss eingeladen, das gemietet worden ist, nur, dass es dort halt nicht wirklich spukt. Einzige Bedingung allerdings, die besteht, ist, dass man als Untoter verkleidet sein soll. Einlass ist gegen 20 Uhr. Da ich nicht der Typ bin, als Untoter herumzulaufen, hab´ ich mir eben nur schwarze Kleidung angezogen, um wenigsten halbwegs passend gekleidet zu sein. Man kann dann in die Kleidung hineininterpretieren, was man will. Ansonsten habe ich mir nur schwarze Schminke auf Augenbrauen, Augenlider, unter die Augen und die Lippen geschmiert. Zusätzlich habe ich mir sogar die Haare mit auswaschbarer Farbe schwarz eingefärbt. Man könnte meinen, ich sehe aus, wie eine schwarze Witwe. Obwohl man mich sicher auch für einen Vampir halten könnte. Nur, dass mir eben die langen Spitzzähne fehlen. So würde ich sicher ins Spukschloss eingelassen werden. Um 20.30 Uhr komme ich erst vor dem Spukschloss an, da ich nicht eher mit der Auswahl der Kleidung und dem Schminken fertig geworden bin. Aber Viele kommen auch erst später, da ich immer noch regen Andrang feststellen kann. Die Party scheint bereits in vollem Gange, denn die Musik ist bis zur Straße zu hören. Hochmotiviert, mich hier zu amüsieren, marschiere ich zum Eingang und werde von den Gastgebern freundlich begrüßt, um meinen Namen gebeten, den sie in eine Gästeliste eintragen, und darüber informiert, dass es um Mitternacht eine Überraschung gibt, die ich nicht versäumen sollte. Ich werde eingelassen und betrete das Spukschloss. Sofort erkenne ich einige Gesichter aus den Parallelklassen. Tea Gardner und Tristan Taylor tanzen zusammen, fast direkt vor dem Eingang. Yugi Muto und Joey Wheeler stehen drüben rechts beim Buffet. Der Bereich vor dem Eingang ist überhaupt sehr offen und frei, weil hier auch mehrere Tanzpaare oder Alleintänzer zugange sind. Tea sieht mich und winkt mir zu, da wir uns vom Sehen kennen. Tristan scheint mich nicht bemerkt zu haben, da er mit dem Rücken zu mir tanzt. Ich winke Tea zurück und blicke mich weiter um, während ich auf das Buffet zusteuere. Überall hängen künstliche Spinnweben mit Plastikspinnen darin. Auch sind in jeder freien Ecke oder Wand Kürbisse mit Kerzen aufgestellt. Sieht hier wirklich sehr hübsch dekoriert aus. In der rechten oberen Ecke des Raumes wurde sogar ein Skelett auf ein Sofa gesetzt, das mit Spinnweben und Staub versetzt wurde. Echt zum Gruseln. Auch alle Anwesenden sind wirklich absolut gruselig gekleidet. Wenn ich nicht wüsste, dass das alle Menschen sind, würde ich hier echt Angst kriegen. Ich hab´ sogar gehört, dass sich hinter dem Haus ein Friedhof befinden soll, der den Garten darstellt. Den will ich mir nachher auch einmal ansehen. Beim Buffet angekommen werde ich sofort von Yugi angesprochen, da wir uns auch schon öfter begegnet sind: „Hallo, Jenna. Wie gefällt es dir hier bisher?“ „Hallo. Ganz gut, und dir?“ „Ja, mir auch. … Ich bin mit meiner Clique hier. Bist du ganz alleine gekommen?“ „Hm.“, seufze ich, „Ich hab´ leider keine richtigen Freunde.“ „Keine Freunde?“ wiederholt er fragend entsetzt. Ich schüttle bestätigend meinen Kopf. „Warum wirst du dann nicht unsere Freundin?“, schlägt Yugi vor und winkt seine tanzenden Freunde her, ehe er fortfährt, „Ich bin Yugi und das ist Joey.“ „Hallo.“ spricht endlich Joey ein Wort. „Joey, das ist Jenna. Sie ist aus der Parallelklasse.“ stellt Yugi mich nun Joey vor. „Ah. Ich dachte mir gleich, dass du mir irgendwie bekannt vorkommst.“ richtet sich nun Joey an mich. „Hey, Jenna.“ werde ich da auch schon von Tea begrüßt. „Hallo, Tea. Wir haben uns vorhin eh schon gesehen.“ lächle ich sie an. Sie nickt nur, als Tristan meiner endlich ansichtig wird. „Hey, ich kenn´ dich doch. Du bist doch aus der Parallelklasse. Wie war noch gleich dein Name.“ erkennt dieser mich wieder. „Jenna. Hallo.“ antworte ich ihm lächelnd. „Tristan. Freut mich, dich kennen zu lernen. … Wollen wir vielleicht tanzen?“ „Gern, danke.“ Somit lasse ich mich von ihm in die Mitte des Raumes führen, wo gerade etwas Platz herrscht und tanze mit ihm. Später will Joey dann noch mit mir tanzen. Aber auch Yugi lässt sich nicht lange bitten. So amüsieren wir uns eine ganze Zeit lang, bis wir müde werden und uns zusammensetzen, um uns zu unterhalten, da am Rand noch viele Couches und Sofas als Sitzgelegenheiten aufgestellt worden sind. Denn der Partyraum ist wirklich immens groß. Es gibt sogar noch zwei weitere angrenzende Räume, die auch zum Tanzen benutzt werden. Einige belagern sogar die Treppe in die obere Etage, wo niemand Zutritt hat. Denn es gibt ohnehin zwei Toiletten mit Waschgelegenheit im Erdgeschoß, wie mir berichtet wurde. ~~~~~ Nach etlicher Zeit muss ich dann auf die Toilette und entschuldige mich bei meinen neuen Freunden, bei denen ich mich wirklich wohl fühle. Als ich mich auf dem WC gerade erleichtere, werfe ich zufällig einen Blick auf meine Armbanduhr, als ich feststelle, dass es kurz vor Mitternacht ist. Haben die Gastgeber nicht von einer Mitternachtsüberraschung gesprochen? Die will ich natürlich nicht versäumen. Deshalb beeile ich mich, die Toilette wieder zu verlassen. Als ich den Raum wieder betrete, wundere ich mich, weil niemand mehr hier und die Musik aus ist. Ich sehe mich um, als ich Tea an mir vorbeiziehen sehe. „Schnell, Jenna. Das Feuerwerk geht gleich los.“ ruft sie mir zu, im Vorbeilaufen. Ich folge ihr mit gemächlichen Schritten nach draußen und bemerke überall Gräber. Für ein Spukschloss wirklich passend. Also wohnen könnte ich hier nicht. Nur, dass hier keiner wohnt. Wer würde so etwas schon freiwillig? Ich blicke mich um und bemerke Unmengen an Leuten aus der Schule, die ich nur vom Sehen kenne. Viele kann ich aber gar nicht erkennen, weil sie mir den Rücken zukehren. Ich vermute einfach mal, dass hier die halbe Schule aufgeschlagen hat, mit Freunden. Hier müssten sich locker um die zweihundert Leute herumtummeln. Mir ist sogar aufgefallen, dass einige in die verbotene obere Etage gegangen sind. Hab´ sie eigentlich gar nicht wieder herunterkommen sehen. Na, egal. Ich will gar nicht wissen, was die da oben treiben. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Das Feuerwerk beginnt. Ich blicke in den Himmel und höre bereits zischende Laute, bis der Himmel endlich erhellt wird. Wunderschön. Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner Schulter. Ich drehe mich zur Seite, um zu sehen, wer das ist. „Hey, Süße. Bist ganz alleine hier?“ werde ich mit einer Alkoholfahne angesprochen. Mir wird schlecht, von seinem Alkoholgestank und weiche von ihm zurück. „Ich bin mit meinen Freunden hier.“ antworte ich ihm und erhöhe den Abstand zu ihm, bis ich mich ganz abwende und nach eben diesen Ausschau halte. Verwirrt blinzle ich. Nanu? Waren nicht vorher noch mehr Leute hier? Kreischen. Ich erschrecke. Panische Schreie. Ich nähere mich ängstlich der Quelle, um herauszufinden, warum die Leute plötzlich zu Schreien anfangen, denn das Feuerwerk ist noch nicht zu Ende. Zu meinem Entsetzen muss ich beobachten, wie sich Hände aus einigen Gräbern erheben und nach den Füßen meiner Schulkollegen greifen. Aber, das ist noch nicht alles. Die Hände stützen sich ab und erheben ihre Körper aus der Erde. Kaum einen Augenblick später sind wir von Zombies umzingelt. Panisch schreie ich auf und renne ins Haus zurück, wo ich auf dem Weg Tea erblicke, die gerade um Hilfe schreit, da sie attackiert wird. Ich habe viel zu große Angst um meine eigene Haut, weshalb ich einfach weiterrenne. Im Haus finden sich auch bereits einige Opfer wieder, die gerade angeknabbert werden. Voller Panik bemerke ich, dass die Zombies selbst ins Haus eindringen und den Eingang blockieren. Ich habe keine andere Wahl, deshalb flüchte ich mich in die obere Etage und flüchte dort in eines der Zimmer. Darin entdecke ich weitere Türen, durch die ich stürme. Die Angst sitzt mir zu tief in den Knochen. Mein ganzer Körper zittert. Raum für Raum lasse ich hinter mir, als ich plötzlich in einem Schlafzimmer lande, das keine weiteren Türen aufweist. Ich sitze in der Falle. Mein Blick fällt auf das Doppelbett, das linksseitig von mir steht. Schon hat sich eine Idee in meinem Kopf geformt. Ich schlüpfe unter die linke Bettdecke und halte mich darunter versteckt. Mein Zittern allerdings kann ich nicht abstellen. Dennoch lausche ich angespannt. Immer noch höre ich panische Schreie. Doch nach und nach verstummen diese. Meine Angst steigert sich. Was, wenn sie alle erwischt wurden? Was, wenn ich erwischt werde? Werde ich diese Hölle wieder lebend verlassen können? Ewigkeiten lausche ich angespannt weiter, doch nichts ist mehr zu hören. Stille. Absolute Stille. Zu ruhige Stille, die mir Angst macht. Durch das Liegen werde ich allerdings müde. Außerdem ist meine Schlafenzeit längst überschritten. Ohne es wirklich zu wollen, schlafe ich ein. ~~~ Als ich Geräusche höre, werde ich erst wieder wach. Jedoch erzittert mein Körper sofort auch wieder, da mir sofort wieder einfällt, wo ich bin. Ich wage es aber nicht, mich zu rühren. Ich bemerke allerdings, dass ich nicht mehr unter der Bettdecke versteckt liege, sondern mein Kopf außerhalb, auf dem Kopfkissen liegt. Meine Augen wage ich auch nicht zu öffnen. Jedoch versuche ich durch einen schwach geöffneten Spalt meiner Augen etwas zu erkennen. Nur schemenhaft erkenne ich eine Gestalt, die sich dem Bett nähert. Oder anders ausgedrückt, sie schleicht näher. Ich habe Angst, dass es sich bei der Gestalt um einen Zombie handelt, der, sobald er bemerkt, dass ich ein Mensch bin, über mich herfällt. Erst, als die Gestalt auf das Bett klettert und mir noch näherkommt, kann ich einen stockenden Atem hören, der so klingt, als wäre er gezwungen, ruhig zu bleiben. Der Atem wird dann aber leiser. Die Gestalt nähert sich meinem Gesicht, als sein Atem kurz meine Lippen streift. Irritiert reiße ich meine Augen auf und will ruckartig nach hinten ausweichen, als ich doch noch innehalte. Erleichtert stoße ich lautstark meine Luft aus: „Du bist ein Mensch. … Wie bin ich froh, dass ich nicht mehr alleine bin.“ kralle ich mich im nächsten Moment an den gutaussehenden jungen Mann, der wohl selbst von den Zombies geflohen sein dürfte. „Pscht.“, fordert er mich auf, „Nicht so laut. Die Zombies sind immer noch hier in der Gegend.“ Er löst kurz meine Umklammerung von sich und klettert von der anderen Seite zu mir unter die Bettdecke, wo er zu mir rückt und mich beschützend in seine Arme schließt. Als er bemerkt, dass ich am ganzen Leib zittere, drückt er mich sogar noch fester an sich. „Wie lange bist du schon hier?“ erkundigt sich der junge Mann bei mir. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr und antworte ihm erstaunt: „Schon fast drei Stunden.“ „Und in der ganzen Zeit hat sich kein Zombie hierher verirrt?“ „Denke nicht. … Ich bin irgendwann, etwas nach Mitternacht, vor Erschöpfung eingeschlafen.“ „Es war vermutlich das Beste, was dir passieren konnte. Der Weg hierher ist gesäumt von Leichen. Einfach schrecklich. Ich habe keine Ahnung, wie viele überlebt haben. Aber viele dürften es nicht sein.“ „Kommen wir hier wieder lebend raus?“ frage ich ihn ängstlich. „Ich weiß es nicht. Wir müssen einfach noch etwas abwarten. … Vielleicht verschwinden die Zombies bei Tagesanbruch wieder.“ „Und, wenn nicht?“ „Dann müssen wir uns so überlegen, wie wir wieder hier rauskommen.“ „Sag´ mal, wieso hast du eigentlich kein Halloween-Kostüm an?“, frage ich, weil mir vorhin aufgefallen ist, dass er mit Alltagsklamotten herumläuft, „Und bist du nicht auch etwas zu alt, um auf unsere Schule zu gehen?“ fällt mir auch ein, nachzufragen, da er eindeutig wesentlich älter aussieht, als meine Klassenkameraden, die sogar noch Jüngere einschließt, aus unserer Oberschule. „Ich bin schon lange aus eurer Schule raus. Ich bin ja schließlich schon 22. … Ich bin eigentlich nur hier, weil ich meinen kleineren Bruder abholen wollte. Er geht auf eure Schule und wollte unbedingt auf diese Halloween-Party hier. Und nur deshalb trage ich auch kein Kostüm.“ „Wie heißt denn dein Bruder? Vielleicht habe ich ihn ja gesehen.“ frage ich nach. „Mokuba. Er geht in die 10-A.“ „Oh. Dann ist er eine Klasse unter mir. … Hm. Also namentlich sagt mir der Name nichts.“ erwidere ich ihm nachdenklich. „Sagt dir Mokuba Kaiba mehr?“ Ich lege überlegend meinen Kopf schief und schüttle nach einiger Bedenkzeit meinen Kopf. Erstaunt reißt er Mund und Augen auf, ehe er sich kurz darauf wieder fasst und seine Mimik keinen Aufschluss mehr gibt. „Und Seto Kaiba?“ jetzt klingt er schon lauernd. Ich runzle meine Stirn und durchforste mein Gedächtnis. Stutzig frage ich ihn dann: „Ehrlich gesagt, nein. … Sollte ich diese Namen denn kennen?“ Er seufzt und meint: „Letzterer ist meiner. … Wie heißt du eigentlich?“ „Jenna. … Jenna White, freut mich, dich kennen zu lernen.“ lächle ich ihn jetzt an, während ich meine Hand von ihm löse, um sie ihm entgegenzustrecken, für´s Händeschütteln. Kurzzeitig wirkt er irritiert, ehe seine Mundwinkel zucken und er meine Hand ergreift, um sie kurz zu schütteln. „Um wieder auf deinen Bruder zurückzukommen, … Kannst du ihn mir beschreiben? Vielleicht habe ich ihn ja gesehen.“ erinnere ich ihn an seine zuvor gestellte Frage. „Nun, ja, … Er hat schwarzes langes gewelltes Haar, bis zur Hüfte, blaue Augen und ist etwa 1,63 groß.“ klärt mich Seto auf. „Hm. … Also beim Feuerwerk ist mir niemand aufgefallen, der zu dieser Beschreibung passen würde. Vielleicht war er auch weiter hinten im Gartenfriedhof? Und, als die Zombies aus ihren Gräbern gestiegen sind, hab´ ich ihn auch nirgends gesehen. Aber bei locker 200 Leuten wäre das auch wirklich schwierig gewesen. … Vielleicht war er ja auch hier im Schloss, als es losgegangen ist, und konnte sich schon vorher in Sicherheit bringen, ehe die Zombies das Schloss heimgesucht haben. … Das bringt mich allerdings zu der Frage, wie bist du eigentlich ungeschoren hier ins Schloss gelangt?“ überlege ich laut und spreche meine Gedankengänge aus. „Als ich vorhin das Tor durchschritten habe, war niemand zu sehen. Das Einzige, das mir allerdings aufgefallen war, ist, dass mehrere Schüler blutüberströmt verstreut auf dem Boden gelegen haben. Auf Grund dessen war ich sofort alarmiert und hab´ mir ein Bild gemacht. … Dabei bin ich auch einigen Zombies ansichtig geworden, die noch dabei waren, an einigen Schülern zu knabbern. Das war einfach nur widerlich. Mir ist richtig schlecht geworden und habe nur gehofft, dass Mokuba noch am Leben ist. … Das hoffe ich immer noch, auch, wenn die Chance dazu ziemlich schlecht aussieht. … Es darf ihn einfach nicht erwischt haben. Er ist doch alles, was ich noch habe, an Familie.“ erzählt er mir. „Du hast keine Eltern mehr? Das tut mir leid für dich. … Ich sag´ dir aber ehrlich, ich kann mir nicht vorstellen, ohne Eltern zu sein, weil meine noch leben. Dennoch muss es für dich schlimm sein. … Ich werde dir die Daumen drücken, dass Mokuba noch am Leben ist. Vielleicht hilft es ja.“ erkläre ich ihm. Seto verdreht nur seufzend seine Augen, ehe er sie ganz schließt und seinen Kopf hängen lässt. Jetzt bin ich es, die ihn in die Umarmung nimmt und ihn fest drückt, damit er weiß, dass er gerade nicht alleine mit sich selbst ist. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es mehrere geschafft haben, sich vor den Zombies zu verstecken.“, versuche ich ihn aufzubauen, „Man darf nur die Hoffnung nicht aufgeben. Noch hast du keinen Beweis, dass er tot ist. … Und wenn es dir ein Trost ist, bleibe ich bei dir, bis wir ihn gefunden haben.“ Seto hebt seinen Kopf wieder und öffnet seine Augen, wobei ich die Umarmung wieder auflöse. Er findet sofort meinen Blick, als dieser mein Gesicht abfährt. Er zieht seinen rechten Arm von hinter meinem Rücken hervor und streicht mit seinem Zeigefinger über meine Augenbrauen. Danach reibt er Daumen und Zeigefinger aneinander, ehe er fragt: „Hast du deine Augenbrauen schwarz angemalt?“ „Na, ja, … Ich wollte mich nicht als Untoter verkleiden und hab´ halt improvisiert, wie ich das umgehen kann. Ich hab´ nun mal braune Haare. Deshalb musste ich mir auch eine auswaschbare schwarze Farbe auf die Haare tun. … Ich habe den Gastgebern die freie Entscheidung gelassen, als was sie mich interpretieren.“ erwähne ich ihm. Unerwarteter Weise streckt er mir im nächsten Moment ein Taschentuch entgegen. „Mach´ die Schminke ab. Die brauchst du jetzt ohnehin nicht mehr.“ fordert er mich auf. Ich runzle meine Stirn, weil ich nicht verstehe, warum ich mich jetzt abschminken soll. Dennoch komme ich seiner Aufforderung nach, entnehme ihm das Taschentuch und reibe mir die schwarze Farbe ab. Als ich der Meinung bin, dass ich fertig damit bin, knülle ich das Taschentuch zusammen und stecke es mir in die Hosentasche, um es später zu entsorgen. Plötzlich hält er noch ein Taschentuch in der Hand und spuckt darauf. „Augen zu.“ befiehlt er mir und ich befolge brav seine Anweisung. Schon fühle ich das anfeuchtete Taschentuch auf meinen Augenlidern. Zu meiner Verwunderung geht er wirklich sehr sanft und zärtlich vor. Hält mein Kinn mit seiner linken Hand, womit ich nun vollständig seiner Wärme beraubt bin. Ich spüre seine langen Finger, wie sie leichten Druck auf meine Augen ausüben und wie sich dann das Taschentuch wieder entfernt. Ich öffne meine Augen wieder, während er mein Gesicht zu betrachten scheint. Seine Hand hält mein Kinn nämlich noch immer fest. Seine Augen finden wieder die meinen. Jetzt, wo ich endlich sein Gesicht betrachten kann, stelle ich fest, dass er ein wirklich schönes Gesicht hat. Will heißen, er sieht wirklich richtig gut aus. Er hat bestimmt schon eine Freundin. Schade eigentlich. Wenn er noch zu haben wäre, würde ich bestimmt nicht nein sagen. Obwohl seine Art vielleicht doch etwas zu wünschen übriglässt. Ich mag´s nämlich nicht, wenn man mir Befehle erteilt. Von seinem Tun und Reden hingegen, bin ich schon angetan. Was mich aber wiederum stört, ist, dass man aus seinem Gesicht keine Mimik lesen kann. Was mag´ ihm nur schon passiert sein, dass man so wird, wie er? Unerwartet streicht er mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand über meine Wange und ich frage mich, was ihm jetzt wohl durch den Kopf gehen mag. Mir ist schon klar, dass uns ganze 5 Jahre Altersunterschied trennen, und doch fühle ich mich irgendwie mit ihm verbunden. Außerdem hatte ich ja auch noch nie einen Freund. Es ist seltsam, von einem Jungen so berührt zu werden. Für mich ist es ja auch überhaupt das erste Mal, einem Jungen so nah zu sein. Aber seltsamer Weise fühle ich mich bei ihm sicher und geborgen. Seit er bei mir ist, habe ich fast keine Angst mehr. Liegt vielleicht auch daran, weil ich nicht den Eindruck habe, dass er Angst hat. Er ist ruhig und vermittelt mir so seine Ruhe. War das etwa sein Plan, als er gemerkt hat, dass ich panisch werden wollte, wäre er kein Mensch gewesen? Könnte durchaus sein. Während ich ihm so in die Augen blicke, beinahe schon starre, drohe ich in seinen wunderschönen blauen Augen zu versinken. Nach einer Weile des Starrens formt sich ein Schatten vor seinem Gesicht, der seine Seele preisgibt. Die Schatten geben seinem Gesicht etwas Bösartiges. Ich schließe meine Augen, um die Schatten wieder zu vertreiben. Nur einen Moment später spüre ich eine zarte Berührung an meinen Lippen. Nur hauchzart. Verwundert runzle ich meine Stirn, lasse meine Augen allerdings geschlossen, weil sich diese Berührung eigentlich schön anfühlt. Zu seinem Zeigefinger an meiner linken Wange gesellen sich nun die restlichen Finger seiner rechten Hand und berühren mich zärtlich, fast federleicht, als habe er Angst, mich zu zerbrechen. Ich erwidere seine Berührung nur zögerlich, weil ich nicht will, dass er damit aufhört. Mein erster Kuss. Oder anders ausgedrückt, das erste Herantasten. Allmählich verstärkt er den Druck seiner Lippen. Ich lege meine linke Hand auf seine Schulter und schiebe sie an seine Halsbeuge, ehe sie in seinem Nacken landet und ich meine Finger in seinen Nackenhärchen vergrabe. Nun werde ich auch etwas mutiger und verstärke den Gegendruck. Doch unerwarteter Weise spüre ich im nächsten Moment seine Zunge an meinen Lippen, die bittend meine Mundlinie mehrmals entlangstreicht. Zögernd öffne ich für ihn meine Lippen, als seine Zunge auch schon auf meine trifft. Erschrocken ziehe ich meine Zunge zurück und taste mich nur langsam wieder an seine heran. Es fühlt sich seltsam an, plötzlich eine andere Zunge zu spüren. Es ist nicht unangenehm, aber eben ungewohnt. Mein erster Zungenkuss. Irgendwie kommt es mir so vor, als hätte er auch noch nicht so viel Erfahrung mit dem Küssen gemacht. Dabei müsste so ein Typ wie er, doch mindestens schon eine Freundin gehabt haben. Er ist ja schließlich schon 22 Jahre alt. Nun, vielleicht will er mich aber nur nicht überfordern, weil er nicht annimmt, dass ich mit 17 Jahren schon Erfahrung habe. Das wird es wohl sein. Andererseits, hätte er eine Freundin zurzeit, würde er mich doch gar nicht küssen, oder? Vielleicht habe ich ja Glück im Unglück und ich bekomme meinen ersten Freund. Schön wär´s. Viele Mädchen aus der Schule sind nämlich mit ihren Freunden da. Da kann man fast neidisch werden. Fast schüchtern umspielen wir unsere Zungen, während ich seine Hand plötzlich zwischen meinen Schulterblättern fühle, die mich näher an ihn drückt. Es ist ein überwältigendes Gefühl, so mit ihm verbunden zu sein. Ich drücke ihn leicht am Hinterkopf auch noch näher an mich. Ich weiß zwar nicht, was ihn dazu gebracht hat, mich zu küssen, doch ich würde am liebsten gar nicht mehr aufhören. Nur leider geht mir allmählich der Sauerstoff aus, den ich zum Atmen brauche, um zu Leben. Im nächsten Augenblick zieht er seine Zunge langsam wieder zurück. Der Kuss findet sein Ende und wir entfernen unsere Münder, um hektisch zu atmen. Meine Augen habe ich noch geschlossen. Denn dieses Erlebnis war einfach zu wundervoll für mich. Schließlich habe ich meinen ersten Kuss mit einem verdammt gutaussehenden jungen Mann geteilt. Bei diesem Gedanken beginnen meine Wangen zu brennen. Ich habe meinen ersten Kuss bekommen. Wie aufregend. Und das auch noch, in so einer gefährlichen Situation. Mensch, sind wir blöde? Wir hätten derweil unvorbereitet angefallen werden können. Schon komisch, dass wir hier in diesem Schlafzimmer noch keinen Zombie gesehen haben. Nun öffne ich doch meine Augen und sehe in sein Gesicht, während ich meine Hände von ihm zurückziehe. Seine Wangen sind ebenfalls gerötet. Prompt kommt mir in den Sinn, dass ich mein Gesicht nur abschminken sollte, weil er mich vielleicht schon die ganze Zeit küssen wollte. Bei dem Gedanken verziehen sich fast automatisch meine Lippen zu einem Lächeln. Irgendwie ist er doch ganz süß. Besonders, weil er jetzt auch ganz verlegen dreinblickt. Er scheint auch gar nicht zu wissen, wie er sein Tun rechtfertigen soll. Seufzend blicke ich aus dem Fenster, das zeigt, dass es immer noch Nacht ist. Ich werfe einen Blick auf meine Armbanduhr. Kein Wunder. Es ist ja auch erst eine halbe Stunde vergangen, seit Seto hier aufgetaucht ist. 4.32 Uhr morgens. „Seto? Sollten wir nicht schauen, ob es noch weitere Überlebende gibt?“ frage ich einfach mal bei ihm nach, um ihn wieder an unsere eigentliche Situation zu erinnern. Sofort ist sein Gesichtsausdruck wieder ernst. „Du machst dir Sorgen um deine Schulkollegen?“ will er von mir wissen. „Ja, schon. Alle Anwesenden waren aus meiner Schule. … Wäre schon schlimm, wenn der Schule plötzlich die Schüler ausgehen würden. … Schlimmer ist es aber für die Eltern, die ihre Kinder zu beklagen haben werden.“ erkläre ich ihm. Er presst seine Lippen zusammen, ehe er meint: „Dann lass´ uns gehen und Überlebende suchen. Wir sollten aber trotzdem vorsichtig sein, falls noch Zombies herumlaufen.“ „Und ich drücke für dich die ganze Zeit meine Daumen, damit Mokuba noch am Leben ist.“ verspreche ich ihm. Er blickt mich schon fast gerührt an, ehe er die Bettdecke zur Seite wirft und mir zunickt. Ich nicke zurück und klettere aus dem Bett, um seine weiteren Schritte zu beobachten. Im nächsten Moment marschiert er zum Fenster auf meiner Bettseite und wirft einen Blick hinaus. Ich trete sofort zu ihm und tue es ihm gleich. Verwundert stelle ich fest, dass wir die Straße vom Fenster aus erblicken können. „Dieses Fenster könnte einen Fluchtweg darstellen. … Wir sollten auf der Suche nach einem Seil, oder mehrerer Bettlaken Ausschau halten. Eben etwas, das uns den Abstieg ermöglicht. … Das heißt, wir sorgen dafür, dass alle Überlebenden hierherkommen.“ erklärt er mir. „Guter Plan. Aber teste sicherheitshalber erst einmal, ob sich das Fenster überhaupt öffnen lässt.“ erwähne ich ihm. Er greift an den Fenstergriff und rüttelt daran. Mit einem extremen Gewaltaufwand schafft er es schlussendlich, dass sich das Fenster öffnen lässt. Sofort kommt eine kühle Brise hereingeweht. „Ein bisschen frisch.“ meine ich. „Hast du keine Jacke dabei?“ „Ich hatte ja nicht vor, so lange hier zu bleiben. … Ursprünglich wollte ich eigentlich nur bis Mitternacht bleiben. Und für mich war das Feuerwerk ein guter Abschluss, ehe ich gehe. Ich habe nicht damit gerechnet, dass mitten beim Feuerwerk plötzlich Zombies aus ihren Gräbern steigen.“ „Leuchtet ein. Ich bin ja eigentlich auch nur gekommen, um Mokuba um halb eins abzuholen. Denn länger hatte ich ihm auch nicht erlaubt.“ „Du sorgst alleine für ihn, richtig?“ Seto nickt nur. „Aber wie?“ bin ich neugierig. „Ich arbeite.“ Er beugt sich aus dem Fenster und blickt auf die Straße hinunter, als er murmelt: „Etwa sechs Meter.“ „Und wie lange schon?“ hake ich sehr leise nach, als fürchte ich, in eine offene Wunden Salz zu streuen, wobei ich offenlasse, ob ich das Versorgen von Mokuba, oder sein Arbeiten meine. „Unsere Eltern sind gestorben, da war ich gerade 10 und Mokuba 4 Jahre alt. Wir kamen ins Waisenhaus.“, er kommt aus dem Fenster wieder zurück und sieht mich an, wobei seine Mimik keinerlei Gefühle preisgibt, „Danach wurden wir von Gozaburo Kaiba adoptiert und er brachte mir bei, wie man Geschäftsmann wird.“, ich merke, dass er meine Mimik ganz genau beobachtet, „Er war früher Leiter der Kaiba Corporation, als diese noch Kriegswaffen herstellte. Mit 14 Jahren schlug ich ihn mit seinen eigenen Waffen und nahm ihm seine Firma ab. Nun ist die Kaiba Corporation das größte Spielehersteller-Imperium Japans.“ „Wow.“ bin ich ehrlich erstaunt, wie weit Seto es gebracht hat. Das hätte ich ehrlich nicht angenommen. Aber eine Frage brennt mir noch auf der Zunge, die ich nun stelle: „Ist das vielleicht der Grund, warum ich dich kennen sollte?“ und lege meinen Kopf fragend schief. Er nickt seufzend, scheinbar immer noch meine Reaktion abwartend. Ich zucke mit meinem Schultern, als ich ihm mitteile: „Dann tut´s mir leid, dass dem nicht so ist.“, ich seufze, „Ehrlich gesagt interessiere ich mich nicht für Nachrichten. Also dürfte diese Tatsache auch nicht so verwunderlich sein.“ Erstaunt werden seine Augen groß. „Na, dann?“ zuckt er nun mit seinen Schultern, „Wir sollten uns jetzt auf den Weg machen, um deine überlebenden Schulkameraden zu suchen.“ Ich nicke und teile ich ihm mit: „Ich weiche dir nicht eine Sekunde von der Seite.“ und beginne sogleich damit, meine Daumen zu drücken, da ich ihm das versprochen habe. „Drücke du nur deine Daumen, ich ziehe dich mit.“, somit ergreift er sanft mein linkes Handgelenk. Er fasst es aber gerade so fest, dass es nicht schmerzt. Und so zieht er mich sogleich bis zur einzigen Tür, die aus diesem Schlafzimmer führt. Seto atmet tief durch, greift zur Türklinke und drückt sie vorsichtig nach unten, um sie einen kleinen Spalt zu öffnen und einen Blick hinauszuwerfen, während er mich hinter sich drückt. Er öffnet die Tür ein Stück weiter und überblickt scheinbar den ganzen Raum, ehe er die Tür ganz öffnet und mich hinauszieht. Sofort blicke ich mich neugierig um. In diesem Raum stehen zwei große Schränke. An der Wand neben der Tür steht eine Couchlandschaft in deren Mitte sich ein Beistelltisch befindet, worunter ich jemanden erkennen kann. „Da ist jemand.“ zeige ich Seto mit meiner linken Hand. Schon fragt Seto etwas lauter in den Raum: „Sind hier noch Überlebende versteckt?“ Neugierig beobachte ich, wie ein blonder Junge unter dem Beistelltisch hervorkommt. „Hey, wow. Das ist Seto Kaiba höchstpersönlich.“ erkennt der Junge sichtlich Seto. „Verzieh´ dich in den Raum hinter mir. Da sind die letzten Stunden keine Zombies reingekommen und dort befindet sich auch ein möglicher Fluchtweg, für den wir erst ein Seil oder mehrere Bettlaken besorgen müssen. Das Fenster zeigt nämlich auf die Straße. Und denk´ ja nicht daran, einfach hinauszuspringen. Es geht da sechs Meter nach unten.“ Plötzlich hören wir, dass sich die Schranktüren öffnen. Aus beiden Schränken entsteigen je drei Schüler. Ein schwarzhaariger Junge ist aber sichtlich nicht darunter. Schade. Während mich Seto bereits wieder weiterzieht, beobachte ich die sieben Schüler noch dabei, wie sie im Schlafzimmer verschwinden. Erst dann drehe ich mich wieder in die Gehrichtung, als wir bereits vor der nächsten Tür stehen. Selbes Spiel wie eben, bei der Schlafzimmertür. Der nächste Raum ist wieder einem Wohnzimmer nachempfunden. Und auch ziemlich dasselbe spielt sich ab, wie zuvor. Nur, dass Seto meine Mitschüler zwei Türen weiter verweist. Das zieht sich noch etliche Räume entlang, bis wir wieder auf den Flur treffen. Hier merke ich schon, wie Seto mit sich hadert. Mich hierlassen oder doch mitnehmen und der Gefahr aussetzen. Da ich ihm aber versprochen habe, solange bei ihm zu bleiben, bis wir Mokuba gefunden haben, lasse ich nicht zu, dass er mich zurücklässt. Ich umklammere seinen Arm, als wäre ich seine feste Freundin, die ihn nie wieder gehen zu lassen gedenkt. Seufzend zieht er mich deshalb weiter mit, wobei ich aufpassen muss, dass er mich nicht unbeabsichtigt abschüttelt. In einigen Räumen, an denen wir vorbeikommen und dessen Türen offenstehen, können wir beobachten, wie Zombies noch an vereinzelten Schülern knabbern. Überall fließt Blut. Einfach widerlich. Genau, wie Seto mir bereits beschrieben hat. Wunderlicher Weise blickt mir Seto auch öfters ins Gesicht. Ich habe das Gefühl, dass er ernsthaft um mich besorgt ist. Und wenn ich ehrlich bin, wird er mir von Minute zu Minute sympathischer. Er ist eindeutig ein perfekter Beschützer. Er hat hier schließlich indirekt die Verantwortung für mich übernommen, indem er mich mit sich genommen hat. Deshalb werde ich mich hüten, irgendeinen Unsinn zu machen. Ich bin schließlich noch viel zu jung zum Sterben. Seto eigentlich auch. Wir marschieren ohne Vorkommnisse den Flur entlang, bis zu der Treppe ins Erdgeschoss. In der Mitte des Raumes nach dem Treppenabsatz unten, werden gerade zwei noch fast lebende Menschen zerfleischt. Ihre Schreie sind bereits heiser und dann kurz darauf bleiben sie leblos liegen. Am Fußboden liegen aber noch mehr Leichen verteilt. Dieser Anblick ist ein regelrechter Schock für mich, weshalb ich mein Gesicht gegen seinen Oberarm drücke, um es nicht länger sehen zu müssen. Einfach zu schrecklich für meine armen Nerven. Seto entzieht mir prompt seinen Arm, als ich mich an seine Brust gedrückt wiederfinde. Meine Augen beginnen zu brennen. Ich will nicht so elendig umgebracht werden. Außerdem kann ich das meinen Eltern nicht antun. „Seto, ich will noch nicht sterben.“ jammere ich, mit wässrigen Augen, als ich zu ihm aufblicke. „Red´ nicht so einen Unsinn. Du wirst noch nicht sterben. Wir beide werden hier nicht sterben. Das verspreche ich dir. Ich werde dich beschützen.“ meint er zuversichtlich zu mir und nimmt mir somit einen Teil meiner Angst. Ich kralle mich an ihn, als wäre er alles, was ich zum Überleben bräuchte, was auch ihm nahe zu gehen scheint. Denn im nächsten Moment spüre ich wieder seine Lippen auf meinen. Meine Augen fallen schon automatisch zu, um den Kuss zu genießen. Doch dieser Kuss dauert nicht lange, denn es ist eher nur eine sanfte, aber feste, Lippenberührung, die wir uns gegenseitig schenken. Es kommt mir vor, als hätte er sich von mir Mut geben lassen. Als wir uns nämlich wieder voneinander lösen, blickt er mir noch einmal tief in die Augen. Und genau zu diesem Zeitpunkt spüre ich, dass es in meinem Bauch turbulent zugeht und sich mein Herzschlag erhöht hat. Selbst in seinen Augen vermute ich so etwas, wie Zuneigung zu erkennen. Und mir wird bewusst, dass er, für mich, mein Held ist. Ein Ächzen holt uns, aus unserer romantischen Stimmung, wieder in die Realität zurück. Als wir unseren Blick wieder nach unten vor den Treppenabsatz lenken, sind die Zombies verschwunden und wir stellen fest, dass einer der beiden Menschen doch noch nicht tot zu sein scheint. Wir stolpern regelrecht die Stufen hinunter und knien uns zum Verletzten. „Halte durch.“, kann ich nur sagen, bemüht den Kloß in meinem Hals hinunterzuschlucken. „Was ist passiert?“ fragt Seto stattdessen. „Mein Freund und ich wurden von den drei Zombies angegriffen. … Viele von uns sind schon tot. Wir konnten noch fliehen, wurden aber schlussendlich doch erwischt. Etliche sind hier rein geflohen. Darum wollten wir uns auch hier in Sicherheit bringen. Nur, wir haben es nicht mehr rechtzeitig geschafft. … Dabei sollte das die beste Halloween-Party aller Zeiten werden.“ wird uns von der Gastgeberin erklärt. „Du bist die Gastgeberin. Ich erinnere mich an dich.“ erwähne ich. „Bitte rettet die Überlebenden. Das ist meine einzige Bitte, bevor ich sterbe. … Ich habe, zu meinem Bedauern, die Warnungen des Bürgermeisters missachtet, als er mir die Schlüssel für dieses Schloss übergab.“, schon zieht die Gastgeberin einen dicken Schlüsselbund aus ihrer Hosentasche. „Jeder einzelne Raum muss abgeschlossen sein. Und oben darf sich niemand aufhalten. … Hier habe ich jeden einzelnen unterschreiben lassen, der hier erschienen ist. Die Gästeliste.“ erklärt sie uns weiter, als ich ihr die Liste abnehme, zusammenlege und in meine Hosentasche einstecke. „Und wieso sind die drei Zombies jetzt nicht mehr da?“ will Seto von ihr wissen. „Ich weiß es nicht. Sie sind einfach in Rauch aufgegangen, als wären sie verbrannt.“ antwortet sie und ich beginne mich genauer umzusehen. Da bemerke ich etwas, das aussieht wie Asche, um sie herum verteilt. Ich nehme davon etwas zwischen die Finger und verreibe es. „Ist das Asche?“, stelle ich verwundert fest, „Aber wie?“ „Das erinnert mich an eine Horrorgeschichte. Zombies verachten Feuer, weil sie verbrennen können.“ erwähnt da Seto. „Sollen wir jetzt mit Fackeln durch die Gegend laufen? Außerdem, wo sollen wir die herbekommen?“ erwidere ich fassungslos. „Im Keller … *hust* … könnten sich welche befinden. … Aber kein normales Feuer hat die … *hust, hust* … Zombies ausgelöscht. … Ich habe euch gesehen. … *Hust, hust* … Ihr habt euch geküsst. … *hust, hust, hust* … Ihr habt das Feuer entfacht. … *hust, hust, hust* …“, der Rest wird immer unverständlicher und geht dann ganz unter. „Aber, wie?“ wiederhole ich mich und versuche sie wieder wachzurütteln. Seto allerdings schließt seine Augen, meint: „Lass´ gut sein. Sie ist tot.“ und schließt mit seiner Hand die Augen der Gastgeberin, während er mit seiner anderen Hand den Schlüsselbund in seine Hosentasche einsteckt. Wieder beginnen meine Augen zu brennen, als auch schon die ersten Tränen meine Wangen benetzen. Seto dreht sich zu mir und zieht mich an seinen Oberkörper. Ich lege meine Arme um seinen Hals und meine Stirn an seine Halsbeuge, während ich aufschluchze. Das ist alles so schrecklich. „Na, komm. Wir müssen noch weiter schauen, ob es noch Überlebende gibt.“, meint Seto fast mitfühlend, ehe er mich, mit sich, hochzieht, „Wir haben noch einiges vor.“, erinnert er mich anschließend. Mitgenommen wische ich mir die Tränen, mit meinem Ärmel, aus dem Gesicht, nicke und diesmal nimmt er mich an die Hand, sodass ich nur noch einen Daumen drücken kann. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass seine Hoffnung, Mokuba noch lebend zu finden, immer mehr schwindet. Wir konnten ja auch bisher nur etwa ein Achtel meiner Schulkollegen als Überlebende zählen, von etwa 200. Während wir, noch im Schloss, die anderen Räume absuchen, entdecken wir noch 5 Überlebende, die wir vorübergehend hinauf zum Schlafzimmer schicken. ~~~~~ Als wir in den Garten treten, sieht die Sache allerdings schon etwas anders aus. Überall tummeln sich die Zombies. Ein Wunder, dass sie uns nicht sofort anspringen, als wir in der Tür zum Garten stehen, die sperrangelweit offensteht. Als ich seitlich eine Schaufel lehnen sehe, schnappe ich mir die mal zur Sicherheit. Man kann nie wissen, ob man sich nicht vor denen verteidigen muss, die ich vorerst gedenke, als Wanderstock zu benutzen, da ich nur eine Hand freihabe, und die Schaufel doch so einiges wiegt. Tief durchatmend machen wir uns daher daran, nun an der Wand rechts entlang zu schleichen, um einen guten Überblick behalten zu können und nicht den Zombies in die Quere zu kommen. Einige knabbern noch an bereits toten Schülern, andere laufen suchend durch die Gegend. Die Angst klettert wieder in meine Knochen, wenn ich die Zombies so beobachte. Immer weiter die Wand entlang schleichend, betrachten wir unseren, durch tote Schüler gesäumten, Weg. Überall verunstaltete, mit Blut überströmte, Leichen. Wie furchtbar. Ich denke, ich werde nie wieder auf eine Halloween-Party gehen. Nach dieser Sache muss ich bestimmt in die Psychiatrie. Aber ich habe immerhin meinen persönlichen Helden bei mir. Doch plötzlich löst sich Seto von mir, während er meint: „Da drüben ist ein Schuppen. Er ist nicht verschlossen und lässt sich vermutlich nach innen öffnen. Dort könnten sich noch Überlebende versteckt haben.“, als er es auch schon wagt, quer über das Feld des Friedhofs zu stapfen. Ich blicke ihm entsetzt nach. Warum lässt er mich jetzt alleine? Warum geht er jetzt quer durch das Gebiet der Zombies durch? Ist er lebensmüde? Will er sich opfern? Ist er verrückt geworden? Als er die Hälfte bis zu Schuppen zurückgelegt hat, wenden sich unerwartet die Zombies in seine Richtung. Erschrocken reiße ich meine Augen auf. „Seto! Pass auf!“ rufe ich ihm zu. Doch anstatt aufzupassen, dreht er sich zu mir um und blickt mich entschuldigend an. Dann ist es aber schon zu spät. Sechs Zombies stürzen sich da auch schon auf ihn. „NEIN!!!“ brülle ich schockiert. Das darf nicht wahr sein. Ein Schrei von ihm versetzt mich in Panik. Ich muss sofort handeln. Sonst stirbt er. Ich habe mich doch erst in ihn verliebt. Er darf nicht sterben. Ich brauche ihn doch. Ich werde wütend. So verdammt wütend auf diese Zombies, weil sie es wagen, meine erste große Liebe anzugreifen. Voller Zorn packe ich den Schaufelgriff noch fester und stampfe wutentbrannt auf die Zombies zu, die gerade versuchen, Seto zu zerfleischen. Er wehrt sich, keine Frage. Aber, wenn er noch öfter gebissen wird, verliert er jegliche Chance, das Ganze zu überleben. Deshalb beeile ich mich, zu ihm zu kommen und hole kräftig mit der Schaufel aus. Mehrmals dresche ich regelrecht auf die Zombies ein, bis sie ihn endlich wieder freigeben. Sie ziehen sich zurück. Endlich Seto von diesen Biestern befreit, fließen heiße Tränen über meine Wangen, während ich mich neben ihm auf die Knie fallen lasse und mich über ihn beuge, um ihn in meine Arme zu schließen. „Bist du sehr schwer verletzt?“ frage ich ihn ängstlich besorgt weinerlich. Seto stöhnt nur schmerzverzerrt auf. Ich löse mich von ihm und betrachte ihn von oben bis unten, während ich mir mühevoll die Tränen immer wieder aus den Augen wische. „Du darfst nicht sterben.“ weine ich jetzt immer mehr, weil ich seine Verletzungen nicht einschätzen kann, da er mir noch nicht geantwortet hat. „Hey, ist ja gut. Noch bin ich am Leben.“ versucht er mich zu trösten, doch eher kläglich. Seine Wunden beachtend vergrabe ich mein Gesicht an seiner Brust, während ich meine linke Hand in seinem Pulli verkralle. Keine Sekunde später spüre ich seine Hand an meinem Kopf, was mich dazu bringt, zu ihm aufzusehen. Mühevoll versucht er sich aufzurichten, weshalb ich ihn dabei unterstütze, sodass er sich wenigstens an mich anlehnen kann. Nun lehnt sein Kopf an meiner Brust und ich schluchze nur noch mehr, während ich ihn, nicht zu fest, an mich drücke. „Du hast auf die Zombies eingedroschen, wie eine wütende Furie.“ heben sich seine Mundwinkel leicht an, während seine Augen aufleuchten, was ich nicht zu deuten vermag. „Natürlich.“, heule ich, „Ich brauche dich doch. … Du darfst mich nicht einfach alleine lassen.“ bin ich ehrlich zu ihm. „Seit wann brauchst du mich?“ will er interessiert wissen, während er sich seine Seite hält, die blutüberströmt ist. „Seit ich mich in dich verliebt habe.“ gestehe ich ihm schluchzend. Sichtlich erstaunt über meine Aussage, blickt er mich wieder an, da er nicht die Kraft zu haben scheint, mir unentwegt in die Augen zu blicken. Plötzlich wird sein Blick ganz weich und warm. So ganz anders, wie er sonst immer dreinblickt. Er hebt seinen rechten Arm und greift mit dessen Hand an meine linke Wange. Auch seine Mundwinkel verziehen sich zum ersten Mal etwas mehr zu einem Lächeln. „Bin ich nicht eigentlich viel zu alt für dich?“ fragt er mich. Ich schüttle entschlossen meinen Kopf, ehe ich anfüge: „Nicht die Spur. Sind ja nur 5 Jahre. … Meine Eltern sind sogar 8 Jahre auseinander.“ Allmählich werden meine Tränen endlich weniger. Ich beruhige mich langsam wieder. Und diesmal schafft es Seto sogar, meinen Blickkontakt aufrecht zu halten. Jetzt ist es an mir, seine rechte Wange mit meiner linken Hand zu streicheln, da ich die Schaufel längst direkt hinter mir abgelegt habe, um jederzeit wieder danach greifen zu können. Diesmal, und das allererste Mal, ist es an mir, mich zu ihm herabzubeugen, um meine Lippen auf seine zu legen. Ich küsse ihn von Anbeginn recht heftig, um meine Sehnsucht nach ihm zu stillen. Frech schiebe ich ihm sogar meine Zunge zwischen die Lippen, ehe er sie mir öffnen kann, als er meine Zunge an seinen Lippen spürt. Feurig und leidenschaftlich verwickle ich seine Zunge in ein Spiel. Ebenso intensiv erwidert er mein Zungenspiel. Er legt sich wieder auf den Erdboden zurück, während er mich mitzieht, bzw. ich ihm folge, ohne den Kuss zu lösen. Vorsichtig lege ich mich auf ihn, um ihm nicht unnötige Schmerzen zu bereiten, damit wir uns wirklich Körper an Körper fühlen können. Zischende Geräusche umgeben uns, ehe der Wind immer mehr Asche an uns vorbeiträgt, das bemerke ich aber nur unterbewusst. Erst, als uns der Sauerstoff knapp wird, lösen wir uns wieder voneinander. Er hält mein Gesicht mit beiden Händen fest, während wir heftig atmen und er ebenfalls die Tränenspuren sowohl aus meinen Augen, als auch von meinen Wangen wischt. Aber dennoch habe ich immer noch Tränen in den Augen, die ungeweint sind, weil ich sie mittlerweile zurückhalte. „Ich bin nicht so schwer verletzt, dass ich es nicht überleben würde. … Dennoch sollte ich bald ärztliche Versorgung erhalten, wenn das so bleiben soll.“ antwortet er mir endlich. „Du hast viel Blut verloren. Kannst du überhaupt aufstehen?“ frage ich ihn besorgt. „Wird schon gehen.“ meint er, als er sich wieder aufrichtet und sich dann mühevoll auf die Beine stellt, während er, mit zusammengepressten Lippen, seine blutende linke Seite hält. Als Seto nun endlich steht, blicke ich mich um und stelle verwundert fest, dass hier plötzlich keine Zombies mehr herumlaufen. Sehr merkwürdig. Doch wundersamer Weise sehe ich etwas durch den Wind wehen. Ich halte meine Hand dagegen und fange etwas davon, auf meiner Handfläche, auf. Als ich es mir näher ansehe, wird es sofort wieder verweht, doch ich bin mir sicher, dass das Asche war. Verwundert und nachdenklich runzle ich meine Stirn und lasse mir die Worte der Gastgeberin noch einmal durch den Kopf gehen. Was wollte sie uns nur sagen? Dass wir uns nur zu küssen brauchen, um Feuer zu erzeugen? Es war doch um Feuer gegangen? Feuer. … Da kommt mir ein Gedanke. Ist Liebe nicht auch eine Art des Feuers? Das Feuer der Liebe? Könnte das sein? Aber für die Liebe braucht man doch zwei. Kann das möglich sein? Ich lege nachdenklich meinen Kopf schief, während ich jetzt wieder zu Seto blicke. Er sieht sehr mitgenommen aus. Sein Anblick schmerzt mich im Herzen. „Wir sollten schauen, ob es hier nicht irgendwo Verbandszeug gibt.“ meine ich zu ihm. Seine Wunden sollten nämlich versorgt werden, denn sonst entzünden sie sich noch. Mitfühlend trete ich auf ihn zu, um meinen Arm um seine Taille zu legen, damit ich ihn notfalls stützen kann, denn er steht nicht sehr stabil, schwankt etwas. „Geht´s so?“ frage ich ihn. Seto atmet sichtlich schwer, dennoch antwortet er mir: „Geht schon. … Lass uns im Schuppen nach Überlebenden sehen.“ Ich presse meine Lippen zusammen, da es mir doch lieber wäre, wenn wir uns zuerst um ihn kümmern. Ich will ihn schließlich nicht verlieren. Doch da öffnet sich bereits die Schuppentür von selbst. Das heißt, denen da drin, dürfte meine Schaufelklopperei nicht entgangen sein. Erst, nachdem der Erste von ihnen, sichergestellt hat, dass die Luft rein ist, strömen etwa 30 Schüler aus dem Schuppen. Ich achte allerdings vorrangig auf Schwarzhaarige. Ich halte die Luft aufgeregt an, als ich tatsächlich einen langhaarigen schwarzhaarigen Jungen ausmachen kann. „Seto! Du bist gekommen!“ eilt da dieser Schwarzhaarige auch schon auf Seto zu und wirft sich fast auf ihn. Ich habe meine gute Mühe, dass Seto unter ihm nicht zusammenbricht. „Mokuba.“ kann Seto nur von sich geben, ehe ihm die Luft abgedrückt wird. Erst, als Seto schmerzverzerrt aufstöhnt, lässt Mokuba besorgt von ihm ab, wobei dieser mich vollkommen ignoriert. „Bist du verletzt, großer Bruder? Oh, mein Gott. Du solltest ins Krankenhaus.“ plappert Mokuba den armen Seto voll. Seto hingegen meint nur erleichtert: „Du lebst und bist unverletzt. Was bin ich froh.“ Jetzt kann ich endlich aufhören, für Seto die Daumen zu drücken. Aber, da ist noch etwas. Ich hatte Seto nur versprochen, solange bei ihm zu bleiben, bis wir Mokuba gefunden haben. Es ist wohl an der Zeit für mich, Seto gehen zu lassen. Auch, wenn es schmerzt. Er hat ja vielleicht sogar recht mit seiner Aussage, dass er zu alt für mich ist. Warum sollte er sich auch in so ein junges Ding, wie mich, verlieben können? Deshalb löse ich mich auch wieder unauffällig von Seto, da dieser ohnehin nur noch Augen für seinen Bruder hat, weil sie sich umarmen. Da ist einfach kein Platz für mich. Langsam entferne ich mich rückwärts, um ihn weiter beobachten zu können. Die Umarmung zwischen den beiden Brüdern endet. „Können wir jetzt nach Hause gehen, Seto?“ fragt der kleine Bruder von Seto. „Das geht leider nicht, kleiner Bruder. Wir müssen erst noch alle Überlebenden in Sicherheit bringen.“ antwortet Seto ihm. „Seit wann interessieren dich Andere?“ entgegnet der Kleinere. Und da passiert es, dass sich Seto zu mir umdrehen will und merkt, dass ich nicht mehr neben ihm stehe. Er dreht seinen Kopf suchend weiter umher, bis er mich mit einigen Schritten Abstand von ihnen entdeckt. „Jenna?“ fragt er nach mir, mit gerunzelter Stirn und ich halte in meinen Bewegungen inne, da ich nicht damit gerechnet habe. Mit Tränen in den Augen antworte ich ihm leise: „Du brauchst mich nicht mehr. Du hast deinen Bruder gefunden und er lebt.“ Entsetzt sieht er mich an, als ich Mokuba´s Stimme vernehme: „Hey, ich kenne dich vom Sehen, in der Schule, während den Pausen.“ „Schon möglich.“ erwidere ich nur. „Man erzählt sich, dass du immer alleine bist, weil du merkwürdig sein sollst. Zumindest habe ich das von meinen Freunden erzählt bekommen. Stimmt das?“ erwähnt er. Unerwarteter Weise ist es jetzt Seto, der für mich antwortet: „Jenna ist nicht merkwürdig. Meiner Meinung nach wirkt sie sogar klüger und reifer, als Andere in ihrem Alter. Wenn ich nicht wüsste, dass sie erst 17 ist, hätte ich vermutet, dass sie bereits 20 ist.“ Seto´s Worte zaubern mir ein Lächeln auf die Lippen, als er mir auch noch eine Hand entgegenstreckt, die mich auffordert zu ihm zu kommen, seine leisen Worte, die Mokuba nicht hören kann, jedoch etwas Anderes meinen: „Bitte, bleib´ bei mir, Jenna.“ Das erste Mal, dass ich ihn das Wort ‚Bitte‘ in den Mund nehmen höre. Und so, wie er seine Bitte ausgesprochen hat, ist sie auf jeden Fall ernst gemeint. Aus Freude lege ich meine Hand in seine und lasse mich zu ihm hinziehen. „Jenna´s Wunsch ist es, dass wir alle Überlebenden retten. Und ich habe ihr versprochen, dass ich das für sie übernehme.“ beantwortet Seto nun Mokuba´s vorangegangene Frage. „Aber, Seto, du bist verletzt und musst behandelt werden. Außerdem ist es viel zu gefährlich, hier zu bleiben. Ich will nicht, dass dir etwas passiert.“ entgegnet Mokuba ängstlich besorgt. „Weißt du, wo sich das Schlafzimmer im Schloss befindet?“ fragt Seto ihn. „Nein. Was soll das, Seto?“ „Du bringst all deine Mitschüler jetzt ins Obergeschoß, folgst dem Weg in den allerletzten Raum Tür für Tür, bis es nicht mehr weitergeht. Dann bist du dort. Dort seid ihr vor den Zombies in Sicherheit. … Hör zu, Mokuba. Es reicht nicht, dass wir die Überlebenden retten. Wir müssen auch dafür sorgen, dass die Zombies wieder von hier verschwinden, sonst könnten sie noch auf die Idee kommen, in die Stadt einzufallen, und das wäre schlimmer als alles Vorstellbare. Die Menschheit wäre in Gefahr. Diese Verantwortung können wir nicht tragen. Also müssen wir dem Übel hier ein Ende setzen, indem wir alles in den Urzustand zurückversetzen, was die Zombies, dem Anschein nach, in Schach gehalten hat. Und ich werde mich vor dieser Herausforderung bestimmt nicht drücken.“ erklärt Seto sehr ausführlich, sodass ich ihn nur voller Stolz anhimmeln kann. Mokuba seufzt: „Du hast natürlich Recht. Kann ich dir dabei vielleicht helfen?“ „Du hilfst mir am meisten, wenn ich weiß, dass du lebst und in Sicherheit bist. Also tu´ mir jetzt den Gefallen und führe die Gruppe ins Schlafzimmer.“ „Schon gut.“ seufzt Mokuba frustriert auf, ehe er seine ängstlichen Mitschüler an der Hand ins Schloss führt. Wir folgen ihnen noch ein Stück, um sicherzugehen, dass sie ohne Probleme ins Obergeschoss gelangt sind, wobei Seto mich an die Hand genommen hat, damit ich ja nicht auf die Idee komme, wegzulaufen. Als die Gruppe oben nicht mehr zu sehen ist, dreht sich Seto zu mir und macht ein ernstes Gesicht. „Warum wolltest du vorhin wirklich gehen?“ will er da auch schon wissen. Ich presse meine Lippen zusammen und senke meinen Kopf, um zu überlegen, was ich ihm antworten soll. Er tritt näher zu mir, legt seine Hand sanft unter mein Kinn und zwingt mich so, ihm wieder in die Augen zu blicken. „Egal, was wir zuvor besprochen haben, oder was dich dazu veranlasst hat, gehen zu wollen, … du kannst mir nicht weiß machen, dass du es wirklich gewollt hättest.“ fügt er an. Also gestehe ich ihm alles, aber leise ausgesprochen, da ich mich für meine Gedanken etwas schäme: „Als ich dich in Mokuba´s Umarmung gesehen habe, sahst du so erleichtert aus, weil er lebt. Und dann ist mir auch mein Versprechen an dich wieder eingefallen. Dass ich …“ Er unterbricht mich und spricht für mich weiter: „… nur solange bei mir bleibst, bis wir Mokuba gefunden haben, egal ob tot oder lebend. Ich weiß. Aber ich schaffe das nicht ohne dich.“ Jetzt schließt er mich in seine Arme und drückt mich noch fester an sich. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Er hat mir im Prinzip noch kein einziges Mal gesagt, ob ich mir Hoffnungen bei ihm machen kann. Er weiß ja schließlich nun, dass ich Gefühle für ihn habe. Vielleicht nimmt er meine Gefühle aber auch nicht ernst. Vielleicht denkt er gar, dass es nur eine vorübergehende Schwärmerei ist, weshalb er nichts darauf gibt. Ach, was weiß ich denn? „Ich hab´ ja verstanden.“ antworte ich deshalb nur, während ich mir überlege, warum er mich und nicht Mokuba bei sich haben will. Ich könnte hier schließlich draufgehen, während Mokuba in Sicherheit ist. Entweder ist es ihm egal, ob ich in Sicherheit bin, oder er braucht mich wirklich hier. Aber würde er mich wirklich lieben, würde er mich dann auch lieber bei sich wissen, als in Sicherheit? Wie definiert er ‚in Sicherheit‘? Wenn er verletzt ist, kann er mich nicht beschützen. Oder will er von mir beschützt werden, indem ich jedem Zombie eins mit der Schaufel überziehe? Seto ist echt schwer zu verstehen. Vielleicht sollte ich auch nicht so viel darauf geben, mit ihm zusammen kommen zu können. Nur eins steht fest, Mokuba ist jetzt in Sicherheit und ich nicht. Wo hab´ ich eigentlich die Schaufel liegen gelassen? Aufmerksam blicke ich mich um, als ich entsetzt bemerke, dass neue Zombies aus den Gräbern entsteigen. Und diese visieren genau uns beide an. Gar nicht gut. „Ähm, … Seto?“ will ich ihn warnen. „Hm?“ „Ich will ja nichts sagen, aber ich denke, wir sollten hier weg.“ „Hm?“ blickt er sich jetzt um, als sein Blick auf den Zombies haften bleibt und zu fluchen beginnt: „Verdammt.“ Er blickt sich um, während er mich rückwärts mitzieht. Da fällt sein Blick auf die Eingangstür im Schloss, da wir nun in der Tür zum Gartenfriedhof stehen, wo wir einen guten Blick auf die Gruppe hatten. Mir ist aber sofort klar, dass Seto mit seiner Verletzung eingeschränkt ist. Ich bin im Grunde ungeschützt. Und ich kann nicht garantieren, dass er überleben wird. Wenn ich doch nur die Schaufel zur Hand hätte. Da fällt mein Blick allerdings zur Kellertür, die sich, im Raum, gegenüber der Eingangstür befindet. Dort sollen sich doch Fackeln befinden. Hoffentlich stimmt das auch. Wenn wir nämlich in den Vorgarten stürmen, können wir auch nicht sicher sein, keinen Zombies in die Arme zu laufen. Und den Überlebenden wäre damit auch nicht geholfen. Aber im Keller hätten wir vielleicht die Möglichkeit, ein Seil zu finden. Seto entdeckt nun auch die Tür zum Keller und sieht mich fragend an. Ich nicke nur, weshalb ich ihn stütze, damit wir schneller dorthin gelangen können. Doch, als es ans Öffnen der Kellertür geht, müssen wir leider feststellen, dass sie verschlossen ist. Nicht hilfreich. Wieso können die Zombies nicht einfach wieder zu Staub verfallen? Wieso lodert diesmal nicht das Feuer der Liebe in uns? Empfindet Seto wirklich keine Liebe für mich? Die Zombies kommen immer näher. Wir haben eigentlich keine Chance mehr, zu entkommen. Sie umzingeln uns regelrecht. Was sollen wir nur tun? Hilflos blicke ich zu Seto auf, der Mühe hat, sich noch auf den Beinen zu halten. Plötzlich knallt die Eingangstür auf und ein Feuerschwall trifft auf einige der Zombies, die uns gerade auf den Leib rücken. Die Zombies drehen sich zum Feuerschwall hin und weichen zurück Richtung Gartenfriedhofstür, während der Sprüher selbst auf uns zukommt. Joey. Als alle Zombies endlich draußen sind, schließt Joey die Gartenfriedhofstür und wir sind die Plage los. „Was geht, Kaiba?“ begrüßt Joey Seto. „Siehst du doch selbst, Wheeler, also frag´ nicht so dämlich.“ antwortet Seto, als ich auch schon erwidere: „Danke, Joey. Das war wirklich knapp.“ „Jenna. Du hast überlebt. Da bin ich aber froh. Tea und Tristan haben es leider nicht geschafft. Und Yugi konnte ich noch nicht finden.“ „Du warst im Vorgarten? Hast du gesehen, ob das Tor offen ist?“ frage ich ihn sofort, als mir ein Gedanke kommt. „Das Tor war mit Ketten verschlossen. Von außen. Ich habe den Eindruck, dass das hier ein abgekartetes Spiel ist. Irgendwer wollte die Zombies scheinbar füttern. Und was wäre perfekter, als Halloween dafür zu benutzen.“ „Klingt einleuchtend, für so eine hohle Nuss, wie dich, Wheeler.“ meint Seto dazu. „Dann gibt es wirklich nur mehr das Fenster des Schlafzimmers als Fluchtweg.“ stelle ich fest. „Und wir haben immer noch keine Hilfsmittel für den Abstieg.“ bemerkt Seto frustriert. „Also ein Seil sollte es eigentlich in dem Schuppen im Gartenfriedhof geben. Ist ja schließlich ein Werkzeugschuppen.“ „Und woher weißt du das?“ frage ich interessiert nach. „Hab´ mich schon vor dem Feuerwerk hier kundig gemacht. Meiner neugierigen Nase entgeht absolut nichts.“ Seto meint dazu kopfschüttelnd: „Typisch Wheeler.“ „Und jetzt?“ frage ich an die zwei gewandt. „Nun, … da Kaiba verletzt ist, ist er ein leichtes Opfer. … Du, Jenna, wärst unter Umständen zu panisch, falls du tatsächlich angegriffen werden solltest. … Also, werde ich gehen. Dieser nette Haarspray, den ich von ´nem Mädel aus der Handtasche habe mitgehen lassen, leistet mir tolle Dienste. Und dieses Feuerzeug habe ich einem Jungen geklaut. Waren beide schon tot. … Und hier, …“, damit zieht Joey aus seiner Innentasche seiner dünnen Jacke noch einen Spray hervor, „… habe ich sogar noch eine kleine Reserve, falls mir die eine unvorhergesehen ausgeht.“ „Gar nicht so dumm.“ kommentiert Seto, den Joey kurz erstaunt anstarrt, ehe er sich wieder fängt und meint: „Macht die Türen aber sofort wieder zu, nachdem ich draußen bin. Und wenn ich wieder davor stehe, müsst ihr schnell öffnen und wieder schließen.“ „Klar. Das kriegen wir schon hin.“ meine ich zu Joey, als er auch schon die Hand an die Klinke legt, um die Tür zum Gartenfriedhof wieder zu öffnen, während er Feuerzeug und Haarspray bereit hält, sofort zu benutzen. ‚Ratsch‘, die Tür ist offen, Joey schlüpft hinaus und ‚Schwupp‘, die Tür ist wieder verschlossen. Jetzt können wir Joey nur dabei beobachten, wie er sich den Weg freifeuert, bis er vor dem Schuppen ankommt und hineinschlüpft. Kurz sieht man auch einen Feuerschwall aus der Schuppentür schießen. Danach kommt Joey wieder heraus, mit Seilen behangen, und kommt wieder auf die Gartenfriedhofstür zu. Doch durch den entgegenkommenden Feuerschwall können wir Joey kaum ausmachen, bis er mit dem Rücken zu uns steht. ‚Ratsch‘, die Tür wird geöffnet, Joey schlüpft wieder herein zu uns und ‚Schwupp‘, die Tür ist wieder zu. Erleichtert, wieder heil bei uns angekommen zu sein, hebt Joey die Seile über seinen Kopf und lässt sie auf den Boden plumpsen. „Die Menge an Seil reicht für euren Fluchtplan hoffentlich.“ meint Joey, als ich merke, dass Seto sich immer mehr krümmt. „Seto, geht´s dir nicht gut?“, ich betrachte seine Wunde genauer, „Deine Wunde blutet immer noch?“ frage ich dann entsetzt nach. „Mann, Kaiba. Warum sagst du denn nichts. … In der Küche ist ein Apothekenschrank.“ erwähnt Joey. „Und wo ist die Küche?“ hake ich nach. „Kommt einfach mit. Die Wunde muss behandelt werden, sonst machst du nicht mehr lange, Kaiba.“ erwidert Joey uns. „Das weiß ich selbst.“ entgegnet Seto nur, als wir Joey etwas abseits der Kellertür in einen offenen Raum folgen. Ich habe natürlich daran gedacht, die Seile mitzunehmen, die ein ganz schönes Gewicht haben. Auf der nächstbesten Arbeitsplatte lege ich sie ab, damit wir sie nicht vergessen und sehe mich um. Die Küche ist beige gehalten, während die Wände das typische Mauerwerk aufweisen, wie eigentlich überall, da das hier ja ein Schloss ist. Nur die modernen Möbel passen hier irgendwie nicht rein. Die elektrischen Geräte schon gar nicht. Gibt es hier überhaupt einen Stromanschluss? Zu meiner Überraschung befindet sich hier tatsächlich ein Apothekenschrank. Ich öffne diesen sofort, während sich Joey hinter mich stellt und mir über die Schulter blickt, und ich durchsehe, was alles da ist. Ich packe alles an Verbandsmaterial heraus, eine Schere und eine Jodsalbe. Man kann eigentlich nur hoffen, dass keine lebenswichtigen Organe angebissen wurden. „Seto, zieh´ dir jetzt bitte den Pulli aus. Wir werden sehen, was wir tun können, um die Blutung zu stoppen.“ bitte ich Seto. Er kommt meiner Aufforderung prompt nach, was mir wie ein Vertrauensbeweis erscheint. Als Seto sich entledigt hat, ziehe ich scharf die Luft ein. Joey will sich schon der Wunde annehmen, als Seto zischt: „Wheeler, bleib´ mir ja fern.“ Ich blicke Seto deshalb in die Augen und erkenne seine Abneigung gegen Joey. Ich nicke zur Bestätigung, dass ich mich um seine Wunde kümmern werde, während Joey abwehrend die Hände hebt und meint: „Ganz ruhig, Kaiba. Ich will dir doch nur helfen.“ „Auf deine Hilfe kann ich gern verzichten. Jenna wird sich um meine Wunde kümmern.“ „Gut, einverstanden.“ und schon zieht sich Joey wieder zurück und überlässt mir das Feld. Das Blut quillt regelrecht aus Seto´s Wunde heraus, auch, wenn nicht vermehrt, wie zu Beginn. Und er sieht auch ziemlich blass aus. Wenn er zu viel Blut verliert, kann es passieren, dass Seto sein Bewusstsein verliert. Dann können wir ihn hier nicht mehr rausholen. Ich denke, jetzt verstehe ich, warum er Mokuba nicht dabei haben wollte. Mokuba würde ihm unentwegt Vorwürfe machen, dass Seto doch auf ihn hätte hören sollen. Ach, verdammt. Mokuba wird mich für Seto´s Tod verantwortlich machen, sollte er nicht überleben. Zuerst verfrachte ich Seto auf einen Stuhl, wo er sich runterrutschen lässt, sodass er mehr liegt, als darauf sitzt, dann suche ich die Küche nach Tüchern und einer Schüssel ab. Danach gebe ich Wasser und Desinfektionsmittel in die Schüssel und tunke die Tücher in die Schüssel. Damit fertig, wringe ich die Tücher ordentlich aus und lege eines vorsichtig auf Seto´s Wunde, um diese zu reinigen. Dieser schreit schmerzverzerrt auf. Aber es muss leider sein, auch, wenn ich nicht wirklich Ahnung davon habe, was ich hier tue. Ich mache das, was in meinen Augen logisch erscheint. Und Seto hat auch nichts dagegen gesagt, was ich da tue, was ihn vielleicht an mir zweifeln ließe. Tröstend streiche ich ihm über die Schläfe und durch seine Haare. Dabei würde ich ihm viel lieber den Schmerz nehmen. Warum musste er auch angegriffen werden? Ich nehme das Tuch vorsichtig wieder ab und beginne das Blut sanft von der Wunde zu tupfen. Seto atmet schwer und ich habe Angst um ihn. Ich will nichts falsch machen. Während ich seine Wunde reinige, merke ich schon, dass sie aufhört zu bluten. Jetzt kann man die Wunde schon etwas besser erkennen. „Wie´s aussieht, müsste die Wunde wahrscheinlich genäht werden. Aber sonst scheint keines der inneren Organe erwischt worden zu sein. Es ist nur eine oberflächliche Wunde. Trotzdem hast du viel Blut verloren.“ teile ich Seto meine Sichtweise mit. Unerwarteter Weise verschwindet Joey aus der Küche. Ich blicke ihm nur verdutzt nach. „Was hat er denn jetzt?“ frage ich verwundert in den Raum. „Du musst die Wunde nähen. Und Wheeler weiß, wo sich alles befindet. Er wird Nadel und Faden besorgen, wenn ich ihn richtig einschätze.“ antwortet mir Seto leise, fast kraftlos. „Seto. Ich habe doch gar keine Ahnung, was ich hier tue.“ gestehe ich ihm. „Keine Sorge. Du machst schon alles richtig. Ich vertraue dir.“ lächelt er mich aufmuntert an. Dankbar erwidere ich sein Lächeln und lege meine rechte Hand auf seine linke Wange. „Ich habe Angst um dich.“ beichte ich ihm. „Musst du nicht. Ich kann auf mich selbst aufpassen.“ „Aber du bist verletzt. Du müsstest dich schonen. Vielleicht brauchst du auch eine Bluttransfusion. Doch mit so etwas kann ich hier nicht dienen. … Wie Joey schon meinte, hier bist du ein leichtes Opfer.“ „So eine einfache Wunde haut mich schon nicht um. Also beruhige dich, bitte.“ „Wenn ich dir das doch nur glauben könnte.“ zweifle ich an seinen Worten. Dann kommt Joey auch schon wieder zurück in die Küche, tatsächlich mit Nadel und Faden bewaffnet. Nachdem Joey mir Besagtes in die Hand drückt, warne ich Seto vor: „Ich hab´ kein Betäubungsmittel. Das Nähen könnte sehr schmerzhaft werden.“ „Die Schmerzen muss ich eben in Kauf nehmen, weil ich mich erwischen hab´ lassen.“ Ich schenke Seto einen gespielt bösen Blick. Joey hingegen grinst, ehe er meint: „Kaiba, ich hätte gar nicht vermutet, dass du Humor besitzt.“ „Und das in der unpassendsten Situation. … Wenn du noch Witze reißen kannst, kann´s dir so schlecht ja gar nicht gehen.“ meine ich dazu. Seto zuckt nur mit seinen Schultern. Ich mache mich also endlich daran, einen längeren Faden von der Spule zu lösen. Diesen tunke ich dann in die Schüssel, um die Bakterien und Keime abzuwaschen. Danach lege ich meine Hände in die Schüssel und schüttle sie wieder ab, bevor ich das gleiche mit der Nadel mache. Der Faden ist so auch schneller durch die Nadel gefädelt und die Enden verknotet. Meine rechte Hand mit der Nadel zwischen den Fingern beginnt zu zittern, während ich Seto unsicher in die Augen blicke. Er legt mir beruhigend seine Hand auf meinen Handrücken. „Du schaffst das.“ versucht er mir Mut zu machen, während Joey den Atem anhält und mich gebannt beobachtet. Ich atme noch einmal tief durch, nicke, womit Seto seine Hand wieder zurückzieht, und ich wende mich der Wunde zu. Ich setze meinen ersten Stich und Seto schließt seine Augen, um den Schmerz besser verarbeiten zu können, gibt aber keinen Laut von sich, obwohl er seine Lippen fest zusammenpresst, damit ich nicht abgelenkt werde. So vernähe ich Stich für Stich, versucht gleichmäßig, die Wunde zusammen, bis sich die Hautlappen miteinander verbinden. Es fällt dabei natürlich auf, dass ein ganzes Stück Haut fehlt, aber das kann sich Seto unter Umständen ein andermal wieder korrigieren lassen. Natürlich passe ich auch auf, dass ich die Hautschichten nicht einreiße. Ganz vorsichtig und bedächtig gehe ich vor, um zu vermeiden, dass vielleicht Spuren der Bissen zurückbleiben. Als die Wunde komplett zugenäht ist, atme ich erleichtert aus, schneide den überbleibenden Faden mit der Schere ab und verknote die Enden miteinander. „Geschafft.“ seufze ich angestrengt auf. Zum Schluss gebe ich noch Jod über die Naht, lege ich ihm noch zusätzlich die bereits getrockneten sauberen Tücher auf die Wunde und wickle Verband um seinen Oberkörper, damit die Wunde gestützt und geschützt ist. „Und Fertig.“ verkünde ich, zufrieden mit meinem Werk. „Das hast du gut gemacht. Danke, Jenna.“ lobt mich Seto und streichelt mir über meine linke Wange, was mich zum Lächeln bringt. Er erwidert nur leicht mein Lächeln, weil er immer noch Schmerzen zu haben scheint, während er sich aufrecht hinsetzt. „Kannst du die Schmerzen aushalten?“ frage ich ihn besorgt. „Geht schon.“ erwidert mir Seto, als er sich nun auch erhebt, sich den Pulli wieder überzieht, zur Arbeitsplatte marschiert und sich die Seile umhängt. „Seto! Keine Überanstrengungen, verstanden?“, ermahne ich ihn ernst, „Auch, wenn ich doppelt vernäht habe, bedeutet das nicht, dass der Faden nicht reißen könnte.“ Er seufzt und nickt geschlagen, weshalb er die Seile Joey übergibt, der sie widerstandslos annimmt. Ich nicke zufrieden. „Du schonst dich gefälligst, bis wir durch das Fenster klettern.“ warne ich ihn noch zusätzlich. Seto verdreht allerdings nur die Augen, weshalb ich ihn böse ansehe. „Das ist mein Ernst. … Zum Schluss macht Mokuba noch mich verantwortlich, weil dir was zugestoßen ist.“ fuchtle ich drohend mit meinem Zeigefinger vor seiner Nase rum. „Jetzt übertreibst du maßlos.“ meint er dazu nur. „Verdammt, ich mach´ mir doch nur Sorgen um dich. … Wird ja doch noch erlaubt sein.“ verschränke ich beleidigt meine Arme und drehe meinen Kopf weg. Seto seufzt, als Joey mich ungläubig fragt: „Dir liegt etwas an Kaiba? Dem Eisklotz? Dem arrogantesten Mistkerl des Jahrhunderts?“ Mit gerunzelter Stirn blicke ich skeptisch zu Joey. Ich habe ja schon mitbekommen, dass die beiden sich wohl nicht leiden können. Aber diese Tatsache scheint eher nur von Seto auszugehen. Könnte an Joey´s Worten etwas dran sein? Andererseits hat sich Seto mir ganz anders gegeben. Dann muss das ja etwas Gutes für mich bedeuten. Und wie es scheint, verteidigt sich Seto auch nicht wider dieser Worte. Stimmt es also? Glaubt er vielleicht deshalb nicht daran, dass ich ernsthaft in ihn verliebt sein könnte? Wenn ihm aber etwas an mir liegt, müsste er doch versuchen, mich bei sich zu halten, weil ich ihn ja ablehnen könnte. Fragend blicke ich nun doch wieder zu Seto. Seine Arme sind ebenfalls verschränkt, was mir den Eindruck einer Abwehrhaltung vermittelt, und sein Kopf ist gesenkt, als schäme er sich wegen seines eigenen Charakters. Also ist es wahr. Ich bin aber noch nicht gewillt, mir eine Meinung über ihn zu bilden, solange ich noch nicht sein ganzes Wesen kennen gelernt habe. Ja, so sieht es aus. Deshalb antworte ich mit Nachdruck: „Ja. Na, und?“ Joey ist, ob meiner Antwort, einfach nur sprachlos und starrt mich nun mit offenem Mund an. Seto´s Kopf ist allerdings hochgeruckt und dieser sieht mich nun erstaunt an, als sich seine Lippen auch zu einem erfreuten Lächeln verziehen. „Was? Du magst ihn echt? Kaiba kann man nicht mögen. Weißt du denn überhaupt, wer er ist?“ platzt Joey heraus, der es sichtlich immer noch nicht fassen kann, dass jemand Seto mögen könnte. „Seit er es mir gesagt hat, ja.“ antworte ich prompt. „Er hat es dir echt gesagt? Das glaub´ ich jetzt nicht.“ ist Joey sichtlich entsetzt. „Joey, bitte fang´ jetzt nicht an, mit mir zu streiten. Wir haben andere Sorgen.“ somit hole ich Joey hoffentlich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Wir müssen alles in den Urzustand zurückversetzen. … Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Schuppen vor dem menschlichen Eingriff offen war.“ erwähnt Seto. „Das heißt, du, Joey, gehst da nochmal raus und siehst zu, dass die Tür vom Schuppen ordnungsgemäß verschlossen ist.“ bestimme ich daher. Frustriert knallt Joey die Seile auf den kleinen Küchentisch und rauscht wütend aus der Küche, in der man nur noch das Klirren der wieder geschlossenen Gartenfriedhofstür vernehmen kann. „Hoffentlich macht Joey jetzt keinen leichtsinnigen Blödsinn.“ frage ich mich laut. Seto nickt mir, einfach nachzusehen. Deshalb marschieren wir aus der Küche und an die Gartenfriedhofstür, um zu beobachten, was Joey tut. Wie es aussieht, arbeitet er sich gerade, mit Haarspray und Feuerzeug bewaffnet, zum Schuppen vor. „Stehst du immer noch dazu, in mich verliebt zu sein?“ werde ich da von Seto abgelenkt. Ich blicke fragend zu ihm hoch, ehe ich antworte: „Warum nicht? Ist schon interessant, was man da so über dich zu hören bekommt. … Mir fehlen aber noch eine Menge Puzzlestücke, um mir ein Urteil über dich zu bilden. Es liegt nur an dir, ob ich die Möglichkeit dazu bekomme. Sonst wäre ich nämlich gezwungen, unter Umständen, ein halbwahres Urteil über dich zu fällen.“ „Du gibst nicht auf, oder?“ will er von mir wissen. „Hm. Nicht, solange du mich küsst und meine Küsse erwiderst.“ zucke ich grinsend mit meinen Schultern. Schon stelle ich mich auf meine Zehenspitzen, um meine Lippen auf seine zu legen. Erst verweigert er mir die Erwiderung, aber er hält nicht wirklich lange durch. Wahrscheinlich will er sich auch gar nicht verweigern. Fast sehnsüchtig legt er seine Arme um mich und schiebt seine Zunge zwischen meine Lippen. Ich lege meine Hände an seine Wangen, heiße seine Zunge willkommen und erwidere ebenso sehnsüchtig den Kuss, ehe sich meine Hände nach hinten in seinen Nacken schieben und sich dann um seinen Hals schlingen. Mit meiner linken Hand streiche ich ihm durch die Nackenhaare, bis an seinen Hinterkopf, während unser Kuss immer leidenschaftlicher wird. Wir müssen uns schon beinahe auseinanderreißen, um wieder Sauerstoff in unsere Lungen bekommen zu können. Anschließend senkt sich seinen Kopf, während er seine Augen schließt und seine Stirn an meine legt, während seine Hände mein Gesicht festhalten. „Ich muss wirklich verrückt sein.“ höre ich ihn flüstern. „Hm?“ gebe ich ein Geräusch von mir. „Ich bin schon fast wirklich so weit, dir eine Chance einräumen zu wollen.“ „Aber?“ hauche ich zittrig. „Der Altersunterschied.“, ruckartig legt er seinen Kopf in den Nacken, ehe er flucht: „Verdammt.“ Zaghaft streiche ich von hinter seinem Hals, über seine Schultern, seine Brust hinab, was ihn dazu bringt, mir wieder ins Gesicht zu blicken. „Stört dich mein junges Alter wirklich so sehr? … Was sind schon 5 Jahre? … Fast Gleichaltrige passen eigentlich grundsätzlich nicht zusammen.“ versuche ich Seto zu überreden, sich einen Ruck zu geben. „Und du denkst, wir beide könnten zusammenpassen?“ „Das käme auf einen Versuch an.“ „Um das zu entscheiden, müsste ich dich erst besser kennenlernen.“ „Was für mich auch auf dich zutrifft.“ Seto schüttelt grinsend seinen Kopf, ehe er glucksend meint: „Du bist echt ein hoffnungsloser Fall.“ „Und du hast meine erste Frage nicht beantwortet.“ Eine Erwiderung erhalte ich allerdings nicht mehr, da Joey gerade durch die Gartenfriedhofstür stürmt. „Die verdammte Schuppentür ist jetzt ordnungsgemäß verschlossen. Seid ihr jetzt zufrieden?“ klingt Joey recht verärgert. Seto will gerade noch etwas darauf erwidern, doch ich hindere ihn daran, indem ich seinen Unterarm ergreife und meinen Kopf schüttle. Dann mache ich mich daran, die Gartenfriedhofstür ordentlich zu verschließen. Das heißt, es gibt kein rein und raus mehr. „Seto, verschließ´ bitte die Eingangstür.“ bitte ich ihn nur, während ich durch das Fenster der Gartenfriedhofstür beobachten kann, dass alle Zombies verschwunden sind, aber schon wieder welche aus den Gräbern steigen. Die Asche der Zombies weht diesmal aber sichtbar vorüber, da es mehrere Zombies gewesen sein müssen, die, durch das Feuer der Liebe, ihr Zeitliches gesegnet haben dürften. Danach folge ich Joey in die Küche, während Seto mir folgt. „Was ist los, Joey?“ erkundige ich mich bei ihm. „Was los ist? Was los ist? … Zuerst ist das Haarspray leer geworden, sodass ich gerade noch zum Schuppen gelangen konnte. Und dann stelle ich fest, dass ich unnötig Panik geschoben habe, da sich plötzlich alle Zombies in Luft aufgelöst haben, während ich verzweifelt versucht habe, dass verdammte Schloss zu verschließen. Ich dachte schon, für mich ist es aus. Das ist los.“ „Beruhige dich, Joey. Du bist doch hier. Unverletzt und lebend. Also, komm´ wieder runter. … Jetzt müssen wir nur noch hier drin alle Türen verschließen. Und hier drin befinden sich keine Zombies mehr. … Vermute ich zumindest. … Außerdem hast du behauptet, du hättest noch ein zweites Haarspray.“ erkläre ich. „Das schon, aber da ist nicht mehr so viel drin. … Wenn wir doch auf eine Horde Zombies treffen sollten, kann ich nicht garantieren, dass ich es schaffe, alle abzufackeln.“, erwidert Joey uns, „Außerdem fängt das Feuerzeug auch schon an, zu zicken.“ „Das ist ein Problem.“ meint Seto dazu. „Nicht unbedingt, Seto. Wir haben immer noch die Möglichkeit, die zweite Art des Feuers einzusetzen.“ verschränke ich selbstsicher grinsend meine Arme. Diese Aussage beschert mir böse eisige Blicke von Seto, die mir eine Gänsehaut hochjagen. Ich lasse mir aber nichts anmerken und erwidere seinen Blick skeptisch. Denn ich bin mir ziemlich sicher, dass er mir nichts Böses will. Wie es aber scheint, will er nicht, dass jeder über ihn Bescheid weiß. Wieder etwas, was ich von Seto erfahren durfte, ohne, dass er es mir mit Worten sagen musste. Wenn er nämlich wirklich berühmt ist, will er sein Privatleben sicher nicht auf die große Glocke hängen. Das ist sogar für mich verständlich. Das Problem stellt jetzt nur Joey dar: „Was meinst du? Was für eine zweite Art Feuer?“ „Das erfährst du erst, wenn es notwendig werden sollte.“ erwidere ich ihm frech, womit ich auch Seto zufriedenstellen sollte. Und wie erwartet, wird Seto´s Blick wieder weicher und warm. So ist mir Seto viel lieber. Also, mit Joey will ich sicher nicht tauschen, wenn dieser immer nur mit Ablehnung von Seto konfrontiert wird. Mir ist es da doch lieber, wenn Seto mich mag und akzeptiert. Er ist überhaupt die erste Person, die sich freiwillig mit mir abgibt. Joey ist zwar auch da, aber er hat sich auch nicht gerade lange mit mir abgegeben, bevor die Zombies aufgetaucht sind. Seto hält mich bisweilen bereits am längsten aus. Ich hätte nicht gedacht, dass es überhaupt jemanden gibt, der mich so lange erträgt und mich sogar verteidigt. Noch ein Grund, warum ich in ihn verliebt bin. „Sollten wir nicht langsam mal zusehen, dass wir alle Räume abschließen? Im Schlafzimmer warten immerhin um die 50 Schüler darauf, endlich hier weg zu kommen.“ mischt sich Seto nun wieder ein. „Was? Ihr habt die Überlebenden aufgesammelt? Wieso weiß ich noch nichts davon?“ will Joey aufgebracht wissen. „Du weißt es doch jetzt, oder?“ antworte ich für Seto. Dieser verzieht seine Lippen einseitig, während seine Augen belustigt aufblitzen. Joey aber schnaubt nur, ob dieser Antwort und schnappt sich wieder die Seile, ehe er vorstapft und Seto und ich ihm auf dem Fuße folgen. So marschieren wir die Treppe hoch ins Obergeschoss. Da wir beim Herunterkommen die linke Seite nicht beachtet hatten, gehen wir zuerst dort entlang, um mit dem Verschließen anzufangen. Doch ehe Seto die Türen verschließt, gehen wir sicher, dass sich dort keine Überlebenden versteckt halten. Als wir die linke Flurseite durch haben, begleiten uns 7 Überlebende, die zur Sicherheit hinter uns gehen, während wir uns nun der rechten Flurseite widmen. Hier werfen wir nur kurze Blicke in die Zimmer, da wir bereits die Überlebenden eingesammelt haben, weshalb wir uns einfach Richtung Schlafzimmer vorarbeiten. Und die Zimmer, die wir nicht beachtet haben, werden nun genauer inspiziert. Auch hier nehmen wir wieder 4 Überlebende mit. Dann kommen wir auch schon in den letzten Raum, der in viele weitere Räume, bis zum Schlafzimmer, führt. ~~~~~ Nach einer ganzen Weile, nachdem wir endlich wieder im Schlafzimmer eintreffen, stellen wir fest, dass es hier schon reichlich eng geworden ist, da ja auch noch 11 Überlebende hinzugekommen sind. „Bildet mal eine Straße zum Fenster, damit man hier durchkommt.“ erhebt Seto seine Stimme, für die, die noch nicht mitbekommen haben, dass wir wieder zurück sind. „Seto Kaiba ist wieder zurück.“ wird sofort durch die Reihen geschickt, sodass sie Platz machen, von der Tür bis zum Fenster. „Seto, du bist wieder da.“ freut sich auch Mokuba, als er seinen großen Bruder erblickt, der direkt neben dem geöffneten Fenster steht und dafür gesorgt hat, dass keiner seiner Mitschüler leichtfertig aus dem Fenster springt. Als Seto endlich bei Mokuba ankommt, drückt der Kleine den Größeren ausgiebig, ehe Seto Joey die Seile abnimmt und beginnt, Knoten in die Seile zu knoten, damit man nicht so leicht abrutschen und sich so seine Hände aufschürfen kann. Denn indirekt haben wir nun auch die Verantwortung aller Anwesenden Schüler übernommen. Seto bindet das Seil an den Türgriff, da er sonst nichts Stabiles gefunden hat, wo man das Seil hätte befestigen können. Zur Sicherheit, wickelt er das Seil aber noch an vorbeiführenden Möbelstücken, falls das Seil vom Türgriff abrutschen sollte, damit man nicht gleich sofort auf den Boden zurast. Als Seto das Seil dann endlich aus dem Fenster wirft, stelle ich fest, dass es allmählich heller wird. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass es schon auf halb sieben zugeht. Das heißt, die Sonne geht auf. ~~~~~ Nachdem das Seil nun aus dem Fenster baumelt, erhebt Seto wieder seine Stimme: „Sobald ihr unten angekommen seid, werdet ihr warten, bis alle hier raus sind. Ich werde euch dann alle ins Krankenhaus begleiten. Ihr werdet euren Namen auf der Gästeliste abhaken, damit wir wissen, wer es nicht geschafft hat, um deren Eltern zu informieren, und anschließend euch nach Verletzungen untersuchen lassen. Danach geht ihr auf direktem Weg nach Hause. Ihr werdet euren Eltern erzählen, was passiert ist und euch erst morgen wieder in der Schule blicken lassen, um euch vom Erlebten zu erholen. Wenn euch eure Eltern morgen allerdings noch nicht wieder in die Schule gehen lassen wollen, so ist das deren Sache. Haben wir uns verstanden?“ Nicken geht durch die Reihen. Danach lotst Seto die Schüler einzeln aus dem Fenster, Mokuba allerdings als Ersten, da diese auf ihn zu hören scheinen, als kleiner Bruder Seto Kaiba´s, der hier ja die Anweisungen gibt und ohnehin nicht ohne seinen kleinen Bruder gehen würde und umgekehrt. Und jeder einzelne überlebende Schüler küsst den Gehweg aus Freude, wieder aus dem Spukschloss raus zu sein. Sie befolgen aber brav Seto´s Anweisung und warten, bis alle auf der Straße stehen. ~~~~~ Als nur noch Joey, Seto und ich im Schlafzimmer sind, steigt Joey als Nächster, womit Seto und ich wohl das letzte Mal alleine und zusammen sein dürften. Deshalb nutze ich die letzte Chance, noch einmal mit ihm zu reden. „Seto? Werden wir uns, nach dieser Sache, wiedersehen?“ frage ich ihn vorsichtig. Hatte er sein Augenmerk zuvor noch auf die Gruppe an Schülern, so widmet er seine volle Aufmerksamkeit nun mir. „Ich weiß es nicht. … Du weißt ja, dass ich eine Firma zu leiten habe. Da habe ich kaum Zeit für andere Dinge.“ meint er ehrlich. „Du würdest dir nicht einmal Zeit für mich nehmen?“ hake ich nach. Er presst seine Lippen zusammen. Ich scheine ihn in eine Zwickmühle gesteckt zu haben. Vielleicht würde er mich ja gerne wiedersehen, aber es lässt sich vielleicht auch gar nicht mit seiner Firma vereinbaren. Ist seine Arbeit wirklich so zeitraubend? „Wir werden sehen, was sich ergibt.“ weicht er mir aus, womit ich schon fast gerechnet habe. Er scheint wirklich keine Antwort zu kennen. „Du weißt ja, wo du mich findest. Ich gehe in die 11-C.“ „Und du weißt, dass du mich in der Kaiba Corporation finden kannst. Ich kann dir nur nicht versprechen, dass du auch zu mir vorgelassen wirst. Ich bin immer viel beschäftigt und finde selbst kaum Zeit für mich. Aber ich habe mich mit der Zeit damit abgefunden.“ „Ist das Leben, das du führst, dann nicht sehr einsam?“ „Ich habe mich damit abgefunden.“ wiederholt er nur, was mich sehr traurig stimmt. Ganz vorsichtig wage ich einen Schritt auf ihn zu: „Könnte ich dann nicht deinen tristen Alltag etwas erhellen?“ und blicke ihn fast flehend an, mit einem unbewussten Hundeblick. Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen, ehe er mich liebevoll anblickt und mit seiner rechten Hand über meine linke Wange streichelt. „Wenn sich an deinen Gefühlen für mich nichts ändert, werde ich es mir durch den Kopf gehen lassen. Denn ich müsste erst einmal mit mir ins Reine kommen. Dann sehen wir weiter, ok?“ „Versprochen?“ Er zögert kurz, doch dann erwidert er mir doch: „Versprochen.“ und zieht mich zu sich, für einen zarten kurzen Kuss. „Dann ist das für mich ok.“ antworte ich ihm schlussendlich. Danach hilft er mir auch schon aus dem Fenster. Doch ich stelle mich ungeschickt an, sodass er mich wieder hereinholt. „Ich denke, es ist besser, wenn doch ich vorher gehe. Dann kann ich dich notfalls auffangen.“ „Wenn du das tun müssen solltest, denke auch an die Naht, damit du dich genug abfederst.“ „Ich werde dran denken. Danke für die Erinnerung daran.“ schon macht er sich an den Abstieg und ich blicke ihm besorgt nach. Seto schafft es unbeschadet unten anzukommen, was mich erleichtert. „Los, Jenna. Jetzt, du.“ feuert mich Seto an. Ich atme tief durch, steige über den Fenstersims und lasse mich etwas das Seil hinabgleiten, bis ich einen Knoten als Halt bekomme. Danach lasse ich mich Knoten für Knoten abrutschen. Doch unerwarteter Weise gibt das Seil, nach dem ersten Viertel der Strecke nach und ich falle, mit dem Seil in den Händen, abwärts, als ein Ruck durch das Seil geht. Alle Schüler schreien panisch auf, bis sie erleichtert ausatmen. Ich lasse mich ausbaumeln, ehe ich mich weiter von Knoten zu Knoten hinunter arbeite. Bei der Hälfte der Strecke löst sich das Seil dummerweise wiederholt. Jedoch hält es jetzt nicht mehr an, zu rutschen. Ich schreie panisch auf, als ich auch das andere Ende des Seils, mir folgend, erblicken kann. Meine Augen weiten sich geschockt. Ich kann nur noch beobachten, wie sich, wie durch Geisterhand, die Fenster schließen und schlussendlich auch verriegeln. Der Schatten, der über dem Schloss gehangen hat, hellt sich auf und lässt dem Tag Einzug, womit das Schloss wieder in all seiner Pracht erstrahlt. Dann fühle ich auch schon die Landung, die sich durchaus hart anfühlt, aber mich auch schwindelig macht. Seto hat sich scheinbar mit mir abgerollt, um meinen Schwung abzufangen und mich so abzubremsen. Als ich ihn verwirrt anblicke, atmet er erleichtert aus. Da er sich nun in der Sitzposition befindet, legt er sich auf den Rücken, um sich wieder zu entspannen. „Gott, sei Dank. Dir ist nichts passiert.“ murmelt er leise. „Danke fürs Auffangen. … Ich denke, unsere Mission ist geglückt. Die Fenster haben sich von selbst verschlossen. Alles ist wieder so, wie es sein sollte.“ erwidere ich ihm ebenfalls leise. „Seto! Seto! Geht´s dir gut?“ kommt da auch schon Mokuba auf uns zugelaufen, während sich die Schüler um uns herum versammelt haben. „Alles bestens.“ antwortet Seto ihm nur, während er sich wieder aufrichtet. Erst da stelle ich fest, dass ich wohl auf seinem Schoß sitze. Prompt beginnen meine Wangen zu brennen. Er lächelt mich leicht an. Dann mache ich mich daran, schnellstens von seinem Schoß aufzustehen. Er seufzt wehmütig auf, rappelt sich aber dann selbst auf. Dann nimmt er auch sogleich seine Anführerposition ein und winkt den Schülern, ihm zu folgen. So folgen wir ihm dann auch alle zum nächsten Krankenhaus, auch, wenn es zu Fuß einige Zeit in Anspruch nimmt. ~~~~~ Dort angekommen melden sich die Schüler an, und ich lasse sie sogleich ihre Namen auf der Gästeliste abhaken. Wissen wir nämlich, wer nun anwesend ist, so wissen wir danach, wer es nicht überlebt hat. Unnötigerweise benachrichtigt das Krankenhaus die Polizei und die Presse. Aber wir sind froh, dass die Schüler kaum Verletzungen davon getragen haben. Es dauert auch einige Zeit bis die Schülerzahl verarztet worden ist. Seto, Mokuba, Joey und ich sind sozusagen die Letzten und besitzen somit alle Namen der Schüler, die sich nun der Polizei und Presse stellen dürfen, ehe sie nach Hause gehen können. Als ich die Liste der überlebenden Schüler durchzähle, stelle ich fest, dass doch 67 Schüler überlebt haben. Also war ich mit meiner Schätzung gar nicht so weit entfernt. Und nachdem ich die ganze Gästeliste abgezählt habe, weiß ich, dass um die 189 Schüler anwesend waren. Auch hier habe ich gar nicht so falsch gelegen, mit meiner Schätzung. Demnach war doch nicht die ganze Schule anwesend, denn die müsste mehr als 500 Schüler beherbergen. Rein rechnerisch haben wir also trotzdem 122 Schüler verloren. Yugi, Tea und Tristan waren unter ihnen. Nur Joey hat, von der Clique, überlebt. Verdammt. So viele Schüler mussten ihr Leben lassen. Da kommt mir allerdings der Gedanke, dass einige ja auch schon vor Mitternacht wieder nach Hause gegangen sein könnten. Diese können wir jetzt nämlich gar nicht nachvollziehen. Wir werden diese Liste trotzdem der Polizei aushändigen. Die lebenden totgeglaubten Schüler müssen sich dann halt dort melden, um es wieder richtigzustellen. ~~~~~ Nachdem Joey, Mokuba und ich keine Verletzungen aufgewiesen haben, bei der Untersuchung, ist es nun an Seto untersucht zu werden. Joey und ich werden aufgefordert, draußen zu warten, doch Seto besteht darauf, dass ich ihm Raum bleibe, weshalb ich jetzt das Urteil über meine Behandlung erfahren werde. Seto schildert den Vorfall und wie die Wunde zuvor ausgesehen hat, sowie die Tatsache, dass ich ihn dann genäht habe. „Unsere Chirurgen hätten das vermutlich nicht besser hinbekommen. Dennoch sollten wir den Nähfaden gegen einen chirurgischen austauschen. Dann können Sie sich auch wesentlich uneingeschränkter bewegen und belasten.“ meint der Arzt und ich fühle mich geschmeichelt, weil ich so gute Arbeit geleistet habe. Somit wird Seto aus dem Raum und Mokuba und ich in den Wartebereich, wo auch Joey wartet, geführt. „Was ist nun mit Kaiba?“ will Joey auch sofort wissen. „Die Fäden müssen ausgetauscht werden. Aber ansonsten gab es nichts zu bemängeln.“, erzählt Mokuba ihm, „Danke, Jenna, dass du Seto´s Wunde behandelt hast.“ richtet er sich dann an mich. „Kein Thema.“, winke ich ab, „In der Not hilft man sich doch gerne gegenseitig.“, was noch nicht einmal gelogen ist. Nur verschweige ich hier Mokuba und Joey, dass Seto und mich etwas mehr verbindet, als die reine Hilfeleistung. Ich weiß nicht einmal zu benennen, was genau uns verbindet. Kann ich es denn Liebe nennen? Bei mir ganz sicher, aber bei Seto? Nun, … er scheint sich selbst nicht sicher zu sein. Aber es muss schon mehr als Sympathie sein, denn einfach so, küsst man niemanden. Jetzt zerbreche ich mir den Kopf über Seto und komme doch zu keinem Ergebnis. Die Wartezeit, bis Seto aus dem OP kommt, nutze ich, um meine Mutter anzurufen, um ihr schon mal mitzuteilen, was passiert ist und dass ich noch lebe, ich aber dennoch erst später heimkommen würde, weil ich bei einem Freund im Krankenhaus bleiben wolle, um für ihn da zu sein. Außerdem berichte ich ihr, dass dieser Freund sehr gut auf mich aufgepasst hat, weil er etwas älter als ich wäre. Die Information, dass es mir gut ginge, hat sie schon zufrieden gestellt. Später kommt Seto mit einem Rollstuhl, angeschoben von einer Schwester, zu uns in den Wartebereich. „Ich werde wohl noch einige Tage hier bleiben müssen, um mich zu schonen.“ „Drei Tage hat der Arzt gesagt. Und das ist nicht der Weltuntergang, Mr. Kaiba. Das dient zur Erholung ihres Körpers. Die Strapazen der letzten Stunden haben ihrem Körper viele Kräfte abverlangt.“, erklingt die samtene einschmeichelnde Stimme der Schwester, „Ich bringe Sie jetzt in ihr Zimmer.“ Joey, Mokuba und ich folgen einfach der Schwester, bis in Seto´s vorübergehendes Zimmer. Dort steigt Seto aus dem Rollstuhl und begibt sich eigenständig ins das Bett, wo er sich ausruhen soll. Mokuba setzt sich sofort an seine Bettkante, während die Schwester mit dem Rollstuhl wieder den Raum verlässt. Es ist inzwischen nach 8 Uhr und die überlebenden Schüler bestimmt längst wieder zu Hause. Ich wäre auch längst zuhause, wäre da nicht Seto, der mir wesentlich wichtiger ist. Zurückhaltend bleibe ich nur vor dem Bett stehen, genau wie Joey. Da dieser aber keinen Sinn an seiner Anwesenheit zu sehen scheint, meint er auch schon kurz darauf: „Ich werde dann gehen. Gute Besserung, Kaiba.“ Seto nickt ihm nur zu, ehe Joey wieder das Zimmer verlässt. Nun ist es an Mokuba, mich fragend anzusehen. Es wirkt wie ein Vorwurf, was ich hier noch mache. Deshalb senke ich meinen Blick. Seto hat mir im Prinzip schon alles gesagt, was zwischen uns ungeklärt war. Dennoch hält mich hier noch etwas, was ich nicht festmachen kann. Ich will einfach noch nicht gehen. Ich will bei Seto bleiben. Wir konnten uns auch noch gar nicht richtig verabschieden. Ich will ihm einfach noch einmal ganz nah sein. Und nicht nur für ein paar Sekunden. Ich atme zittrig durch, ehe ich wieder aufblicke und Seto´s Blick einfange. Wenn ich mich jetzt einfach zu ihm beugen und küssen würde, wäre Seto bestimmt sauer auf mich. „Mokuba, könntest du bitte kurz draußen warten?“ kommt mir Seto da unerwartet entgegen. Dieser blickt verdutzt zwischen seinem Bruder und mir hin und her, ehe er nickt und wirklich das Zimmer verlässt. Erst jetzt wage ich es, mich an die Bettkante zu Seto zu setzen. „Jenna, was hast du?“ will er besorgt wissen. Ich schließe meine Augen für einen Moment, um mich zu sammeln. Als ich meine Augen wieder öffne, gestehe ich ihm: „Ich will nicht von dir weg. … Das erste Mal in meinem Leben fühle ich mich wirklich wohl bei einem anderen Menschen. Ich will nicht mehr alleine sein.“ „Bist du das jemals wirklich gewesen?“ fragt er nach. „Bisher hatte ich doch nur meine Eltern und meinen Bruder. Niemand wollte mit mir befreundet sein, weil ich so schüchtern bin. Ich bin an meiner Schule ein richtiger Außenseiter, weil ich nicht in der Lage bin, auf andere zuzugehen. … Aber bei dir ist das irgendwie anders. Zu dir kann ich offen sein. Du hast mich von Anbeginn akzeptiert, so, wie ich bin. Konnte mich so geben, wie ich bin. Du hast mich einfach so angenommen. Und ich will nicht, dass sich das wieder ändert. Denn du bist für mich jemand Besonderes. Jemand, dem man vertrauen kann. Auf den man sich verlassen kann. Bei dem man sich fallen lassen kann. Bei dem man sich beschützt und geborgen fühlen kann. … Durch deine bloße Anwesenheit hast du mir so viel Sicherheit geboten, dass ich keine Angst mehr vor den Zombies hatte. … Du hast mich ja sogar dazu gebracht, dass ich mit ´ner Schaufel auf Zombies losgehe, weil ich da erkannte, wie wichtig du mir bist und wie gerne ich dich um mich habe.“ erkläre ich ihm offen und ehrlich. Nachdem ich geendet habe, starrt mich Seto erstaunt und erschlagen, mit offenstehendem Mund, an. „Also, DAS … muss ich erst einmal verdauen.“ gibt Seto nahezu fassungslos von sich, ehe er sich aufs Kissen zurückplumpsen lässt und an die Decke starrt. „Solche Worte habe ich bisher noch nie zu hören bekommen.“ meint er nach einer Weile, ohne mich anzusehen. Dann dreht er seinen Kopf aber doch wieder zu mir und sieht mir direkt in die Augen. „Darüber muss ich jetzt wirklich erst nachdenken.“ fügt er noch an. Ich seufze und erhebe mich von der Bettkante. „Dann ist es wohl das Beste, wenn ich jetzt gehe. … Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich die kommenden 3 Tage besuchen komme?“ „Ich weiß nicht, ob das so sinnvoll wäre. Du würdest mich vermutlich nur vom Wesentlichen ablenken.“ Ich senke betrübt meinen Kopf. Ich muss seine Entscheidung wohl akzeptieren, auch, wenn ich nun wirklich keine Garantie mehr habe, ihn jemals wiederzusehen. Vielleicht will er ja erreichen, dass ich ihn wieder vergesse. Vielleicht sollte ich es ja wirklich versuchen. Ich hebe wieder meinen Blick, beuge mich über ihn und lege meine Lippen auf seine, für einen kurzen liebevollen Kuss, den er auch erwidert. „Man sieht sich, … irgendwann.“ verabschiede ich mich traurig und verlasse bedrückt sein Zimmer. Vor dem Zimmer beginnen meine Augen zu brennen, bis auch schon die ersten Tränen meine Wangen hinunterkullern. Ohne Mokuba weiter zu beachten, gehe ich an ihm vorbei und verlasse das Krankenhaus, um auf dem schnellsten Weg nach Hause zu kommen. *** Drei Tage gehe ich nun wieder zur Schule und vier Tage, seitdem ich Seto fürchterlich vermisse. Aber da die Sehnsucht noch nicht Überhand gewinnt, merkt man mir auch nichts davon an. Ich meistere den Schulalltag ohne Probleme, obwohl ich manchmal mit meinem Gedanken in Träumereien abschweife. In den Pausen allerdings gesellt sich neuerdings Mokuba immer zu mir, damit wir uns unterhalten können, weil seine Neugierde durch Seto geweckt zu worden scheint. Ich habe allerdings auch den Eindruck, dass er regelrechtes Interesse an mir zeigt. Ich bin mir nur nicht sicher, ob er das wegen Seto macht, oder ob es seinetwegen ist. Aber heute am fünften Tag ist meine Sehnsucht nach Seto schon fast unerträglich. Als Mokuba in der Pause zu mir kommt, beginne ich doch tatsächlich zu weinen, nur, weil ich ihn mit Seto in Verbindung bringe. Es macht mir echt zu schaffen, dass Mokuba stets zu mir kommt. In meiner momentanen Lage würde ich es zur Abwechslung sogar vorziehen, alleine gelassen zu werden, um nur mit mir allein zu sein. Und mit meiner Sehnsucht nach Seto. Ich mache ja sogar jeden Tag einen Umweg über die Kaiba Corporation, um so meiner Sehnsucht irgendwie Abhilfe zu verschaffen. Aber ich bekomme Seto einfach nicht aus meinem Kopf. Er hat sich regelrecht in mein Herz gebrannt, sodass ich niemals wieder jemand anderen werde lieben können. Ich bin eindeutig verflucht. Ich ertrage es fast nicht mehr, nur ständig an ihn zu denken, und doch nicht bei ihm sein zu können. Es tut von Tag zu Tag immer nur mehr weh, umso länger ich von ihm entfernt bin. Ich halte diese Sehnsucht kaum noch aus. Selbst meine schulische Leistung leidet an meiner Sehnsucht nach Seto. Ich gebe es ehrlich zu, aber ich leide an Liebeskummer. Extremem Liebeskummer, weil ich weiß, dass Seto nicht gewillt ist, meine Liebe zu erwidern. Oder, was immer er für einen Grund hat, nicht mit mir zusammen sein zu wollen. Ich verfluche meine Liebe zu ihm mittlerweile. Warum nur hat er es mir so sehr angetan? *** Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen und ich habe die Hoffnung schon fast ganz aufgegeben, dass ich eine Chance habe, mit Seto zusammen zu kommen. Ich gebe es ehrlich zu, in dieser Zeit habe ich es ein paar Mal versucht, in seiner Firma zu ihm zu gelangen. Aber da niemand etwas mit meinem Namen anfangen konnte und ich auch keinen Termin vorweisen konnte, wurde ich wieder weggeschickt. So habe ich zumindest schon mal erfahren, dass er viele Groupies hat, die auf dieselbe Art und Weise schon versucht haben, zu ihm durchgelassen zu werden. Deshalb habe ich es nach einer Weile auch gelassen. Ich bin einfach wirklich hoffnungslos in ihn verliebt. Außerdem hat Mokuba begonnen, mit der Zeit, immer mehr absurdere Fragen an mich zu richten. In der Zwischenzeit müsste er locker meine ganze Lebensgeschichte, meine Eltern und sogar meinen Bruder kennen. Und immer, wenn ich wegen ihm zu weinen beginne, versucht er, mich tröstend in seine Arme zu ziehen. Das verweigere ich allerdings, da dies nur Seto vorbehalten ist. Ich halte Mokuba sowieso eher auf Distanz. Aber gerade diese Tatsache scheint ihn anzustacheln, mein Vertrauen gewinnen zu wollen. Er sucht regelrecht meine Nähe. Ach, was soll ich nur tun? Ich bin schon total verzweifelt und beinahe am Ende meiner Kräfte. Ich bin froh, wenn der Unterricht am heutigen Tage endlich endet. ~~~~~ Nach unendlich langen Unterrichtsstunden ist der Schultag endlich zu Ende. Mit Erleichterung, endlich Mokuba, als Erinnerungsfaktor an Seto, zu verlieren, packe ich meine Sachen zusammen und schlendere niedergeschlagen die Treppen hinunter und aus dem Schulgebäude. Einige Schüler überholen mich dabei sogar. Aber ich achte gar nicht darauf, weil ich den Boden anstarre, um meine Traurigkeit zu verbergen. Sozusagen bekommt auch nur Mokuba davon etwas mit. Ich marschiere die wenigen Stufen zum Schulhof hinunter und hebe meinen Blick, um die ganzen Schüler zu betrachten. Mehrere Mädels werden von ihrem Freund abgeholt. Einige Schüler bilden sich zu Grüppchen, um noch etwas gemeinsam zu unternehmen. Joey hat neue Freunde gefunden, wozu ich leider nicht zähle. Das ist mir aber nur recht so, da ich es gegenwärtig nicht ertragen würde, unter Leuten zu sein. Mokuba bildet auch hier wieder eine Ausnahme, da er sich mir regelrecht aufzwingt. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so schlecht. Auch, wenn ich ihm immer noch nichts davon erzählt habe, dass da etwas zwischen Seto und mir war. Ich beobachte weiter die fröhlichen Gesichter, während ich mich dem Schultor nähere. Doch plötzlich stocke ich und halte in meiner Bewegung inne. Er ist hier. Ich meine, Seto. Er steht am Tor gelehnt und sieht mir direkt in die Augen. Seine Arme sind verschränkt, während er lässig am Tor lehnt und alle anderen fassungslos starrenden Schüler ignoriert. Selbst, als Mokuba ihn erblickt und freuend auf ihn zu eilt, reagiert Seto nicht. Sein Blick gehört nur mir, wie ich im Moment feststelle. Meine Beine setzen sich wieder in Bewegung. Ich bleibe erst wieder stehen, als ich direkt vor ihm stehe. „Hi.“ begrüße ich ihn schüchtern und zurückhaltend, da ich mir nicht sicher bin, ob er wirklich wegen mir hier ist. „Hi.“ erwidert er sichtlich verlegen, was ich daher weiß, weil er seinen Kopf leicht schief legt. „Wartest du auf jemand Bestimmtes?“ erkundige ich mich neutral bei ihm, obwohl man sehen müsste, dass ich mich freue, ihn zu sehen, was im Kontrast zu meinen verweinten Augen steht. Ein Lächeln legt sich auf seine Lippen, ehe er mir antwortet: „Ja.“, er macht eine theatralische Sprechpause, in der ich schon annehme, dass er hier nicht auf mich, sondern auf jemand anderes gewartet haben könnte, was meinen Blick verfinstert, „Auf dich.“, seine Verschränkung auflöst und mir eine rote Rose hinhält, die er wohl dahinter versteckt hatte. Jetzt legt sich doch noch ein Lächeln auf meine Lippen und ich nehme die rote Rose entgegen, ehe ich ihm regelrecht um den Hals falle, vor Freude, und absolut unbedacht meine Lippen auf seine presse, wegen all der Zeugen. All mein Kummer ist vergessen und geht unter, als er meinen Kuss genauso sehnsüchtig erwidert, wie ich ihn begonnen habe, als er mir sogar seine Zunge zwischen meine Lippen schiebt und mich in ein leidenschaftliches Zungenspiel verwickelt, während wir uns so fest aneinander drücken, als wollten wir uns nie wieder loslassen. Neben mir höre ich unterbewusst entsetztes nach Luft schnappen und Raunen durch die Schüler gehen, da scheinbar jeder Seto Kaiba zu kennen scheint. Als wir uns dann doch, auf Grund Sauerstoffmangels, voneinander lösen müssen, bleiben unsere Arme um uns geschlungen, als ich ihm gestehe: „Ich habe dich fürchterlich vermisst.“ und schon wieder nahe dran bin, in Tränen auszubrechen, weil ich ihn endlich bei mir habe. Er drückt meinen Kopf an seine Schulter und erwidert mir: „Es tut mir leid, dass ich erst jetzt zu dir komme. Mokuba hat mir berichtet, dass es dir von Tag zu Tag immer schlechter geht. Und da es mir dadurch auch schlechter ging, wurde mir klar, dass du mir alles bedeutest und ich einfach nicht mehr ohne dich kann.“ In dem Moment spüre ich eine einzelne Träne auf meine Wange tropfen, die scheinbar nicht mir gehört. Mir scheint es gar, als ginge es ihm gar nicht anders, als mir. Und das vorhin hat doch fast wie eine Liebeserklärung geklungen. Jetzt kann ich mich natürlich nicht mehr zurückhalten. „Ich liebe dich, Seto.“ flüstere ich ihm ins Ohr. Er drückt seine linke Wange an meine Stirn, ehe er mir sehr leise erwidert: „Ich liebe dich auch, Jenna.“ Wir wenden uns einander wieder zu und verschließen abermals unsere Lippen miteinander, während wir im Hintergrund ein Plumpsen vernehmen können. Als wir uns abermals voneinander lösen, frage ich ihn lächelnd: „Darf ich dich jetzt mit nach Hause nehmen?“ Prompt lacht er hell auf. Und mir fällt auf, dass er regelrecht strahlt vor Glück. Vermutlich genauso, wie ich, seit zwei Wochen, schon nicht mehr. Ich bin einfach nur glücklich. „Mokuba, du entschuldigst mich? Aber du hast ja sicher gehört, dass ich heute schon etwas vorhabe.“ meint Seto, während wir uns beide zu Mokuba drehen. Verwundert stelle ich fest, dass er am Boden sitzt, sein Mund weit offen steht und seine Augen stark geweitet sind. Aus seinem Gesicht springt uns seine Fassungslosigkeit regelrecht an. Aber auch andere fassungslose Gesichter fallen mir nun auf. Von überall her starren Schüler zu uns und haben ihre Gespräche scheinbar unterbrochen, nur um uns beide zu beobachten. „Sind wir irgendwie eine Zirkusattraktion?“ erkundige ich mich bei Seto. „Offensichtlich.“, grinst er mich an, „Aber daran wirst du dich auch noch gewöhnen. … Mit mir an der Seite wirst du dich daran sogar gewöhnen müssen. Ich bin schließlich eine Person der Öffentlichkeit.“ „Hm, dann muss ich das wohl in Kauf nehmen, wenn ich dich bei mir haben will.“ „Offensichtlich.“ wiederholt er seine Wortwahl und grinst mich frech an. „Sind die Fäden eigentlich schon gezogen worden?“ erkundige ich mich bei ihm. Er nickt nur, weil er zu ahnen scheint, was ich vorhabe. Also flüchtet er auch schon vor mir. „Hey.“ rufe ich ihm nach, als ich feststelle, dass er wirklich genau weiß, was ich vorhabe, und eile ihm hinterher. Er läuft aber nicht so schnell, dass er mir entkommt, sondern wartet mehr auf mich, da er ja längere Beine hat und ich ihn sonst nie einholen könnte. Und da ziehe ich jetzt meinen Plan durch und springe ihm auf den Rücken. Sofort hält er mich fest, damit ich nicht runterrutsche und wir lachen miteinander, auf dem Weg zu mir nach Hause, während ich ihn, wie ein Pferdchen, navigiere. ~~ Ende ~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)