Durchgeknallte Traumsequenzen von Lunata79 ((was mein Hirn alles so fabriziert?)) ================================================================================ Kapitel 41: Traum 31 (Begegnung am Jahrmarkt mit Folgen) - Teil 3 ----------------------------------------------------------------- Als es zum Schulschluss läutet, mache ich mich so schnell wie möglich auf dem Weg, das Schulgebäude zu verlassen. Draußen auf dem Schulhof erblicke ich dann plötzlich eine Schülermasse. Was ist denn hier los? Ich kämpfe mich durch die Schülermenge, als ich einen Blick auf Seto erhaschen kann, wie er Mühe hat, die Meute mit seinem kalten Blick fern zu halten, während er sich zu seiner Limousine begibt. Dann vernehme ich auch noch Gebrüll von Mädchen, die schreien: „Seto, nimm´ doch mich, als deine Freundin! Mit deiner jetzigen Freundin wirst du bestimmt nicht glücklich!“ Als Seto diese Laute vernimmt dreht er sich ruckartig zu dieser um und taxiert sie mit einem wütenden durchbohrenden Blick. Er beginnt diesen Blick herumzuschwenken, als er mich in seinem Blickfeld erfasst. Schnell winkt er mir zu und ich renne auf ihn zu. Wir beide stürzen regelrecht in die Limousine. Wir kommen nicht mal dazu, die Tür zu schließen, als Roland bereits aufs Gas tritt und losfährt. Ich muss ihn dann einfach fragen: „Was war das denn für ein Abgang?“ und er lacht kurz auf, während er sich richtig hinsetzt und mir aufhilft, damit ich mich neben ihn setzen kann. „Die ganze Schule weiß von uns Bescheid. … Spätestens morgen weiß es ganz Japan. … Ich fürchte, ich muss eine Pressekonferenz geben. … Ich werde dich dort offiziell als meine Freundin angeben und du wirst etliche Fragen beantworten müssen. Antworte aber nur auf die Fragen, die dir nicht zu unangenehm sind, oder dich nicht in ein schlechtes Licht rücken könnten. Ansonsten antworte einfach mit ‚kein Kommentar‘.“ Ich nicke einverstanden. Er kennt sich schließlich aus damit. „Und wann soll diese Pressekonferenz stattfinden?“ will ich daher wissen. „Am besten wäre, so schnell wie möglich.“ antwortet er und ich seufze. Daraufhin meint er: „Ich begleite dich jetzt zu deinem Arbeitsplatz, damit wir das schnell hinter uns bringen können. … Also sag´ Roland, wohin er fahren soll.“ Ich gebe Roland also die Adresse und er wechselt die Fahrtroute. „Ach, Roland. Sobald wir dort fertig sind, berufe die Pressekonferenz ein. Um exakt 16 Uhr soll sie losgehen.“ richtet sich Seto an seinen Chauffeur. Dann fällt Seto´s Blick auf mich. „Und besorg´ ihr noch was ordentliches zum Anziehen.“ richtet sich Seto wiederholt an Roland. „Sehr wohl, Mr. Kaiba.“ erwidert dieser. Ich werde unsicher und nervös. Ich werde schließlich um 16 Uhr vor der Kamera stehen. Irgendwie habe ich Angst davor. Aber Seto wird schon wissen, was er tut. Das weiß er immer. Ist ja auch nicht sein erster Schritt in die Öffentlichkeit. Ob ich mich jemals daran gewöhnen kann, mit ihm im Rampenlicht zu stehen? Aber, was sein muss, muss nun mal sein. Und ich bin mir auch der Gefahr, die dadurch entsteht, bewusst. Mir ist nämlich nicht entgangen, dass Mokuba, als seine Schwäche, schon mehrmals entführt wurde, um Seto unter Druck zu setzen. „Wenn ich wirklich offiziell werde, wird man dann nicht versuchen, dich auch durch mich unter Druck zu setzen?“ will ich besorgt wissen. „Gut, möglich. Aber bisweilen gehe ich das Risiko gerne ein.“ Gut, zu wissen. Aber, bisher hatte ich das noch gar nicht bedacht. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt wissen, dass es gefährlich sein kann, mit Seto zusammen zu sein. Aber, um nichts in der Welt, würde ich darauf verzichten wollen, mit ihm zusammen zu sein. Er ist wirklich der, mit dem ich mir vorstellen könnte, mein Leben zu verbringen. Der Anfang hat sogar bereits seinen Lauf genommen. Ob wir es wirklich schaffen? Die erste Hürde ist die Pressekonferenz, die zweite die Schule, die dritte seine Firma und die vierte meine Eltern. Oh, ich hoffe so sehr, dass wir gemeinsam diese Hürden überwinden können. Als die Limousine hält, fällt mir eine weitere Hürde ein. Mein Arbeitsplatz. Ich atme tief durch und steige hinter Seto aus. „Erledige bitte alles, bis ich zurück bin.“ richtet Seto sich an Roland. Dieser nickt nur und macht sich auch gleich daran, loszufahren. Seto währenddessen nimmt mich an die Hand und ich führe ihn in das Gebäude. Viele Gänge später, betrete ich ein Büro und werde schon einmal merkwürdig angesehen, denn diesmal haben wir unsere Hände nicht gelöst. „Hallo, Mina. Ist der Chef da?“ frage ich gleich mal meine Kollegin. Ihre Augen liegen allerdings funkelnd auf Seto. Ich verdrehe meine Augen. „Ja, der ist da. … Willst du nicht an deine Arbeit gehen?“ fragt sie mich da. „Geht nicht. Ich muss mit, zu einer Pressekonferenz.“ antworte ich ihr. „Ach. Deshalb beehrt uns Seto Kaiba mit seinem Besuch? … Was hast du eigentlich mit ihm zu tun?“ will sie nun wissen. „Ähm, … Ich bin seine Freundin.“ erwidere ich verlegen. Seto taxiert meine Kollegin nur mit einem kalten Blick, als er nachfragt: „Ist es möglich, mit Ihrem Chef zu sprechen?“ „Sicher. Geht nur rein.“ Mit diesen Worten deutet Mina auf die Bürotür, die zu meinem Chef führt. Sofort zieht mich Seto mit und klopft an die Tür. Als ein ‚Herein‘ erklingt, öffnet er die Tür und tritt mit mir ein. Ich schließe die Tür hinter uns und sehe meinen Chef unsicher an, der hinter seinem Schreibtisch sitzt und gerade Papierkram bearbeitet. Als er aufblickt, bleibt sein Blick starr auf Seto gerichtet. Sofort erhebt er sich vom Stuhl und Seto löst unsere Hände voneinander, um näher auf den Schreibtisch zuzutreten. „Was verschafft mir die Ehre, Mr. Kaiba?“ fragt mein Chef. „Nun, es hat in der Schule einen Zwischenfall gegeben, der mit meiner Freundin, Miss White zusammenhängt. Ich benötige ihre Anwesenheit bei einer wichtigen Pressekonferenz, die ich kurzfristig einberufen habe. Die Pressekonferenz beginnt um 16 Uhr und wir müssen noch Vorbereitungen treffen. Deshalb kann Miss White heute nicht ihrer Arbeit nachkommen.“ Der Mund des Chefs klappt überrascht auf. Sein Blick geht einmal von Seto zu mir und wieder zurück, während ich eher schüchtern schräg neben Seto stehe. Leider wirkt Seto in seiner Schuluniform nicht so einschüchternd, als, wenn er im Geschäftsmann Aufzug auftritt. Aber, aus Seto´s Stimme kann man dennoch vernehmen, dass er keinen Widerspruch duldet. Deshalb nickt mein Chef nur und lässt sich wieder auf den Stuhl sinken. „Ich erwarte, dass Miss White auf Grund ihrer Abwesenheit mit keiner Folge zu rechnen hat. Es wird auch das einzige Mal sein, dass ihre Anwesenheit auf einer Pressekonferenz von Nöten sein wird.“ fordert und verspricht Seto. Mit einem Nicken verabschiedet er sich und macht kehrt. Seto schnappt mich dabei wieder an der Hand und zerrt mich mit nach draußen. Nachdem wir das Gebäude wieder verlassen haben, steht auch schon die Limousine wieder an Ort und Stelle und Roland öffnet uns die Tür. Wir steigen nacheinander ein und Seto fragt Roland: „Konntest du alles organisieren?“ „Ja, Mr. Kaiba. Die Kleidung für Miss White liegt im Kofferraum.“ „Sehr gut. Fahr´ uns nun zur Firma.“ „Sehr wohl, Sir.“ Binnen weniger Sekunden fährt die Limousine los. Bei der Firma angekommen, steigen wir aus der Limousine und betreten gemeinsam die Kaiba Corporation. Dabei hat er mir einen Arm um die Taille geschlungen, damit ich nicht zurückfalle. Hinter uns folgt Roland mit einigen Taschen. Die Empfangsdamen schauen nicht schlecht aus der Wäsche, als sie mich wiedererkennen. Aber ich komme leider nicht dazu, sie zu grüßen, denn Seto marschiert unbarmherzig auf den Fahrstuhl zu. Ich seh´s ja ein. Die Zeit drängt. Mit dem Fahrstuhl fahren wir ins oberste Stockwerk, das 21ste, und steuern schnurstracks auf sein Büro zu. Im Büro stellt Roland die Taschen auf den Schreibtisch und verkündet: „Die Pressekonferenz findet im Konferenzsaal 1B statt und sie haben noch eine Dreiviertelstunde Zeit. … Ich werde mich nun bereits nach unten begeben.“ „Tu´ das. Und bereite alles weitere vor.“ Ein Nicken von Roland folgt und schon verlässt er das Büro. Ich mache mich daran, einen Blick in die Taschen zu werfen und der sagt mir bereits, dass diese Kleidung aus sehr teurem Stoff besteht. Ich schlucke, als ich ein Teil aus einer Tasche heraushole. Das kann doch nicht Seto´s Ernst sein? „Auf Roland ist Verlass und er weiß, was man zu einer Pressekonferenz tragen sollte. Also such´ dir was raus, was du anziehen willst. … Er hat bestimmt mitgedacht und dir Sachen besorgt, die dich in meiner Gegenwart glänzen lassen.“ „Du meinst so, wie bei der Gala?“ Er nickt nur bestätigend. „Das war reiner Zufall. Ich wollte dich ja auch aus den Socken hauen.“ „Dann such´ dir was aus, das mich wiederholt aus den Socken haut. Ich geh´ jetzt ins Nebenzimmer und zieh´ mich ebenfalls um. … Bis gleich.“ Mit diesen Worten lässt er mich in seinem Büro allein zurück. Ich schließe sein Büro ab, mit dem Schlüssel, der im Schloss steckt, und schaue mir erst einmal die Auswahl an. Ich überlege mir gut, wie ich ihn beeindrucken könnte. Der Schmuck, der sich ebenfalls in den Taschen befindet, ist schlicht und dezent. Genau passend, für eine Person wie mich. Jetzt muss ich mich aber beeilen. Ich sehe noch einmal die Kleidungsstücke durch und entscheide mich dann für das schulterfreie weiße Frühlingskleid, das mir entgegenglitzert. Der Stoff ist reinste Seide und am Rock mit winzig kleinen Diamanten versetzt. Dazu wähle ich silberne Ohrringe mit Diamanten-Anhängern und der dazupassenden Kette. Danach ziehe ich mich um und meine Schuluniform packe ich in meinen Rucksack. Aber, was mache ich jetzt mit meinen Haaren? Bei meiner Frisur muss ich improvisieren. Die vordersten Haarsträhnen lasse ich offen. Die Haare, zwischen den Strähnen und hinten, binde ich zusammen und flechte sie. Den Rest meiner Haare lasse ich offen. Mehr kann ich mit meinen Haaren nicht machen, da mir einfach die Utensilien dafür fehlen. Daran hat Roland nämlich gar nicht gedacht. Hm, vielleicht lege ich mir auch noch die drei Armreifen an und ich bin fertig. Mal sehen, was Seto von diesem Outfit hält. Das rote und das schwarze Kleid sind auch schön, aber ich denke, weiß passt einfach besser, weil ich dann wirklich in all meiner Pracht glänze. Und Seto meinte doch, ich solle in seiner Gegenwart glänzen. Da nehme ich ihn voll beim Wort. Als ich die Tür zum Nebenraum höre, drehe ich mich in die Richtung und entdecke Seto in einem weißen Anzug mit weißer Krawatte, aber hellblauem Hemd. Das einzig Gute ist, dass Seto´s Augen begeistert aufleuchten, als er mich erblickt. „Atemberaubend.“ haucht er nur, als er auf mich zugeht. „Bist du bereit?“ fragt er mich daraufhin. Ich antworte jedoch bloß: „Ich hoffe, dass ich nicht zu nervös sein werde. Ich hab´s nämlich nicht so mit dem ‚im Rampenlicht stehen‘.“ „Daran gewöhnt man sich. Glaub´ mir das ruhig. … Und du wirst deine Sache schon gut machen. Hab´ Vertrauen in dich selbst.“ versucht er mir Mut zu machen. Ich schenke ihm ein dankbares Lächeln. Es stimmt schon. Bei ihm kann ich mich sicher fühlen. Wenn er bei mir ist, kann gar nichts schief laufen. Er schenkt mir die Zuversicht. Ich schließe das Büro wieder auf und atme noch einmal tief durch. „Ich bin bereit. Lass uns gehen.“ sage ich dann und er nickt mir anerkennend zu, während er mir seinen Arm anbietet. Ich hake mich bei ihm unter und wir schreiten auf den Fahrstuhl zu. Wir fahren ins Erdgeschoß und als wir aussteigen, biegen wir sofort links ab und folgen dem Flur. Dann betreten wir einen Raum, der eine Art Vorraum zu sein scheint, der mit dem Rest durch einen langen Vorhang getrennt wird. Plötzlich kommt Roland hinter dem Vorhang hervor. „In fünf Minuten geht es los. Es sind bereits sämtliche Reporter und Fernsehteams anwesend.“ berichtet Roland. Ich dachte eigentlich Roland wäre nur sein Chauffeur. Also, was macht er hier? Ach, das frage ich Seto besser zu einem anderen Zeitpunkt. Jetzt muss ich mich erst darauf seelisch vorbereiten, vor einer sehr großen Menge zu sprechen. Dann ist es auch schon so weit und Roland begleitet uns hinter den Vorhang. Dort finde ich mich auf einer Bühne wieder, auf der ein langer Schreibtisch aufgestellt ist, in dessen Mitte Mikrofone eingebaut sind. Seto zieht mich zu den Stühlen, auf die wir uns nebeneinander setzen, während Roland nach vorne tritt. „Liebe Reporter, liebe Fernsehteams, die Pressekonferenz ist nun eröffnet.“ Roland kommt zu uns zurück, bleibt aber schräg hinter Seto stehen. Nun erhebt Seto sein Wort: „Ihnen dürfte sicher nicht entgangen sein, dass ich dieses Jahr ausnahmsweise die Gala mit meiner Anwesenheit beehrt habe. Diesen Umstand verdanken Sie niemand anderem als Jenna White, meiner Freundin. Und da unser gemeinsames Erscheinen auf dieser Gala ohnehin bereits Gesprächsthema geworden ist, fühle ich mich dazu verpflichtet, die fehlenden Informationen zu Tage zu befördern. … Stellen Sie nun Ihre Fragen.“ Reporter: „Wie haben Sie sich kennengelernt?“ Seto: „Auf einem Jahrmarkt wäre Miss White unglücklich gestürzt und ich habe sie aufgefangen.“ Reporter: „Wie sind Sie zusammen gekommen?“ Seto: „Nun, … ich würde sagen, … uns hat von vorherein eine gewisse Sympathie verbunden. So ist es mit dem Kennenlernen so gekommen.“ Reporter: „Wie lange sind Sie nun schon zusammen?“ Seto: „Kein Kommentar.“ Verwundert blicke ich ihn an. Ah, verstehe. Alles, was die Leute nichts angeht, kann ich abwürgen. Reporter: „Wieso hatten Sie sich dazu entschieden, dieses Jahr doch die Gala zu besuchen?“ Seto: „Weil ich gute Lust hatte, meine Freundin vorzuführen.“ Häh? Zu diesem Zeitpunkt waren wir doch noch gar nicht zusammen. Oder sieht er das in seinen Augen anders? Reporter: „Sie lieben Miss White?“ Seto: „Ja, das tue ich.“ Reporter: „Miss White. Lieben auch Sie Mr. Kaiba?” Ich erschrecke kurz und werde nervös. Seto sieht mich besorgt an. Ich sage mir vor, dass ich das schaffe, blicke ihn zuversichtlich an und versuche meine Stimme so fest wie möglich klingen zu lassen. Ich: „Ja, ich liebe Seto Kaiba.“ Reporter: „Und Sie haben es natürlich nicht auf sein Geld oder seinen Ruhm abgesehen?“ Jetzt werde ich etwas sauer. Was wollen die mir da bitte unterstellen? Also sage ich eben all das, was ich auch Seto bereits erklärt habe. Ich: „Ich bin auf sein Geld nicht angewiesen. Und, wenn ich etwas haben will, dann kaufe ich es mir selbst. Genauso, wie das Kleid, das ich bei der Gala trug. Das habe ich mir mit meinem eigenen Geld gekauft. Sowie die Accessoires. … Ich habe, seit ich acht war, immer mein Taschengeld, Geburtstagsgeld und Weihnachtsgeld gespart. So konnte ich mich auch ohne Probleme von meinem Geld einkleiden lassen. … Ich werde Seto Kaiba auch nie darum bitten, dass er mir Geld gibt, oder mir etwas kauft. Wenn er mir etwas schenken will, ist ihm das ganz allein überlassen. Ob ich es allerdings annehme, ist wieder eine andere Sache.“ Ich bedenke Seto mit einem vielsagenden Blick. Reporter: „Können Sie uns auch sagen, warum Sie Mr. Kaiba lieben?“ Uh. Ich: „Nun, ja. Seine Unnahbarkeit macht ihn faszinierend. Und seine Augen haben mich von Anbeginn in ihren Bann gezogen. … Er ist intelligent, liebevoll, kann einem Mut und guten Zuspruch geben. Gibt einem Kraft, Geborgenheit und Sicherheit. Ich fühle mich sehr wohl in seiner Gegenwart und ich bin auch sehr gerne bei ihm.“ Hach. Ich bin jetzt richtig ins Schwärmen geraten. Man merkt Seto sogar an, dass sich eine leichte Röte auf seine Wangen verirrt hat. Reporter: „Und was sagen Ihre Eltern zu Ihrer Beziehung mit Mr. Kaiba?“ Ok, das ist eine schwere Frage. Nun, ja, was sagen sie eigentlich dazu? Ich weiß nicht, was ich darauf antworten könnte. Also mache ich es mir einfach. Außerdem geht die Presse meine Eltern nichts an. Und mit der Presse darüber reden, will ich erst recht nicht. Ich: „Kein Kommentar.“ Reporter: „Wissen Ihre Eltern überhaupt über die Beziehung zu Mr. Kaiba Bescheid?“ Die nerven echt. Auch, wenn das eine einfache Frage ist, das geht die nichts an. Ich: „Kein Kommentar.“ Ich werde einfach alles abblocken, was mit meinen Eltern zu tun hat. Ich werde sie gar nicht erst in Erwähnung setzen. Ich bedenke Seto mit einem verzweifelten Blick, damit er weiß, dass ich alles, was mit meinen Eltern zu tun hat, nicht beantworten werde. Reporter: „Mr. Kaiba. Haben Sie schon die Eltern von Miss White kennengelernt?“ Seto: „Kein Kommentar.“ Danke, Seto. Ich blicke ihn dankbar an. Reporter: „Stimmt es, dass Sie dieselbe Schule besuchen?“ Seto: „Ja.“ Reporter: „Weiß man in Ihrer Schule über Ihre Beziehung Bescheid?“ Seto: „Kein Kommentar.“ Reporter: „Warum sind Sie mit Ihrer Beziehung an die Öffentlichkeit gegangen?“ Seto: „Weil wir aus unserer Beziehung kein Geheimnis machen wollen.“ Reporter: „Wird Ihre Beziehung zu Miss White Einfluss auf die Kaiba Corporation nehmen?“ Seto: „Nicht im Geringsten.“ Unerwarteter Weise sieht Seto jetzt auffordernd zu Roland. Dieser tritt wieder um den Tisch herum und verkündet: „Mr. Kaiba und Miss White werden jetzt keine weiteren Fragen mehr beantworten. Die Pressekonferenz ist somit beendet.“ Die Reporter quatschen durcheinander und Seto erhebt sich. Als ich das bemerke, mache ich es ihm gleich und wir marschieren wieder hinter den Vorhang. „So schlecht hast du dich gar nicht angestellt.“ meint Seto zu mir. „Hast du eine Ahnung, wie ich gezittert habe? Ich musste mich echt anstrengen, um nicht unsicher zu klingen.“ sage ich mit leicht belegter Zunge. Ich zittere jetzt noch leicht, wegen der ganzen Anspannung. „Dennoch, das hast du gut gemacht.“ lobt mich Seto und aus seinem Mund bedeutet das eine Menge. Seto schließt mich ohne Umschweife in eine feste Umarmung und ich kralle mich an ihm fest. Allmählich spüre ich, wie die Anspannung von mir abfällt. Nach einer Weile meint Seto: „Na, komm. Lass´ uns wieder in mein Büro gehen.“, dann richtet er sich an Roland: „Ach, Roland. Du kannst jetzt Pause machen. Ich brauch´ dich erst wieder, wenn ich nach Hause fahre.“ „Sehr wohl, Mr. Kaiba.“ antwortet ihm dieser und zieht sich zurück, während wir wieder den Flur entlang zur Empfangshalle gehen. Mit dem Fahrstuhl fahren wir wieder in das 21ste Stockwerk und schreiten in Seto´s Büro. Ich stelle fest, dass dort noch immer die Taschen mit der Kleidung und dem Schmuck stehen. „Was machst du jetzt eigentlich mit den Sachen?“ will ich von Seto wissen. „Du kannst sie gern behalten, für andere Anlässe.“ meint er grinsend. Ich blicke ihn kritisch an. „Sieh´s einfach als Gegenzug an, dass du dir zur Gala das Kleid selbst gekauft hast.“ schlägt er mir vor. Mein Blick wird eine Spur grimmiger, dann meine ich grinsend: „Ich akzeptiere nur das, was ich trage als Gegenzug. Den Rest kannst du gern anderweitig verschenken oder zurückbringen lassen.“ Daraufhin lacht Seto. ~~~ Nachdem Seto sich wieder beruhigt hat, fragt er mich: „Hast du schon Hausaufgaben gemacht?“ „Das wollte ich doch erst machen, wenn ich nach meiner Arbeit zu dir gekommen wäre. Schließlich hatte ich ja noch keine Gelegenheit dazu. … Manchmal mache ich meine Hausaufgaben auch während meiner Arbeit, wenn grad nichts zu tun ist. … Und hin und wieder in der Schule in den Pausen, wenn es die Zeit zulässt.“ erkläre ich ihm und zucke anschließend mit den Schultern. „Brauchst du dann eigentlich meine Hilfe?“ will Seto wissen. „Na, ja. Eigentlich nicht.“, grinse ich verlegen, „Aber ich würde dir gerne bei deiner Arbeit zusehen, wenn ich darf. … Vielleicht kann ich dir sogar etwas helfen?“ Er schüttelt lächelnd den Kopf. „Jetzt machen wir erstmal Hausaufgaben. Dann sehen wir weiter.“ schlägt Seto vor und ich nicke. Er räumt die Taschen wieder ein und stellt sie neben seinen Schreibtisch. Danach holt er den Stuhl von vor seinem Schreibtisch und stellt ihn neben seinem, damit ich neben ihm sitzen kann. Lächelnd nehme ich auf dem bereit gestellten Stuhl Platz, packe meine Schulsachen aus und mache mich daran, meine Hausaufgaben zu machen. Ganz konzentriert arbeite ich an meinen Aufgaben. Erst, als ich alles fertig gemacht habe, blicke ich zu Seto, der seinen Blick auf mich gerichtet hat. „Was ist?“ frage ich nach, mit schiefgelegtem Kopf. „Bist du eigentlich eine gute Schülerin?“ fragt er unerwarteter Weise. „Ja, denke ich schon, wenn ich als Streberin betitelt werde.“ Er lächelt mich an und scheint zu überlegen. Ich räume einstweilen meine Schulsachen wieder in meinen Rucksack. Danach stellt er seinen Laptop auf den Tisch und schaltet ihn ein. Als dieser hochgefahren ist, startet er mehrere Programme und zeigt mir, woran er gerade arbeitet. Ich bin geradezu fasziniert und höre ihm aufmerksam zu. So vergessen wir natürlich die Zeit. Und ehe ich mich versehe, meint Seto: „Es ist spät geworden. Du solltest langsam mal nach Hause. Ich bleibe noch.“ Als ich auf meine Armbanduhr blicke, stelle ich fest, dass er Recht hat. Schließlich soll ich ja um spätestens 22 Uhr Zuhause sein. „Ok, dann bis morgen.“ Mit diesen Worten gebe ich ihm einen Kuss auf seine Lippen, packe mich zusammen und düse los. Auf dem Heimweg fällt mir plötzlich ein, dass meine Eltern sicher von der Pressekonferenz in der Zeitung lesen werden. Hoffentlich bekomme ich morgen Abend keine Probleme. *** Die nächsten Tage laufen recht harmlos ab. In der Schule sind wir zwar noch immer Gesprächsthema Nr. 1, aber das legt sich mittlerweile. Ich werde sogar respektvoller behandelt, seit ich offiziell mit Seto zusammen bin. Man glaubt es kaum. Sogar die Lehrer passen auf, dass sie nichts Falsches sagen, weil ich mich ja bei Seto ausheulen könnte. Meine Eltern haben nichts zu der Pressekonferenz gesagt und bei meinem Nebenjob werde ich nun sogar etwas besser behandelt. Man wollte mir sogar eine bessere Arbeit zuteilen. Aber ich hab´ abgelehnt, weil ich sonst nicht mehr meine Hausaufgaben machen könnte, wenn Zeit übrig ist. Denn dann bliebe mir gar keine Zeit mehr dafür. Und miteinander geschlafen haben wir bisweilen auch nicht mehr, weil es sich einfach nicht ergeben hat. Zumindest ist heute Samstag und heute um 15 Uhr kommt Seto vorbei, um meine Eltern kennenzulernen. Ich hab´ mir nämlich gestern, bevor ich von Seto´s Firma heimgegangen bin, noch einmal bestätigen lassen, dass heute der Termin mit meinen Eltern steht. Ich bin unruhig, aufgeregt und aufgekratzt. Ich weiß nicht, was heute herauskommen wird, aber ich werde Seto auf jeden Fall unterstützen. Komme da, was wolle. Auch, wenn ich ohnehin mittlerweile als die Frau an Seto Kaiba´s Seite gelte. Schon alleine, wie das klingt. Als wären wir bereits verheiratet. Aber, es ist dennoch ein tolles Gefühl, als vollwertig angesehen zu werden. Und das aber erst, seit ich offiziell an Seto´s Seite stehe. Aber was soll´s. Es ist gleich soweit. Gleich ist es 15 Uhr und Seto wird kommen, um meine Eltern kennenzulernen. Die sind zwar weniger gut drauf, aber sie wollen gute Gastgeber machen, weshalb sie Kuchen und Snacks auf dem Wohnzimmertisch angerichtet haben. Kaffee darf dabei aber auch nicht fehlen. Ich kenne doch mittlerweile meinen Seto. Wenn der keinen Kaffee kriegt, ist er die ganze Zeit übellaunig. Ich hoffe echt, dass alles gut endet. Schließlich hoffe ich doch darauf, dass ich heute über Nacht bei ihm bleiben darf. Mein Bruder wollte nämlich gleich mitkommen, um für Mokuba als Ablenkung zu dienen. Dann läutet es auch schon und ich eile zur Tür, um ihm zu öffnen. Er ist pünktlich. Nachdem ich ihm die Tür geöffnet habe, schlinge ich meine Arme um seinen Hals und küsse ihn zur Begrüßung und hauche: „Hallo, Seto.“ „Hallo, Jenna.“ erwidert er ebenso, nachdem er die Umarmung und meinen Kuss erwidert hat. Als wir uns voneinander lösen, bemerke ich auch schon, dass meine Eltern hinter mir stehen, also bitte ich Seto herein. Wir gehen auch, nachdem er sich etwas umgesehen hat, ins Wohnzimmer, wo meine Eltern ihm etliches anzubieten versuchen. Er bittet aber nur höflich, um eine schwarze Tasse Kaffee, während er sich in das Sofa setzt, obwohl wir auch eine Couch für drei Personen besitzen. Als ich mich jedoch zu ihm, auf den Schoß oder auf die Lehne setzen will, werde ich von meiner Mutter am Oberarm mitgerissen und auf die Couch verfrachtet. Finster blicke ich sie an. Was soll das? Wieso darf ich nicht bei Seto sitzen? Ist es, weil er den kalten Blick präsentiert? Also, wirklich. Ich erhebe mich schnell und husche zu Seto auf den Schoß. Demonstrativ mache ich es mir bei ihm gemütlich, was Seto ein kurzes aber sichtbares Lächeln abringt. Zu allem Überfluss schmiege ich mich auch noch so richtig an ihn, sodass mein Kopf an seiner Schulter lehnt. Meine Eltern machen deswegen einen geschockten Gesichtsausdruck, als würde ich jetzt sterben, weil ich es wage, mich auf seinen Schoß zu setzen. Ha! „Sie sind also mit unserer Tochter zusammen.“ beginnt mein Vater das Gespräch. Uh, was für ein Anfang. Aber, das soll natürlich noch nicht alles gewesen sein. Ein bisschen Smalltalk, ein paar persönliche Erzählungen und schon beginnt allmählich das Streitgespräch, das ich bereits vorausgeahnt hatte. Seto bleibt ruhig und sachlich, während sich meine Eltern immer weiter in Rage reden. Selbst, als mein Bruder hinzukommt, schaffen es meine Eltern nicht, wieder ruhig zu werden. Ich will dem Ganzen gar nicht wirklich zuhören, deshalb vergrabe ich mein Gesicht auch in Seto´s Halsbeuge. Vielleicht bin es auch ich, weshalb er ruhig bleiben kann, damit das Gespräch nicht ausartet. Doch irgendwann wird es mir einfach zu viel, ich springe auf und grolle regelrecht: „Schweigt endlich! Ihr habt wirklich keine Ahnung! Es reicht jetzt einfach!“ Daraufhin brüllt mein Vater erzürnt: „Wenn dir etwas nicht passt, kannst du gerne ausziehen!“ „Das werde ich auch!“ schreie ich und blicke fragend zu Seto, ob er überhaupt damit einverstanden wäre. Er seufzt und greift mit seiner Hand an seine Stirn, aber er nickt. Wahrscheinlich wird er darauf bestehen, dass ich das mit meinen Eltern kläre, sobald ich bei ihm eingezogen bin. Wir werden ja sehen, ob ich Erfolg habe. „Schön. Tu´, was du nicht lassen kannst. … Aber, wage es ja nicht zurückzukommen, wenn du mit ihm Probleme hast.“ folgt postwendend und ich weiß, dass ich es mir mit ihnen verspielt habe. Ich ärgere mich, über mich selbst. Wie konnte es nur dazu kommen? Wieso sind sie nur so verständnislos? Warum verstehen sie mich nicht? „Andrew, kommst du noch mit?“ frage ich meinen Bruder. Er nickt und streckt meinen Eltern die Zunge raus. „Ich bring´ dich morgen wieder her, ok?“ Diesmal erwidert er: „Klar. Freu´ mich schon, mit Mokuba Videospiele zu zocken.“ Ich verdrehe meine Augen. Plötzlich schreit mein Vater: „Hör auf, hier so großmäulig zu reden! Verschwinde, sagte ich!“ „Gut, wie du willst.“ entgegne ich ihm ruhig und richte mich an Seto und meinen Bruder: „Helft ihr mir beim Packen?“ Beide nicken und wir ziehen uns in mein Zimmer zurück. Dort helfen mir die beiden, das Wichtigste einzupacken. Zwischendurch ruft Seto Roland an, dass er mithelfen soll. Kurz darauf erscheint er auch schon, nachdem Andrew ihn reingelassen hat, und hilft beim in die Limousine tragen. Dann frage ich Seto noch: „Andrew kann doch jederzeit vorbeikommen, oder?“ „Sicher. Aber, sag´ mir vorher immer Bescheid.“ „Danke, Seto. Auch, dass ich vorübergehend bei dir unterkomme. Irgendwann müssen sie doch zur Vernunft kommen. … Hoffe ich.“ „Ja, das hoffe ich auch.“ Klingt so, als nimmt Seto an, dass ich endgültig bei ihm einziehe. Nachdem ich alles gepackt und Roland in die Limousine geschafft hat, packt Andrew noch ein paar Sachen, wir verlassen gemeinsam mein Zimmer und ich rufe noch: „Tschüss.“ zu ihnen, doch was zurückkommt, mit dem hätte ich nie gerechnet. „Du wirst schon sehen, was du davon hast. … In spätestens einem halben Jahr kommst du angekrochen. Das verspreche ich dir.“ brüllt mein Vater. Mit gerunzelter Stirn blicke ich zu Seto. „Mach´ dir nichts draus. Wir schaffen das schon.“ versucht Seto mich aufzumuntern, also nicke ich mal und erwidere meinem Vater: „Wir werden sehen.“ Wieso kommt mir das so vor, als wollten sie mir beweisen, dass ich mit Seto schlecht dran bin? Es klingt tatsächlich wie eine Wette. Wie eine Herausforderung. Gut, dann nehme ich diese Herausforderung an. Wir werden ja sehen, wer Recht behält. Also verlassen wir das Haus und steigen alle in die Limousine. Schon fährt Roland los. „Mann. Mum und Dad sind voll ausgezuckt. Ich versteh´ die sowieso nicht, was die gegen ihn haben.“ meint Andrew völlig zusammenhanglos und deutet auf Seto. „Also, ich find ihn ganz in Ordnung.“ fügt er noch an. Da kann ich nur antworten: „Danke, Andrew. Wenigstens einer, der noch zu mir hält.“ „Klar. Bist doch meine Lieblingsschwester.“ „Ja, auch nur, weil ich immer mit dir Videospiele gespielt oder dir dabei zugesehen hab´, weil dir sonst zu langweilig gewesen wäre.“ „Auch, wieder wahr.“ kichert Andrew. „Du weißt schon, dass du´n Knall hast?“ kann ich mir nicht verkneifen. „Hey!“ empört er sich und ich lache. Daraufhin grummelt er beleidigt, was mich nur mehr zum Lachen bringt. Dann muss ich einfach sagen: „Ich hab´ dich auch lieb.“ Danach grinst er mich frech an und zeigt mir die Zunge. Das bringt sogar Seto zum sichtbaren Schmunzeln. Als wir bei der Villa ankommen, steigen wir aus und alle helfen wieder mit, mein Zeugs in die Villa zu schaffen. Seto stellt mir dafür eigens sein Zimmer zur Verfügung. Groß genug ist es ja. Als Mokuba dann zu uns stößt, kann er sich nicht verkneifen zu fragen: „Was ist denn hier los?“ Ehe ich antworten kann, tut Seto das für mich: „Jenna zieht hier ein. Ihre Eltern haben Sie herausfordernd hinausgeworfen und sind der Meinung, sie hielte es kein halbes Jahr hier mit mir aus.“ „Und das konntet ihr natürlich nicht auf euch sitzen lassen.“ grinst Mokuba nun. „Natürlich nicht.“ erwidert Seto trocken. „Da wir hier nun fertig sind, … Mokuba, das ist mein Bruder Andrew. Andrew, das ist Mokuba. Und nun geht spielen. Andrew ist schon die ganze Zeit wuschig, weil er es kaum erwarten kann, deine Spielesammlung zu sehen.“ richte ich mich an Seto´s kleinen Bruder. „Na, dann komm mit, Andrew.“ meint Mokuba daraufhin aufgeregt. Und da wir uns nun nicht die Stimmung verderben lassen wollen, machen wir uns einen restlichen schönen Tag. *** Den nächsten Tag, der eigentlich nur für Mokuba und Seto reserviert war, endet damit, dass wir den Tag zu viert verbringen, da Andrew doch noch länger geblieben ist. Am Abend jedoch muss er wieder nach Hause. Und ganz ehrlich. Andrew war mehr als begeistert, während der Zeit hier. Seto hat sich auch bemüht, nicht seine Unnahbarkeit aufrechtzuhalten, während Andrew hier ist, weil er ja quasi zur Familie gehört. Und Seto hat auch schnell bemerkt, dass mein Bruder wirklich in Ordnung ist, was es ihm noch um einiges leichter gemacht hat. Die weiteren Tage ist es aber mehr als gewöhnungsbedürftig, sich in der Villa zuhause zu fühlen. Und Seto konnte mich nicht davon überzeugen, nichts beizusteuern, während ich hier wohne. Die Schule meistern wir, wie gewohnt, und meinen Nebenjob habe ich auch nicht aufgegeben, um unabhängig zu bleiben. Nur haben wir uns ausgemacht, dass ich dennoch nach der Arbeit zu Seto in die Firma komme, um bei ihm zu lernen. Über die Firma, nicht für die Schule. Erst Hausaufgaben machen und dann Firmenpolitik. Seto meinte, wenn ich jetzt schon bei ihm wohne, will er mir auch gleich seine Firma näherbringen, da er viel mit mir vorhat. So ist er aber gezwungen, zu üblicher Zeit seine Arbeit einzustellen. Hat doch auch was. Wir beenden dann quasi zwar erst, nachdem alle Angestellten das Firmengebäude verlassen haben, die Arbeit, aber es dann immerhin erst 20 Uhr. *** Nun, auf den Tag genau, ist ein halbes Jahr vergangen, seit ich bei Seto eingezogen bin. Es gab vielleicht anfängliche Reibereien zwischen uns, da wir erst lernen mussten, mit unseren Macken klarzukommen. Aber schlussendlich haben wir es geschafft, auch, wenn es noch hin und wieder zu Streitereien wegen Kleinigkeiten gibt. Die dauern aber meist nicht lange, weil wir uns dann doch noch einigen können. Bei uns heißt das Zauberwort ‚Kompromisse schließen‘. Und was soll ich sagen, wir führen bisher eine sehr glückliche Beziehung. Und ich denk´ nicht mal im Traum daran, zu meinen Eltern zurückzukehren. Seto meinte ja auch, dass ich nicht zurück muss, wenn ich nicht will, weil es ja so gut mit uns klappt. Selbst Mokuba freut sich darüber, dass wir so gut miteinander auskommen. Und Andrew kommt uns auch recht oft besuchen. Das Einzige, das mich wundert ist, dass Mokuba sogar Andrew besuchen kommen darf, weil er eben nicht so wie Seto ist. Aber denken sie auch nur einmal daran, wem sie es zu verdanken haben, dass Mokuba so ist, wie er ist? Nein. Mokuba hat seine Erziehung hauptsächlich Seto zu verdanken und meine Eltern sehen das nicht ein. Sind sie blind oder wollen sie das nicht sehen? Auf jeden Fall habe ich mich seitdem nicht mehr bei meinen Eltern blicken lassen. Ich bin schließlich immer noch sauer auf sie, weil sie immer noch kein Einsehen haben wollen. Ich lasse mir nämlich von Andrew immer Bericht erstatten, was meine Eltern anbelangt, während er bei uns zu Besuch ist. *** Jetzt wohne ich seit drei Jahren bei Seto. Ja, wir sind immer noch glücklich zusammen. Seto hat bereits seit zwei Jahren seinen Abschluss gemacht und ist nur noch mit seiner Firma beschäftigt. Mittlerweile habe ich meinen Nebenjob aufgegeben und arbeite in Seto´s Firma mit, als 2. Vizepräsidentin nach Mokuba. Dennoch stehen Mokuba und ich auf derselben Stufe in Seto´s Firma. Ich stehe nun, neben Seto, auch öfters im Rampenlicht. Wir tun nichts ohne den anderen. Das hat sich Seto irgendwann so angefangen, dass er mich überall dabei haben wollte. Ich bin angeblich so lernfähig, dass er mir alles beibringen will, was er weiß. Selbst in den Zeitungen sieht man kein Foto mehr, auf dem Seto nur alleine aufzufinden ist. Wir sind sogar das Traumpaar des Jahres geworden. Wir besuchen nun auch mehrere Veranstaltungen gemeinsam. Doch heute, nach der Schule, soll ich eine Prüfung von Seto gestellt bekommen. Bereits gestern vor dem Schlafengehen hat er mich vorgewarnt und die ganze Zeit muss ich daran denken, was das denn für eine Prüfung sein könnte. Ich sitze gerade alleine in der Limousine, die Roland fährt, die mich zur Firma bringen soll. Ganz hibbelig und unruhig rutsche ich auf der Rückbank vor und zurück und weiß nicht, wie ich sitzen soll. Das Wissen, dass ich gleich eine Prüfung von Seto erhalten werde, reibt an meinen Nerven. Was könnte er mich denn überhaupt prüfen? Na, toll. Jetzt werde ich auch noch nervös und aufgeregt. Hoffentlich kann ich diese Prüfung nicht verhauen. Ich hab´ doch gar nichts dafür gelernt. Oh, Gott, ich werde durchfallen. Abrupt bleibt die Limousine stehen und kündigt mir so an, dass wir da sind. Roland öffnet mir die Tür, doch ich zögere. „Miss White, alles in Ordnung?“ fragt er nach. Ich atme tief durch und antworte: „Ja, sicher. Seto wird mich heute einer Prüfung unterziehen und ich habe Angst, ihn zu enttäuschen.“ „Das können Sie gar nicht. Mr. Kaiba war bisher immer sehr stolz auf Sie, Miss White. Das wird sich auch in nächster Zeit nicht ändern.“ Er hat Recht. Worüber zerbreche ich mir hier eigentlich den Kopf? „Danke, Roland.“ Dann steige ich endlich aus der Limousine und schreite erhobenen Hauptes in das Firmengebäude. Zur Begrüßung nicke ich nur und gehe schnurstracks auf den Fahrstuhl zu. Nachdem ich aus dem Fahrstuhl gestiegen bin, marschiere ich weiter zu Seto´s Büro, als mich die Sekretärin aufhält: „Miss White, bitte warten Sie. … Mr. Kaiba ist noch in einer Besprechung.“ Verdutzt blicke ich sie an. Das ist schon lange nicht mehr vorgekommen, dass Seto eine Besprechung hat und ich nicht dabei bin. Das letzte Mal, bevor ich zu ihm gezogen bin. „Um was handelt es sich?“ „Es geht wohl um eine Prüfung. Mehr wurde auch mir nicht mitgeteilt. … Sie müssen nur leider warten, bis die Besprechung zu Ende ist.“ erklärt mir die Sekretärin. Na, toll. Bisher musste ich noch nie warten. Ich seufze und verschränke frustriert meine Arme. Wenigstens muss ich nicht allzu lange warten. Nach zehn Minuten wird die Bürotür geöffnet und einige Herren verlassen Seto´s Büro. Gerade, als Seto scheinbar seine Sekretärin ansprechen will, fällt sein Blick auf mich. „Ah, du bist schon da. … Tut mir leid, dass du warten musstest. Komm´ doch bitte rein.“ meint Seto daraufhin. Ich betrete sein Büro und Seto folgt mir, um danach seine Bürotür wieder zu schließen. „Hast du schon deine Hausaufgaben gemacht?“ fragt er erstmal. Das tut er mittlerweile immer, wenn ich zu ihm in die Firma komme. Und jedes Mal antworte ich ihm dieselben Worte: „Was sollte ich denn anderes in der Pause machen, wenn du nicht da bist?“ Er lächelt mich an, nimmt mich in seine Arme und küsst mich. Das ist mittlerweile schon zu einem Ritual geworden. „Also, was erwartet mich?“ will ich endlich wissen. „Nicht so ungeduldig, mein Schatz.“ Mit diesen Worten geht er an seinen Schreibtisch zurück, setzt sich in seinen Bürostuhl und hebt von unter seinem Schreibtisch einen Aktenkoffer hervor, den er vor sich auf den Tisch legt. „Komm her.“ bittet er mich. Ich gehe also vor an seinen Schreibtisch, bis an die Kante und warte ab, was er nun vorhat. Er erhebt sich wieder aus seinem Bürostuhl, dreht den Aktenkoffer zu mir und öffnet ihn, vor meinen Augen. Ich runzle die Stirn. „Hier drin befinden sich exakt eine Million. … Deine Aufgabe wird es sein, diese Million innerhalb eines Jahres zu verzehnfachen. … Nutze all das Wissen, das ich dir beigebracht habe und überlege gut, in was du das Geld investieren willst.“ erklärt mir Seto nun. „Das ist dieselbe Aufgabe, die auch du einst absolvieren musstest.“ kann ich mir nicht verkneifen zu erwähnen, ohne allerdings Gozaburo ins Spiel zu bringen, weil er nicht gut auf ihn zu sprechen ist. „Du hast Recht. … Ich habe dir die letzten drei Jahre alles beigebracht, was man wissen muss, um es als Geschäftsmann, in deinem Fall als Geschäftsfrau, weit zu bringen. … Ich würde dir empfehlen, sobald du weißt, in was du investieren willst, dass du ein Geschäftskonto anlegst, das du dein eigen nennst.“ spricht er weiter. Er geht zu einem Regal und holt einen Ordner heraus und legt ihn mir neben den Aktenkoffer. „Hier hast du auch noch ein Firmenverzeichnis, wo genau beschrieben wird, mit was gehandelt wird und wie ihr Geschäftssinn aussieht bzw. wie sie arbeiten.“ erklärt er mir weiter. „Jetzt setz´ dich auf die Couch und überlege dir, was du mit dem Geld machen willst. Und wenn dir etwas eingefallen ist, musst du mich darüber nicht in Kenntnis setzen. Das Ergebnis ist ausschlaggebend.“ informiert er mich. Ich bin unsicher. So viel Geld ist eine große Verantwortung. „Und was passiert, wenn ich das Geld in den Sand setze?“ muss ich einfach fragen. Er sieht mich irritiert an und schüttelt seinen Kopf. „Das wird nicht passieren. Ich vertraue auf mein Urteilungsvermögen und ich vertraue dir, dass du weißt, was du tust.“ Richtig, er vertraut mir. Und er ist sich sicher, dass ich ihn nicht enttäuschen werde. Ob er da nicht etwas zu zuversichtlich ist? Ich weiß nicht, ob ich dafür schon bereit bin. Aber, er sagte doch, dass ich bereits alles weiß, was ich wissen muss, als Geschäftsfrau. Was kann da eigentlich noch schiefgehen? Ich schließe den Aktenkoffer und das Firmenverzeichnis und nehme es mit zum Couchtisch. Dort sehe ich mir in Ruhe alle Firmenbeschreibungen durch und allmählich keimt in mir eine Idee auf. Und die ‚Entertainment Industries‘ scheint meinen Anforderungen zu entsprechen. Endlich kann ich meine Idee von früher umsetzen. Schnell schnappe ich mir aus Seto´s Drucker ein Blatt Papier und mache mir Notizen. Dazu suche ich mir noch weitere Firmen heraus, die ich brauchen werde. Danach gehe ich wiederholt an seinen Schreibtisch und hole meinen persönlichen Laptop, den mir Seto zugestanden hat und starte ihn. Während der Wartezeit verlasse ich schnell sein Büro und gehe zu seiner Sekretärin. „Magret. Besorg mir einen Termin bei dieser Firma. Es geht um ein neues Projekt, das ich ihnen unterbreiten will.“ „Gerne, Miss White.“ erwidert sie mir und greift auch sofort zum Hörer. Nachdem sie das Gespräch beendet hat, teilt sie mir mit: „Sie haben Interesse und erwarten Sie morgen um 15 Uhr.“ „Sehr gut. Dann mache ich mich gleich an den Vertrag.“ antworte ich und reibe mir vorfreudig die Hände. Ich nehme von Seto´s Sekretärin den Notizzettel entgegen und kehre in Seto´s Büro zurück. Dort setze ich mich wieder in die Couch und an meinen Laptop. Ich weiß genau, dass Seto mich beobachtet. Er hat zwar gesagt, ich muss ihm nichts sagen, aber neugierig ist er trotzdem. Darum sage ich auch, ohne aufzusehen: „Hör auf, mich anzustarren und mach´ deine Arbeit. Lass´ dich einfach überraschen.“ Er grummelt hörbar. Wusste ich es doch. Mittlerweile kenne ich ihn schon ziemlich gut. Ich würde nahezu behaupten, wir sind ein eingespieltes Ehepaar. Ja, so könnte man uns tatsächlich betiteln. Das erinnert mich gerade an meine Eltern. Ich habe sie schon seit ich bei Seto eingezogen bin, nicht mehr gesehen. Meinen Bruder sehe ich auch immer seltener, aber das macht nichts. Er nimmt sein Leben allmählich auch selbst in die Hand. Als er das letzte Mal bei uns zu Besuch war, hat er mir seine erste Freundin vorgestellt. Seto und ich haben geschmunzelt, während wir Arm in Arm vor ihnen standen. Es war ja auch bereits weltweit bekannt, dass Seto Kaiba in festen Händen ist. Und wie erwartet, ist er eine sehr treue Seele. Keine andere Frau oder anderes Mädchen haben bei ihm eine Chance. Das liegt wohl auch daran, weil mir sein Herz gehört. Und das gebe ich bestimmt auch nicht so schnell aus meinen Händen. Aber, ich finde es süß, meinen Bruder mit seiner kleinen Freundin gemeinsam zu sehen. Seto geht´s da wahrscheinlich nicht anders, da Andrew ja quasi schon in die Familie Kaiba aufgenommen wurde, genau wie ich. Natürlich hoffe ich, dass Seto und ich auch irgendwann heiraten und Kinder bekommen. Aber er ist scheinbar noch nicht bereit für diesen Schritt. Und ich werde ihn bestimmt auch nicht darauf ansprechen. Es ist alleine seine Entscheidung. Also mache ich mich daran, den Vertrag aufzusetzen. Danach stelle ich noch die weiteren Verträge zusammen, die noch auf mich zukommen werden. Gegen Abend, als ich damit fertig bin, lege ich die Verträge in den Aktenkoffer zu dem Geld. Morgen geht es dann los. *** Am nächsten Tag, nach der Schule, steuere ich die Limousine an. Roland hält mir bereits die Türe auf. Bei ihm angekommen, frage ich: „Hast du alles dabei, was ich brauche?“ „Natürlich, Miss White. Ich war so frei, Ihnen alles auf die Rückbank bereitzulegen.“ „Danke, Roland.“ Ich steige ein und sobald Roland selbst wieder eingestiegen ist, fährt er los, und die Scheibe zwischen Fahrgastkabine und Fahrerkabine fährt hoch. Zu meiner Zufriedenheit, hat mir Roland tatsächlich ein Geschäftsoutfit besorgt, damit ich souverän und seriös aussehe. Das liegt aber vielleicht auch an dem KC auf meiner Brust. Ich repräsentiere ja indirekt auch die KC, auch, wenn es sich hier um mein eigenes Projekt handelt. Nachdem die Limousine anhält und ich mich für das kommende Geschäftsgespräch vorbereitet habe, steige ich aus der Limousine und trete stolzen Schrittes auf das Gebäude der Entertainment Industries zu. Von einer Empfangsdame werde ich zum Büro des Geschäftsführers weitergeleitet. Ich werde sogar sofort eingelassen und komme auch gleich zum Punkt: „Guten Tag, ich bin Jenna White, die Lebensgefährtin von Seto Kaiba, und habe Ihnen ein Angebot zu unterbreiten.“ Ich hab´ mir irgendwann angewöhnt, mich als Lebensgefährtin zu betiteln, weil Freundin doch etwas schwach klingt. Seto und ich sind ja immerhin schon drei Jahre zusammen, da ist das doch nur nachvollziehbar, oder? Außerdem habe ich mir von Seto angewöhnt, auch immer gleich zum Punkt zu kommen und nicht immer um den heißen Brei herumzureden. „Herzlich Willkommen, Miss White. Was verschafft mir die Ehre, Ihres Besuches?“ werde ich begrüßt. Ich kann Seto nur zu gut verstehen, dass er das Geschleime von seinen Geschäftspartnern nicht erträgt. Aber dieser Mann scheint ehrlich zu sein. Steht ja auch so in der Firmenbeschreibung. „Ich habe eine Idee für ein Projekt. Und es wird sie jetzt sicher überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass ich vorhabe, steinalte Spiele erneuern zu lassen, nur moderner und besser gestaltet. Ihre Aufgabe wird allerdings darin bestehen, eine Spielekonsole zu erschaffen, die in der Lage sein wird, sowohl die neuen, als auch die steinalten Spiele zu spielen. Ich wünsche, bei der Ausarbeitung der Konstruktion mitzuwirken. Und ich bin gewillt, dafür eine Million einzubringen. Im Gegenzug verlange ich allerdings 35 % der Einnahmen. Was halten Sie von meinem Vorschlag?“ erkläre ich meine Idee. „Mir scheint, Sie wissen ganz genau, was Sie wollen. … Gut, ich bin einverstanden. So ein gutes Angebot haben wir schon lange nicht erhalten. Und das Projekt klingt zudem sehr vielversprechend.“ wird mir ehrlich geantwortet. „Sehr gut. Hier ist der Vertrag, damit Sie mit unserer Zusammenarbeit einverstanden sind. Lesen Sie ihn sich in Ruhe durch. Sollte Ihnen auffallen, dass etwas fehlt oder für Sie nicht in Ordnung ist, zögern Sie nicht, mich darauf aufmerksam zu machen.“ Mit diesen Worten lege ich Ihm den Vertrag auf seinen Schreibtisch und setze mich endlich auf den bereitstehenden Stuhl. Zuvor konnte ich mich einfach nicht setzen, da ich zu aufgeregt war. Jetzt habe ich alles Wichtige gesagt, jetzt kann ich mich zur Ruhe begeben. Nach einer Weile stelle ich fest, dass der Mann vor mir ohne zu Zögern den Vertrag unterschreibt. Dann fügt er an: „Ich habe noch nie einen so perfekt angefertigten Vertrag gesehen.“ „Danke.“ bin ich erleichtert und dankbar für das Lob. Daher erwähne ich anfügend: „Das ist ja auch kein Wunder. Ich habe vom Besten gelernt.“ und lächle ihn freundlich an. Er erwidert mein Lächeln ebenfalls freundlich und bietet mir sodann an: „Ich lasse den Vertrag auch gleich kopieren, dann können Sie das Original wiederhaben.“ Ich nicke einverstanden, während er sich erhebt und den Vertrag seiner Sekretärin in die Hand drückt, zum Kopieren. So können wir jetzt ungestört weitermachen. Ich hebe den Aktenkoffer an und lege ihn ihm auf den Schreibtisch. Dann mache ich es so, wie Seto es bei mir gemacht hat. Ich drehe den Aktenkoffer in seine Richtung und öffne ihn. Danach erkläre ich ihm noch: „Hier sind die Verträge für die anderen Firmen, die bereits in ihrem Vertrag erwähnt sind.“, und drücke sie ihm in die Hand, „Und hier befindet sich die eine Million.“ Dann füge ich noch an: „Auf gute Zusammenarbeit.“ und strecke ihm meine Hand entgegen. Er nimmt sie an und schüttelt sie kurz. Kurz darauf kommt auch schon wieder die Sekretärin und reicht mir den Originalvertrag. „Ach, bevor ich´s vergesse. Mein Projekt hat über Ihren absoluten Vorrang. Ich bestehe darauf, dass wir morgen bereits mit der Planung beginnen.“ Er nickt nur, denn er weiß, dass ihm meine Idee eine Menge einbringen kann. Im Vertrag konnte er ja auch nachlesen, dass ich gewillt bin, nach Europa zu exportieren. Denn nur so denke ich, ist es schaffbar, das Zehnfache einer Million zusammenzubekommen. Nachdem ich mir mit meinem neuen Geschäftspartner ausgemacht habe, dass wir von nun an von 15 Uhr bis 20 Uhr jeden Tag außer Samstag und Sonntag an dem Projekt arbeiten werden, da ich ja noch zur Schule gehe, sollten wir gut mit dem Projekt vorankommen. Aber erst brauchen wir noch die Zustimmung und die unterschriebenen Verträge der anderen Firmen. Deshalb habe ich auch ihm diese Aufgabe aufgetragen, weil mir einfach die Zeit, die ich in der Schule absitzen muss, fehlt. Die Zeit kann er daher dafür nutzen, um unser Projekt weiter voranzutreiben. Als ich die Entertainment Industries wieder, mit meinem leeren Aktenkoffer, aber einem unterschriebenen Vertrag, verlasse, lasse ich mich von Roland gleich weiter zu Seto´s Firma fahren. Um mich nicht zu verraten, ziehe ich mir in der Limousine wieder die Schuluniform an. Als ich in Seto´s Büro schneie, sieht er sofort auf und fragt mich: „Wo warst du so lange?“ „Ach, ich hab´ nur einer Firma einen Besuch abgestattet.“ Mehr verrate ich ihm nicht. Den Aktenkoffer lege ich auf den Couchtisch und gehe an die Regale, um einen leeren Ordner zu suchen, den ich mein Eigen nennen kann. Nachdem ich nach etlicher Suche endlich einen gefunden habe, schnappe ich ihn mir und suche noch Klarsichthüllen, die ich wesentlich schneller finde und gehe damit zum Couchtisch. Dort gebe ich die Klarsichthüllen in den Ordner, dann öffne ich den Koffer und gebe meinen ersten Vertrag in die oberste Klarsichthülle. Ja, ich bin stolz auf diesen Vertrag und verspreche mir sehr viel von meinem Projekt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die anderen Firmen in mein Projekt einsteigen werden. Mein erstes und größtes Projekt, das ich auf die Füße stelle. Ob Seto bereits die Neugier zerfrisst? Mit Sicherheit. ~~~ Seto´s Sicht ~~~ Jenna erhebt sich aus der Couch und stellt den neu beschrifteten Ordner ‚White‘ zurück in das Regal, wo sich eigentlich nur Ordner mit Verträgen befinden. Natürlich brenne ich darauf, zu erfahren, was sich dort im Ordner befindet, aber sie meinte ja, ich solle mich überraschen lassen. Habe ich überhaupt die Geduld, ein Jahr zu warten, bis meine Neugier befriedigt wird? Als sie mein Büro verlässt, kann ich einfach nicht anders. Meine Neugier treibt mich dazu. Ich erhebe mich aus meinem Bürostuhl und gehe zum Regal, um ihren Ordner herauszunehmen und einen kurzen Blick hineinzuwerfen. Aha, ein unabhängiger Vertrag von der KC. Ich habe auch nichts anderes erwartet. Also hat sie das Geld bereits investiert. Und zwar in die Entertainment Industries. Hm, nicht gut. Die haben doch schon lange nichts Sinnvolles mehr produziert. Was erhofft sich Jenna nur von dieser Firma? Oh? Hier sind noch weitere Firmen involviert. Und sie will sogar nach Europa exportieren? Woher will sie wissen, dass das was bringt? Also, ich versteh´ nicht, wieso Jenna das gemacht hat. Ich werde mich wohl wirklich gedulden müssen, um das herauszufinden. Mehr steht im Vertrag leider nicht. Aber das, mit den 35 % von den Einnahmen? Ich bezweifle stark, dass sie so innerhalb eines Jahres die zehn Millionen zusammenbekommt. Mir war ohnehin klar, dass sie es nicht so macht, wie ich es damals gemacht habe. Aber das? Unwillkürlich schüttle ich meinen Kopf, als ich Schritte näherkommen höre. Huch! Schnell den Ordner zurückgestellt und in meinen Schreibtischstuhl geschwungen. Schon tue ich so, als würde ich die ganze Zeit nur gearbeitet haben. Der Vertrag stimmt mich jedoch skeptisch. Er ist zwar perfekt ausgearbeitet und lässt wirklich nichts offen, allerdings bezweifle ich, dass er wirklich seinen Sinn erfüllt. Hoffentlich habe ich ihr da nicht zu viel zugemutet. Ach, ich sollte nicht zweifeln. Sie wird schon wissen, was sie sich davon erhofft. Ich drücke ihr einfach mal die Daumen. Schließlich habe ich einen Plan, sollte sie es schaffen. Ja, wenn sie es schafft, meine Anforderung zu erfüllen, dann werde ich sie bitten, mich zu heiraten. Sie muss sich schließlich erst meinen Nachnamen verdienen. Sie muss meiner würdig sein. Sie muss würdig sein, den Namen Kaiba zu tragen. Sollte sie es allerdings nicht bei diesem Versuch schaffen, muss sie es solange versuchen, bis sie es schafft. Denn, erst dann werde ich bereit sein, sie zu meiner Frau zu nehmen. Wir haben zwar nie darüber gesprochen, aber ist es nicht so, dass sie schon lange nicht mehr, nur meine Freundin ist? Sie ist schon lange mehr, als das. Darum denke ich auch, dass es an der Zeit wird, es auch ersichtlich zu machen, indem ich sie heirate. Außerdem wird es an der Zeit, langsam mal auch an einen Nachfolger zu denken. ~~~ Meine Sicht ~~~ Als ich zurück ins Büro komme, weil ich die Sekretärin darüber informiert habe, dass ich jetzt eine ganze Weile nicht mehr in die Firma kommen kann, weiß ich sofort, das etwas faul ist. Seto wirkt so ruhig und nachdenklich. Er war eindeutig an meinem Ordner. Aber, was soll´s. Ich hab´s ihm ja schließlich nicht verboten. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass er sich jetzt fragt, warum ich ausgerechnet diese Firma gewählt habe. Tja, das bleibt leider mein Geheimnis. Ich verrate ihm nichts. Rein gar nichts. Ich werde ihm, wenn es soweit ist, sowieso das Erzeugnis präsentieren. Ich habe sogar beschlossen, Mokuba und meinen Bruder je eins gratis zukommen zu lassen. Die haben dann sicher ihren Spaß daran. *** Die nächsten Tage verbringe ich nach der Schule in der Entertainment Industries. Seto meint, er vermisst mich in seiner Firma. Aber ich hab´ ihm gesagt, dass es leider notwendig ist, da ich mit der Firma ja zusammen die Konstruktion erarbeite. Und wir machen auch Fortschritte. Meine Planung sieht es nämlich vor, an der Konsole sämtliche Schlitzarten für Videospiele zu platzieren, die jemals vor zwanzig Jahren auf den Markt gekommen sind, anzubringen, sowie für das Format der neuen Spiele, zu denen wir uns mit den anderen Firmen geeinigt haben. Also kommen alle steinalten Spiele auf DVD´s zum Einsatz, auf denen sämtliche Spiele gesammelt sind. Sogar die steinalten PC-Spiele von den Commodore und Windows 98 und ME haben wir ins Sortiment aufgenommen. Das wird ein Riesenerfolg werden. Ich seh´s schon kommen. Die Konsole und die Spiele werden einschlagen, wie eine Bombe. Denn mit dieser Auswahl an Spielen sprechen wir nicht nur die heutige Jugend, nein, auch die von damals, an. Darunter sollten sich auf jeden Fall eine Menge befinden, wenn man sich die Verkaufszahlen von damals ansieht. Ich bin wirklich schon gespannt. *** Nun ist bereits ein halbes Jahr vergangen und wir haben bereits zu Anbeginn angefangen nach Europa zu exportieren. Dort ist unsere Konsole eingeschlagen, wie ein Hit. Darauf hatte ich bestanden, weil ich Seto noch weiter auf die Folter spannen wollte. Er hat keine Ahnung von unseren Verkaufszahlen. Doch ab heute sollen unsere Produkte auch in Japan erhältlich sein. Ich war so frei und habe mir je zwei Produkte von allem für meine privaten Zwecke aushändigen lassen. Und das Geschäftskonto, das mir Seto empfohlen hat, hat bereits das Soll um mehr als das zehnfache überstiegen. Ich bin ja so stolz auf mich. Meine Idee war ein voller Erfolg und die Firmen sind mir so dankbar, dass sie mir sogar 50 % von den Einnahmen zugesichert haben, weil es ja meine Idee war, und mir noch einen Vertrag über weitere 3 Jahre angeboten haben, den ich aber noch nicht angenommen habe. Darüber wollte ich mich dann doch lieber mit Seto austauschen. *** Es ist Samstag und Wochenende. Heute erwarte ich die Lieferung der Konsole und der sämtlichen DVD´s, die die Firmen mit meiner Hilfe erneuert haben. Ich kann es kaum erwarten, bis es endlich da ist. Ich hab` Mokuba bereits versprochen, dass ich eine Überraschung für ihn habe. Er ist auch schon ganz hibbelig vor Neugier. Seto hingegen weiß, dass wir auf etwas warten und versucht seine Neugier zu verbergen. Dann ist es endlich soweit. Roland kommt mit einem Riesenpaket an, das in Geschenkpapier gewickelt ist. Das zweite Paket, habe ich Roland aufgetragen, meinem Bruder zukommen zu lassen. Ebenfalls in Geschenkpapier gewickelt. „Roland, stell´ das Paket doch bitte ins Wohnzimmer. Und das Zweite bring´ bitte anschließend zu meinem Bruder ins Zimmer. Meine Eltern müssen das nicht erfahren.“ bitte ich Roland. „Sehr wohl, Miss White.“ erwidert Roland und kommt meiner Bitte nach. Kurz darauf brülle ich auch schon: „Mokuba! Deine Überraschung ist da!“ Im nächsten Moment höre ich ihn auch schon die Treppen herunterstürzen. „Wo? Wo?“ fragt er mich aufgeregt. „Im Wohnzimmer.“ grinse ich, als ich auch schon Seto die Treppe gemächlicher herunterkommen sehe. Mit gerunzelter Stirn fragt mich Seto: „Von was für einer Überraschung ist hier die Rede?“ „Komm mit, dann zeige ich es dir.“ sage ich nur und ziehe ihn mit mir ins Wohnzimmer, wo Mokuba bereits dabei ist, das Geschenkpapier zu lösen. „Wahnsinn! Eine neue Spielekonsole und so viele Spiele.“ staunt Mokuba nicht schlecht. „Willst du sie nicht ausprobieren?“ frage ich Mokuba lächelnd und der nickt eifrig. Nachdem Seto Mokuba einige Zeit zugesehen hat, fragt mich Seto neugierig: „Wie bist du da dran gekommen?“ Ich grinse ihn scheinheilig an, doch mein Mund bleibt versiegelt. „Das wüsstest du wohl gerne. Aber keine Sorge. Das alles erfährst du heute Abend durch´s Interview vom Firmenleiter der Entertainment Industries.“ gebe ich ihm dann doch einen Hinweis. Sein Gesicht verzieht sich zu einer ernsten Miene. Er scheint begriffen zu haben. Schön für ihn. „Und wann soll das sein?“ will er nun wissen. „Um 18 Uhr. Es dauert aber nur eine halbe Stunde.“ antworte ich ihm. Dann schlage ich ihm vor: „Wir können es uns gerne gemeinsam ansehen.“ Da wirft Mokuba ein: „Das will ich mir auch ansehen.“ Also, ist das abgemacht. Doch eines würde mich schon noch interessieren. „Seto? … Wie soll ich dir eigentlich beweisen, dass ich meine Aufgabe erfüllt habe, falls es soweit ist?“ frage ich daher nach. „Hm, … solltest du es tatsächlich schaffen, sollst du mir alles, was du verdient hast, vorlegen, damit ich es durchzählen kann.“ Uh, das wird aber viel Zeit in Anspruch nehmen, wenn er das alles wirklich händisch abzählen will. „Reicht es denn nicht, wenn ich dir einen Auszug vom Geschäftskonto vorlege?“ „Nein. Wenn du wirklich meinem Rat gefolgt bist und ein Geschäftskonto angelegt hast, dann bringe mir alle Auszüge, die sich auf das Konto belaufen.“ „Geht in Ordnung.“ Das macht Seto weniger Unannehmlichkeiten und weniger Arbeit. Ich will meinen Schatz immerhin nicht überfordern. ~~~ Am Abend nach dem Interview der Firma Entertainment Industries ist Seto jetzt am Laufenden. „So, so. Ihr wollt diese Konsole und Spiele also auf den Markt bringen.“ Ich nicke nur und grinse in mich hinein. Ich weiß, dass die Konsole und die Spiele vielleicht nicht so viel Anklang finden werden, wie in Europa, aber ich will Seto ja auch auf die Folter spannen. Ich will ihn ja schließlich überraschen. Nur, was mit dem Gewinn passiert, ist mir noch unklar. Schließlich habe ich nicht vor, jetzt eine eigene Firma zu gründen oder so. Und Investmentfirma will ich eigentlich nicht spielen. Da bleibe ich doch lieber bei der KC und Seto treu ergeben. Ja, ich habe mich entschieden. Ich werde das Angebot, mich weitere drei Jahre an die Firmen zu binden, ausschlagen. Dennoch werde ich Seto darüber, wenn das Jahr um ist, in Kenntnis setzen. *** Nach dem Jahr der auferlegten Prüfung, hat der Kontostand des Geschäftskontos ein beträchtliches Sümmchen geschafft. Über eine halbe Milliarde. Da wird Seto ordentlich was zu kauen haben, bis er mit den Auszügen fertig ist. Ich habe sie so einsortiert, dass ich locker vier dicke A4-Ordner mit jeweils vier Lochreihen, wobei in je zwei Lochreihen Kontoauszüge stecken, vollgestopft habe. Ich bin sicher, dass Seto mehr als erstaunt sein wird. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass er vor Neid erblasst. Aber das wird wahrscheinlich nicht passieren. Daher mache ich mich gleich nach der Schule, mit der Limousine, auf den Weg zur KC. Dort angekommen steuere ich auch gleich Seto´s Büro an, wobei mir die Sekretärin zuvorkommend die Türe aufhält, da ich wirklich schwer zu tragen habe. Zielsicher bewege ich mich auf Seto´s Schreibtisch zu und lasse die Ordner auf den Schreibtisch sinken. Verdutzt sieht mich Seto an und fragt: „Was sind das für Ordner?“ „Da sind die Kontoauszüge von meinem Geschäftskonto drin. Viel Spaß damit.“ Ich kann mir jetzt ein Lachen nicht verkneifen, auf Grund seines Gesichtsausdrucks. So herrlich geschockt, mit weit aufgerissenen Augen. Ich hatte schließlich nie behauptet, dass ich aufhöre, sobald ich die zehn Millionen zusammen hab´. Denn sonst wäre ich schon nach vier Monaten fertig gewesen. Und ich wollte das ganze Jahr ausnutzen, um ihn weiterhin auf die Folter zu spannen. Er legt seine Akten zur Seite und holt sich den ersten Ordner, um ihn durchzusehen. Da sieht er auch das Datum, wann es losging. Nach drei Monaten hatten wir die Produkte soweit für den Markt und dann hat sich alles so rasend schnell verkauft, dass wir immer mehr nachliefern mussten. So sind die Verkaufszahlen ins Unermessliche gestiegen. Seto beginnt jetzt sogar schneller zu blättern, weil er scheinbar nicht fassen kann, was er hier sieht. Dann beginnt er sogar Blätter zu überspringen. Später scheint ihn eine andere Neugier gepackt zu haben, denn er greift gleich zum letzten Ordner und blättert zum letzten Auszug. Sofort weiten sich seine Augen ins Unermessliche, ehe sich auf seine Lippen ein breites Lächeln legt. Doch immer noch nicht weiß ich, was jetzt mit dem ganzen Geld passieren soll. Doch seine nächsten Worte stürzen mich beinahe in eine Ohnmacht. „Da hast du dir ein schönes Vermögen zu Eigen gemacht.“ grinst er mich an. Ich hätte nie vermutet, dass ich das ganze Geld behalten sollte. Das geht doch nicht. Oder doch? Na, ja, eigentlich habe ich es mir ja selbst verdient. Völlig unabhängig von Seto, habe ich mein Ding durchgezogen. Eigentlich logisch, dass das Geld mir gehört. Ich glaube, meine Beine wollen nicht mehr. Das war zu viel. Ich war einfach viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, Seto auf mich stolz zu machen. Hilfe, ich bin reich! Ehe ich wirklich umkippe, springt Seto von seinem Stuhl auf und fängt mich ab, bevor ich den Boden berühre. „Dieser Tatsache warst du dir scheinbar nicht bewusst.“ stellt er besorgt fest, hebt mich auf seine Arme und trägt mich zur Couch, wo er mich vorsichtig ablegt. Er schickt die Sekretärin um ein Glas Mineralwasser, da er mittlerweile weiß, dass ich fast nichts ohne Kohlensäure mag. Nachdem ich mein Glas Mineralwasser erhalten und einen Schluck getrunken habe, antworte ich ihm endlich: „Ich hatte andere Dinge in meinem Kopf. Wie zum Beispiel, dich zu beeindrucken und stolz auf mich zu machen.“ „Ich bin beeindruckt und stolz auf dich. … Um ehrlich zu sein, hatte ich so meine Zweifel, ob es die Firma, für die du dich entschieden hast, es wirklich bringt. … Aber zu meinem Erstaunen, hast du es sehr weit gebracht. Und das, ganz ohne meine Hilfe. Ich bin sehr stolz auf dich. … Darum frage ich dich, … willst du meine Frau werden?“ Unvorbereitet hält er mir plötzlich eine kleine geöffnete Schachtel unter die Augen, worin zwei Verlobungsringe drinstecken. Ist das sein Ernst? Ich kann mich nicht rühren, zu geschockt bin ich im Moment. Aber, das ist zu viel im Augenblick. Zuerst erfahre ich, dass ich mir ein eigenes Vermögen angelegt habe und jetzt bittet er mich auch noch, ihn zu heiraten. Aber, eigentlich ist das egal. Es gibt für mich nur eine Antwort. Denn, ohne ihn, kann ich schon lange nicht mehr. Schließlich sind wir nun schon vier Jahre glücklich zusammen. Wir schlafen sogar so ziemlich regelmäßig miteinander, was so viel heißt wie, wir schlafen alle zwei bis drei Tage miteinander. Aber die drei geliebten Worte habe ich bisher noch immer nicht von ihm vernommen. Deshalb habe ich sie ihm auch bisher nicht erwidert, obwohl ich ihn schon, zu Beginn unserer Beziehung, damit behelligt habe. Aber jetzt will ich ihm erstmal antworten: „Ja, sicher, will ich deine Frau werden.“ und klinge dabei wirklich, wie ich mich fühle. Einfach nur glücklich. Mit einem seligen Lächeln beobachte ich, wie er mir den kleineren von beiden Ringen an meinen Ringfinger steckt und dabei selbst glücklich lächelt. Danach legt er seine Arme um mich, ich erwidere dabei die Umarmung, und wir küssen uns innig. Jetzt trage ich also den Titel seiner Verlobten. Nachdem wir den Kuss gelöst haben, schlägt er mir dann auch schon vor: „Lass uns in genau einem Jahr heiraten.“ Was kann ich schon anderes tun, als zu nicken und ihn glücklich anzugrinsen. Das heißt, in einem Jahr werde ich bereits seine Frau sein. Jenna Kaiba. Schon allein, wie das klingt. Zur Hochzeit muss ich dann einfach meine Eltern einladen. Ob sie kommen werden, ist dann eine andere Sache. Aber ich werde bei der Hochzeit vor ihnen so richtig angeben, um ihnen zu beweisen, dass sie sich grundsätzlich in ihm geirrt hatten. Das wird mir eine Genugtuung sein. Vor allem, da man mir nun nicht mehr unterstellen kann, auf Grund meines eigenen verdienten Geldes, dass ich es bei Seto nur auf sein Geld abgesehen habe. Schließlich besitze ich jetzt mein eigenes Vermögen. *** Doch bereits nach einem halben Jahr passiert ein Malheur nach dem anderen. Seto hat mal eine neue Marke Kondome gekauft, die anscheinend keine Spur reißfest sind. Aber Seto wollte nicht einsehen, dass sie einfach nur schlecht fabriziert sind. So sind uns die letzten Wochen jedes Mal die Kondome gerissen. Aber endlich ist die Packung aufgebraucht und er hat neue besorgt. Dummerweise haben wir aber nicht dabei bedacht, auf meine Fruchtbarkeit zu achten, denn seit einiger Zeit ist mir immer Übel in der Früh, weshalb ich eher blass und kraftlos in der Schule erscheine. Die Lehrer beginnen sich sogar allmählich Sorgen darüber zu machen, weil ich immer geschwächter aussehe. Aber schließlich habe ich die Schule mit Bravour gemeistert und den Abschluss in der Tasche. *** Nach einem weiteren viertel Jahr passiert es sogar, dass ich während eines Meetings mit Seto einfach umkippe. Ich erwache allerdings in einem Krankenhaus wieder. In einem Stuhl neben mir, sitzt ein besorgter Seto, der meine Hand hält und scheinbar noch nicht erfahren hat, was mir eigentlich fehlt. „Du siehst in letzter Zeit immer schlechter aus. Ich mache mir Sorgen um dich.“ bekundet Seto seine Sorge. „War schon ein Arzt da?“ frage ich ihn schwach. „Nein, noch nicht. … Sie haben dir erst Blut abgenommen. Aber das Labor ist schon dabei, die Blutprobe zu untersuchen, hat mir der zuständige Arzt versichert.“ erklärt er mir. Plötzlich kommt Mokuba hereingestürzt. „Jenna. Ich bin so schnell, wie ich konnte, gekommen. Roland hat mir, als ich von der Schule nach Hause gekommen bin, sofort gesagt, dass ihr hier seid. Was ist denn passiert?“ will er besorgt wissen. Seto antwortet ihm, an meiner Statt: „Jenna ist während eines Meetings einfach zusammengebrochen. Ich habe sofort einen Krankenwagen gerufen, weil ich selbst nicht weiß, was ihr fehlt.“ Seto klingt dabei sehr verzweifelt. Wahrscheinlich vermutet er, dass ich sterbenskrank bin. Oh, nein. Nicht doch. Jetzt bilden sich sogar schon Tränen in Seto´s Augen. „Seto, wein´ doch nicht. Es geht mir doch gut.“ versuche ich ihn zu beruhigen, doch Seto geht das Ganze einfach zu nah. Erst, als der zuständige Arzt mit dem Ergebnis zur Tür hereinschneit und dieser ein lässiges Lächeln auf den Lippen trägt, scheint sich Seto wieder zu fassen. Doch das Schärfste kommt, als der Arzt Seto die Hand reicht und feierlich verkündet: „Herzlichen Glückwunsch. Sie werden Vater.“ Das hat Seto jetzt voll umgehauen. Er ist wortwörtlich mit seinem Stuhl umgekippt. Ich starre den Arzt noch einen Augenblick an, dann zu Seto und breche in Gelächter aus. „Ich kann Ihnen genau sagen, weshalb Sie zusammengebrochen sind.“ spricht der Arzt einfach weiter, ohne Seto weitere Aufmerksamkeit zu schenken, „Da Sie scheinbar über Ihre Schwangerschaft im Unklaren waren, wussten Sie demzufolge nicht, dass Sie sich hätten schonen müssen. Ich lege Ihnen deshalb nahe, in der nächsten Zeit wirklich nichts zu tun, das Sie körperlich zu sehr anstrengt oder sie zu sehr aufregt. Sie müssen sich wirklich schonen, sonst könnte das ungeahnte Folgen für das Ungeborene haben.“ Ich nicke und blicke wieder zu Seto, der sich mittlerweile von seinem Schock erholt zu haben scheint und sich wieder korrekt aufgerichtet hat. Mokuba jubelt die ganze Zeit: „Ich werde Onkel!“, während keiner von uns, ihm auch nur Aufmerksamkeit schenkt. Seto allerdings wirkt nun mehr als ernst. Er sieht sogar sehr entschlossen aus. Ich hoffe, er will dieses Kind. Aber immer noch weiß ich nicht, im wievielten Monat oder in der wievielten Woche ich eigentlich bin. „Wie weit bin ich denn eigentlich?“ frage ich daher nach. Sofort ist Seto hellhörig und sieht den Arzt neugierig an. Auch Mokuba ist nun still geworden. „Sie befinden sich am Anfang des vierten Monats.“ Mit diesen Worten überreicht er mir mehrere Unterlagen, die ich gleich an Seto weiterreiche. Darunter befinden sich Broschüren, wo man sich Informationen über die Schwangerschaft und werdende Elternschaft besorgen kann. Dennoch bin ich nicht sicher, was Seto jetzt davon hält, dass ich scheinbar schwanger bin. Ich wusste doch, dass es nicht gut war, die nicht reißfesten Kondome weiter zu benutzen. Aber Seto wollte nicht hören. Nun muss er die Konsequenzen tragen. Und ich jetzt sogar mit mir herum. Nachdem der Arzt gegangen ist, kann auch ich wieder nach Hause. Seto wirkt die ganze Zeit, die wir auf der Heimfahrt in der Limousine sitzen, recht ruhig und nachdenklich. Ob er jetzt böse auf mich oder sich ist, weil das passiert ist? Ich weiß ja noch nicht einmal, wie er zu eigenen Kindern steht. Es steht aber außer Frage, dass sich Mokuba tierisch darüber freut. Wenigstens einer, dem dieser Umstand nichts ausmacht. Aber die Firma werde ich in nächster Zeit nicht mehr mit meiner Anwesenheit beehren können. Vielleicht macht gerade diese Tatsache, Seto Sorgen? Aber wieso? Vorsichtig sehe ich ihn an. Seit er erfahren hat, dass ich schwanger bin, bzw. er Vater wird, hat er kein Wort mehr gesprochen. Ich weiß nicht mal zu beschreiben, wie ich mich gerade fühle. Es ist, als wäre ich schuld, dass ich schwanger bin. Aber nein. Er trägt die Schuld. Irgendwie bin ich dennoch traurig. Sollte man sich denn nicht freuen, wenn man Eltern wird? Warum kann ich mich dann nicht freuen? Ist es, weil Seto sich nicht freut? Warum sagt er denn nichts? In drei Monaten wollten wir heiraten. Wird die Hochzeit jetzt ausfallen? Ist es für Seto wirklich so schlimm, dass wir Eltern werden? Ich hab´ mir im Grunde schon länger gewünscht, mit ihm ein Kind zu bekommen. Mein Wunsch ist somit erfüllt, aber was ist nun mit Seto? Wird er mich fallen lassen? Im Prinzip habe ich nichts zu befürchten. Ich bin reich und kann mir Angestellte leisten, die mich umsorgen. Aber es wäre dennoch nicht das Gleiche. Ich liebe ihn nun mal. Nichts und Niemand könnte mir Seto ersetzen. Als wir endlich bei der Villa ankommen, gehe ich gleich von vornherein in unser gemeinsames Schlafzimmer und grabe mich dort ein. Ich möchte nur noch weinen. Ich kann mich nicht über meinen Zustand freuen, wenn Seto darunter leidet. Aber zum Abtreiben ist es auch schon zu spät. Also werde ich wohl dieses Kind bekommen. Dieser Umstand wird Seto wohl auch klar sein. Was mache ich denn jetzt nur? Vielleicht sollte ich es einfach verlieren. Nicht überanstrengen oder aufregen, ja? Das sollte doch nicht so schwer sein. Schon kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Warum bin ich schwanger? Womit habe ich das verdient? Nach einer halben Stunde des nur Herumliegens und Weinens, sehne ich mich nach Zuwendung. Ich wische mein Gesicht mit dem tränennassen Kissen etwas trocken und entschließe mich dazu, dass ich nicht die ganze Zeit im Bett verbringen kann. Ich brauche jetzt dringend Nähe und Zuwendung. Sollte ich abgelehnt werden, werde ich wohl weiter weinen und zerbrechen. Ich erhebe mich aus dem Bett und verlasse unser gemeinsames Schlafzimmer. Unwillkürlich frage ich mich, wie lange es das wohl noch sein wird. Ich schüttle meinen Kopf. Ich sollte die negativen Gedanken abschütteln, sonst zerbreche ich noch früher. Entschlossen mache ich mich auf die Suche nach Seto und entdecke ihn mit Mokuba im Wohnzimmer. Ich bleibe vor dem Türrahmen stehen, weil ich höre, dass sich die beiden beginnen, zu unterhalten. Mokuba hat eben auf Pause bei seinem Videospiel gedrückt und fragt Seto: „Was ist los mit dir, Seto? Eigentlich solltest du jubeln oder herumschreien.“ „Hm? … Entschuldige, Moki. Ich war in Gedanken.“ „Das bist du schon, seitdem du erfahren hast, dass du Vater wirst.“ „Hm? … Ist das so? … Ist mir gar nicht aufgefallen.“ „Du wirkst immer noch meilenweit weg.“ Seto seufzt. „Tut mir leid, kleiner Bruder. … Weißt du, … ich bin total unvorbereitet. Ich weiß doch gar nicht, wie man sich als Vater verhält.“ Mokuba verdreht seine Augen. „Na, hör mal. Du hast mich großgezogen. Natürlich weißt du, wie man ein guter Vater ist.“ „Aber was ist, wenn ich etwas falsch mache?“ „Deshalb gibt es auch diese Broschüren, wo man sich informieren kann. Der Arzt hat sie euch doch gegeben.“ Seto blickt auf den Tisch, wo er sie anscheinend hingelegt hat. „Seto. Du tust ja grad so, als hättest du überhaupt keine Ahnung.“ „Mit Säuglingen weiß ich ja auch nicht umzugehen.“ „Dann lernst du es eben. … Du wirst schon alles richtig machen. … Außerdem hast du bis dahin noch ausreichend Zeit. … Jetzt ist es erst einmal wichtig, dass du dich um Jenna kümmerst. Sie braucht dich jetzt gerade, während der Schwangerschaft, besonders. … Die Schwester von einem Freund von mir, die ist auch schwanger, und ich kann dir sagen, wenn man keinen Beistand während dieser Zeit hat, ist man fast die ganze Zeit nur depressiv.“ „Wo hast du das denn her?“ will Seto wissen. Ja, das würde mich auch interessieren. Denn das ist nur ein Gerücht. „Hat mein Freund zumindest behauptet. Scheinbar ist seine Schwester die ganze Zeit schlecht gelaunt und weint viel, weil sie es nicht erträgt, alleine die Verantwortung für ihr Kind haben zu müssen und niemand da ist, der sie unterstützt.“ Ah, verstehe. Ja, so verlassen fühle ich mich im Moment auch. „Am Schlimmsten soll aber die Entscheidung gewesen sein, ob sie das Kind behalten soll. Einerseits wollte sie es nicht, weil es von ihrem Ex war, andererseits wollte sie keine Mörderin sein.“ Mokuba zuckt mit den Schultern. Ich senke meinen Kopf. Ja, sogar mir sind solche Gedanken durch den Kopf gegangen, weil ich bis vor kurzem nicht sicher war, ob er überhaupt dieses Kind will. „Also hat sie sich dann entschieden, dass Kind zu bekommen, weil sie es lieben gelernt hat. Und dann mit der Zeit, hat sie sich richtig darauf gefreut, auch, wenn sie im Grunde traurig war, weil sie niemanden hatte.“ redet Mokuba munter weiter. „Und wenn ich dir was sagen darf, … Jenna hat vorhin nicht sehr glücklich ausgesehen. ... Seto. Du hast ihr vielleicht den Eindruck vermittelt, dass du das Kind nicht willst.“ Seto runzelt die Stirn. „Willst du denn eigentlich das Kind?“ fragt ihn Mokuba frei heraus. Ich will das nicht hören, weshalb ich mich abwende und mich wieder ins Schlafzimmer zurückziehe. Dort kuschle ich mich wieder unter die Bettdecke und lasse meiner Traurigkeit freien Lauf. Ich wollte eigentlich Zuwendung. Wieso ist Seto nicht zu mir gekommen. Ich fühle mich so allein gelassen. So auf mich allein gestellt. Will er mich denn nicht mehr? Liebt er mich nicht mehr? Ich weine solange, bis mich die Kraft verlässt und ich einschlafe. ~~~~~ Nach einiger Zeit wache ich wieder auf und stelle, nach einem Blick auf meine Armbanduhr, fest, dass zwei Stunden vergangen sind und jetzt später Nachmittag ist. Nachdem ich mich umgesehen habe, bemerke ich, kein Seto weit und breit. Wieder steigen mir Tränen in die Augen. Vielleicht sollte ich vorübergehend in eins der Gästezimmer ziehen. Ich steige aus dem Bett und durchquere den Flur. Ich sehe mich in der Villa etwas um. Ich bin irgendwie nie dazu gekommen, mir die Villa komplett anzusehen. Mit überkreuzten reibenden Armen, als würde ich frösteln, weil mir im Herzen kalt ist, sehe ich in jedes Zimmer, das ich finden kann. Da finde ich echt Zimmer, die ich zuvor noch nie gesehen habe. Nun stehe ich in einer Art Bildergalerie. Die Bilder hier drin sind wirklich schön. Aber mein Gesichtsausdruck drückt eher meine Traurigkeit aus. Was soll ich denn jetzt nur mit den folgenden Tagen anfangen? Wie soll ich diese schwere Zeit überstehen ohne Seto. Ich werde eingehen. Ich seh´s schon kommen. Ich lasse mich auf den Boden plumpsen und weine bitterlich. Irgendwann wird mir schwarz vor Augen und ich werde ohnmächtig. ~~~ Seto´s Sicht ~~~ Nach einiger Zeit, dass Gespräch mit Mokuba und die Recherche im Internet waren sehr aufschlussreich, entschließe ich mich nach Jenna zu sehen. Ich habe mich ohnehin gewundert, dass sie sich scheinbar einfach zurückgezogen hat. Könnte es sein, dass Mokuba Recht hat? Habe ich ihr tatsächlich das Gefühl vermittelt, dass ich das Kind nicht will? Besorgt mache ich mich auf den Weg in unser gemeinsames Schlafzimmer, da ich sie hier am ehesten vermute. Doch, als ich das Zimmer betrete, erkenne ich, dass sie hier gewesen sein muss, da das Bett eindeutig benutzt aussieht. Oh, Jenna. Ich gehe auf das Bett zu und greife an die Stelle, wo sie gelegen hat. Das Kissen fühlt sich leicht feucht an. Na, toll. Sie hat tatsächlich geweint. Wie kann ich das nur wieder gut machen? Ich muss sie finden. Aber weit kann sie nicht sein. Wäre sie nämlich nach unten gegangen, hätte ich sie bemerkt. Gut, ich gebe zu, bis vor zwei Stunden war ich zu tief in Gedanken versunken, da hätte ich sie bestimmt nicht mitbekommen. Ich bin ja so ein Idiot. Die ganze Zeit habe ich mir nur Sorgen um mich gemacht. Dabei habe ich ganz vergessen, dass es ja Jenna auch betrifft. Sie ist es ja schließlich, die das Kind in sich trägt. Ich gehe den Flur ab und suche sie in jedem Zimmer, das ich finden kann. Viele Zimmer werden von uns gar nicht benutzt. Als ich ins Zimmer der Bildergalerie trete, erschrecke ich. Da liegt sie. Scheinbar bewusstlos. Verzweifelt schließe ich meine Augen. Was habe ich nur getan? Ich war zu egoistisch. Ich habe sie vernachlässigt. Sie hat sich zu sehr aufgeregt. Das muss es sein. Ich öffne wieder meine Augen und eile zu Jenna hin, um sie auf meine Arme zu nehmen. „Mokuba!“, brülle ich so laut ich kann, „Ruf unseren Hausarzt!“ „Seto? Was ist los?“, höre ich ihn schreien, „Wo bist du, Seto?“ „In der Bildergalerie! Jenna ist wiederholt zusammengebrochen! Jetzt ruf endlich unseren Hausarzt an! Ich bringe sie in mein Zimmer zurück!“ „Ist gut!“ Nachdem ich sie in unser Bett gelegt habe, lege ich mich zu ihr und nehme sie fest in meine Arme. Am besten weiche ich nicht mehr von ihrer Seite. Ich streichle ihr über den Kopf. Hoffentlich geht es ihr und dem Kind gut. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn wir durch meine Unachtsamkeit, das Kind verlieren. Ich will das Kind. Ja, ich freue mich darüber, dass ich Vater werde. Ich war nur in dem Moment so geschockt, als ich es erfuhr. Ich war einfach nicht darauf vorbereitet gewesen. Aber, im Nachhinein denke ich mir, ich wollte doch einen Nachfolger, und nun ist es soweit. Hoffentlich denkt sie nicht, dass ich sie jetzt alleine lasse, oder sie von mir stoße. Ich könnte mir selbst dafür eine Ohrfeige verpassen. ~~~ Dann nach einiger Zeit kommt endlich Dr. Okono. Ich setze mich an das Bettende, damit er Jenna untersuchen kann. Danach setzt er zu einer Erklärung an: „Ihrer Partnerin und Ihrem Kind geht es soweit gut. Sie scheint jetzt zu schlafen. … Was genau ist eigentlich passiert?“ Also erzähle ich ihm, jedes kleine Detail. Nachdem ich geendet habe, schüttelt er den Kopf und beginnt mit seiner Standpauke: „Ihnen ist hoffentlich klar, dass Ihr Handeln Konsequenzen hat. Das könnte ihr das Vertrauen in Ihnen zerrüttet haben. Dabei hätte sie die Bestätigung gebraucht, dass alles in Ordnung ist. Dass sie für sie da sind und ihr jederzeit helfen. … Verstehen Sie mich nicht falsch. Gerade die Zeit der Schwangerschaft ist eine enorme Umstellung. … Vor allem, weil sich die Hormone verändern. … Ein Kind bedeutet immer eine Veränderung. Eine Veränderung auf Dauer. Und was Ihre Zweifel betrifft, … in die Vaterrolle wächst man mit der Zeit hinein und ganz von alleine. … Umso besser man das Kind kennen lernt, umso eher lernt man auch die Bedürfnisse zu erkennen. … Machen Sie sich darüber also keine Sorgen. Jetzt ist es nur wichtig, dass Sie sie nicht alleine lassen. Sie muss wissen, dass Sie für sie da sind. Ich würde Ihnen sogar raten, die Firma für eine Zeit lang zu lassen, um Ihrer Partnerin die Umstellung zu erleichtern. … Sie könnte zwar noch leichte Arbeit verrichten, denn viele werdende Mütter gehen noch arbeiten bis zum 8. Schwangerschaftsmonat, weil sie erst dann in den Mutterschutz kommen und der Arbeit fernbleiben dürfen. … Aber Ihre Partnerin ist noch nicht soweit wieder erholt, dass sie sich einer Arbeit aussetzen könnte, da sie erst zusammengebrochen ist. … Sie sollte sich auf jeden Fall noch zwei Wochen schonen, ehe Sie ihr zumuten, wieder in die Firma gehen zu lassen. … Und bleiben Sie bitte bei ihr, um sie von Ihnen zu überzeugen, dass Sie gewillt sind, das mit dem Kind gemeinsam durchzustehen. … Fahren Sie in Urlaub oder machen Sie sonst irgendwas, was Ihre Partnerin wieder fit machen könnte. … Sie braucht eindeutig Erholung von dem Stress in der letzten Zeit. … Ach, und gegen Geschlechtsverkehr in der Schwangerschaft bis zum 8. Monat ist auch nichts einzuwenden, sofern keine Probleme auftreten.“ Ich nicke und füge an: „Verstehe. Urlaub klingt gut.“ Ja, Urlaub hatte ich bisher nie gemacht, da ich keinen Anlass dafür hatte. Sogar als Jenna bei mir einzog, habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht. Ich habe nur daran gedacht, sie zu fördern, da sie so großes Potenzial in sich trug, etwas aus sich zu machen. Und das hat sie mir auch bewiesen, mit dem Projekt, das sie aus dem Stehgreif einfach umgesetzt hat. Aber Urlaub, denk, ich, wäre wirklich mal angebracht. … Zeit, die nur für uns da ist. Und Mokuba soll für die Zeit einfach woanders untergebracht werden. Ich werde aber erst noch mit ihm darüber sprechen müssen. „Danke, Dr. Okono.“ bedanke ich mich bei meinem persönlichen Hausarzt. „Ich finde selbst raus.“ Mit diesen Worten geht der Arzt und lässt mich mit Jenna allein zurück. Doch das bleibt nicht lange so, denn im nächsten Moment kommt Mokuba in mein Zimmer. „Seto? Ist alles in Ordnung?“ fragt er besorgt. Rührend. Ohne es zu merken, ist Jenna doch tatsächlich ein Familienmitglied geworden, das mittlerweile unersetzlich geworden ist. Ohne sie wäre nichts mehr das Gleiche. Wir beide haben uns einfach schon zu sehr an sie gewöhnt, obwohl sie eigentlich wegen ihrer Eltern hier eingezogen ist. Gut, anfangs gab es kleinere Schwierigkeiten, aber schlussendlich haben wir gelernt, mit uns zu leben. „Sag mal, Mokuba. … Würde es dir was ausmachen, wenn ich alleine mit Jenna in Urlaub fahre? Ich verspreche dir auch, dass wir irgendwann wiederholt gemeinsam Urlaub machen.“ frage ich ihn dann auch sogleich. „Schon gut. Ich weiß doch, dass Jenna dich jetzt am meisten braucht. Wenn du nichts dagegen hast, werde ich in der Zeit bei Yugi bleiben.“ Kurz überlege ich. „Ja, ich denke, beim Kindergartenverein bist du am besten aufgehoben.“ „Nenn´ sie nicht immer so. Sie sind meine Freunde.“ „Ja, schon ok. Und danke, Mokuba.“ „Ich lass´ dich jetzt besser wieder mit Jenna allein. Ich bin in meinem Zimmer, wenn du was brauchst.“ „Danke, Moki.“ Schon hat sich Mokuba zurückgezogen. Ich sollte vielleicht jetzt auch schlafen. Daher kuschle ich mich an Jenna, um ihr zu zeigen, dass ich da bin. ~~ Fortsetzung folgt ~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)