Sugar Sugar Rune - Sechs Jahre später (wird aktuell überarbeitet) von Anastasya ================================================================================ Kapitel 1: Erwachen ------------------- Vorsichtig öffnete ich die Augen - vielmehr versuchte ich es. Es fiel mir ungewöhnlich schwer und ich hatte keine Ahnung, warum. Vielleicht hat Blanca, dieses Mistviech, ja meine Augen zugetackert oder so. Zuzutrauen wäre das dieser kleinen Ratte allemal! Ich blickte in ein helles, geradezu weiß-grelles Licht. Wo war ich? Seit wann sah es bei Lovin so aus? Ich blinzelte mehrmals angestrengt, dann erkannte ich, dass das hier nicht Lovins Haus war, es sei denn, er hat über Nacht einen Doktortitel erlangt und praktiziert jetzt in seinem Haus. Am Bett neben mir standen Leute. Fremde Leute in weißen Kitteln und sie schienen irre aufgeregt zu sein. Ich vernahm die Stimmen: „Puls steigend, ich erkenne Reaktion der Augen.“ All so'n Arztjargon. Mindestens die Hälfte konnte ich gar nicht verstehen. Was zum Teufel sollte das alles bedeuten? Plötzlich wand sich eine der Gestalten mir zu um. „Hey, hier genauso!“ Ich war echt verwirrt. Was wollten die alle nur? Wie die Wilden wuselten sie um mich herum, schlossen Kabel hier und da an, drückten Knöpfe, leuchteten mir mit kleinen Taschenlampen in die Augen. Am liebsten hätte ich um mich geschlagen, aber es war, als hätte ich gar keine Kraft an mir. Ich lag einfach nur da. Im Bett neben mir war auf einmal ein leises Wimmern zu vernehmen. Ich drehte langsam den Kopf, aber leider wurde mir die Sicht durch die vielen Leute verborgen. Und allmählich ging mir ein Licht auf. Anscheinend befand ich mich in einem Krankenhaus; auch wenn ich keinen Dunst hatte, warum. Einer der jüngeren Ärzte faselte was von einem Wunder und dass er so etwas bisher noch nicht erlebt oder auch nur davon gehört hatte. Ich stutze erst, dann meldete ich mich endlich zu Wort. Es kam mir schwierig vor, Worte auszusprechen, aber mittlerweile hatte ich mich wieder einigermaßen gefangen. „Was zur Hölle ist hier los?“, fauchte ich, setzte mich auf und verschränkte grimmig die Arme. Dabei löste sich irgendein dämlicher Schlauch von meinem Handgelenk, aber das war mir wurscht. Ich wollte Antworten! „Warum bin ich hier?“ Der Arzt von eben reichte mir die Hand. „Chocola Kato, es freut mich unglaublich. Es grenzt an ein Wunder, dass Sie und Fräulein Aisu wieder erwacht sind.“ Verdutzt erwiderte ich den Händedruck. Was ging hier bitte ab? War das ein schräger Traum oder so? Moment. Fräulein Aisu? Das war doch Vanilla! Ich wand mich ruckartig wieder zum benachbarten Bett und erkannte sie endlich. Zumindest dachte ich das. Aber das Mädchen, das mir mit großen violetten Augen entgegen glubschte war gut fünf Jahre älter als Vanilla. Moment! Stopp! Rasch sprang ich aus meinem Bett und sah in den Spiegel an der Wand - dann bekam ich einen gehörigen Schrecken! Auch ich sah nicht aus wie elf Jahre. Langsam wurde es wirklich gruselig. Kam das daher, dass ich vor dem Schlafen immer zuviel Süßkram in mich reinstopfte? Ich hatte mal gehört, dass man davon schlechte Träume bekommen konnte. Ich drehte mich zu der kleinen Krankenschwester um, die ich mit meinem abrupten Sprung aus dem Bett über den Haufen gerannt hatte. Sie wirkte ein wenig zerzaust, aber nicht wütend. Vermutlich erlebte sie in ihrem Job noch ganz andere Sachen. „Was ist passiert?“, fragte ich leise und war mittlerweile erheblich blasser geworden. „Sie lagen im Koma, Fräulein Kato. Genau wie ihre Freundin, Fräulein Aisu. Ganze sechs Jahre. Und nun sind Sie beide zeitgleich wieder erwacht. Wir hatten schon alle Hoffnung aufgegeben.“ Ich starrte immer noch, als hätte mich gerade ein Blitz getroffen. „W-welchen Tag haben wir?“, fragte ich zögerlich, denn ich war mir nicht sicher, ob ich die Antwort überhaupt glauben konnte oder ob ich hier noch irgendwas hören wollte. „Sonntag, 21. April 2013.“, antwortete sie gehorsam und lächelte sanft. „Sie sollten sich nicht zu sehr aufregen. Schließlich wollen wir Sie erst einmal behalten. Nicht, dass sie ein Schock wieder ins Koma zurückversetzt.“ Starr ging ich zurück in mein Bett und setzte mich auf die Bettkante. 2013... Wie konnte das sein? Vanilla, die auch gerade mit einem der Ärzte im Gespräch war, kullerte eine Träne die Wange hinab. Auch mir war gar nicht wohl, obwohl ich eigentlich nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen war. Doch dann hörte ich eine Stimme und ich fühlte eine Welle der Begeisterung und Geborgenheit in mir hochsteigen und nie, nie, nie, nie hätte ich auch nur im Traum daran gedacht, dass ausgerechnet Lovin der Grund für derartige Gefühle sein könnte. Er trat ins Zimmer, glamourös wie eh und je, und zog mich mit einer eleganten Bewegung zu Vanilla, wo er uns beide fest in seine Arme schloss. Und mit fest meine ich wirklich sehr fest. Wollte er uns umarmen oder ersticken? Ich war mir da echt nicht sicher. „Meine Kinder, meine lieben, lieben Kinder.“, säuselte er theatralisch. „Ihr weilt wieder unter uns.“ „Gleich nicht mehr.“, giftete ich heiser und stieß ihn von mir. „Was war denn bitte los? Ich weiß ja, dass ich Langschläfer bin, aber sechs Jahre erscheinen mir dann doch ein wenig unrealistisch.“ Ein kleiner Teil von mir hoffte immer noch, dass ich einfach aufwachte und alles wieder normal war. Lovin beugte sich dicht zu uns und senkte seine Stimme. „Wisst ihr noch, eurer Ausflug an den Strand? Mit all euren Klassenkameraden und so?“ Synchron nickten Vanilla und ich. „Ja, wir waren am Strand und hatten einen ziemlich spaßigen Tag.“, murrte ich nachdenklich. „Ihr hattet einen Unfall. Vanilla ist zu weit aufs Meer hinausgeschwommen und war so erschöpft, dass sie das Bewusstsein verlor. Du, Chocola, bist ihr mit heldenhaftem Leichtsinn nachgeschwommen und wolltest sie retten, aber das Wetter schlug schlagartig um und ein Sturm trieb euch beide fort.“ Stimmt, diese Worte weckten recht lebhafte Erinnerung in meinem Kopf. Da waren mannshohe Wellen und ein grauer Himmel, Wind, der in den Ohren rauschte, wie ein Orkan. „Nach einer Woche vergeblicher Suche wurdet ihr von zwei Spaziergängern am Strand entdeckt und ins Krankenhaus eingeliefert. Seitdem lagt ihr hier im Koma.“ Vanilla traten schon wieder Tränen in die Augen, also legte ich tröstend den Arm um sie. Doch dadurch begann sie nur lauthals loszuschluchzen. „Oh, Choco, du hast nur meinetwegen dein halbes Leben verpasst. Ich bin mal wieder schuld!“ Noch ehe ich etwas erwidern konnte, fiel Lovin auch schon ein: „Ach, papperlapapp, das war ihr freier Wille. Außerdem weiß Chocola doch auch, dass man für Schöneres durchaus Opfer bringen muss.“ Fies zwinkerte er mir zu. Typisch, ich war das freche Rotzgör und Vanilla die wunderschöne und liebenswürdige Königstochter. „Wie dem auch sei“, begann er erneut, „ihr werdet jetzt beide nochmal durchgecheckt und wenn alles okay ist, kommt ihr wieder mit nach Hause.“ Die Untersuchung nahm ich kaum wahr. Ich saß nur da und war nur froh, als ich die Worte „Nun Fräulein Kato, bei Ihnen ist alles tipptopp, Sie dürfen wieder nachhause. Sollten in den nächsten Tagen etwaige Beschwerden auftreten, kommen Sie bitte wieder her.“ vernahm. Geistesabwesend nickte ich. Dann stapfte ich verwirrt aus dem Raum und in den Flur zu Lovin. Vanilla war auch schon da. Ich fühlte mich immer noch seltsam betäubt. Sechs Jahre... Wir hatten soviel verpasst. Ich kam mir vor, wie eine Fremde. Vielleicht war das ja doch nur ein Traum. Aber wenn ja, dann fühlte er sich verdammt echt an. Lovins Stimme riss mich wieder aus meinen Gedanken: „Nun los, meine Lieben. Auf geht's nach Hause!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)