Demütigung 2 von Tikila89 (Ich will sein Spielzeug sein.) ================================================================================ Kapitel 13: Jean Doe -------------------- Kapitel 13 „Schieda, guck dir das an. Du bist in der Zeitung!“ Lysop kommt mir schon entgegen, als ich zum Frühstück gehen möchte. Ich blinzle, nehme die Zeitung in die Hand, schaue aber noch nicht rein. „Ich guck es mir später an, okay? Erst wird gegessen.“ Ich bin mir nicht sicher, ob das, was ich sehe, mir den Appetit verderben wird. Und ich habe zum ersten Mal wieder Hunger. An dem Tisch zu sitzen fühlt sich komisch an. Weder Zorro, noch Ruffy oder Sanji sitzen neben mir. Zorro neben Robin, Robin neben Nami, Nami neben Sanji und Sanji neben mir, neben mir Chopper, neben ihm Franky, neben ihm Ruffy und so weiter. Klasse, so sitzt niemand nebeneinander, wer miteinander geschlafen hat. Sexpärchen sind getrennt. Wie bescheuert. Macht doch von mir aus alle was ihr wollt. Das kann doch keiner mehr ernst nehmen. Naja, ich bin auch nicht viel besser. Zorro sieht mich nicht an, was ein Fehler ist. Das ist nicht natürlich. Ich schaue, ab und zu, zu ihm herüber, aber nicht zu viel. Ruffy würde es auffallen. Wenn ich ihm überhaupt noch glauben machen kann, dass er nur mit mir geredet hat. Naja, geredet haben wir ja eigentlich auch. Wenn es wieder irgendwann zu einem Kampf kommt, dann will ich nicht diejenige sein, bei der es einfach ist, sie zu töten. Zorro will mich jeden Tag trainieren. Am Anfang besonders viel, vor jedem Essen. Nur heute machen wir noch nichts, weil er meint, ich soll mich erst einmal von dem Schock erholen. Ich fühle mich hier viel wohler als noch in der Kantine auf dem Marineschiff. Stramm stehen, stramm sitzen und am besten noch stramm liegen und schlafen. So etwas gehört für mich nur ins Schlafzimmer. Und weil ich mich hier so wohl fühle setze ich mich im halben Schneidersitz auf den Stuhl, habe das andere Bein so angewinkelt, dass ich meinen Arm um es schlingen kann. Keines meiner Beine berührt auch nur annähernd den Boden. So macht essen sogar Spaß. Entspannt. Ich entscheide mich während des Essens dazu, Ruffy nichts von meiner Nacht mit Zorro zu erzählen. Ich war Psychisch labil, jedenfalls entschuldige ich es mir selbst so. Außerdem hat er mit Nami geschlafen, was schon schlimm genug für unsere Beziehung ist. Wenn da überhaupt noch eine Beziehung existiert. Solen wir wirklich reden? Okay, darüber kann ich mir Später den Kopf zerbrechen. Als ich nur noch zwei Bissen auf dem Teller habe greife ich nach der Zeitung und breite sie neben mir aus. Bei der ersten Zeile des Artikels mit dem Dazugehörigen Bild muss ich schon blinzeln. „Strohhutbande entkommt. Soldatin Jane Doe entführt.“, lese ich leise vor und schaue mir das Bild an, was sie abgedruckt haben. Jane Doe war der Name, den ich angenommen habe. Naoki hatte sogar eine Akte vorbereitet, die ich natürlich mit einem schnellen Foto von mir und gefälschter Unterschrift versehen habe. Ich konnte ja schlecht mit meinem eigenen Namen heiraten. Das Ganze Schiff kannte meinen Namen, auch wenn sie mich nie gesehen haben. Auf dem Foto sieht man mich, getragen von Zorro mit blutverschmierter Marineuniform. Klasse. Jetzt existiere ich zweimal. Einmal als Soldatin, einmal als Piratin. Was für eine Ironie. Fällt das keinem auf? Naja, geht schlecht. Ich habe ja nicht einmal einen Steckbrief, wie die anderen. Jedenfalls keinen normalen. Die Marine hat eine Belohnung auf mich ausgesetzt als Anreiz dafür, dass mich Ruffy wieder hergibt. Bei dem Gedanken muss ich zu ihm herüber sehen. Er schaut auf die Zeitung vor mir und dreht den Kopf so, dass er auch etwas sehen kann. „Soldatin Jane Doe? Wer soll das sein?“ „Ich.“, gestehe ich leise und blicke zurück auf den Artikel. Doch zum Lesen komme ich nicht. „Du? Wieso nennen die dich so?“, fragt er dann mit vollem Mund, wie Ruffy das ebenso macht, als könnte er sich die Antwort nicht schon denken. „Ist n-ne lange Geschichte.“ In dem Moment nimmt mir Robin die Zeitung vor der Nase weg. „Am Hochzeitstag zwischen Naoki und Jane Doe gelang es die Aufregung zu nutzen und, noch mit ungeklärter Technik, aus den Zellen zu fliehen. Auf dem Weg in die unverdiente Freiheit wird vermutet, dass sie auf das frisch vermählte Paar trafen. In einem Kampf wurde der Soldat Naoki lebensbedrohlich am Hals verletzt, während Jean, siehe Bild, blutüberströmt verschleppt wurde. Ihr Zustand ist, bis heute, unbekannt. Familie und Freunde hoffen jedoch das Beste und warten auf Antwort.“ „Familie und Freunde? Willst du uns irgendwas erklären?“, Sanji hebt eine Augenbraue, als er über Robins Schulter auf den Artikel schaut. Ich schlucke. Was steht da? Lebensgefährlich verletzt? Er ist nicht tot?! Mein Herz hämmert mit einem Mal gegen meine Brust, ich schaue unwillkürlich zu Zorro, weil ich doch mit ihm darüber geredet habe und spüre, wie ein Lächeln mir beim nächsten Atemzug über die Lippen rennt, dann sofort wieder verschwindet. Steht das da wirklich? Nicht tot? Nur lebensgefährlich verletzte? Ohne auf Sanji zu reagieren greife ich nach der Zeitung, bleibe dabei halb auf dem Tisch sitzen und ziehe die Zeitung zurück zu mir. Da steht es wirklich. Nicht tot. Kein Wort davon. Aber die haben sich ja auch Freunde und Verwandte ausgedacht. Haben die da auch gelogen? Oder nicht? Wieso sollten sie? s ist doch besser für sie, je schlechter wir, also Ruffy und die Anderen dastehen. Ist es also wahr? Hat er es geschafft? „Hallo, hörst du mir überhaupt zu?“ Lysop reißt mich aus meinen Gedanken. Ich schüttle verwirrt den Kopf auf seine Frage, muss mich aber zwingen nicht zurück auf den Artikel zu sehen. „Das ist gar nicht so verkehrt, wenn die glauben, dass du zur Marine gehörst. Dann sitzt du das nächste Mal wieder nicht in einer Zelle, falls wieder was schief geht, und kannst uns wieder raus holen. Ganz schön praktisch, was? Haha, keine Sorge, Leute, Lysops Plan wird schon aufgehen.“ „Was denn bitte für ein Plan? Das hast du dir nicht ausgedacht, das ist schon passiert. Und wenn, dann ist es Schiedas Plan.“, unterbricht Zorro dann Lysop, der sich in seinem imaginären Rum sonnen wollte und verwickelt ihn damit sofort in eine Unterhaltung. Ich höre schon nicht mehr zu. Er lebt. Jedenfalls höchst wahrscheinlich. Ich hab ihn doch nicht umgebracht. Ich war noch nie so erleichtert. „Hast du kurz Zeit?“ Sanji fängt mich ab, gerade als ich aus der Küche gehen wollte. Ich habe lange nicht mehr mit ihm geredet. Aber muss es ausgerechnet jetzt sein? Ich sage nichts, nicke dann aber doch und lehne mich gegen die Wand neben der Tür. Ich trage keine Schuhe, nur eine kurze Hose, Shirt und Sport-BH, weil mir nicht danach ist, mich wirklich aufzubretzeln. Muss ja auch nicht immer sein, oder? Immerhin wohne ich hier und nach den letzten Tagen brauche ich etwas Entspannung. Sanji setzt sich an den Tisch, zündet sich eine Zigarette an und wartet, bis ich begreife, dass er möchte, dass ich mich zu ihm setze. Ich seufze innerlich tief, stoße mich von der Wand ab und setze mich ihm gegenüber. Er zögert noch immer, zieht an seiner Zigarette. Ich knabbere an meiner Unterlippe, sehe ihn an und warte. Er sieht mich nicht an. Traut er sich nicht? „Du hast geheiratet?“ Ich lächle auf, nicke, schüttle aber sofort darauf den Kopf. „Scheinehe. Naoki wollte weg da und brauchte den Sonderurlaub. Mehr nicht.“ „Und da hast du ihn geheiratet?“ Was soll die Frage? „Was geht dich das eigentlich an?“ Ich achte darauf, meinen Blick nicht von ihm zu lösen. Bei ihm ist es einfacher als bei Ruffy. Sanji kann ich schon mit einem Blick einschüchtern. Wenn er ihn wenigstens sehen würde. Jetzt weiß ich, wieso er mich nicht ansieht. „Nichts, ich frag nur.“ Ich verdrehe die Augen bei der Frag und lege einen Moment den Kopf in den Nacken. „Ist noch irgendwas?“ Keine Antwort. Er lässt sich Zeit, zieht einen langen Zug an seiner Zigarette und hält den Blick weit von meinem entfernt. „Ja. Es tut mir nicht leid, was ich gemacht hab.“ „Es tut dir nicht leid?“ Ich funkle ihn bei seinen Worten sofort wieder böse an. Hat der sie noch alle? „Du hast Zorro Märchen erzählt, während ich dabei war und hast Ruffy den Arm ausgerenkt.“, zische ich ihn sofort an. Er antwortet schneller, als ich es erwarte. „Das hat er auch mit dir gemacht.“ Er spricht viel zu ruhig. „Das war was anderes. Ein Unfall.“ Ich bin sauer auf ihn. Da kann er mit so vielen Gründen kommen, wie er will. „Du weißt, dass er zu weit gegangen ist.“ „Ich hab ihn provoziert!“ „Und da renkt er dir mal so eben die Schulter aus?“ „Es war ein Unfall, wie oft soll ich das noch sagen?“ „So etwas kann kein Unfall sein. Das weißt du so gut wie ich.“ „Das weißt du eben nicht. Du warst nicht dabei!“ „Ich hab dich gesehen, als du mit ihm Schluss gemacht hast. Und kaum renkt er dir den Arm aus, seid ihr wieder zusammen? Bist du sicher, dass alles so läuft, wie du es mir sagst?“ „Wieso sag ich dir eigentlich überhaupt noch was? Du drehst es dir sowieso so hin, dass es zu deinen Spinnereien passt.“ Sanji zuckt kurz mit den Schultern, schüttelt dann den Kopf. „Ich kann damit leben, dass er dir wehtut, wenn du es willst, aber das war was anderes.“ Ich beiße die Zähne zusammen. Ja, das war etwas anderes. Das wollte ich nicht, aber es war… „Ein Unfall.“ Sanji seufzt über meine Antwort. „Wenn nochmal so etwas passiert, mische ich mich wieder ein. Da kannst du mir so viele giftige Blicke zuwerfen, wie du willst. Ich kann nicht zusehen, wenn was mit dir gemacht wird, was du nicht willst. Und wenn du danach nie wieder mit mir redest, ist das okay. Dann weiß ich wenigstens, dass ich das richtige getan habe.“ „Das Richtige? Wieso hast du Zorro nicht die Wahrheit gesagt?“ „Weil es in dem Moment die Wahrheit war.“ In dem Moment sieht er zu mir auf. Er hat Recht, und ich weiß es. Deswegen hat es Ruffy mit sich machen lassen. Er sieht es genauso. Er ist zu weit gegangen und er wusste es selbst. Ich weiche Sanjis Blick nach unten aus, beiße die Zähne zusammen und schweige. Sanji wartet noch einen Moment auf eine Antwort, seufzt dann aber leise, als er merkt, dass ich nichts dazu sagen kann. „Ist okay, wenn du nicht mehr mit mir redest. Ich wollte nur, dass du das weißt.“ Und ob ich nicht mehr mit dir rede! Ich funkle ihn einen Moment böse an, stoße mich mit einem Ruck mit dem Stuhl vom Tisch ab, drehe mich von ihm weg und gehe zur Tür. Verdammt. Es tut ihm nicht leid. Aber er wollte, dass ich das weiß. Der hat sie nicht mehr alle! Er will nicht, dass mit mir was passiert, was ich nicht will. Schwachsinn. Wieso hört er dann nicht auf mich? Ich bleibe vor der Tür stehen, stoße die Luft aus meiner Lunge und atme einmal tief durch. Verdammt, er hat recht! Aber hätte er das wirklich so machen müssen? Gab es keinen anderen Ausweg? „Fuck.“, fluche ich leise, drehe mich wieder zu ihm um und setze mich zurück auf meinen Platz ihm gegenüber. Ich mustere ihn einen Moment und ich bin froh, dass er mich nicht ansieht. Ja, er hat Recht. Ruffy ist zu weit gegangen. Er weiß, wie stark ich bin und hätte wissen müssen, was passiert. „Denkst du noch an mich?“ Meine Stimme ist ruhig. Das ist meine Art anzugreifen. Sani bewegt sich bei der Frage nicht. Als hätte er es von mir erwartet. Kennt er mich schon so gut? Hat er es geahnt? Der Gedanke macht mich nur noch wütender auf ihn. Er nickt, ohne ein Wort zu sagen. Ich beiße die Zähne zusammen, bis sie knirschen. Ich sehe, wie Sanji eine Gänsehaut beidem Geräusch bekommt, doch er bewegt sich immer noch nicht, betrachtet seine Zigarette in der Hand und schweigt. „Woran denkst du am Meisten?“ Ich spreche leise, ruhig und sicher. Kein Ansatz von Stottern. Nein, jetzt muss ich nicht stottern. Jetzt bin ich jemand anderes. Sanji zieht die Luft einmal in seine Lungen, will etwas sagen, benötigt aber zwei ansätze um es in Worte zu fassen. „Unser letztes Mal.“ „Was genau daran?“ „Du bist in meinen Armen eingeschlafen-„ „Schwachsinn.“ Sanji blinzelt. Er zwingt sich nicht zu mir aufzusehen, aber ich weiß, dass er lügt. „Du denkst darüber nach, wie du es genossen hast. Du weißt, dass du bei mir im Bett gelandet bist und genau da willst du wieder hin.“ Er schüttelt den Kopf, erst sachte, dann stärker. „Nein, so ist das nicht.“ „Du ahnst gar nicht, wie stark das Gefühl werden kann. Das, was du mit mir erlebt hast, war nur ein Bruchteil von dem, was geht. Das weißt du und darum lässt es dir keine Ruhe.“ „Ich denk nicht nur daran.“ „Bist du sicher? Denk nochmal nach. Sag mir nicht, du schließt niemals dein Zimmer ab, wenn es dunkel wird. Sag mir nicht, du denkst nicht an mich, wenn du dich allein auf dein Bett legst.“ Er schweigt. Kann nichts sagen. Er sitzt einfach nur da und schweigt und ich weiß, dass ich Recht habe. „Ich weiß genau, dass du dir wünschst, dass ich dir zusehe. Auch wenn ich dich nicht anfassen würde, würde es dir gefallen zu wissen, dass ich es sehe.“ „Hör auf damit.“ „Was ist los? Glaubst du, ich merke nicht, dass du mich an manchen Tagen nicht ansehen kannst? Ich weiß genau, was du denkst. Glaub nicht, ich würde es nicht wissen.“ Ich habe das gleiche hinter mir. „Wieso machst du das mit mir?“ Sanji unterdrückt ein Zittern, beugt sich halb vorn über und legt die Ellenbogen auf die Tischplatte. Er kann mich nicht ansehen. Er beugt sich nach vorne. Wieso macht er das? Seine Hose wird ihm zu eng. Klar, was sonst. „Geht es schon los?“ Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, als ich ihn so sehe. Ich habe noch immer die volle Kontrolle über ihn. Auch, wenn ich ihn so lange nicht an mich ran gelassen habe, wünscht er es sich noch immer. Ich mustere ihn einen Moment, ehe ich den Kopf über ihn schüttle. „Du bist so-„ „Schieda?“ Ruffy unterbricht mich in einem Ton, den ich sonst nur aus dem Schlafzimmer kenne. Ich zucke zusammen und starre sofort auf die Tischplatte vor mir. Ich kann ihn nicht ansehen und spüre sofort, dass ich rot werde. Es fühlt sich an, als hätte er uns in flagrante erwischt. Wie lange steht er da schon? Auch Sanji dreht sich kurz zur Tür, dann jedoch lieber wieder zur Seite. Er hat auch nicht mit bekommen, dass er da steht. Verdammt. Was hat er alles gehört? „Zorro hat nach dir gefragt. Gehst du kurz?“ Ich nicke sofort, spüre, wie rot ich werde, blicke nicht auf, erhebe mich wortlos, gehe an Ruffy vorbei und aus dem Raum. Ich ziehe die Tür hinter mir zu und lasse die beiden allein. Ich bleibe nicht stehen, gehe den Gang entlang und an Deck. Erst hier kann ich tief durchatmen. Verdammt, das gibt ärger. „D-du wolltest mich s-sehen?“ Zorro räumt gerade ein paar Hanteln zur Seite, er sieht mich nicht an, nickt aber dann kurz. „Sag mal, weißt du, wieso du stotterst? Versteh mich nicht falsch, aber damit erntest du nicht gerade Respekt.“ Bei der Frage beiße ich die Zähne zusammen. Ich habe nicht immer gestottert, das weiß ich. Bis ich sechs war habe ich nie gestottert. Dann hat es angefangen. Von einen Tag auf den anderen habe ich keinen klaren Satz mehr zu Stande gebracht. Aber mal ne andere Frage: Was hat er gegen mein Stottern? Ruffy mag es jedenfalls und auch sonst fanden es meine Ex-Doms nicht schlimm, dass ich mich auch Oral eher Hilflos gezeigt habe. Im Gegenteil. Sie haben es geliebt. Geliebt, genossen und sie wussten, wie sie mich zum Stottern bringen konnten. „Ich m-mag mein Stottern.“ Bei dem Satz sieht mich Zorro von der Seite an, zieht die Augenbraue hoch und mustert mich. Ich nicke nur kurz unterstreichend. „Das bin ich.“ „Okay, dann beschwer dich aber auch nicht, wenn dich keiner so richtig ernst nimmt.“ Mich nimmt keiner ernst? „Hast d-du mit jemand-dem über mich gesprochen?“ „Was? Nein, das ist mir nur so an dir aufgefallen. Wenn es dich nicht stört, okay. Mich würde es verrückt machen.“ Auf die Äußerung hin mache ich einen Schmollmund. Das geht ihn doch gar nichts an. Plötzlich kommt mir ein viel wichtigerer Gedanke. „Hast d-du Ruffy was gesagt?“ „Wegen Gestern? Natürlich nicht. Ich werde es auch keinem anderen sagen. Wäre schön, wenn du es auch für dich behältst.“ Bei seinen Worten fällt mir ein Stein vom Herzen. Zorro kommt erst jetzt zu mir herüber, damit er nicht so laut reden muss. Ich nicke sofort, stutze dann aber doch einen Moment. „Glaubst d-du, es w-was ein Fehler?“ „Ein Fehler? Naja, kommt drauf an. Es ist nicht so, als ob ich es jetzt bereuen würde.“ Ein Glück. Ich auch nicht. Jedenfalls noch nicht. Das kann sich noch ändern wenn ich mit Ruffy rede. Obwohl… Er kann sich ja von Nami trösten lassen. Hey, hör auf so giftig über Ruffy zu denken. Wenn er eine Schlampe ist, dann ist er genauso eine wie ich. Trotzdem. Ach, Mensch. Das ist alles so extrem kompliziert. „Dafür habe ich dich aber nicht her bestellt.“ „Nein?“ Er reißt mich aus meinen Gedanken und ich bin wirklich froh darüber. Ich will gar nicht weiter darüber nachdenken. „Nein, ich wollte dich nochmal fragen, wie du jetzt damit umgehst, dass du diesen Naoki nicht umgebracht hast.“ „Wie i-ich damit umgehe? Ich f-finds klasse, w-was sonst?“ „Das meine ich nicht. Glaubst du immer noch, dass du jemanden töten könntest?“ Ich blinzle. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Hm scheint es sehr wichtig zu sein. Wieso soll ich eigentlich jemanden umbringen müssen? Kampfunfähig reicht doch auch, oder nicht? Meistens jedenfalls. „Reicht e-es nicht, wenn die nicht m-mehr kämpfen können?“ Zorro schüttelt sofort den Kopf, als hätte er mit der Frage gerechnet. „Du wirst dich schnell verteidigen müssen. Glaub mir. Wenn du die ganze Zeit darauf achtest, niemanden zu töten, dann bist du beim Kämpfen zu vorsichtig und bist selbst ein leichtes Ziel.“ Na klasse. Ja, so gesehen hat er schon recht, aber trotzdem. „Ja, oder nein?“ Setz mich doch nicht so unter Druck! Ich senke den Blick, verschränke die Arme vor der Brust und denke angestrengt über die Frage nach. Jemanden töten. Mit meinen eigenen Händen. Als ich Naoki getroffen hatte, habe ich mich so erschrocken, dass mir das Messer aus der Hand gefallen ist. Wenn wir wirklich einmal kämpfen müssen, darf ich nicht einfach so meine Waffe fallen lassen. Das wäre tödlich. Und wenn es hart auf hart kommt, nicht nur für mich. Die anderen müssen sich auf mich verlassen können. Es ist wichtig, dass ich auch auf mich selbst aufpassen kann, als von den anderen abhängig zu sein. Alle hier auf dem Schiff, die gesamte Crew, wir passen aufeinander auf. Aber nicht jeder auf eine Person. Und schon gar nicht auf mich. Wenn das so wäre, bin ich nur Ballast. Trotzdem ist es eine schwere Frage. Naoki ist kein schlechter Mensch. Kaum ein Marinesoldat ist ein schlechter Mensch. Sie haben ehrenvolle Ziele und wollen die Menschen in Sicherheit wissen und die Gesetze verteidigen. Aber wenn sie auf meine Freunde losgehen, auf meine Familie, ist das etwas anderes. Ich werde jeden auf diesem Schiff mit meinem Leben verteidigen. Auch, wenn das heißt, dass jemand anderes sterben muss. Ich werde sie aber vorher immer warnen, sorge dafür, dass sie meine Waffe sehen können, so dass sie ihre nieder legen können und sich ergeben. Wenn ich ihnen diese Wahl lasse, war es ihre eigene Entscheidung, sich mit mir anzulegen. Also nicke ich vorsichtig. „Ganz sicher?“ „Ja. Nicht gerne, aber ja.“ „Gerne sollst du das auch nicht machen. Es geht nur darum, dass du nicht kneifst, wenn es drauf ankommt.“ „N-natürlich. Ich v-versteh schon.“ „Okay. Mehr wollte ich gar nicht hören. Wenn du dich anders entschieden hättest, hätte ich dafür sorgen müssen, dass du auf der nächsten Insel bleibst.“ Er sagt es so sicher, dass ich blinzeln muss. Er hätte mich auf der nächsten Insel zurückgelassen? Einfach so? Naja, okay. Lieber bleibe ich auf der nächsten Insel als für den Tod meiner Freunde verantwortlich zu sein. „Du trainierst heute nicht. Hast du noch Fragen?“ Ich schüttle den Kopf, die Gedanken schon wieder bei Naoki. Wie es ihm wohl geht? Hoffentlich liegt er nicht im Koma. Hoffentlich verrät er mich nicht. Nein, ganz sicher nicht. Er würde sich selbst mit rein reiten. „Willst du über irgendwas reden?“ „Hm?“ Ich schaue zu Zorro auf. Bin ich so leicht zu durchschauen? Aber ich schüttle nur den Kopf, mache mit der Hand eine abwinkende Handbewegung und gehe zur Tür. Nein, reden nicht, aber schreiben. `Hi Sato. Ich weiß, wir haben lange nicht geschrieben, aber ich brauche gerade einen kleinen Rat von dir. Naja, vielleicht möchte ich einfach nur wissen, wie du über alles denkst. Es ist alles sehr kompliziert und vielleicht hattest du es auch schon in der Zeitung gelesen. Erst einmal, mir geht es sehr gut. Jedenfalls körperlich. Es war so: Ruffy hat sich eine Marineuniform besorgt. Du weißt mit Sicherheit, wieso. Wir haben „gespielt“ und er hat mich gefesselt und in dem Moment hat das ganze Schiff gewackelt. Wir wurden geentert und die Marine, so dumm, wie sie sind, haben nicht verstanden, wieso man jemanden aus der eigenen Crew fesselt. Sie dachten, ich sei Ruffys Sex-Sklavin. Kannst du dir das vorstellen? So falsch waren sie zwar nicht, aber sie haben einfach keine Fantasie. Naoki war anders. Naoki ist der Soldat, der mich verhört hatte. Sie haben mir ein Wahrheitsserum gespritzt, habe also alles gestanden, aber sie haben die Zusammenhänge nicht verstanden. Naoki hat es verstanden, weil er selbst war, wie wir. Um ehrlich zu sein war er wie ich. Wir haben uns viel unterhalten, aber nie miteinander geschlafen. Ich habe ihn drei Tage später, zum Schein, geheiratet, damit er Sonderurlaub für seine Flucht von der Marine in Anspruch zu nehmen. Aber Ruffy und die anderen waren noch gefangen und saßen in ihren Zellen. Ich wollte in dem Trubel und der Feier der Hochzeitsnacht zu den Zellen und sie befreien. Ich hätte Naoki mitgenommen, aber er wollte nicht, wollte mich abhalten und es kam zum Kampf. Wenn auch nur kurz. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich es gemacht habe. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, aber auf einmal war überall Blut, Naoki hat mich angesehen und ist zu Boden gefallen. Ich dachte, er stirbt, ich bin in Tränen ausgebrochen und habe nur noch die anderen aus ihren Zellen gelassen. Zorro hat mich aufs Schiff getragen und ich konnte drei Tage nicht essen oder schlafen. Am zweiten Tag hat Ruffy mir gesagt, dass er mit Nami geschlafen hat. Ich weiß bis heute nicht, wie ich darauf reagieren soll. Erst konnte ich es gar nicht. Reagieren. Aber jetzt. Ich weiß nicht. Ich werde immer wütender, wenn ich darüber nachdenke. Ich habe noch nicht mit ihm geredet. Am dritten Tag am frühen Nachmittag kam Zorro zu mir, hat mich dazu gebracht mit ihm zu reden und ich habe ihm alles erzählt. Erst dann konnte ich wieder schlafen. Er war noch da, als ich aufgewacht bin und du kannst dir bestimmt vorstellen, dass wir dann miteinander geschlafen haben. Okay, so offensichtlich ist es nicht, aber ich brauchte jemanden, der bei mir ist. Ich hatte so Angst, dass ich mich von Grund auf verändere, nachdem ich jemanden getötet habe. Dass ich nicht mehr ich bin. Ich musste es tun. Nicht, weil er es war, sondern weil ich es brauchte. Du kennst mich, ich hoffe, du verstehst das irgendwie. Naoki ist, wenn man das glauben kann, was ich der Zeitung steht, nicht gestorben. Ich bin wirklich froh darüber und ich hoffe, er kommt jetzt irgendwie von der Marine weg. Die glauben übrigens jetzt, ich sei Jean Doe und sei von Ruffy entführt worden. Ich bin mal gespannt, was das noch bringt. Jetzt siehst du: Ruffy hat mit Nami rumgemacht, ich hab mit Zorro rumgemacht und eigentlich ist jetzt alles wieder gut, weil ja niemand gestorben ist. Aber ob ich jetzt überhaupt noch hier bleiben kann, oder lieber auf der nächsten Insel bleibe, weiß ich noch nicht. Ich habe es noch niemandem gesagt, aber ich habe wirklich das Gefühl, ich treibe die ganze Crew auseinander. Das will ich nicht. Kannst du mir einen Gefallen tun und auf Fabry Island auf mich warten? Oder ruf unsere Teleschnecke an. Die Nummer ist 777 5329. Frag einfach nach mir, wir können dann reden. Ich brauche dich wirklich gerade als Freund. Wenn du auf Ferry Island auf mich wartest, schreib nicht zurück. Wir treffen uns im Musikzimmer. Da können wir über alles reden, ohne dass ich Angst haben muss, dass irgendwas raus kommt. Ich weiß, du verstehst mich wie immer besser, als ich mich verstehe. Ich freu mich auf dich, und wenn es nur ein Anruf ist. Bis bald. Schieda Valentine. Oder auch Jean Doe.` Ich schreibe den Brief zur Sicherheit noch einmal in Spanisch ab, falte ihn und stecke den übersetzten Brief in einen Umschlag. Nami kümmert sich um die Post, sie kann kein Spanisch. Und bevor ich mit ihr geredet habe, vertraue ich ihr leider nicht mehr so weit, dass ich ihr den Brief einfach so in die Hand drücken könnte. Als der Brief vor mir auf dem Tisch liegt, verschlossen und bereit zum losschicken denke ich noch einmal über die Worte nach, die ich geschrieben habe. Das kann doch nicht mein ernst sein. Das Schiff verlassen. Nein, das ist auch nicht mein ernst, aber das Gefühl ist wirklich da. Sato wird schon eine Lösung finden. Und wenn er sich mit Ruffy und mir an einen Tisch setzt. Hoffentlich wird das nicht die Lösung sein. Auf ein ernstes Gespräch hat doch niemand Lust. Ich lege den Kopf auf die Tischplatte und atme tief durch. Verdammt. Gehöre ich hier eigentlich noch dazu? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)