The Akatsuki Job von 4FIVE ([Itachi x Sakura | modern AU | thriller]) ================================================================================ Kapitel 18: Coup De Théâtre --------------------------- . . Vom Kopf der Treppe aus zu beobachten, wie Sabaku no Temari sich in ihren teuren High Heels abmühte durch die tobende Menge zu stöckeln, war ein Genuss, den nur wenige Dinge hätten übertreffen können. Hinata folgte dem Spektakel mit seichter Genugtuung, die ein wenig an für sie unübliche Schadenfreude anlehnte. Der blonden Staatsanwältin fiel es sichtlich schwer, ihren Kaffeebecher auf ihrer Aktentasche zu balancieren und dabei halbwegs grazil zu wirken, als sie von Flüchen, Schimpfwörtern und Parolen bombardiert wurde. "Wie hat sie es in so kurzer Zeit geschafft, derart viele Menschen zu mobilisieren?", fragte sich Hinata und ergriff Narutos Hand, der neben ihr auf der Bank vor dem Eingang zum Bundesgerichtsgebäude ein packetiertes Sandwich, das er zuvor aus einem der Automaten gezogen hatte, genüsslich verspeiste. Die Verhandlung begann erst in einer halben Stunde; sie hatten noch genügend Zeit, dem Pulk zu frönen. "In Zeiten von Facebook ist ein Flashmob kein Problem mehr." Naruto schob sich den letzten Rest Weißbrot in den Mund. "Ino ist bei Facebook?" "Hinata-chan, jeder ist bei Facebook." Sie zuckte die Schultern über die schlagende Irrelevanz dieses Themas und erhob sich winkend, als Temari es endlich geschafft hatte, sich ihren Weg durch den Protest zu bahnen. Auf halber Strecke wäre sie beinahe von zwei Schildern getroffen worden. Einen Tinnitus hatte sie jedenfalls davongetragen. "Jemand von deiner Bagage hat zu dieser Aktion aufgerufen, nicht wahr, Hinata-san? Das ist ein klarer Verstoß gegen die Anordnung von Richter Yoshioka!" "Ich", bekräftigte Hinata entschieden, "würde lieber den Mund halten, wenn ich keine Beweise vorzubringen habe. Dieser Aufstand wurde über ein soziales Netzwerk organisiert, bei dem ich nicht einmal angemeldet bin. Dieser Protest ist genehmigt und legal. Du kannst den Leuten nicht verbieten, Gerechtigkeit zu fordern. Als Staatsanwältin solltest du was wissen, Temari-san." "Du findest dich wohl komisch, nicht wahr?" "Siehst du mich lachen?" Die Funken, die zwischen ihnen flogen, hätten ein Lauffeuer entfachen können, bevor Temari sich endlich zum Gehen wandte. "Du wirst heute auch nichts zu lachen haben, meine Liebe." "Eingebildete Person", zischte Hinata. Sie ließ sich neben Naruto zurück fallen, der mit wachsendem Respekt vor seiner sonst so geziemten Freundin immer aufgeregter wurde. "Der hast du's gegeben!" "Wie man's nimmt", versetzte sie unzufrieden. "Wir können von Glück reden, dass Ino keine nachtragende Persönlichkeit ist. Sakura meinte, sie habe sofort eingewilligt, als sie ihr die Umstände erklärt hatte. Glücklicherweise hat Ino ihre rosarote Brille noch nicht abgesetzt, durch die sie glaubt, wahre Liebe zu erkennen. Was auch immer Sakura ihr sagte, sie muss es sehr detailreich ausgeschmückt haben, um unser Energiebündel zu diesem Flashmob bewegen zu können. Er ist auf jeden Fall ein voller Erfolg." Inos Parolen schallten über die breiten Treppen, auf denen sie ihr Gefolge angesiedelt hatte. Sprecht frei, wer frei von Schuld ist! Nieder mit Korruption!, war eine ihrer weniger kreativen, aber sachlich kompetenteren Aussagen, die sie durch das Megaphon brüllte. Die Anhänger ihrer Demonstration stimmten ihr lautstark zu. Sie hatten für die Staatsanwaltschaft keinen Platz gemacht, ebenso wenig ließen sie die Geschworenen auf ihrem Weg ins Gerichtsgebäude ungeschoren davon. Sie schrien Itachis Unschuld heraus, appellierten an die Menschlichkeit der Jury, und als Tenten aus dem Hintergrund dem Rest ihrer Geschworenenkollegen "Sie haben recht!" zurief, begann Hinata zufrieden mit der Gesamtsituation ihren eigenen Weg in den Verhandlungssaal. Nach allem, was der Richter ausmachte, war es immer noch die Jury, die das Urteil fällte. Genau die hatte sie gerade mächtig auf ihre Seite gezogen. Und dann war ja auch noch der Notfallplan, der ihr gestern zusammen mit Sakura und Shikamaru eingefallen war. Wenn letzter es rechtzeitig schaffte, diesen Trumpf zu besorgen, war die Sache so gut wie gewonnen. Nun durfte ihnen nur mehr Shikamarus Gemächlichkeit keinen Strich durch die Rechnung machen. . . Itachi saß brav auf der Anklagebank vor der Richterbank, die noch leer war. Der zweite Tag der Verhandlung begann gediegener, da die Medien erst mit Beginn der Verhandlung eingelassen werden sollten, um ungenehmigte Interviewversuche zu verhindern, die von den Gerichtsdienern einige Minuten zuvor erfolgreich abgewehrt worden waren. Noch war der Saal rar besetzt; weder Anwälte, noch Beisitzer waren anwesend und die Amtsbediensteten, die in strammer Haltung die breite Flügeltür bewachten, wurden in juristischen Fällen nicht zur Rate gezogen, weswegen Sakura es als unbedenklich ansah, sich auf den Publikumsplatz, der Itachi am nächsten war, zu setzen. "Es wird alles gut werden", sprach sie ihre Hoffnung aus, mit der sie schon zuvor versucht hatte sich Mut zu machen. Itachi drehte sich nicht um, erkannte ihre Stimme jedoch sofort, was sie auf kleinmädchenhafte Weise freute—was wiederum nicht mit ihrem Selbstbild einer starken Frau zusammenpasste. "Was macht dich da so sicher?" "Hinata und ich haben ein Ass im Ärmel. Mach dir keine Sorgen." "Tue ich nicht", erwiderte er wahrheitsgemäß. Er ließ seine Finger durch die Streben der hölzernen Abtrennung des Gerichtssaals gleiten, wo sie sie in ihre Hände barg. "Aber ich. Und es wäre mir lieber, wenn du nicht ganz so überzeugt von mir wärst. Es macht mir Angst. Ich kann versagen." Itachi wandte sein Gesicht, sodass sie seinen Blick auffangen konnte. "Wirst du nicht. Hab Vertrauen in dich selbst, sonst machst du nur Pferde scheu, die vielleicht gar nicht aufgewacht wären." Sie verzog den Mund zu einem grimmigen Lächeln. "Ja. Vermutlich. Ich werde diesen Fall für uns gewinnen. Ich habe noch nie bei einem Auftrag versagt." "Auftrag?" Dass er nicht enttäuscht zu sein schien, als sie es so betitelte, war keine schöne Erfahrung, doch sie überging dieses unwohlige Bauchgefühl, indem sie seine Finger stärker umklammerte. "Erinnerst du dich? Wer auch immer Hidden Leaf diesen Auftrag erteilt hat, er bezahlt uns dafür, das Akatsuki Mitglied Uchiha Itachi zu töten. Genau das werden wir heute tun." Sofern Shikamaru sich beeilte, schränkte sie in Gedanken ein. Die Anwälte nahmen ihre Positionen ein, der Richter betrat samt dem Vorsitz das Podest und der zweite Tag der Verhandlung begann. . . Hinata staunte nicht schlecht, als sie Shimura Danzō in der hintersten Reihe der Publikumsränge fand. Sai hatte also Erfolg mit seinem Lockversuch gehabt; oder Danzō wäre sowieso gekommen. Soweit Hinata ihn einschätzen konnte, war er ein abscheulicher Mensch, der es genießen würde, sein größtes Opfer für alle Zeit ins Gefängnis wandern zu sehen und seinen ultimativen Sieg über jede Gerechtigkeit zu feiern. So weit würde es nicht kommen. Sie hatte Itachi versprochen, ihn aus diesen Fängen herauszuholen; sie hatte es Sakura versprochen. Hyūga Hinata war kein Mensch, der Versprechen brach. Ganz im Gegenteil: sie war motivierter denn je. Diese Motivation äußerte sich in einer Leichtigkeit, mit der sie die vier heute geladenen Zeugen befragte. Temari hielt sich ausnahmsweise mit Einsprüchen zurück. Die Schelte des Richters hatte wohl Wirkung gezeigt; das war jedenfalls Hinatas freudige Annahme, mit der sie das Kreuzverhör bestritt. Sie stellte sich erst als Irrtum heraus, als der letzte Zeuge wiedergegeben hatte, was er über Uchiha Itachi gehört hatte. Nichts Handfestes. Bis die Staatsanwältin sich erhob. "Euer Ehren, ich bitte, einen weiteren Zeugen vorladen zu dürfen!" Hinata wandte sich überrascht um. "Die Staatsanwaltschaft beliebt wohl zu scherzen, Euer Ehren!", konterte sie. "Auf der Liste standen lediglich diese vier Zeugen!" "Werte Frau Staatsanwältin, diese Verhandlung ist kein interaktives Radio, bei dem man unangemeldet Musikwünsche in den Raum wirft, wenn die Wiedergabeliste bereits feststeht." "Es tut mir leid, aber ich bekam eben erst die Versicherung, dass mein Zeuge auch tatsächlich kommen kann! Ich wollte dem Gericht im Falle einer Absage unnötige Umstände ersparen—" "Euer Ehren, das ist die schlechteste Lüge, die ich jemals gehört habe und ich bin Anwältin!", wandte Hinata aufgebracht ein. Das durfte einfach nicht wahr sein! Diese hinterlistige Schlange! "Die Staatsanwaltschaft versucht offensichtlich meine Verteidigung zu durchbrechen, indem sie ungeladene Zeugen in den Zeugenstand wirft!" "Ich muss der Rechtsanwaltschaft zustimmen", entschied Yoshioka. "Dient denn dieser Zeuge der Wahrheitsfindung?" "Ja, Euer Ehren! Ich versichere, dass er Licht in einige dunkle Ecken bringen kann." Er machte sich flüchtig eine Notiz auf seinem Block. "Lassen Sie die Metaphern lieber, wenn sie mich nicht weiter verärgern wollen. Rufen Sie Ihren Zeugen, aber ich warne Sie: wenn Sie Spielchen mit uns spielen, werden Sie größere Probleme bekommen, als diesen Fall." Hinata erstickte ihren Protest selbst. Eine Entscheidung des Richters anzufechten war eine der ungesündesten Sachen, die sie tun konnte. Stattdessen besann sie sich darauf, den Mann, der eintrat, mit Argusaugen zu beobachten. "Kennst du ihn, Uchiha-san?" "Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen." "Was führt sie bloß im Schilde?" Sie warf einen flüchtigen Blick zu Sakura, die zwischen Naruto und Sasuke—der als entlassener Zeuge heute zusehen durfte—saß und deren Hände sie mit den ihren beinahe zerquetschte. Mit angespannter Haltung lauschte sie dem Kreuzverhör, das schlechter begann, als sie sich vorgestellt hatte, denn dieses Mal blieb Sabaku no Temari ruhig auf einem Punkt inmitten des Gerichtssaals stehen und hielt ein eingetütetes Blatt Papier hoch. "Nennen Sie uns Ihren Namen und Ihre berufliche Tätigkeit", bat sie. "Hyakutake Shinichi. Ich bin leitender Bankangestellter der Federal Fiscal Bank in Ōsaka." "Als solcher, Hyakutake-san, können Sie mir erklären, was ich in den Händen halte?" Er legte seine Fingerspitzen auf der Ablagefläche des Zeugenstandes aneinander. "Eine Transaktionsbestätigung, die belegt, dass an dem angeführten Datum ein gewisser Geldbetrag von einem unbekannten ausländischen Konto auf Uchiha Itachis Konto überwiesen wurde." "Das Datum", donnerte Temaris siegessichere Stimme durch den Saal, "ist der zweite April. Wenige Tage bevor das Anwesen der Uchihas in die Luft gejagt wurde." Sie reichte ihrem Zeugen das Beweisstück, das Hinata noch nie zuvor gesehen hatte. "Einspruch!" Diese sprang auf, wie so oft. Es war schwierig, dem verärgerten Blick des Richters standzuhalten. "Der Verteidigung ist dieses Beweismittel unbekannt! Es wurde nicht zugelassen!" "Es wurde mir erst jetzt zugespielt", behauptete ihre Gegnerin. "So ein Blödsinn!" Yoshioka schlug seinen Hammer auf den Richtertisch. "Mäßigen Sie sich, Frau Rechtsanwältin! Ich denke, ich habe meine Meinung über derartige Spielchen genügend kundgetan." Er wandte sich Temari zu. "Für Sie gilt: provozieren Sie mich nicht auch noch. Ich lasse das Beweisstück zu, aber beeilen Sie sich, ehe ich es mir anders überlege." "Danke, Euer Ehren. Ich fasse mich kurz. Hyakutake-san, welche Personen haben Zugriff auf dieses Konto?" "Der Inhaber." Temari festigte ihre Position vor dem Zeugenstand. "Geht aus diesem Dokument hervor, wer dieser ist?" "Uchiha Itachi." "Wer ist dazu autorisiert, Geld aufzubuchen und abzuheben?" "Ebenfalls der Inhaber. Sämtliche monetären Transaktionen müssen während der Zeichnung mit einem siebenstelligen Sicherheitscode bestätigt werden." Sie hielt ihm den Beleg erneut hin. "Ist ersichtlich, was mit dem Geld geschah?" "Am zweiten April wurden diesem Konto rund dreißig Milliarden Yen gutgeschrieben. Am sechsten April wurde eine identische Summe in bar abgehoben. Von da an kann man die Spur dieses Geldes nicht mehr nachvollziehen." Sakura quetschte Sasukes Hand unabsichtlich. Das hatte Itachi also gemeint, als er sagte, seine Familie habe die halblegalen Fördertöpfe und Sponsorenkonten geplündert. Sie hatte das Geld, das Danzō ihnen und Eisaku gestohlen hatte, also über Itachis Konto verschwinden lassen—ein Konto, auf das nur er Zugriff hatte. Das war schlecht. Wie auch immer Hinata versuchen würde ihren Mandanten aus diesem Dilemma zu ziehen, es würde schwierig werden. Wenn es nicht gar unmöglich war. "Ich habe noch eine letzte Frage an den Zeugen", versprach Temari. Es klang wie die Drohung, als die sie zweifelsohne gemeint war. "Wissen Sie, welcher Tag der sechste April des besagten Jahres war? Nein? Dann werde ich es dem Gericht sagen. Es war jener Tag, an dem Uchiha-san bis zu jener Pressekonferenz vor einigen Wochen untertauchte. Keine weiteren Fragen. Ihr Zeuge, Frau Rechtsanwältin." Hinata nahm genau den Platz ein, den Temari für sich beansprucht hatte. Bloß keine Panik, sagte sie sich wie ein Mantra, das sie vor der drohenden Ohnmacht bewahrte. Sie hatte nicht jahrelang studiert, um wegen eines solch ridikülen Versuchs von Beweislagenmanipulation aufzugeben. Nein, sie war Hyūga Hinata und sie hatte einen Plan. Bevor sie ihre Befragung begann, sah sie zum Eingang; Shikamaru war noch nicht da. Sie würde sich dennoch kurzhalten müssen. Wenn sie versuchte, Zeit zu schinden, würde Yoshioka ihr das Leben noch schwerer machen. Fein. Sie hatte einen Plan B. Sakura würde sie dafür hassen, aber wenn Shikamaru sich nicht beeilte, würde sie eben improvisieren müssen. Vorerst hatte er noch ein paar Minuten. "Können Sie sich daran erinnern, dass mein Mandant an diesem Tag vor über neun Jahren in Ihre Bank kam?" "Nein. Die Buchungen erfolgten standardisiert via Online Banking." "Sie können also nicht mit Sicherheit sagen, dass Uchiha-san das Geld abgehoben hat?" "Einspruch! Suggestion!" Hinata ließ sich nicht beirren. "Zurückgezogen. Hyakutake-san, was benötigt man, um Geld auf dieses spezielle Konto zu buchen und zu beheben?" "Die siebenstellige persönliche Identifikationsnummer, die einem jeden Kunden individuell zugewiesen wird." "Also haben Sie gelogen als Sie sagten, mein Mandant sei der einzige, der diesen Transaktionen zugestimmt haben könnte? Immerhin könnte es über das Internet jeder tun, der diesen Code kennt, nicht wahr?" "Nein! Das heißt, theoretisch ja. Aber diese Nummern sind geheim und werden im Verlustfall nur gegen Vorlage eines Ausweises persönlich ausgehändigt." "Nehmen wir an, mein Mandant sei ein mitteilsamer Mensch, der diese Identifikationsnummer bei ein paar Bier im Kreis der Familie ausgeplaudert hätte, wie würde der Sachverhalt dann aussehen?" "Niemand wäre so dumm—" Der Richter schwang erneut seinen Hammer. "Antworten Sie auf die Frage, sonst lasse ich Sie wegen Missachtung des Gerichts in Haft nehmen." Der Bankbeamte rang einen Moment mit sich. Egal was Temari ihm für seine Präferenzaussage zu ihren Gunsten geboten hatte, ein paar Tage hinter Gitter mitsamt einer Ordnungsstrafe schien es ihm nicht wert zu sein. "In diesem Fall könnte jeder die Buchungen vorgenommen haben. Es passiert oft, dass derartige PINs innerhalb der Familie weitergegeben werden. Im Fall eines vorzeitigen Ablebens des Inhabers oder Situationen, in denen Familienmitglieder Zugriff auf das Vermögen brauchen und der Inhaber nicht sofort erreichbar ist, werden nicht selten Kopien verteilt. Wir als Bank raten strikt davon ab." "Die Möglichkeit besteht also, dass dieser PIN meines Mandanten weitergegeben oder sogar gestohlen wurde?" "Im Prinzip ja." Zufrieden damit drehte sie sich zu Itachi. "Haben Sie der Überweisung des Geldbetrages auf Ihr Konto zugestimmt, Uchiha-san?" Es vergingen taube Sekunden, in denen Sakura Sasukes Hand so fest drückte, dass er stumm aufschrie, sie ihrem Griff entzog und seinen Bruder mit einer subtilen, aber eindringlichen Warnung ansah. Sakura wusste, dass er zugestimmt hatte. Aber jeder Zeuge dafür war tot. Sie sah Itachis aufkommende Bejahung, doch ehe er sie ausgesprochen hatte, bemerkte er Sasukes Blick, in dem mehr lag, als alle anderen verstehen konnten. Alles für Sasuke. Wahrheit oder Lüge, Itachi tat es für seinen Bruder. Und dieser hatte schon so hart dafür gekämpft, ihn in einem guten Licht dastehen zu lassen. "Nein." Erster Meineid. "Haben Sie es abgehoben?" "Nein." Zweiter Meineid. "Wohin ging das Geld?" "Ich habe keine Ahnung." Die Wahrheit. "Einspruch!" Temaris Sessel kippte nach hinten, als sie erregt aufsprang. "Euer Ehren, das ist nicht die Runde des Angeklagten! Er durfte seine Aussage bereits machen! Außerdem gibt es keinerlei Beweise für seine Aussage!"" Hinata machte eine nicht minder erregte Geste. "Ebenso wenig wie für jene, die die Anklage aus dem Zeugen geholt hat, Euer Ehren!" "Meine Damen", sagte Yoshioka samten. Zu samten. "Ich denke nicht, dass Sie schwer von Begrifflichkeit sind, ist diese Annahme korrekt? Dann möchte ich Ihnen nahelegen, sich zusammenzureißen. Es ergeht folgende richterliche Anordnung: die Anwältin des Beklagten soll sich auf den Zeugen beschränken. Sollte der Beklagte etwas hinzuzufügen haben, wird er nach dem Zeugen erneut in den Zeugenstand gerufen. Außerdem werde ich die Aussagen des Kreuzverhörs der Verteidigung nicht zulassen, sofern es keine Beweise dafür gibt. Haben Sie Beweise, Hyūga-san?" Sie schwieg und schickte ein Stoßgebet in den Himmel. Sakura würde sie töten. Nachdem sie ihr stundenlang gedankt hatte. Hoffentlich. "Ja, Euer Ehren. Die Verteidigung ruft Haruno Sakura in den Zeugenstand." . . Den Streit, den Hinata damit lostrat—"Einspruch! Wahllos Zeugen aus dem Publikum in den Zeugenstand zu rufen, ist Zeitschinderei!" und "Die Staatsanwaltschaft tat dasselbe! Sollte mir dieses Recht verwehrt bleiben, weil sie fürchtet, ich könne die Wahrheit ans Licht bringen, die sie seit Tagen zu verzerren versucht?"—bekam Sakura nur am Rande ihrer rauschenden Ohren mit. Haruno Sakura im Zeugenstand? Was sollte sie dort? Itachis geschockter Blick traf sie mit voller Wucht. Mit allem hatten sie beide gerechnet, nur damit nicht. Was zum Henker hatte Hinata vor? Wollte sie Sakura zugunsten ihres Falles auffliegen lassen? Mit welcher Begründung? Mit welchem Ziel? Alles Grübeln brachte nichts. Der Richter hatte die Zeugin zugelassen und Sakura fand sich auf dem Sitz der Zeugenbank wieder. Wie hatten all die anderen vor ihr es nur geschafft, sich nicht zu übergeben? Die vielen Kameras, die Reporter, die Menschen allgemein; neugierige über überraschte und fragende Blicke malträtierten sie. "Bitte?", fragte sie, als sie realisierte, dass sie Hinatas erste Frage überhört hatte. "Haruno-san", wiederholte diese geduldig. "Können Sie uns unter Zuhilfenahme dieses Zettels Erleuchtung in diesem Wirrwarr aus PINs und Geld bringen?" "Ich …" Verdammt, es war nicht die Zeit, nervös zu sein. Sie hatte gar keinen Grund dazu. Zumindest versuchte sie es sich einzureden. Dieser Zettel war eigentlich für Hinatas letzte Zeugin bestimmt gewesen, die Shikamaru herholen sollte. Sie kannte dieses Papierstück—sie hatte es ausgegraben! Bloß nicht die Nerven verlieren, Sakura. Dass Temari keinen Einspruch aufbrachte, machte ihr Mut. "Es sind zwei Kontoauszüge", erklärte sie, als sie sich endlich gefasst hatte. "Die markierten Stellen beweisen, dass dieses Geld ursprünglich den Uchihas gehörte und als Kapitalanlage vorgesehen war. Wie oder warum es auf I—Uchiha-sans privates Konto gelangte, ist nicht nachvollziehbar. Fakt ist aber, dass wenige Wochen nach dieser Abhebung eine ähnlich hohe Summe auf ein Spendenkonto floss, was man im zweiten Kontoauszug sehen kann." "Euer Ehren", rief Hinata plötzlich, "behalten Sie doch Senator Shimura hier. Ich denke, ihn wird interessieren, was meine Zeugin zu sagen hat. Vielen Dank", fügte sie an, als ihn die Gerichtsdiener aufhielten und nach der richterlichen Erlaubnis die Tür blockierten. "Fahren Sie fort, Haruno-san." "Es ist anzunehmen, dass es sich um dasselbe Geld handelte." "Können Sie den Namen des Kontoführers dieses Spendenkontos nennen?" Sakura war keine annähernd so gute Schauspielerin wie Sasuke, doch ihre Pause verfehlte ihre Wirkung nicht. "Shimura Danzō." Überraschtes Murmeln übertönte Danzōs fadenscheinige Rechtfertigung, die Richter Yoshioka mit seinem Hammer jäh beendete. Sakura lachte zufrieden in sich hinein und tauschte einen wissenden Blick mit Hinata aus; sie hatten ihn. "Haruno-san", setzte sie diese fort, "wenn Uchiha-san also nichts mit diesem Geld zu tun hat, wäre es möglich, dass das Konto meines Mandaten ohne dessen Wissen als Transaktionsschiff benutzt wurde, um eine unrechtmäßige Finanzspritze zu Senator Shimuras Wahlkampfkonto hinzuzufügen?" Diese Formulierung war unzutreffend, aber Hinata schien auf etwas hinauszuwollen. Sie nickte Sakura aufmunternd zu, die Wahrheit zu sprechen. Shimura würde sich in seiner eigenen Anklage damit herumschlagen müssen. "Diese Möglichkeit besteht, jedoch ist es sehr viel wahrscheinlicher, dass Senator Shimura das Geld unrechtmäßig stahl, nachdem die Uchihas einen Teil seines Kapitals eingefroren hatten. Legal, versteht sich." "Was passierte weiter mit dem Geld?" Sakura hatte ihren Puls endlich wieder normalisiert; zumindest ansatzweise. Er schlug schneller bei der Vorstellung, tatsächlich gewinnen zu können! "Senator Shimura verwendete es, um zuerst ein Drogenkartell für den Mord an der Familie Uchiha zu bezahlen. Doch er zahlte das versprochene Geld nie aus, da den Beauftragten, einer Organisation namens Oto, zwei Mitglieder entgingen: Uchiha Sasuke, der unbescholtene jüngste Sohn der Familie, und Uchiha Itachi, der diese schmutzigen Details wusste." "Hören Sie das, werte Jury?" Hinata trat mit ausgebreiteten Armen vor sie. "Mein Mandant sollte selbst Opfer dieses Anschlags werden!" "Einspruch! Spekulation!" "Lassen Sie sie ausreden, Frau Staatsanwältin", herrschte Yoshioka sie an. Er beugte sich neugierig ein wenig nach vorne und kratzte sich den schütteren Bart. "Das könnte interessant werden. Hat die Verteidigung denn Beweise für diesen Auftragsmord?" "Wir haben die vereidigte Aussage einer Zeugin aufgenommen, die lange unter Orochimaru arbeitete und bereit wäre, diese Aussage vor Gericht zu wiederholen. Die Staatsanwaltschaft des Kreisgerichts, vor dem ihr Fall verhandelt wird, bot ihr einen Deal an: alle Beweise gegen Orochimaru gegen sieben Monate auf Bewährung. Ihre Aussage bestätigt Haruno-sans Geschichte." "Einspruch!" Temaris Schrei strotzte nur so vor genervter Frustration. "Diese Aussage ist nicht zugelassen!" "Dann lasse ich sie eben zu!" Yoshioka warf ihr einen wütenden Blick zu. "Was steht in dieser Aussage?" Hinata reichte ihrer Zeugin ein Papier, das sie aus ihrer Aktentasche gezogen hatte. "Können Sie die markierten Zeilen vorlesen, Haruno-san?" "Der Kopf Otos, Orochimaru, erhielt am dreiundzwanzigsten März einen Auftrag von Shimura Danzō. Sie trafen sich in einem Bordell, um über die Konditionen zu verhandeln. Shimura sollte Oto eine erhebliche Summe Geld zahlen, sobald er den gesamten Uchihaklan ausgelöscht hatte." "Lesen Sie auch den angestrichenen Text auf der anderen Seite vor. Die Aussage dieser Zeugin ist sehr detailliert." Sakura blätterte um. "Nachdem Orochimaru-sama das Anwesen in die Luft jagen hatte lassen, verweigerte Shimura allerdings die Auszahlung des versprochenen Geldes, solange die beiden Söhne noch lebten." Sie legte Karins Aussage beiseite—sie hatte gewusst, dass diese Frau noch nützlich werden würde—und sah abwartend zu Hinata, die ihren nächsten Zug bereits ausformuliert hatte. "Was passierte stattdessen mit dem Geld, das Senator Shimura dieser Organisation schuldig war?" "Es wurde mehreren Assasinengruppen überwiesen; unter anderem der ANBU, die Hoshigaki Kisame tötete und Uchiha Itachi so wie auch mich selbst umbringen wollte." "Gibt es dafür Beweise?" Es war Richter Yoshioka, der fragte. "Nur meine Erinnerungen, Euer Ehren. Aber für den Auftrag, der an eine andere Gruppe ging." Ihre Freunde würden sie dafür hassen. Töten. Folter. In nicht unbedingt dieser Reihenfolge. "Hidden Leaf ist eine weitere Hitmangruppe, die für den Mord an Uchiha Itachi engagiert wurde. In ihrem Büro liegt ein schriftlicher Vertrag vor, der eine Ausschüttung von sechzig Millionen Yen nach erfolgreichem Abschluss von Senator Shimuras Konto auf das von Hidden Leaf festhält. Außerdem wurde eine mündliche Vereinbarung über genauere Konditionen abgeschlossen, die beweist, dass das Geld tatsächlich für den Mord an Uchiha Itachi gezahlt werden sollte." Hinata hörte, wie sich die Tür zum Verhandlungssaal öffnete und atmete erleichtert aus. Der Fall war entschieden. "Haben Sie diese Verträge abgeschlossen, Haruno-san?" "Nein." "Einspruch!", schallte Temari in altbekannter Manier. "In diesem Fall basieren die Verträge auf Hörensagen! Wenn die Zeugin nicht direkt an deren Abschließung beteiligt war, kann ihr Inhalt nicht vor Gericht gewertet werden!" "Stattgegeben. Verschwenden Sie nicht unsere Zeit, Frau Verteidigerin." "Jawohl, Euer Ehren. Ich habe nur eine letzte Frage an die Zeugin: wer schloss diese Verträge ab?" Sakura machte erneut eine Pause, diesmal länger als die erste. "Senju Tsunade." Hinata wandte sich zufrieden an das Richtergremium. "Vielen Dank, Haruno-san. Die Verteidigung ruft Senju Tsunade in den Zeugenstand!" . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)