Loving You Is Killing Me 2 von Shunya (Liebe? Aber klar doch!) ================================================================================ Kapitel 11: ... wenn man sich zum Anbeißen findet. -------------------------------------------------- Der Abend endet damit, dass Jörg lauter Nummern zugesteckt bekommt und andauernd angesprochen wird. Mit uns wechselt er kaum ein Wort. Liegt wohl auch daran, dass wir ihn jedes Mal vorwurfsvoll ansehen. Letztendlich war es aber seine Entscheidung. Was passiert ist, ist passiert. Auch wenn es keiner von uns nachvollziehen kann, wieso er sich darauf eingelassen hat. Musste er sich etwas beweisen? Oder war er scharf auf das Preisgeld? Auf dem Heimweg herrscht komplette Funkstille. Jack spricht überhaupt nicht mehr, seit der Liveshow und Jörg klagt immerzu über seinen schmerzenden Hintern. Wir nehmen uns ein Taxi und fahren nach Hause. Irgendwann in der Nacht wache ich auf. Meine Zunge klebt am Gaumen und der Mund ist staubtrocken. Im Dunkeln fische ich nach meiner Boxershorts und ziehe sie mir über. Leise, um Pete nicht zu wecken, schleiche ich zur Tür und laufe durch den Flur Richtung Küche. Im Wohnzimmer scheint noch Licht. Ich gehe zur angelehnten Tür und sehe das Flackern des Fernsehers durch die Scheibe hindurch. Ich drücke die Tür auf und luge ins Zimmer. Jörg liegt auf dem ausgezogenem Sofa und wimmert. Heult er etwa? Ich lausche angestrengt und will gerade den Raum betreten als ich hastig inne halte. Schreck lass nach! Wieso ist Jack bei ihm?! Ich bekomme leider nicht mit, worüber sie reden. Heimlich beobachte ich sie. Jack sitzt mit angezogenen Beinen neben Jörg und krault ihn am Kopf. Mich beschleicht das Gefühl, dass Jack doch mehr für Jörg empfindet als er zugeben will. Leise flüstert er auf Jörg ein, was mich schläfrig macht. Ich hocke mich hin und lehne die Stirn an den kühlen Türrahmen. Ich döse weg und wache erst wieder auf, als sich die Tür öffnet. „Ewan, was machst du hier?“, fragt er mich leise und zieht mich hoch. „Schlafen...“, brumme ich müde und lehne mich an Jack. Schön warm ist er. Jack schleppt mich zurück in mein Zimmer und verfrachtet mich zu Pete ins Bett, an den ich mich sofort ankuschele und nur noch am Rande wahrnehme wie Jack mir durch die Haare streicht und mir die Bettdecke über den Körper zieht. Einige Stunden später wache ich auf. Die Sonne scheint durch meine schwarzen Vorhänge und erhellt das Zimmer ein wenig. Pete schläft noch tief und fest. Ich stehe auf, lasse ihn in Ruhe und gehe aus dem Raum. Im Haus ist es noch ruhig, also gehe ich mal davon aus, dass Jörg und Jack noch schlafen. Als ich ins Wohnzimmer komme, staune ich nicht schlecht. Jörg und Jack scheinen sich ja ein ganz schönes Stück näher gekommen zu sein und so langsam frage ich mich echt, was zwischen den beiden abgeht. Die Decke ist zur Seite gerutscht, so dass man die nackten Leiber der beiden Jungs doch ganz gut sehen kann. Sag bloß, die hatten in der Nacht noch ein Techtelmechtel? Grinsend gehe ich ins Wohnzimmer und trete Jack in den Arsch. „Hey, seit wann bist du vom anderen Ufer?“, frage ich ihn belustigt. Jack grummelt und dreht den Kopf zu mir herum. „Was soll der Scheiß?“, meckert er verschlafen. „Seit wann stehst du auf Männer?“, frage ich ihn und gehe in die Hocke. „Wieso?“ „Na, guck doch mal, wer neben dir liegt.“ Ich deute hinter ihn und so folgt Jack meinem Wink. Als er Jörg erblickt, erstarrt er zur Salzsäule. Entgeistert sieht er mich an. „Habe ich etwa...?“ „Das möchte ich wissen. Wie viel hast du gestern Abend getrunken?“ „Ach, scheiße! Ich habe wirklich mit ihm...!“, entfährt es Jack. Er steckt den Kopf ins Kissen und stöhnt laut auf. „Ich schätze mal, Jörg wird diese Nacht nicht so schnell vergessen, immerhin steht er auf dich!“ Grinsend strecke ich Jack die Zunge heraus. Der blickt zu mir auf und seufzt. „Ich habe gestern mit ihm geredet. Er wollte mir nicht sagen, wieso er das getan hat. Vielleicht wollte er mich eifersüchtig machen oder so? Keine Ahnung, jedenfalls hat er nicht locker gelassen und dann habe ich es wohl einfach mit ihm getan...“ Jack sieht zu dem Jungen, der sich leicht neben ihm regt. Jörg schlägt die Augen auf und blinzelt ein paar Mal. Er gähnt und sieht dann zu uns. „Morgen.“ Wir schauen ihn gespannt an. „Was ist?“, fragt er verständnislos. „Kannst du dich noch an letzte Nacht erinnern?“, fragt Jack. „Letzte Nacht...?“ Jörg zieht sich die Bettdecke über den Kopf. „Erinnere mich bloß nicht daran!“ „Ich mache Kaffee!“, meine ich und erhebe mich. Jack lächelt mir zu. „Prima Idee!“ An der Tür sehe ich noch einmal kurz zurück. Jörg schaut unter seiner Decke zu Jack und nuschelt irgendetwas, woraufhin Jack lächelt. Möglicherweise bleibt es bei dem One-Night-Stand. Es sei denn Jack gesteht sich irgendwann noch mal ein, dass er den Jungen wahrscheinlich doch mag. Ich gehe in die Küche und denke an den Abend zurück. Kopfschüttelnd hole ich die Kaffeekanne aus dem Schrank. Das war wirklich was. Ich hätte nicht gedacht, dass es so was in einer Bar geben würde. Ich muss Pete unbedingt mal fragen, wie er die Bar überhaupt gefunden hat und auf was für Seiten er sich herum treibt. Pete hat da wirklich einen sehr eigenwilligen Geschmack. Als Pete auch endlich wach ist, setzen wir uns alle auf das Sofa. Jack und Jörg haben sich ohnehin noch keinen Zentimeter vom Fleck bewegt seit sie wach sind. Genüsslich trinken wir unseren Kaffee und linsen alle neugierig zu Jörg. „Also? Wie war es?“, fragt Pete neugierig, weil er es scheinbar genauso wenig aushalten kann wir Jack und ich. „Wie war was?“, brummt Jörg. „Der Sex vor all den Leuten und vor allem mit dem Stripper!“, meint Pete und beugt sich gespannt vor. Jörg verzieht sein Gesicht. „Noch mal mache ich es garantiert nicht. Ist scheiße, wenn einem alle dabei angaffen! Ich hätte es mehr genossen, wenn wir alleine gewesen wären. Der Kerl war nicht übel...“, meint er mit einem Seitenblick auf Jack. „Mit dir war es besser...“, nuschelt er und trinkt hastig seinen Kaffee. Jack grinst triumphierend. Pete und ich sehen uns vielsagend an. Wenn sich da mal nicht zwei gefunden haben. „Wieso hast du es überhaupt gemacht? Um Jack eifersüchtig zu machen?“, fragt Pete. Jörg grummelt leise. „Keine Ahnung, ich war irgendwie angepisst. Ich habe niemanden gefunden, der sich auf mich einlassen wollte und wer weiß, wann ich wieder Sex haben würde. Ich hätte ja nicht gedacht, dass ich gleich zwei Mal in einer Nacht gevögelt werde!“ „Glückspilz...“, meint Pete und sieht ihn begeistert an. „Hey!“, murre ich. „Du hattest auch deinen Spaß!“ „Schon, aber mit dir. Jörg hat mit zwei Fremden geschlafen, die beide heiß aussehen!“, meint Pete ungerührt. „Danke!“, meint Jack lachend. Schmollend sehe ich Pete an, der sich an meine Schulter lehnt. „Keine Sorge, du bleibst meine Nummer eins!“ „Na, hoffentlich!“, erwidere ich ein wenig gekränkt. Grinsend beugt Pete sich vor und gibt mir einen Kuss. „Ich entschuldige mich heute Nacht ausführlich bei dir.“ Zufrieden trinke ich meinen Kaffee. Damit ist die Welt für mich wieder in Ordnung. Na ja, fast. Die Woche beginnt damit, dass ich meinen Job verliere. Mit offenem Mund starre ich meinem Chef hinterher, der mich längst vergessen hat und einigen Mitarbeitern Anweisungen gibt. Meine erste Kündigung, die gesessen hat. Anscheinend ist jemand wie ich überflüssig in so einem Laden. Geknickt verlasse ich den Friseursalon und ohne noch mal einen Blick zurück zu werfen gehe ich heimwärts. Mein Weg führt mich allerdings nicht zu meinem Haus, sondern zu der Bushaltestelle. Der Bus fährt gerade ein und so nutze ich die Gelegenheit und fahre zur Buchhandlung. An der Haltestelle steige ich aus, renne zur Ampel, warte darauf, dass sie auf grün springt und überquere hastig den Zebrastreifen. Ich laufe die Straße runter und bleibe vor dem kleinen Laden stehen. Tief durchatmend sehe ich hinein. Ich erblicke Joseph und öffne die Tür. Das Glöckchen ertönt und so sieht er auf. „Hallo, Ewan!“, grüßt Joseph mich lächelnd und kommt zu mir. Kurz umarme ich ihn. Mahabba liegt bequem auf dem Tisch mit den neuen Büchern und stört sich nicht daran, dass sie ihre Haare darauf verteilt. „Wie geht’s dir? Du warst eine ganze Weile nicht hier!“, meint Joseph und wuschelt mir durch die Haare. „Ganz gut. Ich bin meinen Job los.“ Ich ringe mir ein Lächeln ab, auch wenn mir ganz und gar nicht danach ist. Am liebsten würde ich mich jetzt unter meiner Bettdecke verkriechen. „Ach herrje! Was ist passiert?“, fragt Joseph besorgt und fährt sich mit der Hand über den Nacken. Ich zucke mit den Schultern. „Ich war denen wohl nicht nützlich genug.“ „Und dann wirst du einfach gefeuert?“, meckert Joseph und schüttelt verständnislos den Kopf. „So was! Das können die doch nicht machen!“ Scheinbar ja doch. „Hast du Durst?“, fragt er und geht nach hinten in den Laden. Ich folge ihm. Joseph öffnet die Tür und geht durch den kleinen Raum zur Pantryküche, öffnet den Kühlschrank und holt den Orangensaft heraus. Er gießt uns zwei Gläser voll und reicht mir eines. „Das Gehalt ist jetzt weg. Ich weiß gar nicht wie ich über die Runden kommen soll. Ich will meine Eltern nicht anpumpen, auch wenn sie mich unterstützen würden. Ich will nichts mehr mit ihnen zu tun haben!“, murre ich und trinke einen großen Schluck. „Hm... Suchst du dir einen neuen Job?“ „Ja, was bleibt mir anderes übrig?“ Dann fällt mir etwas ein. „Sag mal, Pete hat noch nicht mit seinen Eltern gesprochen oder?“ Joseph schüttelt den Kopf. „Nein, er sträubt sich immer noch. Er hat wohl wirklich Angst, dass sie ihn nicht so akzeptieren werden wie er ist. Ich kann es verstehen. Er hängt sehr an unseren Eltern. Er will sie nicht verlieren, also geht er selbst auf Abstand, um nicht verletzt zu werden.“ „Er kann sich doch nicht ewig davor drücken!“ „Tja, Pete sieht das wohl anders.“ Joseph lacht und trinkt seinen Orangensaft. „Ah! Da bist du ja wieder!“ Synchron sehen wir zur Tür. Pinkfarbenes Kleid, rote Locken, Sommersprossen. Den halben Meter würde ich überall erkennen! Mir fällt meine Lieblingsmethode ein. Renne um dein Leben! Dazu muss ich allerdings an ihr vorbeikommen und das ist schier unmöglich, wenn die Kleine hartnäckig im Türrahmen steht und mir den Weg versperrt. Grinsend zieht sie ein Buch hinter ihrem Rücken hervor. „Vorlesen!“, fordert das kleine Monster mich auf. „Was? Nein, darauf habe ich jetzt echt keinen Nerv!“, meine ich abwehrend und sehe hilfesuchend zu Joseph, der pfeifend den Blick abwendet. Verräter! „Also gut, was hast du denn diesmal an Land gezogen?“, frage ich sie und setze mich auf die Couch. Sofort kommt das kleine Mädchen zu mir, setzt sich schwungvoll neben mich und pfeffert mir begeistert das Buch auf den Schoß. Ein kleines dickes Pony schaut mich an. „Ein Pferdebuch?“, frage ich sie jammernd. „Lies vor!“, meint sie bestimmend und schlägt mir das Buch bis zur ersten Seite auf. Sie zeigt auf den ersten Satz, sieht mich auffordernd an und bläst die Backen auf. Neben mir sitzt ein kleiner Frosch. „Also gut...“ Seufzend sehe ich zu Joseph, der mich vergnügt ansieht und widme mich dem Kinderbuch. „Katrin ist elf Jahre und darf das erste Mal Urlaub auf einem Bauernhof machen. Früh am Morgen packt sie alles in die Reisetasche. Ihre Reitkleidung, ihr rotes Lieblingskleid und die weißen...“ - „Was will sie denn mit einem Kleid auf dem Bauernhof, dass wird doch dreckig?!“, unterbricht mich die Rothaarige empört. „Na ja, vielleicht gibt es ja einen Tanzabend oder so was?“, erwidere ich schulterzuckend. „Lies den Satz noch mal vor, aber mit pink! Pink mag ich nämlich am liebsten!“ „Aber das Kleid ist rot.“ Verwirrt sehe ich zu ihr. „Pink! Es ist pink! Jetzt ist es pink!“, meint sie stur. „O-okay... Ihre Reitkleidung, ihr pinkfarbenes Lieblingskleid und die weißen Schuhe. Katrins Mama kommt hoch und bringt die Reisetasche nach unten. Das Gepäck wird im Auto verstaut...“ - Laaaaaangweilig!“, meint meine Kommentatorin und zappelt mit den Beinen. „Was ist denn jetzt?“, frage ich sie erstaunt. „Ich will zu der Stelle mit dem Pony!“, murrt sie und zieht einen Schmollmund. Hilfesuchend sehe ich zu Joseph, der sich das Lachen verkneifen muss. „Gut, dann eben das Pony!“, murre ich und suche die Seite im Buch raus. Ich sehe es schon kommen, das dünne Buch kauen wir ausführlich von vorne bis hinten durch... Völlig fertig schließe ich die Haustür auf und schleppe mich ins Haus. Wie kann es nur so anstrengend sein, einem Kleinkind ein Buch vorzulesen?! Ich will niemals Kinder haben, soviel steht schon mal fest! Und Ponys auch nicht! „Hallo? Ist jemand da?“, rufe ich in die Stille hinein. Petes schaut von der Küche zu mir in den Flur. „Ich bin hier.“ Ich gehe zu ihm, nachdem ich meine Schuhe ausgezogen habe. „Du kochst? Du kannst kochen?“, frage ich ihn erstaunt. „Ein bisschen.“ Pete grinst. Ich trete hinter ihn, schlinge meine Arm um seinen Bauch und bette meinen Kopf auf seine Schulter. Pete lehnt seinen Kopf an meinen und gibt die Spaghetti in das erhitzte Wasser. „Ich habe meinen Job verloren. Mir wurde heute gekündigt.“ Pete dreht den Kopf ruckartig in meine Richtung. „Was? Wieso?“, fragt er mich bestürzt. „Tja, lästiges Personal wird nicht gebraucht. Schon gar nicht das Mädchen für alles.“ Ich seufze und schmiege mich an ihn. „Jetzt muss ich mir was Neues suchen.“ „Du findest schon was.“ Aufmunternd sieht Pete mich an und dreht sich ein wenig in meiner Umarmung, um mich zu küssen. Ich schließe die Augen und ziehe ihn fester an mich. Petes Hand berührt mich an der Wange und sein Daumen streichelt langsam über meine Haut. Meine Hand wandert unter sein Shirt und fährt über seinen warmen schlanken Bauch. „Ich mache essen...“, murmelt er gegen meine Lippen. Schön für ihn, dass hält Pete trotzdem nicht davon ab mich zu küssen. „Munterst du mich gerade auf?“, frage ich ihn und greife in seinen Schritt. Pete lächelt und schiebt mir die Zunge in den Mund. Ich gehe rückwärts und lasse mich samt Freund auf den Stuhl sinken. „Funktioniert es denn?“, fragt Pete, während ich seine Hose öffne. „Mhm... bei dir immer!“, murmele ich und suche wieder nach seinen Lippen. Meine Hand wandert derweil flink in seine Hose. „Jungs, ich bin wieder da!“, höre ich Jacks Stimme und die Tür, die ins Schloss fällt. Seufzend lasse ich von Pete ab, der seine Hose schließt und zurück zum Herd geht. Ich bleibe sitzen. Jack kommt in die Küche. „Hey!“, meint er und guckt Pete über die Schulter. „Deine Wangen sind ja ganz rot. Habt ihr wieder gefummelt?“, fragt er lachend. Pete zieht einen Schmollmund. „Mieses Timing!“, murre ich und sehe zu Jack auf, den das nicht im Geringsten stört. „Und? Wie steht es mit dir und Jörg?“, fragt Pete neugierig. Jack sieht zu ihm und setzt sich mir gegenüber an den Tisch. „Tja, seit dem Wochenende hatten wir ehrlich gesagt keinen Kontakt mehr.“ Pete und ich sehen ihn erstaunt an. „Guckt nicht so! Es war nur ein Mal und wir waren beide betrunken.“ „Aber er fährt total auf dich ab und in der Bar warst du auch ziemlich am brodeln vor Eifersucht!“, rede ich auf ihn ein. „Reg dich ab, Ewan! Es war nichts Ernstes.“ Jack erwidert meinen missmutigen Blick genervt. „Weiß Jörg das auch?“, fragt Pete ihn. Jack nestelt an seinem Lederarmband. „Wahrscheinlich nicht.“ „Also macht er sich immer noch Hoffnungen? Sag ihm lieber gleich, dass du nichts von ihm willst!“, erkläre ich empört. „Sag bloß, du traust dich nicht!“, meint Pete lachend. „Du doch auch nicht!“, murrt Jack, sieht ihn wütend an und verschwindet aus der Küche. Ich sehe zu Pete auf, der ihm versteinert nachsieht. „Pete, er hat es nicht so gemeint, dass weißt du!“ Ich greife nach seiner Hand, doch Pete entzieht sich mir. „Ja, aber er hat Recht...“, murmelt er leise. Ich starre auf seinen Rücken und seufze. „Vielleicht ist Jack nur verwirrt. Möglicherweise hat es ihm ja doch gefallen und er muss sich erst mal klar werden, ob er nicht vielleicht auch auf Männer steht?“, vermute ich. Pete sieht mich mit verzogenem Mund an. „Meinst du?“ „Möglich wäre es. Was in seinem Kopf vorgeht, weiß ich leider nicht.“ Grinsend streckt Pete mir die Zunge raus. Nach dem Essen, gehe ich auf den Balkon, telefoniere kurz mit Sarah, die zurzeit viel um die Ohren hat und erzähle ihr das nur Nötigste. Danach rufe ich notgedrungen meine Mutter an. „Hey...“ Ich lausche ihrer Stimme und sehe den Kindern auf dem Spielplatz zu. „Mum? Ich habe meinen Job verloren.“ Ich kratze mit dem Nagel an einer Stelle des Balkons herum, wo die weiße Farbe bereits ein wenig abblättert. „Ja, das ausstehende Gehalt bekomme ich noch... Weißt du, ich versuche einen Job zu kriegen. Wenn... wenn ich es nicht schaffe... I-ist nicht so wichtig, Mum. Ich schaffe das schon. Bye.“ Ich lege auf und starre mein Handy an. „Sieht so als, als hätten wir zurzeit alle ein kleines Problem, das wir mit uns herumtragen.“ Ich sehe zur Tür. Jack kommt mit zwei Bierflaschen auf den Balkon und lehnt sich über das Geländer, während er mir eine Flasche reicht. „Ja...“ Ich tue es ihm gleich, setze die Flasche an den Mund und trinke einen Schluck. „Pete macht das schon. Er braucht nur ein wenig Zeit.“ „Ich weiß, ich wollte ihn nicht vor den Kopf stoßen. Es ist ein großer Schritt für ihn.“ Jack lächelt mir zu. „Du findest auch noch einen neuen Job und sobald du deine Ausbildung machst, bekommt du regelmäßig dein Gehalt. Du bekommst ja auch Unterstützung und zur Not kannst du immer noch deine Eltern anrufen, wenn es knapp wird.“ Ich lege den Kopf schief und schaue auf den bewölkten blauen Himmel. „Du magst Jörg schon irgendwie oder?“, frage ich Jack. Er knabbert auf seiner Unterlippe. „Diese Nacht mit ihm... es hat mich irgendwie nicht gestört mit einem Mann zu schlafen. Als wäre es genauso normal wie mit einer Frau. Für mich war da kein allzu großer Unterschied, verstehst du?“ „Bist du bi?“ „Möglich. Ich denke schon.“ Jack nickt nachdenklich. „Ich habe ihn gern, aber ich weiß nicht, ob ich auch bereit bin, eine Beziehung mit einem Kerl zu führen. Ich war ziemlich lange mit Melissa zusammen, weißt du? Und dann ist Jörg plötzlich da und hängt immer wie eine Klette an mir. Er hat schon was an sich, aber ich weiß nicht...“ „Verstehe schon. Nur, warte nicht zu lange. Er ist einsam und da wird er sicher nicht ewig auf dich warten.“ „Ja, er ist ziemlich sprunghaft!“, meint Jack lachend. „Wusstest du, dass er was von mir wollte?“, frage ich ihn grinsend. „Allerdings war er etwas zurückhaltender als bei dir. Er hat wohl schnell begriffen, dass ich Pete nicht verlassen würde.“ „Sag mal, du und Pete... Wie habt ihr euch kennen gelernt?“ „Wir kannten uns schon aus der Schule, waren aber nicht unbedingt dicke Freunde. Er war halt langweilig in meinen Augen. Irgendwann hatte ich so einen absolut irren Traum, in dem ich ihn geheiratet habe und habe mir dauernd versucht einzureden, dass ich ihn nicht mag, aber während der Zeit habe ich mich unbewusst in ihn verknallt und als ich es dann realisiert habe, war es schon zu spät. Er stand die ganze Zeit auf mich und es hat lange gedauert, bis ich mir eingestehen konnte, dass ich ihn wirklich liebe. Nur seine Brille nicht, die ist scheußlich!“, erzähle ich. „Meckere nicht immer über meine Brille!“, vernehme ich Petes Stimme hinter mir. Jack und ich drehen uns um. Pete kommt zu uns auf den Balkon und umarmt mich von hinten. „Erzähl ihm nicht nur die schönen Seiten. Du hast mich an der Bushaltestelle blamiert und zutiefst verletzt und im Laden meines Bruders hättest du mich beinahe vergewaltigt!“, meint er schmollend. „Wow! Ewan, das hätte ich von dir gar nicht gedacht!“, meint Jack lachend. „Du bist ja ein richtiger Draufgänger!“ „Ach was. Ewan steht übrigens nur auf mich!“, erzählt Pete stolz. „Wie kommt das?“, will Jack grinsend wissen. „Ich stehe auf Mädchen, aber Pete ist eine Ausnahme.“ „Ich habe meinen eigenen Hetero~! Ach was bin ich froh~!“, singt Pete lachend. Kopfschüttelnd trinke ich mein Bier und bemerke wie Jack uns beobachtet. Lächelnd sehe ich zu ihm, während Pete sich eng an mich kuschelt. Ein paar kleine Katastrophen, mehr nicht. Wer hätte gedacht, dass noch einige größere Probleme auf uns zukommen würden, die unsere Beziehung auf eine harte Probe stellen würden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)