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Black Cat and White Wolf

von

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Kapitel 1: Pick up

Ich wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen, als man mich mit eiskaltem Wasser überschüttete. Ich öffnete meine Augen und blickte in das hämisch grinsende Gesicht meines Wärters. Ja, ihr habt richtig gehört, Wärter. Ich sitze nicht im Gefängnis oder so, nein, ich wurde versklavt und nun behandelt man mich wie ein Tier. Der Mann, der mich zu einer Sklavin machte nennt sich Justin Light, laut seinen Worten bin ich seine Trophäe. „White Wolf“ nennt er mich, warum hat er noch nie gesagt. Es interessiert mich auch nicht. Ich bin ungerne in seiner Nähe, denn das bedeutet meist, dass ich Arbeit habe. Ich bin sein Mädchen für alles, ich stehle, ich entführe, ich transportiere gestohlene Ware und ich töte.
 

Er droht damit meinen Bruder zu töten sollte ich mich nicht fügen. Ein weiterer Eimer eiskaltes Wasser wird über mich gegossen, mit einem hasserfüllten Blick wende ich mich wieder dem Wärter zu. Dieser zuckt zusammen als ihn mein Blick trifft. „Nun mach schon du dreckige Töle, den Boss lässt man nicht warten.“ Langsam rapple ich mich auf und gehe Richtung Zellentür, ich achte gar nicht weiter auf den Wärter. Er befestigt eine schwere Kette an meinem Halsband und führt mich nach draußen. Er scheint es wirklich eilig zu haben, denn er macht sich nicht die Mühe mir auch die anderen Fesseln anzulegen.
 

Mit dem Lift fahren wir aus dem Untergrund ins oberste Stockwerk. Vor einer schweren Tür übergibt mein Wärter die Kette einem Mann im schwarzen Anzug, leicht verwirrt hebe ich eine Augenbraue. Mein Wärter verschwindet wortlos wieder im Lift. Normalerweise übergibt man mich keinem Fremden, der Mann öffnet die Tür und betritt den Raum dahinter. Weit kommt er jedoch nicht, ich bin ihm nicht in den Raum gefolgt, da ich nicht weiß ob ich dieser Person folgen darf. „Kira, ist schon in Ordnung, du kannst ihm folgen“, höre ich Lights Stimme sagen. Mit gemächlichen Schritten gehe ich auf Light zu, er sitzt mit seinem üblichen gehässigen Grinsen an seinem Schreibtisch. Der Mann im Anzug befestigt meine Kette an der Vorderseite von Lights Schreibtisch.
 

„Wie es aussieht hast du heute dein Bad schon genommen, Kira. Wie dem auch sei, es gibt Arbeit für dich. Du wirst die nächsten Wochen woanders verbringen. Ich werde dich wie üblich später abholen.“ Kaum hat Light mir dies gesagt wird auch schon die Tür hinter mir geöffnet. Einen Angriff erwartend stelle ich mich schützend vor Light und starre den Eindringling knurrend an. „Ganz ruhig Kira, dass ist dein Herr für die nächste Zeit.“, stellt mir Light den Neuankömmling vor. Ich nehme mir Zeit um die Person vor mir zu mustern, bevor ich meine Verteidigungsposition vor Light aufgebe. Er hat braunes Haar, goldene Augen, ist gut gebaut und hat eine unheimliche Aura. „Kira, sitz! Ich habe mit Mr. Heartnet noch etwas zu besprechen.“ Ein Augenrollen unterdrückend lasse ich mich neben den Schreibtisch auf den Boden sinken. Das könnte jetzt etwas dauern, so wie ich Light kenne, doch wie es aussieht hat mein „Herr auf Zeit“ anderes im Sinn.
 

Er überreicht Light einen Brief und macht Anstalten nach meiner Kette zu greifen. Unsicher ob ich ihn gewähren lassen soll oder nicht knurre ich ihn kurz an und weiche etwas zurück. Light liest währenddessen den Brief und schreit dann aufgebracht, “Kira, was ist das für ein Benehmen! Du hast ihm zu gehorchen!“ Verwirrt von diesem kleinen Wutausbruch seitens Lights vergesse ich auf Heartnet zu achten, was diesem die Zeit gibt meine Kette zu nehmen. Mit einem kräftigen Ruck gibt er mir zu verstehen, dass ich mitkommen soll. Schnell bin ich auf den Beinen und folge ihm aus Lights Büro. Vor dem Fahrstuhl bemerke ich wie mich Heartnet aus den Augenwinkeln mustert, nachdem er seinen Blick wieder abgewandt hat höre ich ein leises, verächtliches Schnauben. Er scheint nicht viel für unterwürfige Sklaven übrig zu haben.

Wir fahren mit dem Fahrstuhl in die Tiefparkgarage, von dort aus fahren wir mit einem schwarzen Cadillac nach draußen. Durch die getönten Scheiben beobachte ich neugierig das Treiben der Menschen. Ich komme leider nicht oft dazu mich an der frischen Luft zu bewegen, meist bin ich im Untergrund unterwegs oder nachts als Accessoire mit Light auf irgendwelchen Partys.
 

Ein ersticktes Lachen lässt mich in meinem Tun innehalten, fragend schaue ich Heartnet an. 'Hat er eben gelacht?' Auf seinem Gesicht, das bis eben noch eine ausdrucklose Maske getragen hat, sprüht mir nun Belustigung entgegen. Sobald er jedoch bemerkt hat, dass ich ihn beobachte verschwindet dieser Ausdruck von seinem Gesicht und nur mehr ein fröhliches Funken in seinen Augen bleibt zurück. Verwirrt lege ich den Kopf auf die Seite. 'Warum unterdrückt er seine Gefühle? Vor allem mir gegenüber? Hat er Angst dass ich ihn ausspioniere?' Nachdem er keine Anstalten macht mir sein Verhalten zu erklären wende ich mich wieder den Menschen außerhalb des Autos zu. Leider ist unsere Fahrt viel zu schnell vorüber und wir halten, wie könnte es anders sein, in einer Tiefparkgarage.
 

Nachdem wir ausgestiegen sind, spüre ich wieder einen kräftigen Ruck an meiner Kette. Dieser Kerl hat echt Kraft, mich aus dem Gleichgewicht zu bringen ist nicht einfach. Schnellen Schrittes führt er mich in einen stockdunklen Raum. 'Testet er mich jetzt oder was wollen wir hier?' Ich höre mehrere Personen atmen und spüre eine gewisse Mordlust um mich herum. Ein riesiger Bildschirm flackert vor uns auf, „Heartnet, ist das die besagte Person?“ „Ja das ist Kira, die weiße Wölfin“
 

Der alte Mann auf dem Bildschirm mustert mich kritisch. Unsicher wie ich mich zu verhalten habe, baue ich mich zu meiner vollen Größe auf und setze meinen mordlustigsten Blick auf. Das scheint den Alten zu gefallen, mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck wendet er sich wieder Heartnet zu. „Soweit ich informiert bin, bist du nun ihr zeitweiliger Herr, das bedeutet du wirst sie zu allen deinen zukünftigen Aufträgen mitnehmen. Sie wird dir sicher eine große Hilfe sein. Mr. Light sagte er würde sie in ein paar Wochen wieder abholen. In der Zwischenzeit könnten wir mit ihr verfahren, wie wir wollen.“ Bei den Worten des Alten wird mir übel, '„in der Zwischenzeit können wir mit ihr verfahren wie wir wollen“ Das gefällt mir gar nicht! Was hat sich Light dabei gedacht?'
 

Mehrere Scheinwerfer werden eingeschaltet, unter jedem steht eine Gestalt. Eine blonde Frau tritt auf uns zu, für mich sieht sie wie ein Engel aus. „Gute Arbeit, Train, ich hoffe sie wird uns keine Schwierigkeiten machen“ 'Train? Komischer Name' Ein Schmunzeln kann ich mir nicht verkneifen, anscheinend findet er es beleidigend, denn plötzlich entflammt eine mordlustige Aura hinter mir. Mit einem desinteressierten Blick möchte ich mich umdrehen, werde jedoch von der blonden Frau daran gehindert. Mit beiden Händen greift sie nach meinem Gesicht und unterzieht es einer genauen Musterung.
 

Train jedoch wirft einen genervten Blick hinter sich. 'Dieser Typ zeigt hier Gefühle und mir gegenüber ist er wie ein Eisblock? Was ist denn mit dem?' Offensichtlich zufrieden lässt die Frau mein Gesicht wieder los, „Train, bring sie in ihr Quartier und sorge dafür, dass sie alles hat, was sie braucht. Morgen werden wir uns über deine nächsten Ziele unterhalten.“ Diesmal bin ich auf den Ruck an der Kette vorbereitet, Train führt mich zu einem sehr edel eingerichteten Zimmer. Er entfernt die Kette von meinem Halsband und legt sie auf eine Kommode neben der Tür.
 

'Hier soll ich wohnen?' Überwältigt drehe ich mich im Kreis, ein strahlendes Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. Erneut höre ich ein leises Lachen, schnell drehe ich mich um und blicke in das lachende Gesicht von Train. Diesmal macht er sich jedoch nicht die Mühe es zu verbergen. „Brauchst du noch etwas? Ansonsten würde ich jetzt gehen und dich dann holen wenn wir einen Auftrag haben.“ Unsicher was ich jetzt antworten soll, fällt meine Antwort anders aus, als Train es wohl erwartet hätte, „Wasser, Fleisch und etwas Kleidung, Herr.“ Sofort ist nichts mehr von seiner Belustigung zu sehen, Wut zeichnet sich scharf auf seinem Gesicht ab. „Mein Name ist Train. Ich verlange von dir das du mich so ansprichst, hast du das verstanden?“ Etwas überrascht von diesem schnellen Emotionswechsel nicke ich zögerlich. 'Was habe ich denn jetzt falsch gemacht?' Train entspannt sich etwas, „Ich werde dafür sorgen dass du etwas zu essen und zum Anziehen bekommst. Wasser findest du dahinten im Kühlschrank.“ Er deutet auf einen kleinen Schrank neben dem Bett. Nachdem er das gesagt hat, verlässt er ohne ein weiteres Wort den Raum.

Stay

Seltsamer Typ. Das wird nicht einfach. Naja, was soll‘s, wenigstens haben sie mich nicht in eine Zelle gesteckt so wie Light. Kurz nachdem er gegangen ist, betritt ein blonder Riese das Zimmer, wortlos stellt er eine Tasche am Boden ab und kommt auf mich zu. Was wird das denn jetzt? Als er mich in eine Ecke gedrängt hat, packt er mich am Hals und beginnt mich zu würgen. Hat der ein Rad ab? Da ich nicht genau weiß, wen ich vor mir habe, beschließe ich ihn nicht zu töten, sondern ihn einfach nur ruhig zu stellen. Blitzschnell winde ich mich aus seinem eisernen Griff und attackiere seine Druckpunkte um ihn zu paralysieren. Zu meinem großen Missfallen schaffe ich es nur ihn leicht zu lähmen, er hingegen scheint darüber überrascht zu sein. Leicht geduckt bereite ich mich auf einen Kampf vor, ich habe den Eindruck als wolle mich dieser Riese testen. „Aufhören!“ Auf Trains Befehl hin breche ich meinen Angriff ab und entferne mich vom dem Blonden. Dieser lehnt mit einem immer noch leicht überraschten Gesichtsausdruck an der Wand. Hat der echt gedacht ich bin so wehrlos? Fragend zieht Train eine Augenbraue in die Höhe und blickt dabei den mir fremden Mann an. „Befehl von Saphiria, um sicher zu gehen dass du die Kleine unter Kontrolle hast. Nicht, dass dieser Light sie irgendwie fernsteuert und sich so einen Vorteil uns gegenüber verschafft.“ „Als ich sie abgeholt habe war sie total nass, Belze, ich glaube kaum dass sie irgendein technisches Gerät bei sich hat.“ „Ferngesteuert war nicht unbedingt wörtlich gemeint, aber ja auch das haben wir in Betracht gezogen. Man kann diesem Mann nicht trauen, jemand der Menschen zu Kampfsklaven macht muss man im Auge behalten.“ Mich danach zu fragen würde zwar um einiges schneller gehen, aber darauf kommen die zwei jetzt nicht oder? Woher wissen die eigentlich so viel über Light? Nicht wirklich am weiteren Verlauf des Gespräches interessiert wende ich mich der Tasche zu die dieser Belze mitgebracht hat. Neugierig öffne ich diese und verteile ihren Inhalt auf dem Bett. Von wem auch immer diese Ansammlung an Kleidungsstücken stammt, dem möchte ich nicht im Dunklen begegnen. Angefangen bei unterschiedlichen Varianten von Halsbändern mit Nieten über hautenge Jeans hin zu bauchfreien Tops ist alles dabei. Selbstverständlich befindet sich in diesem Sammelsurium auch Unterwäsche, diese will ich im Moment allerdings nicht näher in Augenschein nehmen. Als ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Unterhaltung der beiden richten wollte spüre ich das jemand hinter mir stand. Langsam drehe ich mich um, hinter mir steht Belze. Seinem Blick nach zu schließen würde er mich wohl am liebsten auf der Stelle umbringen, doch er tut es nicht. Ob ich das Train‘s Anwesenheit oder der Tatsache verdanke dass ich sie mich brauchen weiß ich nicht, es hat mich auch nicht zu interessieren. Eine plötzliche Bewegung seinerseits, lässt mich irritiert in eine Verteidigungshaltung switchen. Von meinem Misstrauen offensichtlich überrascht, stoppt er. „Du brauchst vor Belze keine Angst zu haben, er wird dir ab jetzt nichts mehr tun.“ Nicht wirklich überzeugt schaue ich zu Train, nur das belustigte Funkeln in seinen Augen zeigt mir das er meine Reaktion lustig findet. Findet er es wirklich amüsant dass ich Belze misstrauisch gegenüber bin nach seiner Aktion vorhin?Langsam entspanne ich mich wieder und reiche Belze meine Hand. Dieser schmunzelt über mein Verhalten und schüttelt meine Hand. „Nichts für ungut aber wir mussten auf Nummer sicher gehen.“ Scheint doch kein so übler Kerl zu sein, bei dem gilt wohl harte Schale weicher Kern. Ein sanftes Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht, mit einem Nicken zeige ich ihm, dass ich verstanden habe.  Ohne weitere Erklärung lässt er meine Hand los und verlässt dann den Raum. ‚Sind die alle so schweigsam und kryptisch?‘ „Du wirst diesen Raum ohne mich oder einen Befehl von mir nicht verlassen, haben wir uns verstanden?“ Oha, wie es aussieht will Train gleich einige Regeln aufstellen, vermutlich um irgendwelchen Unklarheiten vorzubeugen. ‚Gewissenhafter Kerl.‘ Mit diesem Gedanken drehe ich mich wieder zu ihm um und sehe ihn an, er scheint etwas verstimmt zu sein. ‚Vermutlich glaubt er, er hat jetzt einen Klotz am Bein. Dann wollen wir uns mal von unserer besten Seite zeigen.‘ „Verstanden…..Train“ Sicher bin ich mir nicht, doch mir war so als ob ein winziges Lächeln über sein Gesicht gehuscht wäre.

 Als auch er gegangen ist wende ich mich wieder dem Inhalt der Tasche zu die Belze gebracht hat. ‚Als erstes sollte ich mich wohl umziehen, in den noch nicht ganz trockenen Sachen hol ich mir sonst noch den Tod.‘ Suchend blicke ich mich um. ‚Da niemand außer mir mehr hier ist könnte ich…‘ Mein Blick fällt auf die Tür die ich bisher nicht beachtet habe, vorsichtig öffne ich diese, nicht dass ich Train‘ Verbot gleich missachte. ‚Nein wie nett, ein Badezimmer. Diese Art der Unterbringung gefällt mir immer mehr.‘ Ich suche mir aus dem Sammelsurium auf dem Bett Unterwäsche, ein Top und eine Hose danach gehe ich ins Bad, entledige mich meiner alten Klamotten und stelle mich unter die Dusche. ‚Wie lange ist es wohl her dass ich mir diesen Luxus gönnen konnte? Wie es meinem Bruder wohl geht… Nein hör auf, denk nicht an ihn. Du machst es dir damit nur schwerer.‘ Während das warme Wasser auf mich herabrieselt betrachte ich die unterschiedlichen Shampoos näher. ‚Wenn ich die benutze rieche ich ja wie eine Blumenwiese. Je nach Auftrag macht das dann mehr Probleme als dass es hilfreich ist. Bei Gelegenheit werde ich das Train oder wenn es sein muss Saphiria sagen, die scheint ja hier das „Oberkommando“ zu haben.‘ Ich suche mir die nicht so intensiv riechenden Shampoos aus und seife mich gründliche ein, wer weiß wie lange ich hier sein werde oder wann ich wieder die Möglichkeit habe mich so angenehm zu waschen. Sauber und entspannt steige ich aus der Dusche und wickle mich in ein flauschiges Frotteehandtuch. Nun nehme ich mir die Zeit und sehe mich etwas genauer um, es scheint für so ziemlich alles vorgesorgt worden zu sein. Nachdem ich mich abgetrocknet habe, ziehe ich gemütlich an. Meine alten Sachen lege ich auf einen Wäschekorb, ob ich sie wegwerfen soll oder nicht weiß ich nicht. Wieder zurück in meinem neuen Zimmer betrachte ich die verschiedenen Halsbänder, Light hat mir ein schlichtes Lederhalsband angelegt. ‚Ob er Train gesagt hat dass er es austauschen kann wenn er will? Oder haben die geglaubt das Halsband war meine Idee…‘ Kaum habe ich es mir auf dem Bett bequem gemacht, geht auch schon wieder die Tür auf.

 ‚Wie war das mit „ich hole dich sobald wir einen Auftrag haben“? Warum kommen dann ständig Leute herein? Bin ich etwa die neue Hauptattraktion?‘  Zum zweiten Mal heute stehe ich nun schon einem fremden Mann im Anzug gegenüber. Misstrauisch verfolge ich jede seiner Bewegungen, er hat ein Tablett mitgebracht. Was sich darauf befindet kann ich mir schon denken, Train hatte mir ja gesagt, dass er sich darum kümmern würde, dass man mir etwas zu essen bringt. Ohne ein Wort zu sagen stellt der Fremde das Tablett auf den kleinen Tisch und verlässt darauf hin ‚mein‘ Zimmer wieder. Neugierig und etwas hungrig stehe ich auf und gehe zu dem Tisch. Auf dem Tablett finde ich einen Teller mit einer anscheinend noch heißen Suppe, einem kleinen Teller Rohschinken und etwas Weißbrot. Kurz überprüfe ich wie warm die Suppe noch ist, bevor ich auch schon an meinem Finger nuckelnd den Teller wütend anstarre. ‚Verdammt nochmal, das ist ja kochend heiß. Wer soll denn das essen können, wollen die mich ärgern in dem sie mir Essen bringen das zu heiß ist um gegessen zu werden?‘ Schließlich siegt der Hunger und ich belege mir einige Brote mit dem Schinken, die Suppe lasse ich stehen, irgendwann wird sie schon essbar sein. Genießerisch verschlinge ich ein Brot nachdem anderen. ‚Endlich wieder wie ein Mensch behandelt zu werden ist schön, schade nur dass es nicht lange so bleiben wird. Es wird mir schwer fallen mich wieder an die Gegebenheiten bei Light zu gewöhnen.‘ Beinahe hätte ich meine Zelle als ‚mein Zuhause‘ bezeichnet, es ist zu lange her dass ich frei war. ‚Was ist heute nur mit mir los? So sentimental bin ich doch sonst nicht?‘ Nachdem ich nun die Brote und den Schinken aufgegessen habe, versuche ich vorsichtig einen Löffel Suppe. In der Zwischenzeit ist sie zumindest zu weit abgekühlt dass man sie essen kann ohne sich die Zunge zu verbrennen. Nachdem der Teller leer ist stelle ich alles wieder zurück auf das Tablett. Fast so als wollte mich mein Schicksal verhöhnen fällt mein Blick auf den digitalen Wecker auf dem Nachtkästchen. ‚Vier Jahre… Vier Jahre lebe ich nun schon in Gefangenschaft als ‚sein‘ Sklave. So lange ist das nun schon her… Fällt mir schwer das zu glauben, aber es muss wohl stimmen. Man verliert völlig das Zeitgefühl wenn man wie ein Tier behandelt und weggesperrt wird.‘ Ich spüre wie sich die Trauer um den Verlust meiner Freiheit und meines Bruders in mir breit macht. Ich habe mir nie die Zeit genommen um darüber nachzudenken oder meinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Light hätte das nur ausgenutzt, er hätte es mich spüren lassen. Aber jetzt wo ich mich in einem augenscheinlich sicheren Raum befinde lasse ich es zu, dass man zumindest die Trauer in meinem Gesicht sieht. Viele Tränen blieben seit meiner Gefangennahme ungeweint, auch jetzt halte ich sie zurück. Wer weiß wer mich hier beobachten kann, zu groß ist mein Misstrauen und meine Vorsicht. Ich mache es mir auf dem Bett bequem, jetzt werde ich dann wohl meine Ruhe haben. Vielleicht wird nochmal jemand kommen und das Tablett holen, vielleicht aber auch erst morgen. Langsam beginne ich mich zu entspannen, es ist seltsam wieder ein ‚Zeitgefühl‘ zu haben. Zu wissen wie spät es ist und seinen Alltag danach auszurichten. Soll ich noch warten ob Train oder einer der anderen beiden bei mir vorbeischauen? Es hat auf mich den Eindruck gemacht als würden sie meist im Schutz der Dunkelheit arbeiten, nicht nur wegen ihrer dunklen Uniform sondern auch wegen ihrer Ausstrahlung. Solche Leute würden tagsüber zu sehr auffallen und Aufmerksamkeit kann sich negativ auf bestimmte Aufträge auswirken, dass weiß ich aus Erfahrung. ‚Lange werde ich wohl nicht mehr wachbleiben können, das Bett ist sehr gemütlich. Es macht ohnehin wenig Unterschied ob ich jetzt schlafe und wach werde sobald jemand das Zimmer betritt oder noch warte ob etwas passiert. Wach werde ich dann sowieso.‘ Daraufhin lasse ich mich von der Müdigkeit überwältigen und schlafe langsam ein.

First Day

Lange lies man mich aber nicht schlafen. Zumindest meinem Gefühl nach nicht. Ich war mir nicht mehr ganz sicher wie spät es war als ich eingeschlafen bin.
 

Geweckt wurde ich nicht mit der üblichen "kalten Dusche", sondern von einer Hand an meiner Schulter. Im ersten Moment völlig verwirrt, war ich versucht meinen vermeintlichen Angreifer das Handgelenk zu brechen. Als Warnung für das nächste Mal sozusagen.
 

Ich besann mich jedoch eines besseren, schließlich war diese Variante des Weckens meiner Meinung nach angenehmer als ein Eimer Wasser, und nahm mir ein paar Sekunden Zeit um mir den Schlaf aus den Augen zu blinzeln damit ich sehen konnte wer mich geweckt hatte.
 

Zu meinem Erstaunen war es Train der mich geweckt hat. Etwas verwirrt darüber, dass er selbst gekommen war um mich zu wecken wartete ich auf eine Reaktion seinerseits. Entweder wusste er nicht viel über mich oder ich hatte ihn nicht gehört. Seinen Gesichtsausdruck nach wartete er zumindest nicht auf eine Antwort, aber er schien auch nicht zu wissen das man mich nicht einfach so wecken sollte wie er es eben getan hatte. Aber nachdem ihm ja nichts passiert war würde er mich wohl weiter so wecken. Mehr ließ er sich aber auch nicht anmerken.
 

"Geh dich duschen. Ich leg dir in der Zwischenzeit deine Sachen aufs Bett. Wenn du angezogen bist, komm nach draußen. Ich warte vor der Tür. Nimm dir aber nicht zuviel Zeit," Sprachs und damit wurde ich vom Bett gehoben und Richtung Bad gestoßen.
 

'Freundlichkeit scheint der ja wohl auch nicht wirklich wichtig zu finden. Das Light ein Aas ist, ist ja wohl kaum zu übersehen, aber ich hatte doch so ein kleines bisschen Hoffnung, dass es ein paar nettere Gestalten in der Unterwelt gibt. War wohl umsonst. Tschüss Hoffnung, ich hoffe dein Tod war nicht allzu schmerzvoll.'
 

Mit einem mehr als nur leicht angesäuertem Blick in seine Richtung, welcher wirkungslos verpuffte, öffnete ich die Tür zum Bad.
 

Um ehrlich zu sein war das für mich mittlerweile Luxus. Ich wurde zwar jeden Morgen mit einem Eimer Wasser geweckt und wenn ich etwas gepflegter aussehen sollte in eine Wanne mit kaltem Wasser gesteckt, aber warmes Wasser oder Zeit gemütlich zu duschen hatte ich schon lange nicht mehr.
 

Dementsprechend freute ich mich auf eine Dusche, mit hoffentlich warmen Wasser. Schnell war ich aus den Sachen geschlüpft, die ich bis eben noch getragen hatte. Mein Schamgefühl musste ich notgedrungener Weise zum größten Teil ablegen. Hat mich oft genug in Schwierigkeiten gebracht und solange mir die Wärter mir vom Leib blieben konnte ich mit wenig Kleidung am Leib leben.
 

Probeweise stellte ich die Dusche auf heiß und drehte sie dann auf. Zu meiner großen Freude war das Wasser wirklich heiß. Schnell regulierte ich die Temperatur so, das sie angenehm war und begann mich zu waschen.
 

'Ob das nun so eine Art Morgenritual wird solange ich hier bin? Das Duschen werde ich auf alle Fälle vermissen.'
 

Obwohl ich wusste, dass ich mich beeilen sollte, nahm ich mir doch die Zeit um das warme Wasser zu genießen. Um Train nicht allzu sehr zu verärgern und später Schwierigkeiten mit Light zu riskieren, beschloss ich mich dann doch zu beeilen. Nachdem ich mich nach dem Duschen auch noch in ein kuscheliges Handtuch gehüllt hatte, fühlte ich mich zum ersten Mal seit Langem so richtig sauber und entspannt. Um nicht eine nasse Spur zu hinterlassen wickelte ich auch meine Haare in ein Handtuch.
 

Zu meinem Leidwesen war durch meine doch vermutlich ziemlich heiße Dusche die Raumtemperatur im Bad doch ziemlich angestiegen, was ich beim öffnen der Badtür zu spüren bekam. Ein kleines Frösteln schüttelte mich ehe ich mich auf dem Weg zum Bett machte um zu sehen was Train für mich ausgesucht hatte.
 

Allem Anschein nach verstand er nicht viel bis gar nichts von Mode und schon gar nichts von Unterwäsche. Schulterzuckend ergänzte ich was er vergessen hatte und schlüpfte in die bereitgelegten Sachen.
 

Und wirklich, als ich die Tür öffnete und mich kurz umsah lehnte Train gelangweilt an der Wand. Ob ich jetzt zu lange gebraucht habe oder ob das einfach seine Art war konnte ich nicht sagen.
 

"Du bist fertig. Gut, dann fangen wir mal an. Saphiria hat sich bei Light beschwert, dass du offensichtlich so schlecht verpflegt wirst. So lange du bei uns bist wird dir entweder Essen gebracht oder du wirst abgeholt. Dein Outfit kannst du dir selbst zusammenstellen sofern ich dich nicht wecke. Das bedeutet entweder für den Auftrag bekommst du spezielle Sachen gestellt wie ein Ballkleid oder so, oder deine Klamotten müssen genug Platz bieten für gewisse Dinge, die du transportieren sollst. Saphiria oder ich werden dir für die jeweiligen Aufträge das Nötigste erklären. Bis wir dich besser einschätzen können darfst du dein Zimmer nicht ohne Begleitung verlassen, später ändert sich das vielleicht. Hängt von deinem Verhalten ab."
 

Es schien als ob er normalerweise nicht so viel reden würde, zum Ende hin wurde er immer leiser bis sein Monolog mehr gemurmelt als gesprochen war. Ich meine auch ein gemurmeltes 'Warum muss ich ihr das alles erklären. Saphiria macht das doch sonst so gerne.' gehört zu haben.
 

'Scheint nicht gerade ein Leutemensch zu sein, soll mir recht sein. Besser er ist ruhig als er quatscht mich voll.'
 

Während er mir im groben erklärt hat wie mein Tagesablauf aussehen wird so lange ich bei dieser Organisation bin fühle ich mich mehr wie auf einem Wandertag. Nachdem wir unzählige gleichaussehende Gänge entlang gegangen sind, treffen wir Belze und Saphiria wieder.
 

"Heartnet, unterwegs um deinem Haustier die wichtigsten Regeln zu verdeutlichen? Vergiss nicht ihr zu erklären wer wir sind und, das Angriffe gegen unsere Mitglieder schwer bestraft werden."
 

Ein leichter Schauder läuft mir über den Rücken als ich Saphirias Lächeln sehe. Als ich jedoch Trains missmutiges Gesicht sehe muss ich einen Lachanfall unterdrücken. Belze beobachtet das ganze offenbar unbeteiligt, jedoch scheint er meine Versuche keine Reaktion zu zeigen genauestens zu verfolgen.
 

'Sind die nur in der gleichen Organisation oder stehen die sich näher. So wie Saphiria sich benimmt sollte man meinen die kennen sich alle schon länger. Aber Trains Verhalten gerade scheint mir dafür zu distanziert. Ich hoffe ich kann mich auch in Zukunft beherrschen, ich möchte nicht wissen was mir blüht wenn ich den Falschen auslache.'
 

Train und Saphiria scheinen noch irgendetwas besprochen zu haben, denn er nickt zustimmend.
 

'Hoffentlich muss ich das jetzt nicht wissen. Vielleicht hat sie ihm aber auch nur gesagt wie er bald seinen...unseren nächsten Auftrag erwarten kann.'
 

Belze beugt sich zu Saphiria herunter und flüstert ihr etwas ins Ohr, währenddessen trifft ihr Blick den meinen. Es heißt ja, die Augen seien Fenster zur Seele. Aber wenn dem so ist, dann ist ihre Seele einer der finstersten Orte, die ich je gesehen habe. Train setzt sich wieder in Bewegung, nicht jedoch ohne den beiden zuzunicken. Da ich ja so frei heraus als Haustier bezeichnet werde, mache ich mir nicht zu Mühe Respekt zu zeigen und beeile mich daher, Train in diesem Labyrinth nicht aus den Augen zu verlieren.
 

Unzählige dunkle, jedoch gut ausgestattete Räume, Folterkammern, Zellen und Besprechungsräume später schwirrt mir der Kopf. Mir wäre es lieber gewesen, wenn wir diese Tour gelassen hätten und Train mir stattdessen nur kurz erklärt hätte für welche Organisation ich im Moment arbeite. Warum ich so viel über diese Organisation wissen muss will mir nicht in den Kopf. Mir ist da allerdings ein Muster aufgefallen, was die Mitglieder betrifft und da Saphiria etwas davon gesagt hat, dass Angriffe gegen Mitglieder dieser Organisation schwer bestraft werden, wäre es wohl besser dies zu vermeiden.
 

Die ganze Zeit über, die Train und ich unterwegs waren, fühlte ich mich beobachtet. Nicht nur von Train, sondern von jemanden, der sich im Schatten versteckt hielt. Mir war klar, dass mir hier nicht alle, oder besser gesagt nur sehr wenige freundlich gesinnt waren. Diese Leute schienen zumindest zu wissen 'was' ich bin und den Blicken nach war jemand wie ich hier nicht gerne gesehen. Gedankenverloren folgte ich Train wohin auch immer er zu gehen schien.
 

Überraschend blieb er jedoch vor mir stehen. Beinahe wäre ich in ihn hineingelaufen. Kaum, dass ich die Möglichkeit gehabt hätte zu fragen was das jetzt so plötzlich soll, sehe ich, dass und jemand den Weg versperrt.
 

"Train, wie schön das ich dich hier treffe. Ich hatte mich schon gefragt ob die No. 1 dich schon wieder fortgeschickt hatte. Aber stattdessen scheint sie dir einen Klotz ans Bein gebunden zu haben."
 

Bevor ich an mir halten kann, knurre ich diesen ungehobelten Kerl an. Train scheint über sein Erscheinen auch nicht gerade erfreut zu sein.
 

"Kira, lass das."
 

Mehr als nur widerwillig höre ich auf ihn anzuknurren. Diesen Kotzbrocken würde ich gerne mal zu einer Runde "Fangen" in den Ring einladen. Danach wüsste er genau, was für ein Klotz am Bein ich bin. Zu gerne würde ich ihn mit meinen Blicken durchbohren, aber Train stellt sich zwischen uns.
 

"Lass sie Creed. Sie ist auf Befehl der Ältesten hier."
 

Über Trains Schulter hinweg kann ich Creeds Mienenspiel beobachten. Erstaunen, Wut, Unverständnis und Wahnsinn blitzen auf, bis wieder dieses schmierige Grinsen sein Gesicht ziert. Er scheint keine so hohe Position zu haben wie Train, seine Ausstrahlung lässt mich jedoch darauf schließen, dass er ein guter Sparingspartner wäre. Wäre er nicht so ein Charakterschwein. Train hingegen verspannt sich, ob ich das als Zeichen deuten soll dass Creed mich grundlos attakieren könnte oder, dass er so wenig wie möglich zu tun haben sollte weiß ich nicht.



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