Ein Leben wie dieses von Juju ================================================================================ Kapitel 37: Tai im Kleiderschrank --------------------------------- Samstag, 21. Oktober 2006   „Braucht ihr noch Hilfe?“ Tai streckte seinen Kopf in Karis Zimmer und musterte sie und T.K. fragend. Kari schüttelte den Kopf. „Nee, das schaffen wir allein. Ist ja nicht so viel.“ „Na gut. Ich bin dann jetzt mal weg. Feiert nicht so viel“, sagte er und wollte gehen, doch Kari hielt ihn auf. „Wohin gehst du denn eigentlich?“, fragte sie neugierig. „Zu Mimi. Nachhilfe und so“, erklärte er schulterzuckend. „Nachhilfe? Es ist Samstagabend.“ Kari hob eine Augenbraue und auch T.K. zog eine skeptische Miene. Es wussten doch mittlerweile alle, dass Mimi seit dem Vorfall mit Matt in der Schule von ihren Eltern bewacht wurde wie ein wertvoller Schatz von einem Drachen. Und außerdem war Mimi sonst immer zu den Yagamis gekommen, weil ihre Eltern Tai nicht in der Wohnung haben wollten. „Ja, aber seit der Suspendierung kommt sie noch schlechter in Mathe mit, weil sie sich den Stoff der Woche allein erarbeiten musste. Deswegen gibt’s jetzt ein bisschen mehr zu tun“, berichtete Tai. „Und jetzt macht's gut. Feiert nicht so wild.“ Wenig später hörten T.K. und Kari die Wohnungstür ins Schloss fallen und waren allein. „Es ist echt cool von Tai und deinen Eltern, dass sie dich hier allein lassen, damit du deinen Geburtstag feiern kannst“, meinte T.K. „Ich glaube, das ist ihnen allen lieber, als wenn ich heimlich in irgendeinen Club gehe“, antwortete Kari kichernd und verteilte ein paar Kerzen auf dem Fensterbrett. „Kommst du noch mit in die Küche? Wir müssen noch die Snacks vorbereiten, bevor die anderen kommen.“ Sie gingen in die Küche, holten die einzelnen Zutaten für Karis Snacks aus dem Kühlschrank und suchten sich Schneidebretter und Messer. Eine Weile schnitten sie beide schweigend Gemüse und hingen jeder ihren eigenen Gedanken nach. „Danke, dass du mir beim Vorbereiten hilfst. Ohne dich würde das alles doppelt so lange dauern“, sagte Kari schließlich. „Kein Problem. Mach' ich doch jedes Jahr“, erwiderte T.K., als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. „Naja, aber nach all dem Stress der letzten Wochen...“ „Ach, vergessen wir das doch endlich. Ist alles vorbei.“ Sie sahen sich über den Tisch hinweg an und lächelten flüchtig.   _   Nervös ging Mimi in ihrem Zimmer auf und ab und wartete auf das Klingelzeichen. Noch konnte sie nicht so ganz glauben, was sie hier im Begriff war zu tun. Sie hatte die Gunst der Stunde genutzt, dass ihre Eltern heute Abend ausgingen und Tai eingeladen unter dem Vorwand, mit ihm Mathe machen zu wollen. In Wirklichkeit hatte sie jedoch etwas völlig Anderes im Kopf. Ihre Idee war dumm und konnte gründlich schief gehen. Und selbst, wenn sie funktionierte, konnte es passieren, dass sie sich selbst unglücklich damit machte. Denn der Plan für heute Abend war: Tai betrunken machen, um mit ihm zu schlafen, ihn damit von Sora abzulenken und ihn dazu bringen, sich in Mimi zu verlieben. So viel konnte schief gehen. Vielleicht würde er nicht mit ihr trinken wollen, oder wollte selbst betrunken nicht mit ihr schlafen, oder er würde hinterher sagen, dass das ein riesiger Fehler gewesen sei. Es war wahnwitzig und würde vielleicht Mimis Herz brechen. Doch wie sie vor einer Weile mit Matt festgestellt hatte, hatte sie nichts zu verlieren. Das Verhältnis zu Tai war ohnehin angespannt, seit sie ihm gesteckt hatte, dass sie in ihn verliebt war. Also konnte sie auch ruhig etwas so Bescheuertes riskieren. Er konnte anscheinend kaum weniger an ihr interessiert sein, als er ohnehin schon war. Endlich klingelte es, sodass Mimi zusammenzuckte. Hastig warf sie einen Blick in den Spiegel, um noch einmal ihre Haare zu richten und zu überprüfen, ob ihr Make-up auch nicht verschmiert war, bevor sie zur Tür lief und öffnete. „Hallo“, flötete sie betont fröhlich und ließ ihn herein. „Du hast ja so gute Laune“, stellte Tai sofort fest und musterte sie argwöhnisch. „Dir ist schon klar, dass wir gleich was für die Schule machen? An einem Samstagabend?“ „Klar, das ist... das ist wirklich nervig“, sagte sie nun und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Lass' es uns schnell hinter uns bringen.“ „Dafür bin ich auch“, stimmte Tai ihr zu und schlüpfte aus seinen Schuhen und seiner Jacke. Er folgte ihr in ihr Zimmer, wo sie sich auf den Boden fallen ließ, ganz so, wie sie es auch bei ihm immer taten. Mimi hatte schon ihr Buch, ihre Hefter und ihren Schreibblock bereit gelegt und sah nun Tai an, sich die Haare hinter die Ohren streichend. „Also, ich denke, wir wiederholen einfach ein bisschen den Stoff, den ihr diese Woche gemacht habt und rechnen ein paar Übungsaufgaben. Ich hab' sogar noch welche aus dem Internet rausgesucht. Und dann sind wir fertig für heute, würde ich sagen. Wir sollten es nicht übertreiben. Ist schließlich Wochenende“, erklärte Tai und blätterte in dem Papierstapel, den er mitgebracht hatte. „Also, weißt du noch, wie die Formel geht?“ Eine ganze Viertelstunde saßen sie an der Wiederholung, bis Mimi es schließlich nicht mehr aushielt. Sie wollte mit ihrem Plan beginnen. Sie konnte sich ohnehin kaum auf Mathe konzentrieren, obwohl Tai tatsächlich mittendrin zu sein schien. Die ganze Zeit starrte sie ihn möglichst unauffällig an, beobachtete seine Bewegungen und seine Mimik, bewunderte das warme Braun seiner Augen, musterte seinen Adamsapfel, schmachtete heimlich seine Armmuskeln an... „Ich gehe uns mal schnell einen Drink holen, okay?“, verkündete sie, bevor sie sich an die nächste Aufgabe machte, und stand auf. „Gute Idee“, seufzte Tai. Sie ging in die Küche, wo sie erst einmal tief durchatmete. Dann holte sie zwei Weingläser aus dem Schrank und fischte eine Flasche Rotwein aus einem anderen. Zum Glück sammelten ihre Eltern Wein, sodass es ihnen kaum auffallen würde, wenn eine Flasche fehlte. Oder zwei. Eilig öffnete sie die Flasche und füllte großzügig die beiden Gläser, bevor sie mit ihnen in den Händen wieder zurück in ihr Zimmer ging. „Ein Glas Wein der Herr?“ Sie lächelte verschmitzt und drückte Tai eines der Gläser in die Hand. Dieser warf ihr einen irritierten Blick zu. „Was soll das denn?“ „Komm' schon. Du hast selbst gesagt, es ist Samstag. Da sollten wir beim Lernen auch ein kleines bisschen Spaß haben, oder nicht?“, erwiderte Mimi betont locker. Tai musterte skeptisch den Wein, als befürchtete er, er würde jeden Moment anfangen zu sprechen, dann sah er wieder Mimi an. „Erstens trinke ich keinen Wein, und zweitens... hä?“ „Nur das eine Glas, okay? Das wird dich schon nicht umbringen. Oder ist Taichi Yagami etwa doch nicht so cool, wie er immer tut?“, sagte sie herausfordernd und hob die Augenbrauen. „Das hat doch mit Coolsein nichts zu tun“, grummelte Tai, roch nun aber misstrauisch an dem Wein und schwenkte ihn im Glas herum. „Das macht uns beiden das Lernen bestimmt leichter“, versuchte Mimi ihn zu überreden und hielt ihm ihr Glas zum Anstoßen entgegen. Er runzelte die Stirn, ohne Anstalten zu machen, ihr zuzuprosten. „Das glaubst du doch selbst nicht.“ „Jetzt stell' dich nicht so an. Ich wusste gar nicht, dass du so ein Spießer bist“, spottete Mimi. Einige Sekunden lang musterte er sie noch skeptisch, doch dann knickte er endlich ein. Klirrend stieß er sein Glas gegen ihres und sie nippten beide an ihren Gläsern.   _   Davis hatte sich schon wahnsinnig auf die kleine Party bei Kari gefreut. Zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit waren sie alle sechs wieder zusammen, nur unter sich. Es war immer anstrengender geworden, Zeit mit den Älteren zu verbringen, weil sie einfach so viele Probleme hatten und untereinander nicht mehr zurechtkamen. Doch hier, wenn es nur um sie sechs ging, gab es keine Probleme. Okay, Kari hatte vor einer Weile so getan, als wäre sie in Davis verliebt, um T.K. eins auszuwischen, doch das hatte er bereits vergessen. Und auch den Streit mit T.K. hatte er einigermaßen beigelegt. Natürlich war er eine Zeit lang sehr eifersüchtig auf ihn gewesen und war es vielleicht noch immer ein kleines bisschen. Doch seinem Unterbewusstsein war bereits klar, dass aus Davis und Kari wahrscheinlich niemals ein Paar werden konnte. Er würde eine Andere finden, dessen war er sich sicher. Eine, die für ihn bestimmt war und ihn wirklich glücklich machte. Obwohl er am nächsten an den Yagamis wohnte, war er der Letzte, der kam. Yolei, Cody, T.K. und Ken waren bereits da und in der Wohnung herrschte lautes Geschnatter und alle machten sich über Davis lustig, weil er zu spät kam. „War ja klar, dass du zuletzt kommst“, stichelte Kari, bevor sie ihn umarmte. Sie saßen alle um den Esstisch in der Küche herum. Der Tisch war voller leckerer Snacks und Cola und überall in der Küche und im Wohnzimmer brannten Kerzen und vermittelten eine gemütliche Stimmung. Davis setzte sich auf den letzten freien Stuhl, um der kleinen Runde beizutreten.   _   Tai schwirrte bereits gehörig der Kopf, als Mimi die zweite Flasche Wein öffnete und ihm ein Glas einschenkte. Mit Mathe hatten sie schon vor einer Weile aufgehört, weil sie sich nicht mehr konzentrieren konnten. Wein war definitiv kontraproduktiv, wenn man etwas lernen wollte. Stattdessen saßen sie nun nebeneinander auf dem Teppichboden an Mimis Bett gelehnt, tranken Wein und redeten über alles Mögliche. Gerade waren sie beim Thema Sora. „Liebeskummer is' echt einer der schlimmsten Schmerzen, find' ich“, sagte Tai und seine Zunge fühlte sich schwer an. Er wusste, dass er eigentlich genug hatte. „Das is' einfach so... man kann nix dagegen machen, weißt du? Man is' so abhängig von 'nem anderen Menschen. Erst gibt man irgendwie alle Schuld sich selbst und dann hasst man den anderen auf einmal.“ „Mhm“, machte Mimi, nickte bestätigend und nippte an ihrem Glas. „Furchtbar ist das.“ „Hattest du überhaupt schon mal Liebeskummer? Nee, oder? Du bist eher eine, die Liebeskummer verursacht“, fragte Tai nun und sah sie an. „Tze.“ Sie hob eine Augenbraue. „Doch, ich hatte auch schon mal Liebeskummer.“ „Echt?“ Er wandte sich ihr ein wenig mehr zu, stützte einen Arm auf dem Bett ab und musterte sie neugierig. „Kann ich mir gar nich' vorstellen. Erzähl' mal.“ „Das hab‘ ich dir doch schon erzählt“, antwortete sie ungeduldig. „Ach, die Story mit dem Typen und deiner Freundin im Bioraum? Ich erinnere mich“, meinte Tai und winkte ab. „Deswegen hättest du keinen Liebeskummer haben sollen.“ „Das sagst du so einfach“, murmelte Mimi beschämt und spielte mit einer Haarsträhne. „Es war echt unschön, als ich ihn dann am Abend zur Rede gestellt hab‘. Er meinte, er wollte nicht, dass ich es auf diese Weise erfahre, aber er würde einfach nichts mehr für mich empfinden.“ Tai sagte nichts, sondern hob nur skeptisch eine Augenbraue. „Und meine Freundin hat sich auch entschuldigt und sagte, sie hätte sich eben auch in ihn verliebt und könnte ja nichts für ihre Gefühle. Sie wollte es mir aber angeblich sagen. Das war alles ziemlich beschissen.“  „Was für ein Penner. Der wusste einfach nicht, was er an dir hat. Genauso wie diese ‚Freundin‘“, sagte Tai und zuckte mit den Schultern. „Kannst froh sein, dass du die los bist.“ „Das Gleiche kann ich dir über Sora sagen.“ Er fing ihren vielsagenden Blick auf und fuhr sich durch die Haare. „Weißt du, Tachikawa, du bist eigentlich gar nicht so übel, wenn man erst mal ein bisschen Zeit mit dir verbringt. Ich mag dich echt.“   _   Ken genoss es, den ganzen Abend direkt neben Yolei zu sitzen und sie hin und wieder zufällig am Arm zu berühren. Jedes Mal, wenn das passierte, jagte ihm ein angenehmer Schauer über den Rücken und er wünschte sich, er könnte ihre Hand halten, doch das traute er sich vor ihren Freunden auch nicht. Immerhin waren sie noch kein offizielles Paar, sondern hatten irgendwie nur indirekt etwas miteinander. Mehr oder weniger zumindest, denn mehr als Händchen halten war bisher noch nicht gelaufen. Er hatte sich einfach nicht getraut, weiter zu gehen. Und außerdem konnten sie sich nur am Wochenende treffen, da es für beide unter der Woche zu stressig war. Sie wohnten einfach zu weit voneinander entfernt. Schon den ganzen Abend spielte die Gruppe Spiele wie Tabu und lachte sich dabei kaputt. Die Stimmung war ausgelassen und Ken fühlte sich fast wie in alte Zeiten zurückversetzt. Zum ersten Mal seit langem war es, als hätte er im Leben keine Sorgen und könnte einfach nur glücklich und unbeschwert sein. Manchmal vermisste er seine alten Freunde sehr und wünschte sich, es könnte wieder wie früher sein. Es war bereits nach Mitternacht, als Cody gähnend verkündete, er würde sich allmählich auf den Heimweg machen. Yolei, Ken und schließlich auch Davis beschlossen, sich ihm anzuschließen. Das viele Lachen und Essen hatte sie alle schläfrig gemacht. T.K. würde bei Kari bleiben, damit sie nicht so allein in der Wohnung war. „Wo ist denn eigentlich Tai?“, fragte Davis neugierig, während er in seine Jacke und Schuhe schlüpfte. „Der ist bei Mimi, um mit ihr Mathe nachzuholen“, erwiderte Kari schulterzuckend. Erstaunt warf Yolei einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Um die Uhrzeit noch?“ „Ich würde jede Wette eingehen, dass die gerade kein Mathe mehr machen“, sagte Davis spöttisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ohje, da bahnt sich doch bestimmt das nächste Drama an“, stöhnte Yolei. „Das geht uns doch alles gar nichts an. Wir sollten uns da raushalten“, murmelte Cody. Die vier bedankten sich bei Kari für die Einladung und machten sich auf den Weg nach Hause. Zuerst verabschiedeten sie sich von Davis und dann von Cody. Yolei bestand darauf, Ken noch zur U-Bahn zu bringen. Auf dem Weg dorthin redete hauptsächlich Yolei und wertete den Abend aus. Auch ihr hatte es sehr viel Spaß gemacht und Ken freute sich, dass sie so gute Laune hatte. Es war schade, dass sie den Abend jetzt schon beenden mussten. Als sie an der Treppe ankamen, die auf die Gleise hinunterführte, blieben sie stehen, um sich zu verabschieden. „Ich hoffe, du kommst gut nach Hause“, sagte Yolei lächelnd und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Melde dich dann.“ „Klar, mach' ich“, antwortete Ken ein wenig verlegen. „Vielleicht können wir ja nächstes Wochenende wieder zusammen ins Kino gehen oder so“, schlug Yolei ein wenig verlegen vor. „Gute Idee. Du kannst auch zu mir kommen, wenn du möchtest, meine Eltern würden sich freuen, dich mal wieder zu sehen“, sagte Ken und war nun ebenfalls verlegen. Dabei gab es eigentlich gar keinen Grund dazu. „Oh, das wäre... ja, das klingt gut“, erwiderte Yolei grinsend. „Ich glaube, dann komme ich wirklich bei dir vorbei.“ Dann herrschte einige Sekunden Schweigen zwischen ihnen. „Also dann ähm...“, machte Ken und wollte sich zum Gehen umdrehen, als Yolei nach seiner Hand griff und ihn aufhielt. Fragend sah er sie an und ihm fiel der entschlossene Ausdruck auf, der plötzlich in ihren Augen lag. Ohne seine Hand loszulassen, näherte sie sich ihm langsam und legte dann ganz zögerlich ihre Lippen auf seine. Für einen kleinen Augenblick verharrten sie so, bis sie sich wieder voneinander lösten. Ken spürte, wie seine Wangen glühten und Yolei grinste ein wenig beschämt. „Mach's gut“, quietschte sie, drehte sich um und lief eilig davon, während Ken noch dort stand und versuchte, das kribbelige Gefühl in seiner Magengegend unter Kontrolle zu bekommen. _   Mit großen Augen erwiderte Mimi seinen Blick. Ihr Herz klopfte bei seinen Worten wild und ihre Knie fühlten sich wackelig an, obwohl sie ihr Gewicht gerade gar nicht trugen. Sie spürte es. Der Moment war gekommen, den nächsten Schritt ihres Planes auszuführen. Jetzt oder nie. Langsam beugte sie sich nach vorn und näherte sich seinem Gesicht. Sie sahen sich noch immer tief in die Augen und er machte keine Anstalten, den Kopf zurückzuziehen. Sollte sie es wirklich tun? Beflügelt vom Alkohol – nüchtern hätte sie sich das sicher nicht getraut – überwand sie schließlich den letzten Abstand zwischen ihnen und küsste ihn flüchtig auf den Mund. Tausend Schmetterlinge schienen in ihrem Inneren aufzuflattern und verursachten ein wildes Kribbeln in ihrer Magengegend. Jedoch erwiderte er ihren Kuss nicht und schien ihn schon gar nicht intensivieren zu wollen. Fragend sah sie ihn an. Seine Stirn war in Falten gelegt und sein Blick war misstrauisch. „Was zum...“ „Scheiße, entschuldige“, sagte Mimi hastig und wandte den Blick ab. Ein hysterisches Lachen brach aus ihr hervor und es war fast, als hörte sie jemand anderen lachen. „War nur ein kleiner... ähm... Test, ob du...“ „Sollte das etwa ein Kuss sein?“, unterbrach Tai sie unwirsch. Sie erwiderte nichts, sondern biss sich verwirrt auf die Unterlippe. „Wenn du so küsst, wundert es mich nicht, dass dein Macker sich eine Andere gesucht hat“, fuhr Tai fort. „Ich zeig' dir, wie das geht.“ Und dann griff er ihr mit einer Hand in den Nacken, zog sie etwas unsanft zurück zu sich und presste seine Lippen auf ihre, verwickelte sie von der einen Sekunde auf die andere in einen innigen Kuss. Mimi war so überrascht, dass sie fast aufgeschrien hätte, doch dann ließ sie sich ganz darauf ein und blendete ihre Umgebung aus. Das Feuerwerk, das in ihrem Inneren explodierte, war unbeschreiblich. Ihr Kopf drehte sich, als sie die Augen schloss und sie wusste nicht, ob es am Kuss oder am Alkohol lag. Ihre Hände begannen zu zittern, als sie sie langsam an Tais Wangen legte. Er schmeckte ein wenig nach Wein, genauso wie sie wahrscheinlich. Außerdem konnte sie seinen Tai-Duft wahrnehmen, nun, da sie ihm so nahe war. Schwer atmend lösten sie sich schließlich wieder voneinander und sahen sich an. Sofort wollte Mimi ihn wieder küssen, doch das hielt sie für keine gute Idee. Angespannt wartete sie auf eine Reaktion von ihm. „So geht das“, murmelte er nach einer Weile. Mimi strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und setzt ein spöttisches Lächeln auf. „Ist das alles, was du drauf hast? Das war ja für Dreizehnjährige.“ Er hob eine Augenbraue und musterte sie skeptisch. „Ich weiß ja nicht, was für frühreife Dreizehnjährige du kennst.“ Sie zuckte unschuldig mit den Schultern. „Ich dachte einfach nur, Taichi Yagami hätte ein bisschen mehr drauf als rumknutschen, aber offenbar habe ich mich da geirrt.“ Damit schien sie ihn endlich am Haken zu haben, denn nun lächelte er verwegen. „Ich kann dir gern zeigen, was ein Taichi Yagami drauf hat, wenn dich das so sehr interessiert.“ Herausfordernd erwiderte sie seinen Blick. „Na dann fang' an.“   _   „Glaubst du, Tai und Mimi könnten was anderes machen als lernen?“, fragte Kari unsicher, während sie dreckiges Geschirr in die Spülmaschine einsortierte und T.K. den Tisch abräumte. „Ich finde, Cody hat Recht. Das geht uns echt nichts an und wir sollten uns da raushalten“, antwortete T.K. „Aber dich muss das doch auch ein bisschen interessieren“, widersprach Kari und musterte ihn. Er brachte die letzten beiden dreckigen Schüsseln vom Tisch zu ihr und zuckte mit den Schultern. „Naja, wenn ich ehrlich bin, kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen. Die müssen doch irgendwann mal genug haben. Und Tai war doch so in Sora verliebt. Er war doch so fertig, nachdem Schluss war. Bestimmt hängt er noch zu sehr an ihr, um jetzt was mit Mimi anzufangen.“ Kari nahm ihm die Schüsseln ab, um sie in die Spülmaschine einzusortieren. „Hast wohl Recht. Aber irgendwie habe ich manchmal das Gefühl, dass Mimi ein bisschen auf Tai steht.“ „Meinst du?“, fragte T.K. und hob skeptisch eine Augenbraue. „Irgendwie schon. Wir reden viel beim Training und in letzter Zeit hat sie oft von Tai gesprochen und komische Fragen gestellt“, meinte Kari schulterzuckend. Sie schloss die Spülmaschine und sie und T.K. gingen in ihr Zimmer. T.K. beschloss, nicht weiter nachzufragen. Er wollte von dem ganzen Drama nicht zu viel wissen. Eigentlich war es ihm schon viel zu viel, was er bereits wusste. „Danke, dass du mir so viel geholfen hast“, wechselte Kari nun das Thema und lächelte ihn an. „Ich bin echt froh, dass du hier bist.“ Dann schnappte sie sich ihren Pyjama und verschwand aus dem Zimmer. Nachdenklich zog T.K. ebenfalls seinen Pyjama an und ging sich nach Kari die Zähne putzen. Als er wieder zurück in ihr Zimmer kam, hatte sie bereits neben ihrem Bett den Gästefuton ausgebreitet und stand nun vor dem Spiegel an ihrem Kleiderschrank, um sich die Haare zu kämmen. T.K. ließ sich auf dem Futon nieder und sah ihr zu, beobachtete, wie sie die Bürste langsam durch ihr schulterlanges Haar gleiten ließ. Sie trug zum Schlafen ein Top, das den Ansatz ihrer Schulterblätter freigab und wenn sie die Arme wie gerade beim Haarebürsten hob, konnte man außerdem einen schmalen Streifen Haut unter dem Saum des Tops erkennen. Dazu trug sie eine kurze Hose und zeigte damit ihre schlanken, nackten Beine. T.K. schluckte, als sie sich umdrehte und über seinen Futon hinweg in ihr Bett kletterte. „Kari, ich...“, setzte er an. Sie war unter ihre Decke geschlüpft und sah ihn nun fragend an. „Hm?“ Einen Augenblick lang sahen sie sich in die Augen und T.K. trug einen inneren Kampf mit sich selbst aus. Was hatte er da nur gerade für Gefühle gehabt? Schon wieder waren sie da. Sie hatten doch gerade erst ihren Streit beigelegt und verstanden sich wieder so gut, erzählten sich wieder alles. Wollte er jetzt wirklich wieder mit diesen unangebrachten Gefühlen kommen und ihre Freundschaft gefährden? „Nichts, schon gut“, sagte er kopfschüttelnd und wandte den Blick ab. „Okay. Gute Nacht, T.K.“   _   Mimi verbrannte fast unter seinen Berührungen, als er ihr das Oberteil auszog und ihre Schlüsselbeine küsste. Sie konnte kaum glauben, dass ihr Plan tatsächlich aufging. Ihre Finger machten sich daran, Tai das T-Shirt auszuziehen, wobei ihr der unverwechselbare Tai-Geruch noch mehr in die Nase stieg. Gierig atmete sie ihn ein, bevor sie rittlings auf seinen Schoß kletterte, sich an ihn schmiegte und ihn in einen erneuten Kuss verwickelte. Seine Hände legten sich auf ihre Hüften, fuhren ihre Seiten hinauf und öffneten den Verschluss ihres BH. „Normalerweise mach' ich sowas nich'“, murmelte Tai mit schwerer Zunge in den Kuss hinein. „Was? BHs öffnen?“, fragte Mimi, obwohl sie jetzt eigentlich nicht mit ihm reden wollte. „Nee. Mit Mädchen rummachen ohne Beziehung“, antwortete er und streifte ihr den BH ab. „Und irgendwie glaub' ich, dass hier is' nich' so die beste Idee.“ Sofort griff Mimi nach seinem besten Stück und er sog scharf die Luft ein. Hoffentlich würde er jetzt nicht weiter darüber nachdenken, ob es eine gute Idee war oder nicht, jetzt das hier mit ihr zu tun. Hastig öffneten ihre Finger den Knopf seiner Jeans, zogen den Reißverschluss herunter und ihre Hand fuhr unter seine Boxershorts. Mit langsamen Bewegungen massierte sie ihn, sodass ein leises Stöhnen seiner Kehle entwich. Dabei hatte sie das Gesicht an seinem Hals vergraben, küsste die weiche Haut dort und biss sanft hinein. „Autsch!“, rief Tai, packte sie an den Schultern und schob sie von sich weg. „Mann, das tut doch weh.“ „Sorry. Willst du mich aus Rache irgendwohin beißen?“, fragte sie und grinste verschmitzt. Er hob eine Augenbraue. „Wohin denn?“ „Such' dir was aus.“ Sie grinste noch breiter, sodass er leise lachte. „Du bist ein ziemliches Luder, weißt du das?“ Er schob sie von sich herunter aufs Bett, drückte sie in eine liegende Position und zog ihr Rock, Strumpfhose und Slip aus. Er kniete auf dem Boden vor ihr und beugte sich nun über sie, um ihren Bauch zu küssen, ihre Oberschenkel zu streicheln und schließlich seine Küsse weiter runter wandern zu lassen. Als Mimi zuerst seine Lippen und dann seine Zunge an ihrer empfindlichsten Stelle spürte, schloss sie die Augen und konnte sich ein Stöhnen nicht verkneifen. Ihre Hände krallten sich in ihre Bettdecke und ihr ganzer Körper begann zu kribbeln. Dieser Junge machte sie wahnsinnig. Immer weiter ging er, immer mehr wuchs ihre Erregung und ihr Stöhnen wurde lauter. Gut, dass ihre Eltern nicht da waren. Hoffentlich kamen sie nicht in den nächsten Minuten nach Hause. „Tai“, hauchte sie, als sie spürte, dass sie kurz vor ihrem Höhepunkt stand. Er hielt inne und hob den Kopf. „Hm?“ „Komm' endlich her“, befahl sie ihm. Er grinste verwegen. „Ich könnte dich jetzt auch einfach hier so liegen lassen und nach Hause gehen. Wär' voll witzig.“ „Ja. Ich lach' mich tot. Und jetzt komm‘ her“, erwiderte sie genervt. „Naja, für dich wär's vielleicht nich' so witzig“, sagte er und lachte leise. Dann jedoch stand er endlich auf und streifte sich seine Jeans und seine Boxershorts ab. Er schob Mimi noch ein wenig nach oben, sodass er sich über sie legen konnte. Als er jedoch gerade in sie eindringen wollte, hielt er wieder inne und brachte Mimi dazu, aufzustöhnen, diesmal jedoch nicht vor Lust, sondern vor Ungeduld. „Was denn jetzt wieder?“ „Nimmst du die Pille?“ „Ja, Mann!“ Ihre Hände schlossen sich um seinen Nacken und zogen ihn zu sich herunter, während er gleichzeitig etwas unsanft in sie eindrang. Doch das machte Mimi nichts aus. Sie hatte nichts dagegen, dass er ein bisschen grober war. Lustvoll krallte sie sich in seinen Rücken und bog ihm ihren Körper entgegen. Sie versuchte, jede Sekunde mit ihm vollends auszukosten. Wer wusste schon, wann es das nächste Mal dazu kam und ob überhaupt. Sie versuchte, sich genau auf seine Bewegungen zu konzentrieren, auf jeden Laut, den er von sich gab. Seine Haut fühlte sich so weich und erhitzt an unter ihren Fingern. Plötzlich hielt er inne, schüttelte ihre Arme von sich ab, griff nach ihren Handgelenken und legte sie über ihrem Kopf ab, wo er sie festhielt. „Du kratzt“, keuchte er ihr ins Ohr. Die Hände nicht mehr bewegen zu können, erregte Mimi noch mehr. Genüsslich schloss sie die Augen und stöhnte leise seinen Namen. „Ja, du Luder, stöhn‘ lauter“, keuchte Tai wieder. Mimi öffnete die Augen und starrte ihn entgeistert an. „Wie bitte?“ Er grinste schief. „War nur’n Witz.“ „Mann, hör‘ endlich auf, bescheuerte Witze zu machen!“ Nur wenige Minuten später waren sie beide zum Höhepunkt gekommen und er rollte sich erschöpft von ihr herunter. Schwer atmend lagen sie nebeneinander und Mimi drehte sich auf die Seite, um sich an ihn zu kuscheln. „Hast ja doch was drauf“, murmelte sie und lächelte. „Was soll dieser überraschte Unterton“, erwiderte er selbstgefällig. Mimi kicherte und schloss dann gähnend die Augen. Der Sex und auch der Wein hatten sie schläfrig gemacht und sie konnte auf der Stelle einschlafen, doch dann ließ sie das Geräusch des Schlüssels in der Wohnungstür blitzschnell wieder aufschrecken.   _   „Ich muss jetzt los, okay?“, raunte Matt dem Mädchen namens Mezumi ins Ohr und erhob sich anschließend vom Bett, um seine Klamotten wieder anzuziehen. „Was? Jetzt schon?“, fragte Mezumi enttäuscht und zog die Bettdecke enger an sich, um ihren nackten Körper zu verdecken. „Ja. Viel zu tun“, murmelte Matt und schlüpfte in Jeans, T-Shirt und Pulli. „Aber wie kann ich dich erreichen? Gibst du mir deine Nummer?“, fragte sie eindringlich. „Gib mir deine. Ich ruf' dich morgen an“, antwortete er. Sie griff in eine Schublade ihres Nachttischs, kramte einen Zettel und einen Kugelschreiber hervor, kritzelte etwas auf das Papier und reichte ihm den Zettel, den er in seiner Hosentasche verschwinden ließ. „Danke“, sagte er lächelnd und ging aus dem Zimmer, um anschließend aus der Wohnung zu schleichen. Auf dem Weg zur nächsten Bushaltestelle zündete er sich eine Zigarette an und zog lang an ihr. Er war zu seinem alten Ich zurückgekehrt, obwohl er das eigentlich nicht gewollt hatte. Als er sich eine halbe Stunde später seinem Wohnblock näherte, sah er, dass eine Gestalt an der Haustür stand und anscheinend wartete. Erst, als er schon fast vor der Tür stand, erkannte er die Person. „Was willst du denn hier?“, fragte er harsch und kramte seinen Schlüssel aus der Hosentasche hervor. „Ich muss was mit dir besprechen“, antwortete Nagisa mit ernster Miene. „Kein Interesse“, erwiderte er abweisend und steckte den Schlüssel ins Schloss. „Ach nein?“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie sie ihre Jacke und ihr Shirt anhob und somit ihren Bauch freilegte. Verwirrt sah er sie an und stellte fest, dass sie schwanger sein musste. Ihr Bauch war auffällig rund. „Herzlichen Glückwunsch“, sagte er trocken, wunderte sich jedoch innerlich. Schwanger mit achtzehn? Es gehörte nicht gerade zu seinen Lebenszielen, in diesem Alter ein Kind zu haben. Er öffnete die Haustür und wollte reingehen und sie draußen stehen lassen, doch sie hielt ihn auf. „Es ist deins.“ Er hielt inne und starrte sie an. „Sag' mal, spinnst du? Jetzt versuchst du schon, mir ein Kind anzuhängen? Was läuft bei dir falsch?“ „Ich bin jetzt Anfang des siebten Monats. Wir haben Mitte April miteinander geschlafen. Es ist hundertprozentig deins“, erklärte sie. „Ich habe mit keinem anderen in der Zeit geschlafen.“   _   „Scheiße!“, fluchte Mimi leise, sprang vom Bett auf und zog sich hastig ihre Klamotten an. Verwirrt setzte Tai sich auf und alles drehte sich. „Was ist denn los?“, fragte er und fasste sich stöhnend an den Kopf. „Meine Eltern sind gerade gekommen, Mann! Sie dürfen dich hier nicht sehen! Los, steh' auf und versteck' dich“, zischte sie und griff nach seiner Hand, um ihn vom Bett zu ziehen. Eilig drückte sie ihm seine Boxershorts in die Hand. „Hier, zieh' das an.“ Sie flitzte zu ihrem Kleiderschrank, riss ihn auf und schob einige ihrer Klamotten an den Bügeln zur Seite. „Schnell, rein mit dir!“ „Was?“ Entgeistert starrte er sie an. „Bist du irre? Ich versteck' mich doch nicht im Kleiderschrank.“ „Du musst! Komm' schon, Tai. Bitte. Wir sind tot, wenn meine Eltern dich hier sehen“, flehte Mimi, während Tai sich ungeschickt und schwankend seine Unterhose anzog. Sie kickte den Rest seiner Klamotten und die Mathematiksachen unter ihr Bett und schubste Tai zum Schrank. Er protestierte, wehrte sich jedoch nicht. Zu sehr drehte sich sein Kopf. Dieser scheiß Wein! Mimi drückte ihn in den Kleiderschrank, warf die Tür zu und eine Sekunde später hörte Tai, wie die Zimmertür geöffnet wurde. Was ging hier nur vor? Was bildete dieses Weib sich ein, ihn einfach in den Schrank zu sperren? Er sollte auf der Stelle herauskommen und sie verraten, doch dann würde er wohl mit ein paar Knochenbrüchen hier herausgehen. Warum hatte er sich nur darauf eingelassen? Wie war es nur dazu gekommen, dass er jetzt mit Schwindel und Übelkeit fast nackt in Mimis Kleiderschrank hockte? Die Tür war nicht richtig zu gegangen, sodass er durch einen schmalen Spalt zwischen den beiden Türen spähen konnte. Er sah Mimi, wie sie ihre Bettdecke aufschüttelte und ihre Eltern, wie sie ins Zimmer traten. „Wir sind wieder da“, verkündeten sie. „Schön. Ähm... hattet ihr einen schönen Abend?“, fragte Mimi schrill. Frau Tachikawa begann, von dem Essen des Restaurants zu schwärmen, aus dem sie gerade gekommen waren, während Herr Tachikawa ihr nickend zustimmte. Mimi sah ihre Eltern an, lächelte und nickte ebenfalls, doch Tai war sich sicher, dass sie nicht richtig zuhörte. „Aber mal was anderes“, sagte Herr Tachikawa nun. „Wem gehören denn die Schuhe da vor der Tür?“ „Oh äh... du meinst die weißen Sneaker?“ Mit einer fahrigen Bewegung strich Mimi sich die Haare über die Schulter und kratzte sich am Kopf. „Die ähm... äh... also die... die habe ich mir von Takeo von oben ausgeliehen. Ich wollte äh... am Strand spazieren gehen, aber nicht meine Schuhe versauen. Der Sand ist doch so nass und dreckig und ähm... dann hat er mir freundlicherweise seine Schuhe geliehen.“ Sie lachte schrill. „Verrückte Idee, oder? Ich bringe sie ihm morgen Früh zurück.“ Tai fasste sich an den Kopf. Auf so eine bescheuerte Geschichte konnte auch nur Mimi kommen. „Das ist wirklich eine komische Idee“, kommentierte Frau Tachikawa. „Aber mach' sie ihm wieder sauber, hörst du?“ „Ja, klar. Morgen Früh“, sagte Mimi. „Und jetzt bin ich ganz schön müde und würde gern schlafen gehen.“ „Wir sind auch müde. War ein langer Abend“, seufzte Herr Tachikawa und gähnte herzhaft. Sie wünschten Mimi eine gute Nacht und gingen dann endlich wieder aus dem Zimmer. Mimi wartete noch einige Sekunden, bevor sie zum Schrank ging und die Tür öffnete. „Boah, du hast sie doch nicht mehr alle“, fuhr Tai sie an. „Pst!“, machte Mimi und presste sich den Zeigefinger auf die Lippen. „Jedes Mal, wenn ich denke, du bist gar nich' so übel, kommst du mit irgendeinem Scheiß um die Ecke!“, beschwerte er sich, zog seine Klamotten unter dem Bett hervor und zog sie an. „Es tut mir so leid. Ich dachte, sie würden noch ein bisschen länger weg bleiben“, flüsterte Mimi eindringlich und legte eine Hand auf seine Schulter. „Da hast du dich aber gewaltig geirrt!“, fauchte er und schüttelte ihre Hand ab. „Mich im Schrank einsperren. Geht's noch, Alter?“ „Es tut mir leid“, wiederholte sie mit brüchiger Stimme, als wäre sie den Tränen nahe. „Das bringt mir jetzt auch nichts mehr!“ Er stürmte zur Tür, doch Mimi hielt ihn auf. „Warte, meine Eltern könnten dich hören“, murmelte sie und hielt ihn am Arm fest. Er runzelte die Stirn und öffnete die Tür leise einen Spalt breit. Auf dem Flur war es dunkel und Mimis Eltern schienen sich in eines der anderen Zimmer zurückgezogen zu haben. Er nutzte seine Chance, würdigte Mimi keines Blickes mehr und schritt durch die dunkle Wohnung zur Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)