Ein Leben wie dieses von Juju ================================================================================ Kapitel 32: Sozialversager -------------------------- Freitag, 29. September 2006   „Matt, das ist total verrückt“, flüsterte Mimi, als sie ihm vor den Toiletten entgegenkam. Hektisch sah sie sich um, ob sie irgendwo jemand beobachtete. „Von dir kam doch der Vorschlag“, erwiderte er unbeeindruckt und griff nach der Klinke zum Jungenklo. „Nein, nein, nein.“ Entschlossen griff Mimi nach seinem Arm, sodass er innehielt. „Was?“ „Nicht im Jungsklo. Wir gehen aufs Mädchenklo.“ Matt verdrehte die Augen. „Wegen mir.“ So leise sie konnte öffnete Mimi die Tür zum Mädchenklo und huschte, gefolgt von Matt, hinein. Ein unangenehmer Geruch nach unhygienischen Toiletten, Deodorant und Haarspray schlug ihnen entgegen. Sie unternahm einen letzten Versuch, dieses wahnwitzige Vorhaben doch nicht in die Tat umzusetzen. „Der Vorschlag war übrigens nur ein Scherz gewesen.“ „Tja, dafür stehen wir jetzt aber ziemlich ernst mitten im Mädchenklo“, antwortete er und ging in eine der Kabinen. Mimi blieb unschlüssig stehen, den Blick auf die mit Filzstiften beschmierten Türen der Kabinen gerichtet. Dort waren Telefonnummern und Namen festgehalten, kurze Botschaften und Herzen, nette und weniger nette Worte an die restlichen Benutzerinnen der Toiletten. Matts Kopf erschien im Türspalt einer der Kabinen. „Was ist denn nun? Wir haben nicht ewig Zeit.“ Mimi presste die Lippen aufeinander und folgte ihm dann in die Kabine. Sie konnte nicht glauben, was sie hier tat. Es war mühsam, sich zu zweit in die enge Kabine zu quetschen und anschließend auch noch die Tür zu schließen, doch sofort, nachdem sie es geschafft hatten, drehte Matt den Riegel um und drückte Mimi gegen die Tür. Er vergrub die Lippen an ihrem Hals und schob seine Hände unter ihren Rock, während ihre Finger hastig seine Hose öffneten. Trotz oder gerade wegen dieser seltsamen Situation, in der sie jeden Augenblick erwischt werden konnten, verfehlten seine Berührungen ihre Wirkung nicht. Er wusste einfach, wie er sie um den Verstand bringen konnte. Sie lehnte den Kopf gegen die Tür und stöhnte auf, woraufhin er ihr eine Hand auf den Mund legte und den Kopf hob, um sie anzusehen. „Pst“, machte er. Einen kurzen Moment lang sahen sie sich in die Augen und Mimi fragte sich, wie sie es nur schaffen sollte, keinen Ton von sich zu geben. Dann hob er sie hoch, sie schlang die Beine um seine Hüften und ließ sich von ihm noch fester gegen die Tür drücken. Es dauerte nur wenige Minuten, in denen Mimi sich fest auf die Unterlippe biss, um keinen Laut zu machen. Sie schloss die Augen, versuchte, die Luft anzuhalten und klammerte sich an Matt fest, doch schließlich konnte sie nicht mehr. Sie vergrub die Fingernägel in seinen Schultern und konnte nicht verhindern, dass ein Stöhnen ihrer Kehle entwich, woraufhin Matt ihr sofort wieder eine Hand auf den Mund presste. Er selbst schaffte es, nur leise zu keuchen, wobei sie seine Lippen an ihrem Ohr spürte. Sein heißer Atem jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Der Gedanke, in wenigen Augenblicken wieder zurück in den Unterricht gehen zu müssen, war schlichtweg unvorstellbar.   _   Izzy wandte den Kopf zur Tür des Klassenraums, als diese sich öffnete und Mimi mit einem seltsam zufriedenen Ausdruck im Gesicht und roten Wangen eintrat. Er runzelte die Stirn und beobachtete, wie sie zurück zu ihrem Platz neben ihm schwebte und sich fallen ließ. „Du warst zehn Minuten weg. Hast du dich verlaufen?“, fragte er skeptisch. Mimi sah ihn zunächst mit verklärtem Blick an, dann wich langsam das seltsame Lächeln von ihren Lippen und machte einem erstaunten Ausdruck Platz. „Fragst du mich gerade wirklich nach meinem Toilettengang?“ „N-nein!“, erwiderte Izzy heftig und nun war er es, dessen Wangen sich rot färbten. „Ich meine ja nur...“ „Tja, weißt du... ich habe meine Tage. Da kann das schon mal ein bisschen länger dauern“, erklärte sie ungeniert, sodass Izzy nur noch die Augenbrauen heben und sich abwenden konnte. Das waren ihm definitiv zu viele Informationen. Wieso hatte er nur gefragt?   „Kommst du eigentlich morgen mit?“, fragte Mimi ihn, als sie nach der Unterrichtsstunde gemeinsam nach draußen in die Pause gingen. „Ähm“, machte Izzy zögerlich, „ich denke nicht.“ Sie wollte ihn schon wieder auf ein Konzert der Tokyo Rebels und anschließend in einen Club mitschleppen, doch er hatte keine Lust. Gerade diese Clubs waren einfach nicht seine Welt. Mimi seufzte resigniert. „Dann halt nicht.“ Er war etwas erstaunt darüber, dass sie dieses Mal anscheinend darauf verzichtete, ihn zum Mitkommen zwingen zu wollen, sagte jedoch nichts. Vielleicht hatte sie ja endlich eingesehen, dass es zwecklos war und sie beide nur Nerven kostete. Sie gesellten sich zu Tai und Sora, die irgendwie alle beide nicht besonders glücklich aussahen.   _   Mit kritischem Blick verschränkte Tai die Arme vor der Brust, als er Mimi sah. Seit ihrem seltsamen Gestammel von Mittwochabend hatte er nicht mehr mit ihr gesprochen, sie jedoch genau beobachtet. Zwar verbrachten sie die Pausen zu viert, doch sie wich seinem Blick aus und vermied es, direkt mit ihm zu reden. Er war sich sicher, dass etwas im Busch war. Und er war sich fast genauso sicher, dass das Problem unerwünschte Gefühle für ihn seitens Mimi waren. Ihr Abgang am Mittwoch war zu eindeutig gewesen, um irgendeinen Zweifel zuzulassen. Doch wie hatte sie das nur zulassen können? Er hatte ihr doch gesagt, sie sollte sich ja nicht in ihn verknallen. Warum hätte sie ihn am Mittwoch nicht ganz einfach anlügen und behaupten können, sie hätte keine Gefühle? Warum musste sie diese Freundschaft, die sie sich gerade mühsam zusammen aufgebaut hatten, mit ihrem dämlichen Verknalltsein zerstören? Eigentlich hatte er sie wirklich lieb gewonnen. Und Sora? Von der entfernte er sich irgendwie seltsamerweise, seit aus ihnen ein Paar geworden war. Dabei sollte es doch Menschen näher zusammenbringen, wenn sie in einer Beziehung waren, oder? Das war doch der Sinn von Beziehungen. Man verbrachte Zeit miteinander, erzählte sich alles, teilte Freud und Leid miteinander, küsste sich und hatte Sex. Ja, auch das gehörte für ihn fest zu einer Beziehung dazu. Schon von Anfang an wollte er Sora so nahe wie nur möglich sein, wollte sie überall berühren, eins mit ihr sein, doch sie weigerte sich stets gegen seine Annäherungsversuche. Natürlich wollte er sie zu nichts drängen und er wusste, dass sie noch Jungfrau war, doch trotzdem fragte er sich, warum sie sich nie darauf einließ, sondern ihn jedes Mal abwies. Stimmte etwas nicht mit ihm? Fand sie ihn vielleicht nicht attraktiv genug? Oder war sie schlicht und einfach noch nicht bereit, den nächsten Schritt zu gehen?   Samstag, 30. September 2006   Sie konnte es kaum glauben. Sie verbrachte praktisch den ganzen Tag zusammen mit Ken. Zuerst hatte sie ihm am Vormittag bei einem Fußballspiel zugesehen und ihn lautstark angefeuert, was einige der Umstehenden die Stirn runzeln ließ. Danach waren sie zusammen Mittag essen gegangen und hatten den Nachmittag damit verbracht, durch die Stadt zu schlendern, die Spätsommersonne zu genießen und sich zu unterhalten. Am frühen Abend waren sie dann schließlich ins Kino gegangen, um sich Nachts im Museum anzusehen. Natürlich interessierte Yolei sich für den Film und es stellte sich heraus, dass er wirklich lustig war. Er brachte sie mehrmals zum Lachen. Doch der Großteil ihrer Aufmerksamkeit war auf Ken gerichtet. Sie versuchte gefühlt alle fünf Minuten, sich irgendwo zu kratzen, sich die Haare zu richten oder sich zu strecken, nur um einen Vorwand zu haben, in Kens Richtung zu sehen. Sie würde gern wissen, ob es ihm genauso ging und ob er auch versuchte, sie anzusehen. Falls ja, bemerkte sie davon nichts. Falls nein, verunsicherte sie das und sie fühlte sich wie ein Trottel. Heiter kamen sie schließlich beide aus dem Film und blieben vor dem Kino stehen. Tief sog Yolei die frische Luft ein und atmete tief durch. „Das war echt ein toller Vorschlag gewesen. Der Film war so witzig“, sagte sie und lächelte Ken an. „Freut mich, dass es dir gefallen hat“, antwortete er. Einen Augenblick lang standen sie sich schweigend gegenüber, nicht wissend, wie dieser Abend weitergehen sollte. „Ähm... was wollen wir jetzt noch machen?“, fragte Ken schließlich unsicher. „Hm, hast du vielleicht Lust auf das Konzert der Tokyo Rebels? Die spielen im Magnet, das ist hier in der Nähe“, schlug Yolei vor. Kari und T.K. hatten ihr gestern in der Schule davon erzählt. Ken schien eine Weile zu überlegen, nickte dann aber schließlich. „Klar, ich würde mir das Konzert echt gerne ansehen.“ Sie fuhren ein Stück mit der U-Bahn und gingen schließlich den Rest des Weges zum Club zu Fuß. Bereits einige Meter vorher dröhnte ihnen der Bass der Musik entgegen und ein Plakat neben der Tür verkündete, dass an diesem Abend die Tokyo Rebels und noch zwei andere Bands im Club spielen würden. Yolei und Ken bezahlten den Eintritt und betraten den Club. Er war nur so überfüllt mit Massen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die der Band zusahen, tanzten, an der Bar saßen und tranken oder einfach nur herumstanden und plauderten. Als Yolei sich daran machte, sich einen Weg zur Bühne zu kämpfen, griff sie einfach nach Kens Hand aus Angst, ihn in diesem Getümmel zu verlieren. Sie konnte sich selbst nicht erklären, woher dieser Mut auf einmal kam, doch sie war froh, es gewagt zu haben, denn er erwiderte ihren Händedruck. Seine Hand war angenehm weich und warm. Bestimmt zog sie ihn hinter sich her und schob sich zwischen all den gut gelaunten Menschen hindurch, bis sie einen akzeptablen Platz fand, von dem aus sie die Band gut im Blick hatte. „Wollen wir hier bleiben?“, rief sie Ken zu, der nur nickte und die Band musterte. Ihre Hand hatte er noch nicht losgelassen und auch Yolei machte keine Anstalten, ihren Griff zu lockern. Es fühlte sich einfach zu gut an und verursachte ein wohliges Kribbeln in ihrer Magengegend. Vorsichtig verschränkte sie ihre Finger mit seinen und ihr Herz machte einen Hüpfer, als er auch darauf einging. Sie sah ihn unauffällig von der Seite an und stellte fest, dass auch er sie ansah. Beide wandten sie den Blick wieder nach vorn zur Bühne, auf der Matt mit einem leidenschaftlichen Ausdruck im Gesicht ins Mikrofon sang und nebenbei auf seiner E-Gitarre spielte. Yolei konnte nicht anders, als ihn zu bewundern. Es überraschte sie ganz und gar nicht, dass er bei den Mädchen so gut ankam. Yolei begann, leicht im Takt der Musik mitzuwippen, wurde etwas schwungvoller und rempelte schließlich das Mädchen neben sich an. „Oh, entschuldige“, rief sie ihr entgegen und sah sie an. Überrascht erwiderte das Mädchen ihren Blick. „Mimi?“ „Yolei? Hallo! Oh, und Ken. Hi“, erwiderte Mimi und strich sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Was macht ihr denn hier?“ „Wir kommen gerade aus dem Kino und dachten, wir schauen hier mal vorbei. Wir wollten Matts Band spielen sehen“, erklärte Yolei. „Und du? Bist du etwa allein hier?“ „Ich ähm...“, machte Mimi und sah sich um, als würde sie nach ihrem Begleiter suchen. „Um ehrlich zu sein, ja. Also eigentlich mit Matt, aber er steht ja da vorne und... ja.“ Skeptisch hob Yolei eine Augenbraue. „Mit Matt?“ Unbeholfen kratzte Mimi sich am Kopf und zuckte mit den Schultern. „Nun, ja, tja... warum nicht? Wir gehen gern zusammen feiern.“ „Okay?“ Misstrauisch runzelte Yolei die Stirn. Irgendetwas war an dieser Sache seltsam.   _   Erschöpft klingelte Sora spät abends bei Tai. Sie hatte noch lange arbeiten müssen und eigentlich war alles, was sie wollte, ins Bett zu fallen. Wie auch schon letztes Mal. Sie hatte bereits ein schlechtes Gewissen, dass sie immer müde war, wenn sie mit Tai Zeit verbrachte, doch sie konnte es nicht ändern. Sie brauchte das Geld nun einmal. Er öffnete ihr lächelnd die Tür. „Hi.“ „Hi.“ Sie ging in die Wohnung und ließ sich von ihm küssen. Ein kurzer Kuss, den sie abbrach, bevor er intimer wurde. Sie zog sich Schuhe und Jacke aus und folgte ihm in sein Zimmer. „Wow, was ist hier passiert?“ Verblüfft blieb sie im Türrahmen stehen und ließ den Blick durch sein Zimmer wandern. Es war anstandslos ordentlich und sauber, kein Staubkrümelchen war zu erkennen, nichts lag irgendwo herum, wo es nicht hingehörte. Die Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen, auf dem Schreibtisch, in den Regalen und auf dem Nachttisch standen brennende Kerzen, die den Raum in ein warmes Licht tauchen. Aus dem Radio tönte leise, entspannende Musik. Was wohl die Herzen der meisten Mädchen hätte höher schlagen lassen, ließ Sora jedoch nervös werden. Was sollte das? Wollte er etwa... Alles deutete darauf hin, dass er etwas ganz Bestimmtes wollte. Unsicher sah sie ihn an. „Das hast du echt schön gemacht.“ Er zuckte mit den Schultern. „Man tut, was man kann.“ Dann ergriff er ihre Hand und zog sie sanft ins Zimmer, um hinter ihr die Tür zu schließen. Sora ließ ihre Tasche fallen und blieb etwas verloren mitten im Raum stehen, nicht wissend, was sie jetzt tun sollte. Tai näherte sich ihr langsam, legte die Hände an ihre Taille und seine Lippen auf ihre. Er begann einen sehr sanften Kuss, voller Liebe und Wärme. Jetzt, da er ihr so nahe war, konnte Sora eindeutig riechen, dass er frisch geduscht war. Sein Haar kitzelte ihre Stirn, als sie sich langsam auf den Kuss einließ und ihn zögerlich erwiderte. Vielleicht war es ja an der Zeit, den nächsten Schritt zu wagen. Nach einigen Augenblicken spürte sie, wie Tais Finger begannen, mit dem Saum ihres Oberteils zu spielen. Er schob seine Hand darunter, streichelte mit den Fingerspitzen ihren Bauch, berührte ihre Hüftknochen, die seit einer Weile ungesund herausstachen und zeichnete den Rand ihrer Hose nach. Seine Berührungen kitzelten sie. Schließlich zog er sanft an ihrem Oberteil, um ihr zu verdeutlichen, dass er es ihr ausziehen wollte. Unschlüssig hob Sora die Arme und ließ zu, dass er es ihr abstreife und auf den Boden fallen ließ, bevor er damit fortfuhr, sie zu küssen. Nun strichen seine Hände ihre Seiten entlang, griffen schüchtern nach ihren Brüsten, die noch sicher in ihrem BH steckten. Er fuhr den Stoff ihres BH entlang, bis seine Hände ihren Rücken erreichten und begannen, mit dem Verschluss zu spielen. Dies war der Moment, in dem sich ein Schalter in Sora umlegte. Unwillkürlich zog sie sich zurück, unterbrach den Kuss und spannte sich an, sodass Tai aufhörte, am Verschluss herumzunesteln. „Ist... ist alles okay?“, fragte er leise. „Tai, ich kann das nicht“, antwortete sie ehrlich. „Was kannst du nicht?“ „Na das hier.“ Er schüttelte kaum merklich den Kopf und lächelte sie aufmunternd an. „Mach' dir keine Sorgen, okay? Entspann' dich einfach und lass' dich fallen.“ Schon wollte er sie wieder küssen, doch sie trat einen Schritt zurück. „Es tut mir echt Leid, aber ich glaube, ich bin noch nicht bereit dafür.“ Er ließ von ihr ab und musterte sie einen Augenblick. „Wieso nicht? Wir kennen uns seit Ewigkeiten und sind seit hundert Jahren befreundet. Was steht dir im Weg?“ „Ich...“ Verzweifelt durchforstete Sora ihr Gehirn nach einer plausiblen Erklärung. „Ich habe keine Ahnung.“ „Sora.“ Er legte seine Hände auf ihre Schultern. „Ich will dich zu nichts drängen, okay? Ich kann warten, das ist kein Problem. Ich will einfach nur wissen, worüber du dir Sorgen machst.“ Erneut spannte sie sich an. „Ich weiß es nicht genau. Es fühlt sich irgendwie noch nicht richtig an.“ Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen zwischen ihnen. Die Musik aus dem Radio war das einzige Geräusch und schien im kompletten Gegensatz zur Stimmung zu stehen. „Sag mal“, sagte Tai und ließ sie los, „liebst du mich eigentlich?“ Überrascht über diese Frage sah sie ihn an. Seine braunen Augen erwiderten ihren Blick hoffnungsvoll, aber auch ein wenig bang. Langsam öffnete sie den Mund. „I-ich...“ Was sollte sie antworten? Sie versuchte, in sich zu hören. Konnte sie seine Frage ruhigen Gewissens mit 'ja' beantworten und ihn somit glücklich machen? Was hieß Liebe überhaupt? Wie fühlte es sich an, wenn man jemanden wirklich liebte? Konnte man dieses Gefühl überhaupt bemerken, wenn es da war? Es war zu spät. Sie hatte zu lang gezögert. Der hoffnungsvolle Ausdruck wich aus seinen Augen und machte Enttäuschung Platz. Er trat einen Schritt zurück. „Verstehe.“ Ihre Augen weiteten sich. „Was? Nein, so war das nicht...“ „Ist es wegen ihm?“, unterbrach er sie, ohne auf ihr Gestammel zu achten. „N-nein“, stotterte Sora. „Es ist einfach nur... also...“ „Schon okay. Ich hab's verstanden.“ Er hob ihr Oberteil vom Boden auf und drückte es ihr in die Hand, bevor er sich abwandte und anfing, die Kerzen auszupusten. „Tai, was... was bedeutet das?“, fragte Sora verzweifelt. Was machte er da? „Dass es vorbei ist“, antwortete er, ohne sie anzusehen. „Aber... nein, das wollte ich nicht“, widersprach sie hilflos und ging einen Schritt auf ihn zu. Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine Schulter. Er zuckte zusammen, drehte sich jedoch noch immer nicht zu ihr um. „Geh' einfach, okay?“, sagte er leise. „Ich glaube, das Ganze war ein riesiger Fehler.“ „Tai...“ Sie spürte Tränen in ihren Augen. Er erwiderte nichts mehr, sondern schaltete das Licht im Zimmer an und blies die letzten Kerzen aus, bevor er die Tür öffnete. Auf einmal fühlte sich sein Zimmer seltsam eng und stickig an. Entsetzt starrte Sora ihn an, doch er wartete einfach an der offenen Tür, bedeutete ihr somit wortlos, die Wohnung zu verlassen. Ihn zu verlassen. Schließlich folgte sie stumm seiner Anweisung.   _   „Yolei und Ken waren vorhin hier“, erzählte Mimi und nippte an ihrem Drink. „Zu zweit. Ich glaube, da geht was bei denen.“ „Aha“, erwiderte Matt desinteressiert und trank ebenfalls einen Schluck von seinem Bier. „Mann!“ Sie schlug ihm leicht gegen den Oberarm. „Das ist interessant. Klatsch und Tratsch. Glaubst du, sie sind schon zusammen?“ „Boah, Mimi, wenn du klatschen und tratschen willst, dann such' dir ein Mädchen, okay? Hier rennen genug davon rum.“ Er machte eine ausschweifende Handbewegung. „Du bist langweilig“, warf sie ihm vor und leerte den Rest ihres Getränks in einem Zug. „Ich muss mal Pipi. Lauf' nicht weg.“ Und schon verschwand sie in der Menge und ließ Matt stirnrunzelnd zurück. Er blieb jedoch nicht lange allein. Nur wenige Sekunden nach Mimis Verschwinden tauchte plötzlich Nagisa neben ihm auf. Wo kam die denn schon wieder her? „Hi. Tolles Konzert“, sagte sie lächelnd. „Danke“, erwiderte er in abweisendem Ton und sah in eine andere Richtung, um ihr zu verstehen zu geben, dass er nicht daran interessiert war, mit ihr zu reden. Doch sie verstand es nicht. „Ihr wart wirklich gut. Mit Abstand die Besten heute“, lobte sie und stellte sich etwas dichter neben ihn, sodass ihr Arm seinen berührte. „Wo bleibst du heute Nacht? Hast du wieder ein Motel?“ Er hob eine Augenbraue und sah sie nun doch an. „Ja.“ Sie nickte langsam und lächelte verschmitzt. Ihre Hand legte sich auf seinen Arm und strich langsam darüber. „Falls du noch Begleitung brauchst...“ „Nee, danke“, sagte er trocken und nippte an seinem Bier. „Bist du sicher?“ Ihr Gesicht näherte sich seinem, sodass ihre Lippen schon fast an seinem Ohr lagen. „Ich glaube, das würde gut klappen mit uns beiden. Hat es doch schon mal. Und dir hat es auch Spaß gemacht.“ Seine Augenbraue zuckte. Diese Nacht, an die er keine Erinnerung mehr hatte. So langsam wurde ihm dieses Mädchen irgendwie unheimlich. „Kein Interesse“, entgegnete er kühl. Sie sah ihn an. Ihr Blick verfinsterte sich ein wenig. „Vielleicht solltest du noch mal genauer darüber nachdenken.“ Er erwiderte ihren Blick abweisend. „Glaub' mir, ich habe bereits gründlich darüber nachgedacht und meine Antwort bleibt nein.“ Wo zum Henker war Mimi, wenn man sie mal brauchte? „Hier bin ich wieder!“ Als hätte sie seine Gedanken gehört, tauchte sie fröhlich mit einem neuen Drink in der Hand wieder an Matts Seite auf. Ihr Blick fiel auf Nagisa. „Oh, hi. Du bist in Matts Klasse, oder? Ich bin Mimi.“ Nagisa lächelte flüchtig und entfernte sich, ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren. Matt schenkte Mimi einen anerkennenden Blick. „Wow, du bist die reinste Frauenabwehr. Wenn ich mal wieder Hilfe brauche, werde ich dich anrufen.“ Irritiert hob Mimi die Augenbrauen. „Falls das ein Kompliment sein sollte, verstehe ich nicht, warum dir so viele Mädels hinterherrennen, Ishida.“ „Sollte keins sein. Komplimente sehen anders aus.“ Er grinste schief. Sie lächelte wissend und trank einen großen Schluck aus ihrem Glas. „Hat mir gerade jemand an der Bar ausgegeben. Gut, oder?“ Stolz streckte sie ihm ihr Glas entgegen. „Jap.“ Er musste zugeben, dass er und sie schon irgendwie das perfekte Paar abgaben. Beide verstanden sie es, das jeweils andere Geschlecht um den Finger zu wickeln. Beide mochten sie zwanglose Geschichten, in denen es nur um Spaß ging. Und beide schlugen sie sich gern die Nacht um die Ohren. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Mimi ihr Glas geleert hatte und rülpste. „Sehr lady-like“, kommentierte Matt amüsiert. „Halt' die Klappe. Spendierst du mir den nächsten oder muss ich mir die Mühe machen, jemand anderen zu suchen?“ „Sehe ich aus, als hätte ich einen Geldscheißer zu Hause?“ Mimi tat, als müsste sie darüber erst einmal nachdenken und musterte ihn von oben bis unten. „Um ehrlich zu sein, nein.“ „Charmant.“ Sie grinste und warf mit einer Kopfbewegung ihr Haar über die Schulter. „Immer.“ Matt trank sein Bier leer und stellte die Flasche auf dem nächstbesten Tisch ab. „Los, lass uns noch was zu trinken holen gehen.“   _   Sora war wie in einer Art Trance den Weg nach Hause gelaufen. Sie konnte nicht glauben, was gerade passiert war. Tai hatte tatsächlich mit ihr Schluss gemacht und sie weinte. Nicht, weil sie traurig über die plötzliche Trennung war, sondern weil sie allmählich verstand, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Er hatte sich vor einiger Zeit in sie verliebt und lange darum gekämpft, ihre Aufmerksamkeit zu erwecken. Wie hart musste es für ihn gewesen sein, dass sie stattdessen Gefühle für Matt entwickelt hatte und Matt auch noch für sie? Seine beiden besten Freunde. Doch schließlich hatte sie, der Einfachheit halber und wegen verletzter Gefühle, sich auf eine Beziehung mit Tai eingelassen und ihn damit letzten Endes noch mehr verletzt als ohnehin schon. Es war nicht nur, dass sie keinen Sex mit ihm wollte. Er hätte gewartet, das wusste sie. Doch er musste gespürt haben, dass sie ihn nicht wirklich aufrichtig liebte, sondern eher ihr Glück versuchte. Sie hatte geglaubt, Tai wäre die beste Wahl für sie gewesen. Mimi hatte das auch geglaubt. Sie hatte gedacht, sie könnte vielleicht wirkliche Gefühle für ihn entwickeln, denn immerhin war er doch ihr bester Freund und Freundschaft war doch von Liebe nie weit entfernt. Ihre Erfahrung hatte sie jetzt jedoch etwas anderes gelehrt. In diesem Fall schien es, zumindest auf ihrer Seite, eine unüberwindbare Mauer zwischen Freundschaft und Liebe zu geben, die Sora einfach nicht erklimmen konnte. Oder vielleicht auch nie hatte ernsthaft erklimmen wollen. Und jetzt hatte sie vielleicht ihren besten Freund für immer verloren. Was hatte sie nur getan? Sie taumelte in die Wohnung und ging in die Küche. Sie musste etwas essen, das wusste sie. Hunger hatte sie zwar keinen, nein, ihr war sogar schlecht, doch bisher hatte sie an diesem Tag einen Apfel und eine Scheibe Toast gegessen. Dass das nicht genug war, wusste sie selbst. Lustlos nahm sie sich eine weitere Scheibe Toast aus der Packung und schmierte Butter darauf. Allein der Anblick verursachte ein seltsam unangenehmes Gefühl in ihrem Hals. Der Geruch ließ sie bereits das Gesicht verziehen. Sie schloss die Augen, biss ab und kaute auf dem Stück herum. Es schmeckte überhaupt nicht. Als sie den Bissen herunterschluckte, spürte sie ein Würgegefühl in sich aufsteigen. Sie hustete und rannte ins Badezimmer, wo sie sich in die Toilette erbrach.   _   Ein Schlag gegen die Wand und ein anschließender lauter Fluch aus dem Nebenzimmer ließen Kari aus dem Schlaf schrecken und kerzengerade im Bett sitzen. Sie hatte gerade einen wirren Traum gehabt und den Schlag gegen die Wand dort eingebunden, weshalb ihr Herz nun raste. Es dauerte einige Sekunden, bis ihr klar wurde, dass das Tai gewesen sein musste. Er schimpfte in seinem Zimmer vor sich hin. Langsam kletterte Kari aus ihrem Bett und schlurfte aus ihrem Zimmer in Tais. Seine Tür stand offen. „Hallo? Du wohnst hier nicht alleine“, murmelte sie schlecht gelaunt. „Sorry“, grummelte er und warf eine Kerze in einen Karton, bevor er nach der nächsten griff. Kari hob eine Augenbraue. „Was hattest du mit den ganzen Kerzen vor? Wolltest du dein Zimmer abfackeln?“ „Geh schlafen“, fauchte er und beförderte die nächste Kerze unsanft in den Karton. Kari verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe geschlafen, bis du auf die arme Wand eingedroschen hast!“ „Ja, sorry, Mann!“, rief er ungeduldig. Er warf eine Kerze neben den Karton. „Ach, scheiße hier!“ Er trat sie mit dem Fuß, sodass sie gegen die Wand flog und einen weißen Wachsfleck hinterließ. „Sag' mal, was ist denn los mit dir?“, fragte Kari überrascht. „Sora war gerade hier und ich habe mit ihr Schluss gemacht.“ Er ließ sich auf sein Bett fallen und vergrub stöhnend die Hände in den Haaren. Kari riss entsetzt die Augen auf. „Was? Warum?“ „Weil sie mich eh bloß verarscht hat.“ Er stützte die Ellbogen auf seinen Knien ab und presste sich die Hände gegen das Gesicht. Weinte er etwa? Unschlüssig setzte Kari sich neben ihn und tätschelte seine Schulter. Doch das, was er da redete, ergab momentan keinen Sinn für sie. Sora sollte ihn verarscht haben? „Ähm... wie hat sie dich verarscht?“, fragte sie, als er keine Anstalten machte, weiterzureden. „Sie liebt Matt und nicht mich. Und jetzt hör' auf zu fragen“, erwiderte Tai harsch. Kari nickte langsam. Auch sie hatte mitbekommen, dass zwischen Matt und Sora vor einiger Zeit etwas gelaufen war, doch sie hatte gedacht, es würde der Vergangenheit angehören. Immerhin war sie mit Tai zusammen gewesen, aber anscheinend hatte er keine Chance gegen einen Yamato Ishida. „Wollen wir sie einfach alle beide hassen?“, schlug Kari ihm diplomatisch vor. „Matt und T.K., meine ich.“ Tai hob den Kopf und musterte sie stirnrunzelnd. „Was?“ „Naja, du bist von Matt genervt, ich bin von T.K. genervt. Wir könnten diese Familie einfach alle beide hassen“, erklärte Kari. „Ach, ich habe genug von dem ganzen Hass“, seufzte Tai erschöpft.   _   Auf dem Weg in Matts Motel war Mimi völlig betrunken und musste sich an ihm festhalten, um nicht umzufallen. „Boah, das war zu viel“, stöhnte sie. „Ich hab's dir ja gesagt, aber du wolltest nicht hören.“ Auch seine Zunge war schwer, doch er war nur angetrunken. „Hat so lecker geschmeckt“, verteidigte sie sich und stolperte über eine Bodenplatte, die an einer Seite etwas nach oben stand. Matt griff nach ihrem Oberarm und hinderte sie am Fallen. „Danke, Tai.“ „Matt.“ „Hab' ich doch gesagt.“ „Du hast Tai gesagt.“ Abrupt blieb sie stehen und starrte ihn an. Er erwiderte ihren Blick verwirrt. „Hab' ich das echt?“ „Ja.“ „Oh...“ Er griff wieder nach ihrem Arm und zog sie weiter. „Na komm' schon. Ich will nicht hier draußen übernachten.“ Sie wehrte sich nicht, sondern ließ sich einfach von ihm führen, verwirrt von der Tatsache, dass sie an Tai gedacht hatte. Wie auch schon den ganzen Abend über. „Ich wünschte, er wäre heute hier gewesen.“ „Wer?“ „Na Tai.“ Ein argwöhnischer Blick streifte sie. „Stehst du auf ihn?“ Was spielte das für eine Rolle? Er hatte deutlich gemacht, dass er es nicht gut finden würde, wenn sie tatsächlich Gefühle für ihn hatte. Kein Wunder. Immerhin war er mit seiner großen Liebe Sora zusammen. Was sollte er da mit Mimis Gefühlen anfangen? „Ist doch egal.“ Matt zuckte mit den Schultern. „Du hast schon mitgekriegt, dass er mit... mit Sora zusammen ist?“ „Ach nein, was du nicht sagst.“ Eine Weile torkelten sie schweigend weiter. „Ich habe ihm übrigens dabei geholfen, sie rumzukriegen, ich dumme Gans“, platzte sie dann heraus. Nun war es Matt, der plötzlich stehen blieb und sie anstarrte. „Du hast was?“ „Ich bin so bescheuert“, sagte Mimi und drehte sich zu ihm um. „Ich hätte ihn haben können, wenn ich es anders angestellt hätte. Und du Sora. Und schon wären wir alle vier glücklich gewesen. Dann wären wir jetzt nicht unterwegs in dein schäbiges Motel, um zu vögeln und zu hoffen, dass wir dabei die anderen beiden vergessen.“ Wortlos starrte Matt sie an, als könnte er nicht glauben, was sie da gerade gesagt hatte. „Wie meinst du das, du hättest ihm geholfen, sie rumzukriegen?“ „Naja“, sie verschränkte die Arme hinter dem Rücken und scharrte mit dem Fuß über den Boden, „ich habe bei ihr ein bisschen Überzeugungsarbeit geleistet und Tai hier und da ein paar Hinweise gegeben. Nur ein paar Schubser bei beiden in die richtige Richtung und schon hat's geklappt.“ Wie in Zeitlupe schüttelte Matt ungläubig den Kopf. „Er hat mir so leidgetan. Ich wollte ihm helfen“, gestand sie. „Und vielleicht wollte ich dir auch eins auswischen.“ „Boah.“ Er legte den Kopf in den Nacken und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. „Du steckst also dahinter. Du bist eine richtige Hexe, weißt du das? Der Teufel höchstpersönlich.“ „Ich kann nur sehr überzeugend sein, wenn ich will. Das ist alles.“ Sie zog eine Schnute und sah ihn an. „Bist du jetzt sauer auf mich?“ Er schien eine Weile zu überlegen, was er darauf antworten sollte. Mit fahrigen Bewegungen kratzte er sich am Kopf und zündete sich schließlich in aller Ruhe eine Zigarette an. Langsam setzte er sich wieder in Bewegung, während er tief den Rauch einsog und durch die Nase wieder ausatmete. „Nein. Ich habe doch selbst mit ihr Schluss gemacht, weil ich sie Tai nicht wegnehmen wollte. Weil ich die Freundschaft zu Tai nicht gefährden wollte. Und was ist jetzt? Sie sind zusammen und reden beide kein Wort mehr mit mir.“ Mimi nickte langsam und lief neben ihm her. „Wir sind die totalen Sozialversager.“ „Total“, stimmte er ihr tonlos zu. Sie klatschten ab und mussten dann plötzlich beide lachen über diese zugleich traurige und komische Situation. Endlich kamen sie in Matts Motel an. Im Treppenhaus roch es nach Dreck und ungewaschener Bettwäsche. Eilig liefen sie in den dritten Stock und Matt schloss die Tür zu seinem Zimmer auf. Es war genau so ein Motel, wie Mimi es schon ein paar Mal bei ihm gesehen hatte. Die Tapete schälte sich von der Wand, das Bett wirkte schmuddelig, die Tür zum Badezimmer war schief und überhaupt war der Raum winzig. „Ich komme gleich“, verkündete Matt und ging ins Badezimmer. Ohne nachzudenken griff Mimi in ihre Tasche und holte ihr Handy heraus, um eine SMS an Tai zu tippen. Auf einmal hatte sie den Drang danach gespürt, ihm genau diese Nachricht zu schicken. Sie packte das Handy zurück in die Tasche und befreite sich selbst von Schuhen, Rock und Oberteil. Anschließend warf sie einen Blick in den kleinen Spiegel, der neben dem Bett an der Wand hing. Mit den Fingern kämmte sie sich kurz die Haare und in dem Moment, in dem Matt aus dem Bad zurückkam, ließ sie sich auf das Bett fallen. Auch er entledigte sich seines T-Shirts, seiner Jeans und seiner Schuhe und kletterte zu ihr aufs Bett. Geschickt griff er mit einer Hand hinter sie und öffnete ihren BH, den er ihr sogleich abstreifte und auf den Boden beförderte. Bevor er sich aber ihren Brüsten zuwenden konnte, legte Mimi die Hände an sein Gesicht und zwang ihn, sie anzusehen. „Sag' mal, ist das eigentlich richtig, was wir hier machen?“ „Willst du es nicht?“, fragte er stirnrunzelnd. Es war nicht so, dass sie es nicht wollte. Sie fragte sich nur, was wohl passieren würde, wenn Sora und Tai etwas von ihrer Affäre mitbekamen. Vermutlich würde das alles in einem noch größeren Drama enden, als es jetzt schon der Fall war. „Nein. Doch. Ach, schon gut. Vergiss es einfach wieder.“ Sie machte Anstalten, sie zu küssen, doch er drehte den Kopf weg und widmete seine Aufmerksamkeit ihren Brüsten. „Warum küsst du mich eigentlich nie?“, fragte sie nun, überrascht, dass sie diese Frage nicht schon eher gestellt hatte. „Das gehört doch irgendwie dazu.“ Wieder sah er sie an, nun etwas genervt. „Ist mir zu intim. Küssen ist was für Verliebte.“ „Ach, und Sex ist natürlich voll nicht intim und nur für Nicht-Verliebte“, erwiderte sie sarkastisch. Er zuckte mit den Schultern. „Sex hat man aus Spaß, aber zum Küssen braucht es Liebe, sonst ist es doch sinnlos und langweilig.“ Mimi verzog irritiert das Gesicht und wollte noch weiter über seine Aussage nachdenken, doch da spürte sie bereits seine Lippen und Finger an Stellen, die ihr den Verstand raubten und sie konzentrierte sich auf andere Dinge. Hosted by Animexx e.V. 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