Ein Leben wie dieses von Juju ================================================================================ Kapitel 26: Mimis Plan ---------------------- Montag, 26. Juni 2006   Mimis Plan begann in der großen Pause am Montag. Tai stand gerade nichts ahnend mit Sora auf dem Schulhof herum, als Mimi und Izzy sich näherten. Schon an Mimis Blick konnte Tai erkennen, dass gleich irgendetwas passierte, mit dem er nicht rechnete. Also versuchte er, sich auf alles gefasst zu machen. Mimi strahlte ihn an und umarmte ihn, als hätten sie sich jahrelang nicht gesehen. Genervt verdrehte Tai die Augen. „Spiel mit“, zischte sie ihm ins Ohr und so drückte er sie kurz an sich. Sowohl Sora als auch Izzy beobachteten die beiden mit fragenden Blicken. Mimi ließ ihn wieder los und sah ihn fröhlich an. „Ich hoffe, du bist gestern noch gut nach Hause gekommen?“ Verwirrt hob Tai die Augenbrauen. Gestern? Wovon redete sie denn da? Er war gestern kurz einkaufen gewesen, hatte ein paar Hausaufgaben erledigt, war mit Kari Eis essen und hinterher hatten sie zusammen einen Film geschaut. Von alldem konnte Mimi aber eigentlich nichts wissen. Er vernahm ein Blitzen in Mimis Augen und erinnerte sich an das, was sie ihm gerade zugeraunt hatte. „Ja“, sagte er langsam. „Der Weg... war ja nicht so weit.“ Er fing einen verwirrten Blick von Sora auf. „Ich soll dir noch einmal von meiner Mutter sagen, dass du jederzeit wiederkommen kannst. Sie findet dich echt super. Ich weiß gar nicht, warum.“ Mimi grinste und wirkte bei dem, was sie sagte, so überzeugend, dass Tai ernsthaft überlegte, ob er gestern nicht doch bei Mimi war und es nur vergessen hatte. Aber so vergesslich konnte ja kein Mensch sein. „Alles klar. Ich kann ja nächstes Wochenende wieder kommen“, stieg Tai nun noch etwas unsicher in Mimis Spiel ein. „Aber dann musst du unbedingt wieder den Käsekuchen backen.“ „Oh, ich denke, das lässt sich machen. Wenn du diesmal pünktlich kommst, können wir ihn zusammen backen“, erwiderte Mimi ein wenig vorwurfsvoll. „Du weißt schon, dass ich eine Niete im Backen bin?“, sagte Tai wahrheitsgemäß. „Na gut. Dann gibt es halt Backnachhilfe gegen Mathenachhilfe“, beschloss Mimi gut gelaunt. „Backnachhilfe?“, fragte Izzy stirnrunzelnd. „Klar. Du wirst schon sehen. Wenn ich im März wieder zurück fliege, ist Tai ein ausgezeichneter Bäcker“, antwortete Mimi überzeugt und grinste triumphierend, als hätte sie Tai bereits zum Konditor gemacht. „Was habt ihr denn gestern gemacht?“, fragte Sora nun und musterte Mimi neugierig. „Ach, meine Eltern wollten Tai nur unbedingt zum Essen einladen, weil er mir mit Mathe hilft“, antwortete diese abwinkend. „Naja, und jetzt haben sie beschlossen, das regelmäßig zu machen.“ Sie zwinkerte Tai verschwörerisch zu. _ Mimi und Tai trafen sich also nicht nur zur Nachhilfe, sondern auch so. Damit hatte Sora nicht gerechnet. Bisher hatte sie immer den Eindruck gehabt, dass die beiden einander nicht besonders gut leiden konnten, so oft, wie sie sich stritten. Irgendwie verwirrte sie diese Neuigkeit. Sie hatte jedoch keine Zeit, weiter Fragen zu stellen, denn Davis, Kari, T.K., Yolei und Cody schritten entschlossen auf sie, Tai, Mimi und Izzy zu. „Was ist denn mit euch? Ihr seht aus, als ob ihr was vorhabt“, begrüßte Izzy die fünf Jüngeren. „Wir haben uns was überlegt“, eröffnete Davis als Wortführer das Gespräch. „So? Was denn?“, fragte Sora neugierig. „Naja, bald ist doch der erste August. In knapp einem Monat, um genau zu sein“, begann Davis. „Und wir haben an diesem Tag doch schon oft alle was zusammen gemacht.“ „Eigentlich sogar immer. Bis auf letztes Jahr“, stimmte Izzy zu. „Genau. Letztes Jahr ist der Tag ausgefallen und keiner hat sich darum gekümmert“, sagte Yolei und stemmte die Hände in die Hüften. „Deswegen haben wir beschlossen, dass wir dieses Jahr die Aktion in die Hand nehmen. Wenn man es euch überlässt, wird es ja nichts.“ „Was soll das denn heißen?“, murrte Tai. „An mir lag es nicht.“ „Ist doch egal, wer daran schuld ist“, erwiderte Kari ungeduldig. „Ganz genau. Dieses Jahr soll das zumindest nicht wieder passieren. Und deshalb haben wir beschlossen, dass wir zum ersten August ein paar Tage campen gehen“, erklärte Davis und blickte erwartungsvoll in die Runde. „Campen? Cool, viel Spaß“, sagte Tai und kassierte von Mimi einen Ellbogenstoß in die Seite. „Alle zusammen“, fügte Yolei Davis' Erklärungen hinzu und hob die Augenbrauen. „Alle zwölf.“ „Alle zwölf?“, fragte Izzy verdutzt. „Alle zwölf“, wiederholte Davis und verschränkte die Arme vor der Brust, ganz so, als würde er keine Widerrede dulden. „Aber das geht doch gar nicht. Dafür müssen ja alle Zeit haben“, wandte Izzy nun ein. „Wo ist das Problem? Es sind doch Ferien“, meinte Yolei schulterzuckend. „Wir dachten uns, es könnte bestimmt witzig werden, wenn wir wie in alten Zeiten etwas alle zusammen machen“, sagte Cody und lächelte zuversichtlich. „Also ich finde, das ist eine tolle Idee“, verkündete Mimi. „Der erste August ist doch unser Tag. Wir müssen unbedingt etwas Tolles machen und Camping ist super. Das macht sicher viel Spaß in so einer großen Gruppe.“ Tai schnaubte. „Du bist doch die Erste, die wegen einer Spinne im Zelt in Panik ausbricht.“ „Ach was. Dafür habe ich ja dich. Du kommst doch dann und machst die weg“, meinte Mimi vergnügt und grinste Tai an. „Ja und nachts bring' ich sie dir zurück“, erwiderte er nun ebenfalls grinsend. „Untersteh dich!“, rief Mimi drohend. „Also seid ihr dabei?“, fragte Yolei mit leuchtenden Augen. „Klar, ich versteh' die Frage nicht“, antwortete Mimi lachend. „Ja, ich auch. Ich denke, es könnte durchaus Spaß machen“, stimmte Tai zu. „Hm, also... es sind ja Ferien und... ja... ich denke, ich bin auch dabei“, meinte Izzy und nickte langsam. „Deinen Laptop kannst du ja mitnehmen, wenn es unbedingt sein muss“, sagte Mimi und hakte sich bei ihm unter. „Dann haben wir wenigstens gleich noch Musik und Internet dabei.“ „Was ist mit dir, Sora?“, fragte T.K. nun und sah Sora an, die sich bisher noch nicht weiter dazu geäußert hatte. Auch die anderen wandten sich mit fragenden Blicken an sie. Camping mit der alten Gruppe? An sich eine tolle Idee, aber sie befürchtete, dass das in einer Katastrophe enden könnte, allein schon wegen Tai und Matt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Matt da mitmachen würde. Und wenn doch, würde es sicher komisch werden. Dann war da noch das Problem zwischen Davis, Kari und T.K. Tai und Mimi, die sich dauernd stritten. Und Sora wusste auch nicht, ob sie es so lange in Matts Nähe aushalten konnte. Sie glaubte irgendwie nicht, dass sie alle ein paar friedliche Campingtage miteinander verbringen konnten. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.“ _ „Was? Warum nicht?“, fragte Yolei verwundert und sah Sora an. Auch die Blicke der anderen waren auf sie gerichtet, die Sora jedoch angestrengt zu meiden schien. „Wir haben doch alle nicht mehr so viel Kontakt zueinander und es gibt so viele... Konflikte. Ich habe Angst, dass dieses Camping alles nur noch schlimmer machen könnte, als es sowieso schon ist“, gestand Sora leise und starrte dabei ihre Füße an. „Aber das ist doch eine gute Gelegenheit, Konflikte aus dem Weg zu räumen“, wandte Yolei ein. „Dann sind wir alle zusammen und können über alles reden.“ „Das ist nicht so einfach“, entgegnete Sora. „Wieso denn nicht? Man muss doch nur den Mund aufmachen“, sagte Davis grinsend. „Ist doch kein Problem. Das kriegen wir schon hin.“ „Und es ist eine gute Gelegenheit, dass wir alle wieder Kontakt zueinander aufnehmen können“, fügte Cody hinzu. „Sora, du musst unbedingt dabei sein“, redete Mimi auf sie ein und sah sie mit bettelndem Blick an. „Ohne dich macht es doch nur halb so viel Spaß.“ „Da muss ich Mimi Recht geben“, stimmte Tai seiner Vorrednerin zu. „Wenn wir sowas machen, müssen auch wirklich alle dabei sein, sonst hat es ja keinen Sinn.“ „Genau“, rief Davis. „Los, Sora, sei dabei“, sagte nun auch Kari und lächelte aufmunternd. „Echt mal. Wir brauchen jedes Mädchen, das wir kriegen können“, lachte Yolei. Sora seufzte ergeben. „Na schön. An mir soll's nicht liegen.“ „Bingo!“, jubelte Yolei und klatschte in die Hände. „Wer fehlt denn jetzt noch? Joe, Matt und Ken, wenn ich mich nicht irre.“ „Also Ken werde ich fragen. Ich sehe ihn morgen wieder“, bot Davis sich an. Yolei nickte. „Wer übernimmt Joe und Matt?“ „Ich kann Joe schreiben. Ich habe noch regelmäßigen E-Mail-Kontakt mit ihm“, meldete Izzy sich zu Wort und Yolei nickte wieder. Es fehlte nur noch, dass sie eine Liste herausholte und sich alles notierte. „Dann bleibt Matt noch für mich übrig“, sagte T.K. schließlich ein wenig mutlos. Er konnte sich noch nicht vorstellen, dass Matt sich darauf einlassen würde. Es würde einiges an Arbeit erfordern, ihn dazu zu überreden. T.K. und die anderen gingen zurück zu ihrem angestammten Pausenplatz und unterhielten sich dabei aufgeweckt über das anstehende Camping. „Ich kann es kaum erwarten, alles zu planen und vorzubereiten“, sagte Yolei aufgeregt. „Also wir brauchen Zelte und Schlafsäcke und Essen und Getränke und...“ „Yolei, komm wieder runter. Es ist noch über ein Monat Zeit“, unterbrach Davis sie genervt. „Mit dem Packen kannst du am einunddreißigsten Juli anfangen.“ „Glaubst du, Matt sagt zu?“, fragte Kari an T.K. gewandt, die anscheinend seine Gedanken gelesen hatte. Er zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich glaube nicht.“ „Gibt es irgendeinen Weg, wie wir ihn dazu bringen können, zuzusagen?“, fragte Kari weiter. Ratlos schüttelte T.K. den Kopf. „Ich weiß es nicht. Ich werde alles versuchen.“ „Okay. Und ich werde mit Tai reden. Vielleicht ergibt sich irgendetwas.“ _ Es klingelte und Mimi machte sich schon mit Izzy auf den Weg zurück ins Schulgebäude, doch da packte Tai sie grob am Arm und zerrte sie zu sich heran. „Hey!“, beschwerte sie sich. „Das tut doch weh!“ „Was ist dein Plan?“, fragte er und funkelte sie an. „Ich weiß nicht, was du meinst, lieber Tai“, flötete Mimi und machte ein unschuldiges Gesicht. „Tu nicht so. Du weißt genau, was ich meine. Sag mir, was du vorhast, oder ich bin raus aus diesem Schwachsinn“, zischte er. Mimi verdrehte die Augen und ließ sich mit Tai langsam aus der Schülermenge zurückfallen, bis sie sich ganz hinten befanden. „Bist du denn schwer von Begriff?“, fragte sie kopfschüttelnd. „Wir tun einfach so, als würden wir einander näherkommen.“ Perplex sah Tai sie an und runzelte die Stirn. „Hä?“ „Du hast aber auch keine Ahnung, wie Mädchen ticken, oder?“, fragte Mimi genervt. „Hast du nicht bemerkt, wie Sora vorhin reagiert hat, als wir ihr erzählt haben, wir hätten gestern den Tag gemeinsam verbracht? Und hast du nicht gesehen, wie sie geguckt hat, als ich dich umarmt habe?“ „Keine Ahnung, mir ist nichts aufgefallen“, erwiderte Tai verständnislos. Mimi seufzte. „Wir machen sie eifersüchtig, okay? Sie wird denken, dass wir anfangen, uns füreinander zu interessieren. Dann sieht sie, dass du durchaus beliebt bei Mädchen bist. Zur Zeit ist sie daran gewöhnt, dass du dich nur für sie interessierst und weiß das nicht zu schätzen. Aber wenn du jetzt plötzlich Augen für ein anderes Mädchen hast, dann wird sie das stören und sie wird darüber nachdenken, ob es nicht doch ein Fehler war, dich abzuweisen.“ Tai schien eine Weile zu brauchen, das zu verarbeiten. Man konnte förmlich sehen, wie es in seinem Gehirn arbeitete und er nach einem Ergebnis suchte. Dann schien er eines gefunden zu haben. „Das ist doch kompletter Blödsinn.“ „Ist es nicht“, widersprach Mimi. „Mädchen sind so. Glaub mir.“ „Nur weil du so bist, ist nicht jedes andere Mädchen genauso“, entgegnete Tai und hob eine Augenbraue. „Vielleicht nicht jedes“, räumte Mimi ein, „aber die meisten.“ „Aber Sora bestimmt nicht. Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagte Tai und schüttelte den Kopf. „Mein Gott, was hast du denn zu verlieren? Wie viel schlimmer kann es denn schon werden? Momentan ist sie ja beziehungsmäßig offensichtlich null an dir interessiert.“ „Schon, aber... aber... das ist doch total verrückt!“ Er sah sie an, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. „Vielleicht. Aber es funktioniert“, sagte Mimi überzeugt. „Also, wie lautet deine Antwort?“ „Meine Antwort lautet, dass du zu viele amerikanische Teeniefilme gesehen hast.“ „Bist du nun dabei oder nicht?“, fragte Mimi ungeduldig. Einige Sekunden durchbohrte Tai sie mit seinen Blicken, aber schließlich nickte er. „Okay. Aber wehe, du verknallst dich in mich.“ Mimi schnaubte. „Ich glaube eher, du hast zu viele amerikanische Teeniefilme gesehen.“ _ Als Yolei am Nachmittag nach der Schule nach Hause kam, fing sie sofort an eine Liste mit Dingen zu schreiben, die sie ins Camp unbedingt mitnehmen mussten. Sie konnte es kaum noch erwarten, dass endlich August war. Sie hatte sich außerdem freiwillig für die Aufgabe gemeldet, einen Zeltplatz zu suchen und zu organisieren. Konnte es nicht schon August sein? Besonders freute sie sich darauf, dass sie dann ein paar Tage mit Ken zusammen sein konnte, vorausgesetzt natürlich, dass er auch mitkam. Aber Davis würde ihn schon überreden können. In der Richtung war auf ihn ja Verlass. Zelte, Schlafsäcke, Essen und Getränke, Campingkocher, Feuerzeuge, Klamotten, Tabletten gegen Kopfschmerzen und Fieber für den Fall der Fälle, Verbandszeug und Pflaster, Badesachen, Campingstühle, Handtücher, Zahnbürsten, Insektenschutz … Konnte nicht schon endlich der erste August sein? _ „Du, Tai?“ „Hm?“ Die Geschwister waren gerade dabei, den Abendbrottisch abzuräumen, als Kari sich an ihren Bruder wandte. „Ich finde es echt gut, dass du dafür bist, dass wir alle gemeinsam campen fahren“, gestand sie und lächelte. Er zuckte nur lässig mit den Schultern. „Wieso sollte ich denn auch nicht dafür sein? Ist doch eine gute Sache, dass wir alle etwas zusammen unternehmen. Haben wir doch schon ewig nicht mehr gemacht.“ „Naja, eben wegen dieser Sache da mit dir, Matt und Sora“, antwortete Kari langsam und sah ihn vorsichtig an. Sie wusste nicht, wie er reagieren würde und ob man dieses Thema überhaupt ansprechen durfte. Schließlich hatte Tai, soweit Kari wusste, noch immer kein Wort mit Matt geredet. Tai sagte nichts, sondern fuhr unbeirrt fort, den Tisch abzuräumen und das schmutzige Geschirr in den Geschirrspüler zu sortieren. „Aber ich glaube, so ein Campingurlaub ist die beste Gelegenheit, so einen Streit beiseite zu räumen, oder nicht?“, redete Kari weiter und bemühte sich um einen zuversichtlichen Tonfall. „Keine Ahnung, werden wir sehen“, murmelte Tai. „Sag mal, Kari, ist es eigentlich okay, wenn ich dagegen bin, dass du und T.K. in einem Zelt schlaft?“ Verdutzt sah Kari ihn an. „Ist es okay, wenn wir es trotzdem tun?“ Tai verzog das Gesicht. „Meine Güte, was hast du denn auf einmal gegen T.K.?“, fragte sie ein wenig genervt. „Ich habe nichts gegen ihn. Ich mag ihn. Aber ihr seid noch zu jung für... nicht jugendfreie Sachen“, antwortete er und schob die Hände in die Hosentaschen. Kari stöhnte auf. „Mann, Tai! Erstens, wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass wir nicht zusammen sind? Zweitens, selbst, wenn wir es wären, würden wir sicherlich nicht im Zelt miteinander schlafen, während ihr anderen alle fröhlich von draußen zuhören könnt. Und drittens, wenn wir zusammen wären, dann könntest du eh nicht verhindern, dass wir 'nicht jugendfreie Sachen' machen, wie du es nennst.“ „Jaja, du hast ja Recht“, murrte er, ohne sie anzusehen. „Tai, T.K. ist nicht Matt, okay? Ich finde es ziemlich unfair, dass du jetzt T.K. gegenüber so misstrauisch bist, nur weil Matt dir Sora ausgespannt hat.“ „Um jemanden jemandem auszuspannen, müsste man erst mal mit demjenigen zusammen sein“, knurrte Tai. „Du weißt, wie ich es meine“, sagte Kari ungeduldig. „Und du weißt, dass ich es nicht böse meine. Ich mache mir nur Sorgen um dich“, antwortete er und nun sah er sie dabei auch an. „Ich will nicht, dass dir jemand weh tut.“ „Tai, ich brauche keinen Babysitter. Ich kann auf mich selbst aufpassen“, erwiderte sie schnippisch. „Rede endlich mit Matt und werde wieder normal.“ _ Matt saß gerade an seinem Schreibtisch, starrte aus dem Fenster und versuchte, das Wirrwarr in seinem Kopf für einen neuen Songtext aufzuschreiben, als er die Türklingel hörte. Er ignorierte sie, weil sein Vater zu Hause war, doch als es kurz darauf an seine Zimmertür klopfte, drehte er sich doch um und unterbrach seine Apathie. „Ja“, rief er und hoffte, es wäre Sora, die gekommen war, um ihm zu sagen, dass sie ihn liebte und bei ihm sein wollte. Nicht, dass das diese komplizierte Situation irgendwie einfacher gemacht hätte, doch er vermisste sie. Ziemlich sogar. Und irgendwie hatte er gehofft, sie würde die Trennung nicht so einfach hinnehmen, sondern ihm nachlaufen und versuchen, ihn umzustimmen, obwohl er nicht sagen konnte, dass er dann eine richtige Beziehung mit ihr eingegangen wäre. Es war alles so kompliziert und Matt wusste nicht mehr, was er denken und fühlen sollte. Doch es war nicht Sora, die die Tür öffnete und zögerlich sein Zimmer betrat, sondern Tai. „Hi“, sagte er monoton. Fünf Minuten später saß er auf Matts Bett, Matt auf seinem Schreibtischstuhl vor dem Bett und sie hatten jeder eine Flasche Bier in der Hand. Noch hatte keiner von ihnen etwas Bedeutungsvolles gesagt und nun schwiegen sie sich schon seit zwei Minuten an und starrten vor sich hin. Schließlich aber holte Tai Luft. „Sei ehrlich, Matt, liebst du sie?“ Matt schwieg einige Sekunden, ohne den Blick von seinem unbestimmten Punkt im Raum abzuwenden. „Mhm.“ Tai seufzte tief. „Habt ihr... hast du mit ihr geschlafen?“ Langsam schüttelte Matt den Kopf. „Ich wollte, aber es kam nicht dazu.“ Tai nickte und nippte an seinem Bier. „Warum hast du mir nicht einfach gesagt, dass sie es ist?“, fragte Matt nun und sah ihn an. „Warum hast du behauptet, ich kenne das Mädchen nicht, auf das du stehst?“ „Keine Ahnung. Ich dachte, dann würde es irgendwie komisch werden zwischen uns“, antwortete Tai schulterzuckend. „Es hätte kaum schlimmer werden können, als es jetzt ist“, meinte Matt etwas spöttisch. Wieder herrschte einige Sekunden lang Schweigen zwischen ihnen. Dann war es erneut Tai, der das Wort ergriff. „Wenn du nicht mit ihr geschlafen hast, was war dann die Sache, für die du dich entschuldigt hast? Was hast du gemacht?“ Matt hob eine Augenbraue. „Eine dämliche Wette abgeschlossen.“ Stirnrunzelnd musterte Tai ihn. Sein Blick hatte sich deutlich verfinstert. „Es ging darum, dass Shin meinte, ich würde Sora niemals rumkriegen. Ich wollte ihm das Gegenteil beweisen.“ Tai seufzte, schloss die Augen und fasste sich an die Stirn. „Was geht nur in deinem kranken Hirn vor? Was? Ich verstehe es einfach nicht.“ Nun war es an Matt, die Stirn zu runzeln. „Ich habe sie verwettet und das war scheiße. Aber ich habe mich entschuldigt und das Ding nicht durchgezogen, okay?“ Mit einem Satz sprang Tai auf und starrte ihn an. „Und damit ist die Sache durch für dich? Merkst du noch was? Dass du überhaupt bereit warst, dich darauf einzulassen!“, brüllte er. „Beruhig dich“, entgegnete Matt, ohne eine Miene zu verziehen. „Ich soll mich beruhigen, obwohl du das Arschloch bist? Du liebst sie doch gar nicht! Du interessierst dich doch nur für sie, weil du sie nicht flachlegen konntest und spätestens, wenn du hast, was du wolltest, lässt du sie wieder fallen! Tu doch nicht so, als würden dich die Gefühle anderer in irgendeiner Weise interessieren!“ Matt brauchte einen Moment, um auf diese harten Worte zu reagieren. Er stand auf und funkelte Tai an. „Du solltest jetzt gehen. Du bist nicht bei Sinnen. Kannst dich gern melden, wenn du wieder normal bist.“ Fassungslos starrte Tai ihn an. „Du bist ein verdammter Soziopath, Yamato.“ Mit diesen Worten stürmte er aus dem Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)