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Der Rächer

von

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I.

Tagesprophet, 27. Oktober 2009
 

„Augustus Bellamont, aussichtsreicher Kandidat für das Amt des Zaubereiministers bei der nächsten Wahl, hat gestern überraschend seinen Rückzug von der politischen Bühne angekündigt.

Wie die spontanen Nachforschungen dieser stets nach der Wahrheit suchenden Zeitung zu Tage förderten, war diese Entscheidung keineswegs so freiwillig, wie Bellamont die Öffentlichkeit glauben lassen will. Unseren Quellen zufolge, die natürlich ungenannt bleiben, steht Bellamont vor dem Bankrott und kann sich nicht länger eine kostspielige Wahlkampagne leisten. Gerüchteweise droht sogar die Zwangsversteigerung des Bellamont-Anwesens in Hampshire. Falls Sie also auf der Suche nach einem neuen Zuhause mit Stil sind...“
 

„Was soll das heißen: Die Verliese sind bis auf Weiteres eingefroren?“ Die schrille Stimme der elegant gekleideten Hexe passte so überhaupt nicht in die altehrwürdigen Hallen des Gringotts-Bankhauses in der Winkelgasse, London, England. Entsprechend indigniert waren die Blicke, mit denen die anwesenden Kobolde, welche die Bank leiteten, die aufgebrachte Kundin bedachten. Es gehörte sich einfach nicht, wegen Finanzen eine Szene zu machen. Entweder man hatte genug Geld oder nicht, und beide Situationen galt es einfach zu akzeptieren, wenn man mit den Kobolden Geschäfte machen wollte. Und Bankgeschäfte waren, wie der Name schon besagte, Geschäfte.

„Mrs. Bellamont“, zischte der sie betreuende Kobold entsprechend ungehalten. „Aufgrund diverser Außenstände, die den Geldwert Ihrer Einlagen deutlich übersteigen, blieb uns keine andere Wahl...“

Die Dame – Cecilia Bellamont, Gattin von Augustus Bellamont – unterbrach den Bankkobold aufgebracht. „Ich verlange auf der Stelle Silverdig zu sprechen. Als unser jahrelanger Kundenbetreuer wird er Ihnen sicher erklären, dass es sich hierbei um einen Irrtum handelt!“

„Bedaure, Mrs. Bellamont“, erwiderte der Kobold unnachgiebig, „aber Oberkobold Silverdig ist derzeit in einem Kundengespräch und wünscht nicht gestört zu werden. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt...“

Jeder Bankangestellte, egal ob Mensch oder Kobold, hörte deutlich die Botschaft heraus, die hinter dieser Aussage stand. Allein schon die Tatsache, dass eine so prominente Kundin wie Mrs. Bellamont von einem Jung-Kobold, der gerade erst die Finanzschule abgeschlossen hatte, statt von einem der Oberkobolde wie sonst üblich, bedient wurde, sprach Bände. In Kombination mit dem Hinweis, dass die Konten eingefroren waren – etwas, das bei Gringotts wörtlich zu verstehen war und sich in einer zentimeterdicken, magischen Eisschicht um das entsprechende Verlies manifestierte, die zu schmelzen der unterirdisch hausende Wachdrache der Bank mit seinem Feuer wenigstens eine halbe Stunde benötigte – würde sich auch so schnell kein Oberkobold mit einem freien Termin finden. Sollte sich aber die Situation widererwartend zu Gunsten der Bellamonts aufklären, würde Silverdig mit Freuden jederzeit in seinem vollen Terminkalender Zeit finden, diese Kunden persönlich zu begrüßen. Nicht, dass jemand in der Bank ernsthaft an eine solche Schicksalswende glaubte, schließlich waren die Ereignisse rund um das Bellamont-Vermögen erster Tagespunkt der allmorgendlichen Vorstandssitzung gewesen und entsprechend Gesprächsthema Nummer Eins unter den Angestellten.

Offenbar hatte vor zwei Tagen das Gorsemoore-Waisenhaus einen anonymen Scheck über 100.000 Galleonen in der Post gefunden – ausgestellt auf das Waisenhaus – und prompt eingelöst. Das magische Siegel auf dem Schriftstück hatte allen Überprüfungen standgehalten und der Scheck daher als rechtskräftig anerkannt worden, weshalb der Betrag unverzüglich von einem Verlies in das andere transferiert worden war.

Als der zuständige Sachbearbeiter diese ungewöhnliche Kontobewegung seines Kunden bemerkte, benachrichtigte er den edlen Spender: Mr. Augustus Bellamont. Gewiss, es war nicht ungewöhnlich, dass Politiker gemeinnützigen Einrichtungen Geld spendeten, aber nie in solchem Umfang und nie anonym. Nicht, wenn sich aus einer solchen Tat politisches Kapital schlagen ließ. Und nicht in einem solchen, verliesleerenden Umfang, wenn der nächste Monat mit seinen wiederkehrenden Verpflichtungen praktisch vor der Tür stand. Als Mr. Bellamont schließlich in Silverdigs Büro geführt worden war, hatte dem Oberkobold nur ein Blick in das unrasierte Gesicht des Mannes genügt, um zu wissen, dass dieser am Ende war. Mit dem Scheck, der sein magisches Siegel trug, konfrontiert, war Augustus Bellamont noch mehr in sich zusammengesunken, hatte aber die Echtheit des Dokuments nicht abgestritten. Immerhin hatte er noch genug Würde, seine Dankbarkeit hinsichtlich des diskreten Vorgehens der Bank auszudrücken und auf seinem Gesicht hatte sich auch eine gewisse Erleichterung widergespiegelt, als er erfuhr, wer den Scheck eingelöst hatte. Denn wie sich im Verlauf des Gesprächs herausgestellt hatte, hatte Bellamont den Scheck als Schuldschein beim Kartenspiel ausgestellt. Und auch in der Zaubergesellschaft galten Spielschulden als Ehrenschulden, die man auf jeden Fall zu begleichen hatte.

Ob dieser Offenbarung hatte Silverdig etwas irritiert mit der Stirn gerunzelt. Es war der Bank nicht unbekannt, dass eine der Einkommensquellen von Mr. Bellamont das Glücksspiel war und es wurde sogar gemunkelt, dass er nicht immer ehrlich spielte, aber das betraf die Kobolde nicht und so hatten sie bislang kommentarlos sein Geld verwaltet. Dass aber nun ein so... talentierter... Spieler wie Mr. Bellamont auf seinem eigenen Territorium geschlagen wurde... Doch Silverdig war Kobold und als solcher interessierten ihn die Schicksalsschläge seiner Kunden nur so weit, wie ihre Konten davon betroffen waren. Und in Mr. Bellamonts Fall bedeutete das, dass die bald fällige Rate der Hypothek, mit der sein Anwesen belastet war, die Gehälter seiner Stabsangestellten, Rechnungen diverser Geschäfte, die Bellamont Kredit gewährten, und so weiter nicht würden beglichen werden können. Die vorsichtige Schätzung der zu erwartenden Verpflichtungen überstieg deutlich den aktuellen Gegenwert an Münzen und Wertgegenständen sowie den zu erwartenden Einnahmen in den Bellamont-Verliesen, und Silverdig setzte den Fall auf die Tagesordnung der Vorstandssitzung, wo konsequenterweise die Einfrierung der Konten angeordnet wurde. Schließlich hatte die Bank hinsichtlich der Hypothek ihre Interessen zu wahren.
 

Bill Weasley, Fluchbrecher 1. Ranges und zuständig für die Klassifizierung und sachgerechte Protektionierung von altertümlichen Artefakten bei der Gringotts-Bank, war auf dem Weg zur Teeküche gewesen, als der Tumult in der Kundenhalle ihn nachsehen ließ, was los war. Er war nicht der einzige, der eine solche Neugierde zeigte, denn an der Ecke des Korridors, der zur Kundenhalle führte, standen bereits ein paar seiner Kollegen.

Karen aus der Devisenabteilung lächelte ihm zu und er gesellte sich neben sie. „Was ist denn los?“, fragte er.

„Ach, nichts weiter, nur Mrs. Bellamont, die wohl heute nicht auf Shopping-Tour gehen kann“, kam es grinsend zurück, während Karen ihm gleichzeitig einen einladenden Blick mit ihren Augen zusandte. „Ich kann nicht sagen, dass es mir wirklich leid tut...“

Bill ignorierte den flirtenden Blick seiner Kollegin. Er wusste, dass er seit der Trennung von Fleur von vielen als so etwas wie Freiwild betrachtet wurde, aber das hieß nun nicht, dass er eine neue Frau an seiner Seite suchte. Tatsächlich war neben vielen anderen Gründen seine bisexuellen Neigungen mit die Ursache für die Trennung gewesen. Denn Fleur hatte es einfach nicht ertragen können, dass sie trotz ihrer Veela-Gene es nicht schaffte, ihn gänzlich an sich zu fesseln. Das war immer dann deutlich geworden, wenn die beiden jungen Eltern ihre Kinder mal für einen Abend bei den Großeltern einquartiert hatten, um auszugehen, und Bill es auf der Tanzfläche in den Clubs, die sie dann besucht hatten, nicht hatte lassen können, auch gelegentlich mit einem Mann zu flirten. Dabei war Flirten das Äußerste, was er getan hatte, denn Bill hatte seinen ehelichen Treueschwur ernst genommen. Doch allein die Tatsache, dass sich Fleur seiner nie ganz sicher zu sein schien – ungeachtet der Tatsache, dass sie diejenige war, für die er sein Junggesellenleben aufgegeben hatte, und ungeachtet dessen, dass dies einer der Charakterzüge gewesen war, der die stolze Französin an dem Fluchbrecher gereizt hatte – hatte sie unverhältnismäßig eifersüchtig werden lassen, bis schließlich ihre Ehe daran zerbrochen war. Weshalb Bill derzeit von Frauen erst einmal die Nase voll hatte und sich wenn eher am eigenen Ufer nach einem Gefährten umsehen würde. Was wiederum bedeutete, dass all die Karens der Zauberwelt ihm noch so schmachtende Blicke zuwerfen konnten, er würde nicht darauf eingehen. Dagegen ging er aber sehr wohl auf die Einladung ein, seine Kollegin mit gezieltem Nachfragen dazu zu animieren, ihm ein wenig mehr des Bankklatsches mitzuteilen. „Und weshalb tut es dir nicht leid?“

„Erinnerst du dich an den jungen Ashby vor ein paar Wochen? Anfang des Monats? Noch ältere Familie als die Bellamonts. Leider hat er den Fehler begangen, sich mit Bellamont auf ein Kartenspiel einzulassen, der ihn prompt nach Strich und Faden ausgenommen hat. Die Ashbys haben derzeit ihre Wurzeln in Neuseeland und der junge Ashby war auf Europatour, um etwas von der Welt zu sehen, ehe er sich ins Familiengeschäft einarbeitet. Für diese Reise bekam er jeden Monat in die jeweilige Stadt einen erklecklichen Betrag angewiesen. Das, was er Bellamont schuldete entsprach etwa dem Fünffachen dieser monatlichen Apanage. Natürlich hätte sein Vater ihm vermutlich den Betrag, auf den sich die Schulden beliefen, vorschießen können, aber Ashby wollte sich und wohl auch seinem Vater beweisen, dass er erwachsen genug war, um selbst eine Lösung für seine Probleme zu finden. Weshalb er Bellamont angeboten hat, ihm die Schulden in sechs Raten zurückzuzahlen, mit Koboldbeglaubigung durch die Bank. Aber statt sich auf dieses durchaus realistische Angebot einzulassen, hat Bellamont darauf bestanden, dass Spielschulden Ehrenschulden sind, die es unverzüglich zu begleichen gilt. Er meinte, wenn man nicht das Geld zum Spielen habe, sollte man als braver Junge lieber die Finger von den Karten lassen. Daraufhin hat Ashby nur gesagt, er würde den Namen seiner Familie nicht durch unehrenhaftes Verhalten ruinieren und ist gegangen. Am nächsten Tag hat man ihn tot in seinem Hotelzimmer gefunden – Selbstmord durch einen höchstpotenten Trank. Das Gesicht seiner Eltern, als sie zur Testamentseröffnung ihres Sohnes hier in die Bank kamen – denn schließlich war Gringotts der Testamentsverwalter – und erfuhren, was ihren Sohn in den Selbstmord getrieben hat, werden sogar die Kobolde so schnell nicht wieder vergessen... Irgendwie kommt es einem da schon fast als ausgleichende Gerechtigkeit vor, wenn Bellamont jetzt ebenfalls durch Spielschulden ruiniert ist.“

Bill nickte nur stumm. Vage erinnerte er sich an das verstörte Gesicht der trauernden Mutter und den zornigen Ausdruck auf dem Gesicht des Vaters, die er im Vorbeigehen kurz gesehen hatte. Doch auch wenn deren Sohn durch die nun eingetretenen Umstände in gewisser Weise gerächt worden war, konnte er keinerlei Genugtuung verspüren. Ein Mensch war ums Leben gekommen, bloß weil ein anderer unnachgiebig habgierig gewesen war... Wie alle, die den zweiten, finalen Krieg gegen Voldemort durchlebt hatten, war auch für Bill jeder sinnlose Tod wie der des jungen Ashby ein Tod zu viel. Zwar wusste er, dass viele konservative, besonders reinblütige Zauberkreise noch alte Traditionen pflegten, wonach etwa die Schande einer Familie abgewendet werden konnte, wenn das betreffende Familienmitglied, das für die Schande verantwortlich war, sich zum Schutz der Familie ehrenvoll umbrachte, doch verstehen konnte Bill es nicht.

II.

Tagesprophet 12. November 2009
 

„Zauberengland scheint einen neuen Rächer zu haben. Bereits zum dritten Mal innerhalb von zwei Wochen wurden Heiler des St. Mungos Krankenhauses zum Schauplatz eines Verbrechens gerufen, bei dem ein Mitglied der Zaubergemeinschaft körperlichen Schaden erlitten hatte. Und wieder gab der Verletzte, nachdem er von den Medimagiern stabilisiert worden war, an, er sei von einem Unbekannten angegriffen worden, den er aber aufgrund einer schwarzen Wolke, die den Angreifer umgeben habe, nicht erkannt hätte. Doch trotz der massiven Verletzungen, die das neuerliche Opfer des Rächers erlitten hat, fällt es einem auch in diesem Fall schwer, wirkliches Mitleid zu empfinden, weist doch die Tat einen nicht von der Hand zu weisenden Sinn für Gerechtigkeit auf.

Wir erinnern uns an Gladys Nicklefield, die kaltherzige Vermieterin, die sich weigerte in ihren Mietswohnungen trotz eines mehrfach prophezeiten harten Winters die Kamine sachgerecht in Stand setzen zu lassen und somit ihren Mietern ein dem Mietpreis entsprechendes Umfeld zu schaffen. Das Argument den Mietern gegenüber war gewesen, dass diese ja die meiste Zeit des Tages eh auf Arbeit seien und daher die Kamine gar nicht wirklich nutzen würden. In der Tat wohnen in ihren Mietshäusern überwiegend Angestellte der Gringotts-Bank, welche die Nähe der Häuser zu ihrem Arbeitsplatz schätzen. Dennoch lässt einen der Gedanke die vor uns liegenden Winternächte in einem eisigen Bett verbringen zu müssen, weil kein Kamin im Haus ausreichend Wärme spenden kann, schon jetzt bibbern. Wer von den Hausbewohnern mag unter diesen Umständen nicht frohlockt haben, als der Rächer eines Nachts Ms. Nicklefield heimsuchte und ihr Erfrierungen 2. Grades fast am ganzen Körper bescherte? Unangenehm – ja –, doch dank der fähigen Heiler ohne bleibende Schäden und Ms. Nicklefield kann noch in dieser Woche aus der Obhut des Krankenhauses entlassen werden – rechtzeitig um noch vor dem Wintereinbruch die Kamine in ihren Häusern in Stand setzen zu lassen.

Oder Henry Biggolow, den unehrlichen Apotheker, der mit seinen Praktiken weit besser im hintersten Winkel der Nockturngasse seinen Geschäften nachgegangen wäre, statt mit seinem Handeln die ehrlichen Bürger in der Winkelgasse übers Ohr zu hauen. Doch wie hätte der ehrenwerte Mr. Harper, langjähriger Inhaber der Apotheke in der Winkelgasse, die ihre Kunden stets durch gute Qualität überzeugte, auch wissen sollen, dass sich hinter der perfekten Fassade Biggolows mit seinen hervorragenden Zeugnissen und hinreichendem Ruf ein solch windiger, skrupelloser Geschäftsmann verbirgt, als Harper aus Altersgründen seine Apotheke verkaufte? Wer hätte ahnen können, dass Biggolow sich dazu herablassen würde, aus reiner Profitgier Standardtränke, wie man sie in der Hausapotheke eines jeden gut geführten Zauberhaushaltes in Groß-Britannien findet, mit billigem Zwiebelsaft zu verschneiden? Ethisch vielleicht verwerflich, jedoch nicht verboten, da an und für sich harmlos, solange man nicht, wie der junge Miles Chaffinch, gegen Zwiebeln allergisch ist. Nichtsahnend kaufte Margaret Chaffinch bei Biggolow Aufpäppeltrank gegen die allherbstlich kurierende Erkältungswelle, doch der allergische Schock, den ihr Sohn nach der Einnahme erlitt, hätte diesen beinahe das Leben gekostet. Das beherzte Eingreifen eines in der Nachbarschaft residierenden Medimagiers im Ruhestand verhinderte das Schlimmste, doch wird der junge Miles sein Leben lang an diesen Tag denken müssen, blieb doch als Folge seine linke Hand unrettbar steif. Eine besonders bittere Pille, war doch Miles gerade in der Junior-Quidditch-Liga als herausragendes Treibertalent mit guten Chancen auf eine spätere Profikarriere gefeiert worden, ein Traum, der nun so nie Wirklichkeit werden wird. Können wir vor diesem Hintergrund wirklich Mitleid mit Henry Biggolow empfinden, der nach einem Besuch des Rächers erblindete und somit nicht mehr seiner Tätigkeit als Zaubertrankmeister nachgehen kann?

Des Rächers neustes Opfer ist Francis Wickford alias Brandon Crawby alias James Willope alias Lysander Thorham. Schon diese vielen Identitäten lassen bei diesem Mann Böses erahnen. Der ehemals wirklich gutaussehende Mann, der in seinen verschiedenen Erscheinungsformen mehrfach Gewinner des bestaussehendsten Lächelns der Hexenwoche war, entpuppte sich bei näherer Nachforschungen als notorischer Heiratsschwindler mit Opfern auf sämtlichen britischen Inseln. Obgleich nicht lebensbedrohlich verletzt, wird Wickford wohl auf ewig mit den Fluchnarben, die ihm der Rächer im Gesicht beigebracht hat, gezeichnet sein. Ich wage an dieser Stelle zu bezweifeln, dass er mit seinem neuen Aussehen noch Frauen betören und in trügerischer Absicht wie bisher aufs Glatteis wird führen können. Obgleich ich als betagte Kolumnistin wohl kaum zu den erlauchten Damen gezählt hatte, die Wickford als Opfer in Betracht gezogen hätte, kann ich nicht umhin, dem Rächer für diese Tat der vorsorgenden Gerechtigkeit zu danken. Und auch die anderen Taten lassen in mir ein Gefühl der Genugtuung aufkommen.

Danke Rächer, wer immer du bist.
 

Rita Skeeter
 

P.S. Neuerdings meldet sich auch Augustus Bellamont wieder zu Wort und behauptet, das erste Opfer des Rächers zu sein. Wahrheit oder nur der verzweifelte Versuch, einen Weg zurück ins Rampenlicht zu finden?“
 

Überall in der magischen Gemeinschaft der britischen Inseln war der Rächer das Gesprächsthema schlecht hin. Ob in den Pubs oder bei privaten Teekränzchen im heimischen Wohnzimmer, auf der Arbeit oder in den verschiedenen Läden der Winkelgasse oder Hogsmeade, kaum zwei Menschen konnten aufeinander treffen, ohne sich nicht zu fragen, ob sie schon das Neuste über den Rächer gehört hätten. Insbesondere, da die Auroren des Zaubereiministeriums tatenlos zusehen mussten, wie die Zahl der Opfer – sofern man bei den betroffenen Menschen bereit war, von Opfern zu sprechen – stieg. Keiner der Betroffenen konnte den Angreifer näher beschreiben, alle sagten sie nur aus, er sei von einer sonderbaren schwarzen Wolke eingehüllt gewesen, wobei sie sich noch nicht einmal sicher waren, ob es sich bei dem Rächer tatsächlich um einen Mann oder nicht vielleicht doch eine Frau handelte. Auch gab es keine magischen Signaturen, die sich zurückverfolgen ließen, und das war vielleicht das Merkwürdigste überhaupt an der ganzen Geschichte. Denn für gewöhnlich hinterließ jeder Zauber, egal ob als Fluch oder im Guten angewandt, eine eindeutige Signatur, die ein entsprechend ausgebildeter Zauberer zwar entschlüsseln konnte – und somit in der Lage war zu identifizieren, welcher Zauber angewandt worden war –, die aber nicht gelöscht oder maskiert werden konnte. Und doch fanden sich bei den bisherigen Opfern des Rächers keinerlei Signaturen von Zaubersprüchen, selbst wenn sich die Betroffenen noch daran erinnerten einen Stupor oder ähnliches zu Beginn deutlich gehört zu haben.

Doch je länger die Auroren im Dunkeln tappten, desto mehr gerieten sie unter öffentlichen Druck. Wenn sich die Bevölkerung nicht gerade über ihre Unfähigkeit beschwerte, feixte sie im nächsten Moment darüber, dass der Rächer ihnen ein weiteres Mal entkommen war. Der Tagesprophet war sogar dazu übergegangen, in einem der Fenster des Redaktionsgebäudes eine große, magische Anzeigetafel anzubringen, die sich stets von allein aktualisierte, wenn der Rächer wieder ein neues Opfer gefunden hatte.

Ende November war die Zahl der Opfer bereits auf 8 angestiegen, 9 wenn man geneigt war, Augustus Bellamonts Behauptung das erste Opfer des Rächers gewesen zu sein, Glauben zu schenken. Die Situation in der Aurorenzentrale hatte sich dermaßen zugespitzt, dass der Leiter der Auroren bei der Einsatzplanung ungewöhnlich viele Gesuche seiner Mitarbeiter vorfand, für so stupide Dienste wie Weihnachtsflohverkehrsregelung, Apparierstellenaufsicht und ähnliches eingeteilt zu werden – Dienste für die normalerweise nur jene Auroren eingeteilt wurden, die frisch aus der Ausbildung kamen, es sich mit dem Chef verscherzt hatten oder deren Ego mal wieder dringend einen Dämpfer brauchte. Kurz, es waren eigentlich Strafarbeitsdienste, die niemand gerne machte. Doch keiner der Auroren wollte sich freiwillig für die alltägliche Strafverfolgung melden, hieß das doch zweifelsfrei an dem frustrierenden Fall um den Rächer arbeiten zu müssen. An diesem Punkt angelangt, intervenierte schließlich der Zaubereiminister höchstpersönlich.
 

Kingsley Shacklebolt, der seit mehr als einem Jahrzehnt die politischen Geschicke der Zaubergemeinschaft Britanniens verwaltete – wie er es nannte – war selbst einst Auror gewesen und konnte daher sowohl den Druck seitens der Öffentlichkeit als auch die Frustration der magischen Ordnungshüter verstehen. Aber als Zaubereiminister hatte er einen entscheidenden Vorteil: Er hatte Einblicke in alle Abteilungen des Ministeriums und konnte damit abteilungsübergreifend agieren. Allein schon die Tatsache der fehlenden magischen Signaturen rechtfertigte ein solches Vorgehen und so befahl er dem Team Auroren, welches mit dem Fall des Rächers betraut war, einen Unsäglichen hinzuzuziehen. Schließlich war es unter anderem Aufgabe der Mysteriumsabteilung, zu ergründen, wie es möglich war, magische Signaturen zu detektieren, zu verändern oder auch zu verschleiern.
 

Nicht gerade begeistert von seinem neuen Sonderauftrag meldete sich Blaise Zabini am 1. Dezember bei dem Chef der Aurorenzentrale und bekam – o Freude… – als Kontaktperson für die Auroren niemand anderen als Harry Potter, Auror zweiten Ranges und heiß gehandelter Kandidat für die Nachfolge des obersten Aurors, zugeteilt. Wie sollte er bitte mit einem ehemaligen Gryffindor an seiner Seite, noch dazu einem so medienwirksamen Helden des letzten Krieges – dem Jungen, der überlebt hatte und es nicht geschafft hatte, sich einen erwachsener klingenden Titel zuzulegen – vernünftige Ermittlungen anstellen? Gewiss, während der Schulzeit hatte Potter durchaus einen Hang dazu gehabt, Regeln zu missachten, aber es fehlte ihm an Raffinesse, die Missachtung der Regeln so darzustellen, dass er straffrei davon kam und konnte dies nur durch seine Der-Junge-Der-Lebt-Lorbeeren ausgleichen. Und auch wenn Blaise im Allgemeinen nicht dazu neigte, alle Gryffindors über einen Kamm zu scheren und solche drastischen Vorurteile wie viele seiner ehemaligen Hauskameraden zu hegen, konnte er nicht umhin zu erkennen, dass Potters Wesen bei diesen Ermittlungen kaum von Vorteil sein würde. Denn selbst wenn der Auror bereit wäre, die Regeln des Ministeriums zu umgehen – etwas, das nicht mit Sicherheit feststand, denn vielleicht war Potter ja ausnahmsweise wegen seiner Karriere auch darauf bedacht, sich an die Spielregeln zu halten, wo ihn doch sein Name schon so weit gebracht hatte –, fehlte es ihm sicher noch immer an dem notwendigen diplomatischen Geschick, das Ganze als unfehlbar und einzige Lösung darzustellen. Einer der Gründe, warum so überraschend wenig Gryffindors als Unsägliche arbeiteten. Und jene, die es taten, waren diejenigen, die man als letzte in der Mysteriumsabteilung erwarten würde, da sie es schon während ihrer Schulzeit geschafft hatten, für ihre Mitmenschen undurchschaubar zu sein, auch wenn diese glaubten, die Person gänzlich durchschaut zu haben. Andererseits konnte Blaise verstehen, weshalb der oberste Auror seinen medienwirksamsten Mitarbeiter an dem Fall wissen wollte, denn nur so könnte ein gänzlicher Ruin des Rufs der Auroren noch abgewendet werden.

„Potter“, sagte Blaise grüßend, als er an dem mit Papieren überquellenden Schreibtisch des Nationalhelden ankam.

„Zabini“, kam es ebenso neutral zurück.

Ohne auf eine Einladung seitens des Aurors zu warten, ließ sich Blaise auf den Besucherstuhl neben dem Schreibtisch nieder. „Ist in diesem ganzen Wust auch irgendwo begraben, was ihr bislang über den Rächer zusammengetragen habt?“, fragte er mit einem skeptischen Blick auf das Papierchaos.

„Nein“, erwiderte Harry gelassen, drehte sich kurz zu dem tiptop aufgeräumten Schreibtisch hinter sich um und nahm von dort eine Aktenmappe auf. „Die hab ich vorsorglich ausgelagert, damit ich sie wiederfinde. Seit sich vor zwei Monaten meine Partnerin in Mutterschutz verabschiedet hat, komme ich mit dem Papierkram einfach nicht mehr hinterher. Wenn sie nur Urlaub hatte, konnte ich die zwei oder drei Wochen ohne ihr administratives Geschick problemlos überbrücken, das Notwendigste erledigen und ansonsten den Eindruck erwecken, es wäre alles in Ordnung. Nun aber… ich hasse Papierkram!“

Blaise konnte sich ein Grinsen nicht unterdrücken. Die Abneigung Potters gegen Papierkram war nicht zu übersehen. „Und deine Partnerin hat immer freiwillig die ganzen Schreibarbeiten übernommen? Berichte, Listen, Protokolle?“ Er ahnte schon, was jetzt kam, wollte es aber aus Potters Mund selbst hören.

„Natürlich! Schließlich bin ich Harry Potter, Held in den Erzählungen aller Mütter, Großmütter, Patentanten, Kindergärtnerinnen und so weiter. Da ist es doch fast schon eine Ehre, wenn man als meine Partnerin den Papierkram übernehmen darf.“

Blaise hatte schon immer vermutet, dass in Potter ein nicht zu verachtender Slytherinanteil verborgen war, und dass dieser seine Popularität nun dergestalt zu seinem Vorteil ausnutzte, bestätigte diesen Gedanken. Doch Blaise wertete dies durchaus positiv, war es so doch möglich, dass sich Potter auf einen Deal einlassen würde.

„Doch ohne Partnerin und mit dem Rächer im Nacken, werde ich wohl nie dieses Chaos bewältigen. Was wiederum bedeutet, dass mein Chef mir den Weihnachtsurlaub streicht, damit ich stattdessen alles aufarbeiten kann. Zumindest hat er mir schon damit gedroht, wenn nicht wenigstens zwei Drittel der fälligen Berichte bis zum Heiligabend auf seinem Schreibtisch sind“, fuhr Harry fort.

Das wurde ja immer besser. Noch mehr Argumente, weshalb Potter Blaises Vorschlag zustimmen sollte. Also hielt sich der Unsägliche nicht länger zurück. „Scheint als wäre ich dann gerade rechtzeitig als Retter in der Not auf der Bildfläche erschienen. Und bevor du auf falsche Gedanken kommst, nein, ich werde den Papierkram nicht für dich erledigen. Ich dachte mehr an eine Arbeitsteilung: Ich ermittle draußen und erstatte dir Bericht und du darfst alle Lorbeeren über mögliche Erfolge und Durchbrüche für dich verbuchen.“

„Aber…“, setzte Harry zum Widerspruch an. Zweifelsohne sein Gryffindor-Gewissen, das sich meldete und ihm mitteilte, dass er sich doch unmöglich nicht an der Ermittlung beteiligen konnte und dann auch noch den Ruhm einheimste, wenn sie Erfolg hatten. Man schmückte sich einfach nicht mit fremden Federn.

„Kein aber. Sieh dir doch mal die Fakten an: Niemand außer meinem Chef, deinem Chef, dem Minister und dir weiß, dass ich an dem Fall arbeite. Es ist nun Mal so üblich, wenn man mit Unsäglichen zusammenarbeitet, dass wir unsere Tätigkeiten möglichst nicht an die große Glocke hängen. Ergo kann ich Fragen stellen, ohne gleich als ermittelnder Beamter erkannt zu werden und werde daher Antworten bekommen, die du so nie bekommen würdest. Darüber hinaus werde ich nicht wie du von einem Regelkorsett regelrecht stranguliert. Was im Klartext heißt, dass ich mir keine Gedanken darüber machen muss, ob meine Quellen nun vertrauenswürdig sind, was mein Chef davon hält, wenn ich mich bis weit nach Mitternacht in schäbigen Spelunken herumtreibe oder ob ich irgendjemandes Privatsphäre verletze. Gerade letzteres ruft, wenn es durch einen Auror geschieht, immer die Empörung der Massen hervor. Anders herum kann ich wegen all dieser Vorgehensweisen meine Ergebnisse nicht der Öffentlichkeit medienwirksam präsentieren. Du wiederum kannst als Vorzeigeauror mich als vertrauenswürdige Quelle, die aus gegebenen Gründen anonym bleiben muss, zitieren, betonen, dass es die qualifizierten Mitarbeiter des Ministeriums für Zauberei waren, die diese Ergebnisse zu Tage gefördert haben, und nebenbei deinen Papierkram erledigen, während ich die Laufarbeit mache. Klingt doch nach einem fairen Deal, oder?“

Für den Moment sprachlos, starrte Harry seinen ehemaligen Schulkameraden an. So, wie Blaise die Situation präsentierte, klang es durchaus einleuchtend und die Chance, dass er Ginny nicht gestehen musste, dass sein Urlaub gestrichen würde, war mehr als nur verlockend. Schließlich nickte er zögernd. „Doch wie wollen wir das meinem Chef erklären?“

Blaise schüttelte innerlich den Kopf. Trotz allem war Harry eben kein ausgewachsener Slytherin. „Gar nicht. Wir treffen uns einfach jeden Mittag zum Essen, ich erstatte Bericht, du gibst das hier als Ermittlungstätigkeit außer Haus an und die Schreibtischarbeit deklarierst du als Recherche, bzw. dass du darauf wartest, dass einer deiner mannigfaltigen Kontakte sich mit Neuigkeiten bei dir meldet.“
 

Obgleich er Potter mit seinem Vorschlag regelrecht überfahren hatte, nahm dieser, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, den Deal an und Blaise fand sich keine halbe Stunde später auf dem Weg in die Winkelgasse – allein. Er hatte auch schon ein bestimmtes Ziel vor Augen, ein Ziel, dass Potter nie offiziell um Unterstützung hätte bitten können: Weasley's Wizard Wheezes. Denn gerade weil der Laden Potters Schwager gehörte und obendrein ein weiterer Schwager und zudem bester Freund aus Schulzeiten in dem Laden arbeitete, war das nicht mit der Geheimhaltungsklausel gegenüber Familienangehörigen zu vereinbaren, der alle Auroren und ihre aktuellen Ermittlungen unterlagen.

Nach dem Tod von Fred Weasley während der Schlacht von Hogwarts vor über zehn Jahren hatte der Laden für eine Weile einer ungewissen Zukunft entgegen geblickt. Zu tief saßen Schock und Trauer in dem überlebenden Weasley-Zwilling George, als dass in ihm neue Ideen für Scherze heranreifen wollten. Dann aber waren zwei Ereignisse eingetreten, die dem Laden die entscheidende Wendung gegeben hatten: Die Zeitkapsel der Zwillinge öffnete sich zum Jahrestag des Falls des Ministeriums und Ron Weasley fiel durch die Auroren-Aufnahmeprüfung.

Bei der Zeitkapsel handelte es sich um eine magische Kapsel, die Fred und George am Abend von Bills Hochzeit angelegt hatten, jenem Tag, an dem das Zaubereiministerium in die Hände Voldemorts gefallen war. An jenem Abend hatten die Zwillinge sich geschworen, mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen Voldemort und für eine freie Zauberwelt zu kämpfen. Sie hatten all die Gründe aufgelistet, warum sie sich in diesen Kampf begaben: Weil sie für ihre Familie eine lebenswerte Welt wollten, weil sie ihre muggelstämmigen Freunde schützen wollten, weil sie ihren Nichten und Neffen, die sie dank Bill vielleicht eines Tages haben würden, eine friedvolle, offene, tolerante Zaubergemeinschaft präsentieren wollten und nicht Angst und Schrecken. Sie listeten jeden einzelnen ihrer Freunde auf, jedes Familienmitglied, sogar Charlies Drachen und Bills ungeborene Kinder, die sie einfach mit Scherzkeks 1-7 betitelten. Und jeder von ihnen legte einen Brief für den anderen in die Kapsel, für den Fall, dass einer von ihnen im Kampf fallen sollte. Genau jener Brief Freds an George hatte diesen daran erinnert, dass die beste Art, das Andenken seines Bruders zu wahren darin bestand, die Menschen zum Lachen zu bringen. Denn die Menschen brauchten Lachen. Egal, ob während düsterer Kriegstage oder während des Wiederaufbaus, wenn Trauer allgegenwärtig war, oder um einfach dem Alltag für ein paar Augenblicke zu entrinnen, um dann wieder erfrischt weiterzumachen.

Alleine aber den Laden zu leiten, war schier ein Ding der Unmöglichkeit. Einfach aus dem Grund, dass George sich nicht zweiteilen konnte. Er konnte nicht gleichzeitig in der Werkstatt Scherze erfinden und vorne im Laden Kundschaft bedienen, die Scherze erklären und ein Auge auf die Kinder haben, die es leider nicht immer mit der Ehrlichkeit so genau nahmen, und gelegentlich glaubten, einen heimlich eingesteckten Scherzgegenstand ohne Bezahlen aus dem Laden schmuggeln zu können. An dieser Stelle brachte sich Ron ins Gespräch. Nachdem er bei der Aufnahmeprüfung gescheitert war, und er sich weigerte, aus seinem Heldenstatus Profit zu schlagen und auf diese Weise die Aufnahme zur Auroren-Ausbildung zu erschleichen – er war schließlich ein Gryffindor und kein Slytherin – war er auf der Suche nach einem neuen Job. Und auch wenn George ihn zuerst nur als ‚Ladenhüter’ einstellte, erwies sich diese Entscheidung als wahrer Glücksgriff. Denn auch wenn Ron Weasley nicht über die Scherzgene von Fred und George verfügte, besaß er strategisches Geschick und eine gewisse Kreativität, wenn es darum ging, Lösungen zu finden. Eigenschaften, die sich hervorragend mit der zweiten, bis dahin eher nebenher laufenden Produktlinie von Weasley's Wizard Wheezes vereinbaren ließ – Schutzzauber und entsprechende magische Gegenstände. Gemeinsam entwickelten George und Ron in der Folge den Werwachhundzauber (ein Zauber, der, einmal über ein zu schützendes Haus gelegt, sich mit Einbruch der Dunkelheit selbstständig aktivierte und bei Bewegungen einen riesigen Werhund erscheinen ließen, der jeden Einbrecher in die Flucht schlug – Hausbesitzer konnten ein Passwort festlegen, dass es Familienmitgliedern erlaubte, auch nach Einbruch der Dunkelheit ungehindert zum Haus zu gelangen), welcher zu einem wahren Kassenschlager wurde, und diverse andere Dinge, so dass heute die Wach- und Schutzzauber einen ebenso großen Anteil an dem Geschäft hatten, wie die Scherzartikel.

Es verstand sich von selbst, dass Weasley's Wizard Wheezes das bestgeschützte Geschäft der ganzen Winkelgasse war – vielleicht sogar noch besser geschützt als Gringotts, aber das war schwer abzuschätzen, unterschied sich doch die Koboldmagie wesentlich von der menschlichen Zauberei. Aber während die Schutzzauber der Bank sich ausschließlich auf die Gewölbe unter der Erde richteten, wo all die Schätze der Bank und Verliese der Kunden lagen, waren Weasley's Wizard Wheezes dazu übergegangen, nicht nur ihren Laden zu schützen, sondern auch präventiv die nächste Umgebung des Geschäftes zu überwachen. Und da zumindest der Angriff auf Francis Wickford in der Winkelgasse verübt worden war, erschien es Blaise nur logisch, sich zu erkundigen, ob einer der Überwachungszauber der Weasley-Brüder vielleicht etwas aufgezeichnet hatte, das ihm weiterhelfen konnte.

Blaise grinste zuversichtlich, als er oberhalb des Eingangs etwas sah, das entfernt an eine Muggelüberwachungskamera erinnerte, auch wenn man es nur dann als solche erkennen konnte, wenn man sich hinreichend in beiden Welten auskannte, und die wenigsten Zauberer und Hexen taten dies. Für diese war jenes merkwürdige Ding über dem Eingang nur eine kuriose Dekoration, wie man sie eben bei einem Laden wie dem Weasley's Wizard Wheezes erwarten konnte.

Ron Weasley, der gerade dabei war, die Regale für den bevorstehenden Weihnachtskundenansturm am kommenden Wochenende zu bestücken, zunickend, ging Blaise zum Tresen und bat dort die Aushilfe George Weasley für ihn zu holen. George war einer der wenigen Menschen, die wussten, dass Blaise als ein Unsäglicher arbeitete, so dass Blaise ihm gegenüber ein wenig offener sprechen konnte, wenn er um Einsicht in die Überwachungsaufzeichnungen bat. Nachdem er seinerzeit Freds Brief gelesen hatte und der Laden wieder florierte, hatte George bei Kingsley Shacklebolt persönlich um eine Genehmigung ersucht, dem Schleier in der Mysteriumsabteilung einen Besuch abstatten zu dürfen. Auch wenn er nicht wusste, ob Fred auf der anderen Seite des Schleiers auf ihn wartete, wollte er versuchen, ihm dadurch eine Nachricht zukommen zu lassen, indem er einen entsprechenden Brief durch den Schleier warf. Überrascht, aber wohl in erster Linie amüsiert über dieses Ersuchen, hatte Shacklebolt die Erlaubnis erteilt und es war Blaise zugefallen, George zum Schleier zu führen und sicherzustellen, dass sich der Weasley nicht in einem Anfall nostalgischer Verzweiflung selbst durch den Schleier stürzte. Nichts dergleichen war geschehen – George hatte den Brief in Ballform gezaubert und aus sicherer Entfernung mit einem Treiberholz durch den Schleier geschlagen, Blaise anschließend gedankt und das Ministerium verlassen. Seitdem hatte Blaise jedes Jahr eine schier unsägliche Weihnachtskarte von George bekommen – er war sich sicher, dass der Weasley mit Absicht Muggel-London auf der Suche nach den gräuseligsten Weihnachtskarten durchstreifte, aber Blaise erkannte den Humor hinter dieser Geste und wusste diese entsprechend zu schätzen – und so war er ziemlich sicher, dass George bereit wäre, ihm bei seinen Ermittlungen weiterzuhelfen.

„Zabini? Was führt dich in meinen bescheidenen Laden?“, fragte George, der beinahe augenblicklich im Verkaufsraum erschien.

„Das würde ich dir gerne hinten in der Werkstatt erklären. Es ist wie mit deinen Weihnachtskarten...“

George verstand augenblicklich und bedeutete Blaise ihm zu folgen. „Kein Freundschaftsbesuch, um sicherzugehen, dass du auch in diesem Jahr wieder deinen ganz besonderen Weihnachtsgruß erhältst?“, wollte er grinsend wissen.

„Nein, leider nicht. Ich bin eher beruflich hier. Natürlich nicht wirklich, aber schließlich sind wir Unsäglichen ja nie in offizieller Funktion irgendwo außerhalb des Ministeriums unterwegs.“

George grinste. „Und wie kann ich dir also inoffiziell helfen? Ich gehe mal davon aus, dass du meine inoffizielle Hilfe brauchst und nicht bloß deinem Chef zu Weihnachten ein paar Stinkbomben im Schreibtisch verstecken willst... Dafür hättest du nicht so geheimnisvoll um eine Unterredung hier hinten bitten müssen.“

„Brillante Analyse, wie immer“, gab Blaise mit einem leisen Lachen zurück. „Ich bin seit neustem mit der Rächer-Sache betraut. Zumindest ministeriumsintern und natürlich wissen nur die direkt davon Betroffenen etwas. Kennst unseren Laden ja zumindest dem Hörensagen nach. Erstaunlich viel Wahres an diesem Hörensagen. Jedenfalls darf ich nach Herzenslust ermitteln und kann die ganze Geschichte mit den Regeln meinem Partner aus der Auroren-Abteilung überlassen. Weshalb ich also ungeniert fragen kann, ob ihr mit euer Zauber-Wachkamera oder wie auch immer ihr das Ding draußen über dem Eingang nennt, eine brauchbare Aufnahme von dem Rächer habt.“

George lachte. „Ja, ja, während der betreffende Auror erst einmal wissen müsste, dass wir einen Aufzeichnungsüberwachungszauber einsetzen, dann seinen Vorgesetzten von der Glaubwürdigkeit dieser Aufnahmen überzeugen müsste, ehe ihm gestattet würde, die Aufnahmen zu beschlagnahmen, etc... Aber ich muss dich enttäuschen. Wir haben den Rächer zwar ein paar Mal aufgezeichnet – eigentlich ist er uns jedes Mal, wenn er irgendwo einen Anschlag verübt hat früher oder später in dieser Nacht vor die Kamera gekommen –, doch kann man darauf nichts als schwarze Schemen erkennen. Wir haben schon alles mögliche versucht, das Bild zu verbessern, aber selbst wenn wir mittels Tageslichtsimulationszauber die Helligkeit bearbeitet haben und alles andere gestochen scharf zu erkennen ist, bleibt der Rächer selbst schwarz und verzerrt. Wie von einer Wolke umgeben, um seine Opfer zu zitieren.“

Blaise lächelte. „Es geht mir auch weniger darum, die Identität des Rächers mittels der Aufzeichnungen herausfinden zu wollen, sondern mehr darum, etwas über die ‚Wolke’ zu erfahren. Ich bin Unsäglicher und daher gewöhnt, andere Dinge in den Fokus zu stellen. In diesem Fall bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich erst herausfinden muss, was für eine Art Verhüllungszauber das ist, ehe ich darüber eine Liste erstellen kann, wer in der Lage sein könnte einen solchen Verhüllungszauber zu wirken, oder welche Mittel dafür notwendig sind und wer Zugang zu diesen Mitteln hat. Ein Umweg, ja, aber der direkte Weg hat schließlich bislang zu nichts geführt.“

„Klingt durchaus logisch... Darf ich dir bei der Analyse des Materials zur Hand gehen?“, fragte George, denn er hatte in seinem Beruf längst erkannt, dass er jede Art von Wissen für seine Erfindungen nutzen konnte. Und wenn er so die Möglichkeit bekam, Einblick in die Analysemethoden der Unsäglichen zu erhalten, konnte er vielleicht in Zukunft den ein oder anderen Entwicklungsfehler von vornherein vermeiden.

„Ich bitte sogar darum“, erwiderte Blaise zu Georges Überraschung. „Ich habe es nämlich im Gefühl, dass Zeit hier von entscheidender Bedeutung ist, und da ich andernfalls erst euren Überwachungszauber sezieren müsste, um unerwünschte Nebeneffekte zu vermeiden, wäre es einfacher, wenn ich dir ankündigte, welchen Zauber ich als nächstes einsetzen will, und du mir sagst, ob das funktionieren könnte oder zum Desaster führt.“

George war begeistert. Er überließ Ron für den Rest des Tages die Aufsicht über den Laden und versiegelte die Werkstatt. Dann machten sich die beiden ungleichen Zauberer ans Werk.
 

Der Laden hatte bereits für diesen Tag geschlossen und Ron war zu seiner Familie nach Hause appariert, ehe George und Blaise die Werkstatt verließen. Es war ein hartes Stück Arbeit gewesen, doch es hatte sich gelohnt – so zumindest Blaises Ansicht. Denn die schwarze Wolke hatte sich als dämonische Schutzaura entpuppt, ließ sich aber nicht mit schwarzer Magie in Verbindung bringen. Was wiederum bedeutete, dass es sich um einen antiken Zauber handeln musste, differenzierte man damals doch noch nicht zwischen schwarzer und weißer Magie, sondern ging davon aus, dass jegliche Form von Magie, einschließlich der Dämonen, ihre Daseinsberechtigung hatte.

Antike magische Artefakte – egal ob Zaubersprüche, Gegenstände oder ähnliches, und Blaise ging davon aus, dass sie es hier mit einem Gegenstand zu tun hatten, waren diese doch weit stabiler was das Überdauern von Jahrhunderten betraf – unterlagen aber speziellen Auflagen, wenn man sie erwerben, verkaufen oder sonst wie mit ihnen umgehen wollte. Sicher, es gab immer jene Mitglieder der Zaubergemeinschaft, die im Schatten der Gesellschaft lebten, die sich nicht an solche Regeln hielten, aber die Mysteriumsabteilung hatte ihre eigenen Methoden, diesen Schwarzmarkt zu überwachen. Hier würde Blaise am nächsten Tag die entsprechenden Nachforschungen anstellen können. Er war sich bewusst, dass die Bevölkerung alles andere als begeistert wäre, wenn sie wüsste, dass das Ministerium den Schwarzmarkt zwar mit Spitzeln unterwandert hatte, die so gewonnenen Informationen aber nicht nutzte, um den dort arbeitenden Hehlern das Handwerk zu legen. Die Öffentlichkeit war diesbezüglich recht kurzsichtig und konnte nicht begreifen, dass dem Ministerium viel mehr daran gelegen war, über die Hehler unauffällig an die Hintermänner, die wirklich schlimmen Finger, zu kommen und der Schwarzmarkt sich andernfalls wie eine Hydra verhielt: Schlug man ihr in Gestalt eines Hehlers einen Kopf ab, wuchsen sofort zwei weitere nach. Was wiederum erklärte, weshalb die Spitzel der Mysteriumsabteilung, welche über genug Geheimhaltungsmöglichkeiten verfügte, Bericht erstatteten und nicht den Auroren.
 

Den folgenden Tag verbrachte Blaise im Ministerium. Er hatte die entsprechenden Schwarzmarktkollegen aktiviert und nahm nun Einsicht in die Listen derer, die offiziell für antike Artefakte beim Ministerium registriert waren. Zuoberst auf der Liste standen natürlich die Mysteriumsabteilung des Ministeriums selbst, sowie Gringotts. Danach folgten diverse alte Reinblutfamilien, die über verschiedene Erbstücke verfügten, die in diese Kategorie fielen. Dann noch ein paar Geschäfte – sogar Borgin und Burkes hatten sich registrieren lassen – und natürlich der magische Flügel des British Museums. Keinerlei Überraschungen in Blaises Augen. Und somit leider keine ausreichende Möglichkeit, den Kreis der Verdächtigen auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. Denn er hatte keineswegs vor, jeden Museumsangestellten oder jene reinblütige Familie Britanniens aufzusuchen, um zu sehen, ob sie vielleicht ein Artefakt besaßen, dass eine dämonische Schutzaura heraufbeschwören konnte. Wenn er das tat, müsste er glatt bei seiner eigenen Mutter und der umfangreichen Sammlung, die diese über ihre verschiedenen Ehemänner zusammengetragen hatte, anfangen. Denn es war ja nicht einmal so, dass er die Suche auf neu erworbene Gegenstände einschränken konnte, es konnte sich bei dem Artefakt auch um etwas handeln, dass schon lange auf den britischen Inseln weilte und nur durch kürzlich geänderte Umstände aktiviert worden war. Nein, es musste noch mehr Hinweise geben – Hinweise, die bislang nicht in einen Zusammenhang gebracht worden waren. Hinweise, die mit dem Bildmaterial, das er von George hatte, zusammenpassten.

III.

Tagesprophet, 5. Dezember 2009
 

„‚Haben Sie Dreck am Stecken? Dann fürchten Sie den Rächer!

Für alle, die die Dienste des Rächers in Anspruch nehmen wollen, hinterlassen Sie bitte eine entsprechende Anfrage unter der Eulenpostfach-Nummer: XXXXX’
 

Diese und andere wenig geistreiche Werbezettel, die derzeit überall in Zauberengland unterwegs sind, sorgen dafür, dass unsere vielgeplagten Auroren doch noch zu etwas vorweihnachtlichem Ruhm gelangen. Denn auch wenn sie es bislang nicht vermochten, den tatsächlichen Rächer zu fangen, konnten sie doch diverse Trittbrettfahrer verhaften, die glaubten, auf der Popularitätswelle des Rächers ungestraft mitreiten zu können.

Trotz mehrfacher Bitten seitens dieser stets um die Wahrheit bemühten Kolumnistin verweigerte das Ministerium bislang eine Veröffentlichung der Fotos der lächerlichsten Nachahmer. Dennoch will ich meinen Lesern meinen persönlichen Spitzenreiter – im wahrsten Sinne des Wortes – nicht vorenthalten: Hubert Hogwash, der mit einem Muggel-Zorro-Kostüm [s. nebenstehendes Muggelfilmfoto] auf Rächertour gehen wollte und dafür sogar im Hinterzimmer seiner kleinen Wohnung ein echtes Reitpferd beherbergte…“
 

Angesichts der Tatsache, dass der echte Rächer erstaunlich häufig in der Winkelgasse gesichtet worden war – obgleich die wenigsten seiner Überfälle dort stattgefunden hatten –, beschloss Blaise als erstes mit den Kobolden der Gringotts-Bank über ihre Artefakte zu reden. Irgendwo musste er ja schließlich ansetzen, auch wenn die Suche nach dem betreffenden Artefakt eher einer Suche nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen anmutete.

Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, waren die Kobolde wenig angetan von dem Ansinnen, als Blaise das für diesen Fall vorsorglich vorbereitete, vertrauliche Schreiben des Zaubereiministers präsentierte, noch weniger aber wollten sie, dass ihr Bankhaus und ihre Tätigkeiten wegen mangelnder Kooperation ihrerseits in Verruf gerieten, noch dazu bei einer so populären Angelegenheit wie dem Rächer. Und so rief der zuständige Kobold mürrisch seinen Vorgesetzten, der ebenfalls mürrisch einen Unterkobold nach dem Abteilungszauberer schickte. Für solche Fälle war es immer praktisch auch ein paar Menschen in der Bank zu beschäftigen. Sollten diese sich mit so unangenehmen Dingen wie Ministeriumsbesuchern herumplagen.
 

Bill Weasley war müde und abgespannt. Seit Wochen schon schlief er schlecht, wurde von Alpträumen geplagt, an die er sich entweder nicht erinnerte, oder die sich allesamt um jene Nacht in Hogwarts drehten, wo er sich plötzlich Fenrir Greyback gegenüber gesehen hatte. Dazu kamen die Sorgerechtsstreitigkeiten mit Fleur. Denn auch wenn sie sich als Ehepaar im Grunde einvernehmlich getrennt hatten – Fleur hatte auf der Trennung bestanden und Bill hatte zugestimmt – war Bill nicht gewillt, seiner Ex-Frau das alleinige Sorgerecht für Victoire, Dominique und Louis zu überlassen. Es war für ihn schon schlimm genug, dass Fleur darauf bestanden hatte, während der vorgeschriebenen einjährigen Trennungszeit, ehe ihre Ehe offiziell als geschieden galt, die Kinder mit zu ihren Eltern nach Frankreich zu nehmen und er sie somit nur an den Wochenenden, wenn er einen internationalen Portschlüssel ergattern konnte, sehen konnte. Doch dies tat er so oft es ihm möglich war, was beinahe jedem Wochenende gleichkam. Es war einer der wenigen Punkte, wo Bill es weidlich ausnutzte, dass seine Familie so viele Kontakte im Ministerium für Zauberei hatte, und jeder, der von der Situation wusste, sah es ihm nach. Allerdings schien Fleur sich durch die häufigen Besuche ihres Ex-Mannes eingeengt zu fühlen, jedenfalls wollte sie diesen Besuchen durch Beantragung des alleinigen Sorgerechts einen Riegel vorschieben. Damit war Bill selbstverständlich nicht einverstanden und erst bei seinem letzten Besuch hatte Dominique ihn gefragt, ob sie auch bei ihm leben könnte, wenn Maman darauf bestünde, dass sie sich zwischen einem von ihnen beiden entscheiden müssten. Bill ahnte, dass es seinen beiden anderen Kindern ähnlich ging, aber Dominique war schon immer die Freimütigste der drei gewesen. Seine Kinder mochten auch ihre Mutter und sie mochten auch Frankreich, aber in ihren Augen waren der Weasley-Clan und England ihr Zuhause.

Kurz, Bill fühlte sich körperlich und emotional erschöpft und täglich fragte er sich, ob dies der Tag wäre, an dem ihm bei der Arbeit ein fataler Fehler unterliefe.

Er war gerade mitten in der Überprüfung eines altägyptischen Krummstabes, bei dem das Feldteam nur die äußeren Schutzflüche entfernt hatte, um das Artefakt dann zur Weiterbearbeitung an das Haupthaus schicken zu können, als der Unterkobold mit der Nachricht kam, er werde in der Kundenhalle erwartet. Er wusste nicht, ob er von der Störung genervt oder insgeheim über die Unterbrechung froh sein sollte, übergab aber dennoch augenblicklich seine Aufgabe einem seiner Mitarbeiter und folgte dem Kobold.
 

Blaise hatte in seinem Leben schon viele Weasleys gesehen, mit einem Teil sogar gemeinsam die Schulbank gedrückt, und vielleicht mit Ausnahme von George, dem er einen gewissen Respekt entgegen brachte, hatte ihn keiner beeindruckt. Dementsprechend wenig war er darauf gefasst, welchen Eindruck Bill Weasley auf ihn machen würde. Und schon gar nicht hatte er mit der benahe als animalisch zu bezeichnenden Reaktion seines Körper auf den Anblick des ältesten Weasley-Sprosses gerechnet. Blaise hatte schon viele Männer gekannt – im biblischen Sinne, wie die Muggel so gerne sagten – doch noch nie hatte ein Mann all seine Sinne gleichermaßen angesprochen. Da waren Männer gewesen, die ein unwiderstehliches Lächeln gehabt hatten, Männer mit faszinierenden Augen, Männer mit einem traumhaften Körper, Männer mit einer unglaublich charismatischen Ausstrahlung, aber Bill Weasley hatte nicht nur Augen zum Darinversinken, er hatte mit den Narben im Gesicht auch eine wilde Ausstrahlung, die mit dem sanften Blick nicht in Einklang zu stehen schien, und einen mehr als leckeren Körper. Kurz: Blaise wollte diesen Mann. Und er bedauerte es in diesem Moment mit keiner Faser seines Körpers mehr, von seinen Vorgesetzten auf diesen Fall angesetzt worden zu sein.

Als Bill Weasley sich dann auch noch mit der Hand etwas müde durch das zerzauste Haar fuhr, wurden Blaise zwei weitere Dinge klar: 1) Er würde nicht eher ruhen, bis er nicht selbst seine Finger in dem roten Schopf vergraben hatte und 2) Bills Körperhaltung und Gestik besagte, dass dieser ihn zumindest auf unterbewusster Ebene ebenfalls attraktiv fand. Das würde ein äußerst interessantes Zusammenarbeiten.
 

Die Artefakt-Zentrale, in die Bill Weasley Blaise führte, war ein wohl sortiertes Chaos. Blaise stöhnte, als er die Unzahl Kisten mit antiken Gegenständen sah, die allesamt noch nicht vollständig zertifiziert zu sein schienen.

„Und das Ministerium duldet dieses Durcheinander?“, entfuhr es ihm.

Bill schmunzelte. „Notgedrungen. Sie wissen, dass Gringotts über weit mehr und besser ausgebildete Fluchbrecher verfügt als das Ministerium und obendrein gibt der Haushalt des Ministeriums die Unterhaltskosten für eine solch umfangreiche Abteilung wie Gringotts sie betreibt gar nicht her. Also hat man sich auf verschärfte Auflagen geeinigt und die Klassifizierung bleibt in den Händen der Bank. Aber es sieht hier nicht immer so wüst aus. Nur kamen kürzlich drei Zufallsfunde zusammen – einer aus Tunesien, einer aus Südamerika und dann noch eine Sendung aus den Alpen. Dazu die üblichen ägyptischen Funde und wir sind mehr als ausgelastet“, erklärte er.

„In diesem Durcheinander könnte sich ja wer weiß was verbergen…“

„Suchen Sie was Bestimmtes, Mr. Zabini?“, wollte Bill wissen.

„Könnten Sie mich bitte Blaise nennen? Und vielleicht auch mit Du ansprechen? Es gab in meiner Familie schon zu viele Männer mit dem Namen Zabini. Meine Mutter hat der Einfachheit halber nämlich immer darauf bestanden, dass ihre Ehemänner ihren Familiennamen annehmen. Und was ich suche… ein Artefakt, das einen dämonischen Schutzzauber wirken kann. Eindeutig aus vorchristlichen Zeiten, aber wie alt genau ist mir nicht bekannt.“

Bill, der zu der ersten Bitte genickt hatte, meinte nun mit hochgezogenen Augenbrauen: „Kannst du wenigstens eingrenzen aus welchem Kulturkreis das Artefakt stammen könnte. Oder irgendeine geographische Eingrenzung vornehmen?“

„Wie bitte soll man das machen, wenn man nur die Erscheinungsform des dämonischen Schutzes kennt?“, erwiderte Blaise sarkastisch als betonte er damit lediglich das Offensichtliche.

Einer der anderen Artefakt-Mitarbeiter, eine junge Frau, die ihm als Gardenia vorgestellt worden war und die von der eindeutig glücklichen Ausstrahlung einer werdenden Mutter umgeben war, von dem kleinen Schwangerschaftsbauch, der sich gerade so unter ihrer Robe abzeichnete, ganz zu schweigen, prustete leise vor Lachen und auch Bill grinste breit. „Genau darüber. Was einmal mehr deutlich macht, weshalb das Ministerium uns so großzügig das Klassifizieren der meisten Artefakte überlässt. Denn jede dämonische Aura hat ein paar Eigenheiten, die erkennen lassen, welche Kulturkreise sich zumindest ausschließen lassen. Ostasiatische Zauber unterscheiden sich maßgeblich von nativen Zaubern, wie man sie etwa noch heute bei den Maori oder Aboriginies antreffen kann, und wiederum deutlich von nordischen oder ägyptischen. Andererseits sind ägyptische Zauber und südamerikanische Zauber der Hochkulturen sich recht ähnlich... aber gut, es ist in den einschlägigen Kreisen schließlich kein Geheimnis, dass viele der Pyramiden diesseits wie jenseits des Atlantiks altertümliche Einrichtungen ähnlich eines Flohnetzwerkes besitzen.“

Ungläubig starrte Blaise Bill an. Von diesem antiken Flohnetzwerk hatte er noch nie etwas gehört. Ein eindeutiger Hinweis, dass er wohl nicht zu den einschlägigen Kreisen gehörte, aber wenigstens den Eindruck vermittelte, dass er dazu gehören könnte, sonst würde Bill wohl kaum so freimütig darüber sprechen. Blaise zögerte kurz. Wenn Bill tatsächlich anhand der Erscheinungsform einer Aura etwas erkennen konnte, das half die Suche einzuschränken, wäre es vermutlich das Sinnvollste, ihm die Aufnahmen von Weasley's Wizard Wheezes zu zeigen. Andererseits würde Bill sofort erkennen, wen Blaise hier als Quelle nutzte, was künftiges Nutzen dieser Quelle erschweren würde... Doch vielleicht sollte er das Risiko eingehen...

„Wie wäre es mit einem kleinen Ausflug?“, schlug Blaise schließlich vor.

„Ausflug? Ich dachte, du wolltest hier Artefakte in Augenschein nehmen?“, fragte Bill ein wenig irritiert.

„Wenn ich das Chaos hier richtig überschaue, haben wir hier wenigstens vier, wenn nicht mehr Kulturkreise. Und davon ausgehend, dass ihr zumindest die Kisten kulturkreisrein haltet, wäre es sinnvoll erst einmal einige der Kisten auszuschließen. Deshalb solltest du wohl einen Blick auf die Aura werfen.“

Bill nickte. „Eine durchaus logische Schlussfolgerung. Dann lass mich mal meinen Mantel holen.“
 

Sollte sich Blaise zuvor gefragt haben, wie wohl die Reaktion der beiden Brüder ausfallen würde, wenn sie erkannten, wer da jeweils in beruflicher Mission außerplanmäßig zusammenarbeiten sollte, so hätte jede Antwort weit von der Wirklichkeit entfernt gelegen.

George, der an diesem Tag den Ladendienst übernommen hatte, während Ron die neuste Erfindung in Sachen Sicherheitszauber in der Werkstatt auf Herz und Nieren prüfte, zog fragend die Augenbrauen hoch und meinte dann mit einem nicht anders als lasziv zu bezeichnenden Grinsen zu Blaise: „Na, wer ist denn der heiße Typ an deiner Seite? Gestrige Cluberoberung oder etwas Besseres?“

Irritiert blinzelte Blaise für einen Moment, dann meinte er leicht sarkastisch: „Also ehrlich, man sollte meinen, dass ein Weasley einen anderen Weasley schon auf drei Meilen gegen den Wind erkennt...“ Nur so konnte er verhindern, dass er leicht rot anlief, denn es war ihm ein wenig peinlich, dass George sofort erkannt hatte, dass aufgrund nicht näher definierter Kriterien Bill so absolut in sein Beuteschema passte.

„Ein Weasley? Zabini, mein Bester, das kann nicht sein. Der Mann an deiner Seite ist älter als ich und kein Weasley, der älter ist als ich, betritt freiwillig meinen Laden. Meine Eltern aus Prinzip nicht, Bill und Percy nicht, weil ich ihre unschuldigen Kinder korrumpieren könnte und Charlie ist der festen Ansicht, dass sich in meinem Laden nichts findet, das ihm in seiner Profession von Nutzen sein kann“, klärte George seinen Bekannten auf.

Fragend blickte Blaise zu Bill. „Du verwehrst deinen Kindern den ultimativen Zugang zu Scherzartikeln?“

„Ich will lediglich verhindern, dass er meine drei mit Versuchsnifflern verwechselt“, erwiderte Bill ein wenig indigniert.

„Wozu, glaubst du, hat er Ronnikins eingestellt?“, kam es postwendend von Blaise zurück, während George hinter dem Tresen breit grinste.

„Dass er obendrein noch gut in der Entwicklung von Sicherheitszaubern ist, ist lediglich ein Bonus und ein wohlgehütetes Geheimnis“, bestätigte er. „Aber sag, will ich wissen, was dich heute erneut in meinen Laden bringt?“, brachte George das Gespräch wieder auf den eigentlichen Grund ihres Hierseins zurück.

„Die Mysteriumsabteilung ist Sperrgebiet, beziehungsweise ich könnte deinen Bruder nicht nach erfolgtem Antrag und Genehmigung in x-facher Ausfertigung dorthin mitnehmen und du weißt, dass momentan Zeit ein nicht zu unterschätzender Faktor ist. Und als großer Fluchbrecher mit einzigartiger Gringotts-Ausbildung behauptet Bill nichts Geringeres, als dass er anhand der Aufzeichnungen uns Auskünfte über den Kulturkreis der dämonischen Aura geben könnte.“

„Du erwartest also, dass ich meinen Bruder bei seinem ersten Besuch meines Ladens gleich in eines der größten Betriebsgeheimnisse von Weasleys Wizarding Wheezes einweihe?“, wollte George wissen.

„Weasley, das Ding über dem Eingang ist nicht wirklich gut getarnt und fällt somit nicht wirklich in die Rubrik ‚geheim’. Bloß weil dein Bruder vielleicht zu ignorant ist, zu erkennen, um was es sich handelt... Sei froh, dass ich nicht den einmaligen Potter dafür sorgen lasse, dass deine ganze wunderbare Technik vom Ministerium beschlagnahmt und untersucht wird...“

Grummelnd sah George Blaise an. „Manchmal hasse ich, dass du nicht einmal den Versuch machst, zu kaschieren, dass du in der Schule ein Slytherin warst.“ Denn George kannte das Ministerium gut genug, um zu wissen, dass diese, wenn sie einmal die Überwachungsaufzeichnungsmagie untersucht hätten, nicht davor zurückschrecken würden sie a) als eigene Erfindung auszugeben und George für die Entwicklung keinen Knut zu zahlen – leider verfügte die Zauberwelt nicht über ein ähnliches Erfindungsschutzsystem wie die Patente bei den Muggeln – und b) buchstäblich überall in der magischen Welt zur Überwachung einzusetzen und so die Privatsphäre der Zauberer und Hexen erheblich einzuschränken. Man würde sich auf die längst gängige Praxis der Muggel berufen, die öffentliche Plätze mit Kameras überwachen ließen, aber es nicht dabei belassen, sich auf allgemeine Überwachung der Apparierpunkte zu beschränken und die Aufzeichnungen nur eine geringe Zeit aufzubewahren. Nicht wirklich eine Option für einen Scherzbold und Streichekönig wie ihn. Ohne weitere Worte führte George seine beiden Besucher in die Werkstatt, nachdem Ron die aktuelle Erfindung sorgfältig weggeräumt hatte.

„Also dann, großer Fluchbrecher, lass uns an deiner überragenden Ausbildung teilhaben“, frotzelte Blaise und wies auf die überdimensionale Kristallkugel, die als Wiedergabegerät für die Aufzeichnungen diente.

Stumm hatte Bill dem Wortwechsel zwischen George und Blaise gelauscht und wenn er es zuvor noch nicht hatte wahr haben wollte, faszinierte ihn Blaise zunehmend. Professionalität, vereint mit einem gewissen Maß niveauvoller, intelligenter Durchtriebenheit, die ihm eindeutig ‚Slytherin’ auf die Stirn schrieb, und zugleich eine ungeahnte Fähigkeit, sogar mit einer so komplizierten Persönlichkeit wie George umgehen zu können. Denn bei dem überlebenden, legendären Weasley-Zwilling wusste man nie, ob er gerade im Scherzstimmung, in Erfinderstimmung oder in todernster Zu-allem-fähig-Stimmung war. Und kein Weasley zweifelte daran, dass George und ehedem auch Fred in der Lage waren, alles zu erreichen, was sie sich in den Kopf setzten, und es war wohl ein Glück für die Zaubergesellschaft, dass diese beiden nie politische Ambitionen entwickelt hatten. Dann aber riss Bill sich zusammen und konzentrierte sich auf die Bilder, die in der Kristallkugel erschienen.

„Ägyptisch kann ich schon einmal ausschließen“, sagte er nach wenigen Sekunden des Studiums der schwarzen Wolkenaura. „Und damit auch die klassischen Zauber Südamerikas. Ägyptische Dämonenzauber würde ich auf Anhieb erkennen, zu oft selbst gespürt.“

Blaise versuchte sich bei dieser Aussage zu erinnern, wie viele Kisten in der Artefaktabteilung von Gringotts sich damit ausschließen ließen. Es waren mit Sicherheit über ein Dutzend. Allein links der Tür hatte er einen nicht zu übersehende Anzahl entsprechend markierter Kisten gesehen.

„Wie war das noch? Es wurden keine magischen Spuren hinterlassen?“, riss ihn da Bill aus seinen Gedanken.

Blaise nickte.

„Dann scheiden auch native Zauber aus. Die Naturvölker greifen bei ihren Zaubern traditionell auf die Elemente zurück und das hinterlässt immer Spuren. Es sind mächtige Zauber, aber nicht wirklich subtil. Allein schon, wie diese Aura dem Rächer folgt, spricht von deutlich mehr Finesse als nativen Zaubern eigen ist. Und es fehlt wiederum der Schliff, den man von asiatischen Zaubern aus alten Aufzeichnungen kennt. Denn dann würde man noch nicht einmal diese Wolke sehen. Wenn ich mich auf etwas festlegen müsste, würde ich auf den alten Mittelmeerraum tippen. Vielleicht noch Kleinasien.“

Blaise stöhnte leise. „Ich sollte vermutlich dankbar für die Einschränkung sein, zumal du die ganzen ägyptischen Artefakte ausschließen konntest, aber die Griechen, Perser, Römer, Karthager und was weiß ich nicht noch für Völker waren nicht gerade faul, was das Erschaffen von Artefakten betrifft.“

„Aber es schränkt zumindest die Überprüfung meiner Abteilung auf etwa sieben Kisten ein. Also weniger als 300 Artefakte, gegenüber 3000, die es vor meiner begnadeten Einschätzung waren“, konterte Bill mit humorvoller Selbstgefälligkeit.

„Egal, was du behauptest“, wandte sich Blaise an George, „ihr müsst miteinander verwandt sein. Kein Zweifel möglich.“

„Wenn du das sagst, Sherlock Slytherin“, erwiderte George grinsend.

IV.

Tagesprophet, 19. Dezember 2009
 

„Rächer fordert sein erstes Todesopfer
 

Die Verbrechensserie durch den Zauberer, der als der Rächer bezeichnet wird, hat einen neuerlichen Höhepunkt gefunden. Bartholomew Cummings wurde gestern am späten Abend von ein paar Zauberern, die nach einem letzten Butterbier im Tropfenden Kessel auf dem Heimweg durch Muggel-London waren, tot in einer Hofeinfahrt zwischen Mülltonnen gefunden. Anhand der Zauberroben sofort als einer der ihren identifiziert, benachrichtigten die Nachtschwärmer umgehend die Auroren, die Mr. Cummings anhand seines Zauberstabes identifizierten. Was jedoch die Todesursache betraf, standen die Auroren zunächst vor einem Rätsel. Erst die hinzugerufenen Medimagier des St. Mungos, die aufgrund rechtlicher Gegebenheiten den Tod hatten bestätigen müssen, konnten hier Licht ins Dunkel bringen. Es war ein alter Fluch, der seit Jahrhunderten aus der Mode gekommen war, weil er einfach zu viel Magie des Ausführenden aufzehrt und diesen vollkommen erschöpft zurücklässt. Magisch ließ sich dieser Fluch nicht nachweisen, doch die Körperhaltung und die zuletzt tödlichen Verletzungen des Opfers zeigten deutlich, welcher Zauber hier angewendet worden. Und das Fehlen jeglicher magischer Signatur lässt wiederum keinen anderen Schluss zu, als dass es sich bei dem geheimnisvollen Täter um den Rächer gehandelt hat. Zudem bestätigen einige Ladenbesitzer in der Winkelgasse, die wegen des bevorstehenden Weihnachtskundenansturms an diesem Abend länger gearbeitet hatten, dass sie eine schwarze Wolke, wie sie ebenfalls stets mit dem Rächer in Verbindung gebracht wird, durch die Einkaufsstraße haben huschen sehen.

Eine dramatische Entwicklung und doch will das Mitleid für Bartholomew Cummings nur zögerlich in einem aufsteigen, nachdem Cummings am Vortag erst von seiner Verlobten, Gardenia Bates, wegen körperlicher Gewalt angezeigt worden war. Wie die junge Hexe dem zuständigen Auror zu Protokoll gegeben hatte, war Cummings unter Alkoholeinfluss schon immer etwas gewalttätig gewesen, doch eine Trennung war für sie nicht in Betracht gekommen, nachdem sie vor wenigen Monaten entdeckt hatte, dass sie schwanger war. Doch zuletzt waren seine Schläge so heftig geworden, dass sie am Donnerstag mit heftigen Unterleibsschmerzen in das Zauberkrankenhaus gefloht hatte, wo sie kurz darauf ihr ungeborenes Kind verlor. ‚Bartho hat mein Kind getötet!’, sagte sie dem Auroren mit unverhohlener Trauer und Wut in der Stimme.

Unter diesen Gesichtspunkten könnte man glatt glauben, der Rächer halte es mit der alten Muggelweisheit: Auge um Auge, Zahn um Zahn.“
 

300 Artefakte überprüften sich nicht mal eben von selbst und auch nicht über Nacht, und auch wenn die Zeit drängte, konnte Blaise nicht umhin, sich einzugestehen, dass er jede Minute, die er mit Bill Weasley zusammenarbeiten durfte, weidlich genoss und zu seinen privaten Gunsten zu nutzen versuchte. Dabei war er durchaus erfolgreich.

Er hatte mit seiner ersten Einschätzung Recht gehabt, Bill schien seinen Flirtversuchen nicht abgeneigt zu sein, und nach etwas mehr als einer Woche hatte er den ältesten Weasley dieser Generation soweit, dass dieser einem gemeinsamen Abendessen in einem netten, kleinen Restaurant am Freitag Abend zustimmte.

Umso enttäuschter war Blaise, als er wie ein hässliches Entlein über zwei Stunden alleine im dem Restaurant saß und Bill sich mit keiner Faser blicken ließ. Es wartete noch nicht einmal eine Eule mit einer entschuldigenden Absage auf ihn, als er nach einem köstlichen, wenngleich einsamen Mahl – denn im Gegensatz zu den handelsüblichen hässlichen Entlein, verfügte Blaise über ein gesundes Selbstbewusstsein, war sich seiner Attraktivität sehr wohl bewusst und nicht gewillt, den Abend über zu hungern, wenn ein gutausgebildeter Koch nur darauf wartete, ihm etwas tolles zu kochen – nach Hause kam. Entsprechend sauer apparierte er am folgenden Morgen in aller Herrgottsfrühe zum Shell-Cottage – denn natürlich hatte er sich als Slytherin im Vorfeld informiert, wo Bill wohnte – um diesen zur Rede zu stellen. Niemand ließ einen Blaise Zabini bei einem Date sitzen und entschuldigte sich nicht einmal dafür.

Es war ein reichlich übernächtigter Bill, der Blaise die Tür öffnete. Zerzaustes Haar, zerknittertes Gesicht, kleine Augen, die eindeutig sagten, dass egal was vorgefallen war, Bill in der Nacht zu vor eindeutig zu wenig guten Schlaf bekommen hatte.

„Blaise?“, war das erste, was Bill müde und überrascht heraus brachte.

„Ja, Blaise“, bestätigte dieser, noch immer nicht wirklich freundlich gesonnen. „Der Mann, mit dem du gestern Abend zum Essen verabredet warst und dem du noch nicht mal eine Eule geschickt hast, um ihm zu sagen, dass du es nicht schaffst.“ Blaise war sauer. Wenn Bill mit jemand anderem sich die Nacht um die Ohren geschlagen hatte, hätte er zumindest den Anstand haben können, ihm abzusagen.

„Ich... kann mich an gestern Abend überhaupt nicht erinnern. Ich weiß noch...“ Bill fuhr sich über das Gesicht und versuchte verzweifelt in seinem umnebelten Hirn Fetzen des vergangenen Abends zu finden. Dann erinnerte er sich zumindest an seine Manieren und sagte: „Komm erst mal rein.“ Er führte Blaise in die Küche, wo er einen Kessel für Teewasser aufsetzte. „Ich weiß noch, dass ich lang gearbeitet habe, weil die Zeit zwischen Feierabend und dem Essen mit dir mir zu knapp erschien, um erst noch nach Hause zu flohen. Aber danach... Ich hab die Bank verlassen...? Klar, hab ich die Bank verlassen, sonst wäre ich ja jetzt nicht hier. Aber danach... nichts. Wie weggeblasen. Das nächste, was dann in meinem Gehirn auftaucht, bist du, wie du jetzt vor meiner Tür standst.“

Während Bill vor sich hin murmelte und den vergangenen Abend zu rekonstruieren versuchte, war Blaises Blick auf den Tagespropheten gefallen, der über das Abonnement geliefert worden war und jetzt auf dem Küchentisch lag. Ein Verdacht kroch in ihm empor, den er leider so schnell nicht von der Hand weisen konnte. Was, wenn das Artefakt, von dem sie ausgingen, dass es die Aura heraufbeschwor, eigenständig arbeitete? Wenn der Rächer das Werkzeug des Artefakts war und nicht das Artefakt das Werkzeug des Rächers? „Weißt du noch, woran du gestern Abend zuletzt gearbeitet hast?“, wollte er wissen, von der Rolle des potenziellen Liebhabers, der versetzt worden war, in die Rolle des inoffiziellen Ermittlers des Ministeriums schlüpfend.

„Ein Kartuschenpuzzle, das in richtiger Anordnung eine altägyptische Schmuckschatulle öffnet“, entgegnete Bill beinahe augenblicklich.

Blaise musste an sich halten, um nicht laut loszufluchen. Ägyptisch war nicht die Antwort gewesen, auf die er gehofft hatte. Trotzdem sagte ihm sein Gespür, dass er nicht zu weit von der Wahrheit entfernt sein konnte. „Arbeitest du nur an ägyptischen Artefakten?“, bohrte er weiter.

„Es ist mein Spezialgebiet. Schließlich war ich mehrere Jahre vor Ort bei den Ausgrabungen“, erwiderte Bill ein wenig verwirrt.

„Hm...“, brütete Blaise nachdenklich. War dieses Artefakt vielleicht sogar so mächtig, dass es von seinem Werkzeug nicht einmal berührt werden musste, sondern die bloße Nähe ausreichte?

Verschiedene, winzige Details, Puzzleteilen gleich, blitzten bei diesen Gedanken in seinem Kopf auf. Details, die regelrecht zu schreien schienen, dass sie keine Zufälle sein konnten. „Hast du Zettel und Stift für mich?“, fragte Blaise Bill, der ihm verwirrt beides reichte.

Augenblicklich vertiefte sich Blaise in seine Arbeit, sah dann aber noch einmal kurz von der Liste, die er notierte, auf. „Du solltest dir vielleicht was anziehen. Wir beide werden gleich zur Bank flohen.“

„Wieso? Nein! Das geht nicht. Ich muss heute Victoire, Dominique und Louis abholen. Heute macht Mum Christmas Pudding und die Kleinen sind da jedes Jahr dabei. Es hat mich mehr als nur Überzeugungsarbeit gekostet, dafür zu sorgen, dass ich heute die drei aus Frankreich nach England mitnehmen kann. Wenn ich heute nicht bei Fleur und ihren Eltern auftauche, wird meine liebe Ex-Frau das sofort als Grund anführen, warum ich nicht gleichberechtigt das Sorgerecht für meine Kinder haben darf!“ Bill war bei dieser Aussicht beinahe außer sich. Er durfte einfach seine Kinder nicht verlieren.

Blaise seufzte. Er konnte Bill verstehen, und er kam auch nicht umhin, eine gewisse Sehnsucht zu verspüren. Wie oft hatte er sich als Kind gewünscht, dass einer der Ehemänner seiner Mutter so um ihn gekämpft hätte, wie Bill es um seine Kinder tat. Wie ein richtiger Vater eben. Eine richtige Familie... „Wie wäre es mit einem Deal... Du holst deine Kinder ab, bringst sie in den Fuchsbau und hilfst, bis der Pudding am Dämpfen ist und kommst dann zur Bank? Ich werde derweil bei George vorbeisehen und mir die letzten Aufzeichnungen anschauen. Aber wir müssen noch heute in deiner Abteilung ein paar Dinge überprüfen!“

„Du meinst, die Rächergeschichte hängt irgendwie mit der Bank zusammen?“, schien Bill endlich die unausgesprochene Aussage hinter Blaises Worten zu verstehen.

Dieser nickte stumm und vertiefte sich dann wieder in seine Liste. Ihm war nämlich aufgefallen, dass sich erstaunlich viele Übergriffe des Rächers indirekt mit Gringotts in Verbindung bringen ließen.

Der Vermieterin standen die Mieter gegenüber, die meist Gringotts-Angestellt waren.

Dem Apotheker stand als Mutter des geschädigten Jungen ebenfalls eine Gringotts-Mitarbeiterin gegenüber.

Bei dem Heiratsschwindler fehlte zwar noch die Verbindung, aber Blaise würde es nicht wundern, wenn eines von Wickfords Opfern bei Gringotts arbeitete.

Auch diverse andere Opfer hatten Verbindungen zu Mitarbeitern der Bank. Einschließlich des jüngsten Opfers Cummings, der mit jener Kollegin Bills – Gardenia – verlobt gewesen war.

Zu viele Zufälle. Natürlich stand bei Bartholomew Cummings noch nicht eindeutig fest, dass hierfür der Rächer verantwortlich war, auch wenn einiges dafür sprach. Doch Blaise wusste, dass Augenzeugen leicht zu beeinflussen waren, daher wollte er sich lieber von George die Bestätigung holen, dass der Rächer tatsächlich am Vorabend in der Winkelgasse gesehen worden war.
 

Tatsächlich schien George bereits mit seinem Besuch gerechnet zu haben, jedenfalls führte er Blaise ohne große Umschweife in die Werkstatt und ließ die Aufzeichnungen der letzten Nacht abspielen. Und tatsächlich konnte man in der Kristallkugel die schwarze Schutzaura deutlich erkennen.

Die ganze Angelegenheit verdichtete sich immer weiter, und sie gefiel Blaise von Sekunde zu Sekunde weniger gut.

Doch so sehr er sich auch wünschte, die ganze Angelegenheit so schnell wie möglich aufklären zu können, musste er sich noch fast drei Stunden gedulden, ehe Bill erschien.

„Sorry, ich hoffe, du musstest nicht allzu lange warten. Aber wenn meine Kinder Christmas Pudding machen, dauert es etwas... Schließlich hat jedes seine Eigenheiten, die darauf hinauslaufen, dass jedes einen eigenen, kleinen Christmas Pudding bekommt. Victoire mag keine Rosinen, Dominique keine kandierten Früchte und bei Louis muss man aufpassen, dass er Rosinen und Früchte nicht vorher aus dem Teig wieder herausfischt und so isst und er hinterher nur die Teigmasse ohne Früchte hat“, entschuldigte sich Bill. Doch das vorweihnachtliche Zusammensein mit seinen Kindern schien ihm gut getan zu haben, er wirkte nicht mehr ganz so abgespannt wie noch am Morgen. Weshalb Blaise auch nicht sagte, wie lange er schon vor der Bank wartete.

Schweigend gingen sie durch die verhältnismäßig leeren Korridore der Bank, arbeiteten Samstags doch nur die Kobolde, da sie direkt für die Geldgeschäfte zuständig waren. Die Artefakt-Abteilung war beinahe ausgestorben.

„Also gut, wo genau hast du gestern an dem Kartuschen-Puzzle gearbeitet?“, fragte Blaise, als sie in dem großen Arbeitsraum angelangt waren.

„Dort drüben“, erwiderte Bill und wies auf einen der Tische, wo tatsächlich noch, unter einem magischen Schutztuch das Puzzle zu erkennen war.

Blaise nickte und begann die nächstgelegenen Kisten in Augenschein zu nehmen. „Was ist da drin?“

Bill wies auf die Kiste, welche dem Tisch am nächsten Stand. „Das ist die Kiste aus Ägypten, zu der das Puzzle gehört. Die daneben stammt ebenfalls aus dem gleichen Grab. Die hinter dir allerdings stammt aus einer Haushaltsauflösung aus Südostfrankreich.“

„Südfrankreich?“ Blaises Interesse war augenblicklich geweckt. „Bist du qualifiziert, diese Gegenstände einer ersten Untersuchung zu unterziehen?“

„Natürlich, wäre ich sonst in dieser Abteilung in einer Führungsposition?“ Bill zog ein wenig indigniert die Augenbrauen hoch.

„Dann fangen wir an!“ Blaise ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen.

Bill räumte einen angrenzenden Tisch frei und breitete die Gegenstände aus. „Keltisch, keltisch, keltisch, römisch, keltisch, griechisch, griechisch, römisch, keltisch... Hm... das sieht mir etwas zu alt aus, um römisch zu sein...“

Ein Dolch mit gravierter Steinklinge lag vor Bill auf dem Tisch, der die übrigen Gegenstände erst einmal nach Kulturen, soweit er sie erkennen konnte, aufgeteilt hatte. Er ähnelte in der Art den römischen Gegenständen, doch unterschied er sich auch ein wenig. Doch auf den Listen, die Bill zu der Kiste herausgesucht hatte, war dieser Gegenstand nicht zu finden. Das schien nicht weiter ungewöhnlich zu sein, setzten sich doch manche Artefakte aus mehreren Gegenständen zusammen und diese waren dann nicht immer einzeln aufgelistet. Aber dennoch war Vorsicht geboten.

„Kannst du einen Eindämmungszauber ausführen?“, wandte sich Bill an Blaise.

Dieser nickte und zückte ohne weitere Bitte seinen Zauberstab. Es war nur logisch, dass Bill sich über einen zweiten Zauberer absichern wollte.

Der Fluchbrecher begann mit einer komplizierten Analysesequenz, an dessen Ende eine Zahl über dem Tisch schwebte – das Alter des Gegenstandes: 2657 Jahre.

„Was sagt uns das?“, fragte Blaise, der von Geschichte nur einen groben Überblick hatte.

„Es sagt uns, dass Rom als Stadtstaat zwar schon existierte, aber sich noch nicht wirklich über die Stadtgrenzen hinaus ausgebreitet hatte. Es ist ein altitalisches Artefakt. Sehr selten. Ich tippe auf etruskisch“, erklärte Bill.

„Habt ihr für etruskische Artefakte einen Spezialisten? Jemanden, der uns sagen könnte, ob dieser Dolch hier einen dämonischen Zauber birgt?“, hakte Blaise nach.

„Du meinst.... Dieser Dolch... Aber es hat doch bislang niemand diese Kiste in Arbeit gehabt.“

Blaise seufzte. „Wenn ich mit meiner Vermutung richtig liege, ist das Artefakt mächtiger, als uns bewusst ist. Und du sagtest selbst, dass vorrömische Artefakte selten sind...“

Dem konnte Bill nicht widersprechen. „Ich werde den Koboldkamin zum Museum nutzen müssen, denn für etruskische Artefakte haben wir in London derzeit keinen Spezialisten. Aber das British Museum hat einen, der häufiger mit der Bank zusammenarbeitet. Den Kobolden wird das aber nicht gefallen. Weniger, weil wir die Hilfe des Museums beanspruchen müssen, als vielmehr, weil die französische Dependenz ein so wichtiges Artefakt nicht auf den Inventarlisten aufgeführt hat.“

V.

Tagesprophet, 25. Dezember 2009
 

„Der Rächer ist entlarvt
 

Wie das Ministerium für Zauberei bei einer Pressekonferenz am gestrigen Nachmittag bekannt gab, wurden die Vorkommnisse, die allgemein als Taten des Rächers bekannt wurden, durch unsere tüchtigen Auroren pünktlich zu den Feiertagen aufgeklärt. Wie es im abschließenden Bericht der Sonderkommission hieß, handelte es sich bei den Taten um ‚Verbrechen wider Willen’.

Ein altetruskisches Artefakt, welches kürzlich in den Besitz der Gringottsbank gelangt war, war von der Rachedämonin Veive besessen gewesen und hatte einen unschuldigen Bürger unserer Gesellschaft dazu gezwungen, Rachetaten zu verüben. Beinahe wäre dies dem Bürger zum Verhängnis geworden, ergaben die Untersuchungen doch, dass nach zwei weiteren Morden die Dämonin den Bürger selbst getötet hätte...“
 

„Ich habe wirklich einen Menschen umgebracht.“ Noch immer fassungslos über die Enthüllungen der letzten Tage, hatte sich Bill von seiner fröhlich Weihnachten feiernden Familie abgesetzt und trotz eisiger Temperaturen durch die Küchentür nach draußen in den kalten Garten gestohlen, wo ihn Blaise fand.

Letzterer hatte Molly Weasleys eindringlicher Einladung, dass er als Retter der Familie sehr wohl zu selbiger gehöre und somit bei Weihnachten unmöglich fehlen könnte, nicht widerstehen können. „Nicht du hast einen Menschen umgebracht“, widersprach er Bill jetzt, als er dessen Worte hörte. „Veive hat einen Menschen umgebracht. Oder Fleur, wenn du schon einen Menschen dafür verantwortlich machen willst. Denn immerhin war sie es, die den Dolch in vollster Absicht in die Kiste geschmuggelt hat. Sie wusste, was es mit dem Dolch auf sich hatte, befand er sich doch seit beinahe zweitausend Jahren im Familienbesitz der Familie ihrer Großmutter. Sie wollte sich an dir rächen und nahm dafür das Leid anderer Menschen und sogar ihren Tod in Kauf. Wenn du dir Vorwürfe machen willst, dann allenfalls, weil du als Fluchbrecher einem Fluch erlegen bist und es noch nicht einmal gemerkt hast“, sagte Blaise mit schiefem Grinsen.

„Ja, ja, reichlich ironisch, ich weiß. Und dennoch...“

„Bill! Reiß dich zusammen! Die Zeitungen haben deinen Namen nicht genannt, und das werden sie auch nie, denn er ist im Abschlussbericht so gut getarnt, dass selbst Rita Skeeter es nicht herausfinden kann. Die übrigen Beteiligten haben besseres zu tun, als deinen Namen in alle Öffentlichkeit herauszuposaunen und du kannst dich doch obendrein an keine der Begebenheiten erinnern, wo du als der Rächer unterwegs warst. Du warst hier genauso Opfer wie all jene, die es mit Namen in die Zeitung geschafft haben, nur dass du im Gegensatz zu ihnen wirklich unschuldig warst.“

„Aber ein Menschenleben...“

„Was ist mit deinem Leben? Nur noch zwei weitere Frauen in deiner Nähe, die in Gedanken um Gerechtigkeit und Rache gefleht hätten, und du hättest dein eigenes Leben verloren! Nein, mein Lieber, dein Leben ist mir deutlich mehr wert, als das eines Cummings!“, versuchte Blaise Bills Selbstbild wieder gerade zu rücken.

„Du bist ja auch ein eigennütziger Slytherin“, konterte Bill ein wenig grummelig.

„Und du ein Märtyrer-Gryffindor? Das soll ich dir glauben? Bill, hast du während des Krieges vor zehn Jahren keinen Menschen getötet?“ Blaise war kurz davor, vor so viel Sturheit zu kapitulieren.

„Das war Krieg, das war etwas anderes!“

„Das waren auch Menschenleben. Und so wie du mir die Trennung von Fleur geschildert hast, kam das einem Krieg verdammt nah! Also sei lieber froh, dass du einmal mehr zu den Gewinnern zählst.“

In diesem Moment wurden sie von einem kleinen Mädchen unterbrochen, das den Kopf zur Hintertür heraussteckte. „Papa, Blaise, kommt endlich rein! Oma hat gesagt, dass es keinen Christmas Pudding geben kann, solange ihr nicht auch wieder am Tisch sitzt!“

Blaise grinste Dominique zu, dann wandte er sich an Bill. „Lass uns hineingehen. Sonst kriegen wir am Ende den Pudding, den Louis gemacht hat und stehen ohne Früchte im Pudding da. Und lass gefälligst die trüben Gedanken hier draußen! Glaub mir, du bist kein Mörder, denn ich date keine Mörder!“

„D...daten? Das hier ist eine Familienfeier...“ Bill war perplex.

„Heute, ja... Aber was ist mit Silvester? Wen soll ich denn sonst deiner Meinung nach um Mitternacht küssen? Und wag es nicht, mich wieder zu versetzen“, rief Blaise ihm noch mit einem schelmischen Grinsen über die Schulter zu, ehe er Dominique ins Haus folgte.
 

ENDE



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  King_of_Sharks
2016-03-15T19:43:12+00:00 15.03.2016 20:43
Heyo :3

Eine wirklich sehr gut geschriebene FF :D
War spannend bis zum Ende und auch wenn ich das Pairing nicht unbedingt befürworte, fand ich es interessant zu lesen.
Mir sind auch keine größeren Fehler aufgefallen, was mich doch sehr freut ^^
Wirklich schade und unverständlich, dass bisher niemand kommentiert hat :/
Aber hey, einer ist immer der Erste XD



LG Yu


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