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Walk on the Edge

Arkham City
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
A/N: Für die Anfangsszene habe ich einen Teil des Arkham City Comics "A Night on the Town" verwendet Ich fand die Szene so perfekt, dass ich sie mir hätte nicht besser ausdenken können. Ich habe es nur ausformuliert. So können sich hoffentlich auch die Leser, die den Comic nicht kennen, ein Bild von der Szene machen. Aus zweieinhalb Comic-Seiten habe ich tatsächlich über 1.700 Worte gemacht.

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Wer hier die Hosen anhat ...

Genervt, frustriert und gelangweilt versuchte der Joker vergeblich eine bequemere Position auf der quietschenden und äußerst harten Metallpritsche zu finden. Er verlagerte sein Gewicht etwas nach rechts und dann etwas nach links, wippte dabei rhythmisch mit den Augenbrauen, doch die schon etwas altersschwache Untersuchungsliege auf Rädern blieb unnachgiebig unangenehm. Bei jeder noch so kleinen Bewegung, die er machte - und dabei ein Gesicht machte, als würde er auf glühenden Kohlen sitzen -, während er mit entblößtem Oberkörper auf der Pritsche saß, fabrizierte das Metall ein erbärmlich quietschendes Geräusch. Wäre die Liege ein Hund gewesen, hätte er ihr schon längst den Gnadenschuss gesetzt.
 

"Ich bin Ihnen wirklich ausgesprochen dankbar, Doc ...", sagte der Joker mit vor Ironie tropfender Stimme und versuchte dabei, so unschuldig wie möglich auszusehen. Er platzierte beide Hände neben sich, spürte die erstaunlich glatte Oberfläche des kühlen Aluminiums und musste sich schwerfällig abstützen, als ihn ein Hustenanfall durchschüttelte, der seine Worte nicht halb so höhnisch klingen ließ, wie er es beabsichtigt hatte. Dabei waren seine Worte eigentlich gar nicht boshaft, doch der sarkastische Unterton, der für ihn schon zur Normalität gehörte, ließ Jedem, der seinen Worten – egal ob freiwillig oder unfreiwillig – lauschte, einen eiskalten Schauer über den Rücken kriechen.
 

"Sie ahnen gar nicht, wie schwer es hier ist, einen Arzt zu finden, der Hausbesuche macht ..." Wieder musste er husten und das Geräusch seiner kranken Lungen, die ihn wie eine alte Dampflok keuchen und schnaufen ließen, war beinahe schlimmer, als seine gehässigen Kommentare. Ein wenig angewidert verzog er das Gesicht, als ihm das nicht vorgewärmte Bruststück eines Stethoskops auf den nackten Oberkörper gedrückt wurde. Der Joker beobachtete mit einer skeptisch angehobenen Augenbraue den vor ihm und der Liege stehenden Mann im weißen, etwas schmuddelig wirkenden Kittel dabei, wie er ihm Lungen und Herz abhörte.
 

"Aber ich war brav, Doc", plaudere der Joker munter weiter, als würde er sich nicht in einer medizinischen Untersuchung befinden, sondern Kaffee-Klatsch mit seinem besten Freund halten. "Ich habe immer meine Vitamine genommen und auch meine Übungen gemacht. Aber das Wichtigste ..." Er machte eine bedeutungsschwangere Pause, um seinen nachfolgenden Worten mehr Wirkung zu verleihen. "Vor allem habe ich versucht, eine positive Haltung zu bewahren!" Er betonte das Wort »positiv« mit so viel Ausdruck, dass der Arzt zusammenzuckte und erschrocken das Stethoskop wegzog. Ein triumphierendes und doch diabolisch wirkendes Grinsen schlich sich auf die Lippen des Jokers.
 

Er lehnte sich ein Stück nach vorne, immer noch mit diesem Grinsen, das nichts Gutes verhieß und näherte sich mit dem Gesicht der pausbäckigen, teigigen Visage des Arztes, dessen Kittel unter erheblicher Spannung stand, obwohl er nicht einmal zugeknöpft war. Der dunkelhaarige Mann, der die Vierzig schon vor einiger Zeit überschritten hatte, zuckte erschrocken zurück und hätte fast das Stethoskop fallen lassen. Das Grinsen des Jokers wurde breiter und in seinen Augen funkelte es amüsiert.
 

Die nackte Angst in den Augen des Arztes war überdeutlich erkennbar und erheiterte den Joker ungemein. Selbst Personen, die keine Übung darin hatten, emotionale Zustände anhand von Gestik und Mimik zu bestimmen, hätten die Angst sehen und fühlen können. Das Gefühl der existenziellen Furcht war praktisch greifbar und erfüllte den schäbigen, nur notdürftig zu einem Behandlungszimmer umgebauten Raum bis in die kleinsten Ecken und Winkel. Irgendwo tropfte in unregelmäßigen Abständen ein undichter Wasserhahn. Dieses Geräusch war in diesem Moment so prägnant, dass sich dem Mediziner die Nackenhaare aufstellten.
 

Ein erschrockenes "Hmpf!" entkam der Kehle des korpulenten Arztes, was das teuflische Grinsen des Jokers noch breiter werden ließ. Der Mann, dem der Angstschweiß in dicken Tropfen von der Stirn perlte, hatte ein Stück Klebeband, in dem Gewebefasern eingearbeitet waren und das umgangssprachlich auch als Panzertape gezeichnet wurde, fest vor dem Mund geklebt und war so nicht in der Lage, sich verständlich zu artikulieren.
 

"Was sagen Sie, Doc?", fragte der Joker und seine Stimme nahm einen ironischen Unterton an, der nicht so richtig zu seinem kindlichen Gesichtsausdruck passen wollte. Doch trotzdem schaffte er es mit einer spielerischen Einfachheit, diese Gratwandung zu meistern und seinem Gegenüber mit diesem starken Kontrast noch mehr Angst einzujagen. Es bereitete dem Joker ein diebisches Vergnügen, anderen Menschen nur durch seine bloße Anwesenheit in Angst und Schrecken zu versetzen. "Wissen Sie, ich bin nicht sehr versiert in der medizinischen Fachsprache", sagte er mit gedämpfter Stimme, ehe seine Hand vorschnellte und mit einem kräftigen Ruck das Klebeband vom Mund des Arztes abriss, an dem einige Bartstoppeln seines Drei-Tage-Bartes hängen blieben.
 

"Bitte!", keuchte der Arzt erschrocken und griff sich mit einer Hand, die genauso wie ihr Gegenstück in einmal verwendbaren weißen Latexhandschuhen steckte, an den Mund, dessen Haut durch die rabiate Entfernung des Klebebandes wie Feuer brannte. "Ich habe Alles getan, was Sie mir gesagt haben! Lassen Sie mich gehen!" Panik irrlichterte in den Augen des Mannes, dessen Hoffnung, seine Familie wieder zu sehen, mit jedem Tag, den er im Stahlwerk von »Arkham City« verbringen musste, mehr und mehr schwand.
 

Er gehörte eigentlich zum medizinischen Personal, welches freiwillig in »Arkham City« arbeitete, um wenigstens ein Minimum an ärztlicher Betreuung für die Insassen zu gewährleisten. Vor drei Tagen, nach dem Ende seiner Schicht, als er auf dem Weg war, »Arkham City« zu verlassen, wurde er brutal von hinten niedergeschlagen und verlor das Bewusstsein. Als er mit rasenden Kopfschmerzen wieder zu sich kam, befand er sich mit Handschellen an ein Heizungsrohr gekettet und einem Knebel im Mund im Stahlwerk wieder. Der Joker stand vor ihm, sah selbstgefällig auf ihn herab und informierte ihn darüber, dass er ab sofort für seine Gesundheit verantwortlich war.
 

"Aber gewiss doch, mein Lieber", erwiderte der Joker mit sanfter, ruhiger Stimme, aber in seinen Augen funkelte der Wahnsinn. "Immer mit der Ruhe. Zuerst müssen Sie mir eine Diagnose geben." Er lächelte, doch dieses Lächeln konnte seine Augen nicht erreichen.
 

"Es gibt keine Veränderung in Ihrem Zustand", antwortete der Arzt hastig und fuhr sich fahrig durch sein langsam lichter werdendes Haar. "Das von Ihrem Körper aufgenommene TITAN lässt Sie immer noch mutieren und destabilisiert alle lebenswichtigen Organe." Er sprach, ohne Luft zu holen und stolperte dabei fast über seine eigenen Worte. Er hoffte inständig, dass er nun endlich gehen durfte und betete stumm zu Gott, dass er diesen verrückten Clown nie wieder sehen musste. Dass er diesen Wunsch noch bereuen würde, ahnte er zu diesem Moment noch nicht.
 

"Hm ...", murmelte der Joker und fuhr sich mit einer Hand nachdenklich über das Kinn. Erst schien es, als ob er durch den Arzt hindurch sah, doch schon im nächsten Moment fixierten seine grünen Augen das Gesicht seines Gegenübers, der daraufhin erschrocken zusammenzuckte. "Ist echt schwer, nach so einer Nachricht fröhlich zu sein." Sein Lächeln wuchs zu einem spöttischen Grinsen heran. "Dennoch werde ich daran festhalten, dass das Glas halbvoll und nicht halbleer ist."
 

Der Joker sprang schwungvoll von der Liege, stemmte die Hände in die Hüften und ließ den Kopf kreisen, als wollte er Lockerungsübungen machen und seine steifen Muskeln entspannen. Seine Halswirbel, die nicht mit der nach vorn gebeugten sitzenden Haltung, in der er die Untersuchung hatte über sich ergehen lassen, einverstanden waren, knackten beängstigend laut. Er drückte den Rücken durch, machte ein Hohlkreuz und streckte das Kinn in Richtung Decke. Bei dieser Haltung traten seine Rippen noch mehr zum Vorschein, als sie es ohnehin schon taten.
 

Seit er sich die TITAN-Überdosis zugezogen hatte, hatte er mehrere Kilo an Gewicht verloren – mehr Gewicht, als gut für ihn war. Das Gift zehrte an seinem sowieso schon hageren Körper, doch mittlerweile war er erschreckend dünn geworden. Harley setzte ihm zwar mehrmals täglich kalorienreiche Kost vor, doch häufig war er nicht in der Lage, sie auch längere Zeit bei sich zu behalten, da das TITAN ihm wortwörtlich auf den Magen schlug. Schlüsselbein und Hüftknochen stachen ebenfalls mehr als deutlich unter seiner extrem blassen Haut, die sich merklich über seinen Knochen spannte, hervor.
 

"Hoffentlich waren Sie wenigstens in der Lage, dass Toxin aus meinen Blutproben zu isolieren ..." Der Joker drehte sich zu dem Arzt um, der sofort wieder zusammenzuckte, und betrachtete ihn skeptisch. Er wusste, dass er den Mann alleine mit einem scharfen Blick in Angst und Schrecken versetzen konnte und er genoss dieses Machtgefühl.
 

"Ja. Ich war gerade damit fertig, als Ihre Männer kamen und mich hierher brachten", erwiderte der Mann im Kittel schnell, hob von seinem kleinen Erfolg ermutigt den Kopf und reichte dem Joker eine kleine Schachtel in der Größe eine Brillenetuis. "Seien Sie vorsichtig damit! Nur ein Tropfen dieses Giftes und ...", sprach er eine Warnung aus, die bei seinem Gesprächspartner allerdings auf taube Ohren stieß.
 

Der Joker entriss dem Arzt zu dessen Überraschung das Etui mit einem erstaunlichen Enthusiasmus und drehte ihm den Rücken zu. Er klappte die Schachtel auf und betrachtete mit einem fast schon gierigen Blick die Phiole, deren giftgrüner Inhalt schwach das Licht der Glühbirne reflektierte und das flüssige Gift noch gefährlicher und unheimlicher wirken ließ. "Oh, glauben Sie mir, Doc", murmelte der Joker mit fest zusammengepressten Kiefern. "Ich bin mir sehr wohl der Auswirkungen bewusst ..." Er knirschte mit den Zähnen und ließ dabei ein Geräusch in seiner Kehle rollen, was an das leise, aber bedrohliche Knurren eines Hundes erinnerte.
 

Eilig hob der Arzt abwehrend seine Hände, während ihm erneut der Angstschweiß auf der Stirn ausbrach. "Ich wollte damit nicht andeuten ...", sagte er hastig. Er wollte den Joker auf gar keinen Fall mit ein paar unbedacht gesagten Worten provozieren. Er kannte schließlich nur zu gut, zu was der schlaksige Mann, der ihn um einen ganzen Kopf überragte, fähig war und er wollte es um jeden Preis vermeiden, selbst davon betroffen zu sein. Er konnte eigentlich nur noch darauf hoffen, dass der Joker sein Wort hielt und ihn wirklich gehen ließ.
 

"Doc ...", sagte der Joker mit einem versöhnlichen Tonfall und lächelte den Arzt auf eine Art an, die dem beleibten Mann das Blut in den Adern gefrieren ließ. "Sie müssen doch nicht so nervös sein ..." Sein Grinsen wurde ein Stück breiter, als er anhand der Mimik seines Gegenübers feststellte, wie nervös der Arzt tatsächlich war.
 

Der Joker griff in aller Seelenruhe nach seiner Frackjacke, die dieselbe auffällig violette Farbe und die hellvioletten Nadelstreifen besaß wie seine Hose und warf sie sich locker über die Schulter. Er trat auf den Arzt zu, dem bei einem heftigen Schlucken der Adamsapfel auf und ab tanzte, legte ihm wie einem alten Freund einen knochigen Arm um die Schultern, griff sich im Vorbeigehen seinen Gehstock und schlenderte mit ihm auf den Gang, der dem Untersuchungsraum folgte. "Wir brauchen schließlich qualifizierte Ärzte, um die Leiden in »Arkham City« zu lindern ..."
 

♦ ♦ ♦ ♦ ♦
 

Erschöpft, aber mit bester Laune, erreichte der Joker sein Ziel: Das Büro des ehemaligen Leiters des noch ehemaligeren Stahlwerkes, was er zu seinem eigenen Reich umfunktioniert hatte. Der Gang, dem er folgte, hatte auf einer Seite ein Metallgerüst, in dem Glasscheiben eingelassen waren, die teilweise fehlten oder kaputt waren, so dass er im Vorbeigehen einen Blick in die riesige Fertigungshalle werfen konnte, in der einige seiner Männer einen Plausch hielten. Er hob skeptisch eine Augenbraue und machte sich gedanklich eine Notiz, dass er diesen faulen Typen mal ordentlich die Meinung sagen würde. Sie waren hier, um für ihn zu arbeiten und nicht um ein Kaffeekränzchen zu veranstalten.
 

Nachdem er die Glaswand passiert hatte, blieb er stehen, stütze sich schwerfällig auf seinen Gehstock, atmete tief durch und zupfte aus reiner Gewohnheit an seiner Frackjacke herum, die er sich auf dem Weg hierher angezogen, aber nicht geschlossen hatte. Bei den wenigen Gelegenheiten, in denen er Gefahr lief, von seinen Handlangern gesehen zu werden, richtete er sich immer zu seiner vollen Größe auf und demonstrierte ihnen so, dass er bei Weitem nicht so angeschlagen war, wie es die Gerüchte vermuten ließen. Zwar wusste er selbst nur zu gut, wie es um seine Gesundheit bestellt war, aber er wollte seine Leute unbedingt in dem Glauben lassen, dass es ihm gut ging und er immer noch gefährlich war.
 

Dank seiner überall im Stahlwerk angebrachten Abhöreinrichtungen hatte er schon so manches Gespräch seiner Männer aufschnappen können, die sich darüber unterhielten, wie lange er es noch machte und ob es besser war, sich jetzt schon einen neuen Arbeitgeber zu suchen oder noch so lange zu warten, bis er endlich unter der Erde war. Jedes Mal, wenn ihm solche Worte zu Ohren kamen, war er fester denn je entschlossen, dieses verdammte Heilmittel für das von Doktor Penelope Young entwickelte TITAN zu bekommen. Und wenn er es hatte, dann hatten seine Handlager hoffentlich ihr Testament gemacht.
 

Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich merklich bei dem Gedanken, dass diese nichtsnutzige Bande, die er hier durchfütterte, sich anscheinend nicht der Tatsache bewusst war, für wen sie eigentlich arbeiteten! Er war der Joker, verdammt noch mal! Sie sollten gefälligst mehr Respekt vor ihm haben, stocksteif und zitternd dastehen, wenn er an ihnen vorbei ging und vor Angst stottern, wenn er das Wort an sie richtete!
 

Er stampfte wütend mit dem Gehstock auf und knirschte mit den Zähnen. Dieses Verhalten konnte und durfte er nicht tolerieren. Wie würde er sonst dastehen, wenn er sich von seinen eigenen Leuten auf der Nase herum tanzen ließ und ihnen bei ihrem bunten Treiben keinen Einhalt gebot? Noch war er hier der Boss und er würde den Teufel tun, und sich das noch lange gefallen lassen! Er hatte hier das Sagen und potenzielle Überläufer würde er auf gar keinen Fall in seinen Reihen dulden!
 

Es gab mehr als genug Verrückte auf den Straßen von »Arkham City«, die sich ihm nur zu gerne anschließen würde. Und es täte ihm bestimmt nicht leid, wenn ein paar dieser Dumpfbacken, die das Privileg hatten, seine Clownsmasken tragen zu dürfen, überraschend einen kleinen Unfall am Schmelzofen hätten. Auch wenn es den Anschein hatte, hatte er seine hauseigene Achterbahn schließlich nicht nur zu seinem privaten Vergnügen.
 

Ein amüsiertes Glucksen verließ seine Kehle und ein vergnügliches Grinsen erhellte sein Gesicht bei dem Gedanken, wie diese Idioten voller Panik schreien würden, wenn sie bemerkten, wohin die Achterbahn sie führte. Als er sich die Szene in Gedanken weiter ausmalte, brach der Joker in schallendes Gelächter aus, welches an den kahlen Wänden reflektiert wurde und sein Büro, sowie die Fertigungshalle mit einem sich selbst überlagernden Echo erfüllte.
 

Das Lachen verging ihm aber schnell, als sich ein neuer Hustenreiz ankündigte und seine Lungen nur noch unter Protest ihre Arbeit verrichteten. Schnaufend hielt er sich eine Hand an den Brustkorb und musste sich dazu zwingen, sich zu beruhigen. Er durfte sich nicht mehr so viel aufregen, denn das würde das Fortschreiten seiner Krankheit begünstigen. Er musste die Ruhe in Person sein, wenn er noch so lange leben wollte, bis er endlich ein Heilmittel gefunden hatte. Der Joker setzte sich wieder in Bewegung und ging zielstrebig, aber gelassen in sein Büro.
 

Es gab nur zwei Wege, sein Büro zu betreten. Zum Einen gab es den Gang, durch den er eben noch gelaufen war und der in einer großen, stabilen Metalltür endete. Und zum Anderen gab es die halsbrecherische Möglichkeit, durch das riesige Loch in der Wand – das zwar Türen hatte, aber trotzdem immer offen stand – zur Fertigungshalle zu kommen. Als das Stahlwerk noch zu seinem eigentlich Zweck verwendet wurde, gab es an dieser Stelle eine stabile Holztreppe, aber die hatte der Joker frühzeitig entsorgen lassen. Er mochte keinen unangekündigten Besuch und so konnte er es erfolgreich unterbinden, dass die Idioten, die für ihn arbeiteten, ihn ständig wegen irgendwelcher Kleinigkeiten belästigten. Aber das Loch in der Wand war hervorragend dafür geeignet, Befehle nach unten zu brüllen.
 

Seufzend umrundete der Joker seinen wuchtigen Schreibtisch, der auch schon bessere Zeiten gesehen hatte und lehnte den Gehstock dagegen. Er war aus massiver Eiche gefertigt und stand auf vier, ebenfalls aus Massivholz bestehenden, Beinen, um die sich elegant anmutende hölzerne Verzierungen wie Lianen nach oben rankten. Früher einmal musste dieser Tisch ein kleines Vermögen gekostet haben, doch mittlerweile sah man ihm das Alter an und eigentlich war der Schreibtisch ein Fall für das Sägewerk. Doch der Joker mochte diesen Tisch. Er war von der Vergangenheit gezeichnet, aber er war noch lange nicht am Ende.
 

Er lies sich schwer in den Drehsessel fallen, dessen Polster verschlissen und abgewetzt waren, aber dennoch einen nicht zu verachteten Sitzkomfort ermöglichten. Natürlich war er bei Weitem nicht so bequem wie sein mit braunem Leder bezogener Polstersessel, der in der gegenüberliegenden Ecke stand, doch zum Arbeiten war er gerade gut genug. Der Joker warf einen Blick auf die fast schon antik wirkende Standuhr, deren Pendel rhythmisch im Takt der verstreichenden Sekunden nach links und rechts schwang.
 

Es waren bereits etwas mehr als drei Stunden vergangen, seit er seine bessere Hälfte für einen kleinen Auftrag nach »Park Row« geschickt hatte. Sie musste inzwischen schon längst wieder da sein. Der Weg durch die U-Bahn-Tunnel war relativ schnell und ungefährlich zu bewältigen und die Angelegenheit im Revier von Two-Face sollte ebenfalls kein großes Problem darstellen. Dent war sowieso nicht der Klügste hier in »Arkham City« und er würde es nicht einmal bemerken, dass Harley sich in seinem Gebiet herum trieb.
 

Allerdings fragte er sich schon, wo sie steckte. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie vor dem Untersuchungszimmer auf ihn wartete und sofort über seinen Gesundheitszustand auf den aktuellsten Stand gebracht werden wollte – so wie immer. Vor einiger Zeit erst hatte er ihr verboten, während der Untersuchungen anwesend zu sein, da sie mit ihrer forschen Art und dem unbändigen Drang, ihm helfen zu wollen, die Ärzte nur unnötig nervös machte. Er wollte aber, dass sie ihre Arbeit ordentlich taten und nicht die ganze Zeit panisch waren, weil sie so erpicht darauf war, nicht von seiner Seite zu weichen.
 

Ein wenig missmutig drückte er auf einen der Knöpfe auf der Kommunikationsanlage, durch die er mit sämtlichen Kontrollpunkten innerhalb des »Industrial Districts« verbunden war und so mit seinen Männern kommunizieren konnte, ohne sein Büro verlassen zu müssen. "Harley ...", sagte er mit einem genervt-freundlichen Unterton in der Stimme, nachdem die Anlage ihm mittels eines akustischen Signals bestätigt hatte, dass die Verbindung stand. "Ich will, dass du sofort deinen Hintern in mein Büro bewegst!" Er drückte erneut den Knopf und beendete damit die Verbindung.
 

Für einige Sekunden klopfte er mit den Fingern auf dem Schreibtisch herum, ehe er so schwungvoll aufstand, dass die Rückenlehne des schon etwas maroden Drehsessels an die vertäfelte Wand hinter ihm knallte. Der Joker begann erst mit ruhigen Schritten in seinem Büro herum zu tigern, doch schnell wurden seine Schritte hektischer und unruhiger. Er mochte es ganz und gar nicht, wenn etwas nicht so lief, wie er es gern hätte. Und die Tatsache, dass Harley schon vor über einer Stunde hätte wieder da sein sollen, machte ihn wütend.
 

Er kannte ihre Neigung, viel zu reden nur zu gut und vermutlich hatte sie sich mal wieder irgendwo festgequatscht. Am Ende war sie Poison Ivy und Catwoman über den Weg gelaufen und die drei Grazien machten im Stadtpark von »Arkham City« ein Picknick. Und wenn dem wirklich so war, dann konnte Harley sich auf eine Standpauke gefasst machen, die sich gewaschen hatte!
 

Er, der Joker, war der »Clown Prince of Crime« und er erwartete, dass man seinen Befehlen ohne Widerrede gehorchte. Eigentlich war Harley sehr folgsam, doch anscheinend war er in letzter Zeit viel zu nachlässig mit ihr umgegangen. Es wurde wirklich höchste Zeit, dass er andere Saiten aufzog und ihr ein für alle Mal klar machte, wer hier die Hosen anhatte!
 

Die Minuten vergingen qualvoll langsam und in der Stille seines Büros hatte der Joker das Gefühl, dass jede tickende Schwingung des Pendels der Standuhr immer lauter wurde. Wo zum Teufel steckte Harley? Sie hätte seinem Aufruf schon längst gefolgt sein müssen. Auf Nichts und Niemanden war heutzutage noch Verlass! Alles musste man selber machen, wenn es anständig funktionieren sollte!
 

Er verzog grimmig das Gesicht und griff nach seinem Gehstock, auf den er nicht mehr verzichten wollte. Entweder schlenderte er mit dem Gehstock durch sein Stahlwerk oder er hatte morgen nicht genügend Kraft, um aus eigener Kraft zu laufen und war wieder auf den Rollstuhl, der in einer Ecke stand und Staub ansetzte, angewiesen, wenn er jetzt auf den Stock verzichtete.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  TheJoker
2013-03-31T17:29:59+00:00 31.03.2013 19:29
*nur ein klatschen ertönt*

*stille*


Dein Joker ist spitze....und wenn ich das sage hat das schon was zu heißen XD. Der absolut beste Satz in diesem Kapitel >Was sagen sie Doc ?< XD!!!
Ich liebe ihn ^^
Freu mich schon total auf das nächste, frag mich immernoch !was ist mit HQ! Uuuund, ist sie jetzt zwei Tage beim Pinguin oder nicht *nervös auf Stuhl rumrutsch*.....weiter bitte.

Hast dir einen Fan gemacht ^^, wo muss ich mich eintragen ? XD
Antwort von:  ChogaRamirez
31.03.2013 19:41
Ich wünschte, ich könnte deine Fragen beantworten, aber dann würde ich ja spoilern. Und ich möchte dir ja nicht den Spaß am nächsten Kapitel verderben. ;)
Antwort von:  TheJoker
31.03.2013 20:51
Ich warte gespannt ^^
Antwort von:  ChogaRamirez
29.05.2013 16:51
Als Fan kannst du dich übrigens hier eintragen: https://www.facebook.com/ChogaRamirez ;)
Von: abgemeldet
2013-03-29T17:20:06+00:00 29.03.2013 18:20
Ich freu mich dass das neue Kapitel draußen ist! Es ist schon länger draußen aber ich hatte mal jetzt erst Zeit es richtig durchzulesen.Ich finde du hast den kranken Joker gut nachgestellt(Er tut mir Leid,naja seine Schuld wenn er eine Überdosis von TITAN schluckt <.<).Ich Freu mich echt aufs nächste Kapitel,und Harley tut mir echt leid wenn sie immer eine Abreibung vom Joker kriegt die sie gar nicht verdient hätte.


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