Two Hearts von Guardian (Gefühlsprobe) ================================================================================ Kapitel 11: Herzinfakt ---------------------- »Nein, nein, nein!« Nami besah ihre illusionierte Technik und hoffte insgeheim, sich aus ihrer Starre lösen zu können. Ihre eigene Isolation anhand der Illusion nahm sie gefangen und raubte ihr alle Hoffnung auf eine eigenständige Handlung, gar einem glücklichem Ende. Was geschah hier nur? Die junge Navigatorin blickte zum Boden hinab. Blut. Es breitete sich aus, wie flüssiges Wasser, nur zarter, teuflischer! Anstelle von Admiral Aokiji lag nun jemand anderes am Boden, jemand, dessen war sich die Navigatorin bewusst, der in Wirklichkeit niemals an diesen Kampf hätte beteiligt sein können. 'Vielleicht eine Parodie meiner Fantasie? Eine niederträchtige Eigenschaft von Halluzinationen von dieser Insel?' Nami starrte perplex hinab auf ihre große Schwester und wusste nicht wie sie reagieren sollte. Was wäre richtig gewesen? Es war ihr, also ob man sie hindern würde. Die maskenhafte Gestalt stand nun dubios neben ihr und summte monoton Worte, welche Nami nicht verstehen konnte, auch nicht verstehen wollte. Im Bezug auf die vorangeschrittenen Erscheinung, musste die junge Navigatorin und Kartografin sich unwillkürlich an ein vergangenes Ereignis erinnern, mit jenem Schritt, wo alles seinen Anfang hatte und sie schließlich mit einbezog. Der Anfang ihrer Mission. Vor sehr langer Zeit, zentral in Weatheria: »The Burglar Cat Nami«, erklang eine Stimme hinter Nami und holte sie aus ihrer Studienphase heraus und hieß sie in der Realität willkommen. Überall in der Bibliothek von Weatheria lagen, dank der jungen Frau, auf dem Boden Bücher verteilt, in denen sie sich Wissen von klimatologischen Kenntnissen aneignete und inspizierte. Statt an einem ihrer voll belagerten Tische zu arbeiten, nutzte die rothaarige Frau unüblicherweise den Boden und verbreitete weit und breit nur Chaos. Ihre Notizen und Skizzen lagen wirr verteilt und sie selbst saß im Schneidersitz inmitten dieses Wissens und erkundete sich täglich alleine in der wirklich großen Bibliothek. »Blaufasan«, zischte Nami flüsternd. Noch während sie von ihrer Arbeit abließ und sich direkt in seine Richtung umdrehte, stand die Rothaarige simultan auf und zückte direkt ihre Waffe empor, um sich dann kampfbereit zu machen. Doch dann merkte die junge Navigatorin binnen weniger Sekunden, dass der ehemalige Admiral der Marine nicht den anrüchigen Versuch wagte, ihr nahezukommen. Er stand nun vor ihr, müde wie immer und gähnte herzhaft in seine große Hand hinein. Seine Schlafmaske saß an seiner markanten Stirn und wartete darauf, die Augen in die Dunkelheit zu schicken. Seine Haltung vermittelte Gleichgültigkeit, als auch Ruhe. Ihr Griff um ihren blauen Klimataktstock wurde fester und ihre Anspannung größer, doch nun raffte Nami sich auf und ließ ihre Waffe minimal sinken. Bedachte darauf, ihre Studienunterlagen zu sichern, falls es dann doch törichterweise zu einem Kampf kommen sollte, welchen sie mit höchster Wahrscheinlichkeit verlieren würde. Die junge Navigatorin konnte beobachten, wie Blaufasan sich schurkisch durch sein lockiges Haar fuhr und sie müde anblinzelte. »Du hast an Oberweite zugelegt. Wie sieht es aus, du und ich?« »Wieso sollte ich?« »Ich bin ein Mann und du eine Frau. Sollte alles erklären, oder?«, nun lächelte er frevelhaft. »Das bin ich mir nicht Wert!« Nami wurde nun doch ziemlich nervös und atmete tief aus. »Auch nicht mit diesen Informationen hier?« Somit zückte Aokiji unter seinem langen schwarzen Mantel ein kleines altes Buch hervor und hielt es sichtbar nach oben, erkennend, mit einer Aufschrift verzierter unbekannten Symbolen. Die junge Navigatorin war sich ihrer Intelligenz bewusst und wusste über sehr viel Bescheid, doch diese Sprache konnte sie weder lesen, noch wusste sie um die Bedeutung dieser Symbolisten. Der schwarzhaarige Mann erkannte ihren Blick und fuhr unverfroren fort: »Eine uraltes Werk der Zeit mit Eigenschaften von Stolz und Vorurteil. Es sollte dich Interessieren, wenn du jemandes Leben wieder haben wolltest! Es geht hier unter anderem um deinen Käpt'ns Bruder, Portgas D. Ace. Damit hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. »Was willst du mir damit mitteilen?« »Ist das nicht offensichtlich?« »Deine Absichten gewiss, aber das?«, damit deutete Nami auf das Buch. »Kleines, stecke sie weg, deine Waffe und wir reden dann einfach. Ich bin nicht wegen eines Kampfes hier, danach ist mir nicht. Das würde mich auch noch müder machen, wie ich es schon bin.« Zur Bestätigung kam wiedermal ein müdes Gähnen. Nami runzelte verbissen ihre Stirn, tat dann wie geheißen, setzte schließlich ihre Waffe mit schnellen Griffen auseinander und steckte sie wieder zurück in ihre Halterung an ihrem linken Bein. »Okay, süße, wo gehen wir hin, damit wir ungestört sind?« »Hier.« »Wo ist der Alkohol?« Er übertrieb, doch wo sollte das noch hinführen? »Für was?« »Hey, das lockert die Stimmung auf!«, antwortete er schulterzuckend. »Welche nicht vorhanden ist.« »Richtig, also?« »Sonst noch was?« Blaufasan zog beiden Augenbrauen nach oben und grinste schelmisch, worauf Nami abwertend nickte und ihn mit ihrer Hand einen Weg hinter den Regalen deutete, worauf Aokiji lässig die Schulter zuckte und voranschritt. Nami folgte ihm leise und ließ ihre Arbeiten zurück, erkennend, das die alten Männer dieser Insel sie sowieso nicht stören würden, da sie dies vor einiger Zeit, mit einigen Mittel veranlasst hatte. In der hintersten Ecke jenen Raumes, versteckt hindurch ragenden Regalen aus dunkel besetzter Eiche, kam eine kleine Theke zum Vorschein, mit einer Glasvitrine, welche verschiedene Arten von Spirituosen zu Schau stellte. Der dunkelhaarige Mann setze sich unaufgefordert auf einen der vorhandenen Hocker und legte das Buch direkt vor sich auf die Theke. Die junge Navigatorin schritt um die Theke herum, bedacht Aokiji nicht aus den Augen zu lassen, hob schnell eine Flasche heraus und zwei weitere Gläser im Anschluss, welche unterhalb der Tresen im Schrank verstaut waren. Stumm nahm Aokiji sein Glas entgegen und ließ sich von Nami einschenken. Dann beorderte die Rothaarige einen Stuhl und setzte sich ihm gegenüber. Er erhob sein Getränk, nippte genüsslich daran und schaute sie mit leuchtenden Augen entgegen. »Nun gut. Wir haben nur zwei Optionen. Die erste: Du gehst auf meinen Handel ein. Oder zweitens: Du wirst gefangen genommen und kommst nach Impel Down, wodurch auch dann dein Käpt'n und deine Gefolgschaft dir folgt, woraufhin wir Sie gefangen nehmen und entsprechend richten lassen. Wobei ich erstere Option favorisiere ist und letztere sehr verlockend klingt, oder?« »Das denkst aber auch nur du. Was ist der Handel?«, fragte Nami fast schon gelangweilt und hielt seinem forschen Blick stand. Die junge Navigatorin und Kartografin war sich seiner Intension bewusst, auch ihr absurden Situation. Sie konnte die zweite Option nicht in Erwägung ziehen, ohne ihren Käpt'n und ihre Freunde in Gefahr zu wissen, so auch ihren Plan sich in einem Jahr wiederzusehen. Und die erste Option musste erst einmal klargestellt werden. 'Vielleicht ließ sich dann beides umgehen? Andererseits was sollte die Erwähnung seines Namens? Ich habe mit diesem Kapitel abgeschlossen. Er ist tot. Was soll ich denn ändern können? Es ist hart und auch völlig ermüdend darüber nachzudenken, also wo soll sein Auftreten hinführen?' Nami beäugte weiterhin misstrauisch den ehemaligen Admiral und sah, wie er stumm wiederholt etwas aus seinen Mantel hervor brachte. Es war eine einfache Akte. Dann zog er daraus einen Artikel raus und hielt ihn ihr hin, jedoch wusste Nami um den Artikel und nahm in schweigend entgegen. Mit diesem Bild gab Monkey D. Ruffy seinen Freunden die Mitteilung, dass sie sich in genau zwei 2 Jahren wiedersehen würden. »Ich weiß um diese Nachricht. Ich konnte jeden Einzelnen deiner Freunde ausfindig machen und ihren Standort notieren«, damit zeigte er auf seine Akte. Nami erkannte jeden einzelnen Steckbrief ihrer Freunde, dann aber einen Bericht über ihre Heimat. Sie heftete ihren Blick starr auf diesen Artikel und versuchte verkehrt herum zu lesen, was ihr nur schwer gelang. Der Schwarzhaarige erkannte es, schüttelte augenblicklich seinen Kopf und kommentierte es mit einem »Später!«. Er trank erneut aus seinem Glas. »Die Regierung hat derzeitig einige, nennen wir es mal überraschenderweise, kleinere Problematiken und da bedarf es einer Aufgabe, die denen viel zu groß ist! Sie würden es zwar nie zugeben, aber nun folgt deine Aufgabe. Mir ist es egal, ob du oder deine Crew dabei überleben oder nicht. Ihr müsst Ace mit der Feuerfaust zurückbringen!« Aokiji beäugte müde die Junge Navigatorin und sprach auf ihre fragende Miene weiter. »Er lebt, fern von dem hier und jetzt.« »Wie ist das gemeint?«, erkundigte sich Nami interessiert und leerte dann ihr Glas in schnellen Zügen leer. Ihr linker Fuß wippte nervös hin und her und wartete. Worauf wusste sie nicht, ihr Gefühl, das bald etwas Merkwürdiges geschehen würde, blieb bestehen und ließ sie nicht ruhiger werden. 'Was bedeutet das? Fern vom hier und jetzt?' »Das versteht sich gleich von selbst, sofern du es verstehst, woran ich nicht zweifle. Das Ganze ist ein großes Geheimnis der Weltregierung und ist in den letzten Monaten erfolgreich von verschiedenen Testreihen bestätigt worden. Jeder Träger einer Teufelsfrucht, hat gewisse Eigenschaften und auch einen gemeinsamen Feind: Das Wasser. Jedoch haben Wissenschaftler festgestellt, dass der Tod von einem Träger der Logiafrucht nie ganz sterben kann, sofern dieser von seines gleichen getötet wurde. Als Portgas D. Ace getötet wurde, setzte sich seine Seele fort an einer Insel, sein Körper jedoch blieb hier bestehen. Wie sich aber heraus gestellt hatte, löste sich sein Körper bald auf. Er wurde zwar stattlich beerdigt und sein Körper verweilte lange unter der Erde, doch gab es Piraten, die seinen Körper haben wollten, wegen seiner Macht und schließlich schändete jemand sein Grab. Einer unserer Leute, aktiv als Spion, teilte uns mit, dass sich sein Körper in Form von Nebel auflöste.« »Nun gut, wenn das stimmt, was du sagst, wo ist dann sein Körper? Wo ist er und wie stellte man fest, das, wenn ich richtig verstanden habe, sein Körper und seine Seele wieder eins geworden sein sollten und er sich irgendwo aufhält? Wie ist so etwas möglich?« »Ganz schön viele Fragen, nicht?« Kurzes schweigen manifestierte sich in die Bibliothek. »Genaueres kann ich auch nicht sagen, nur das gewisse Menschen zweimal Leben können und das er sich auf einer Insel aufhält, die Raum und Zeit in Ebenen teilt, die bisher noch nie erforscht werden konnten und bisher nur einmal gefunden worden sind. Ein Spähtrupp kam dennoch nie zurück. So erhielten wir nur durch die Teleschnecken und Telefaxen unsere Informationen.« »Jeder mit einer Teufelsfrucht kann, nachdem er getötet wurde, wieder auferstehen?« »Nicht jeder, aber viele.« »Du auch?« »Ja!« Das gab ihr nun zu denken. Was war sein Ziel? Wieso sie? »Was soll ich dann tun?« »Mich töten!« Jetzt verstand die junge Navigatorin nichts mehr. Hatte sie sich verhört? Kurzes Schweigen trat auf und ließ jeden seinen Gedanken nachgehen. Die junge Navigatorin runzelte die Stirn und fragte sich, wie weit dieses Gespräch sich noch entwickeln würde. Zurück im hier und jetzt erkannte Nami wieder wo sie war, zumindest wo sie gefangen schien. Paradoxerweise beließ die junge Navigatorin das geschehene und blicke müde gegen die graue Decke. 'Nichts passt zueinander und doch zerfleischt mich die Tatsache, dass ich nichts tun kann. Tot. Wann war mir das wirklich bewusst geworden? Wie weit konnte ich das alles verdrängen? Es war bis heute mein Geheimnis. Keiner wusste es. So war der Plan. Und doch habe ich meine Freunde mit hierher geführt und in schreckliche Gefahren ausgesetzt, folglich aus reinem Egoismus.' Stumm wischte sie sich ihrer salzigen Tränen von den Wangen und besah sich den Mann neben sich. Er schwieg, und das schon viel zu lange. Keine Emotion, keine Reaktion oder gar ein Ton verließ diesen rätselhaften Mann mit den silbernen Haaren. Wieder und wieder verzerrte sich ihr Umfeld. Ein ständig wechselnder Ort, flüchtig wie ihre Gedanken. Nami blickte zum Boden herab ihrer Füßen, wo das rote Blut deutlich vom zarten grün der Wiese hervorstach. »Das ist vielleicht der einzige Augenblick indem du dich verabschieden kannst. Nutze den kurzen Moment.« Das war die Wahrheit, das wusste die junge Navigatorin und Kartografin, dennoch spürte sie, wie die Angst ihr Leben schnürte und die Luft in ihren Lungen heißer wurde. Es tat weh. Wieder erinnerte sich Nami an jenen Tag, wo einst Aokiji ihr die Chance gab, Portgas D. Ace wiederzusehen und zeitgleich ihre Seele in den Boden schmetterte. »Hörst du mich noch?«, erkundigte sich der Schwarzhaarige gelangweilt. Nami blieb stumm und verarbeitete das eben gesagte. 'Meine Heimat existiert nicht mehr?' »Das ist eine Lüge!«, zischte sie herablassend und wurde nun doch wütend. Doch der ehemalige Admiral schob ihr stumm einen Zeitungsartikel hin, worauf Nami ihn zischend an sich nahm. »Die schrecklichen Ereignisse aus dem East Blue finden kein Ende. Heute wurde sichergestellt, dass die Insel Kokos vollkommen zerstört wurde und nur wenige Leben sichergestellt werden konnten. Verschiedene Untersuchungen der Weltregierung ergaben, dass sich die Übergriffe auf vereinzelnde Inseln zunehmend steigerten und nur Inseln betroffen waren, welche eine gezielte Crew betreffend zerstören soll. Hier spricht man von Strohhut Ruffy und seiner Gefolgschaft. Noch ist unbekannt, welchen Zweck wirklich verfolgt werden würde, noch erhielten wir hier in der Redaktion keine eindeutige Aussagen von der Marine. Niemand bekennt sich einer Wahrheit und Offenbarung. Bekannt ist nur, dass die Insel unter dem Schutz von Monkey D. Ruffy stand und womöglich der Grund dieser Angriffe scheint.. Einige Überlebenden wurden ärztlich versorgt, dennoch ist die Liste der Toten lang. Heute klagen wir einige Tode (…).«, den Rest überflog die junge Frau und biss sich stumm auf ihre Lippe.S ie wollte keine Gefühle zeigen, sollte sie niemals, schon gar nicht vor einem Krieger der Marine. Dann las Nami den Zeitungsartikel erneut, um die Informationen rationalisierend Verarbeiten zu können. Blaufasan nippte an seinem Getränk, blickte dann müde zur rothaarigen Frau und klärte weitgehend auf: »Deine Schwester steht auch auf dieser Liste, wie du bemerkt hast. Du kannst sie Retten. Dein Schwester ist auch auf dieser Insel. Hier eine Botschaft an dich.« Nun wurde die junge Navigatorin misstrauisch und zeitweilig neugierig. 'Eine Botschaft an mich?' Damit deutete Aokiji auf den Brief, den er ihr heimlich leise zuschob. Dann las sie: »Er, gefangen im hier im Sein und sie, gefangen im jetzt des Scheins. Neue Gesetze bejahen mein Fest im süßlichen Moment und verletzen Träume mit unwirklichen Taten. Macht, wer will,- und wer braucht sie? Nur eine diebische schwarze Katze kennt mein Geheimnis. Los, komm zu mir und rette mich. Ich habe was du brauchst und du besitzt das, was ich will. Zwei Herzen. Eines kannst du retten..« »Nun?« »Wie soll sie dorthin geschickt worden sein?« »Das ist wieder ein Geheimnis, welches ich dir vielleicht später verraten werde. Für dich ist nur wichtig, das Portgas D. Ace und deine nicht wirkliche Schwester dort gefangen sind. Einer lebt und der andere ist Tod. Und du kannst entscheiden wie es ausgeht.« »Warum soll ich Portgas D. Ace holen? Welchen Zweck und welches Ziel wird wirklich verfolgt?« Ein Lachen folgte auf die Fragen, dann ein leises Gähnen. Der schwarzhaarige Mann stand nun von seinem Hocker auf, wissend, dass jetzt der beste Zeitpunkt schien, diese Insel zu verlassen. »Kleine, nimm dies und erkenne selbst, was wirklich unser Ziel ist. Im Grunde sind wir die Guten und sind mit einer Allianz einander verbunden. Ihr Piraten seid unsere Feinde, dennoch brauchen wir euch,- wie ihr uns benötigt. Tu, was du tun musst. Das ist der Deal.« Ab hier verblasste die Erinnerung. Nami grübelnde intensiv darüber nach und doch wusste sie nicht mehr, was ihr Aokiji einst überreichte. 'Und was war mit dem Buch, welches er mit sich geführt hatte? Was soll das? Warum kann ich mich nicht mehr erinnern?' So viele Erinnerungslücken und keine gab ihr eine Antwort. Warum? Die junge Navigatorin erkannte, dass sie wieder vor dem Cipherpol Gebäude stand. Hier fand nicht die Kampfszene mit dem Großadmiral statt. Hier war nur sie, ein Kampf, mit dem Verlangen diesen Abschnitt ihres Lebens vergessen zu dürfen. 'Ich soll Abschied nehmen?' Ihre größte Angst wurde nun wahr. Die Realität prägt einem jeden Schritt des Lebens, jede Versuchung, jeden Fehler und auch jedes Ereignis, gute wie auch schlechte, ein. Hat man Einfluss auf das Schicksal? Nur begrenzt. Hat man Möglichkeiten etwas zu verändern? Immer. Nur wie sie ausgehen, das konnte keiner bis zum jenen Augenblick in Erfahrung bringen. Sie waren alle machtlos. Die Zeit hatte sie nun eingeholt, die Gegenwart war nun vollkommen Präsent. Keine Veränderung in der Vergangenheit, keine weitere Chance etwas gerade zurichten, was längst geschehen war und das war sich die junge Navigatorin bewusst. Leise Wassertropfen ebbten langsam in den Boden hinein, das rieselnde Geräusch immer stärker werdend und der Nebel zunehmend blasser. Die Wolken am Himmel schienen einen weiteren Kampf auszutragen, in dem Blitze und Donnergrollen ihre Melodie zueinander fanden. Die Rothaarige weinte stille Tränen, unterdrückte jedes schluchzen, um ihrer Schwester keinen Kummer bereiten zu wollen, dennoch blieb dies nicht unbemerkt. »Nami«, flüsterte Nojiko in den Wind hinein. Nami wusste, dass es bald vorbei war. Nur was sollte man sagen, wenn derjenige im sterben lag? Was sollten die letzten Worte sein? Nojiko würde sterben, realisierte sie wütend und die Tränen liefen weiter. Hatte sie selbst ihrer Schwester diese Wunde hinzugefügt oder war es wirklich nur ein Albtraum? Ein Test oder dergleichen? Nami atmete vorsichtig aus und bewegte sich zum geschundenen Körper am Boden. Sie legte sich zu ihrer Schwester und war darauf bedacht, ihre Blutlache zu ignorieren. Sie lagen nun beide, auf den Rücken liegend, auf der Lichtung im Wald und verloren ihre Blicke gen Himmel. Sie lagen sich mit den Köpfen einander zugewandt, spiegelten die Position des anderen wieder. Ihre Köpfe befanden sich nebeneinander, den Kopf jeweils beim anderen an der Schulter nahe und die Arme rechts und links ausgebreitet. Das Rad der Zeit hielt nicht an, ließ einen nicht stehen. »Weine nicht, Schwester. Du bist nicht alleine, niemals.« Nami konnte nicht anders als zu schluchzen. Das Zittern im Körper wurde aufdringlicher und kaum kontrollierbar. Schweigend hielt ihre Schwester ihr ein Foto entgegen, welches Nami nur schemenhaft wahrnahm. Sie umfasste es mit zitternden Händen und erkannte auf dem Bild ihre Schwester, Genzo und einen ihr unbekannten Mann. Sie schienen Glücklich in jenem Moment. »Dein Mann?« Nojiko nickte lachend. »Er ist vor einem halben Jahr verstorben, ein Unfall. In den letzten zwei Jahren haben sich die Überfälle gehäuft gehabt und man drohte auch uns im Dorf. Wir hatten uns bisher sehr gut geschlagen, bis man meinen Mann mit einem Piraten verwechselte und ein Soldat der Marine auf ihn schoss. Ich dachte, mich zerreißt es innerlich. Dachte, ich werde diesen Schmerz für immer mit mir tragen. Dann aber, nach sehr langer Zeit, dachte ich an dich. Dann wurde es leichter«, endete die große Schwester und atmete schwer nach Luft. »Warum?«, wollte Nami wissen. »Da fragst du noch doof?« Nojiko lachte und hustete letztendlich. Das Röcheln nahm stetig zu. »Ich bin deine große Schwester, einer muss sich doch um dich kümmern. Außerdem verdanken wir es dir, das wir überhaupt noch atmen. Hättest du nicht als kleines Mädchen mit Arlong den Handel abgeschlossen, hätte man unsere Inseln in Schutt und Asche gesetzt.« Eine kleine Pause entstand, in der Nami ihr nur weinend lauschte. »Du hast es nicht leicht gehabt, musstest mit acht Jahren schon alleine vereisen, Piraten bestehlen und hast dich solch Gefahren ausgesetzt, die sich keiner Vorstellen kann. Dann die Misshandlungen, die man dir stets angetan hatte. Ich war dir keine große Hilfe, keiner war es und das war ein bitterer Schmerz. Mein täglicher Begleiter. Zehn Jahre hast du es ausgehalten. Du hast nun deine Freunde, das ist deine Familie.« »Du gehörst auch dazu, Nojiko (…). Auch Genzo«, jammerte sie leise. Wieso musste es so kommen? »Wir sind vielleicht nicht blutsverwandt, dennoch liebe ich dich als meine Schwester. Auch Bellmére und Genzo. Wir sind schon ein komisch zusammengewürfelter Haufen«, stellte die Rothaarige amüsiert fest. Ein gänzlich falscher Zeitpunkt für solch ein Gefühl, schellte sie sich selbst. »Oja!«, bestätigte ihre Nojiko. Die Wunde an ihrer Brust musste schmerzhafter geworden sein, da ihr Atmung stockend verlief, erkannte Nami verunsichert. Ihr Blut, das unauflöslich weiterfloss, erreichte auch sie mittlerweile und färbte langsam ihren Rücken ein. »Weißt du Nami, ich habe dich damals auf der Insel (…),-« »Nicht!«, unterbrach die Navigatorin die verwitwete Frau neben sich. Nami spürte, dass ihre Schwester ihre wahre Herkunft verraten wollte. Schließlich sagte sie mal mit einen fiesen Grinsen im Gesicht: »Wenn ich den Tod küsse, verrate ich es dir!« Damit wollte Nojiko sie eigentlich immer nur aufziehen und zeigen, dass sie ihre einzige Schwester sei. »Ich will nicht wissen, wo ich wirklich herkomme. Ich habe nur eine Familie. Meine wahre Herkunft hat mich nie sonderlich interessiert«, gestand sie ehrlich. Nojiko lachte und fuhr direkt fort: »Als ich dich auf der Insel gefunden hatte, habe ich zuvor mit ansehen müssen, wie meine Eltern getötet wurden, nachdem sie mich retteten. Ich war völlig verängstigt und versteckte mich bis in die Nacht hinein. Dann irgendwann erblickte ich dich in den toten Armen einer Frau und nahm dich mit. Später fand uns dann zum Glück eine Soldatin der Marine und nahm uns mit zu sich aufs Schiff. Ich habe noch ganz genau mitbekommen, wie die Soldaten wegen uns untereinander einen Streit anfingen. Worum genau, kein Plan! Wir sollten schließlich abgeschoben werden, nur sie und zwei weitere Männer waren dagegen, mehr weiß ich gar nicht mehr. Irgendein mit einem Hundezeichen und die des Fasanen, oder so!« »Bellmére«, ignorierte Nami die letzten Worte ihrer Schwester. Ihre Gedanken trugen sie immer wieder für einige Sekunden fort. Wie ein Sekundenschlaf in Form von Gedanken. Einige Zeit später wurde es still. Die junge Navigatorin und Kartografin erinnerte sich, wie Bellmére ihr auch immer die Geschichte erzählt hatte, um ihr Hoffnung zu vermitteln, genau wie ihre Schwester es eben versucht hatte. Nur hatte sie nie Einblick in die Sichtweise ihrer Schwester gehabt, bis jetzt. Die Navigatorin blieb weiterhin stumm. Ihr Schädel pochte unentwegt von den vielen Tränen, die ihren Weg in die Freiheit fanden. Der Wind wurde stärker und kündigte die Zukunft wieder an. Wieder derselbe Moment, derselbe Hurrikan auf der Himmelsinsel. Nur dieses Mal waren ihre Freunde nicht an Kairōsekigestein gefesselt oder die Heart Piraten in Kerkern eingeschlossen. Kein Doflamingo oder Blaufasan in ihrer Nähe. »Ich lass dich nicht alleine!« Nami war sich selbst bewusst, dass die Wunden ihrer großen Schwester nicht zu heilen waren. Keine Chance, keine Rettung für ihr Leben bestand, denn dafür waren die Verletzungen zu groß und zu tief. Warum musste ihre Schwester sterben? Ein schweres Unterfangen und sie war schuld daran. Die Rothaarige machte sich wiedermal Vorwürfe und verfluchte sich selbst. Nojiko krümmte sich vor Schmerzen zusammen und bekam nur noch erschwert Luft in ihre verletzte Lunge. Nami wollte sich in Bewegung setzen und ihr irgendwie, auf irgendeine Art und Weise beistehen, wurde jedoch von Nojiko abgehalten und hörte leise ihre letzten Atemzüge näher kommen. Ihre tränen umschlangen sie wie ein Nebel tiefer Trauer. »Zum Glück ist keiner meine Freund gerade da,- sonst (…)«, seufzte sie und ergriff sich erneut an ihren pochenden Schädel. »Sonst würde ich es kaum aushalten, verdammt«, hörte Nami sich selbst sagen. Ihr waren die Demütigung und der Verlust zu groß. Sie wollte stark sein, für Nojiko, für ihre Freunde und schaffte es leider nicht. Sie hatte keine Kontrolle mehr über ihren Körper, schon gar über ihre Gedanken. Die Rothaarige presste ihre Wange an die ihrer Schwester und verspannte sich am ganzen Körper, um nicht von den Schmerzen übermannt zu werden. Sie spürte wie die Wärme des Körpers ihrer Schwester immer kühler wurde. »Danke, das du meine Schwester warst.« Nami wartete einige Sekunden, in der Hoffnung, dass dies nicht alles gewesen sein konnte. Sekunden voller Entsetzen, voller Tränen. Das konnte nicht alles gewesen sein, redete sie sich abermals erneut ein, wie eine Zeitschleife ihrer Sucht. Der Wind pfiff theatralisch seine Strophe, der Regen tanzte rhythmisch umher und umschloss jeden in seinem Bann. Nami hielt es nicht mehr aus, setzte sich auf und blickte erschüttert über den leblosen Körper ihrer Schwester. Die Tränen liefen ohne Gegenwehr, das Zittern verstärkte sich und Nami krümmte sich vor schmerzen zusammen, wissend, dass das hier das Ende war. Dann setzte sie sich zu ihrer Schwester, schrie sie an, schüttelte sie bittend, noch um mehr Zeit. »Nojiko, bitte, bitte, bitte, wach auf«, schrie sie wutentbrannt. »Nojiko, lass mich nicht alleine! Es ist alles meine Schuld. Nojiko!« Zeit. Wie viel hat man davon? Wie viel wird einem geschenkt? Zeit. Sie ist etwas Kostbares, nichts was man gewinnen, wie auch verlieren kann. Etwas, was man sich nicht erkaufen kann. Die verzweifelte Frau gestand sich nur schwer ihre derzeitige Lage ein und nur langsam wurde ihr das geschehene bewusst. Die junge Navigatorin sah zu ihrer Schwester hinunter und hielt sie an der Schulter fest, dann ganz langsam hielt sie inne. Bevor Nami überhaupt über ihr Handeln nachdachte, legt sie ihren Kopf auf die blutige Brust ihrer Schwester. Ihr war es egal, ob sie dabei vom Blut besudelt wurde. Sie schloss ihre Lider und versuchte sich selbst zu beruhigen, versuchte sich alle schönen Momente hervorzurufen, daran festzuhalten und nicht an die schlimmen Geschehnisse der letzten Stunden. Nach etlichen Minuten, womöglich auch Stunden, wie Nami es empfand, spürte sie bald den Boden unter sich. Ihre Schwester verschwand, langsam, ohne ein entkommen und wurde immer blasser, bis sie bald Unsichtbar war. Konnte das der Realität entsprechen? War das eine Strafe ihrer Tat? Was hatte sie getan, das ihre Schwester darunter zu leiden hatte? Nun war sie ganz alleine. Doch mit einem plötzlichem Knall, nicht unweit von ihr entfernt, geschah etwas, mit dem sie am wenigstens gerechnet hatte. Ehe sie sich versah, stand jemand hinter ihr und drohte mit den Worten: »Nami, Nami, lange ist es her, als ich zum letzten Mal sah. Ein Schmuckstück bist du geworden!« Langsam, als würde jede Bewegung alles in Bruch zerrütten, dreht die junge Navigatorin sich um und erkannte, wer sie mit einem Messer bedrohte und mit wie viel Blut derjenige Besudelt war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)