Sex on the beach von Chibi-Neko-Chan (You're cute, let's fuck 2) ================================================================================ Kapitel 5: Give it up, step it up --------------------------------- „So meine Lieben. Wir bleiben alle dicht zusammen, in Ordnung? Wir möchten die anderen ja nicht stören. Außerdem habt ihr nach der Führung noch genug Zeit, euch noch einmal umzusehen.“, erklärt uns Frau Henecke. Dass sie uns immer wie Kinder behandeln muss. Einfach schrecklich. Ich schüttele nur mit dem Kopf. Unmöglich unsere Lehrerin. Aber an sich ist sie ja eine ganz nette. „Also gut. Dann überlasse ich Ihnen das Wort, mein Herr.“ Ein junger Mann lächelt ihr kurz zu und nickt knapp. „Darf ich euch duzen? Ich finde es sympathischer und so viel älter als ihr bin ich ja auch nicht.“, sagt der Museumsführer und deutet uns, ihm zu folgen. Wir stimmen ihm zu und gehen los. „Wir beginnen bei der Landschaftsmalerei. Schließlich seid ihr ja ebenfalls dafür hier, richtig?“ Der junge Mann lächelt und bleibt vor einem Bild stehen. „Dieses Bild ist von einem hoffentlich bekannten Künstler. Leonardo da Vinci. „Die Arno-Landschaft“. Dieses Bild ist die erste reine Landschaftszeichnung von 1473. Da Vinci's Hintergründe waren jedoch eine Art Überblick über die Erscheinungsformen der Natur. Dazu gehören Erde, Luft, Wasser und Feuer. Zudem nutzte er die Nähe und Ferne, wie auch die Wärme und Kälte.“ Ich besehe mir das Gemälde und schmunzele leicht. Er hat recht, das kann gar keine Landschaft gewesen sein. Aber schön sieht es aus. „Ist es das Original?“, will ich neugierig wissen. Herr Adams lacht auf. „Nein, leider nicht. Wir haben Originale, aber nicht von Leonardo da Vinci. Dieser Künstler fehlt uns noch. Aber wir sind fleißig dabei, die Originale zu finden und zu ergattern.“ Ich nicke verständlich. Schade eigentlich. „Wenn du genau hinsiehst, dann kannst du es auch erkennen.“ Was meint er denn damit? Ich sehe mir das Bild erneut an. Erst da fällt mir auf, dass seine Unterschrift fehlt. „Das nächste Bild ist von einem Künstler namens Annibale Carracci. Ein Jahr nachdem er nach Rom gezogen war, malte er das Bild „Fischfang“. Das war Ende des 16. Jahrhunderts. Das Bild deutete auf den Barock hin. Könnt ihr euch vorstellen wieso?“ Wir betrachten das Gemälde, bis Viola sich plötzlich meldet. „Ja bitte, junge Dame?“ „Das Licht wirkt dramatisch und die Farben und die Bewegtheit der Figuren traten so im Barock auf.“ Herr Adams lächelt. „Richtig. Die Malweise von Carracci hatte einen großen Einfluss auf die römischen Maler. Die Landschaftsmalerei blieb bis ins frühe 17. Jahrhundert auf den Hintergrund beschränkt. Es kommt darauf an, mit welchem Auge man die Gemälde betrachtet. Dahingehend nimmt man Stellungen zu den Bildern auf. Eigentlich stellt die Landschaftsmalerei vor allem die besinnliche Haltung zur Natur und auch stimmungsvolle Aspekte dar. Schon im 4. und 5. Jahrhundert gab es Maler in China, die sich auf die Natur spezialisierten. Bis heute noch beschäftigen sich Künstler mit dem Aussehen und dem Charakter der Natur.“ Ich höre Herrn Adams nur mit halben Ohr zu. Das meiste darüber haben wir ja auch schon im Unterricht gelernt. Viel mehr interessiert mich, was Vince wohl gerade so treibt. Er steht ein wenig abseits, so wie immer und starrt mürrisch vor sich hin. Irgendwie sieht er nicht gut aus. So blass und ungesund. Leise seufze ich auf. „Habe ich etwas falsch gesagt?“, fragt Herr Adams freundlich nach. „Oder langweile ich dich?“ „Mh?“ Ich sehe auf und werde leicht rot, ehe ich schnell den Kopf schüttel. „T-Tut mir leid, ich habe mich nur gerade an etwas erinnert.“, murmel ich und kratze mich am Kopf. „Machen Sie einfach weiter.“ Das ist unangenehm! Ich sollte mich mal zusammenreißen und mich auf die Kunst konzentrieren! Dass es Vince keinen Spaß macht ist doch klar. Was ist der Idiot mir auch hinterher geflogen? Ist schließlich nicht sein Kurs! „Wie ihr also sehen könnt, gibt die Landschaftsmalerei keine besondere Handlung dar. Auch Claude Monet hat sich mit ihr beschäftigt. Im Impressionismus malte er das Bild „Impression, Soleil Levant“ von 1872. Übersetzt heißt es „Sonnenaufgang“.“ Wir bleiben noch eine kurze Zeit in der Landschaftsmalerei, ehe wir weiter gehen. Der japanische Farbholzschnitt ist unser nächstes Thema. Aber auch hier höre ich kaum noch zu. Ich kann meinen Blick nicht mehr von Vince abwenden. Ob er geweint hat? Ich habe ihn noch nie so richtig weinen gesehen, ich kann es nicht beurteilen. Plötzlich dreht Vince sich zu mir um. Sein stechender Blick jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ich muss schlucken und öffne meinen Mund, schließe ihn dann aber wieder. Er regt sich kein Stück und sieht direkt in meine Augen. Als würde er mir direkt in die Seele blicken. Zögerlich wende ich meinen Blick langsam wieder ab. Aus meinen Augenwinkeln heraus schiele ich jedoch weiterhin zu Vince. Er hat sich immer noch nicht bewegt. Was will er? Wenn er mir etwas zu sagen hat, soll er es doch machen. Aber dazu traut er sich scheinbar nicht. „Steve?“ Ich sehe zu Alisha und lächele ihr leicht zu. „Lass dich von dem doch nicht unterkriegen. Er ist doch selber ein Schisshase. Pass lieber auf, Frau Henecke schreibt doch gerne Tests über solche Sachen.“ Sie zwinkert mir zu und ich nicke eifrig. Da hat sie recht. Leider macht unsere Lehrerin das fast jede dritte Stunde. „Katsushika Hokusai lebte von 1760 bis 1849 in Japan. Er war ein Künstler, der stilistisch unabhängig war und eine Reihe von Holzschnitten herstellte. Das waren die „36 Ansichten des Berges Fuji“. Hokusai machte jedoch nicht nur dem Holzschnitt alle Ehre. Durch ihn wurde auch der Begriff „Manga“ sehr berühmt. Übersetzt bedeutet es übrigens so etwas wie zwangloses und ungezügeltes Bild. Seine Manga sind zwischen 1814 und 1815 veröffentlicht worden. Es sind allesamt Skizzen, die man in 15 Bänden erhalten konnte. Jedoch war es anders, als heute. Es sind keine Geschichten die erzählt werden, sondern nur einzelnen Momentaufnahmen aus der Edo-Zeit. Auf seinem Totenbett soll Hokusai nun angeblich gesagt haben: „Hätte der Himmel mir weitere fünf Jahre geschenkt, wäre ich ein großer Maler geworden.“ Da nur Leute aus den Niederlanden derzeit nach Japan durften, um zu handeln, brachten diese die Bilder erst mit nach Europa und machten sie berühmt. Auch Künstler wie van Gogh, Gauguin und viele weitere wurden durch Hokusai's Kunst beeinflusst.“ Das ein Künstler so viel Einfluss auf die Kunst und andere haben konnte, finde ich erstaunlich. Ob das heutzutage auch noch so ist? Aber dafür müssen sich erst einmal richtig gute Künstler finden lassen und ich glaube das stellt schon noch einige Probleme dar. Wie lange die Führung wohl noch geht? Natürlich liebe ich die Kunst und Künstler, wie auch Gemälde aller Art, aber irgendwie würde ich dennoch gerne schnell aus Vince' Blickfeld verschwinden. Ein wenig zögerlich trete ich näher an Viola und stelle mich hinter sie. „Was ist los?“, fragt sie lächelnd aber leise nach. Ich schiele nur kurz zu Vince. „Ich weiß nicht, er macht mir Angst.“, gebe ich zu. Viola dreht ihren Kopf zu Vince hinüber und wirft ihm einen angesäuerten Blick zu. Dieser betrachtet sie ebenso hasserfüllt und wendet sich ab. Er geht zu Frau Henecke und meldet sich kurzzeitig ab. Er verschwindet einfach aus der Ausstellung und darf sich scheinbar die Stadt angucken. Tja, er muss zum Glück nichts hierüber schreiben. Ich würde ihm gerne hinterher, ihn an der Hand festhalten und mich an ihn drücken. Ihn küssen und mit ihm zusammen die Stadt erkunden. Aber die Führung ist immer noch im vollen Gange. So gehen wir einfach weiter, bis die eineinhalb Stunden vorbei sind. Endlich verabschiedet der Museumsführer sich von uns mit einem Lächeln, nachdem auch alle Fragen beantwortet sind und geht seines Weges. „Wenn ihr möchtet könnt ihr nun noch ein wenig hier herumlaufen.“, schlägt Frau Henecke vor. „Den Rest des Tages habt ihr frei. Ihr könnt euch in der Stadt umsehen und euch amüsieren. Aber denkt daran, dass ihr für die Woche nur begrenztes Geld mitbekommen habt. Am Ende der Woche werden wir uns übrigens alle Bilder, die ihr gemalt habt noch einmal genauer ansehen. Also seid bis dahin mit euren Sachen fertig. Ihr habt einen Zettel, wo alles draufsteht, was ihr anfertigen müsst. Teilt euch eure Zeit selbstständig ein.“ Sie lässt uns mit diesen Worten die freie Entscheidung, was wir nun als nächstes machen wollen. „Steven?“, höre ich da jemanden nach mir rufen und sehe mich um. Ich lächele einem Mädchen aus meinem Kurs fragend zu. „Also..ich wollte nur fragen, ob du..na ja...ähm..“ Nanu? Was ist denn jetzt los? Ob es ihr nicht gut geht? „Alles ok bei dir?“, frage ich schnell besorgt nach und lege ihr eine Hand auf die Schulter. Sie ist rot im Gesicht und sieht zu Boden. Schnell nickt sie. „Also..wo-wollen wir uns zusammen die Stadt ansehen?“, fragt sie leise nach. „Ach so, sag das doch gleich. Klar, du kannst gerne mit uns kommen.“ „Uns?“ Ich nicke. „Viola, Alisha und ich.“ Und eigentlich Vince. „Ach so, ok. Verstehe. Na dann..“ Irgendwie scheint mir, als wäre sie jetzt weniger gut gestimmt als vorher, oder bilde ich mir das ein? Ach bestimmt Einbildung. Ich muss ja von mir nicht gleich auf andere schließen. Wir gehen los und sehen uns ein wenig in der kleinen Einkaufsstraße um. „Ist das hübsch hier!“, schwärmt Viola. „Guck mal Steve, was für süße Sachen hier hängen. Ketten, Armbänder und sogar richtig coole Ohrringe! Oh und Perücken. Das ist ja der Hammer!“ Viola scheint sich ja richtig darüber zu freuen. Ich grinse nur leicht und schüttele den Kopf. „Ah Steven!“, ruft sie plötzlich aufgeregt. Ich schrecke auf und sehe sie verwirrt an. „Was ist passiert?“, frage ich schnell besorgt nach. „Guck mal da!“ Sie deutete auf einen Stand, aber ich verstehe nicht, was sie will. „Schau doch, die Ringe!“ Sie nimmt ein paar Ringe und hält sie mir unter die Nase. „Was soll damit sein? Sind doch normale Ringe?“ Schnell schüttelt sie den Kopf. Manchmal kann ich nicht nachvollziehen, wieso sie meine beste Freundin ist. Mädchen sind für mich einfach zu kompliziert. „Das sind Freundschaftsringe, du Idiot. Guck doch, da ist sogar etwas eingraviert.“ Ach so, jetzt verstehe ich. Sie will uns solche Ringe kaufen. Aber mir stehen doch gar keine Ringe. Außerdem will ich nur Ringe von einer Person und von der würde ich nie so etwas bekommen. Unbewusst fasse ich mir an meine Kette und muss schlucken. Warum trage ich dieses Teil eigentlich noch? Das heißt wohl, dass ich es noch immer nicht ganz aufgegeben habe. „Freunde sind wie Sterne. Ach ist das süß! Nicht so ein Klischeespruch. Lass uns die kaufen, bitte.“, fleht Viola mich an und ich zucke deprimiert mit den Schultern. Sie zögert nicht lange und hält der Dame hinter dem Stand die Ringe hin. Diese lächelt und sagt uns den Preis. Diesmal scheine ich meine Brieftasche jedoch nicht zücken zu müssen. Viola bezahlt und schnappt nach meiner Hand. „So!“ Stolz betrachtet sie die Ringe. „Als wären wir verlobt.“, kichert sie dann. Mir ist nicht nach Lachen zumute. Und auch nicht nach guter Laune. Und Marlena besieht sich die Szene auch nur mit mürrischem Blick. Ich verstehe Mädchen wirklich nicht. „Gehen wir weiter!“, sagt Marlena und fasst nun nach meiner anderen Hand, um mich hinter sich herzuziehen. Überrumpelt folge ich ihr. Alisha ist schon weitergegangen und hat sich ein wenig umgesehen. „Hier gibt es ein kleines Café, dort um die Ecke. Wie wäre es mit einem Eis?“ Wir stimmen zu, aber ich werde das unangenehme Gefühl nicht los, beobachtet zu werden. Ich drehe mich um und bleibe kurz stehen. Nichts. Niemand ist zu sehen. Das kommt mir jedoch gleich noch verdächtiger vor. Ich bin mir sicher, das uns jemand folgt. „Steven!“, werde ich schon wieder gerufen. Schon komisch, von jetzt auf gleich so „beliebt“ zu sein. Wir betreten das kleine Café und nehmen unsere Plätze ein. Sofort werden uns Karten gebracht und wir suchen uns alle erst einmal etwas zum Trinken raus. Auf meinem ersten Date war ich mit Vince auch in einer Einkaufsstraße und einem Eiscafé. Sofort übermannt mich das unangenehme Gefühl, als würde mein Magen sich herumdrehen. „Irgendwie ist mir der Hunger gerade vergangen.“, murmele ich schuldbewusst. „Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt! Keine Widerrede! Das ist ja schrecklich mit dir, wenn du unter Liebeskummer leidest!“ Die haben gut Reden... „Du hast Liebeskummer?“, fragt Marlena nach. Ich zucke ein wenig mit den Schultern. „Klar hat er das, merkt man doch. Der trauert gerade seinem Exfreund-Freund nach. Sie haben sich auf Probe getrennt. Einfach bescheuert. Das ist doch für beide nicht gut. Aber Vince und Steven nehmen sich nicht viel. Beide viel zu stur, um den ersten Schritt zu machen.“, plaudert Vio sofort aus dem Nähkästchen. „Vince?“, fragt Marlena nach. „Ach ja, du bist ja noch relativ neu im Kurs. Du weißt das noch gar nicht. Steven und Vince sind eigentlich zusammen. Seit einem halben Jahr und jetzt sind sie der Meinung eine kleine Krise nicht überstehen zu können.“ „Du bist schwul?!“, fragt Marlena mich entrüstet. Schnell schüttele ich mit dem Kopf. „Vince ist eine Ausnahme. Oder war es.“ Ich schniefe kurz. „Nicht weinen, Steve. Das hat er nicht verdient!“ Alisha streicht mir durch die Haare und zieht mich kurz in ihre Arme. „Hör doch auf dir wegen ihm die Augen auszuheulen. Der amüsiert sich doch gerade sicherlich irgendwo mit einem Mädchen und denkt gar nicht an dich.“ Der Meinung bin ich nicht. Ich habe die ganze Zeit das Gefühl, dass er genau hinter mir sitzt und mich beobachtet. Dass er gleich zu mir kommt und mir unwirsch irgendetwas an den Kopf wirft, ehe er sich zu mir setzt und mich umarmt. So wie immer. „I-Ich...Ich will...“ Ich schluchze auf und verstecke mein Gesicht in meinen Händen, als die Kellnerin kommt. Sie stellt die Gläser ab und verschwindet sofort wieder. „V-Vince..“, heule ich leise und werde von den Dreien besorgt gemustert. „Das wird wieder. Komm schon Steve, denk positiv. Du bist doch sonst immer unser Sonnenschein. Ihr habt schon so viel Scheiße überstanden, da wird das doch auch kein Problem!“, versuchen sie mich weiterhin aufzumuntern. „Essen wir erst mal ein wenig Eis!“, beschließt Marlena und geht an die Theke, um dort unsere Bestellungen aufzugeben. Nach einiger Zeit kommt sie verwundert wieder. „Wenn ich mich gerade nicht getäuscht habe, dann habe ich gerade Vince gesehen!“, meint sie. „Aber ich bin mir nicht sicher. Ich kenne ihn ja nicht so gut. Er saß eben da drüben.“ Sie deutet auf einen Platz, der nun leer ist. Kurz danach hört man die leise Glocke und die Tür fällt zu. Jemand hat das Café verlassen. Ob es wirklich Vince war? Ich entschuldige mich und gehe zu den Toiletten, um mir das Gesicht zu waschen. Dort angekommen werfe ich erst einmal einen Blick in den Spiegel. Schöner Mist, jetzt sind meine Augen wieder so rot und geschwollen. Schnell mache ich sie mit Wasser etwas nass und wische mir über mein Gesicht. Mein Blick schweift auf die Ablage und ich sehe auf das bunte Armband. Wie kommt das denn hier her? Ich kenne dieses Armband, aber das kann doch nicht sein? Das würde ja heißen, dass- Was wollte er hier? Ich verstehe es nicht. Wieso folgt er mir? Ich nehme das Armband an mich und drücke es kurz an meine Brust, während ich einen kleinen Augenblick meine Augen schließe und tief durchatme. Schnell verlasse ich das Bad wieder und lasse das Armband in meiner Hosentasche verschwinden. Wir essen unser Eis und unterhalten uns noch ein wenig über dies und das. „Lasst uns noch in die Bar gehen!“ Wir sehen Viola fragend an. „Na die, an der wir auf dem Hinweg vorbeigekommen sind. Erinnert ihr euch nicht? Da war doch diese eine Bar. Ich wette, der Rest des Kurses wird sich auch noch dort zusammenfinden.“, scherzt sie leicht. Aber wo sie recht hat, hat sie recht. Natürlich sind wir keine Säufer, aber einige lassen es sich manchmal doch zu gut gehen. Ich zucke nur belanglos mit den Schultern. Schließe ich mich einfach mal der Gruppe an. Da keiner etwas dagegen hat, machen wir uns also auf den Weg. Es ist sowieso schon etwas später. Um spätestens null Uhr sollen wir an der Herberge sein, jetzt ist es kurz vor acht. Also haben wir auch noch genügend Zeit. Die Bar ist nicht besonders groß, aber auch nicht gerade klein. Eher so ein Mittelmaß, schätze ich. Jedoch kenne ich mich mit solchen Einrichtungen nicht wirklich aus und ohne Vince gehe ich auch sonst nicht in Discotheken, Bars oder andere Einrichtungen dieser Art. Aber Viola scheint sich dafür bestens auszukennen. Sie zieht uns sofort zu einem Tisch und drückt uns auf eine Bank. „Ich geh was bestellen.“ Eigentlich möchte ich sie aufhalten, da Vio sicher nichts gutes im Sinn hat, aber wiederum denke ich mir, dass es doch jetzt auch egal ist, ob ich mich betrinke oder nicht. Vince macht doch sicher nichts anderes, außer Saufen und Mädchen aufreißen. Ganz nach seinem Sinn also, werde ich mir jetzt auch mal ein wenig genehmigen. Es dauert demnach auch nicht lange, bis die ersten zwei Biere getrunken sind. Und dafür, dass ich sonst nie etwas intus habe, ist das für mich schon eine Menge. Plötzlich kommt der Kellner mit einem Lächeln auf uns zu und stellt ein Glas vor mir ab. „Ihr „Sex on the beach“, mein Herr.“, meint er lächelnd. Ich starre auf das Glas und dann wieder in die Augen des Mannes vor mir. „Das habe ich aber gar nicht bestellt.“, meine ich etwas verwirrt. Er lacht leicht auf und winkt ab. „Ich weiß, aber man richtete mir aus, es Ihnen zu bringen. Das geht alles auf die Rechnung des jungen Mannes, der bis eben noch dort drüben saß. Eigentlich hatte er es mir schon vor einer halben Stunde aufgetragen, aber ich konnte leider nicht schneller, tut mir leid.“, erklärt der Kellner. Ich sehe mich um. „Wo hat er gesessen?“, frage ich nach und sehe auf den leeren Platz. Schon wieder. Ich bin auch bis eben das Gefühl nicht losgeworden, beobachtet worden zu sein. Vielleicht ist er aber auch nur zur Toilette? Ich bedanke mich und trinke ein paar Schlucke, während ich mich immer wieder umsehe. Aber Vince kommt nicht zurück. Ich murre leicht und stehe auf. „Wo geht’s denn hin, mein Schatz?“, lallt mir Viola entgegen. Tja, die ist schon ganz schön breit. Das wird Frau Henecke ganz und gar nicht gefallen. „Eben raus. Brauche frische Luft.“, murmel ich. Weit kann er doch eigentlich noch nicht sein, oder? Ich schnappe mir meine Jacke und verlasse die Bar. Draußen sehe ich mich um. Er kann überall lang gegangen sein. Ich gehe auf eine Frau zu, die irgendetwas in ihr Handy tippt. „'schuldige, aber ist hier ein Junge vorbeigekommen? Bisschen größer als ich, braune Haare, durchtrainiert? Vermutlich alleine.“, frage ich nach. Sie sieht auf und mustert mich streng. „Ja, könnte sein. Würde auf deine Beschreibung zutreffen, Kleiner. Aber alleine war er nicht.“ Ich stocke. Nicht alleine? Also ist er mit jemand anderem mitgegangen?! „Wer war bei ihm und wo sind sie lang?“, will ich eilig wissen. „Unhöflich!“, motzt die Frau los. „Er war mit einem jungen Mädchen unterwegs. Vielleicht so alt wie du. Sie sind dort entlang.“ Ich bedanke mich und ignoriere das Kommentar über mein Verhalten. Schnell mache ich mich auf den Weg. Mit einem Mädchen? In meinem Alter? Ich ahne schlimmes. Wenn er das wirklich macht, dann bin ich mehr als sauer, traurig und enttäuscht. Das wäre dann einfach Verrat. Vince ist wirklich gerade dabei, mich einfach zu betrügen! Ich frage noch einige weitere Leute und lasse mir von ihnen den Weg weisen, bis ich vor einem Hotel halt mache. Ich bin ein wenig außer Atme, da ich die meiste Zeit gejoggt oder gerannt bin. „Vince..“, murmel ich leise und betrete das Hotel. Schnell eile ich an die Rezeption. „Hallo, hat hier ein Vincent Torn für eine Nacht eingecheckt?, frage ich nach. Die Dame an der Rezeption hebt gelangweilt den Kopf von ihrem Magazin. „Könnte sein.“, meint sie lediglich, ehe sie weiterliest. „Könnten sie es bitte nachgucken? Es ist wichtig!“ Genervt trommele ich mit meinen Fingern auf dem Tresen herum. Die Frau schielt kurz zu mir hoch, ehe ihre Finger flink über die Tastatur fliegen. „Ja, vor einigen Minuten. Für eine Nacht, zusammen mit einem Mädchen. Eigentlich sind sie ja noch ziemlich jung, aber ich habe es mal durchgehen lassen. Ist ja ihre Sache und wenn die Eltern nichts dagegen haben...“ „Welche Zimmernummer?“, frage ich hastig. „Nummer 206. Aber ich würde ni-“ Ich lasse sie gar nicht ausreden, da bin ich schon weg. Ich drücke auf den Knopf des Fahrstuhls und warte. Da er nach einer Minute immer noch nicht da ist, nehme ich die Treppe. Ich sprinte sie hoch und nehme immer gleich zwei Stufen auf einmal. Als ich bei den Zweihunderternummern ankomme, bin ich erschöpft und schnappe nach Luft. Ich gehe durch den Flur, bis ich direkt vor der zweihundertsechs zum Stehen komme. Kurz verharre ich noch auf dem Flur, ehe ich nach der Klinke greife und die Tür ohne zu Klopfen aufreiße. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)