Sex on the beach von Chibi-Neko-Chan (You're cute, let's fuck 2) ================================================================================ Kapitel 4: You got it what i want --------------------------------- Chuck hatte mich noch zur Herberge gebracht und war dann wieder zum Strand gefahren. Jetzt stehe ich hier in meinem Zimmer und weiß nicht, was ich sagen soll. Vince liegt auf meinem Bett und hat die Augen geschlossen. Er hört mit meinem I-Pod Musik und sieht so friedlich aus. Aber ich muss mir immer wieder vor Augen führen, dass wir eine Trennung auf Probe haben. Also gehe ich nun schnurstracks auf ihn zu und schubs ihn von meinem Bett. Sofort macht er die Augen auf und verzieht sein Gesicht. „Hast du noch alle Latten am Zaun?!“, fragt er mich sauer und wirft meinen I-Pod zurück auf die Matratze, als er aufsteht. Ich sehe ihn kurz an und murre leise. „Mein Zimmer, mein Bett, mein I-Pod!“, sage ich und nehme das Gerät an mich, um es auszuschalten. Vince sieht zu mir auf, zuckt dann aber mit den Schultern, ehe er geht. Vermutlich sucht er sich jetzt jemanden, bei dem er über Nacht bleiben kann. Oder doch lieber ein neues Betthäschen? Ich mache mir nichts daraus, oder tue wenigstens so. Unsicher bleibe ich also auf meinem Bett hocken und starre den I-Pod an. Eigentlich wollte ich ihn ausmachen, aber vorher werfe ich noch einen Blick auf das Display. Welches Lied er wohl gehört hat? Ich stocke, als ich den Titel lese. Zufall oder gewollt? Warum muss er ausgerechnet jetzt dieses Lied hören? Ich schüttele leicht mit dem Kopf und seufze auf. Das ist einfach alles zu viel für mich und außerdem merke ich gerade, wie meine Seite wieder anfängt wehzutun. Ich streiche leicht darüber und stehe auf, um mit den Schmerztabletten die Küche aufzusuchen. Ich suche mir ein Glas heraus und lasse Wasser einfließen, um die Tablette damit hinunterschlucken. Das Glas stelle ich danach in die Spüle, die Tabletten werfe ich vom Flur aus in mein Zimmer und schließe die Tür. Ich schlendere über den Flur und auf Vio's Zimmer zu. Zaghaft klopfe ich an und warte auf eine Antwort. Als keine kommt, versuche ich es erneut. Vio öffnet mir die Tür, wobei ich leicht rot werde. Sie trägt nur einen Rock und einen BH und ich wende meinen Blick ab. „Ah Steve! Komm rein.“, meint sie und zieht mich an meinem Arm herein. „Was ist denn? Wieso so verlegen? Du bist schwul, da hast du sogar die Erlaubnis zu gucken und nutzt es nicht einmal?“, fragt sie und lacht. Ich murre nur leicht. „Was ist passiert? Du siehst nicht gut aus.“ Ich setze mich auf einen Stuhl und begrüße eben Alisha, wie auch eine weitere Schülerin aus meinem Kurs. Dann seufze ich auf. „Vince und ich haben uns getrennt.“, murmele ich bedrückt. Alisha, die gerade etwas trinken wollte, verschluckt sich und muss husten. Beide starren mich ungläubig an. „Ihr habt euch getrennt?! Wie kommt das denn? Ihr habt doch sonst immer alles überstanden. Ihr habt doch noch nie über eine Trennung nachgedacht? Was hat Vince schon wieder gemacht?“, fragt Vio mich sauer. „Den Kerl mache ich fertig, wenn ich ihn erwische!“ Schnell hebe ich beruhigend meine Hände und schüttele den Kopf. „Das ist nicht seine Schuld.“, sage ich schnell. „Also, ich weiß nicht. Wir sind beide schuld. Irgendwie war er sauer und ich habe alles nur schlimmer gemacht. Weiß nicht genau. Aber es ist auch nur eine Trennung auf Probe.“, versuche ich Vio zu beschwichtigen. „Eine Trennung auf Probe?! Sagt mal, was ist denn in euren Gehirnen kaputt gegangen? Seid ihr beim Sex mit euren Köpfen aneinander gestoßen oder was?!“ Meine andere Mitschülerin hält sich aus dem Gespräch raus, hört allerdings interessiert zu. Vio zieht sich währenddessen endlich mal ein Top über. Vielleicht kann ich dann auch endlich mal wieder meinen Kopf heben. Ich spiele nervös mit meinen Fingern und knabbere auf meiner Unterlippe herum. „Vielleicht ist es ja auch besser, wenn wir uns trennen.“, sage ich leise und fahre mir durch meine Haare. „Ich meine, wir streiten momentan nur und so. Vielleicht war es damals einfach nur dumm und naiv von uns, zu glauben, dass das schon alles klappen würde.“ Wer konnte uns damals auch versprechen, dass alles gut laufen würde? Jetzt sehen wir ja, dass unsere Beziehung scheinbar zum Scheitern verurteilt ist. „Das denkst du doch nicht wirklich, Steve.“, meint Vio sachte. Ich weiß darauf nichts zu erwidern. Vio nimmt mich in den Arm, allerdings macht trösten es jetzt nur noch schlimmer und ich merke, wie mir schon wieder die Tränen hochkommen. Ich schluchze leise auf und wische mir über die Augen. „Hör auf zu weinen, dass hat dieser Arsch nicht verdient.“, flüstert mir Vio ins Ohr. „Bleib einfach bei uns. Wir kümmern uns schon um dich, richtig Alisha?“, sagt sie aufmunternd. Sie streicht mir zärtlich über den Kopf und drückt mich fest an sich. Was mich eigentlich am meisten beschäftigt ist die Tatsache, dass es Vince kaum zu stören scheint. Wieso nicht? Hat er mich doch nicht richtig geliebt? Hat er alles nur vorgeheuchelt? So wie damals schon? Es war aber auch dumm von mir, ihm gleich nach dem Sex meine Liebe zu gestehen. Was habe ich schon erwartet? Zu viel, wie es scheint. „Ihr seid beides Kindsköpfe.“, mischt Alisha sich nun das erste Mal in das Gespräch mit ein. „Ihr seid einfach noch zu jung und zu naiv. Jeder streitet mal in einer Beziehung, da muss man sich nicht gleich trennen!“, meint sie kopfschüttelnd. „Rede lieber nochmal mit ihm. Es bringt doch nichts hier zu sitzen und dir wegen ihm die Augen auszuheulen, wobei ihr weder getrennt, noch zusammen seid. Ihr müsst euch entscheiden, so ein Zwischending ist doch nichts für euch. Ihn lässt es sicherlich auch nicht kalt. Er sagt vielleicht nicht oft, dass er dich liebt, aber er hat seine eigenen Methoden, es dir zu zeigen. Das merkt man doch schon alleine daran, dass er dir hierhin hinterher geflogen ist. Außerdem kann sogar der ach so große Vincent eifersüchtig werden und das wäre er sicherlich nicht, wenn er dich nur für sein Bett ausnutzen würde.“ Ich verstehe ja, was Alisha meint, aber so ganz glauben kann ich es nicht. Ich bin momentan einfach zu verletzt und will nicht mehr so naiv sein wie früher. Ich will Vince nicht wieder hinterher rennen, so wie bei unseren anderen Streitereien, bei denen ich mich dann immer sofort wieder bei ihm entschuldigt habe, auch wenn er mal Schuld war. Das ist nicht richtig. Also schüttele ich mit dem Kopf. „Hör auf es zu verneinen Steve! Ihr seid doch beide nur töricht. Seid ihr zu imbezill, um eine Beziehung zu führen?“ Ich verstehe gerade nur Bahnhof und sehe sie dementsprechend auch aus meinen tränennassen Augen an. „Dumm.“, erklärt sie mir. Ich schmolle leicht. „Wir können eine Beziehung führen! Sonst wären wir nicht seit einem halben Jahr zusammen....gewesen!“, sage ich patzig. Sie seufzt. „Da liegt euer Problem. Ihr seid beide borniert und kommt daher in Streitsituationen nicht miteinander klar. Lernt beide ein wenig extravertierter zu sein.“ Mit ihren Fremdwörtern kommt sie bei mir nicht weit. Ich verstehe sie einfach nicht. Aber das ist nun mal Alisha's Sprachwahl und daran habe ich mich inzwischen schon gewohnt. „Sie meint damit, dass ihr dickköpfig seid und ihr beide euch gegenüber etwas offener verhalten müsst, sonst klappt das nicht. Ihr müsst aufeinander zugehen und nicht nur du, sondern auch Vince muss mal seine Fehler einsehen und sich entschuldigen.“, übersetzt mir Vio schnell das, was Alisha mir gesagt hat. Tja, die beiden haben gut reden. „Sagt das nicht mir, sondern Vince.“, murre ich. Nun schütteln sie fast synchron ihre Köpfe. „Er ist dein Freund. Es ist deine Aufgabe, ihm deinen Standpunkt und deine Meinung klarzumachen und ihm zu sagen, wie er sich mal ab und an verhalten sollte.“ Die beiden sind mir zwar eine gute Stütze, aber keine große Hilfe an sich. Ich bin noch immer nicht weiter vorangekommen. „Vielleicht sollte ich mal meinen Vater anrufen?“, schmunzele ich und wiege meinen Kopf hin und her. Ob er mir helfen könnte? Vermutlich nicht. Wir sind gerade schließlich ein paar hundert Kilometer von zu Hause entfernt. „Mach das. Wir beide gehen jetzt erst mal eine heiße Schokolade für dich kochen. Telefonier so lange.“, sagt Vio mir und drückt mir noch einen Kuss auf die Stirn, ehe sie mit Alisha in die Küche verschwindet und ich mit dem Mädchen alleine im Zimmer sitze. Ich werfe ihr kurz einen Blick zu und sie sieht unsicher zurück und lächelt leicht. Ich erwidere das Lächeln ebenso schüchtern. Klar, sie ist in meinem Kurs, aber ich bin sonst nie alleine mit einem anderen Mädchen, als mit Vio und Alisha. Außerdem komme ich mit mehr oder weniger Fremden noch immer nicht so gut klar und weiß nicht, was ich zu ihnen sagen sollte. „Ähm, also...“, fängt sie an und ich sehe von meinem Handydisplay auf. „Ich glaube nicht, dass es Vincent nichts ausmacht.“, versucht sie mich aufzumuntern. „Ich habe ihn vorhin gesehen. Er sah ziemlich fertig aus. I-Ich kann dir nicht sagen, ob er vielleicht geweint hat, aber glücklich oder zufrieden wirkte er nicht. Eher ganz schön alleine gelassen.“ Ich sehe sie überrascht an. Ach so? Also stört es ihn genauso sehr wie mich? Wieso haben wir es dann überhaupt erst getan? Wieso haben wir uns getrennt, zum Teufel?! „Danke.“, murmele ich leise. „Kein Ding. Ich wünsche euch noch viel Glück.“ Sie lächelt mir zu, steht von ihrem Bett auf und verlässt das Zimmer. Ich sehe ihr nach, bis die Tür wieder ins Schloss gefallen ist. Seufzend öffne ich das Telefonbuch meines Handys und wähle die Nummer von meinem Vater aus. Zu Hause werde ich ihn sicherlich nicht erreichen, also muss ich auf seinem Handy anrufen. Hoffentlich störe ich gerade nicht. Bei dem Gedanken werde ich rot. Bloß nicht den Teufel an die Wand malen! Ich höre das Freizeichen, bis es klick macht. Hat er aufgelegt? Dann höre ich die Stimme meines Vaters und atme erleichtert durch. „Steve?“, fragt er sofort besorgt nach. „Hey Dad.“, sage ich und muss leicht lächeln. „Steve, ist alles ok bei euch?“, fragt er. „Ist Vince gut angekommen? Er wollte unbedingt hinterher. Wir wollten ihn noch aufhalten. Wir haben uns gedacht, dass du vielleicht auch mal Ruhe brauchst.“ Ich höre im Hintergrund Roy's Stimme und wie er leicht lacht. Also sind sie doch zu Hause? Ich würde ja lieber alleine mit meinem Vater reden. „Vince ist da, ja.“, meine ich eher weniger erfreut. „Hättet ihr ihn mal zu Hause angekettet.“, murre ich dann. Mein Vater lacht leicht. Tja, er weiß nun mal von der Sache noch nichts. „Hat er wieder Mist gebaut? Ich dachte, das bist du inzwischen gewohnt?“ Ich schüttele leicht meinen Kopf, was die beiden natürlich nicht sehen können. „Diesmal hat er es zu weit getrieben und ich auch.“, sage ich und muss schlucken. „Wir haben uns getrennt.“ Jetzt ist es raus. Am anderen Ende der Leitung herrscht eine Zeit lang Stille. „Paps?“, frage ich zögerlich nach. „Soll ich dich abholen kommen?“, fragt mein Vater nach. Vermutlich hat er sich gerade erst mal mit Roy beraten. „Nein, geht schon.“, erwidere ich. „Nichts geht. Wenn alles ok wäre und du damit klarkommen würdest, dann hättest du mich nicht angerufen. Ich kenne dich Steve. Bitte weine nicht mehr.“ Auch wenn er es sagt, ist es leider ziemlich schwer, es in die Tat umzusetzen. Ich schniefe kurz auf. „Tut mir leid.“, meine ich mit brüchiger Stimme. Jetzt höre ich auch Roy näher am Telefon. „Steven? Hey, ich bins. Ich werde Vincent nachher mal anrufen, falls es dir nichts ausmacht.“, meint Roy. Warum sollte es mich interessieren? Ich habe ja keine Beziehung mehr zu ihm, also kann er machen was er will und ich ebenso. „I-Ist mir egal.“, murmel ich. „Aber ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich will mich gar nicht trennen und er ist so kalt und abweisend zu mir. Ich weiß einfach nicht, wie ich mit ihm darüber reden soll. Sein Blick tut mir weh.“, heule ich den beiden die Ohren voll. „Ach Steve...du weißt gar nicht, wie gerne ich dich jetzt in den Arm nehmen möchte.“, sagt mein Vater leise. „Was sollen wir jetzt machen? Ihr seid zu weit weg, wir können uns da diesmal nur telefonisch einmischen und ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist. Vermutlich wird Vince sich dann erst recht weiter abwenden.“, erklärt mir mein Vater. Er hat ja recht. „Ich wollte nur kurz mit dir reden.“, meine ich zögernd. „Ihr müsst nichts tun. Ich verstehe es ja. Es ist vermutlich wirklich keine gute Lösung. Ich glaube, ich lege dann auf. Vio und Alisha kommen auch grade wieder.“, meine ich, als ich Schritte auf dem Flur höre. Ich verabschiede mich von meinen Vätern und lege das Handy wieder weg. Gerade als die Tür aufgeht, sehe ich wieder auf und staune nicht schlecht, als mir Vince gegenüber steht. „Oh, sorry, falsche Tür.“, meint er nur und sieht mich kurz durchdringend an. Oh nein, jetzt sieht er ja, wie verheult ich aussehe! Das wollte ich doch vermeiden! So ein Mist aber auch. Dennoch halte ich mit Mühen seinem Blick stand und wende meinen Kopf nicht ab. „Wasch mal dein Gesicht. Du siehst scheiße aus.“, meint er lediglich, ehe er sich abwendet. „Ach ja, falls Frau Henecke fragt, ich bin unterwegs.“ Damit verlässt er das Zimmer wieder und lässt mich hier sitzen. Unterwegs? Was meint er damit? Wo will er denn hin? Eigentlich hat es mich ja nicht zu interessieren, aber ich mache mir schon Sorgen. Nicht, dass er jetzt jemanden aufreißen will? Was ist, wenn ihm etwas passiert? Das würde ich nicht aushalten! Ich beiße mir auf meiner Lippe herum und raufe meine Haare. Was ist, wenn er nicht mehr wiederkommt? Oh Gott, was soll ich nur machen?! Dann stocke ich. Das geht mich ja eigentlich nichts an, oder? Ich versuche wieder auf andere Gedanken zu kommen und spiele nervös mit meinen Fingern herum. Nach einiger Zeit kommen Viola und Alisha wieder. Ich lächele ihnen zu und fahre mir nervös durch die Haare. „Was ist los mit dir, Steve?“, fragt Vio mich sofort, als sie meine Aufregung bemerkt. „Vince war gerade hier. Er meinte, ich soll unserer Lehrerin Bescheid geben, dass er raus geht. Was ist, wenn ihm nun etwas passiert?“ Vio winkt nur ab und setzt sich zu mir. Sie reicht mir die heiße Schokolade und ich sehe in das dunkle Gebräu, wobei ein wenig Sahne oben drauf schwimmt, mit einem Marshmallow drin. Vio scheint auf so einen süßen Kram zu stehen, vermutlich könnte sie sich auch nur von Kuchen, Törtchen, Keksen und Kakao ernähren. „Vince ist ein starker Kerl. Dem passiert so schnell nichts. Außerdem hat er dich doch hier sitzen lassen, also mach dir doch um den keinen Kopf!“, meint Viola streng. Ich nicke zögernd. Wenn sie mal in einer Beziehung Stress hat, dann werde ich ihr auch mal so „hilfreiche“ Tipps an den Kopf werfen. „Willst du nicht doch hetero sein und es mit mir versuchen? Ich ertrage es gar nicht, dich so zu sehen.“ Ich sehe meine beste Freundin stutzend an, ehe ich lächel. „Hör auf mit den dummen Scherzen, danach ist mir gerade wirklich nicht zu Mute.“, murmel ich leise. „Das war kein Scherz!“, schimpft sie. „Vio!“ „Aber-“ Alisha legt ihr eine Hand auf die Schulter und schüttelt kaum merklich den Kopf. Schmollend verstummt Vio. „Vio, du weißt, wie ich dazu stehe. Abgesehen davon, dass ich ja scheinbar schwul bin und Frauen mich nicht reizen, möchte ich nichts mit meiner besten Freundin anfangen. Unsere Freundschaft ist mir einfach zu wichtig, verstehst du?“ Sie nickt und seufzt theatralisch auf. „Ob ich jemals einen Freund finden werde?“ Bei der Aussage muss ich unweigerlich grinsen. Als ob sie noch nie einen hatte. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie noch Jungfrau ist. Aber so etwas fragt man ja auch nicht nach. Aber eigentlich schon ungerecht, schließlich weiß sie auch, dass ich mein erstes Mal schon lange mit Vince hinter mich gebracht habe. „Sag mal Vio...“, fange ich an, ohne sie anzusehen. „Mh?“, fragt sie lächelnd nach, nachdem ich sie aus ihren Gedanken gerissen habe. „Du hattest doch sicherlich schon mal einen Freund, oder?“, meine ich dann. Sie mustert mich prüfend und nickt dann. „Da war Julian, vor drei Jahren. Unsere Beziehung hat aber nur ein paar Monate gehalten. Irgendwie waren wir dann doch mehr die besten Freunde. Vor zwei Jahren musste er dann mit seinen Eltern wegziehen, jetzt haben wir eher einen telefonischen Kontakt. Ansonsten noch Marc. Mh...der war niedlich. War auch ein kleine Emo, so wie du.“ Sie lacht auf, während ich nur einen Schmollmund ziehe. „Marc hätte alles für mich getan. Der hätte seine Hand ins Feuer gehalten. Da habe ich auch Schluss gemacht. Es tat mir zwar selber sehr weh, aber er war für mich doch nur so etwas wie ein kleiner Bruder. Ich glaube er hat es mir ziemlich übel genommen. Ich habe ihn nach einiger Zeit aus den Augen verloren. Mit ihm war ich fünf Monate nach meiner ersten Trennung zusammen. Zwei Monate später hatte ich dann Jesse. Der war vielleicht ein Fuchs. Das war mehr so ein Bad Boy, ein wenig wie Vince, nur irgendwie doch anders. Er war, sagen wir mal freundlich, individuell. Und hat mich dann für eine andere sitzen lassen. Aber so etwas habe ich schon vorher geahnt. Mit ihm war ich bis vor acht Monaten zusammen. Kurz, bevor wir uns kannten.“ Sie überlegt. „Seitdem hatte ich niemanden mehr. Du hast mich zu sehr gefangen.“, säuselt sie dramatisch und fasst sich an ihr Herz, während sie sich nach hinten auf das Bett fallen lässt. „Vielleicht sollte ich mich der Wucht deiner Liebe hingeben und daran ersticken~“ Habe ich schon mal erwähnt, dass sie eine echt gute Schauspielerin ist? Ich lache auf. Plötzlich sitzt sie wieder kerzengerade auf dem Bett und zeigt mit einem Finger auf mich. „Da war es! Das Lachen, was ich an dir so liebe!“ Sie drückt mich und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Ich wünschte, ich hätte so einen kleinen Bruder wie dich. Du bist einfach zu süß!“ „Pass auf, meine heiße Schokolade.“, erwidere ich nur und grinse leicht. Jetzt weiß ich trotzdem nicht, ob sie noch Jungfrau ist. „Und, na ja, also...ähm..wie soll ich sagen..“, stottere ich und werde rot. „Also bist du...hast du schon mal..ich meine...mit einem deiner Freunde..äh-“ „Sex?“, fragt sie einfach nach. Ich laufe knallrot an und räuspere mich. „Gott, bist du aber süß! Ich könnte dich auf der Stelle fressen.“ Vio lacht und streicht sich durch ihr buntes Haar. Sie hat übrigens vor, sich ihre Haare neu zu färben. Irgendeine andere Farbe. Vermutlich so etwas wie grün-orange. Jedenfalls so, wie ich sie einschätze. „Klar habe ich. Ich bin keine Jungfrau mehr. Also mit Julian nicht. Und mit Marc erst recht nicht. Der hätte sich nicht einmal getraut, sich die Hose auszuziehen, geschweige denn, mich irgendwo anzufassen. Aber mit Jesse auf jeden Fall. Ich sagte ja, er war wie ein Fuchs. Hat sich immer herangeschlichen, wie an eine Beute und sich dann förmlich auf mich gestürzt. Aber er hat nur das gemacht, was ich wollte. Er hätte mich nicht richtig verletzt oder so etwas. Dass er sich neu verliebt hat, ist nun mal passiert. Aber dafür kann er ja nichts. Irgendwann passiert so was doch immer.“ Das hat mir meinen Mut jetzt wieder genommen. Was ist, wenn Vince sich auch neu verliebt? Oder wenn ich mich plötzlich in jemanden vergucke? Wobei es bei Vince bestimmt schneller gehen würde. Ich bin nun mal nicht sonderlich interessant. Ich seufze lautstark auf. „Man Steven, echt jetzt! Da lenkt man dich ab und versucht dich aufzumuntern und bei einem falschen Wort bist du gleich wieder deprimiert.“, beschwert sich Viola. Aber was soll ich denn machen? „Nimmt dich das wirklich so mit?“, fragt Alisha besorgt. Ich nicke. Sie lächelt mir aufmunternd zu und streicht mir kurz durch die Haare. „Mach dir keine Sorgen, Vince fängt sich schon wieder.“, meint sie dann. Na ob das wirklich so stimmt? Ich bezweifle es eher. „Ach, da fällt mir ein, dass Frau Henecke zu uns meinte, sie hätte für heute einen Filmabend organisiert. Anwesenheitspflicht. Wenn wir uns nicht selber darum kümmern, will sie uns den Spaß wohl diese Woche hineinprügeln. Sie will nicht, dass wir die ganze Zeit nur zeichnen und etwas für die Schule machen.“ Viola lacht leicht auf, ich versuche nur ein wenig zu grinsen, was mir eher misslingt. Sie zieht mich am Arm hoch und harkt sich bei mir ein. „Los, trink deine heiße Schokolade da weiter.“ Wir gehen aus dem Zimmer und Alisha folgt uns schweigend. Wir betreten einen Gemeinschaftsraum, der gemütlich eingerichtet ist. Eine Couch, zwei Sessel und viele Decken und Kissen auf dem Boden. Die Vorhänge sind geschlossen und der Fernseher ist an, jedoch wurde noch keine DVD eingelegt. Frau Henecke sieht lächelnd zu uns auf, während sie die DVDs sortiert. „Na, freut ihr euch schon?“, fragt sie nach und wir nicken. „Los, lass uns doch auf den Boden krümeln! Wir kuscheln dann unter einer Decke zusammen und du wärmst dich noch zusätzlich mit der Schoki auf, ok?“ Vio drückt mich einfach auf eines der Kissen und mir bleibt gar nichts anderes übrig, als mich darauf niederzulassen. Sie setzt sich dicht neben mich und zieht Alisha zu sich. Dann deckt sie uns alle schön zu und kuschelt sich an mich. „Na los, jetzt lächel doch mal wieder.“, mault sie leicht. „Lass mal.“, murre ich nur und starre erneut in mein warmes Getränk. Ich nehme endlich einen Schluck und lecke mir über die Lippen. Wirklich lecker. „Davon musst du mir aber mal mehr machen.“, beharre ich. Sie nickt. Nach kurzer Zeit kommt der Rest des Kurses auch dazu. Vermutlich wird Vince dann wohl auch gleich kommen, oder nicht? Schließlich ist doch für alle Anwesenheitspflicht. Frau Henecke legt die erste DVD ein und scheucht zwei Mädchen von einem Sessel, um sich selber hinsetzen zu können. Wir kichern nur leise darüber. Das ist typisch für sie, immer den besten Platz ergattern. Der Film beginnt und unauffällig sehe ich mich um. Vince ist immer noch nicht da. Auch nachdem der Film schon seit gut zehn Minuten läuft, fehlt von ihm jede Spur. Was er wohl macht? Ich stelle meine Tasse auf dem Tisch vor uns ab und kuschele mich automatisch näher an die Decke. Viola legt mir einen Arm um und drückt mich wieder fest an sich. „Lass dich doch mal ablenken.“, murmelt sie mir zu. „Ruhe da vorne.“, mahnt Frau Henecke und wir grinsen ein wenig. Dass unsere Lehrerin so vernarrt in Filme ist, wussten wir nicht. Nach einiger Zeit machen wir eine kleine Filmpause. Ich stehe kurz auf, um mich zu strecken und gähne leicht. Ich habe Schlafmangel, wie ich gerade merke und das ist mehr oder minder Vince' Schuld. Ich werfe einen Blick zur Tür, die nun offen steht, da einige Mädels zu den Toiletten gegangen sind. Plötzlich kommt Vince herein. Frau Henecke geht sofort auf ihn zu und meckert ihn an. Erst da fällt mir ein, dass ich ihn ja entschuldigen sollte. Jetzt ist er bestimmt sauer. Aber was mache ich mir einen Kopf? Ich bin doch dafür nicht zuständig! Schließlich hat er sich doch von mir getrennt, also! „Einmal lasse ich es dir durchgehen, aber das ist nur eine Ausnahme, hörst du!“, droht Frau Henecke gerade. Vince wirft mir einen undefinierbaren Blick zu, welchen ich erwidere. Jedoch wende ich kurz danach unsicher meinen Blick ab. Ich konnte Vince noch nie lange in die Augen sehen. Und jetzt schmerzt es nur. Ich beiße mir auf die Lippe und drücke meine Fingernägel leicht in meine Hand, was ich gar nicht mitbekomme. Dann schlucke ich. Ich will nicht wieder weinen. Ich muss ständig weinen, wenn ich sehe, wie er mich ansieht. Das ist unerträglich! Plötzlich spüre ich Violas Hand an meiner und wie sie mich wieder nach unten zieht. Ich lasse mich nieder und sie verschränkt unsere Finger miteinander. „Und, wie findest du die Filme bisher, Süßer?“, fragt sie lächelnd. Ich bin etwas verwirrt, zucke aber mit den Schultern. „Ganz ok.“, nuschele ich. „Also ich fand ja den zweiten Film am besten. Mal schauen, was wir jetzt für einen gucken.“ Ich bemerke aus den Augenwinkeln heraus, wie Vince sich abwendet und soweit wie möglich von der Gruppe entfernt hinsetzt. Man muss ja auch nur anwesend sein, nicht zuschauen. Frau Henecke klatscht kurz in die Hände und schließt die Tür, nachdem die letzten Mädchen wieder hineingehuscht sind. „Wir schauen noch einen Film und dann geht es ab ins Bett. Gegessen habt ihr jetzt sicherlich genug.“ Klar, die ganzen Knabbereien und das Obst und Gemüse. Macht irgendwie schon satt. Dann auch noch die Getränke. Also ich kriege sicherlich nichts mehr runter, aber momentan bin ich auch kein Maßstab dafür. Der Film läuft weiter, aber ich sehe immer wieder zu Vince, der eher einsam und trostlos in der Nähe des Fensters sitzt und lieber in die Dunkelheit hinaus starrt, indem er den Vorhang einen Spalt breit zurückgeschoben hat. Am liebsten würde ich hingehen, ihn umarmen und küssen, damit es ihm wieder besser geht. Aber ich lasse es sein und versuche mich weiter auf den Film zu konzentrieren. Vielleicht ist es besser, Abstand zu nehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)