Harvest Moon - The Distance Between Us von jane-pride (Chelsea&Vaughn) ================================================================================ Kapitel 42: Die Falle schnappt zu --------------------------------- Kapitel 42 Die Falle schnappt zu     Chelsea hatte sich, nachdem sie eine gehörige Strafpredigt von ihrem Vater über sich ergehen lassen musste, in ihrem Zimmer verschanzt. Den Schlüssel zum Zimmer hatte ihr Vater vorab entnommen, um sie von jetzt an besser im Auge zu behalten. Es überraschte Chelsea, doch sie weinte nicht. Der Morgen hatte schlimmer nicht beginnen können, und dennoch empfand sie keine Trauer oder Hilflosigkeit, sondern viel eher Wut und Enttäuschung. Zudem hatte sie das Bedürfnis, Vaughn zu sehen, um von ihm eine Erklärung zu bekommen, warum solche Gerüchte über ihn existierten. Sie hatte ihn nie bedrängt, etwas aus seiner Vergangenheit zu erzählen. Denn sie ging bisher davon aus, dass er es irgendwann von sich selber aus getan hätte, sobald er dafür bereit sein würde. Allerdings verlangten die jüngsten Ereignisse nach mehr Aufklärung und Chelsea war bestrebt diese auch zu bekommen.   Für den Rest des Tages hatte Andreas ihr verboten, das Haus, egal aus welchen Gründen zu verlassen. Der Schule hatte er mitgeteilt, dass sich Chelsea nicht wohlfühle und für heute das Bett hüten sollte. Jedoch, dachte Chelsea nicht im Geringsten daran dem unmöglichen Willen ihres Vaters Folge zu leisten. Zu allem Überfluss hatte er ihr auch das Handy entnommen, damit sie nicht Kontakt zu Vaughn aufnehmen konnte. Sie hatte erkannt, dass es sinnlos war, ihren Vater über die Wahrheit über Vaughn und vor allem Denny zu erzählen, solange er nicht bereit dazu war, ihr aus freien Stücken zuzuhören. Deswegen war sie gezwungen einen anderen Weg aus dieser Misere zu finden.   Kurz hatte sie daran gedacht, Denny zu Rede zu stellen. Doch sie war klug genug, um zu wissen, dass ihr das alleine niemals gelingen würde und auf ein und demselben Grundstück mit ihm zu verweilen würde sie keine weitere Stunde mehr aushalten. Zwar konnte sie ihre Furcht, so gut es geht verdrängen, dennoch blieb sie, und gerade das war der Grund, der sie zu einem schnellen Handeln verleitete.   Leise schlich sie sich aus ihrem Zimmer und durchs ganze Haus, um sicher zu gehen, dass ihr Vater nicht anwesend war. Sie fand ihn in der Einfahrt stehen, wo er gerade dabei war, Denny Anweisungen für den Tag zu geben. In diesem Moment fiel Chelsea ein, das es bereits Nachmittag war und Denny mit seiner Arbeit beginnen würde. Leise entfernte sie sich wieder und schlug einen weiten Bogen über die Felder, nahe dem Grenzzaun, ein und versteckte sich hinter einem breiten Baumstamm. Von hier aus, hatte sie einen guten Blick über die gesamte Einfahrt. Von Andreas und Denny fehlte jede Spur. Sie wartete noch wenige Minuten ehe sie sich traute, aus ihrem Versteck hervorzukommen und ihren Weg durch die Einfahrt zu wagen, doch da wurde sie schon von einer starken Hand gepackt und am Arm zurückgezehrt.   Erschrocken fuhr sie herum und starrte in das wütende Gesicht ihres Vaters. „Wohin willst du?“ „Ich…Nun…“ „Habe ich dir nicht gesagt, dass du im Haus bleiben sollst? Bis du dein Fehlverhalten eingesehen hast?“ „Schon, aber du kannst mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten. Ich wollte zu Julia und sehen, wie es ihr und ihrer Mutter jetzt geht.“ „Lüg mich nicht an! Du wolltest zu diesem Verbrecher, Vaughn!“   Es stimmte, was Chelsea gesagt hatte, aber natürlich wollte sie zuallererst zu Vaughn und mit ihm reden. „Er ist kein Verbrecher!“, entgegnete Chelsea trotzig und starrte ihren Vater mit erstem Blick an. „Vaughn ist mein Freund, ob es dir passt oder nicht und ich liebe ihn.“   Weiterhin sah Andreas seiner Tochter stur in die Augen. Er konnte nicht leugnen, dass er ein wenig Stolz gegenüber seiner Tochter empfand, dass sie ihm so eisern Widerstand leistete. Außerdem erkannte er denselben sehnsuchtsvollen Blick, den er so oft in den Augen seiner Frau gesehen hatte, wenn sie ihn verliebt angesehen hatte. Für einen Moment war Andreas geneigt, seiner Tochter Gehör zu schenken, allerdings war sein eigener Vaterstolz zu sehr verletzt wurden, als das er es hätte zulassen können.   „Komm mit. Wenn du schon nicht im Haus bleiben willst, kannst du dich nützlich machen und dich um die zwei Ponys kümmern. Sie könnten wieder gebürstet werden.“ Bestimmt zog Andreas seine Tochter hinter sich her. „Ich werde Denny sagen, dass er ein Auge auf dich haben soll. Er arbeitet nebenan im Stall.“   Chelsea erbleichte, doch Andreas fiel das nicht auf. Nichtsahnend führte er seine Tochter in die Nähe des einzig gefährlichen Mannes auf dem Hof…   +++++   Auf der Polizeiwache musste Vaughn eine umfassende Aussage zu Protokoll geben. Dabei wurde er über den Vorfall zu Mirabelles randaliertem Laden befragt und auf seine dunkle Vergangenheit wurde angespielt. Vaughn wusste, dass er in keinem besonders guten Licht dastand. Immerhin sprach seine Akte gegen ihn. Der Beamte, der ihn befragte, ließ ihn das auch die ganze Zeit über spüren. Er gab zu Protokoll, das er zur Tatzeit nicht vor Ort gewesen ist, sondern zu Hause in seinem Bett gelegen hatte, und das auch nicht allein. Zu allem Überfluss wollte der Polizist Name und Adresse der besagten Person wissen und Vaughn erteilte diese ungern. Doch, als der Polizist erkannte, dass es sich um die Adresse des Gutbesitzers Andreas handelte, auf dem Vaughn mit einem seiner Angestellten handgreiflich geworden war, teilte dieser ihm  mit, dass es ein schönes Schlamassel war, in das sich Vaughn manövriert hatte.   Am liebsten wäre Vaughn dem Beamten an die Gurgel gesprungen, doch er beherrschte sich und klärte ihn stattdessen über Dennys Androhungen und vermeintlichen Absichten aus. Vaughn sah, dass ihm der Beamte keinen großen Glauben schenkte. Sie brauchten die Aussage des Mädchens, erklärten sie ihm. Vaughn schluckte. Er hoffte, dass er Chelsea in keine größeren Schwierigkeiten gebracht hatte. Doch solange dieser Kerl frei auf deren Hof rumlief, erschien es ihm sicherer, wenn die Polizei dort nach dem Rechten sehen würde, bevor ihr etwas Schlimmeres zustoßen würde. Außerdem wollte er so schnell es geht zu ihr. Der Beamte stellte noch einige Fragen, bis er endlich dazu bereit war, Vaughn gehen zu lassen. Sehr zu seinem Bedauern, wie Vaughn an seiner Stimme feststellte.   Wieder an der frischen Luft rief Vaughn zugleich bei Chelsea auf ihrem Handy an, jedoch nahm sie kein einziges Mal ab, egal wie oft er ihre Nummer wählte. Er überlegte, ob er zu ihrer Schule oder gleich zu ihr nach Hause fahren sollte. Kurzerhand entschied er sich für die letzte Variante. Eine innere Stimme sagte ihm, dass sie nicht in der Schule sein würde.   Hastig sprintete er die Straßen zu Mirabelles Laden entlang, um sein Auto abzuholen, da ihn die Polizisten in deren Auto, wie einen Straffälligen, abgeführt hatten. Mirabelle staunte nicht schlecht, als sie Vaughn erblickte, der die Straße hinauflief. „Vaughn! Endlich bist du wieder da. Jetzt erzähl mir mal, was der ganze Unfug soll, den Andreas über dich erzählt hat!“, forderte sie ihn auf und stemmte entschlossen ihre Hände in ihre breite Hüfte. „Ein andermal Mirabelle. Ich habe jetzt leider keine Zeit. Doch, sobald ich wieder zurück bin, werde ich dir alles erzählen, was du wissen willst.“ „Sag mir wenigsten noch, ob an diesen Gerüchten etwas dran ist oder nicht. Ich warne dich mein Lieber. Es dauert keine fünf Minuten und ich kann dich auf der Stelle ohne mit der Wimper zu zucken kündigen.“   Erschöpft lehnte sich Vaughn an seinen Wagen und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Er atmete tief ein aus, bevor er das Wort an seine Vorgesetzte richtete. „Es stimmt, dass ich früher mit sowas zu tun hatte, aber es hatte andere Gründe, die ich dir jetzt nicht erklären kann. Nur soviel, ich bin unfreiwillig daran geraten und werde garantiert nicht so dumm sein und es ein zweites Mal tun. Und, was heute Nacht mit deinem Laden geschehen ist, ich schwöre dir, damit habe ich nichts zu schaffen. Doch, ich denke, ich weiß, wer dahinter steckt und das werde ich sofort aufklären.“   Für einige Sekunden sah Mirabelle ihrem Angestellten in die Augen und wusste augenblicklich, dass er die Wahrheit sprach. Zu Vaughns Erleichterung schenkte sie ihm ein breites fröhliches Grinsen. „Nun gut, Vaughn. Ich glaube dir. Darf ich noch fragen, wo du mit deiner Suche anfangen willst?“ „Danke, Mirabelle, das bedeutet mir viel. Ich fahre zu Chelsea, denn auch sie schwebt wohlmöglich in Gefahr.“ „Was meinst du damit?“ „Frag Julia, sie wird es dir erklären.“   Nach diesen Worten brauste Vaughn davon.   +++++   In seinem Inneren brodelte es. Er war seinem Ziel so nahe, sodass er es kaum noch aushalten konnte. Seit einer Stunde beobachtete er Chelsea schon, wie sie im Stall stand, eines der Ponys bürstete und sich alle halbe Minute verstohlen umsah, wahrscheinlich auf der Suche nach ihm. Er konnte es ihr nicht verdenken. Denn sie wusste, wer er war und war zudem auf sich alleine gestellt. Noch nicht einmal ihr Vater wollte ihr Glauben schenken. Wie dumm und einfältig sie doch gewesen ist.   In der Hoffnung vor ihm sicher zu sein, flüchtete sie zu ihrem angeblichen Freund und musste sich letzten Endes doch geschlagen geben und zurückkehren. Zu mir, wo sie nun hilflos ausgeliefert war und niemand weit und breit in der Nähe, der ihr helfen könnte. Alles verlief genau nach Plan. Nach meinem perfekten Plan. Nicht mehr lange und ich würde meine Rache voll und ganz genießen können. Mit dieser jungen Frau, die mir mehr Probleme bereitet hatte, als erwartet. Sie würde noch erkennen, dass alles ihre Schuld gewesen war. Vaughn würde nicht rechtzeitig hier sein, um sie erneut zu retten. Vermutlich hockte er immer noch auf der Polizeiwache. Es zahlte sich immer aus, ein wenig Hintergrundinformationen über seine Mitmenschen zu sammeln.   Es war ein Leichtes gewesen, Andreas diese Informationen über Vaughn zukommen zu lassen. Er hatte genauso gehandelt, wie ich es vorausgeahnt hatte. Somit hatte es sich gelohnt, sich von diesem Mistkerl schlagen zu lassen, nur um Andreas vollends davon zu überzeugen, dass Vaughn kein so feiner Kerl war. Im Gegensatz zu ihm. Denn ihm vertraute er, egal was er ihm erzählte.   Jetzt würde endlich Chelsea an der Reihe sein, worauf er schon so lange gewartet hatte.   +++++   Vaughn starrte wutentbrannt auf die Fahrbahn vor ihm und konnte nur mit größter Mühe seinen Zorn unterdrücken, der unaufhaltsam in ihm aufstieg. Direkt vor ihm war ein Unfall geschehen, in dem ein Lkw die Fahrbahn versperrt hatte und das Auto hinter diesem Laster, frontal in ihm reingefahren war. Warum passierte ihm das? Er musste unbedingt zu Chelsea. An ihr Handy ging sie nach wie vor nicht ran. Vermutlich hatte es ihr Vater konfisziert. Mit ihm würde er auch noch ein Hühnchen rupfen müssen, dachte Vaughn grimmig und trommelte wütend mit seiner Faust auf die Hupe, was ihm einen verständnislosen und genervten Blick des vor Ort stehenden Polizisten einbrachte. Gerade von diesem Typen hatte er schon genug gehabt. Das diese Leute aber auch nicht ihre Arbeit schneller erledigen konnten. So ein verdammter Mist! Wie lange würde er hier noch stehen und wertvolle Zeit verlieren?   Er musste schnell zu Chelsea, koste es, was es wolle. Nur wie?   +++++   Eigentlich waren Lana und Elliot an diesem Nachmittag verabredet gewesen. Anstatt zu zweit die Zeit zu verbringen, fuhr Elliot mit seinem Wagen zu Mirabelles Laden, um sich ein eigenes Bild von dem zugerichteten Laden zu machen. Was sie vorfanden, übertrafen ihre schlimmsten Erwartungen bei Weitem. Entsetzt stiegen sie aus, um zugleich Mirabelle ihre Hilfe anzubieten, doch diese trat mit wutverzehrtem Gesicht auf das blonde Mädchen zu und bohrte ihren Zeigefingen in ihre Brust. Julia folgte ihr und machte ein entschuldigendes Gesicht.   „Wieso, um Himmelswillen, ist keine von euch zur Polizei gegangen um gegen Denny Anzeige zu erstatten?“, brüllte Mirabelle auf die hilflose Lana ein, die einige Sekunden brauchte, um zu begreifen, was überhaupt los war. „Eure arme Freundin wird im Wald überfallen und keine von euch verliert auch nur ein Wort über diese Sache?“ „Was ist denn los?“, wollte Elliot wissen und blickte hastig zwischen den Mädchen hin und her. „Nun, es ist so, das…“, fing Julia kleinlaut an und erzählte ein zweites Mal an diesem Tag die ganze Geschichte mit Denny und Chelsea.   „Waas? Und wo ist er jetzt? Etwa bei ihr zu Hause?“, fragte Elliot sofort nach und machte bereits Anstalten seinen Wagen aufzuschließen. „Davon gehen wir aus. Vaughn ist auf dem Weg zu ihr.“, antwortete Julia. „Wir machen uns sofort auf dem Weg. Und mit Andreas habe ich ein ernstes Wörtchen zu reden.“, rief Mirabelle drauflos und saß schon auf dem Beifahrersitz, als die anderen einstiegen.   Sie wollten gerade losfahren, als sie Nathalie herbeigerannt sahen. Schnell sammelten sie sie noch ein und während der gesamten Fahrt ließ Mirabelle eine gewaltige Schimpftriade auf die geknickten Mädchen los.   +++++   Chelsea spürte das jemand direkt hinter ihr stand und sie ahnte auch wer es sein musste. Entschlossen bürstete sie das Pony weiter, obwohl sie vor Angst zitterte.   „Tag, Chelsea! Na sowas! Bist du etwa ganz allein?“ Denny stellte sich direkt hinter sie. Sein Körper war so nah, dass Chelsea ihn atmen hören konnte. „Was willst du?“ Chelsea hoffte, dass ihre Stimme sicher klang, doch sie bezweifelte es stark an, denn die Bürste in ihrer Hand konnte sie kaum noch halten. Sogar dem Pony fiel auf, das etwas nicht stimmte.   „Was ich will? Du weißt genau, was ich will.“, antwortete Denny und genoss die Situation in vollen Zügen. „Warum zitterst du so?“ Ohne Vorwarnung hatte Denny Chelsea gepackt und ihr eine Hand auf dem Mund gelegt, damit sie nicht um Hilfe schreien konnte. Chelsea war starr vor Schreck. Furcht stieg in ihr auf und ihr Puls beschleunigte sich.   „Aber, aber, Chelsea. Du kennst mich doch. Es ist nicht das erste Mal, das wir uns so nahe sind, erinnerst du dich? Sei ein braves Mädchen und komm ohne Widerstand mit. Ansonsten kann ich dir nicht garantieren, dass du heil aus dieser Sache wieder raus kommen wirst.“   Chelsea wusste, dass ihr keine Wahl blieb, und dass es bloß ein leeres Versprechen war. Sie war sich sicher, dass Denny ihr wehtun würde. Ihre Gedanken wanderten zu Vaughn und ihrem Vater. Beide waren zu weit weg, um ihr zu Hilfe zu eilen. Ihr Vater vertraute Denny, weswegen er bestimmt nicht nach ihr sehen würde. Und Vaughn… Sie wusste nicht, wo sich Vaughn gerade aufhielt und hoffte nur, dass ihr irgendetwas einfallen würde, um sich selber irgendwie aus dieser misslichen Lage zu befreien. Ihr fielen die Verteidigungsgriffe ein, die sie erst kürzlich im Selbstverteidigungskurs, zusammen mir ihren Freundinnen gelernt hatte, aber keine davon konnte sie in dieser Situation gezielt anwenden. Außerdem hatte sie viel zu viel Angst. Ihr Körper hätte ihr bestimmt nicht so gehorcht, wie sie es jetzt brauchte.   Doch, erstmal musste sie abwarten, wo Denny sie hinbringen würde. Machtlos ließ sie sich von ihm aus dem Stall schleifen. Zuvor wurden ihr die Augen zugebunden und die Hände gefesselt. Im Anschluss daran wurde sie geknebelt. Nun wurde sie in einen kleinen Transporter gezehrt und befand sich nun in ihm liegend. „Ein Glück, dass es bereits dunkel wird, dadurch fällt niemanden auf, dass du hinten im Wagen liegst.“, erklärte Denny und startete den Wagen. „Zudem sind die Scheiben getönt. Praktisch, nicht wahr?“, lachte er auf und fuhr mit einer vor Angst zitternden Chelsea lässig vom Hof runter.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)