Harvest Moon - The Distance Between Us von jane-pride (Chelsea&Vaughn) ================================================================================ Kapitel 39: Die Wahrheit ------------------------ Kapitel 39 Die Wahrheit     Konnte das Glück eigentlich vollkommener sein, als es jetzt schon war? Den restlichen Sonntag über haben Chelsea und Vaughn nicht mehr voneinander loslassen können. Andauernd haben sie sich gegenseitig ihre Liebe gestanden und Berührungen ausgetauscht, die in der Nacht ihren nächsten Höhepunkt erreicht haben. Wohlige Schauer nahmen von Chelsea begriff und trugen sie in eine höhere unbekannte Sphäre. Und Vaughn hatte bis dahin keine Ahnung gehabt, dass er zu solchen intensiven Gefühlen überhaupt fähig war. Er dachte, er hätte schon einmal geliebt, vor langer Zeit. Jedoch war es nichts gewesen, im Vergleich zudem, was er jetzt mit Chelsea durchlebte. Es war anders. Schöner. Besser. Einfach traumhaft.   Am nächsten Morgen sprang Chelsea zeitig unter die Dusche, um einen klareren Kopf für den bevorstehenden Tag zu bekommen. Zu viel ging ihr durch den Kopf, an was sie denken musste, und sie jetzt nüchterner betrachtet, vor eine große Herausforderung stellte. Als erstes würde sie Denny aufsuchen und ihm klar machen, dass er vom Hof verschwinden müsste, und zwar so schnell wie möglich. Sie wusste auch, dass sie es alleine machen muss. Sie wollte und durfte nicht mehr davon laufen. Es wurde Zeit, dass sie erwachsener wurde und nicht mehr das kleine hilflose Mädchen oder Opfer war.   Vaughn hatte es ihr letzte Nacht gezeigt. Sie war schon lange kein Mädchen mehr, sondern eine begehrenswerte junge Frau, die auch als solche von ihm geliebt wurde. Er hatte sie nie als Mädchen gesehen oder als kleines Kind, was noch bei ihren Eltern wohnte. Das Problem war nur gewesen, dass sie sich immer als solche gesehen hatte. Niemals wäre sie auf den Gedanken gekommen, dass es anders sein könnte. Brav erledigte sie jeden Tag ihre häuslichen Pflichten und versorgte ihre Familie. Jahrelang war es für sie selbstverständlich gewesen, bis Vaughn in ihr Leben getreten war und sie sich damit mehr gewünscht hatte.   Das Mehr hatte sie auch bekommen, was sie noch immer nicht ganz begreifen konnte, aber sie wusste nun, dass sie auf dem richtigen Weg war, um sich am Ende auch selber zu finden. Dies konnte ihr nur an Vaughns Seite gelingen. Hoffentlich erreichte er etwas, sobald er sich mit ihrem Vater unterhalten würde. Allerdings konnte sie ihre Zweifel daran nicht ganz vertreiben. Doch sie vertraute Vaughn und wusste, dass er sein Möglichstes tun würde.   Es überraschte sie auch gar nicht, dass Vaughn wie selbstverständlich ins Bad stolziert kam und sich ohne Umschweife zu ihr unter die warme Dusche gesellte. Sofort zog er ihren nackten Körper an seinen und küsste ihren verführerischen Hals, bei dem er wusste, dass es ihr den Atem raubte. „Du hast mir einen Schrecken eingejagt. Als ich aufgewacht bin und du lagst nicht mehr neben mir.“ „Wo hätte ich denn sein sollen? Ich habe nicht vor dich jemals zu verlassen.“ Zärtlich streichelte sie ihm eine Haarsträhne aus seinem Gesicht, damit er sie besser ansehen konnte. „Ich auch nicht. Außerdem würde ich dich daran hindern.“ „Daran habe ich keine Zweifel.“   Sie tauschten viele Küsse miteinander aus, bevor Vaughn auf das heikle Thema zu sprechen kam. „Es gefällt mir nicht, dass ich nicht bei dir sein kann, wenn du ihm in der Schule über den Weg läufst.“ „Mir auch nicht, aber was soll ich sonst machen? Wegen ihm kann ich nicht einfach so der Schule fernbleiben. Außerdem soll er nicht das Gefühl bekommen, dass er über mich gewinnen wird. Ich bin stark. Das weiß ich jetzt und meine Freundinnen werden mich bestimmt nicht eine Sekunde aus den Augen lassen.“   Vaughn hob Chelseas Kinn an und strich mit einem Daumen sanft über diese Stelle. „Ich wusste von Anfang an, dass du etwas Besonderes bist. Wie besonders, habe ich in den letzten Wochen mit dir herausgefunden. Gerade deswegen gefällt es mir nicht, dich alleine zu lassen. Ich bitte dich, wag nichts Unüberlegtes. Zudem glaube ich, dass ich ihm wohlmöglich auf eurem Hof begegnen werde, sobald ich deinen Vater nach der Arbeit besuchen fahre. Sollte ich ihn sehen, werde ich ihm deutlich machen, dass er von dir die Finger zu lassen hat, wenn er seine behalten will.“ „Vaughn, sei auch du bitte vorsichtig.“ Er grinste. „Das werde ich. Du bekommst einen Zweitschlüssel für die Wohnung, damit du nicht auf mich warten musst und mir wird es dadurch besser gehen, zu wissen, dass du hier in Sicherheit bist.“ „Danke. Ich bin so froh, dass ich dich habe.“ Verliebt blickte sie Vaughn in die Augen, der ihren Blick erwiderte. „Ich auch, Chelsea. Du ahnst gar nicht wie sehr.“   Ein langer Kuss folgte, dem sich weitere Zärtlichkeit anschloss.   +++++   Vor der Schule angekommen, erzählte sie ihren Freundinnen von ihrem Vorhaben, dem sie nicht ohne Weiteres zustimmten. „Ich halte es für keine gute Idee, Chelsea.“, sprach Lana als erste von ihnen laut ihre Bedenken aus. „Denny wird die Situation garantiert ausnutzen. Eine von uns sollte dich auf jeden Fall begleiten, damit wir nicht all zu große Angst um dich haben müssen.“ „Das sehe ich genauso.“, stimmte Julia dem zu. „Bitte Chelsea, wir verstehen dich, und wir sehen, dass du heute anders aussiehst als vorher. Irgendwie…reifer. Das ist schön, aber noch lange kein Grund im Alleingang zu handeln.“ „Wenn ihr mich wirklich versteht, wie du eben gesagt hast, müsstet ihr gerade deswegen begreifen, wie wichtig das für mich ist.“, eingehend sah Chelsea ihre Freundinnen eine nach der anderen an. „Ich denke nicht, dass Denny in der Schule über mich herfallen wird. Die Gefahr, dass ihn jemand dabei erwischt, ist einfach zu groß. Das Risiko wird er nicht eingehen wollen.“   „Das mag sein.“, antwortete Nathalie und blickte Chelsea dennoch besorgt an. „Ich muss zugeben, dass du mich ziemlich überraschst. So ein mutiges Verhalten hätte ich dir bis vor kurzem niemals zugetraut. Vaughn muss einen positiven Einfluss auf dich haben. An dieser Stelle möchte ich mich auch dafür entschuldigen, dass ich ihn dermaßen falsch eingesetzt habe. Ihr passt wunderbar zusammen, einen besseren kann ich mir für dich nicht vorstellen. Und, keine Sorge,“, zwinkerte Nathalie ihr zu, „ich werde ihn dir bestimmt nicht wegschnappen.“ Vor Freude und Überwältigung über soviel Ehrlichkeit aus Nathalies Mund zu hören, fiel Chelsea ihrer Freundin um den Hals und küsste sie auf die Wange. Daraufhin errötete Nathalie leicht und erwiderte nach einigem Zögern die Umarmung. Ihre Rührung darüber kam so unerwartet, dass sie in Tränen ausbrach.   „Meine Güte, Nathalie! Was ist denn auf einmal mit dir los?“, fragte Julia ernsthaft besorgt und strich ihrer verwirrten Freundin liebevoll über die Haare. „Ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Vielleicht habe ich alles, wirklich ALLES, aus einer verkehrten Perspektive betrachtet. Ich weiß nicht, wie ich das jemals wieder gut machen kann.“, schluchzte Nathalie und heulte an Chelseas Schulter. „Wovon redest du?“, hakte Chelsea nach, wobei sie die Umarmung nicht löste. „Das ich so unvernünftig, gedankenlos, treulos und richtig gemein zu euch war und zu meinem Bruder, meiner Familie. Dabei habt ihr mich nie allein gelassen. Ich war nur so blöd und egoistisch, um das richtig zu erkennen. Wie kann ich mein Verhalten je wieder gut machen? Und mein Handeln ungeschehen machen? Ihr wisst ja gar nicht, was ich alles getan habe.“   Hemmungslos weinte Nathalie und konnte gar nicht mehr damit aufhören. Chelsea und die anderen erkannten, dass sich ihre Freundin so schnell nicht wieder beruhigen würde und gaben mit einem Nicken untereinander zu verstehen, dass sie heute nicht in den Unterricht gehen würden. Ihre Freundin war völlig verzweifelt und brauchte sie jetzt dringend. Also, entfernten sie sich wieder vom Schultor und gingen gemeinsam, mit Nathalie in ihrer Mitte, in den nahegelegenen Park.   +++++   Entsetzen konnte nicht annähernd das beschreiben, was in den Gesichtern und Gedanken der Freundinnen vor sich ging. Regungslos starrten sie Nathalie oder einen beliebigen Punkt in weiter Ferne an und ließen ihre aufgelöste Freundin ausreden. Dabei hielten die drei sie die ganze Zeit über fest. Nathalie bemerkte das, obgleich sie ahnte, dass es ihren Freundinnen nicht gefiel, was sie ihnen gerade erzählte. Wer würde das auch? Inzwischen verstand sie sich selber gar nicht mehr, was sie eigentlich genau zu dieser Handlung, zu diesem Plan getrieben hatte.   Nathalie sparte mit keinem Detail. Sie beichtete ihre Gefühle, die sie gehabt hatte, als ihr Vater sich von ihrer Mutter getrennt hatte und die zerrissene Familie allein zurück ließ, um sein Glück mit einer anderen Frau zu suchen. Wie schwer ihr das Herz damals geworden war, konnte sie nicht sagen. Es zerbrach still und heimlich und ließ eine tiefe Narbe zurück, von der sie sich bis heute noch nicht richtig erholt hatte. Dafür saß der Schmerz zu tief. Dann die Sache mit ihrem Bruder, dass er ihr immer vorgezogen wurde. Dass sie ständig mit ihm verglichen wurde, mit dem Bewusstsein, niemals seine Leistungen toppen zu können, geschweige denn sich ihnen zu nähern. Jahrelang lebte sie in dem Glauben, dass ihre Familie einen Sündenbock gebraucht hatte, seitdem ihr Vater gegangen war. Deshalb war es für sie so schwierig geworden, zu glauben, dass sie irgendjemand liebte.   Durch ihre Einsamkeit angespornt und ihr Verlangen nach Geborgenheit, hatte sie schließlich vor einem Jahr den Entschluss gefasst, ins Ausland zu gehen und nie wieder zurück zu kehren. Wie falsch das war, das sah sie jetzt erst. Um diese Reise antreten zu können, brauchte sie Geld. Ihr Taschengeld reichte von vorne bis hinten nicht, allein schon deswegen, weil es ihr regelmäßig, aufgrund ihres aufsässigen Verhaltens, gestrichen wurde. Im letzten Sommer kam ihr dann die Idee, das Geld auf erotische Weise zu verdienen. Sie war längst keine Jungfrau mehr gewesen und hatte keinerlei Hemmungen davor für fremde Männer ihre Beine breit zu machen. Mit anderen Männern das Bett zu teilen, befriedigte sie und sorgte dafür, dass sie sich weniger einsam fühlte. Dadurch bekam sie das Gefühl, begehrt zu werden und das sie jemand mal nicht kritisieren konnte, weil sie ihre Sache einfach gut machte. Etwas, worauf sie anfangs sogar stolz war.   „Es tut mir Leid.“, schniefte Nathalie und verbarg ihr Gesicht in den Händen. „Was müsst ihr jetzt bloß von mir halten.“ „Ich sage dir, was wir von dir halten.“ Julia stand auf, zog Nathalie an einem Arm nahe zu sich hoch und verpasste ihr eine deftige Ohrfeige. Der Schlag von Julias Hand auf Nathalies Gesicht war mehrere Meter weit zu hören. Hätte Julia ihre Freundin nicht festgehalten, wäre sie garantiert auf dem Boden gefallen. Doch so, wurde sie weiterhin von Julia gezwungen, ihr ins Gesicht zu sehen.   „Du bist wohl von allen guten Geistern verlassen wurden.“, schrie Julia Nathalie ungeniert ins Gesicht. „Was hat dich auf den abwegigen Gedanken gebracht, dass du von niemandem geliebt wirst? Hast du eigentlich mal richtig an uns gedacht? An deine Freundinnen, die dich seit Jahren kennen? Immer haben wir zu dir gehalten, dich unterstützt und verteidigt, wenn du von deinen Eltern oder den Lehrern bestraft wurdest. Wir waren IMMER an deiner Seite. Das galt für jede von uns. Wir haben deine Launen ertragen, dein laszives Gebaren und was weiß ich noch alles. Und in all der Zeit, in all diesen Momenten, in denen wir gelacht, geweint und gestritten haben, warst du nie, auch nur ein einziges Mal, auf die Idee gekommen, dass du von uns akzeptierst, gemocht  und geliebt wirst?“   Tränen verschleierten Julias Blick. Allerdings erkannte sie noch so viel, dass auch Nathalie erneut anfing zu weinen. „Wie konntest du nur in der Annahme leben, dass wir dich nicht mögen? Dass du wie eine durch geknallte Schwester für uns bist, die sich Sachen traut, die keine von uns jemals wagen würde. Damit meine ich nicht, dass du dich als Prostituierte ausgegeben hast. Nein, sondern, dass du klug, witzig und knall hart ehrlich bist. Selbst wenn es eigentlich angebracht wäre, nimmst du kein Blatt vor dem Mund. Niemand sonst, den ich kenne, trägt die Nase soweit oben wie du. Die Jungs aus unserer Klasse, von der gesamten Schule sind verrückt nach dir und würden alles für dich tun, wenn du sie darum bittest. Die Mädchen beneiden dich, wären nur all zu gern wie du, um ebenfalls bei den Jungs eine Chance zu bekommen, um einmal beachtet zu werden. Keine von uns kleidet sich wie du, weil du eben einzigartig bist. Weil wir wissen, dass das unmöglich ist, dich zu kopieren oder ansatzweise nachzuahmen. Du bist einzigartig. Unsere verrückte liebevolle Freundin, die immer ein Teil von uns sein wird, weil wir doch eine Familie sind.“   Es war die Wahrheit und nichts anderes als die reine Wahrheit, die ihr Julia direkt ins Gesicht schleuderte. Sprachlos weinte Nathalie und hörte auch Chelsea und Lana hinter sich schluchzen. Endlich konnte sie sehen und fühlen, was sie all die Jahre vermisst hatte, dabei war es immer zum Greifen nahe gewesen. Sie hatte ihre Augen davor verschlossen. In diesem Moment gelang es ihr, sie zu öffnen und die bedingungslose Freundschaft in den Augen ihrer Freundinnen zu sehen. Nathalie hatte nun wieder ein zu Hause.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)