Harvest Moon - The Distance Between Us von jane-pride (Chelsea&Vaughn) ================================================================================ Kapitel 27: Gefühle ------------------- Kapitel 27 Gefühle     Lange nachdem Vaughn wieder gefahren war, saß Chelsea auf ihrem Bett und betrachtete durch ihr Fenster den Sternenhimmel. Klar und deutlich funkelten diese am Firmament, keine einzige Wolke verdeckte sie. Ungestört strahlten sie am dunklen Himmel und für das junge Mädchen konnte es in diesem Augenblick keinen schöneren Moment geben als diesen, in dem sie ungehindert ihren Gedanken nachhängen konnte. Für Chelsea war es der wundervollste Tag in ihrem bisherigen Leben gewesen. Sie hatte ihren ersten, den einzig richtigen ersten Kuss erfahren, mit einem jungen Mann, den sie zwar kaum kannte, der sich aber bereits sehr tief in ihre Gedanken eingenistet hat. Seine faszinierende Aura, die vor Kraft und Männlichkeit strotzte. Alles an ihm zog Chelsea seit geraumer Zeit in ihren Bann und sie betete, dass es sich nie wieder ändern würde. Wenn es nach ihr ginge, wäre sie auch jetzt wahnsinnig gerne in Vaughns Nähe. In seinen sicheren starken Armen zu liegen, sein maskuliner Duft, der ihr den Verstand raubte.   Ach, wäre doch ihr Bruder nicht all zu schnell wieder aufgetaucht und hätte ihre Zweisamkeit gestört. Kaum hatten sie ihn bemerkt, ging Vaughn zugleich auf Abstand und sah im ersten Moment ertappt zu Boden. Am liebsten hätte Chelsea ihn wieder in ihre Arme gezogen, konnte aber ebenfalls, ihre Verlegenheit vor ihrem Bruder nicht ignorieren und gab ihr schließlich nach. Enttäuscht und traurig wandte sie sich von Vaughn und ihrem Bruder ab und blickte betrübt zu ihren Füßen. Sie hörte, dass Mark etwas zu Vaughn sagte, konnte die Worte allerdings nicht verstehen. Für diesen kurzen Augenblick fühlte sie sich von Vaughn im Stich gelassen und irgendwie ausgenutzt. Sie spürte, wie sich neue Tränen anbahnten, als Vaughn vor sie trat und eine Hand unter ihr Kinn legte, sodass sie gezwungen wurde ihn anzusehen. „Warum weinst du?“, fragte Vaughn einfühlsam nach. Chelseas Anblick versetzte ihm einen leichten Stich. Er konnte sich nicht erklären, warum sie schon wieder weinen musste. Der Kuss und die Nähe zwischen ihnen waren doch ein Zeichen gewesen, dass etwas Wunderschönes mit ihnen geschehen war. Keineswegs war es spurlos an ihm vorbeigegangen und er hatte zudem den Eindruck gewonnen, dass es Chelsea ebenfalls so ergangen war. „Ich..“ Chelsea drehte sich um. Allerdings musste sie feststellen, dass ihr Bruder wieder verschwunden war. Verwirrt wandte sie ihren Blick wieder Vaughn zu und sah ihn fragend an. Aufgrund von Chelseas irritiertem Gesichtsausdruck konnte der junge Mann nicht anders und ließ ein helles Lachen hören. „Dein Bruder war so diskret und ist wieder gegangen, nachdem er gemerkt hatte, dass er im ungünstigsten Moment erschienen war.“, klärte Vaughn sie auf und auch Chelsea fing daraufhin an mit Vaughn zu lachen. „Chelsea, ich,“, sprach Vaughn wieder, nachdem sie aufgehört hatten zu lachen, „Ich kann nicht sagen, was eben passiert ist, aber…nun…ich weiß nicht, was ich sagen soll. Es war sehr schön und…und ich möchte dich gerne wieder sehen.“ Glücklich über diese Worte, antwortete Chelsea: „Mir ging es genauso und ich möchte dich auch wieder sehen.“ Gerötet senkte Chelsea ihren Blick und ließ sich erneut in Vaughns Arme sinken, der sie nur zu gerne darin einschloss.   Nach diesem überraschenden Ereignis blieb Vaughn nicht mehr lange zu Besuch. Zwar hätte Chelsea noch viel mehr Zeit mit Vaughn alleine verbracht, aber auch sie sah ein, dass es in Anwesenheit ihres Bruders nicht optimal gewesen wäre. Außerdem freute sie sich zu sehr, um pessimistisch darüber zu denken. Vaughn hatte ihr versprochen, dass er sie anrufen würde und darauf wollte sie warten. Sie vertraute ihm, auch wenn es in Anbetracht der geringen Zeit, die sie gemeinsam verbracht hatten, eigentlich unmöglich war zu sagen, dass sie Vertrauen zu ihm fühlte. Doch es war so, und Chelsea konnte einfach nicht glücklicher sein, als in dieser Sekunde.   Mark hatte seine Schwester in keiner Weise bedrängt und ein Geständnis von ihr gefordert. Er weiß, was er gesehen hatte und er war so einfühlsam Chelsea damit nicht zu belästigen. Er konnte sich denken, dass sie wahrscheinlich kein Gespräch mit ihm suchte, sondern dass sie lieber mit ihren Empfindungen allein sein wollte. Das Einzige, was er dazu sagte, war, dass er sich für sie freute, und dass er Vaughn gut leiden könne, weswegen er nichts dagegen hätte, wenn sie zusammen sein würden. Vor Freude fiel Chelsea ihrem Bruder um den Hals. Es verstand sich von selbst, dass sie davon erstmal nichts ihrem Vater erzählen würden. Erstmal wollte Chelsea noch mehr Zeit mit Vaughn verbringen und herausfinden, ob er auch dasselbe für sie empfand, wie sie für ihn.   Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihn liebte. Dieses Gefühl war so stark in ihr, dass sie befürchtete beinahe daran zu ersticken. Nur Vaughn wäre einzig allein dazu in der Lage, sie von ihrer Atemnot zu befreien. In einer Kurzschlussreaktion sprang Chelsea aus ihrem Bett und riss ihr Fenster so weit auf, wie es sich öffnen ließ. Mit beiden Händen stützte sie sich auf dem Fenstersims ab und nahm einen tiefen Atemzug von der kühlen klaren Nachtluft. „Vaughn.“ Mehrere Male flüsterte Chelsea den Namen ihres Liebsten. Als sie wieder das Fenster schließen wollte, flog in dieser Sekunde eine Sternschnuppe über sie hinweg. Blitzschnell äußerte sie still in Gedanken ihren Wunsch und hoffte, dass er so bald wie möglich in Erfüllung gehen würde.   +++++   Vaughn erging es nicht anders. Auch er lag wach in seinem Bett und konnte an nichts anderes als an Chelsea denken. Er dachte mit Wohlwollen an ihre freundliche Stimme, ihren betörenden Duft und an ihre zarte Haut, die sich so weich auf seiner angefühlt hatte. Wenn er nach seinem Gefühl gehandelt hätte, wäre er gar nicht erst wieder vom Hof gefahren und hätte Chelsea alleine zurück gelassen. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle mitgenommen oder wäre gleich dort geblieben. Jedoch war Mark noch anwesend gewesen und auch deren Vater wäre irgendwann wieder aufgetaucht, und ihm wollte er unter diesen Umständen nicht gegenüber treten. Er konnte sich nicht erklären warum, aber er wurde das unangenehme Gefühl nicht los, dass Andreas ihn nicht leiden konnte. Die wenigen Male, in denen er mit ihm gesprochen hatte, sei es in Mirabelles Laden oder bei ihm auf dem Hof gewesen, wenn er eine Lieferung vorbei gebracht hatte, hatte er deutlich gespürt, dass sein Gegenüber nicht freundschaftliche Gedanken ihm entgegenbrachte. Es blieb ihm ein Rätsel. Natürlich wusste er, dass er nicht allzu aufgeschlossen anderen gegenüber war, aber bei keinem sonst hatte er dieses mulmige Gefühl.   Diese Zweifel brachten Vaughn auch nicht weiter, weswegen er sofort wieder an Chelsea dachte und an ihre sanften Lippen. Sogar jetzt noch konnte er ihre Lippen auf seinen spüren. Was in ihm vorgegangen war, in diesem Moment im Stall, wusste er genauso wenig. Aber, es hatte sich absolut richtig und unbeschreiblich schön angefühlt. Er hatte ihre Nähe gesucht und diesem innigem Impuls nachgegeben. Zum Glück hatte es Chelsea positiv aufgefasst und nicht als einen Überfall gedeutet. Denn, davor hatte er die meisten Sorgen gehabt, dass sie sich bedroht gefühlt haben könnte. Das wollte er unter allen Umständen vermeiden. Niemals würde er sie zu irgendetwas zwingen, was sie nicht wollte. Ein solches brutales und egoistisches Benehmen käme ihm nie unter. Nein. Lieber, wollte er sie erobern und sie für immer für sich gewinnen. Sie sollte freiwillig zu ihm kommen wollen und sich bei ihm beschützt und geborgen fühlen. Vaughns Gedanken überschlugen sich fast, so viele Ideen schossen ihm durch seinen Kopf. Wenn es um Chelsea ging, war nichts mehr so, wie es vorher gewesen war. Etwas Wichtiges war geschehen und hatte seine vorgefassten Meinungen und Prinzipien über Bord geworfen. Demnächst möchte er soviel Zeit wie möglich mit Chelsea verbringen und jeden Tag in ihrer Nähe sein. Wenigstens sie zu sehen, würde ihn schon beruhigen und seine Sehnsucht nach ihr einigermaßen lindern.   +++++   Zur selben Zeit, weit entfernt von diesen glückseligen Gefühlen, hatte Nathalie die Nacht wieder bei einem ihrer männlichen Freier verbracht. Leider war ihr diese Vereinigung nicht so willkommen gewesen wie sonst. Obwohl der Mann sie weder bedrängt, noch sonst in irgendeiner Weise ausgenutzt hatte, sondern im Gegenteil, er war zärtlich und liebevoll ihr gegenüber gewesen. Dummerweise hatte es sie nicht so erfüllt wie es sonst der Fall gewesen war. In den letzten Wochen waren diese verbotenen und leidenschaftlichen Stunden ihre Zuflucht gewesen. Es war für sie ein Versteck, welches sie regelmäßig aufsuchen konnte, ohne sich fremd und deplatziert zu fühlen. In Gegenwart ihres Bruders hatte sie ein solches beklemmendes Gefühl. Er war das genaue Gegenteil von ihr. Elliot war brav, gehorsam, fleißig und hilfsbereit. Alles Eigenschaften, die Nathalie nicht besaß. Zumindest wurde sie oft auf ihre Fehler hingewiesen. War es dann noch ein Wunder, dass sie sich unerwünscht innerhalb ihrer eigenen Familie fühlte? Sicher, für ihre Freundinnen war sie es nie gewesen, aber auch mit ihnen hatte sich irgendetwas verändert. Sie konnte sich nicht mehr so geborgen bei ihnen fühlen, wie sie es gerne gehabt hätte. Sabrina war fort. Chelsea wurde beinahe von Denny vergewaltigt, was ihr die größten Gewissensbisse bereitete. Immerhin hatte sie mit ihm geschlafen, ohne davon in Kenntnis gesetzt zu sein. Wie hatte sie es nicht bemerken können, dass Denny alles andere als ehrlich war? Ein selbstverliebter, arroganter und eingebildeter Kerl, der die Mädchen nach seinen Zwecken benutzte. Ihre Selbstzweifel waren noch lange nicht beseitigt. Immer stärker wurde ihr Wunsch, so schnell wie möglich aus dieser Stadt, besser noch, aus diesem Land zu verschwinden und woanders ein komplett neues Leben beginnen. Viel zu viel war in ihrem bisherigen Leben geschehen, mit denen sich Nathalie nicht arrangieren konnte. Sie wollte nur noch weg. Weit weg und nie wieder zurückkommen. Auch wenn es bedeutete ihre Freundinnen, die sie vermutlich am meisten vermissen würde, zurück zu lassen und wahrscheinlich nie wieder zu sehen.   Eine einzelne Träne lief Nathalie über ihre Wange. In diesem Moment regte sich der Mann neben ihr und legte einen Arm um ihre Taille. Ein Kuss auf ihr Haar folgte und Nathalie war froh über diese willkommene Ablenkung, die sie so dringend benötigte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)