Die Tochter einer Göttin von abgemeldet (Die Geschichte von Amaterasu und ihrer Tochter) ================================================================================ Kapitel 10: Wakas harte, aber wahre Vergangenheit ------------------------------------------------- Es hatte langsam gedämmert und Waka sowie Rei waren noch nicht zurückgekehrt. Ammy hatte sich an die Wand gesetzt und hatte ihre schillernde Teekanne auf dem Schoß. Sie strich gedankenverloren über die Verzierungen des Deckels, die eine Sonne darstellten. Eigentlich hatte sie vor, mit Rei jetzt einen Becher zu trinken, aber sie war ja nicht hier. Irgendwie kam ihr das alles so komisch vor. Wo sollte die Kleine denn sein? Seit dem Tag, wo Ammy sie das erste mal gesehen hatte, kam es ihr schon komisch vor. Warum besaß Waka überhaupt eine so zuckersüße Tochter? Wer war ihre Mutter? Warum hatte sie diese dermaßen heftigen Verletzungen? Und das allerwichtigste: Was war mit ihren Augen? Diese weißen, ausdruckslosen und kalten Augen. Warum konnte die Wolfs-Göttin sich darin nicht sehen, wie in jeden anderen Augen eines normalen Menschen. Warum bloß? Jetzt musste sie Entscheidungen treffen. Sie musste etwas herausfinden. Und sie hatte auch schon eine Idee, wo ihr Anfang stattfinden sollte. Sie würde die beiden Tao-Soldaten fragen. Aber diese waren immer so grimmig, oder eher gesagt nicht sehr gesprächig. Das Mädchen sprang auf und stellte ihre Teekanne auf ein kleines Tischchen neben ihrem Futon ab, ehe sie zur Schiebetür ging, um sie zu öffnen, damit sie zum Haupteingang gelangen konnte. Aber dem war nicht so. Als ihre Finger nur noch einen cm. vom Griff entfernt war, bewegte sie sich schon mit einem lauten Knartschen nach Rechts. Dahinter entdeckte sie einen ängstlichen Abe. Er sah ein bisschen rot aus, als er Ammy vor sich entdeckte. Auf den Moment fing er auch schon an zu stottern: „ähm....also, ähm....d-der H-Hauptmann i-ist g-gerade ...ähm...eingetroffen....i-ich geh d-dann m-mal...ähm...a-auf meinen P-Posten...macht es gut!“ Abe sich nun schnell nach hinten und ging zur hinteren Säule an den Eingang. Ammy war über Abe ein bisschen schockiert. Er war schon ein komischer Kauz. Dennoch mochte sie ihn gerne. Wenn allerdings, wie gerade erwähnt, der Hauptmann eingetroffen war, so konnte sie auch Waka zum Tee einladen und ihn dabei ausfragen. Schließlich wollte sie das Geheimnis über Rei endlich lüften. Aber wie sollte sie das anstellen? Er würde bestimmt misstrauisch werden. Aber irgend etwas würde ihr schon einfallen. Sie musste nur die perfekte Taktik dafür einsetzen. Dies würde bestimmt klappen. Waka kam gerade langsam und lautlos den Gang langgeschlichen. Er sah sich genau um und strich mit der Hand über die Säulen, wenn er an ihnen vorbeiging. Ammy hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Das hätte er nicht wirklich erwartet, aber es war trotzdem eingetroffen. Irgendwie schien das Wolfsmädchen gar nicht mal so schlecht zu sein, wie er immer dachte. Dennoch mochte er sie nicht wirklich. Nicht für das, was ihre Mutter ihm angetan hatte. Oh, wenn er Amaterasu nur in die Finger kriegen würde, dann könnte sie etwas erleben. Dieser Gedanke an die Sonnengöttin von Nippon, der Waka damals alles anvertraut hatte, lies seine Augen rot aufblitzen. Wie schnell er doch vom großen Vertrauen zu unangenehmen Hass umspringen konnte. Allerdings konnte Ammy ja nichts dafür, sie war ja nur ihr unschuldiges Kind. Aber es war dem Tao-Meister einfach so egal, er war so blind vor Hass. Oder war es nur Angst? Angst davor, das man ihm das gleiche antuen könnte, wie Amaterasu? >Nein, ich und Angst! Das passt nicht zusammen. Das ist so ein großer Unterschied, wie die Sonne und der Mond!< Und mit dem zweiten Teil hatte er wohl Recht behalten. Ammy kam gerade aus ihrer Kammer, als sie ihr jetziges „Herrchen“ an einer Säule sah. Er sah nicht sehr gesund aus. Er hatte sich mit einem Arm an der Säule abgestützt und hatte das sonst immer so stolze Haupt gesenkt. Es musste wohl irgendetwas passiert sein. Der Tao-Meister hatte die Wolfsgöttin noch nicht bemerkt, zu sehr war er im Moment geschwächt. Er war wie gelähmt, als das Mädchen vor ihr stand. Er würdigte sie keines Blickes. Aber Ammy hatte einen Entschluss erfasst. Sie kam immer näher. Nun stand sie vor dem Mann, der jeder Zeit über ihr Leben entscheiden konnte. Auch wenn er sehr geschwächt war, Ammy hatte große Angst vor Waka. Er stand, auch wenn gebückt, in voller Größe vor ihr und hatte noch immer etwas gefährliches an sich. Aber das einzige, was der Hauptmann tat, war stoßweise Atmen. Ammy schmerzte es, das Waka im Innern mit irgend etwas kämpfte, was ihm unerträgliche Schmerzen verlieh. Das nächste, was Waka spüren konnte, war eine Hand, die sich an seine Brust stützte. Aber bevor er etwas erwidern konnte, hatte Ammy ihm schon aufgeholfen und versuchte, den großem Tao-Meister zu stützen, wobei sie ihn zu einem Stuhl schleppte und ihn darauf niederließ. Waka war ein bisschen schockiert, um Ammy hart zurecht zuweisen, wie er es auch oft genug mit Rei tuen musste, damit sie gehorchte. Nein, er saß einfach nur da. Allerdings riskierte er nur einen kurzen, kalten Blick auf Ammy. Die Wolfsgöttin hatte eine Hand auf sein Knie gelegt und hatte sich vor ihn gehockt und schaute ihn mit großen, unwiderstehlich roten Augen an. Waka war sichtlich verwirrt. Das dieses kleine Gör sich das überhaupt traute. Er fand es einfach frech. Frech, sich ihm einfach so zu nähern, ohne jegliche Erlaubnis. Was erlaubte sie sich nur? Sie wusste doch genau, wozu er fähig war. Waka schaute sie des weiteren nur ein bisschen doof an. Er hatte ja auch allen Grund dazu, denn woher sollte er denn auch realisieren, dass das Mädchen vor ihm sich nur bereitstellen wollte. Bereit dafür, ihm zu dienen. Genau so wie Abe, Kamo und Rei. Aber so nahe, wie ihm Rei stand, wird es wohl erst mal keiner schaffen, das wusste Waka. Er ließ sich auf dem Stuhl in die Lehne sinken und schloss die Augen für einen kurzen Moment. Ammy hingegen wedelte noch immer mit ihrem buschigen Wolfsschwanz hin und her und wartete auf einen Befehl, der nicht kam. Als sie dann realisierte, das der Tao-Meister wohl erstmal keinen ausdrücken würde, beschloss sie die Teekanne zu holen. Sie sprang auf und schlich leise auf Zehenspitzen zu ihrer Kammer und holte die silberne Kanne, die ihr schon entgegen blitzte. Ohne zu zögern, schnappte sie sich das Gefäß und kam eben so lautlos wieder zum Hauptmann entgegen. Dieser hatte ihr verschwinden trotz geschlossener Augen in seinen wachsamen Ohren und seinem feinen Gespür wahrgenommen. Allerdings war ihm das eigentlich sichtlich egal gewesen. Er hatte sich einfach zurückgelehnt und dachte über dies und jenes nach. Er schwelgte besser gesagt in seine Vergangenheit rum. Er sah sich in der schrecklichen Zeit auf dem Mond. Damals, vor mindestens schon 200 Jahren, hatte er zu dem gehässigstem und fiesestem Clan aller Jahrzehnten gehört. Und dieses Volk war unter dem Namen „Mondstamm“ bekannt. Es waren große Menschen mit langen, goldenen Haaren und einem gut gebautem Körper. Aus jedem rieselte die Kraft der Sterne. Ja, auch Waka besaß immer noch einen Hauch von Sternenstaub in seinem Körper. Dieser rieselte regelmäßig aus seiner langen Mähne und neuer setzte sich wieder aus der Himmelsluft in seine Strähnen fest. Genau so floss auch noch dieses vulgäre Blut dieses Volkes durch seine Adern, und das würde sich nie ändern, das wusste er. Er war genau wie die anderen gewesen: gehässig, fies und hartherzig. Er hatte nie irgend ein Funken von Mitleid verspürt. Nie hatte er ein Wesen am Leben gelassen, was ihm unrecht getan hatte. Er hatte kaltblütig gemordet, bis er alles bereut hatte. Er wusste nicht, warum, aber seit er eine Schicksalhafte Begegnung hatte, war sein steinkaltes Herz umgewandelt: Diese Begegnung, die er auf dem jetzigen Heimatplaneten auf einer Mission passiert ist: ******** „Ushiwakamaru-sama, ist es noch weit?“
 „Akira, wenn du nicht endlich deine Schnauze hälst, werde ich nicht zögern, dir eine zu verpassen!“
 Ein großer Mann mit langen, blonden Haaren ging mit einem sichtlich kleinerem Jüngling mit dem selben Aussehen einen kleinen Pfad entlang. Der Größere trug einen rosanen Haori mit roten Bommeln und eine lilane Hakama. Dazu trug er an der Seite einen großen Katana, der sichtlich bereit schien, jemanden zu verletzen. Der andere kleinere trug einen blauen Haori mit silbernen Verzierungen und eine schwarze Hakama, die er mit einem goldenem Gürtel sehr eng geschnürt hatte. Daran hing eine kleine, goldene Laute, die ebenfalls mit verschiedenen edlen Mustern verziert worden war. Der Kleine schien allerdings nicht sehr fit zu sein. Er hing nämlich ziemlich hinterher. Der andere hingegen ging stolz mit erhobenem Haupt weiter, als ob er ein klares Ziel im Blick hatte. „Aber Hauptmann, ich brauche eine Pause, bitte, nur eine Kleine. Ich bin so erschöpft!“
 Der Angesprochene drehte sich zu dem kleineren um und schaute ihm in die flehenden Augen. „Du weißt, das dein Vater von mir verlangt, dich zu trainieren, so gut es geht. Da kannst du nicht ständig schlapp machen!“ „A-aber.....“ „Schon gut, schon gut!“ Der Größere mit dem Namen Waka winkte ab: „Wir machen am kleinen See eine Pause, aber solange werden wir noch wandern!“ Mit diesen Worten ging er einfach weiter, von Akira. Der Jüngling dachte aber nicht im geringsten die ganze Zeit zu schweigen, sowie es sein Mentor es die ganze Zeit tat: „Warum muss ich eigentlich immer soviel lernen, ohne Pause. Ich möchte gerne genau wie die anderen sein. Ich möchte mit ihnen spielen, spielen, sowie jedes normale Kind....“ Waka schloss die Augen und seufzte: „Akira, hör mir zu, mein Bruder Sugawara ist König vom Mondstamm. Er ist zwar noch jung, aber man weiß nie, wann einen der Schicksalsschlag trifft. Vielleicht fällt ein Meteorit in unsere Heimatstadt oder es gibt einen erneuten Krieg gegen diese eingebildeten Schnösel der Sonne. Es gibt viele gefährlichen Schicksalsschläge die Folgen haben können und einen von uns vernichten können.Wenn er stirbt, musst du uns führen, eine Familie gründen und über den Mond herrschen, bis zu deinem Tod!“ „Aber ich will das nicht!“ Akira stampfte leicht auf und klang sehr entschlossen. Waka stand einfach nur da und schaute in die Krone eines riesigen Baumes: „Das ist der Kreislauf jeder Dynastie: Ob der Sohn eines Küchenmeisters,oder der Sohn eines Schneiders, sie alle führen das Handwerk ihrer Väter und Ur-Großväter weiter. Ihre Zukunft und ihr Schicksal wurde schon von Anfang an vor ihrer Geburt von den Sternen berufen. So ist es deine Aufgabe, unser Volk weiter zu erhalten, da kann weder ich, noch du etwas gegen ausrichten. Du bist sein einziger Nachfolger!“ 

Akira sah zu Boden: 
„Ich kann das nicht, was ist mit Kaguya?“ Waka sah so aus, als ob er gerade etwas unverdauliches verschluckt hätte: „Sie ist ein Mädchen. Etwas verabscheuungswürdigeres gibt es nicht!“ Er merkte, das sein Schüler kochte vor Wut. Aber das interessierte ihn nur wenig. „Sage nichts gegen meine Schwester, se ist ebenso eine Prinzessin, wie ich ein Prinz bin. Außerdem kannst du so was laut sagen. Schließlich ist mein Vater ,und nicht du, König vom Mondstamm geworden. Wer muss hier also Verabscheuungswürdig sein?“
 Nun war es nicht mehr Akira, der seine Wut ausließ. Er realisierte sehr spät das heransausende, was auf ihn zu kam und ihn bedrohlich gegen den nächst besten Baum drückte. Akira röchelte unter der schmalen Hand Wakas, die sich begierig um seinen dünnen Hals schlangen. Seine sonst immer so eisblauen Augen glühten feuerrot auf: „Wag es ja nicht, meine Fähigkeiten in Frage zu stellen. Dein Bruder ist nur auf den Thron gekommen, weil ich nicht der Liebling unserer Eltern war, das hat nichts mit meinem Stolz und meiner Würde zu tun!“ 

Akira fing bei Wakas bedrohlichen Stimme an zu zittern. Er hatte seinen Mentor unterschätzt und bereute es sichtlich. Er hatte ihn nie so wütend gesehen. Aber er wusste was er mit seinen Leuten machte, wenn er wütend war. Das Gerücht, das er seine Frau kaltblütig ermordet hat, hat ihn zu der Furcht des ganzen Volkes gebracht. Akira wusste das wahrscheinlich seine letzte Stunde gerade geschlagen hatte: „D-du darfst mich gar-garnicht....u-umbringen!“ Er röchelte und schnappte nach Luft, aber Waka ließ nicht ab: „Wieso nicht?“ „W-weil s-sonst...“ „Was sonst?“ Waka drückte noch ein bisschen fester zu und drückte seine enorme Kraft im Oberkörper gegen den kleineren. Dieser spürte Wakas bedrohlichen Atemzug genau in seinem Spitzohr schnaufen. Akira lief ein kalter Schauer über den Rücken. So nah war er noch an seinem Mentor, aber er wollte es auch nie sein. Waka wurde ungeduldig: 

„Antworte gefälligst!“ Akira zuckte, als hätte er einen Stromschlag bekommen: „W-we....Wegen Vati!“ „Wegen Vati?“ Waka lächelte amüsiert: „Tze, weißt du was, mein kleiner Neffe? Ich sag dir jetzt mal was. Ich könnte euch mit einem Schlag umbringen, euch alle, ohne mit der Wimper zu zucken. Ich könnte dich und meinen lästigen Bruder einfach so umbringen. Ich könnte den Mond übernehmen und die Sterblichen versklaven, die unter unserem Mond auf diesem Planeten hier namens „Erde“ wandeln. All das steht in meiner Macht. Zweifel ruhig, aber denk bloß nicht, das ich es mir nicht zutrauen würde!“ Er drückte noch etwas fester zu, wurde aber ruhiger: „Deine Schwester ist ein Mädchen. Mädchen sind keine Jungs.!“ Akira war verwirrt: „W-was meinst du?“ „Frauen und Mädchen haben nicht die selben Rechte, wie wir!“ Akira wurde immer verstörter: „Rechte?“ „Sieh es mal so: du stiehlst die Laute deines Vaters und er erwischt dich und Kaguya beim spielen mit diesem Insrument. Er versucht nun den Dieb ausfindig zu machen. Nehmen wir an, du schiebst die Schuld auf deine Schwester. Wem würde er wohl am ehesten glauben?“
 Akira musste erst etwas nachdenken. Er würde das doch nie tuen, schließlich hatte er seine Schwester dafür viel zu lieb. Aber er war sehr intelligent und wusste worauf Waka hinauswollte: „....M-mir?“ Wakas Augen entspannten sich wieder und sein Griff lockerte sich: „Richtig. Das liegt nicht daran, das er dich lieber hat als Kaguya, sondern du hast ein stärkeres Recht und Ansehen, als sie. Egal, von wem sie abstammt und egal, wer ihr diese Anschuldigung gibt. Solange ein Junge ihre Unschuld in Frage stellt, wird sie sofort bestraft. Ich weiß, das es nicht fair ist, aber so ist unsere Kultur, so ist hier unser Leben, unsere Gesetze!“
 Waka merkte, wie Akiras Blick traurig wurde und legte ihm nun brüderlich die Hand auf die Schulter: 
„Es tut mir Leid, aber wenn du einen anderen Gedanken darüber hegst, kannst du ihn loslassen wenn du König bist!“ Akira sah seinem Mentor in die Augen: „W-wirklich?“ Er klang sichtlich erleichtert und Waka nickte nur verständnisvoll, auch wen seine Gedanken eigentlich nicht wirlich mit Akiras übereinstimmten. Er ließ den erleichterten Akira los und ging schweigend weiter, Akira folgte ihm etwas verwundert. Aber die Worte Wakas erwähnte er nie seinem Vater oder seiner Schwester, nein, er behielt es ganz für sich und sollte es auch nie vergessen. Sie wanderten jetzt schon eine halbe Stunde, bis sie endlich an einer kleinen Lichtung ankamen. Sie war mit einer großen saftigen Wiese gesegnet und überall sprießten die bunten Blumen heraus. Auch die Vögel hörte man hier glücklich singen und die Sonne schien segnend auf dieses Stück der Erde. In der Mitte lag ein großer See mit lauter wunderschönen Seerosen auf dem Wasser. Es war ein guter Platz zum rasten. Akira hatte sich sogleich erschöpft zu Boden niedergelassen und schlief ein. Waka hingegen schaute ihm von oben aus zu. Er musste etwas lächeln. Er hatte im Gegensatz zu seinem Bruder nie Kinder gehabt. Nie hatte er welche mit seiner damaligen Frau gehabt. Allerdings verfinsterte sich sein Blick auf der Stelle. Das Gerücht, das er sie kaltblütig ermordet hatte, stimmte sehr wohl. Er hatte sie oft geschlagen, wenn sie ihm nicht gehorchte. Als er eines Abends nach Hause kam, war sie besonders ungehorsam. Er war schon genug schlecht gelaunt gewesen, und sie wollte ihn nicht alleine lassen. Sie meinte, er solle endlich Vernunft walten lassen. Er sollte seine Krieger nicht so fies Bestrafen. Er blockte ab und sie ließ einfach nicht nach. Er sah sie genau vor sich, wie er sie geschlagen hatte, wie sie weinte vor Schmerz und um Vergebung bat, und sie irgend wann reglos vor ihm lag. Seine Hände waren blutverschmiert, so wie seine Lippen, da er ihr ziemlich heftig in den Hals gebissen hatte. Ja, sie waren alle wie Meuchelmörder. Wie Vampire. Er hatte es bis jetzt nie bereut. Er hatte sie danach einfach liegen lassen und am Morgen wurde sie dann von ihrer ehemaligen Kammerzofe gefunden. Es war ein großes Gezeter. Aber sie war immer noch eine Frau gewesen. Keiner hatte ihm die Schuld gegeben. Niemand hatte ihn verurteilt. Se hatten einfach ihre Leiche den gezüchteten Monstern zum Fraß vorgeworfen. Aber diese Tat ließ allen Gedenken, das man sich nie mit Waka anlegen sollte. Es waren schon wieder ein paar Stunden vergangen. Akira schlummerte noch immer friedlich in der Abenddämmerung und Waka saß einfach dort und starrte ins nichts. Die Vögel hatten sich in ihre Nester zurückgezogen und die Sonne war fast am Horizont verschwunden. Es war still, nur das Plätschern des Wassers war zu hören und das Rauschen der Blätter, wenn der Wind durch ihnen pfiff. Waka stand auf und setzte seinen Weg zum kleinen See fort. Es war beruhigend und gut. Er hatte vor, sein Gesicht zu waschen. Er setzte sich ans Ufer und füllte seine Hand mit der glasklaren Flüssigkeit. Dann bückte er sich nach vorne und klatschte es sich ins Gesicht. Es war wirklich erfrischend. Waka seufzte zufrieden stellend und schloss die Augen. Aber er war nicht allein. Er erschrak etwas, als er seine Augen wieder öffnete. Am anderen Ufer sah er ein Licht. Nicht irgend ein normales Licht, es war ein wirklich erschreckendes Licht. Es war sehr hell und strahlte eine starke Kraft aus. Und.......es blendete: Waka musste die Augen schmerzerfüllt zusammenkneifen. Und dann sah er sie: Es war ein Wolf. Er war weiß, wie Schnee und hatte ein wirklich liebevolles Gesicht. Sein Körper war von roten Markierungen beschmückt und die Schultern der Wolf besaßen weiße, flauschige Kringel, die sich in eine Wolkenform gewickelt hatten. Die selben besaß er an seinen krallenbesetzten Pfoten. Waka konnte seinen Augen nicht trauen. Dieses wunderschöne Tier, wie es aus dem See trank. So friedlich. Er war wie gelähmt. Aber er hatte Angst. Angst, weil dieser Wolf eine so enorme Kraft ausstrahlte. Er griff nach seinem Katana. In diesem Moment hob der Wolf seinen Kopf. Seine wunderschönen, friedlichen Augen schauten ihn ernst, aber sogleich friedlich an. Der Blick verriet alles. Er ließ seine Waffe fallen. Ein komisches Gefühl machte sich in ihm breit. Er fühlte sich so.....so nutzlos. So schrecklich unterbelichtet. Und er war beglückt. Er fühlte sich beglückt, nur bei einem Blick auf diesen Wolf. Die vielen Rückenhaare diesem Tieres spielten im Wind und nach einer gefühlten Ewigkeit lief es weiter. Weiter in den Wald hinein. Und Waka blieb zurück. Erstarrt und reglos. ******** Genau das war der Abend gewesen. Der Abend, an dem Waka alles, was er je getan hatte, bereut hatte. Wie er sich hasste. Wie er leicht über den frühen Verlust seiner Frau geweint hatte. Die Nacht, in der er in der Arche der Yamato geflohen war. Geflohen, einfach geflohen. Er hatte sich im Wind treiben lassen und das Schicksal hatte ihn zu Shiranui, Amaterasus Wolfsform gebracht. Der Wolf am See. Der Wolf, der eigentlich die ganze Zeit über eine Wölfin gewesen war. Der Wolf, der einen Mondstämmigen des Guten besonnen hatte. Und das nur mit einem einzigen Blick. Waka öffnete seine kalten Augen wieder. Ja, Amaterasu hatte ihn zum Propheten ausgegoren. Sie hatte ihm alles Verziehen. Er hatte dank ihr eine zweite Chance bekommen. Ein besseres Leben. Sie waren die besten Freunde gewesen. Ihre Freundschaft wurde von Tag zu Tag stärker. Bis zu dem Unglück. Dem großen Unglück namens Orochi. Und Amaterasu, wie sie nach dem Kampf ihm zeigte, das sie ihm nicht ein weiteres mal helfen wollte. Wie sie ihm eiskalt den Rücken kehrte. Wie sie ihn im Stich ließ. Nur für Ammy und Chibi. Und dann verschwand, und das für 100 Jahre. Er hielt sich schmerzhaft an die Schläfe. Nein, nicht jetzt. Keine sinnlose Vision. Er wollte jetzt nichts sehen. Nicht, wie ihm die Zukunft sagte, das er all das hier aufgeben sollte. Er stand schweigend auf. Ammy, die inzwischen den Tee eingegossen hatte, war traumatisiert, als sie seine starken Hände grob an ihrer Hüfte spürte und in ihre Kammer geschoben wurde. „Nur ein nerviges, freches Widerwort, und du wünschtest dir, du wärst nie geboren!“ Mit diesen Worte verabschiedete er sich und schloss Ammys Kammer. Ammy war verwirrt. Aber sie konnte ihn noch hören, wie er sagte: "Danke für den Tee!" Dann verschwand er. Waka machte sich auf den Weg zu Himiko. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)