Memories Erased von StillScreaming ================================================================================ Kapitel 8: Weakness. -------------------- Noch bevor er diesen Gedanken beenden konnte, durchzuckte ihn schon eine tiefe Reue und er starrte auf den bewusstlosen Körper der Orangehaarigen, der einige Meter von ihm entfernt auf dem Boden lag. Nun sollte er merken, dass genau das ein Fehler war. Kaum hatte der Grünhaarige sein Auge von seiner Angreiferin abgelenkt, folgte diese seinem Blick und schloss schneller als eigentlich für einen Menschen möglich war. Ein diabolisches Lächeln schlich sich auf die Lippen der Frau und innerlich rieb sie sich bereits die Hände. Na, wenn das mal kein ausgesprochen netter Zufall für sie war. „Männer, bindet die Kleine da auch an eine Liege! Gebt ihr dasselbe Mittel wie diesem Idioten.“ „Nein!“ Zorro hatte geschrien, ohne nachzudenken. Der sonst so ruhige und bedachte Mann war ohne zu zögern aus der Haut gefahren. Die Vorstellung, dass der Navigatorin etwas zustoßen könnte, weil er Mist gebaut hatte, gefiel ihm nicht. Sie war ihm zuwider. Niemand sollte und durfte dieser Frau Schmerzen zufügen, so lange er anwesend war! Vor ihm begannen die Befehligten damit, Nulls Anweisungen zu folgen und sie an die andere Liege zu binden. Fest verzurrt, ohne jegliche Fluchtmöglichkeit. Vergeblich riss der Grünhaarige mit den Hals am Rest seines Körpers, strengte sich an, zog, drehte sich, bis die Adern hervortraten. Wie nutzlos er doch war! Wie nutzlos sein Körper war und wie unfähig er war, dass er nicht einmal seinen Crewmitgliedern helfen konnte. In seinen Gedanken war nur der Wunsch, die orangehaarige Frau dort vor ihm beschützen zu können. Der Rest war vollkommen ausgeblendet. Erst, als der gegnerische Käptain wieder ihre Stimme erhob, stockte er. Was hatte sie da eben zu ihrer Mannschaft gesagt? Das durfte doch nicht wahr sein, oder? Er musste sich verhört haben. Er musste einfach. Reichte es nicht, dass sie sie genauso vergiftet hatten wie ihn? Sprachlos beobachtete der junge Mann das Geschehen, unfähig, irgendeine Reaktion zu zeigen. Als sich seine Liege am Kopfende langsam hob und ihn somit in eine aufrechtere Position brachte, kamen seine Kampfgeister zurück. Mit den letzten körperlichen Kräften, die er hatte, angetrieben von einem Berg an verschiedenen Gefühlen, gelang es ihm, gegen das Mittel in seinem Blut anzukämpfen und seine Fesseln zu sprengen. Mit einem lauten Brüllen kam er auf dem Boden auf, etwas schwach, taumelnd, aber stehend. Doch entgegen seiner Erwartung, beachtete ihn niemand. Die einzige Reaktion, die er ausmachen konnte, war die von Null. Ohne Zorro überhaupt richtig zu fixieren hob sie einen Arm in seine Richtung und murmelte leise etwas, woraufhin eine bläuliche Flüssigkeit aus ihrer Hand schoss. „Äußerst interessante Reaktion, Lorenor Zorro. Los, bindet ihn wieder fest, Jungs. Und keine Sorge, diesmal hat er eine stärkere Dosis bekommen.“ Das Auge weit aufgerissen sackte der Angegriffene an Ort und Stelle zusammen, kaum hatte ihn die blaue Masse berührt, und konnte nichts weiter tun als zuzusehen, was die feindlichen Piraten mit der jungen Frau anstellten. Er konnte nur zusehen, unfähig, den Blick abzuwenden. Direkt gegenüber von ihm... Wieder saßen sie schweigend am Tisch. Zorros Tee war über seinem Bericht ebenso abgekühlt, doch keiner schien sich dafür zu interessieren. Viel zu schockierend war das, was er gerade von sich gegeben hatte. „Sie haben dich unglaublich zugerichtet. Dann haben sie uns hier her gebracht. Eine Zelle irgendwo unterirdisch. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Du hast überall geblutet. Ich... Ich hab gedacht, du würdest sterben.“, flüsterte der junge Mann. Warum genau flüsterte er eigentlich? Er wusste es nicht genau, aber vermutlich war es eine automatische Reaktion, um das Zittern in seiner Stimme zu verbergen. Wenn er daran zurückdachte, wie diese Bastarde ihren Körper zerschnitten hatten, sie verprügelt hatten und in ihre weiche Haut gestochen hatten, wurde ihm beinahe wieder schlecht. Absichtlich hatte er Nami den Teil verschwiegen, als er sich übergeben hatte. Die Lust, die diese kranken Menschen dabei verspürt hatten, ihren Körper zu verletzen, hatte ihn krank gemacht. Und nicht nur das, auch die Tatsache, dass gerade sie es war, war für ihn etwas gewesen, was nicht auszuhalten war. Doch das musste sie nicht wissen. Sie hatte genug erfahren für so eine kurze Zeit. Seufzend wandte er sich doch wieder der Tasse vor ihm zu und stellte nun auch fest, dass der Inhalt eiskalt war. „Danke.“ Überrascht hob Zorro wieder den Kopf und blickte die Person an, die eben gesprochen hatte. Wieso sollte sie sich überhaupt bei ihm bedanken? Er hatte nichts getan. Er war nicht einmal annähernd eine Hilfe gewesen. Verächtlich schnaubend wandte er das Gesicht ab. Was er nicht wusste, war, dass die Orangehaarige es anders sah. Hätte er ihre Hand nicht so selbstlos ergriffen, wäre sie nun alleine hier. Sie hätte niemanden, der mit ihr reden würde, niemanden, der ihr die Situation erklärt hätte. Auch, wenn alles im Moment ziemlich aussichtslos schien, so lange sie ihre Erinnerungen nicht hatte, so war Nami froh, diesen abweisenden Mann bei sich zu haben. Auch, wenn sie das Gefühl hatte, dass er etwas vor ihr verheimlichte. Vorsichtig hob sie die Hand und fuhr an sein Gesicht, was ihn zusammenzucken ließ. Was sollte das schon wieder? Doch auch der irritierte Blick auf dem Gesicht des Schwertkämpfers brachte sie nicht dazu, ihr Handeln zu stoppen. Sanft fuhr sie über die stoppelige Haut seines Kieferknochens und ließ ihre Finger dort verweilen. Selbst sie wusste nicht genau, was sie damit bezwecken wollte, doch ihr Körper hatte wie mechanisch gehandelt. Zorro kam nicht umher, sich wohl zu fühlen. Diese Nähe, die Wärme, die ihre Hand an sein Gesicht abgab. All das brachte ihn dazu, sich in dieser kargen Umgebung auf eine seltsame Art und Weise einfach wohl zu fühlen. Ihr Blick wiederum brachte seine Haut förmlich zum Glühen. Es war, als würde sie in ihn hinein sehen und genau wissen, was sie nicht wissen sollte. „Lass den Scheiß. Wir sollten langsam schlafen.“, beendete er die schwierige Situation in einem Tonfall, der keine Widerworte zuließ und schlug ihre Hand zur Seite. Er durfte sich so etwas nicht erlauben. Es konnte doch nicht sein, dass sein Herz wegen so einer kleinen Berührung so schnell schlug. Ohne sich noch einmal umzudrehen verließ er den Raum Richtung Schlafzimmer. Hätte er es getan, so wusste der Lorenor nicht, ob er sich nicht hätte stoppen lassen. Zurück blieb, wie schon die Male zuvor, Nami. Ratlos blickte sie dem Schatten des Grünhaarigen nach, der schnell um die Ecke verschwand. Gerade hatte sie das Gefühl gehabt, sie wäre etwas näher an seine Seele herangekommen, doch er hatte sie wieder abgewehrt. Dabei sagte ihr eine weit entfernte innere Stimme, dass er der Schlüssel war, um ihre Erinnerungen wieder zu erlangen. Seufzend fragte sie sich, was er wohl für ein Problem hatte. Als sie nach kurzer Zeit zu dem Schluss kam, dass das keinen Sinn hatte und sie ihn wohl oder übel zur Rede stellen musste, entschied sich Nami dafür, noch einen Tee zu trinken und ihm dann zu folgen. Auch, wenn sie nicht wusste, wie das aussehen sollte. Zwar gab es im Zimmer zwei Decken, aber immer noch nur dieses eine Bett, das auch nicht unbedingt für zwei erwachsene Personen konzipiert war. „Na das kann ja was werden, mit diesem Sturkopf.“ Während sie geistesabwesend die zerbrochene Tasse aufhob und entsorgte, sowie ihren Tee zubereitete und auf das Wasser wartete, bis es kochte, reflektierte die Orangehaarige noch einmal die Erzählung des jungen Mannes. All das hörte sich für sie so unglaublich, so irreal an, dass es eigentlich schon fast wieder die Wahrheit sein musste. Aber was blieb ihr auch schon viel übrig, als ihm zu glauben? Er war der einzige Strohhalm, nach welchem sie in ihrer Situation greifen konnte. Und sie fühlte sich auf diese seltsame Weise hingezogen zu ihm. Nicht nur, dass er wahnsinnig gut aussah, nebenbei auch noch ein fantastischer Küsser war und eine geheimnisvolle Aura ihn umwob... Nein, vielmehr fühlte es sich an, als würden sie sich schon lange kennen. Als würde sie ein unsichtbares Band verbinden, das direkt an ihrem Innersten befestigt war. Als sie die Stimme des Schwertkämpfers nach ihr rufen hörte, merkte Nami erst, wie lange sie über denselben nachgedacht hatte. Hastig stürzte sie den letzten Schluck ihres, mittlerweile erkalteten, Tees hinunter und stand auf. Mit einem leisen „Auf ins Gefecht“ begab sie sich auf den Flur, der zu den übrigen Räumen führte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)