Memories Erased von StillScreaming ================================================================================ Kapitel 2: Irritation. ---------------------- „Nami, was zur Hölle treibst du jetzt wieder für kranke Spielchen?“ Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! Da kümmerte er sich tagelang um diese Hexe und dann versuchte sie, ihn so übel auf den Arm zu nehmen. Aber leider musste er zugeben, dass er ziemlich erschrocken war. Vor allem, wie sie dazu auch noch aussah. Es war fürchterlich anzusehen, wie die Verletzungen sie geschwächt hatten. Der Grünhaarige war schon immer mit einer guten Menschenkenntnis gesegnet gewesen und so bemerkte er nach dem ersten Anflug von Ärger und Schock doch schnell, dass die junge Frau ihre Frage ernst meinen musste. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Zu all dem Unglück, das er in der letzten Zeit hatte ertragen müssen, kam nun auch noch dazu, dass Nami allen Anschein nach ihr Gedächtnis verloren hatte. Er seufzte entnervt und fasste sich mit der Hand an die Stirn. Während ihr Gegenüber mit sich selbst haderte, wich die Orangehaarige etwas zurück. Nami? War das ihr Name? Sie konnte sich nicht richtig erinnern, wie sie hieß. Und doch kam er ihr so seltsam vertraut vor. Plötzlich spürte sie, wie sie gegen die Wand hinter sich stieß. Sie hatte kaum bemerkt, dass sie so weit zurückgeschritten war und erschrak leicht. Ein kurzer Schrei, der die Aufmerksamkeit des Mannes wieder auf sie lenkte. „Verdammt...“, fluchte sie flüsternd, in der Hoffnung, dass wenigstens dies seinen Ohren verborgen blieb. Doch sie wurde jäh enttäuscht, als er anfing zu grinsen und eine Augenbraue belustigt nach oben zog. Er musste es gehört haben. Erst jetzt fiel ihr auf, dass der Grünhaarige nur noch ein Auge besaß. Zuvor war er nur am Boden gesessen, sodass sie es nicht hatte erkennen können. Was war da wohl passiert? War dieser Kerl etwa gefährlich? Instinktiv versuchte Nami weiter zurück zu weichen, doch die Wand war unerbittlich und fest. Hilfesuchend sah sie sich um. „Du hast doch nicht etwa Angst vor mir, oder irre ich mich?“ Spöttisch lachend machte der muskulöse junge Mann einen Schritt auf die so zierliche Frau zu und beobachtete ihre Mimik. Es war doch zum Verzweifeln. Jetzt hatte sie wirklich Angst vor ihm! Sie. Die grausame Hexe der Strohhut-Piraten, die niemals davor zurückschreckte, ihm oder den Anderen eine Kopfnuss zu verpassen oder ihr lautes Organ einzusetzen, um ihnen allen verbal in den Arsch zu treten. Die Ironie an der ganzen Situation ließ ihn leise auflachen. Verrückte Welt. Als er nur noch wenige Zentimeter vor ihr stand, packte er die Orangehaarige am Kinn und zwang sie somit, ihm in die Augen zu sehen. Er konnte Verwirrung erkennen, Verzweiflung, Angst und... Was war das? Diesen Ausdruck hatte er noch nie in ihren Augen gesehen. Nein, doch, hatte er. Wenn sie alle zusammen feierten und am Ende des Trinkspiels wie immer nur noch er und sie übrig blieben. Dann hatte sie manchmal diesen Blick gehabt, direkt in seine Augen. Und hatte ihn angesehen, während sie in ihre Kajüte ging, über die Schulter hinweg, die Körper der schlafenden Nakama völlig ignorierend. Bis sie die Tür hinter sich geschlossen hatte. Nie war er daraus schlau geworden. Der Grünhaarige hatte sich irgendwann damit abgefunden, dass das wohl irgend so ein Frauending sein musste, dass er nie verstehen würde. Auch, wenn er irgendwie von dieser Emotion in ihren Augen fasziniert war. Sich wieder auf die eigentliche Situation besinnend, schüttelte er diesen Gedanken schnell wieder ab, was einen irritierten Gesichtsausdruck der jungen Frau vor ihm zur Folge hatte. Sie musste denken, er wäre gestört oder ähnliches. Langsam beugte er sich nach vorne. Die junge Frau kniff ängstlich die Augen zusammen, tausende Gedanken schossen ihr durch den Kopf. Wie es aussah war sie mit diesem Fremden alleine, also wer sollte sie retten, wenn er versuchte, ihr etwas anzutun? Was hatte er vor? Wollte er sie etwa...? „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sich Lorenor Zorro einfach so vergessen lässt, oder?“, flüsterte er ihr heiser ins Ohr, sodass ihr ein wohliger Schauer über den Rücken lief. Sein Atem so nah an ihrer Haut, diese tiefe Stimme, all das zog sie einfach an und schickte ein Kribbeln über ihren gesamten Körper. Wie konnte es nur sein, dass ein fremder – aber zugegebenermaßen unglaublich gutaussehender – Mann sie so anmachte? So nötig hatte sie es doch gar nicht. Aber halt. Lorenor Zorro? Diesen Namen hatte sie schon einmal gehört. Erschrocken über diese Tatsache riss sie die Augen auf und spannte unmerklich ihren Körper an. Woher kannte sie diesen Kerl? Jedenfalls war klar, dass sie ihn kannte. Kennen sollte jedenfalls. War sie mit ihm befreundet? Mit diesem gefährlich aussehenden Mann? Namis Hals war wie ausgetrocknet und sie musste sich räuspern, bevor sie sprechen konnte. Es war nur ein leises Flüstern, das sie von sich gab, doch die fehlende Entfernung zwischen den Beiden ließ es ihn doch deutlich verstehen. „Zorro...“ Nur sein Name. Er war ihr einfach von den Lippen geglitten und es fühlte sich vertraut an. Angestrengt versuchte sie sich zu erinnern, doch es wollte nicht funktionieren. Die einzige Folge war, dass ihr Kopf anfing zu schmerzen. Ein pochender, zäher Kopfschmerz, der sich anfühlte, als würde sich ihr Gehirn ausdehnen und gleichzeitig implodieren. Sie verlor das Bewusstsein und sackte an der Wand hinab, nur um kurz vor dem Treffen mit dem Boden von zwei starken Armen aufgefangen zu werden. Das Letzte, was sie noch bewusst wahrnahm, war ein lauter Ausstoß von Flüchen. Und ihrem Namen. „Scheiße!“ Wieder einmal war die Orangehaarige in die Bewusstlosigkeit abgedriftet und ließ ihn hier mit nichts zurück, als ihrem schlaffen Körper. Vorsichtig nahm Zorro die junge Frau auf seine Arme, um sie wieder zurück ins Schlafzimmer zu tragen. Besorgt bemerkte er, dass sie eindeutig an Gewicht verloren hatte. Und ebenso besorgt, wenn auch auf andere Weise, bemerkte er, dass sie nichts trug, außer diesem weiten Oberteil. Bedacht darauf, dass dieses nicht auch noch verrutschte und Teile entblößte, die ihm jetzt die Konzentration rauben könnten, begann er seinen Weg über den Flur. Dass es ihr schlecht ging, hatte der Grünhaarige schon sagen können, das konnte jeder sehen, auch, wenn er kein Arzt war. Die Wunden, die ihr zugefügt wurden, auch, wenn sie bereits heilten, waren nicht ganz ohne. Eine Weile lang war er sich nicht einmal sicher gewesen, ob sie überleben würde. Der Gedanke daran ließ ihn schaudern. Was hätte er dann tun sollen? Was hätte er Ruffy sagen sollen, falls er ihn jemals wiedersehen sollte? Und warum stach es ihm so tief in die Brust, wenn er daran dachte, nie wieder ihr Lachen sehen zu können? Diese verweichlichten Gedanken konnte er jetzt nicht gebrauchen. Er schüttelte den Kopf und bemerkte erst jetzt, dass er bereits vor der schmalen Matratze stand. Achselzuckend nahm er diese Tatsache hin und legte den weiblichen Körper behutsam auf das weiche Material, deckte sie sorgfältig zu. Eine Erkältung zusätzlich würde ihren Zustand nur unnötig verschlechtern. Ganz nebenbei war ihm schon ein wenig heiß geworden, während er sie getragen hatte. Diese unglaublich langen Beine, die kein Ende zu nehmen schienen. Es war kein Wunder, dass sie vielen Männern den Kopf verdrehte, von Sanji mal ganz zu schweigen. Als er sie dort so liegen sah, hatte der junge Mann auf einmal das Bedürfnis, der Orangehaarigen nahe zu sein. Sie zu beschützen und über sie zu wachen. Er war doch der Einzige, den sie hier noch hatte. Auch, wenn sie sich nicht an ihn zu erinnern schien. Bestimmt zog er den Stuhl vom Tisch vor die Schlafstätte und ließ sich unsanft nieder. Er wollte bei ihr sein, wenn sie wieder aufwachte. Vielleicht könnte er ihr erklären, was passiert war. Vielleicht würde sie sich sogar erinnern können, wenn er ihr nur etwas auf die Sprünge half. Dieser Gedanke brachte Zorro augenblicklich neuen Mut. Er würde es wahrscheinlich niemals zugeben, doch er vermisste die herrische, meckernde Nami, die immer nur schrie. Diese Frau, die hier vor ihm lag, war nicht mit dem zu vergleichen, was er von ihr kannte. Eigentlich war sie eine wunderschöne Frau und schlafend wirkte sie kein bisschen wie die Tyrannin, die sie war, eher wie ein Engel. Doch es war fast traurig, anzusehen, wie sie vor ihm zurückwich, Angst vor ihm hatte. Vor allem, weil das das Letzte war, was er wollte. Während der Grünhaarige in seine Gedankenwelt abdriftete, bemerkte er wie müde er war. Vorsichtig bettete er seinen Kopf auf die verschränkten Arme, mit denen er sich auf der Matratze abgestützt hatte, um die junge Frau besser betrachten zu können. Ein bisschen Schlaf konnte auch ihm nicht schaden, und seine Nakama würde in der nächsten Zeit wohl keine größere Hilfe benötigen. Ohne es bewusst wahrzunehmen, griff er nach ihrer Hand und driftete ab ins Reich der Träume. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)