Videoblock von CanisMinor (OST #001) ================================================================================ Kapitel 1: Videoblock --------------------- Es knisterte leicht, bevor die Aufnahme startete. Auf dem Display stand das Datum, der 31.12.2012. Es war soeben 18 Uhr geworden und alles war in Dunkelheit gehüllt. Bis auf das junge Mädchen mit den langen, hellbraunen Haaren, die einen nicht sehr fröhlichen Eindruck machte. „Hallo! Das ist also die Live-Videoübertragung in meinem Block, die ich euch versprochen habe und wie ich sehe haben auch schon alle fleißig eingeschaltet. Leider wird es wohl nicht ganz so wie geplant ablaufen. Meine Eltern sind nun doch über Silvester verreist und ich bin allein Zuhause. Aber auf meine Großeltern kann ich heute verzichten. Da darf ich nicht Mal Party machen. Also werde ich heute mit euch feiern. Der Plan sieht so aus, dass ich euch alle 30 bis 60 Minuten Mal reinschauen lasse, was hier heute so spannendes bei mir passiert... Oder auch nicht. Denn der Akku von meiner Kamera reicht nicht um wirklich den ganzen Abend zu filmen. Aber keine Sorge, sollte zwischendurch etwas Spannendes passieren, werde ich euch natürlich daran teilhaben lassen. Also solltet ihr besser nicht wegklicken. Außerdem erlebt ihr auch noch eine kleine Premiere mit mir. Meine Eltern waren noch nie vorher ohne mich verreist. Und da sie erst heute Morgen losgefahren sind, wird das hier auch meine erste Nacht ganz allein in unserem Haus. Mal sehen, was wir da noch alles anstellen, oder was wir erleben. Immerhin passieren dar immer die verrücktesten und mysteriösesten Dinge, wenn man alleine in einem großen Haus ist. Jedenfalls in Filmen, aber ich werde heute testen können, ob es im richtigen Leben auch so ist. Und ihr seit live dabei.“ Mit diesen letzten Worten schaltete sie die Kamera wieder aus und nach einem kurzen rauschenden Bildschirm wurde es schwarz. Erneut ging der Bildschirm an und wieder stand das junge Mädchen davor. Diesmal schien sie fröhlicher zu sein. „Willkommen zurück bei mir meine Lieben! Wie ihr sicher unschwer erkennen könnt hat sich meine Laune ein wenig verbessert. Ich habe mittlerweile angefangen das Haus ein bisschen nach Silvester zu dekorieren. Ein paar Luftschlangen hängen jetzt hier überall herum und ich hab mir unseren großen Tisch im Wohnzimmer fertig gemacht. Das will ich euch gleich auch noch zeigen. Ihr wollt sicher wissen, wie das gehen soll. Immerhin sende ich gerade live und da muss doch die Kamera an den PC angeschlossen sein. Tja, das stimmt in diesem Fall nicht ganz. Ich habe nämlich zu Weihnachten eine ganz neue Kamera bekommen und die sendet alles drahtlos an meinen Computer. Das bedeutet zwar, das ihr alles ein bisschen zeitverzögert seht, aber immerhin kann ich euch so durch das ganze Haus tragen und auch ein Stück nach draußen bringen. Ihr dürft euch also auch nachher das Feuerwerk mit mir zusammen ansehen. Zumindest wer nicht selbst nach draußen geht, aber vielleicht nimmt der ein oder andere seinen Laptop ja nach draußen mit. Aber nach dem Feuerwerk ist es noch nicht vorbei. Ich hab spontan entschieden den Block noch bis drei Uhr morgen früh weiterzuführen. Es ist ja eh niemand da, der mir sagen könnte, dass ich jetzt ins Bett gehen soll. Ach übrigens, bei mir ist es jetzt fast 19 Uhr. Es bleiben also noch fünf Stunden bis Mitternacht. Ich hoffe ihr zählt alle mit mir mit. Wir sehen uns dann wie...“ Das Mädchen hörte abrupt auf zu sprechen und drehte ihren Kopf in eine andere Richtung. Im Hintergrund war in weiter Ferne ein klopfen zu hören. „Merkwürdig, ist da einer draußen?“ Sie wendete sich wieder der Kamera zu. „Wie es scheint haben wir einen unerwarteten Gast. Auch wenn es mir nicht einleuchtet, warum er nicht klingelt. Oder warum überhaupt jemand extra in diese Einöde fährt. Wer meinen Block fleißig verfolgt hat wird ja wissen, das wir hier so ziemlich auf dem Land wohnen.“ Das Klopfen ging in einem regelmäßigen Takt weiter und es schien ein wenig lauter geworden zu sein. „Na gut, da unser Gast ziemlich hartnäckig zu sein scheint, gehen wir jetzt Mal gemeinsam nach unten und sehen nach, wer uns da stört.“ Entschlossen steht das Mädchen auf und dreht die Kamera um. So konnte man genau sehen, wo sie lang ging. Es ging eine Treppe runter. Dabei konnte man hier und da einige Luftschlangen sehen. Eine hatte sie auch über des Treppengeländer gedreht. Am unteren Teil der Treppe musste sie sich nur noch nach links drehen und stand vor der Haustür. Doch das Klopfen schien von woanders herzukommen. Es klang mittlerweile so eindringlich, dass man gar nicht mehr wirklich feststellen konnte, wo es jetzt eigentlich herkam. Es war einfach da. Sie schien nochmal um sich zu sehen, bevor sie die Haustür langsam öffnete. In diesem Moment hörte das Klopfen auf. Doch vor der Haustür stand keiner. Sie ging noch ein paar Schritt nach draußen und dreht sich ein paar Mal. Aber da war keiner. Direkt vor der Haustür war nur noch ein kleines Stück Grundstück, bevor ein kleiner Zaun auftauchte und dahinter befand sich ein großes Feld. Rechts ging es zur Straße und links war eine große Holzwand mit Tür zu sehen. Die war eindeutig abgeschlossen. „Okay Leute... Das macht mir doch ein wenig Angst. Scheint keiner hier zu sein. Oder hat mir ein Vogel einen Streich gespielt? Hoffentlich kommt es nicht wieder, das war echt gruselig. Wie in diesen Filme, wo Geister ihr Unwesen in entlegenen Häusern treiben, wenn gerade nur die Tochter des Ehepaares Zuhause ist. Aber es ist ganz schön kalt hier draußen. Gehen wir also wieder rein.“ Die Kamera schwenkte wieder um und betrat das Haus. Hinter einem konnte man noch hören, wie die Haustür wieder zugemacht wurde. Na ja, wo wir schon hier unten sind, werde ich euch Mal mein schön geschmücktes Wohnzimmer zeigen. Da werden wir nachher noch eine Menge Zeit verbringen.“ Sie ging an der Treppe vorbei und die nächste Tür nach links. „Hier haben wir also...“ Sie hielt wieder inne. Im Grunde war der Tisch wirklich schön gedeckt. Luftschlangen lagen darauf, jede Menge Trinken und Knabberzeug. Was aber nicht ganz ins Bild passten, waren die Stühle. Anstatt um den Tisch zu stehen, lagen sie in einem Kreis um den Tisch auf der Rückenlehne. „Okay, ich weiß nicht was das soll, aber ich mag diesen Scherz nicht. Aber es kann doch keiner im Haus sein. Es ist alles abgeschlossen und im Untergeschoss hab ich alles runter gelassen. Echt merkwürdig... So langsam macht es mir doch ein wenig Angst allein Zuhause zu sein. Aber ich bin mir absolut sicher, so habe ich die Stühle nicht hinterlassen.“ Sie drehte die Kamera wieder so, dass man sie sehen konnte. Sie hatte etwas Farbe aus ihrem Gesicht verloren. „Tja, Leute. Ich werde mich an dieser Stelle Mal kurz von euch verabschieden. Ich werde gleich Mal nachsehen gehen, was hier vor sich geht. Natürlich werdet ihr die Ersten sein, die es erfahren werden, sollte ich etwas finden. Falls ich mich nicht wieder melden sollte, ruft die Polizei.“ Damit ging die Kamera wieder aus. Es rauschte kurz, bevor die Kamera wieder anging und das junge Mädchen zeigte. Sie holte nochmal tief Luft, bevor sie wieder anfing zu sprechen. „Okay Leute, es ist jetzt 20 Uhr und es gehen wirklich merkwürdige Sachen in meinem Haus vor sich. Dieses Klopfen ist ständig wieder da. Und jedes Mal, wenn ich eine Tür geöffnet habe, war es sofort wieder für kurze Zeit weg. Das ist wirklich schräg. Ich habe wirklich jedes mögliche Verstekc in diesem Haus abgesucht. Ich war sogar im Keller und auf dem Dachboden. Obwohl ich mich schon so genug im Dunkeln davor grusele. Aber da war niemand. Wir sind hier vollkommen allein. Und trotzdem konnte ich nicht feststellen was hier vor sich geht. Und eben gerade habe ich einen sehr merkwürdigen Anruf bekommen. Ihr wollt wissen, wie ein Anruf merkwürdig sein kann? Das war wirklich unheimlich. Am anderen Ende der Leitung konnte ich nur schweres Atmen hören. Ansonsten nichts. Das ist langsam wirklich nicht mehr lustig. Wenn einer von euch da draußen, die gerade zuschauen dahinter steckt, dann lasst das bitte. Das ist nicht mehr lustig. Überhaupt ist es nicht lustig sich über jemanden lustig zu machen, der das erste Mal nachts allein Zuhause ist.“ Sie hielt inne, als es wieder klopfte. Genau das gleiche Klopfen wie vor einer Stunde auch. Leise, unscheinbar, aber es war da. Jetzt flüsterte sie. „Es geht schon wieder los... Das ist so unheimlich, ich will gar nicht wieder aufstehen. Ich hab mich hier jetzt in meinem Zimmer verkrochen. Aber es hört einfach nicht auf. Ich stand schon kurz davor einfach ins Bett zu gehen und zu hoffen, das es bald morgen wird, damit das alles aufhört. Zumindest hoffe ich, das es aufhört, wenn es hell draußen ist. Es ist ja vorher heute den ganzen Tag nichts passiert. Erst, als es dunkel war. Ich hab eine richtige Gänsehaut.“ In diesem Moment begann ihr Handy hörbar zu vibrieren. Sie hielt kurz inne und nahm das Handy in die Hand. „Da ist dieser Anruf wieder Leute. Keine Nummer im Display. Ich mache extra nur für euch den Lautsprecher an.“ Sie drückte auf einen Knopf und sofort danach war ein schweres, rasselndes Atmen zu hören. Als hätte jemand Wasser in der Lunge. Sie legte wieder auf. „Das war jetzt schon das vierte Mal in 15 Minuten. In Zukunft werde ich nicht mehr ran gehen. Das war jetzt nur Demonstration für euch. Leute, was euch immer hier vor sich geht, es gefällt mir nicht, ganz und gar nicht.“ In diesem Moment war ein lautes Poltern von unten zu hören. Erschrocken sprang sie mit einem erstickten Schrei auf. „Oh mein Gott!“ Sie fing wieder an zu flüstern. „Ich geh jetzt runter Leute und ich werde euch mitnehmen. Dann fühle ich mich wenigstens nicht ganz allein.“ Sie drehte die Kamera wieder so, dass man alles sehen konnte und öffnete ihre Zimmertür um auf den Flur zu gehen. Es herrschte eine unheimliche Stille im ganzen Haus. Man konnte nicht Mal eine Uhr ticken hören. Auf Zehenspitzen schlich sie sich die Treppe runter. Im Wohnzimmer war das Licht an. Sie flüsterte wieder. „Das ist höchst merkwürdig. Ich habe hier unten kein Licht angelassen.“ Ganz langsam näherte sie sich dem Wohnzimmer und ging hinein. Beinahe hätte sie die Kamera fallen lassen. Die Stühle lagen wieder auf dem Boden, aber dieses Mal quer durch den Raum verteilt. Der schön geschmückte Tisch war umgestoßen worden. Doch die Gläser und die Schalen standen unversehrt in einem Kreis daneben auf dem Boden. Es dauerte eine gute Minute, bevor sie sich wieder wagte zur bewegen. Sie drehte die Kamera wieder so, dass man sie sehen konnte. „...Ich wünschte, meine Eltern wären hier. Wenn ihr gerade zuseht, dann kommt bitte wieder nach Hause. Das hier ist schrecklicher als jeder Horrorfilm...“ Ein lautes Klopfen war aus der Küche zu hören, die gleich neben dem Wohnzimmer lag. „Was habt ihr jetzt wieder mit mir vor?“ Sie drehte die Kamera wieder um und ging aus dem Wohnzimmer in Richtung Küche. Dort machte sie erstmal das Licht an, doch es schien auf dem ersten Blick alles in Ordnung zu sein. Alles stand noch dort, wo es stehen sollte und nichts war umgeschmissen worden. Vorsichtig ging sie weiter in die Küche und drehte die Kamera wieder um, nachdem sie sich noch etwas umgesehen hatte. Dann blieb sie stehen. Es dauerte einen Augenblick. „Leute, wer mir das erklären kann, den werde ich küssen.“ Sie flüsterte wieder und drehte die Kamera so, dass man den Wasserhahn der Küche sehr gut sehen konnte. Ganz unmerklich und kaum erkennbar war eine Bewegung zu sehen. Ganz langsam ging der Wasserhahn auf. Noch ein kleines Stück. Langsam lief etwas Wasser. Dann, ganz unerwartet sprang der Wasserhahn ganz auf und das Wasser spritze in alle Richtungen. Mit einem kleinen Aufschrei ging sie ein paar Schritte zurück. Das Wasser lief noch. Ansonsten passierte nichts. Ganz vorsichtig streckte sie ihre Hand aus und schloss den Wasserhahn langsam wieder. Es passierte auch weiterhin nichts. Sie wartete noch eine Minute. „Es scheint wieder aufgehört zu haben.“ Wieder war ihre Stimme nichts als ein Flüstern. Sie wartete noch einen Moment. Es blieb weiterhin alles still. „Okay, es scheint wieder sicher zu sein. Ich beende das hier jetzt für den Moment und melde mich später wieder bei euch. Erstmal werde ich jetzt die Polizei rufen.“ Die Kamera ging wieder aus. Die Kamera startete wieder die Aufnahme. Man konnte nichts sehen, weil es stockdunkel war. Nur ihre Stimme war zu hören. „Es ist jetzt 21 Uhr. Irgendwas stimmt nicht mit unserem Telefon. Und mein Handy funktioniert auch nicht wirklich. Ich habe versucht mit beidem die Polizei anzurufen. Aber das Telefon hat nie gewählt. Es war nur jedesmal dieses schwere Atmen zu hören. Ich habe es auch mit anderen Nummern versucht, aber ich kann nicht Mal meine Eltern anrufen. Ich hatte gehofft, das es nur eine Störung ist und habe bis eben gerade gewartet. Aber es hat sich bis jetzt nichts geändert. Solltet ihr bei euch Zuhause die Möglichkeit haben bitte ich euch für mich die Polizei zu rufen. Denn so langsam verliere ich den Verstand. Ich werde mich bis zum Knallen nicht mehr aus meinem Zimmer bewegen, um euch vorzuwarnen. Hier gehen echt mysteriöse Dinge vor sich. Möbel kippen um, ich habe es jetzt selbst gesehen, wie es passiert. Ganz ohne irgendein Zutun. Und die Möbel verrücken sich. Stellen sich einfach woanders hin. Ein Stuhl ist selbst die Treppe raufgewandert. Deshalb hab ich jetzt meine Tür abgeschlossen. Hier ist definitiv ein böser Geist am Werk. Ich habe Mal im Internet recherchiert und ich habe gelesen, das man früher Silvester gefeiert hat um die bösen Geister zu vertreiben. Ich hoffe, dass der Spuk ein Ende hat, wenn wir nachher ordentlich geknallt haben.“ Im Hintergrund ist ein kratzen zu hören, das in den Zähnen wehtut. „Hört sich so an, als würde der Stuhl wieder versuchen die Treppe rauf zukommen.“ Das Kratzen hört auf, als das Licht plötzlich anging. Und es ging wieder aus. Und gleich darauf wieder an. Man hörte den Lichtschalter an der Tür klacken als das Licht immer schneller aus und an ging. Sie zog sich die Decke über den Kopf und nur kurz darauf hörte es wieder auf. „In diesem Moment verfluche ich uns nur umso mehr, das wir hier draußen in der Einöde wohnen. Und unsere Nachbarn sind nicht da. Die sind dieses Jahr auch verreist. Und der nächste Nachbar wohnt erst auf der anderen Seite des Feldes. Der bekommt gar nicht mit was hier abgeht und ich habe viel zu große Angst, um im Dunkeln zu ihm rüber zu gehen. Wie ich schon sagt kann ich nicht Mal bei ihm anrufen. Ich fürchte, was auch immer hier sein Unwesen treibt, es wird mich verfolgen und mich nicht mehr loslassen, selbst wenn ich das Haus verlasse. Das Risiko ist viel zu groß. Ich hoffe inständig, dass das hier bald ein Ende haben wird. Ich mach hier wieder einen Schnitt, aber ich werde euch teilhaben lassen, wenn etwas besonderes passieren wird, aber ich garantiere euch, ich werde mein Zimmer die nächsten drei Stunden nicht mehr verlassen.“ Sie schaltete die Kamera wieder aus. Mit einem anfangs leichten flackern ging die Kamera wieder an. „Ich melde mich wieder zurück, mit einer Stunde Verspätung. Es ist jetzt 23 Uhr, noch eine Stunde. Bis eben gerade war noch der Strom weg. Und wer sich jetzt fragt ob ich nach dem Sicherungskasten gesehen hab. Nein, ich habe mein Zimmer nicht verlassen. Es ist von allein wieder angegangen. Aber ich habe einen Blick aus dem Fenster riskiert. Die Nachbarn auf der anderen Seite des Feldes hatten Strom. Bei ihnen waren alle Lichter an. Natürlich haben sie wieder nicht mitbekommen, was hier abgeht. Langsam drehe ich echt durch. Ich wünschte, irgendjemand wäre bei mir.“ Die Stille wurde durch schwere Schritte unterbrochen, die eindeutig vom Dachboden kamen. „Diese Schritte haben angefangen, kurz bevor der Strom wiederkam. Aber ich habe zur viel Angst um nachzusehen. Mir graust es auch schon davor in einer Stunde dieses Zimmer verlassen zu müssen um nach draußen zu gehen. Aber ich werde es tun. Ich muss dringend raus aus diesem Haus. Ich werde irre hier drin.“ Wieder setzte das Klopfen von vorhin ein. Dieses Mal aber sehr viel lauter und sie kamen eindeutig von der anderen Seite der Zimmertür. Sie wagte es nicht auch nur einen Laut von sich zu geben. Es dauerte einen Moment an. Dann war wieder Ruhe. Aber nur einen kurzen Moment. Denn dann waren schwere Schritte auf der Treppe zu hören, die nach unten gingen. Dann war Ruhe. „Ich kann euch versichern, es ist zwischendurch niemand ins Haus gekommen. Da ist niemand. Ich weiß nicht, wodurch diese Schritte entstehen. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich es jemals herausfinden will. Ich verabschiede mich jetzt nochmal von euch. Ich muss jetzt all meinen Mut zusammennehmen, da rausgehen, das Feuerwerk zusammensuchen und nach draußen gehen. Wir werden uns also draußen wiedersehen. Und zwar, wenn ich die ersten Raketen in die Luft jagen werde. Bis später, Leute.“ Die Kamera wurde wieder abgeschaltet. Die Kamera schaltete sich wieder ein und der Sternenhimmel war klar zu sehen. Nur die Stimme des Mädchen war zu hören. „Nur noch ein paar Minuten bis Mitternacht. Bis jetzt ist noch nichts wieder passiert. Vielleicht ist es jetzt vorbei. Als ich aus meinem Zimmer kam sah es jedenfalls so aus, als sei nie etwas passiert. Aber laut euren Kommentaren hab ich mir das ja nicht eingebildet. Wer weiß, was das war. Vielleicht haben mehrere Defekte auf einmal das alles verursacht. Und das ein oder andere könnte durchaus nur Einbildung gewesen sein. So schnell werde ich aber jedenfalls nicht wieder alleine Zuhause verbringen. Jedenfalls nicht über Nacht. So, meine Uhr sagt noch eine Minute. Ich hoffe, ihr werdet alle gleich mit mir Zählen.“ Sie schwenkte die Kamera nach unten. Da standen einige leere Flaschen in denen sie Raketen gesteckt hatte. „Das wird ein Spaß. Das Feuerwerk der Nachbarn kann man ja leider nur in weiter Entfernung sehen. Aber immerhin haben wir unseres hier. Okay Leute! Jetzt ist es soweit, zählt alle mit! Zehn... neun... acht... sieben... sechs... fünf... vier... drei... zwei... eins...“ Sie beugte sich etwas runter und zündete eine Rakete nach der anderen an. Als sie an der letzten angekommen war, zischte die Erste auch schon in den Himmel. Sie trat ein paar Schritte zurück und hielt die Kamera in den Himmel. Funken sprühten aus den Raketen, als würden Lichter tanzen und wenn die Raketen dann explodierten, sahen sie aus wie riesige Blumen am Himmel. Und das in den unterschiedlichsten Farben. Auch aus der Ferne war jetzt das Zischen von startenden Raketen zu hören, gefolgt vom lauten Knall, wenn sie in der Luft explodierten. Das Spektakel dauerte etwa eine Stunde. Sie stellte immer wieder neue Raketen in die Flaschen. Und als sie keine mehr hatte hielt sich die Kamera in die Richtung, aus der gerade in der Entfernung ein Feuerwerk zu sehen war. Als nichts mehr zu sehen war, dreht sie die Kamera so, dass man sie sehen konnte. „Tja, das war das Jahr 2012. Jetzt befinden wir uns im Jahr 2013. Irgendwie gehen die Jahre immer schneller vorbei. Die Feiertage haben irgendwie auch an Bedeutung verloren, aber das scheint ja bei allen zu sein, die älter werden. Dann lasst uns wieder zusammen reingehen. Hier draußen ist es wirklich kalt. Nach einer Weile hilft selbst die Jacke nicht mehr viel, dann ist man durchgefroren.“ Die Kamera wurde wieder so gedreht, das man aus ihrer Perspektive gut sehen konnte. So betrat sie wieder das Haus und schloss die Tür hinter sich. Doch als sie die Treppe raufgehen wollte, hielt sie inne. Die gesamte Treppe stand voll mit Kuscheltieren aller Art. „Oh mein Gott... Was ist jetzt los? Ich hab das nicht so hingestellt...“ Vorsichtig ging sie die Treppe hoch und filmte dabei nochmal genau die vielen Kuscheltiere. „Die meisten davon habe ich vorher noch nie gesehen. Die stammen nicht von hier.“ Dann schwenkte sie die Kamera nach oben. Ganz oben auf der Treppe saß eine Puppe. Eine sehr merkwürdige, denn sie sah sehr schmutzig aus. Fast so, als hätte sie im Feuer gelegen. In diesem Moment flatterte etwas an der Kamera vorbei. Und noch etwas. Etwas sehr kleines und dünnes. „Das ist irre Leute. Hier im Haus regnet es Federn... schwarze Federn. Überall.“ Und es wurden immer mehr. Bald hatten sie alles bedeckt. Vorsichtig ging sie weiter hoch und an der Puppe vorbei. Im Flur war die Flut aus Federn am schlimmsten. Sie nahm fast jede Sicht. Aber eben nur fast. Zwischen all den Federn war ein Glitzern zu sehen. Kleine Lichter tanzten durch die Federn und zogen einen Schweif hinter sich her, wie es zuvor die Raketen getan hatten. Sie tanzten durch den ganzen Flur und erhellten ihn so, dass man kein Licht mehr anmachen musste. Es schienen immer mehr zu werden. Plötzlich schossen zwei Lichter nahe an der Kamera vorbei. Diese fiel gleich danach einfach auf den Boden und blieb auf der Seite liegen. Es war nichts mehr zu hören. Die Lichter waren weg. Die Federn hörten auf zu fallen und als auch die Letzte den Boden berührte, waren sie weg. So, als hätte sie sie nie gegeben. Dann ging die Kamera aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)