Vielen Dank für alles was da war... von Devil_Belchen (CampixBela) ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- „Ich glaube wir haben was besseres als 'ne einfache Story.“ Belas Mund formte ein tonloses 'Oh' und Campino war einfach nur vom Donner gerührt. Beide spürten die Gänsehaut an sich hoch kriechen. Diesmal war es Dirk der reagierte. Er trat einen Schritt auf die beiden zu. Seine Augen glänzten vor Zorn und Aggression. „Stopp!“, rief die Frau und verstaute die Kamera sorgfältig in ihrer Tasche. „Falls du näher kommst, ist die Bravo die erste Zeitschrift, die dieses Foto abdruckt.“ Sofort packte Campino Bela am Arm. „Mach keinen Scheiß“, raunte er, sodass nur Dirk es hören konnte, dann etwas lauter an die beiden Fremden gerichtet: „Was wollt ihr für das Foto?“ Die beiden lächelten sich zu. „Wie wäre es wenn ihr einfach eine Weile ein paar Sachen für uns tut? Ich meine, wann hat man schon mal die Ärzte und die Toten Hosen in der Hand?“, antwortete die Frau spitzbübisch. Der Typ lachte nur sarkastisch. „Also“, schnurrte sie nun und kam auf Bela zu, „ich denke da wäre einiges drin, nicht wahr?“ Bela – egal wie high er auch war – verstand nur zu gut, was hier gespielt wurde. Er schloss die Augen und spürte wie die Drogen ihren gemeinen Preis forderten. Sein Adrenalinvorrat arbeitete auf Hochtouren. Die Panik verstärkte sich bis zum Exzess. Er spürte wie er keine Luft mehr bekam. Eine fahrige, zitternde Hand suchte den Kontakt zu Andreas. Die beiden Reporter lachten hämisch, als sie es sahen. Sie verstanden es nicht. Dachten, er würde nur Schutz suchen wollen. Die Frau schlug Dirk auf die Hand. Ein Fehler. Campino wagte einen Seitenblick – seine Augen wurde groß. „Bela?....DIRK!!“ Bela schlug hart auf dem Boden auf. Regungslos. Atemlos. Farin saß neben Rod auf der Bettkante, während der Chilene unruhig schlief. Der Größere strich ihm hin und wieder über die schweißnassen Haare. Tränen liefen seine Wangen hinunter. Er konnte es einfach nicht mehr mit ansehen, wie sich seine besten Freunde so sehr quälten. Er wollte ihnen helfen und wusste, dass er genau der Falsche dafür war. Er kannte derartige Liebe, wie Bela sie zu Campino führte – eine solch extreme Hass-Liebe – nicht. Er wusste, dass Rod schon immer für Dirk dagewesen war. In den schlimmsten Zeiten, in denen er selbst nicht da gewesen war. Er wusste, dass Rod Dinge wusste, die der Junge damals nicht hatte verarbeiten können. Er wusste das alles. Und doch brachte er es nicht über sich, die beiden zu zwingen über ihre Probleme zu sprechen. Eine Seite an ihm wollte sich selbst da raus halten. Wollte die Illusion, alles würde wieder gut werden, einfach nicht weggeben. Wollte sich daran klammern, wie ein Ertrinkender. Mit zitternden Fingern wählte er auf seinem Handy eine Nummer. Die andere Hand krallte sich fest in Rodrigos Haare. Er konnte es einfach nicht mehr. „Axel? Ich bins, Jan. Die nächste Tour...startet direkt nach dieser. Ich hab auch einen Namen: Die „Alles wird vorübergehen“ Tour. Es ist die Letzte.“ Dann legte er auf. Gab seinem Manager keine Chance zu antworten. Rod neben ihm, regte sich langsam. „Was'n loss...?! I..Mir iss sooo schlecht...“, lallte er leise und stöhnend. „Du kannst eigentlich nicht noch mehr kotzen können. Aber hier“, flüsterte Jan heiser und drückte dem Bassisten einen Eimer in die Hand. Rod nahm ihn hastig entgegen und übergab sich. Mehr als Magensäure kam dabei allerdings echt nicht mehr hoch. „Rod?“ Braune Augen sahen ihn müde an. „Ich hab dich sehr lieb, weißt du das?“ Kraftlos schüttelte Rodrigo den Kopf, was Jan sehr schockierte. Wieder rebellierte der Magen des Jüngsten. „Aber es freut mich, das zu hören“, flüsterte Rod nun, „kannst du mir ein Glas Wasser geben, Farin?“ Mechanisch stand der Blonde auf. War sich Rod der Rolle, die er in seinem Leben spielte denn so wenig bewusst? War er etwa schon wieder zu sehr auf sein eigenes Seelenheil fixiert? So wie damals bei Bela? Als er den Schlagzeuger so kaputt gemacht hatte? [style type="italic"] Jan kam in den Probenraum und erstarrte. „Was willst du denn hier?!“, blaffte er den blonden Sänger an. Campino fuhr erschrocken herum, in seiner Hand ein paar lose Zettel, die Jan sofort als einen seiner Songtexte identifizierte. Ein sarkastisches Grinsen zuckte in seinem Mundwinkel. „Achso. Das ist es also.“ „Was...NEIN! Nein, ich...Sag es Bela bitte nicht.“ Jan lachte. „Du hast verloren.“ „Nein, bitte...“ „Du benutzt ihn nur, richtig?“ Damit kam der Gitarrist näher und stieß hart gegen Campinos Brust, nachdem er ihm den Song abgenommen hatte. „Ich...“ „Du..SCHEIßKERL! Gott, hoffentlich ist es wenigstens geil!“ Noch einmal stieß er ihn. Campino tat nichts. Das schürte seine Wut nur noch mehr. Keiner sprang so mit Dirk um. Nicht mit seinem besten Freund. Niemand! Er schlug zu. Zum ersten Mal in seinem beschissenen Leben spürte er einen Knochen unter seiner Faust brechen. Campinos Nase. „Sag mir sofort, warum du das tust!“, knurrte er bedrohlich und gab nichts darauf, dass das Blut unaufhörlich aus dem Riechorgan des anderen floss. „Ich....Ja verdammt!! Ich hab damit nur angefangen, um was über euch rauszubekommen, zufrieden?!!“ „Du PENNER!“, schrie Jan, doch nun kam auch in Campino wieder Leben. Der Ältere drehte einfach den Spieß um, indem er sich gegen Jan drückte und ihn und sich auf den Boden warf. „Na und?! Hör auf dich so aufzuspielen!“ „NA UND?! Ich soll aufhören?! Keine Sorge! Dirk wird das alles noch erfahren. Dann werde ich mich nicht mehr aufspielen!“ Jan war schon schwindelig, so wenig erkannte er sich selbst wieder. „Dirk wird es dir nicht glauben. Du weißt wie stur er ist. Dirk wird dich hassen, wenn du ihm so etwas sagst. Er liebt mich.“ Jan schluckte trocken. Er stieß Andreas von sich und rannte weg. Er musste Dirk finden. Musste ihn doch warnen. Campino blieb zurück. Jan stolperte über die Straßen. Endlich hatte er ihn gefunden! „DIRK!“, rief er, doch ehe er sichs versah wurde ihm eine Hand auf den Mund gelegt und man zog ihn in eine Seitengasse. „Psst, du Idiot. Mach es nicht kaputt, nur weil Campi verblödet ist.“ Farin wurde losgelassen und blickte Breiti an. Ihn kannte er weniger gut. Er wusste zwar, dass er auch zu den Hosen gehörte, doch bis jetzt kannte er nur Campino und Kuddel etwas besser. „Was meinst du? Soll ich Dirk vielleicht in sein Unglück...“, er unterbrach sich, als sein Blick auf den lädierten Campino fiel. Breiti nutzte das aus, indem er schnell wieder den Faden übernahm. „Er rennt nicht in sein Unglück. Du hast Andreas ja gar keine Chance gegeben sich zu erklären. Er wollte euch nie ausspionieren. Er hat Dirk gesucht und ist zugegebenermaßen zu neugierig!“, bei diesen Worten, warf Breiti dem Sänger einen langen Blick zu, „Und ein Depp ist er auch. Er war zu stolz um was anderes zu sagen, als das was du hören wolltest. Er ist ein verdammter Sturkopf, aber damit kennst du dich doch aus, nicht wahr?“ Breiti zwinkerte Jan zu und zeigte nach rechts, wo Bela gerade an ihnen vorbei – wohl zum Probenraum – hastete. Dann schlug Breiti Campino freundschaftlich aber doch hart in den Bauch. „So und jetzt entschuldigt euch beide mal und habt euch lieb. Und falls dus immer noch nicht glaubst, Jan, komm doch mal zu 'nem Konzert von uns“, sprach der Gitarrist und drückte ihm eine Karte in die Hand, „dann merkst du, dass wir ganz anderes Zeug machen. Wir würden uns mit euren Sachen nur zum Affen machen, wir können sowas nicht.“ Jan war besänftigt. Er lächelte und sah zu Campino. „Sorry. Ich hab überreagiert.“ „Ich auch“, murmelte der nun ohne Farin jedoch anzusehen. „U..und du musst Dirk doch nichts sagen, oder?“ Farin überlegte kurz. Dirk würde ausrasten. Er würde tagelang eingeschnappt sein, und weder mit Campino noch mit Jan ein Wort wechseln, wenn er erfuhr, dass sie sich seinetwegen geprügelt hatten – oder er würde sie tagelang auslachen. Beides unerträglich. „Nein. Ich bin nicht lebensmüde.“ Nun grinste Andreas kurz. Jan konnte das Grinsen erahnen, welches Belas Herz hatte schmelzen lassen. Trotzdem konnte er den Sänger nicht richtig einschätzen und ein gewisses Misstrauen blieb. Auch, als er die beiden wieder verließ um ebenfalls zum Probenraum zurückzukehren. ... „Ich...ich wollte doch gar nicht...Was soll ich denn tun?! Was kann denn passieren?!“, schrie er seinen besten Freund an. „Was passieren kann? Bist du deppert?! Das kann unsere beiden Bands vollkommen kaputt machen! Außerdem – außerdem will der doch eh nur durch dich an unsere Ideen und...“ Weiter dem Farin nicht. Bela hatte zugeschlagen und sich ein paar Schritte von ihm entfernt. „D-das ist nicht wahr! Hör auf so einen Scheiß zu labern, verdammt!!“ „Das ist kein Scheiß! Er hat's mir selbst gesagt – er meinte ich kanns dir ruhig sagen, du würdest es doch nicht glauben, da er dich gut im Griff hat und scheiße – er hatte recht!“ Er drehte sich auf dem Absatz um und floh. In dem Moment wurde Farin bewusst, was er da gerade getan hatte. „BELA! Bela bleib hier!“, rief er ihm nach doch der Andere war wie vom Erdboden verschluckt. Er war einfach weg. „Nein...DIRK! Dirk bitte!“ Er ging mit schnellen Schritten, dorthin, wo der Andere verschwunden war. Keine Spur. Wie konnte der Drummer nur so schnell verschwinden, wie? Heiß durchfuhr es ihn. Er hatte doch versprochen nichts zu sagen. Er hatte es versprochen und doch nicht gehalten. Bela würde tagelang nichts von sich hören lassen. Campino ihn für immer meiden. Doch das Schlimmste war, dass die Beiden wahnsinnig unglücklich werden würden. Farin bezweifelte nämlich, dass Bela ihm misstraute, auch wenn der Kleine nun völlig fertig und getroffen sein würde. Er musste die Sache mit ihm klären...Musste mit ihm reden... All das war ihm bewusst. Und doch... ...es würde unkomplizierter werden. Niemand würde mehr meckern, weil Campino plötzlich auftauchte. Bela würde sich mehr auf die Band konzentrieren. Vielleicht...so extrem konnte die Liebe doch gar nicht sein. Er kannte doch Dirk. Das war ein bisschen verliebt sein. Das ging vorbei. Und dann überwogen die positiven Seiten. Und dann konnte er ihm immer noch die Wahrheit sagen. Er kannte doch seinen besten Freund. Der würde dann bestimmt irgendwann mit ihm darüber lachen. [/style] Irgendetwas schien ihn immer weiter zu würgen. Bela griff nach seinem Hals. Es war nichts da und doch bekam er keine Luft. Plötzlich hörte er Schritte. Er versuchte etwas zu erkennen – doch um ihn herum war alles schwarz. „Dirk?“, hörte er die sanfte Stimme eines Mädchens. Dann sah er sie. Sie war umwerfend. Vielleicht gerade achtzehn, schlank, mit sündhaft langen Beinen. Ihre Haare reichten ihr bis auf die Schultern. Waren rot und sahen aus wie...gesponnenes Blut. Bela wollte ihr antworten, doch er bekam immer noch keine Luft. „Dirk, ich bin hier um dir zu helfen.“, sagte das Mädchen und hockte sich neben ihn. Sie berührte seine Augen. Alles wurde weiß. Nicht mehr schwarz. Er konnte mehr von ihr erkennen. Was er sah schockierte ihn. Ihr Gesicht war zwar als wunderschön – als vollkommen zu erahnen, doch tiefe Narben zogen sich darüber. Auch ihre Beine waren zerschnitten. Überall war sie geschunden. Dann strich sie ihm über den Kopf. „Ich bin deine Seele. Deine verletzte Seele.“ Dirk begann zu begreifen. Das musste sich in seinem Kopf abspielen. Halluzinationen? Das Mädchen lächelte ihn an. „Ich will dass du mir zuhörst, Dirk.“ Dirk heftete die grünen Augen auf sie. „Ich weiß, dass du versuchst, dir über alles klar zu werden. Über das mit Andreas. Über Jans Ausbrüche. Über deine Gewissensbisse wegen Rodrigo.“ Dirk nickte. Zu mehr war er nicht in der Lage. „Aber...die Art wie du versuchst damit klarzukommen, zerstört dich. Ich weiß, dass du das schon so oft gehört hast, dass du abgestumpft gegen diese Worte bist – aber sieh mich an.“ Ein leidendes Grinsen zog sich über ihr vernarbtes Gesicht. Sie knöpfte ihr langes Hemd auf, außer dem sie scheinbar nichts trug. Auch der Rest ihres Körpers war geschunden. Geschundener als jeder vergewaltigte Stricher, den Bela jemals kennen gelernt hatte. Geschundener als jede Hure in den billig Straßen. „Du zerstörst mich. Ich weiß. Ich bin nur die Projektion deiner momentan gereizten Fantasie. Aber ich existiere doch. Ich rede doch mit dir, nicht wahr?“ Sie strich über seinen Kehlkopf. Plötzlich strömte der Sauerstoff zurück in seine Lungen. Atmend und nach Luft ringend starrte er sie an. Ja, sie existierte. Zweifelsohne. Er war daran schuld, wie es ihr ging? „Ge...Geht das wieder weg?“, keuchte er. „Das wird sich zeigen. Aber du kannst auf jeden Fall dafür sorgen, dass es nicht schlimmer wird. Ersticke deine Sorgen nicht in den Drogen. Bitte. Es...es tut so weh.“ Dirk sah wie Tränen über ihr Gesicht liefen. „Wir haben ihn zurück!“ „Los! Sofort weiter machen!“ Die Sanitäter wuselten wie toll um den Schlagzeuger herum. Campino warf einen letzten Blick auf ihn, ehe er wie verabredet, mit den beiden Reportern mitging. Dirk weinte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)