Adventskalender 2012 von Walpurgisnacht (One-Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 9: 09. Dezember (Harry Potter) -------------------------------------- Red Riding Hood (NevillexFenrirxRemus) Neville kuschelte sich in die warme Wolldecke vor dem angenehm Wärme ausstrahlenden Kamin, dessen Holzscheite munter knisterten und tanzende Schatten an die Wohnzimmerwand warfen, entspannt ein Märchenbuch auf dem Schoss, das geschäftige Schneetreiben vor den Toren von Hogwarts völlig aus den Gedanken verbannt. Er blätterte gerade eine Seite weiter, als sich die Wohnzimmertür mit einem leisen Klicken schloss und schleichende, gleitende Schritte ertönten. Schritte eines Raubtieres. Der Jugendliche streckte seine seraphischen Sinne aus und nahm den Geruch nach wilder Kraft, tannengrünen Nadelbäumen und unbändiger Männlichkeit wahr. Dann spürte er einen heißen Atem im Nacken und eine Gänsehaut jagte über seine Augen. „Was liest du da?“, ertönte die brummige Stimme von Fenrir. Ein warmer Männerkörper ließ sich hinter Neville auf dem Boden nieder und zog ihn zwischen zwei Beine. Automatisch breitete der Braunhaarige die Decke auch über seinen Gefährten aus, obwohl es unwahrscheinlich war, dass ein Werwolf das Frieren anfing. Er war seine eigene Wärmflasche. Entspannt lehnte sich Neville zurück an die breite Brust von Fenrir und genoss das Gefühl, einen starken Gegenpart zu haben, der ihn unterstützte und hielt, wenn er ihn brauchte. Fenrirs große Hand legte sich sanft auf seinen Oberschenkel und streichelte über den Stoff seiner Jeans. In dieser Geste lag nichts besitzergreifendes oder gar verruchtes. Es war eine einfache Geste dafür, dass er nicht alleine war. „Luna hat mich mit ihren Märchengeschichten angesteckt“, grinste Neville, belustigt über seine jüngere beste Freundin, die momentan jedes Märchen verschlang, was sie in die Finger bekommen konnte. Hogsmead musste bereits um seine Bestände bangen. „Ich habe das letzte Mal mit meiner Großmutter Märchen gelesen, als ich noch klein war, darum dachte ich mir, könnte es nicht schaden, die bekanntesten Märchen noch einmal durchzugehen.“ Neville befeuchtete zwei Finger, um umzublättern. „Und welches Märchen liest du gerade?“, fragte Fenrir, richtete sich zu seiner vollen Größe auf, um dem jungen Seraphen über die schmale Schulter spähen zu können. „Rotkäppchen.“ * * * Der Schnee bedeckte beinahe kniehoch den Boden. Es hatte die gesamte Nacht durchgeschneiht, der Himmel war gar nicht mehr zur Ruhe gekommen. Selbst der Wald lag heute ruhig, beinahe friedlich dar, obwohl ansonsten wilde Tiere durch ihn streiften. Darum war Rotkäppchen besonders vorsichtig, als sie sich mit einem Korb voller Lebensmitteln zu ihrer Großmutter aufmachte, die mitten im Wald hauste. Durch den vielen Schnee würde sie auf Dauer keine Nahrung mehr im Wald finden. Das meiste Obst war längst verdorrt, Kräuter unter einer dicken Schneeschicht begraben. Und die Tiere zogen weiter, gingen ihren inneren Instinkten nach, um wärmere Regionen aufzusuchen. Lediglich die Aasfresser würden bleiben und nach Beute aller Art Ausschau halten: auch nach Menschen. Und Rotkäppchen war ein Mensch. Der kalte Wind, unter denen die Äste sich heulend bogen, pfiff Rotkäppchen scharf ins Gesicht. Mit einem unwilligen Murren zog sie ihre dick gefütterte Kapuze weiter ins Gesicht, sodass sie gerade nur noch das Notwendigste sehen konnte, sich aber keine Erfrierungen holen konnte. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen, als sie Schritt für Schritt vorwärts setzte. Aber egal, wie leise sie versuchte sich zu bewegen, sich machte immer Geräusche. Eine abrupte Bewegung m Augenwinkel ließ sie erstarren. Das war gar nicht gut. Langsam, sehr langsam drehte sie ihren Kopf nach links…und blickte direkt in flüssiges Gold. Ein Wolf hatte sich ihr unbemerkt genähert und ein anderer lauerte nicht weit in geduckter Haltung. Rotkäppchen schluckte trocken. Jetzt hatte sie ein Problem. Der große Wolf mit den goldenen Augen setzte einen gleichmäßigen Schritt an und umkreiste sie in einem ausschweifendem Kreis, als wollte er ihre Reaktion auf ihn testen. Mit scharfem Blick folgte Rotkäppchen jeder seiner Bewegungen. Was sollte sie bloß tun? Sie überlegte, wie weit es noch zu ihrer Großmutter hin war. Sie hatte einen guten Teil der Strecke durch den Wald bereits zurückgelegt, aber es war trotzdem noch zu weit, als das sie es selbst in einem atemberaubendem Sprint schaffen würde. Dafür war sie dann doch nicht fit genug, zudem war der Wölf doppelt so schnell wie sie. Er hätte sie innerhalb weniger hundert Meter wieder eingeholt, es sei denn… Rotkäppchen riskierte einen Blick zu dem Wurzelgeflächt der großen Mammutbäume. Wenn sie sich ganz klein machte, könnte sie darunter schlüpfen und solange ausharren, bis die Wölfe das Interesse an ihr verloren. Was ziemlich lange dauern konnte, wenn ausgehungerte Tiere es darauf anlegten. Aber welche andere Wahl blieb ihr? Würde die Kälte sie nicht umbringen, würden es die Wölfe tun? „Das ist doch wirklich zum Hühnermelken!“, fluchte sie. Dann überprüfte sie, ob der Korb ihrer Großmutter richtig geschlossen war, ohne die beiden Wölfe aus den Augen zu lassen, raffte ihr Gewand zu beiden Seiten ihrer Oberschenkel hoch und begann zu laufen. Der silberhaarige Wolf mit den goldenen Augen knurrte grollend, fletschte warnend die Zähne, setzte sich jedoch nicht in Bewegung, Stattdessen machte der Kleinere der beiden Jagd auf sie. Schwer schnaufte Rotkäppchen, die Kapuze war ihr vom Kopf gerutscht und das Haar schlug ihr wirr ins Gesicht, als sie lief. Mit gehetztem Atem, das Herz hämmerte ihr bis zum Hals, kämpfte sie sich Meter um Meter durch den Schnee. Beinahe konnte sie den schweren, übelriechenden Atem des Wolfes in ihrem Nacken spüren. Auf einer besonders glatten Stelle rutschte sie beinahe aus und wäre zu Boden gegangen, hätte sie nicht der Instinkt nach leben aufrecht gehalten. „Nein!“, schrie sie panisch, als sie sich am schützenden Mammutbaum auf die Knie warf, sich die Haut blutig scheuerte, auf Händen weiterruschte, um im schützendem Wurzelgeflecht zu verschwinden, als sie ruckartig an ihrem Umhang zurückgezogen wurde. „Lass mich los!“, schrie sie den Wolf zu, der sein Maul um einen Zipfel ihres Capes geschlossen hatte und mit aller Kraft daran zog, zweifelslos mit der Absicht, sie aus ihrem Versteck zu zerren und sie zu fressen. Rotkäppchen stieß den Korb ihrer Großmutter achtlos von sich, zielte und trat nach hinten aus, in der Hoffnung den Kötter erfolgreich zu treten und ihn ein jämmerliches Winseln zu entlocken. Sie traf ihn tatsächlich und hörte ein gedämpftes Aufjaulen, aber der silberhaarige Wolf sprang dem mattgrauen zu Hilfe und knurrte sie an, sodass Rotkäppchen ängstlich zurückzuckte. Ihr letztes Stündlein hatte geschlagen. Ergeben schloss Rotkäppchen die Augen und wartete auf das Unvermeidliche, als der Wolf mit den goldenen Augen Pfote um Pfote setzte, um zu ihr aufzuschließen. Sein heißer Atem strich über ihr Gesicht, sie ballte die Hände zu Fäusten. Sie wollte noch nicht sterben! Als sie nach einigen verstrichenen Sekunden noch immer keine Zähne in ihrer empfindlichen Haut spürte, schlug sie blinzelnd die Augen auf und glaubte, verrückt geworden zu sein oder vielleicht war sie doch gestürzt, ohne es bewusst mitbekommen zu haben. Beide Wölfe, der Große und Kleine, saßen auf ihrem Hinterteil, als wären sie harmlose Riesenbabys und beobachten Rotkäppchen aufmerksam, als warten sie auf etwas… Auf etwas Bestimmtes… Was zum Teufel sollte das? Rotkäppchen begab sich in eine bequemere Sitzposition und musterte die beiden Tiere. Sie hatten offensichtlich wirklich nicht vor, sie anzugreifen. Aber warum? Sie waren Raubtiere, Fleischfresser… Jedoch waren die beiden alleine. Keine anderen Rudelmitglieder, keine anderen Kameraden. Hier stimmte etwas ganz gewaltig nicht! „Was wollt ihr von mir?“, fragte sie zittrig. Die Kälte drang mit eisiger Gewalt durch ihre Kleider, der Schnee durchweichte ihre Gewänder. Bald würde sie am ganzen Körper schlottern und ihre Muskeln anfangen zu schmerzen. Der Kleinere senkte den Kopf und winselte, stupste ihr Cape auffordernd in ihre Richtung. Bedächtig griff sie nach einer Ecke und schlang es sich schützend um den Oberkörper, der immer mehr am Auskühlen war. Der Kleinere wirkte definitiv ungefährlicher. Der Wolf mit den goldfarbenen Seelenspiegeln war der gefährlichere, unberechenbarere von beiden. „Ich verstehe gar nichts mehr“, sagte Rotkäppchen verständnislos, strich sich eine Strähne ihres langen braunen Haares aus der Stirn, die ihr die Sicht auf die beiden Tiere nahmen. Der silberhaarige Wolf zog seine Lefzen wie bei einem Lächeln hoch, dann explodierte er in einem schimmerndem Regenbogen. Seine Gliedmaßen streckten sich, die Form seines Körpers veränderte sich, die Behaarung nahm ab…und ehe sie sich versah, stand ein hünenhafter, mit Muskeln bepackter Mann vor ihr…nackt. Sie spürte die aufsteigende Röte in ihre Wangen kriechen und wandte hochrot das Gesicht ab. Wie kann das möglich sein?, fragte sie sich. So etwas wie Hexerei, Zauberei? Märchen und Legenden aus alten Zeiten? Sie keuchte erschrocken auf, als sie eine große Hand am Oberarm packte und sie mit einem einzigen, kraftvollen Ruck auf die Beine zog. „Ganz ruhig“, wollte sie eine tiefe Stimme beruhigen, die warm und seidig klang. „Wir wollen dir nichts tun.“ Rotkäppchen traute sich den Kopf zu heben und in dieselben goldenen Augen zu blicken, die sie bereits in eleganter Wolfsgestalt erblicken durfte. „Warum sollte ich euch vertrauen?“, fragte sie zweifelnd, zerrte an dem Griff des Mannes. Der zweite Wolf trat vor und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. „Du hast gar keine andere Wahl, wenn du deine Großmutter lebend erreichen möchtest.“ * * * „Möchtest du auch durch den Wald gejagt werden?“, fragte Fenrir lauernd in Nevilles Ohr, der kichernd sein Ohr vor dem Atem seines überaus charmanten Gefährten versteckte, weil es ihn kitzelte. „Wir haben letztens erst im Wald gejagt“, erinnerte Neville den Größeren mit einem sanften Lächeln. Der Werwolf zeigte ein lüsternes Grinsen. „Remus würde seinen Spaß daran haben.“ Neville gluckste. „Genauso wie du“, schmunzelte der Jugendliche und beugte sich vor, um Fenrir küssen zu können. Mit einem breiten Lächeln vergrub Fenrir eine Hand in Nevilles Haar, fixierte seinen Nacken, damit er nicht entkam, und küsste ihn leidenschaftlich und inbrünstig zurück. Sein Gefährte sollte ihn spüren. In jede seiner Zellen, in jedem Atemzug, den er lebend auf dieser Erde tat, einfach überall… Als Fenrir sich von Neville löste, fragte der Jugendliche: „Und wo bleibt Remus? Ohne ihn macht es nicht halb so viel Spaß durch den Wald zu jagen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)