Adventskalender 2012 von Walpurgisnacht (One-Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 2: 02. Dezember (Harry Potter) -------------------------------------- „1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 17“, zählte ich die Sekunden leise im Takt mit. Es herrschte bereits tiefste Nacht um mich herum, was auch nicht anders zu erwarten war um zwei Uhr morgens. Meine Zimmergenossen schliefen seelenruhig versunken in ihrer Traumwelt und regten sich nur ab und zu, um die Schlafposition zu ändern. Der Einzige, der nun schon die dritte Nacht in Folge nicht schlafen konnte, ist meine Wenigkeit, Harry James Potter, der Junge, der lebt, Goldjunge von Dumbeldore usw. usw.. Auf die Dauer gehen einem diese Bezeichnungen ganz schön auf den Keks. Ich meine: Haben die Leute nichts Besseres zu tun, als sich irgend-welche Kosenamen auszudenken? Rhetorische Frage natürlich. Aber zurück zum Thema: Wieso lag ich nachts um zwei Uhr morgens in meinem Bett, die Decke bis zum Kinn hochgezogen und fand keinen Schlaf? Die Antwort stellte sich als sehr simpel dar: Keine Ahnung. Ich hatte alles versucht und ich meine wirklich ALLES: Schäfchen zählen, eine Tasse heiße Milch mit Honig, meinen Kopf, so gut es ging, geleert und es brachte einfach nichts. Meine Bemühungen blieben erfolglos. Mittlerweile war ich schon so kurz davor meine Hausaufgaben für die nächste Woche anzufangen, wenn nicht bald ein Wunder geschah. Hermine würde vor Freude Luftsprünge machen und im Dreieck springen. Die Hoffnung endlich aufgebend doch noch etwas Schlaf zu finden, klappte ich die Bettdecke um und setzte mich gemütlich an das Kopf-ende des Bettes gelehnt auf. Meine Brille vom Nachttisch klaubend setzte ich sie auf. Zur Ab-wechslung war meine Brille direkt mal nicht verbogen. Unter dem Kopfkissen zog ich meinen Zauberstab und die Karte der Rumtreiber hervor, die mir nach all den Jahren immer noch gute Dienste erwies. „Ich schwöre feierlich: Ich bin ein Tunichtgut“, sprach ich den Zau-berspruch aus, um das zusammengefaltete Pergament lesbar zu ma-chen. Meinen Zauberstab neben mir auf die Bettdecke legend faltete ich die Karte auseinander und musste wieder einmal bewundernd feststellen, wie einzigartig sie doch ist. Außerdem konnte ich so zu sagen in ihr das Vermächtnis von meinem Vater sehen, da er tatkräftig an der Entwicklung dieser Karte beteiligt gewesen war. Ein trauriges Seufzen entfuhr mir, bevor ich mir auf die Unterlippe beißen konnte. Ich wollte jetzt nicht an meine Eltern denken. Denn das würde nur dazu führen, dass ich an ihren Tod erinnert wurde und das dieses Schlangengesicht Voldemort immer noch in dieser Welt existiert und versucht mich zu töten. Nein, daran wollte ich nun wirklich nicht denken und widmete mich stattdessen der Lesung des verzauberten Pergamentes. Aufmerksam ließ ich meinen Blick über die Karte schweifen, klappte hier und dort noch einen Teil der Karte um, um jedes noch so kleine Versteck in Hogwarts sehen zu können. Schlussendlich blieb ich an einer Ansammlung von Namen im Büro von Professor Snape im Kerker hängen. Im ersten Moment war ich verwirrt anhand der Namen: Severus Sna-pe, Lucius Abraxas Malfoy, Sirius Black, Remus Lupin, Fenrir Grey-pack, Tom Malvoro Riddle und Albus Dumbeldore. Ich blinzelte sogar mehrmals, in der Hoffnung die Namen würden sich ändern, oder sogar verschwinden. Falsch gedacht. Nachdem ich zu meinem Leidwesen feststellen musste, dass sich die Karte nicht veränderte, schlug meine Verwirrtheit in bodenlose Fas-sungslosigkeit und Entsetzen um. Mit einem kräftigen Schlag fegte ich das Stück Pergament von mei-nem Schoß, als hätte ich auf eine heiße Herdplatte gefasst und mich verbrannt. Vor Schock wich ich auf meinem Bett soweit zurück, dass ich fast auf der anderen Seite rausgefallen wäre. Die Bettdecke haltesuchend umklammernd taxierte ich minutenlang die Karte der Rummtreiber mit meinen Blick und versuchte einen Zu-sammenhang zwischen den Namen zu finden, was mir nicht gelingen wollte. Das Snape sich dort aufhielt, war an sich kein Wunder. Schließlich ist es sein Büro, in dem er wohl mehr Zeit verbringt, als in seinen privaten Gemächern. Die Anwesenheit von Malfoy Senior brachte auch keine Neuigkeiten, da dieser mittlerweile zum Stammkunden degradiert wurde. Jetzt wurden die Ausreden schon schwieriger. Denn Sirius Black, mein Pate und gleichzeitiger Vaterersatz wandelte definitiv nicht mehr auf dieser Erde. Er war vor meinen Augen im Ministerium durch den Schleier gefallen, dank des Todesfluches von seiner werten Cousine Bellatrix Lestrange, hatte mich zu früh verlassen, nachdem wir erst nach so vielen Jahren zusammen leben durften. Wegen diesen traurigen Erinnerungen musste ich mir ein trockenes Aufschluchzen verkneifen, atmete mehrmals tief durch, um meine Fassung wieder zu erlangen und wandte mich dem nächsten Namen zu, um nicht mehr an meinem verstorbenen Paten denken zu müssen. Remus Lupin, Freund meines Vaters, Freund meines Paten und gleichzeitig ein Werwolf durch den Biss von Fenrir Greypack, stellte für mich die nächste Bezugsperson in meinem Leben dar, dich ich auch wie ein Elternteil ansehen konnte. Er befand sich in Hogwarts aus einem ganz einfachen Grund: Er bekleidete das Amt für den Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste. Nachdem Professor Dumbeldore niemanden finden konnte, der dieses Fach unterrichten wollte, eulte er Remus, da er von diesem ganz genau wusste, dass er viel Spaß an diesem Job hatte. Gleichzeitig sorgte der Direktor dafür, dass Remus ein geregeltes Ein-kommen erhielt und sich zumindest bis zum Ende des Schuljahres keine Sorgen darüber machen musste, wie er seine Rechnungen bezahlte. Außerdem war bekannt geworden, dass Remus Freundschaft mit Sna-pe schließen wollte, weil er es satt hatte, dass alte Kriegsbeil aufrecht zu erhalten. Somit konnte ich mir um mehrere Ecken herum erklären, warum der Werwolf sich in dem Büro unseres Tränkemeisters aufhielt. Kommen wir zum nächsten Namen, bei dem ich mich am liebsten übergeben würde: Fenrir Greypack, ebenfalls ein Werwolf, Todessor, etc. und dafür verantwortlich, dass Remus jeden Monat bei Vollmond höllische Schmerzen durch litt. Ergo: Der Mistkerl konnte nur aus dem Grund seiner Todesser-aktivität dort sein. Dann, als Vorletzter, der Schrecken der ganzen Zauberwelt: Tom Malvoro Riddle, oder auch einfach Lord Voldemort. Vor lauter Wut ballte ich meine Hände zu Fäusten und versuchte mühsam meine wilde Magie unter Kontrolle zu halten. Alleine schon bei dem Namen dieses verabscheuungswürdigen Bas-tards sprang ich fast an die Decke und dabei stand ich diesem Mistkerl noch nicht einmal gegenüber. Über ihn musste ich eigentlich nicht viel erzählen. Die ausschlagge-benden Punkte, wie Mörder meiner Eltern, Blitznarbe, Cedric und schlussendlich auch Sirius, auch im übertragenden Sinne, reichten, glaube ich, genug aus, um diesen etwa bis aufs Blut zu hassen. Aus diesem Grund regte ich mich gar nicht erst weiter auf und kam schließlich zu last but not least Albus Dumbeldore. Das dieser alte, Informationen zurückhaltende Tattergreis einen an der Schraube hatte, war mittlerweile allen Schülern in Hogwarts klar, aber dass er sich zu einem kleinen, netten Kaffekränzchen mit der Hälfte des dunklen Ordens verabredete, brachte das Fass nun wirklich zum Überlaufen. Und nun eine Frage an euch Leser: Was ergibt eine Mischung aus Temperament, Gryffindormut, jahrelanger Hass und Schulstress? Genau. Den Retter der Zauberwelt, der nun für sich beschloss allen da unten mal so kräftig in den Arsch zu treten und seine Meinung kund zu tun. Mit etwas zu viel Schwung sprang ich auf die andere Seite des Bettes und hob die Karte der Rummtreiber in einer unbequemen Streckbe-wegung vom Holzboden auf. Ohne noch einmal über meine Entscheidung, der Sache auf den Grund zu gehen, nachzudenken, welche Konsequenzen sich daraus für mich erschließen würden, glitt ich aus meinem warmen Bett direkt in meine Hausschuhe, die ihren Standardplatz in der Regel nicht verließen. Das verzauberte Pergament behielt ich vorweißlich in der Hand, um Filtch zu dieser dunklen Stunde nicht zu begegnen und mir noch Nachsitzen einzuhandeln. Mein Zauberstab wanderte direkt in meine Hand, damit ich rechtzeitig und schnell reagieren konnte, falls dieses Aufeinandertreffen nicht zu meinen Gunsten verlaufen sollte. Dann schnappte ich mir den Tarnumhang, den ich im 1. Jahr zu Weihnachten erhalten hatte und meinem Vater gehört hatte, legte ihn sorgfältig um und verließ schleichend das Zimmer, damit meine Zimmergenossen nicht doch noch aus ihrem Schlaf schreckten und versuchten mich aufzuhalten. Meine erste Priorität lag schließlich nicht darin meine Freunde zu ver-fluchen. Den Weg die Treppe herunter, durch den Gemeinschaftsraum, der vollkommen leer zu dieser Stunde war und durch das Portraitloch hindurch gestaltete sich als sehr einfach, wenn alle Schüler normalerweise im Bett friedlich träumen sollten, um am nächsten Morgen von ihren Wecker unsanft aus den Schlaf geklingelt zu werden. Ab hier wurde es schwieriger, glaubte ich zumindest. „Lumos“, murmelte ich leise und sofort drang ein helles, bläuliches Licht aus meinem Zauberstab und erleichterte mir das Sehen. Einen Blick auf die Karte werfend stellte ich mehr als verwunderst fest, dass kein einziger Lehrer seine Runden drehte. Sogar Filtch schien in sei-nem Büro zu sein. Merkwürdig, sehr merkwürdig. Aber darüber konnte ich mir auch noch später Gedanken machen. Der derzeitige Vorteil für mich: Ich konnte mich bedingungslos bis zu den Kerkern davonstehlen, ohne befürchten zu müssen erwischt zu werden. Um das Glück nicht noch mehr herauszufordern machte ich mich auf den Weg und fand mich fast 10 Minuten später an der Treppe, die hinab in die Kerker führte, heilt dort kurz inne, um mich zu sammeln. Je näher ich den Kerkern kam umso mehr stieg mein Puls in ungeahnte Gefilde und eine Gänsehaut kroch stetig über mein Rücken weiter, breitete sich am ganzen Körper aus. Unfreiwillig musste ich mir eingestehen, dass ich verdammt nochmal Schiss hatte, dort runter zu gehen. Was für Abgründe würden sich wohl unter mir auftun? Würde sich meine Welt um 180° drehen und auf den Kopf stellen? Um genau das herauszufinden gab es nur eine Möglichkeit. Ich musste da runter. Mehrmals tiefdurchatmend warf ich noch schnell einen kurzen Blick auf das Pergament, dass anzeigte, dass sich alle Schüler in ihren Bet-ten befanden und kein Lehrer auf den Gängen anzutreffen war. Unsi-cher setzte ich den rechten Fuß auf die erste Stufe und begann mit dem Abstieg. Eine kleine Ewigkeit später hatte ich die Treppe bereits hinter mir gelassen und die ersten Korridore in Angriff genommen. Die Gänge waren gespenstig still, ein starker Kontrast zum Tage, wenn die Schüler alle on Tour waren. Das Licht der Fackeln, die an den Wänden in dafür vorgesehene Hal-ter steckten, warfen unheimlich tanzende Schatten an die Steinwände und den Fußboden. Einen kleinen Tick schneller gehend, um nicht länger als nötig meinen Aufenthalt in den Kerkern zu verlängern fand ich mich genau drei Minuten später vor dem Büro von Professor Snape. Noch einmal nach links und rechts sehend lehnte ich mich vorsichtig gegen die massive Holztür, um dem Gespräch dahinter lauschen zu können. Jedoch gestaltete sich dies um einiges komplizierter, da nur mit ge-senkten Stimmen gesprochen wurde, als wenn die Erwachsenen wüss-ten, dass sie belauscht werden, was aber nicht möglich sein konnte, da ich nicht das kleinste Anzeichen meiner Anwesenheit durchsickern hatte lassen. „Wir müssen…Sonst...zu spät und…Ministerium… Harry…reißen. Wenn das geschieht, …nichts mehr…“ „Er… nicht…glauben, Sirius. Vor allem…Schließlich solltest…“ Verwirrt runzelte ich die Stirn, versuchte aus den Bruchstücken dieser Unterhaltung ein Bild zu formen, damit es einen Sinn ergab, von was die Erwachsenen da sprachen. Aber irgendwie wollte ich in dem Gesagten keinen Sinn finden, aus welchem Grund auch immer. Das Einzige, was ich mit Sicherheit sagen konnte, war, dass es, wie sollte es auch anders sein, etwas mit mir zu tun hatte und allem An-schein nach auch das Ministerium betraf. Fragezeichen über Fragzei-chen und genug Stoff zum Nachdenken. Deshalb beschloss ich genug gehört zu haben und den Rückzug anzutreten. Leise trat ich ein paar kleine Schritte von der Tür zurück und kolli-dierte im nächsten Moment mit einem anderen, warmen Körper, der sich unbemerkt herangeschlichen hatte. Erschrocken stieß ich einen Schrei aus, zuckte gleichzeitig zusammen und wollte herumwirbeln, als sich zwei starke Arme um meine Taille schlangen und mich an die warme, breite Brust des Unbekannten pressten. Vor Entsetzen hielt ich ganz still, bewegte keinen Muskel, stand ein-fach steif da. Nur mein schneller Atem verriet, welches Chaos in mir tobte. „Schhh, Harry. Ich werde dir nichts tun“, flüsterte mir eine dunkle, samtene Stimme ins Ohr und versuchte mich mit dieser Aussage zu beruhigen. Diese Stimme hätte ich unter allen wiedererkannt. Voldemort. Bei dieser Erkenntnis überfiel meinen Geist pure Panik, an der ich drohte zu ersticken. Verzweifelt rang ich nach Luft, wand mich in der Umarmung meines Feindes, der jedoch gar nicht daran dachte mich loszulassen, sondern seinen Griff nur noch verstärkte. „Harry“, mahnte er mit immer noch leiser Stimme, in dem Versuch mich aus meiner Panikattacke zu holen, vergeblich. „Nicht…Bitte“, wimmerte ich mittlerweile aus Angst, dass Voldemort mir doch etwas antun würde, trotz seiner Worte und wand mich nur noch kräftiger in seinen Armen. Was hielt ihn schließlich davon ab? „So wird das nichts“, gelangte jener nun auch endlich an dieser Feststellung an. Und erstaunlicherweise ließ Voldemort mich plötzlich los. Vor Er-leichterung zog ich gierig den Sauerstoff in meine Lungen, atmete wieder befreit. Meinen Todesfeind diesen einen Moment ignorierend bereute ich es im nächsten Augenblick wieder. Denn eine feingegliederte Hand packte mich um meine Taille und drehte mich schwungvoll herum. Durch den viel zu großen Schwung stolperte ich direkt in Voldemort hinein, was wahrscheinlich auch seine Absicht gewesen war und konnte mich gerade noch so an seinen Schultern festhalten, um mich nicht auf die Nase zu legen, den Arm um meine Taille, der mich zu-sätzlich stützte völlig vergessend. Den Blick gesenkt haltend wartete ich darauf endlich bei meinen El-tern zu sein, nie mehr Zweifel und Ängste in dieser Welt alleine ge-genüberzustehen. Doch nichts passierte. Auch nach etlichen Minuten nicht. Resigniert seufzte ich, musste mich damit abfinden vor meinen Tod Folter über mich ergehen zu lassen, bevor ich endlich meinen Frieden finden durfte. Ein plötzliches Öffnen der Bürotür ließ mich erneut zusammenzucken, lehnte mich dabei unabsichtlich an die Brust meines Feindes, dem das nicht entging. Die anderen hatte ich ganz vergessen. „Harry“, hörte ich Sirius mit einer Mischung aus Erstaunen, Freude und Traurigkeit murmeln. Ich reagierte nicht, wollte nicht zu hoffen wagen, dass mein Pate wirklich noch in dieser Welt weilte. Eine Hand unter meinen Kinn zwang mich bestimmend aber mit sanf-ten Druck meinen Blick zu heben und ich begegnete direkt dem blau-en mit einen leichten rotstichdurchleuchtenden Augenpaar von Tom Malvoro Riddle. Vor Verblüffung wäre mir doch glatt mein Mund entglitten, was je-doch die Hand unter meinem Kinn gerade noch verhinderte. Meine Erstaunen sehr wohl bemerkend verzogen sich die Lippen meines Gegenübers zu einem leichten Schmunzeln. „Ich werde dir nichts tun, Harry“, versuchte er mir nun endlich klar zu machen, dass mir von ihm keine Gefahr drohte. Meine Verblüffung verschwand so schnell, wie sie gekommen war und meine Züge wurden ernst. „Warum? Warum sollte ich dir auch nur ein einziges Wort, dass aus deinen Mund kommt glauben?!“, zischte ich ihm laut genug zu, dass die anderen Erwachsenen es auch hören konnten und scharf die Luft einzogen aufgrund meiner Respektlosigkeit ihres Anführers gegenüber. „Harry“, versuchte Sirius erneut meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, was ich geflissentlich ignorierte. Das Schmunzeln auf den Lippen Riddles hatte sich keinen Millimeter zurückgezogen, im Gegenteil, es schien zu wachsen und erreichte jetzt auch seine Augen. „Warum nicht?“, war seine einzige Erwiderung auf meine Frage und ich musste mich mühsam beherrschen ihm nicht vor versammelter Mannschaft eine zu Klatschen. „Spiel nicht mit mir“, warnte ich mit leiser Stimme, sodass nur er mich dieses Mal hören konnte. Er neigte sein Gesicht näher zu meines und ich wollte aus Reflex zu-rückweichen, doch seine Hand an meinen Kinn strich sanft an meinem Kieferknochen hinab, den Hals entlang und krallte sich schlussendlich in meine widerspenstige Haarpracht. Somit war meine Flucht effektiv verhindert und ich konnte nur zuse-hen, wie sich das Gesicht meines Todesfeindes dem meinen näherte und nur etwa eine Handbreit zwischen uns Platz ließ. Wir waren uns so nahe, dass ich seinen warmen Atem auf meinen Wangen entlang streichen spürte. Ihm musste es nicht anders gehen. „Ich spiele nicht; das habe ich nie“, neigte er sich plötzlich weiter zu mir herunter, an meinem Gesicht vorbei, nahm den gleichen Weg, wie kurz davor seine Hand und stoppte schließlich in meiner Halsbeuge. „Riddle“, keuchte ich überrascht und konnte nicht verhindern, dass mir ein Schauer über den Rücken lief anhand dieser aufdringlichen Nähe. Meinen Kopf musste ich stillhalten, wenn ich nicht ein paar Haare verlieren wollte. Verzweifelt krallte ich mich stärker in seinen Schultern fest, in der Hoffnung ihm zumindest etwas Schmerzen zuzufügen. „Hat dir schon einmal jemand gesagt, wie gut du riechst, Harry“, flüsterte die junge Version Voldemorts an meinem Hals und ließ nebenbei seine Nase über meine braungebrannte Haut gleiten. Entsetzt zog ich scharf die Luft ein, wollte mich endlich von ihm drü-cken, aber da machte mir mein Körper einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Denn dieser entspannte sich mit einem Mal vollkommen in den Armen meines Feindes, als wenn Riddle den passenden Knopf gedrückt hätte. Meine Augen schlossen sich wie von selbst, fühlten sich viel zu schwer an. Die Arme glitten von seinen Schultern und meine Beine knickten weg. Ich wurde nur noch durch ihn gehalten. „Was willst du das ich tue, Harry?“, drang die Frage mehr als nebelhaft an meine Ohren. Ich versuchte meine Lippen zu bewegen, um eine Antwort zu formu-lieren, stellte aber nach mehreren Versuchen frustriert fest, dass ich selbst dafür zu schwach war. Ich wollte schon ein trockenes Aufschluchzen von mir geben, weil das alles für mich zu viel wurde, da hörte ich erneut Voldemorts Stimme: „Du gehörst mir, mir ganz allein“, und im nächsten Moment spürte ich einen stechenden Schmerz an meinem Hals, zuckte zusammen und riss meine Augen auf. Meine Arme schossen hoch, stemmten sich gegen die Brust meines Feindes und übten vergeblich Druck aus, um etwas Abstand zwischen uns zu bekommen. „Was“, quetschte ich zwischen meinen Zähnen hervor, spürte, wie ein Sog entstand. Siedenheiß überlief mich die Erkenntnis, dass es mein Blut war, welches meinen Körper verließ, jedoch vermochte ich es nicht mich dagegen zu wehren. Jeder Schluck, mit dem ich mehr Blut verlor, brachte mich zum zittern und schließlich entspannte ich mich gegen meinen Willen, genoss das Gefühl, dass daraufhin meinen Körper flutete. Meine Umgebung straf-te ich mit Ignoranz, konzentrierte mich nur auf uns beide. Langsam merkte ich, wie sich die Schwärze meiner bemächtigte und eine dro-hende Ohnmacht über mich hereinfiel. Dies erkannte auch Riddle und löste behutsam seine Zähne aus meiner Halsschlagader, leckte zum Schluss noch einmal über die Einstichlö-cher, um das restliche Blut zu entfernen. Schließlich richtete er sich soweit wieder auf, dass wir uns direkt in die Augen schauen konnten. Stumm blickten wir uns gegenseitig an, er beinahe liebevoll und ich völlig verwirrt. Ich wollte gerade dazu anzusetzen zu sprechen, als die jüngere Ausgabe von Voldemort seine Hand aus meinen Haaren löste und statt-dessen einen Finger auf meine Lippen legte, ich somit still blieb und darauf wartete, was nun kommen würde. „Schlaf gut, Harry“, murmelte Riddle gegen meine Lippen, entfernte seinen Finger und legte stattdessen seine Hand über meine Augen. Mir blieb noch nicht mal die Möglichkeit mich zu rühren, als ich schon in wohltuende Schwärze glitt, nicht merkend, wie ich an Toms Brust zusammensackte und von ihm auf seine Arme gehoben wurde. Das Letzte, was mein Bewusstsein am Rande aufnahm, waren folgende Worte, die mit einer so sanften Stimme ausgesprochen wurden, dass die Warnung dahinter völlig in den Hintergrund trat: „Endlich gehörst du mir, Harry.“ Stunden später, wie es mir vorkam, tauchte ich aus der Dunkelheit auf und ließ mich fast verzweifelt aufseufzen, weil diese Ohnmacht sehr angenehm gewesen war. Die Augen noch geschlossen haltend streckte ich meine Arme vor-sichtig zu je einer Seite aus und stellte fest, dass ich in einem überdi-mensional großen Bett lag, bestimmt 4x so groß wie das in Hogwarts. Daher beschloss ich einfach noch etwas diese angenehme Wärme in diesem Bett zu genießen und die Welt Welt sein zu lassen. Die Decke mit beiden Händen umfassend zog ich sie mir über den Kopf, sodass nichts mehr von mir zu sehen war und kugelte mich darunter ein. Es dauerte auch nur wenige Minuten bis ich in einen leichten Schlaf glitt. Dieser Zustand sollte aber nicht lange anhalten, denn ca. eine Stunde später ertönten Schritte und gedämpfte Stimmen vor der Zimmertür. „Harry schläft schon seit 24 Stunden. Irgendwann muss er was essen“, hörte ich ganz eindeutig Sirius Stimme, der sich anscheint schon wie-der viel zu viele Sorgen um mich machte. Dass er eigentlich tot sein sollte ignorierte ich jetzt mal gekonnt. „Lass Potter schlafen. Der hat es dringend nötig, Flohbeutel“, vernahm ich auch die schnarrende Stimme von Professor Snape. „Was weißt du denn schon, Snievellus. Geh zurück in dein Labor und misch irgendetwas zusammen“, antwortete mein Pate bissig. „Falls dein Gehirn nach deinem Aufenthalt in Askaban noch vorhanden sein sollte, ist dir hoffentlich bewusst, dass ich von Tom nach den Bengel sehen soll. Also mach den Weg frei, bevor ich gleich wirklich unge-mütlich werde, Köter“, drohte Snape nun, da ihm langsam der Ge-duldsfaden riss. „Ihr beide seid schlimmer als zwei Kleinkinder“, schimpfte nun auch Remus dazwischen. „Halt du dich da raus“, wurde jener von beiden gleichzeitig angefahren. „Zumindest seid ihr euch in dieser Hinsicht einig“, hörte man das be-lustigte Glucksen von dem Werwolf. Daraufhin trat Funkenstille ein. etzt konnte ich mir ein breites Grinsen auch nicht mehr verkneifen, zu amüsant war diese Situation. Einen Augenblick später, nachdem sich nichts vor der Tür rührte, hörte ich Remus sagen: „Gut, wenn ihr nicht wollt. Ich werde jetzt nach Harry sehen“, setzte er sich in Bewegung, was ich anhand der Schritte registrierte und öffnete schließlich leise die Tür, da der Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste davon ausging, dass ich im-mer noch im Land der Träume weilte. Leider nicht der Fall und das würde der Werwolf schnell mitbekom-men, da sein Gehör viel besser als das eines Menschen ist und dem-nach meinen normalen Herzschlag und die entsprechenden Atemzüge hören konnte. Kurz gesagt: Meine Schonfrist ist vorbei, zu schade auch. Mit einem „Klick“ fiel die Tür ins Schloss und Remus trat an das Bett heran, dass derzeitig mein bester Freund ist. Stillverharrte dieser vor der Kante, lauschte mit größter Wahrschein-lichkeit und fand, was er suchte. Denn einen Moment später senkte sich die Matratze unter seinem Gewicht und eine Hand versuchte sich unter die Bettdecke zu drän-gen, die ich unter meinen Körper begraben hatte, leider mit Erfolg. Als die warme, raue Hand des Werwolfes meine widerspenstigen, kurzen, schwarzen Haare berührten zuckte ich merklich zusammen. Remus ließ sich trotz meiner Reaktion nicht abschrecken, begann damit sanft durch sie zu streicheln, sodass ich mich sogar einigermaßen entspannen konnte, nachdem mein Kopf bei der Erkenntnis angelangt war, dass der Professor mir nichts tun wird. So strich mein zweiter Ersatzvater stumm einige Zeit durch meine Haare, während ich die Berührungen genoss. Als ich gerade dabei war wieder einen Abstecher ins Land der Träume zu machen, hörte die Hand einfach auf und ich seufzte enttäuscht. Ein gedämpftes Lachen seitens Remus brachte mich fast dazu mein warmes „Versteck“ zu verlassen, so empört war ich darüber. Jedoch nahm der Werwolf mir die Entscheidung, ob ich nun rauskam oder nicht, ab, indem er mir mit einem kräftigen Ruck, dem ich nichts entgegen bringen konnte, die Decke wegzog und schneller, als ich reagieren konnte, neben mir ins Bett sprang. Einen Arm um meine Schultern schlingend fand ich mich kurz darauf an Remus Brust gedrückt wider, während jener die Bettdecke über uns beide ausbreitete, sodass, wie bei mir eben, nichts von uns zu sehen war. „Remus“, keuchte ich atemlos, weil er mich völlig damit überrumpelt hatte. Seine Reaktion bestand darin mir einen sanften Kuss auf meine Stirn zu drücken und mich einfach weiter zu halten. Daraufhin erholte ich mich langsam von dem Schreck, kam zur Ruhe und kuschelte mich nebenbei mehr an den Körper meines zweiten Ersatzvaters, um die Wärme zu genießen, die der Werwolf von Natur aus ausstrahlte. Remus ließ es bedingungslos zu, verstärkte sogar noch seinen Griff, aber so, dass er mir nicht weh tat, nur das Gefühl gab, dass mich ihm niemand wegnehmen könnte, ohne einen Kampf zu riskieren. „Harry“, sprach mich Remus nach einiger Zeit leise an, verlangte nach meiner Aufmerksamkeit. Unwillig brummte ich, wollte dieses Gespräch noch in weite Ferne rücken, weil ich nicht bereit war für die Informationen die es mit sich bringen würde. Mich beschlich nämlich das Gefühl, dass danach keine Wahrheit mehr auf der anderen basiert und ein neues Weltbild entsteht, wo es in diesem Krieg weder weiß noch schwarz gibt. „Du bist nicht bereit für dieses Gespräch“, stellte der Werwolf aufgrund meines Schweigens fest. Ich nickte zustimmend. Warum auch lügen, brachte doch sowieso nichts. „Ach, Harry“, seufzte der Werwolf schwermütig, drückte mir erneut einen Kuss auf die Stirn. „Warum hast du nur das Talent immer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein?“ „Frag mich etwas, was ich auch beantworten kann“, erwiderte ich ratlos, hasste mein Timing dafür mich ins eiskalte Wasser zu werfen. „Hatte es einen bestimmten Grund, warum du mitten in der Nacht durch die Gänge geschlichen bist?“, fragte Remus nun frei heraus. Unsicher wandte ich mein Gesicht in seine Richtung. Sollte ich ihm wirklich von meinen Schlafproblem berichten, oder einfach so tun, als wäre alles in Ordnung? „Du brauchst es gar nicht erst versuchen mir nur die halbe Wahrheit zu erzählen, Harry. Ich finde es eh raus“, äußerte der Werwolf trocken, weil mein Gesichtsausdruck wohl schon alles verriet. „Es ist nichts, wirklich“, versuchte ich sofort Schadensbegrenzung zu betreiben, wollte nicht unnötig jemanden zur Last fallen. „Harry“, straffte Remus mich mit einem strengen Blick, bei dem mir die nächste Halbwahrheit glatt im Hals stecken blieb. Resigniert schloss ich meine Augen und begann zu erzählen: „Ich habe in den letzten Nächten nicht wirklich viel geschlafen, besser gesagt, so gut wie gar nicht“, wurde ich zum Schluss immer leiser. „Dann hat es schon angefangen“, murmelte der Werwolf verloren vor sich hin. Hellhörig geworden hackte ich sofort nach. „Was meinst du damit? Was hat angefangen?“ Keine Antwort von ihm bekommend schaute er mich durchdringend an. „Wie hast du heute geschlafen?“ Überrascht starrte ich ihn an. „Gut, sehr gut sogar“, stellte fest, dass es wirklich stimmte. Diese Nacht hatte ich so gut geschlafen, wie noch nie in meinen Leben soweit ich wusste. „Hätte mich auch gewundert, wenn es nicht so gewesen wäre.“ „Remus, wovon redest du?“, fragte ich nun ernsthaft verwirrt. Mich igno-rierend löste er seinen Griff um meine Schulter, schlug die Decke zurück und machte Anstalten aufzustehen. Aus Reflex griff ich nach seinen Arm, hielt ihn zurück, damit er mich nicht verließ. „Was ist denn los? Du machst mir Angst“, versuchte ich den Werwolf bei mir zu halten. Es funktionierte. Remus drehte sich zu mir um, umfasste sanft meine Hand und löste sie von seinem Ärmel. „Es tut mir leid, Harry. Aber es gibt Dinge, die zu klären sind und keinen Aufschub dulden.“ „Was für Dinge?“, forderte ich eine Erklä-rung von ihm. Remus seufzte erschlagen. „Das wirst du mit der Zeit selbst heraus-finden“, hielt er mich hin. „Remus“, klagte ich verzweifelt, wollte nicht in Ungewissheit leben. „Bitte“, bat ich flehend. „Nein, Harry. Ich bin nicht der Richtige, um dir alles zu erklären“, schlug der Professor meine Bitte aus. „Aber wer dann?“, schrie ich ihn nun an, löste mit einem kräftigen Ruck meine Hand aus seiner. „Beruhige dich“, mahnte der Werwolf, startete einen Versuch meine Hand erneut zu umfassen. Ich wich nach hinten auf das Bett aus, merkte nur am Rande, wie meine Magie anfing sich meiner Kontrolle zu entziehen. „Einen Scheißdreck werde ich tun. Ich will eine Erklärung und zwar jetzt!“ Dann hörten wir nur noch ein „Klirr“ und die Nachttisch Lampe war einmal. Vor Schreck zuckte ich in Remus Arme zurück, der mich auch wider-standslos an seine Brust zog und mir beruhigende Worte zu murmelte. Mit Furcht merkte ich, dass ich nicht zu meiner gewohnten Ruhe fand, meine Magie sich frei entfaltete und begann das Zimmer auseinander zu nehmen. „Schhh, Harry. Du musst dich beruhigen.“ „Ich schaffe es nicht, Re-mus. Ich schaffe es nicht“, wimmerte ich ängstlich, klammerte mich an ihm fest, in der Hoffnung Hilfe zu erhalten. „Ich weiß, ich weiß. Ich bringe dich zu jemand, der dir helfen kann“, versicherte mir Remus und hob mich auf seine Arme. Wie von selbst schlangen sich meine Arme um seinen Hals und ich versteckte mein Gesicht an seiner Brust, hörte immer wieder etwas zerbrechen, oder kaputtgehen. Mit schnellen Schritten verließ der Werwolf mein vorrübergehendes Zimmer, den Rest bekam ich nicht wirklich in meinem jetzigen Zu-stand mit, weil sich die immer größer werdende Angst langsam in Panik umwandelte und dies definitiv nicht für mich zum Vorteil war. Der Professor durchschritt mit mir auf den Armen eine Flügeltür und plötzlich wusste ich, dass alles gut werden würde, dass da jemand war, der mich beschützen und behüten würde. „Was ist passiert, Remus?“, hörte ich Sirius aufgebrachte Stimme. „Nicht jetzt, Sirius. Tom, er braucht dich“, ließen mich die kräftigen Arme des Werwolfes plötzlich los, setzten mich auf den Boden ab. Und dann waren da auf einmal Arme, die mich an eine mir bekannte Brust zogen und Zähne, die sich unmissverständlich in meinen Hals bohrten. Der Schmerz brachte mich dazu aus meiner Panik aufzutauchen, die Anwesenheit des anderen meine Magie zum Abklingen und meine Gedanken klar werdend. Sofort versteifte ich mich, brachte dem Mann dazu seine Zähne behutsam aus meinem Hals zu lösen. Sekunden vergingen, ohne dass sich einer von uns beiden rührte. Schlussendlich hob ich den Blick, begegnete dem meines Gegenübers und riss bei der Erkenntnis vor Entsetzen die Augen weit auf, versuchte erst gar nicht mich aus der Umarmung zu lösen, da diese sonst stärker wurde. Starr blickte ich in die Augen Voldemorts, die mich unverhohlen mus-terten, ihren Blick an mir hinauf und hinab gleiten ließ, an meiner Halsbeuge eine Sekunde länger verharrte und meinen Blick schließlich erwiderte. „Warum? Warum du?“, flüsterte ich ihm verzweifelt leise zu, während sich meine Augen mit Tränen füllten. Riddle lächelte mir beruhigend zu, beugte sich leicht vor und erwider-te ebenso leise: „Weil du mir gehörst, Harry.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)