With Skin too tight von Idris (Basti x Isabell) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Seine fleischigen Finger bohrten sich in ihren Oberarm und Isabell starrte immer noch auf seine Faust. Sein Gesicht dahinter war ein verschwommener, hässlicher Fleck. Der Typ hatte die Nasenlöcher gebläht wie ein wütendes Pferd und sein Kopf war hochrot. Ein Teil von ihr - ein seltsam losgelöster und sehr ungerührter Teil - fragte sich rein wissenschaftlich, ob ihm klar war, dass in der männlichen Amygdala Gewalt und Sex immer ganz dicht beieinander lagen und dass ihm vermutlich grade einer abging bei der Aussicht seine Faust in ihrem Gesicht zu landen. Aber wahrscheinlich wusste er das nicht, und wenn er das wusste, war es ihm vermutlich egal. Der ganze Rest von ihr war wie erstarrt in einer wirren, übermüdeten Mischung aus Angst und Adrenalin und Erwartungshaltung. Der Griff um ihren Arm wurde fester und er begann sie zu schütteln, als ärgerte er sich über ihre Ruhe. "Sag das nochmal…", drohte er, so als hoffte er, dass sie genau das tun würde. Vielleicht war es das, was Rambo hier sich einredete, wenn er einen Blick auf das grün und blau geschlagene Gesicht seiner Frau warf. Dass sie ihn ja auch provoziert hatte. Wär sie mal besser still gewesen. Sie hatte ihn praktisch dazu getrieben. Genau. Er war hier praktisch das Opfer. "Ich kann das die ganze Nacht wiederholen", schnappte sie atemlos vor Wut. "Aber das macht es auch nicht besser, dass sie ihre Frau krankenhausreif geprügelt haben. Was hat sie denn schlimmes gemacht? War das Abendessen versalzen?" "Du blöde Schlampe, das lass ich mir doch nicht sagen!" Isabell war kurz davor ihm zu versichern, dass er sich das grade sehr wohl sagen ließ, als eine Stimme dazwischen ging. Jemand brüllte: "Stopp!" Sie blinzelte verwirrt, sekundenlang desorientiert. Es war Basti. Natürlich war es Basti. Basti sagte tatsächlich 'Stopp', als sei das Leben nur ein Spielfilm, wo er auf 'Pause' drücken und alles anhalten konnte. Beinah hätte Isabell gelacht. Aber warum auch immer, es funktionierte und Rambo hielt mitten in der Bewegung inne. Er sah sekundenlang vage überfordert aus und Isabell entglitt beinah unfreiwillig seinem erschlaffendem Griff. "Hey!" Er machte Anstalten, erneut nach ihr zu greifen. "Das reicht jetzt!" befahl Basti. Er hatte sich zwischen sie gedrängt, stellte Isabell verärgert fest, wie ein Ritter in grüner OP-Kleidung. Er sah verschwitzt aus, seine Haare standen in alle Richtungen ab, als habe er sich noch auf dem Weg hierher die Haube heruntergezogen, und sein Mundschutz baumelte, achtlos von seinem Gesicht herunter gezerrt, an seinem Kragen. Blut und andere Flüssigkeiten tränkten sein Oberteil. "Das sagt die nicht noch einmal!" schnaufte Rambo, die Augen stier auf Isabell gerichtet. "Die hat sie doch nicht mehr alle! Die kriegt gleich eine verpasst!" "Niemand kriegt hier eine verpasst", befahl Basti scharf. Er hatte Rambo am Kragen gepackt und drückte ihn an die Wand, ein Unterarm auf seine Kehle gedrückt. Luftröhre, dachte Isabell, verärgert über sich selbst. Da hätte sie auch selbst drücken können. Der Schlägertyp malmte so heftig mit den Zähnen, dass Isabell sehen konnte wie sein Kiefer sich bewegte. Seine Augen flackerten kurz in ihre Richtung und Bastis Arme spannten sich merklich an. "Denken sie nicht mal im Traum daran", befahl er scharf. Der Typ röchelte und sein Gesicht nahm eine alarmierend rote Farbe an, entweder vor Wut, oder weil Basti mit medizinischer Treffsicherheit dahin drückt, wo es wehtat und einen in die Nähe einer Hypoxie trieb. Isabell hoffte (einem Arzt ganz und gar unwürdig), dass das ein Zeichen war, dass ihn jeden Moment der Schlag treffen würde. "Die kriegt gleich…", stieß er hervor. "Wenn sie sie noch einmal anfassen", sagte Basti, ohne dass sein Blick auch nur in ihre Richtung ging, "oder wenn sie noch mal irgendjemanden von unserem Personal bedrohen, werde ich…" Er hielt inne und Isabell sah wie seine Kiefermuskulatur sich an- und wieder entspannte. Er schnaubte kurz und verärgert. "… die Polizei verständigen", endete er. Unter anderen Umständen wusste Isabell seine teils beherrschte, teils herablassende Art durchaus zu würdigen. Aber nicht wenn er bewirkte, dass sie sich nutzlos und wie ein völliger Idiot vorkam. Und nicht wenn er ihr einen völlig vernünftigen und rational durchdachten Plan versaute, der beinhaltete, dass er der Typ sie tätlich angriff und ihr eine reinhaute. "Fahren sie jetzt nach Hause", sagte Basti ruhig und ließ ihn ruckartig los. Angewidert betrachtete er seine blutverschmierten Handschuhe, so als hätte er sich unwiderruflich an dem Typen die Hände schmutzig gemacht. "Meine Frau…", erwiderte der Typ und presste eine Hand an seine Kehle. "Bleibt über Nacht hier. Kommen sie morgen früh wieder und dann sehen wir weiter." Sekundenlang lag die Eskalation beinah noch greifbar in der Luft. Es war nur ein Funke, der fehlte, dachte Isabell, damit der Typ endgültig die Beherrschung verlor und auf sie alle losging. Mit seinen glasigen Augen und den geblähten Nasenlöchern und dem roten Gesicht sah er halb unzurechnungsfähig und halb rasend aus. Sie war sich inzwischen ziemlich sicher, dass er betrunken war. Aber irgendetwas in Bastis unnachgiebiger Stimme oder in seinem Gesicht bewirkte, dass seine Schultern nach unten sackten. Er ließ die geballten Fäuste sinken. "Ich komme wieder." Vermutlich sollte es ominös und bedrohlich wirken, aber alles woran Isabell dabei denken musste, war Arnold Schwarzeneggers Synchronstimme in Terminator. "Ja", sagte Basti, dem es vermutlich ähnlich ging. "Morgen früh." Mit einem letzten Blick auf Isabell wandte der Typ sich ab und begann den Gang entlang in Richtung Ausgang zu schlurfen. Unangenehm wurde Isabell bewusst wie viele Leute sich um sie herum versammelt hatten. Vorwiegend Patienten und eins, zwei Schwestern und eine Reinigungskraft. Danke fürs Gaffen, dachte sie verärgert. Ein Teil von ihr fragte sich, ob ihr irgendjemand zur Hilfe gekommen wäre, wenn Rambo-Arnold wirklich zugeschlagen hätte. Ein viel größerer Teil von ihr war sauer auf Basti, weil er genau das getan hatte. Ruckartig wandte sie sich ab. Sie war schon über den halben Gang gestiefelt, bis Basti ihr nachgesprintet kam und sie erreicht hatte. "Hey, hey, hey!" Er sprang ihr in den Weg und breitete die Arme aus, um sie auszubremsen. Isabell war froh, dass er keine Anstalten machte, sie anzufassen. "Was war das denn?" Er klang wütend und vorwurfsvoll und noch irgendetwas anderes. Müde vielleicht. Basti war mindestens genauso lange wach wie sie. "Was war…?" Isabell schnappte nach Luft und drängte sich an ihm vorbei. "Entschuldige, wenn ich die einzige hier bin, die sich darüber ärgert, wenn solche Arschgeigen immer wieder davon kommen!" "Du weißt genau, dass das nicht wahr ist." Natürlich wusste sie das. Es half ihr nur kein bisschen weiter. Adrenalin und Übelkeit brodelte in gleichen Teilen durch ihre Magengegend. Sie fühlte sich, als ob sie eine Gelegenheit verpasst hätte, die nicht mehr kommen würde, und gleichzeitig war sie tief drin so erleichtert, dass sie nun doch keine Faust ins Gesicht bekommen hatte, dass sie sich für ihre Feigheit schämte. Am allermeisten fühlte sie sich entmachtet, entrechtet und gedemütigt, einfach weil es so schien, als ob Männer immer alle Karten in der Hand hielten, egal ob es darum ging mit der Gewalt anzufangen, als darum ihr ein Ende zu bereiten. Und Frauen waren immer nur mitten drin und wurden zu gleichen Teilen Opfer oder dankbar Gerettete. Isabell war erwachsen und kompetent und selbständig, sie bezahlte ihre Rechnungen und manchmal sogar irgendwelche Steuern, sie schaffte es in anderer Leute Gedärme herumzuwühlen ohne dass ihr schlecht wurde und konnte eine blutende Kopfwunde in weniger als zwei Minuten zunähen. Niemand musste sie retten. Niemand hatte das Recht sie einzuschüchtern. Nichts von alldem war wirklich Bastis Schuld, das war ihr klar. Und doch war sie so wütend und verletzt, dass sie ihn am liebsten mit beiden Händen zurückgeschubst hätte. "Wieso bist du überhaupt hier?! Du hast doch OP-Dienst!" fauchte sie. "Ich war fertig!" Er lief ihr nach. Sie warf einen ungläubigen Blick auf seinen Aufzug und machte "Hah!". "Ich war fertig!" gab er verärgert zurück, als sei es ein persönlicher Affront, dass sie an seiner Aussage zweifelte. "Ich war schon auf dem Weg zur Umkleide. Da wäre ich auch gelandet, wenn Daniela mich nicht angepiepst hätte." "Wieso musstest du dich überhaupt einmischen?!" Sekundenlang sah Basti aufrichtig überrascht aus, als sei das die dümmste Frage, die er je gehört hatte. "Entschuldige mal, Prinzessin", schnappte er, "aber falls es dir entgangen ist, der Typ war zwei Köpfe größer und vierzig Kilo schwerer als du." Mitten im Laufen zerrte er an seinen Handschuhen und schleuderte sie in den nächstbesten Mülleimer auf dem Weg. "Ich hatte alles im Griff!" "Ach ja? Das hab ich gesehen. Was war denn dein Plan? Ihn mit deinem Gelaber zu betäuben, bis ihm die Ohren bluten?" "Mein Gelaber?" schrie Isabell. "MEIN Gelaber?! Wer hat denn mit den großen Sprüchen angefangen? 'Wenn du sie noch einmal anfasst…' Wenn ich das schon höre! Du…du Macho!" "ICH bin der Macho? ICH? DU hast doch grade versucht, eine Schlägerei auf deinem Arbeitsplatz anzufangen! Das ist total professionell!" "Du bist so ein Neandertaler!" "Du…du…ach, ich geb's auf!" knurrte Basti und drehte sich ruckartig um. Er zerrte so wütend dem Mundschutz, dass das Stoffbändchen zerriss und warf es zusammengeknüllt hinter den Handschuhen her. "Beim nächsten Mal rühre ich keinen Finger für dich! Ich werde einfach zusehen wie dich so ein Typ zu Brei verarbeitet, verlass dich drauf." "Ich kann's kaum erwarten!" brüllte Isabell. Dann brach sie in Tränen aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)