Gegen die Wand von mangacrack (Team 7) ================================================================================ Kapitel 1: Begegnungen am Abgrund --------------------------------- Titel: Gegen die Wand   Genre: General Warnungen: Angst, Drama   Inhalt: Sie hatten Sasuke doch rechtzeitig gefunden, doch niemand wusste, was zwischen Sasuke und Itachi passiert war. Nicht ein Mal Sasuke selbst.   Kommentar: Der Titel stammt von einem deutsch-türkischen Film, den ich mal in der Schule gesehen habe. Es ging um Scheinehe und Verzweiflung, daher ist mir der Titel im Kopf geblieben.   mangacrack     "It doesn't matter who my father was, it matters who I remember he was."        Anne Sexton     Das gleichmäßige Piepen war im Krankenzimmer zu hören. Ansonsten rührte sich nichts, außer der leicht flache Atem, der verletzten Person die im Bett lag. Die schwarzen Haare lagen unordentlich au dem Kissen verteilt. Die Augen der Person, die im Bett lag, waren geschlossen und zuckten nur hin und wieder. Über all führten Schläuche zu Geräten und fast der gesamte Körper der Person, die im Bett lag, war ein bandagiert.   Naruto stand draußen vor der Glasscheibe und eine Hand dicht ans Fenster gepresst und beobachte Sasukes hoffentlich ruhigen Schlaf. Seit fast drei Tagen lag er hier und es hatte sich noch keine Veränderung gezeigt. Sasuke lag einfach nur da. Zum Glück hatte sich inzwischen sein Zustand verbessert. Sein bester Freund schwebte zumindest nicht mehr in Lebensgefahr. Naruto legte seine andere Hand auf die Scheibe, die ihn und seinen Kameraden trennte. Sasuke so da liegen zu sehen, schmerzte ihn. Der Uchiha war immer der Starke, der niemals aufgab, niemals zweifelte und stets so zielstrebig war. Den Uchiha so schwach, so verletzlich und zerbrechlich zu sehen war einfach … widernatürlich.   Naruto blickte zu Sakura, die über eine Bank ausgebreitet lag und schlief. Sie hatte in den letzten Nächten kein Auge zugetan und wollte nicht von Sasukes Seite weichen. Sie hatte den Erste-Hilfe Dienst geleistet, der Sasuke wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Vor ein paar Stunden war sie dann vor Erschöpfung zusammengebrochen. Tsunade hätte sie am liebsten von den Operation ausgeschlossen, weil Sakura viel zu aufgeregt war, doch um das Leben des Uchihas zu retten, hatte es keine andere Möglichkeit gegeben. Naruto riss sich von der Scheibe los und setzte sich ebenfalls auf die lange Bank an der gegenüberliegenden Wand, nahe bei Sakuras Kopf.   Er strich sich sein verfilztes Haar aus dem Gesicht und merkte jetzt gerade erst wie müde er war. Seit er von der Mission zurückgekommen war, war er nicht mehr zu Hause gewesen. Er hatte im Krankenhaus kurz geduscht und seine Kleidung gewechselt, aber das war auch schon eine ganze Weile her. Es war kurz nach ihrer Ankunft hier gewesen. Seine Kleidung war voll von Sasukes Blut gewesen. Seine Weste und seine andere Kleidung hatte er wegschmeißen müssen, da das Blut unmöglich zu entfernen war.   Der blonde Ninja musste sich zusammenreißen um nicht hier und jetzt einzuschlafen. Seit der letzten Stunde Schlaf, die er sich vor einiger Zeit mal eben gegönnt hatte, war schon eine Ewigkeit vergangen. Aber er durfte nicht! Er hatte es Sakura doch versprochen! Er hatte ihr versprochen, dass er auf Sasuke aufpassen würde, solange sie schlief und dass er sie sofort wecken würde, sollte irgendetwas passieren.   Doch Naruto merkte, dass die Müdigkeit immer mehr Macht über ihn bekam. Schon im Halbschlaf lehnte er sich an die Wand und zog Sakuras Kopf auf seinen Schoß. Auch wenn sie ihm später dafür vielleicht den Kopf abreißen würde. Sie hatte etwas Besseres verdient, als die harte Holzbank. Aus dem gleichen Grund zog er sich seine Jacke aus und legte sie Sakura über die Schultern. So würde sie nicht frieren. Narutos Kopf sank nach unten auf seine Brust. Eine Weile versuchte er noch gegen den Drang anzukämpfen die Augen zu schließen, doch bald hatte ihn die Müdigkeit übermannt.   Auf dem leeren Gang konnte man immer noch das unveränderte Piepsen hören, das von der Maschine kam, die Sasukes Herzschläge überwachte.   -   Als Sasuke die Augen öffnete, presste er sie sofort wieder zu.   Das Licht brannte in seinen Augen und er drehte den Kopf zur Seite. Er gab einen kurzen Schmerzensgeld von sich und versuchte seine Hand über die Augen zu legen. Sie fühlte sich schwer und bleiartig an. Sie fiel mehr auf sein Gesicht und irgendwo raschelte es. Oder war es ein Knarren? Sasuke ignorierte erstmal sämtliche Geräusche und versuchte herauszufinden, in wie weit er sich überhaupt bewegen konnte.   Die Kraft sich aufzurichten hatte er schon mal nicht, wie er sehr schnell feststellen musste. Irgendwie fühlte sich sein ganzer Körper taub an, doch als er seine Zehen ein wenig bewegte stieß er mit ihnen an ein kaltes Metall. Es erleichterte ihn. Zumindest konnte er noch seine Beine fühlen, was bedeutete, dass er nicht gelähmt sein konnte. Auch mit seinen Armen war soweit alles in Ordnung wie er nach einiger Zeit feststellen konnte. Sie fühlten sich, ebenso wie seine Beine, nur so unglaublich schwer an.   Außerdem fühlte er sich so unglaublich müde. Wäre da nicht das Durstgefühl gewesen, wäre er wahrscheinlich sofort wieder weggetreten. Seine Zunge war trocken, als hätte er Tage nichts getrunken, doch Hunger hatte er seltsamerweise keinen. Sasuke öffnete jetzt wieder ganz langsam seine Augen. Er erblickte die vielen Geräte und realisierte, dass er im Krankenhaus war. Er hörte nun das Piepen des Gerätes, dass sein Herz überwachte und sah auch, dass er künstlich ernährt wurde. Wie lange war er weg gewesen, dass sie ihn so behandeln mussten? Was war überhaupt geschehen?   „Sasuke?“, kam es von der Seite und Sasuke drehte den Kopf so gut er konnte.   An seinem Kopfende stand eine Person. Er brauchte eine Weile um sie zu erkennen. Seine Sicht war noch ein wenig schwammig und sein Kopf tat weh, als er ihn zu ruckartig bewegte.   „Kakashi?“, fragte Sasuke leise. Er hatte mehr die Stimme erkannt, als das er den Mann wirklich sah. „Kakashi, bist du das?“   Sasuke fühlte wie jemand seine Hand ergriff und sie drückte. Die Berührung nahm Sasuke wahr und vorsichtig tat er dasselbe um Kakashi zu zeigen, dass er es wirklich war, dass er lebte.   „Ja, Sasuke. Ich bin es.“   Sasuke versuchte mit Kakashi Blickkontakt aufzunehmen und nach einer Weile gelang es ihm. „Wo - nein - was ist passiert?“   Sasuke konnte den Blick nicht deuten, den Kakashi ihm zuwarf.   „Erinnerst du dich nicht?“    Sasuke sah Kakashi lange an, ehe er den Kopf weg drehte und versuchte nachzudenken. Es war immer noch alles so dunkel. Da war Blut. Er erinnerte sich an Blut. Außerdem war da Schmerz gewesen. Viel Schmerz. Hatte … er diesen Schmerz gefühlt? Wodurch war er verursacht worden? Sasuke konnte sich nicht erinnern, aber in seinem Inneren fühlte er etwas. Es war keine normale Mission gewesen, bei der er sich verletzt hatte. Ansonsten könnte er sich doch erinnern und Kakashi würde ihn nicht so ansehen. Dieser war nicht besorgt um seine Gesundheit, sondern eher um … ihn selbst? Doch was könnte Kakashi veranlassen …?   Auf einmal dämmerte es Sasuke. Müde schloss er seine Augen und horchte in sich hinein. Ja. Da war es wieder. Dieses alte Gefühl, dass ihn nun schon sein gesamtes Leben zu begleiten schien. Eine Welle aus Trauer rollte über ihn hinweg.   „Itachi…“, flüsterte er leise.   Er erinnerte sich noch immer nicht an die letzten Geschehnisse, doch er wusste - ja es konnte nicht anderes sein - als das er mit Itachi gekämpft hatte. Scheinbar hatte er verloren. Es gab im Moment nur einen, der ihm das beantworten konnte. Mit aller Kraft, die er noch hatte, öffnete Sasuke seine Augen erneut und sah seinen Sensei an. Dessen Gesichtsausdruck konnte er nicht deuten, dafür war zu müde. Es viel ihm sowieso schon schwer die Augen offen zu halten.   „Es war doch so, oder?“, fragte Sasuke. „Es war Itachi.“   Kakashi nickte kurz und setzte sich dann zu Sasuke ans Bett. Es war ihm anzusehen, dass er einfach noch zu müde war, um lange wach zu bleiben. Die Schmerzmittel taten das Übrige.   „Wir haben dich sehr spät gefunden. Itachi war nirgends zu sehen. Aber nachdem, was wir wissen, hast du mit ihm gekämpft. Erinnerst du dich?“   Sasuke schüttelte bedauernd den Kopf.   „Nein … es ist alles irgendwie … dunkel.“   Kakashi strich Sasuke beruhigend über den Kopf.   „Keine Sorge. Du wirst dich schon noch erinnern. Schlaf erstmal.“   Fast aufs Stichwort fielen Sasuke die Augen zu und wenige Sekunden später war er eingeschlafen. Kakashi blickte Sasuke nachdenklich an und ließ dann dessen Hand los. Es war nicht ganz so einfach, wie er es Sasuke geschildert hatte. Sie hätten ihn beinahe nicht rechtzeitig gefunden. Der andere Kerl mit der Maske war zwar vor ihnen da gewesen, hatte aber anscheinend nur Itachi mitgenommen und Sasuke einfach nur zurückgelassen. Sie konnten trotzdem nur vermuten, was passiert war.   Kakashi seufzte. Das würde alles kein gutes Ende nehmen.      -   Sasuke verbrachte mehrere Wochen im Krankenhaus. Er war sehr erschöpft. Tagelang tat er nichts anderes als zu schlafen. Die wenigen Momente, in denen er wach war, waren kurz und sehr anstrengend. Manchmal weckten sie ihn nur zu bestimmten Untersuchungen, doch viel bekam er davon nicht mit. In seinem Inneren schlief er noch. Die Kraft, die Augen offen zu halten und auch noch etwas wahrzunehmen, reichte nicht aus. Sasuke wusste nicht, ob er den Schwestern irgendwelche Fragen beantwortete, er hörte sie ja nicht einmal.   In der Zeit träumte er viel.   Er sah Dinge, verschwommen und nur sehr selten klar. Sasuke wusste es war eine Mischung aus Traum, Realität und Erinnerung. Aber er konnte nicht klar sagen, ob er nun seine Erinnerungen träumte oder nicht.   Sasuke lag im Moment halb aufgerichtet in seinem Bett, das Kopfende so eingestellt, dass er nicht selbst die Mühe übernehmen musste seinen Rücken zu belasten. Außerdem hätte ihn das wieder Kraft gekostet. Irgendwas war mit seinem Körper. Er hatte nur wenig Kontrolle darüber und seine Wunden verheilten sehr langsam. Langsamer als sie es gewöhnlich taten. Es musste etwas dahinter stecken. Auch wenn Sasuke sich schon halb denken konnte, was es war.   Er konnte selbst die vier Chunin nicht wahrnehmen, die gerade unten zu Mittag aßen, obwohl sie sich nur auf der anderen Straßenseite befanden. Sasuke ballte die Hand zur Faust. Es funktionierte. Allerdings lag keine Kraft darin. Er könnte nicht einmal einen Genin damit treffen, auch wenn dieser direkt neben ihm stünde.   Verbittert sah Sasuke aus dem Fenster. w Was war passiert?    Wenn sein Körper so ausgelaugt war, dass er fast drei Wochen brauchte, um sein Chakra Level auf das eines Anwärters zu bringen, dann musste er mehr als nur schon fast tot gewesen sein, als man hierher gebracht hatte. Seine Reserven waren normalerweise nicht gerade klein und darauf war er stolz. Langes und hartes Training über Jahre hinweg hatten ihn soweit gebracht und nun war alles … einfach weg.   Ratlos fuhr sich Sasuke durch das Haar.   Wie hatte sein Chakra nur so tief sinken können?   Hatte man es ihm genommen? War er auf einen Gegner getroffen, der ihm sein Chakra ausgesaugt hatte, so wie beim Kampf in der Chunin Prüfung, nachdem er von Orochimaru das Juin erhalten hatte? Aber war das nicht unwahrscheinlich? Es war langwierig und mühselig einem Menschen sämtliches Chakra zu entziehen, vor allem die versteckten Reserven.   Nein, das Bild stimmte nicht.   Er hatte schwere Verletzungen von einem Kampf. Verbrannte Haut, Verstauchungen, blaue Flecken, zwei gebrochene Rippen. Hinzukamen die Erschöpfung, die Müdigkeit und Kraftlosigkeit. Alles Erscheinungen von Chakra Mangel nach einem Todeskampf. Also hatte er gekämpft.   Hatte er gegen Itachi gekämpft?   Vermutlich.   Warum sonst würde die Hokage so einen Aufstand machen? Sie war nicht hier gewesen, um ihn zu befragen. Niemand hatte gefragt. Also handelte es sich um einen bekannten Gegner. Und wer außer Itachi konnte ihn in sei einen Zustand bringen?   Sasuke seufzte.   Es war schwer. Diese Unwissenheit machte ihn fertig. Er wusste nichts und er traute sich nicht, sich seinen Gefühlen oder seinen Erinnerungen zu stellen, die dicht unter der Oberfläche lauerten. Er fürchtete sich vor dem, was er vielleicht entdecken könnte. Er war noch zu schwach, als das er in der Lage wäre, sich mit der Wahrheit auseinander zu setzen. Er würde das nagende Gefühl in seinem Inneren noch eine Weile in sich tragen müssen. Hoffentlich war seine Selbstbeherrschung groß genug, um solange zu warten, bis er bereit war nach den Antworten zu suchen.   Es wäre ja nicht das erste Mal, dass er sich Kopf über ins Verderben stürzte, ohne an die Konsequenzen zu denken.   In Gedanken versunken lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Er hatte sich fest vorgenommen diesmal durchzuhalten und überlegt zu handeln, doch als ihn der Schlaf übermannte, sagte Sasuke zu sich selbst, dass es ja doch nur gelogen war. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er wieder losziehen würde, um Antworten zu erhalten und er wusste, er würde es auch tun, wenn er nicht die Erlaubnis der Hokage bekam.   -   Tsunade saß in ihrem Büro und durchblätterte Akten. Draußen tobten die Herbstwinde. Langsam würde sie Konoha auf Winterbetrieb umstellen müssen. Sie würde veranlassen müssen, dass die Löcher in den Dächern gedeckt wurden, dumme Ninja, warum mussten sie auch immer auf dem Dach kämpfen? Auch der Schutzwall musste verstärkt werden. Und sie musste D-Rank Missionen herausgeben. Sie brauchten das Feuerholz im Winter.   Es klopfte.   Sie sah kurz auf und blickte Kakashi ins Gesicht, der sich schnell ins Zimmer geschoben hatte. Wer sollte es auch sonst sein? Kein Anderer würde an die Tür der Hokage klopfen und dennoch nicht auf eine Antwort warten.   Sie legte die Akten beiseite und studierte das Gesicht, das Jounin. Kakashi wirkte nicht halb so sorglos wie sonst. Der Optimismus war verschwunden und sichtlicher Sorge gewichen. Sie konnte sich denken warum.   „Schläft er wieder?“, fragte sie.   Sie hatte Kakashi damit beauftragt den Uchiha bewachen zu lassen. Der Jounin sah es allerdings als selbstverständlich an, diese Aufgabe selbst zu erledigen. Im Grunde genommen hatte sie auch nichts anderes erwartet.   „Ja, tut er. Er hat davor stundenlang aus dem Fenster gesehen und gegrübelt. Aber er scheint im Moment nichts vorzuhaben!“, sprach Kakashi. Durch seine Maske wurde der dunkle Ton seiner Stimme noch mehr gedämpft.   „Das hoffe ich, Kakashi. Uchiha ist momentan nicht in der Lage gegen irgendwen zu kämpfen. Selbst mit meinen Fähigkeiten dürfte es Wochen dauern, bis er sich erholt hat. Glücklicherweise steht uns ein kalter Winter bevor.“   „Wieso ist das neuerdings gut?“, erkundigte sich Kakashi. Normaler mochten die Bewohner Konohas lange, harte Winter nicht sonderlich.   „Weil Uchiha dann nicht auf die Idee kommen wird, vor dem Frühling das Dorf wieder zu verlassen.“   Kakashi senkte resignierend den Kopf. Die Hokage hatte ja Recht. Sasuke war anders und musste dementsprechend behandelt werden Aber es fiel ihm so schwer sich einzugestehen, dass sein Schüler beim nächsten Mal, womöglich auch das letzte Mal das Dorf verlassen würde.   „Werden sie ihn bestrafen?“, fragte er stattdessen.   Er stellte Tsunades Entscheidung, Sasuke Uchiha nicht in die Zukunft Konohas mit einzuplanen, nicht in Frage. Es war besser so.     „Wofür Kakashi?“, fragte die Hokage zurück. „Wofür soll ich ihn bestrafen? Dafür, dass ihm in so jungen Jahren sein Vertrauen genommen wurde? Dasa er für immer einem Schatten hinterher rennen wird, der seine heile Welt war? Soll ich ihn dafür verdammen, dass er sich nach dem sehnt, was er einst verloren hat? Sein Bruder ist alles auf dieser Welt, was er noch hat.“   „Das sollte es aber nicht“, murmelte Kakashi leise.   Tsunade unterbrach ihn, indem sie die flache Hand hob und ihm gebot still zu sein.   „Kakashi, Blut ist dicker als Wasser, besonders im den alten Clans wie dem der Uchiha. Dort vererben ihren Kindern mehr als bloß das Sharingan, denn ihre blutige und verdrehte Sicht der Welt reicht weit bis vor die Gründung Konohas zurück und ich wage es nicht tiefer zu graben.“   „Keiner hat es gewagt“, erinnerte Kakashi sich. „Die Ermittlungen der Anbu wurden eingestellt, sobald bekannt war, dass Itachi den Clan umgebracht hatte. Es hat viel Gerede gegeben, doch wirklich überrascht war niemand, als sie hörten, wer es getan hat. Alles war so klar und eindeutig: Uchiha Itachi, der junge fehlgeleitete Shinobi, aus einem gesellschaftlich umstrittenen Clan. Es hat niemand gefragt. Aber es hat auch niemanden gewundert, dass nicht gefragt wurde.“     „Das wundert mich nicht“, entgegnete Tsunade. „Der dritte Hokage konnte es nicht wagen, das durch die Leichen, die man im Keller der Uchiha gewiss gefunden hätte, seine Politik in Frage gestellt wurde. Der vernichtende Angriff durch Kyuubi steckte Konoha noch in den Knochen. Ein weiteres erschütterndes Ereignis hätte Konoha zu dieser Zeit nicht verkraftet.“   „Hm. Es ist trotzdem traurig. Niemand erinnert sich und keiner versteht, dass Sasuke eigentlich nichts anderes übrig bleibt. Er wird Itachi töten oder durch dessen Hand sterben. Vielleicht sogar beides. Aber überleben wird er ihn nicht. Nicht nachdem es beim letzten Mal so knapp gewesen ist.“   „Wem sagst du das?“, fragte die Hokage kopfschüttelnd zurück, während sie sich wieder an die Arbeit machte. „Ich werde veranlassen, dass Uchiha mindestens bis zum Jahreswechsel in ärztlicher Behandlung bleibt. Aber noch bevor Konohas Blätter sich wieder grün färben, wird er verschwunden sein.“   „Ihr wollt ihn nicht aufhalten, Hokage-sama?“   „Nein! Ich werde das Leben meiner Untergeben nicht aufs Spiel setzen, nur um Sasuke Uchiha aufzuhalten. Er ist kein einfacher Genin mehr, der überstürzt das Dorf verlässt. Beim letzten Mal wäre es fast schief gegangen. Dieses Mal würde es Tote geben, wollte ich ihn aufhalten. Sasuke ist stark, gefährlich und ein Uchiha. Auch wenn ich es ihm ewig danken werde, dass er uns Orochimaru und einige Akatsuki Mitglieder vom Hals geschafft hat.“s   Die Hokage widmete sich wieder dem Wintervorrat und begann ihre Unterschrift darunter zu setzen. Kakashi schien allerdings noch etwas auf dem Herzen zu haben, denn er stand noch eine ganze Weile vor dem Schreibtisch und starrte auf dem Boden.   „Wie wird es Naruto aufnehmen?“, fragte er schließlich.   Tsunade seufzte schwer und ließ den Stift wieder sinken.   „So hart es klingt, ich denke, er weiß es. Oder besser: er sollte wissen, dass er einen Uchiha nicht eines Besseres belehren kann, wenn er gehen will. Er ist Sasuke solange nach gejagt, aber er verdrängt sehr perfekt, dass er ihm seine Meinung aufzwingt, trotz des guten Willens, der dahinter steckt und ein Uchiha wird seinen freien Willen nicht nehmen lassen, ganz gleich wohin es ihn führt. Es wird Naruto also nichts anderes übrig bleiben, als sich einzugestehen, dass er in einer ganz anderen Welt lebt.“   Kurz herrschte Schweigen im Büro der Hokage.   „Naruto hat immer geglaubt, dass sie sich ähnlich sind und auf den ersten Blick sind sie das auch, aber im Grunde genommen sind sie sich nur am Abgrund begegnet.   „Naruto beim Hinaufklettern und Sasuke beim Heruntersteigen“, beendete Kakashi den Satz leise murmelnd.   Dann verschwand er auf die Geste von Tsunade hin durch das offene Fenster. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)