Time to remember von seththos ================================================================================ Kapitel 7: Retter in der Not ---------------------------- @Lunata: Jap. Ungeduld ist offenbar dein 2. Vorname. *GGG* ^_^ Zu deiner Frage nur so viel: Es dauert noch, bis sie zusammenkommen - sowohl bei Seth und Jono als auch bei Seto und Joey. *fg* Aber ich beeile mich ja mit dem Hochladen. ^_+ Die bisherigen Träume hatte übrigens Seto - nicht Joey. @Sy: Den Ausgang des Matches wirst du auf jeden Fall noch erfahren. Nur eben noch nicht jetzt. ^_^ *fg* Wie gesagt gibt noch einige Kapitel - Kaiba, Joey, Seth und Jono brauchen Zeit, um ihre Gefühle zu entwickeln/ zu entdecken. Es soll ja nachvollziehbar bleiben. ^.~ Ich freue mich, dass dir der Aufbau der Geschichte gefällt. *smile* Viel Spaß beim Lesen und danke für die 2 lieben Kommis. *freu* _____________________________________________________________ Ein Murmeln erklang in der Stille und ein leises Rascheln folgte. Sanft wehten die blauen Vorhänge vor dem offenen Fenster und das Flüstern der Bäume vermischte sich mit den Klängen des Regens. Es war Nacht und nur wenige Menschen schlichen oder tanzten noch durch die Straßen. Seto Kaiba gehörte nicht zu den wenigen, sondern war einer der vielen, die bereits seit einiger Zeit ihre Bettstatt aufgesucht hatten, um zu schlafen. Dennoch war es kein ruhiger Schlaf. Ein aufmerksamer Beobachter hätte im Licht der Laternen, welche ihre Strahlen vereinzelt durch das offene Fenster warfen, gesehen, wie der junge Mann sich immer wieder im Bett herumdrehte – beinahe, als würde er nicht an diesen Ort gehören. Oder als wäre er tief versunken in einem Gespinst aus Träumen. Gleichwohl man das durchaus glauben könnte, so waren es doch keine Träume, die Kaiba immer wieder verschiedene minimale Regungen in das sonst beinahe emotionslose Gesicht zauberten. Es waren Erinnerungen… ~~~~~~~~~~ Langsam und andächtig schritt der nun erwachsene Seth durch die Gemäuer eines riesigen Palastes. Denn direkt unter ihm, hätte er sich neben eine der stützenden Säulen niedergelassen, erstreckte sich der Garten des Pharaos, des Lichtes von Ägypten. Atemu. Seth war noch nicht lange hier. Ein halbes Jahr. Vielleicht. Länger auf gar keinen Fall. Sinnend sah er der untergehenden Sonne direkt entgegen. Es dauerte seine Zeit, ehe er es für angebracht hielt, den Blick zu senken und somit seinen Respekt vor Rah zu bezeugen. Der Anblick seiner blauen Robe ersetzte nunmehr das Bild der goldgelben Scheibe am Himmel. Blau … Eine stolze Farbe. Blau wie der Himmel. Blau wie seine eigenen Augen. Blau wie die See. Ja. Blau war wirklich eine mächtige Farbe. Mächtig genug, um damit einen Hohepriester des Pharaos zu kleiden. Wieder sah er hinaus. Diesmal blieben seine Augen jedoch an dem Grün der Bäume hängen, welche aus dem Garten des Pharaos hinausragten. „Über was denkt Ihr nach, Seth?“ Ruhig wandte sich der Angesprochene um und sandte einen ehrerbietigen Gruß in Richtung des Pharaos. Er fiel längst nicht mehr auf die Knie, wenn sie unter sich waren. Eine kurze Senkung seines Hauptes genügte vollkommen. „Nichts Wichtiges, nehme ich an. Vielleicht über mein Leben.“ „Seid ihr also nicht zufrieden, Hohepriester?“ Mit festem Schritt trat Atemu neben seinen neuen Hohepriester und Freund. Denn ein Freund war er seit seiner Ernennung geworden – auch wenn man das der förmlichen Anrede untereinander schwerlich entnehmen konnte. „Doch. Es gibt wohl kaum etwas, was mich mehr ausfüllen könnte, als an eurer Seite zu dienen, Atemu“, versicherte ihm Seth mit selbstsicherer und ehrlicher Stimme. Der Pharao beließ es dabei. Er wusste längst, dass sein Hohepriester ein eher schweigsamer Mensch war und richtete somit das Gespräch auf ein anderes Thema. „Du weißt, dass morgen der Empfang ist?“ Es war eine mehr oder weniger rhetorische Frage. Sicher wusste er über die Willkommensfeier der siegreichen Reiter bescheid. Immerhin war er es, der morgen den Segen über alle Gefallenen und alle Überlebenden sprechen würde. Mittlerweile, auch wenn es sich wohl für manches Ohr grauenhaft anhören musste, war es Routine. Es hatte Zeiten gegeben, als es ihn noch traurig gestimmt hatte, wenn er die toten Krieger in die Hände der Götter hatte geleiten müssen, doch das war vorbei. Dazu tat er dergleichen nun schon zu lange. Immerhin war dies schon eine seiner Aufgaben gewesen, noch bevor ihn der Pharao in das Amt eines bzw. seines einzigen und persönlichen Hohepriesters berufen hatte. „Sicher.“ „Gut.“ Der kalte Blick des Priesters, welcher der heißen Luft um sie herum Lügen strafen wollte, richtete sich auf den Pharao, als dieser in leisem Ton fortfuhr. Es war selten notwendig, dass er seine Stimme erhob, denn seine Worte wurden stets ehrfurchtsvoll vernommen. „Nun wird morgen auch der Krieger des Anubis wieder eintreffen.“ „Seit der Zeit, da ich hier bin, höre ich von seinen großen Heldentaten. Es ist eigentümlich für mich, nun morgen diesen Mann kennen zu lernen.“ „Eigentümlich? Wie kann ich das verstehen, Hohepriester?“ Ein feines Lächeln stahl sich in die Züge des Angesprochenen. „Nun, immerhin ist er der Anführer Eurer Truppen und ich nehme an, Ihr erwartet eine gute Zusammenarbeit zwischen uns.“ Es war eine Feststellung. Nichts weiter. Und Atemu konnte nicht anders, als das feine und doch so kalte Lächeln zu erwidern und somit die Worte des Anderen zu bestätigen. „Ja. Es wäre durchaus wünschenswert. Mehr als das. Denn in der jetzigen und in allen zukünftigen Situationen, ist es von großer Wichtigkeit, dass Ihr und auch Anoubis Ano – Oobist sich verstehen, um gemeinsam handeln zu können.“ „Nun, um diese schwere Aufgabe bewältigen zu können, wird es wohl besser sein, mich nun in meine Gemächer zurückzuziehen. Denn, mit Verlaub, Pharao Atemu, ich bezweifle, dass Ihr zu morgiger Stunde einen unausgeschlafenen Hohepriester an Eurer Seite wünscht.“ Leicht lachend stimmte Atemu dem zu, ehe er sich mit forschem Schritt seinem weiteren Rundgang widmete und Seth nunmehr allein ließ. ~~~~~~~~~~ Langsam löste sich Seto aus den Fängen der Träume und blickte leicht desorientiert umher. Ehe er den alles entscheidenden Gedanken in seinem Kopf formulierte. /Schon wieder./ Leicht grummelnd erhob er sein Haupt von seinem Kissen und sah hinüber zum Wecker. Es war gerade einmal 4:21 Uhr. Nicht, dass er sonst kein Frühaufsteher wäre, aber das überschritt sogar sein Empfinden für Tüchtigkeit. Zumal nach diesem verwirrenden Gespinst von Erinnerungen. Immer noch müde und die Augen leicht verklebt vom Schlaf, griff er in seinen Nachtschrank neben sich und förderte nach einigem Kramen das kleine Büchlein zu Tage. Überlegend blätterte er darin herum und hielt schließlich beim letzten Eintrag inne. Das war ungefähr vor einer Woche gewesen. Natürlich hatte er alles fein säuberlich mit Daten versehen, so dass er den ‚Fortschritt’ mehr oder minder genau registrieren konnte. /Jono. Verschwunden. Priesteramt. Hauptstadt. Pharao?/ Die Stirn runzelnd ging er die einzelnen Stichworte noch einmal durch, ehe er den blauen Kugelschreiber auf dem kleinen Schränkchen ergriff und das Fragezeichen hinter ‚Pharao?’ in ein Ausrufezeichen verwandelte und den Namen Atemu dahinter setzte. Hinzu kamen weitere Fetzen wie ‚Palast’ ‚Empfang’ und ‚Krieger des Anubis = Anoubis’ /Was soll nur mal aus mir werden? Wenn das so weitergeht dann … Nein. DARÜBER sollte ich wohl lieber nicht nachdenken./ Leicht genervt schlug er das Buch wieder zu und beschloss für sich - nach einem weiteren Blick auf die Uhr – dass er sich ebenso gut erheben und anziehen könnte. Etwa eine Stunde und – Kaiba sah auf die Uhr – exakt 34 Minuten 12 Sekunden und 45 Millisekunden später war es dann auch soweit. Kaiba war bereit, sich selbst als absolut wahnsinnig einzustufen und einweisen zu lassen. Er war tatsächlich so weit gegangen – was übrigens genau dem richtigen Wortlaut entsprach – zur Schule zu GEHEN! Was hatte ihn da nur geritten? Nicht, dass er sonst lauffaul war oder dergleichen. Mit der Limousine ging es nur wesentlich schneller. Dabei hatte er, nach seinem nächtlichen Erlebnis und der darauf folgenden kurzen Nacht, eigentlich angenommen, noch genügend Zeit für einen gesunden Spaziergang zur Schule zu haben. Nun musste er jedoch zugeben, dass sein Einschätzungsvermögen durch die tägliche Fahrt in der Limousine eindeutig leicht bis schwer gelitten hatte. Mittlerweile war er sogar schon in einen leichten Laufschritt verfallen. Immerhin rückten die Zeiger seiner Rolex unaufhaltsam in Richtung Stundenbeginn und wenn er sich nicht schwer beeilte, war es gut möglich, dass er sich vor dem Köter eine Blöße gab. Wer jetzt dachte, es würde ihm hier nur um diesen kleinen blonden Streuner gehen, hatte sich allerdings geschnitten. Es kam einfach nicht gut an, wenn ein Firmenchef und fast reichster Mann Japans später als so ein verlaustes Flohbeutelchen in den Klassenraum stürmte. Er hatte nicht vor, solche unrühmlichen Sitten einzuführen. Nicht jetzt und auch nicht später. Nie. Ein weiterer Blick auf die Uhr folgte. Zwei weitere Schritte wurden zugelegt. Vor sich konnte er mittlerweile das Straßenschild zu seiner dazugehörigen Schule ausmachen und gab sich Mühe, spätestens ab dem Zeitpunkt, ab dem er in besagte Straße einbog, seine Geschwindigkeit ein wenig zu drosseln. Es sah zwar dämlich aus, wenn er zu spät kam, aber noch dämlicher wäre es wohl, nur wegen dem Stundenbeginn wie ein Irrer die Straße runterzupreschen. Er war Seto Kaiba! Nicht Joey Wheeler, der … Also wenn er es sich recht überlegte dann… War er genau der Wheeler nicht, der… sich dort hinten in der Querstraße gerade prügelte. Verwundert blieb er stehen und lauschte noch einmal genauer, während er mit seinen kalten Augen die besagte Querstraße fixierte. Nach genauerem Hinsehen beschloss Kaiba allerdings, von diesem schmalen Ding eher als ‚Gässchen’ denn als Straße zu denken. Ruhigen Schrittes näherte sich Kaiba einige bedächtige Sekunden später der Eingangspforte der Schule und zog ein weiteres Mal seine Rolex zu Rate. Er hatte noch genau 6 Minuten und 33 Sekunden, um in dieses Gebäude und hinter diese Tore zu kommen. In der Nähe des Schulausganges konnte er bereits die Hilfsschüler ausmachen, welche sich beinahe schon bedrohlich – so zumindest empfand es Kaiba momentan – der Pforte näherten. Sie würden die Tür schlichtweg vor seinen Augen zuschlagen, nur um ihm eins auszuwischen. Immerhin wäre es ein gefundenes Fressen, wenn ein weltbekannter Millionärssohn zu spät zum Unterricht kam. Firmenleiter hin oder her. Kopfschüttelnd und der festen Überzeugung, dass derjenige, der da auch immer mit der Frisur des Köters herumlief, schon zurechtkommen würde, wandte er sich dem Eingang zu und ließ die Pforte hinter sich. Derweil, auf der anderen Straßenseite, verpasste Joey seinem Gegenüber gerade ein Veilchen in den Modefarben grün und rot, auch wenn es später wohl bei richtiger Wassertemperatur ein zauberhaftes Blau annehmen würde. Hinter ihm, in einer kleinen Ecke, drängte sich ein kleiner Junge samt einem Hundebaby dicht an eine der Mülltonnen. Immer wieder jaulte das kleine Bündel leise vor sich hin und schien die Wärme des Menschenkindes zu suchen. „Na warte, Kleiner! Stell dich auf ne Tracht Prügel ein!“ Warnend rückten die zwei Burschen in diesem Augenblick näher. Sie waren vielleicht gerade mal 20 Jahre alt, hatten aber dennoch bereits ein recht stämmiges Aussehen. Während der eine noch kurz sein angeschlagenes Auge befühlte holte der andere einmal kräftig aus und schlug erbarmungslos … ins Leere. Joey hatte sich so schnell er konnte geduckt und zog noch nebenbei sein Bein quer nach vorne um mit voller Wucht gegen das Schienbein des Angreifers zu treten. Man sollte ihn nie unterschätzen. Nur weil er mittlerweile versuchte, sich aus Straßenkämpfen herauszuhalten, hieß das noch lange nicht, dass er sich nicht zur Wehr setzen konnte. Und dass er dazu noch ohne größere Schwierigkeiten in der Lage war, bewies ihm das schmerzerfüllte Stöhnen des Schwarzhaarigen - gleich nachdem er ihm sein Bein ein wenig verschönt hatte. Lila sollte ja im Kommen sein. Ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen sah Joey zu den zwei jungen Männern hinüber. „Niemand vergreift sich ungestraft an einem kleinen Jungen.“ Seine Gegner hatten sich inzwischen wieder gefangen und sahen nicht aus, als würden sie die blauen Flecken auf sich sitzen lassen wollen. „Der Kleine hätte sich halt nicht einmischen sollen, dann wär’ ihm auch nichts passiert. Das Selbe gilt für dich!“ In diesem Moment konnte man den kleinen Mischlingshund ziemlich deutlich wimmern hören und auch der kleine Junge zuckte merklich zusammen, als einer der Angreifer plötzlich nach ihm trat. Schnell ging Joey dazwischen, fing den Tritt mit seinem eigenen Magen ab und schnappte merklich nach Luft. Der zweite im Bunde wusste seine Chance zu nutzen, schlug ein weiteres Mal in seine Richtung und erwischte ihn dieses Mal hart am Kinn. Dennoch wich Joey keinen Zentimeter zurück. /Scheiße. Wenn ich aufstehe treffen sie beim nächsten Schlag tatsächlich noch den Kleinen./ Wütend blickte Joey hinauf in das Gesicht seines Gegners. Ein feines Blutrinnsal floss an seinem Kinn hinunter. Seine Lippe war bei dem letzten Schlag leicht aufgeplatzt. Das hatte er schon mal besser hinbekommen… /Verdammt nochmal. Und sowas ausgerechnet heute. Wo ich eh schon müde bin./ Noch während er darüber nachgrübelte, packte der andere, welcher zuvor nach dem Jungen mit dem Hund getreten hatte, ihn am Kragen und presste ihn an die Wand. Im gleichen Atemzug rammte er ihm sein Bein in den Magen und Joey stöhnte schmerzerfüllt auf. Die Luft wurde ihm erbarmungslos aus den Lungen gepresst. Ungeachtet seiner dadurch entstandenen Blessuren wusste Joey sich jedoch zu helfen und griff sich das hochgezogene Bein des Blonden, hielt es fest und zog es mit einem kräftigen Ruck nach oben in die Senkrechte ehe er es kräftig nach links drehte. Das Knacken der Knochen war mit Sicherheit noch drei Straßen weiter zu hören. Aufjaulend wurde er augenblicklich losgelassen und beinahe schon erbärmlich winselnd umklammerte der Angreifer stattdessen das geschundene Bein. /Memme. Die paar Knochen…!/ Nun wieder selbst im aufrechten Stand schob er sich schnell wieder vor den Jungen und blieb in einer schweratmigen Abwehrhaltung stehen. Immerhin war auch der Gegenschlag des Anderen nicht ohne Folgen geblieben und sein Magen krampfte sich noch immer zusammen. Gut, dass er heute noch nichts gegessen hatte. Indes hatte der Schwarzhaarige verblüfft und ohne Gegenwehr bei dem vorangegangenen Handgemenge zugesehen und war nun umso wütender, da er nun auch das Bild seines verletzten Kameraden vor Augen hatte. „Na warte, elender Köter!“ Grimmig und entschlossen rückte er näher. „Das möchte ich doch bezweifeln“, ertönte eine eiskalte und scheinbar gelassene Stimme aus dem Hintergrund. Irritiert durch die unerwartete Unterbrechung, sahen die Angreifer zu dem Neuankömmling. Doch sie erholten sich schnell von ihrer Überraschung. Joey war mittlerweile zwar leicht erschöpft aber noch schnell genug um aus dem Augenwinkel zu sehen wie der Blonde seine Chance nutzen wollte, um dem kleinen Jungen doch noch etwas anzutun und reagierte augenblicklich. Schnell griff er nach dem Arm, welcher sich soeben den Jungen schnappen wollte und hielt ihn mit aller Kraft fest. Der Andere lenkte seine Kraft jedoch um und ballte seine Hand noch während dessen zur Faust. Erst jetzt nahm Joey das kleine Butterfly richtig wahr, welches gefährlich vor seinem Gesicht aufblitzte. Derweil hatte Kaiba längst die Lage sondiert und war trotz der Gefahr für Joey zu dem Entschluss gekommen, sich lieber zuerst um den zweiten Mann zu kümmern. Er vertraute Joey – vielleicht zum ersten Mal, seit sie sich kannten - dass dieser mit dem anderen fertig werden würde, bis er selbst mit dem Typen abgerechnet hatte. Eben jener kam nun bedrohlich auf ihn zu. „Und warum, Schlaumeier, bezweifelst du das, hä?“ Innerlich den Kopf schüttelnd, fragte er sich, wie doof ein Mensch eigentlich sein konnte, sich mit ihm anzulegen. Joeys Treffer vor ein paar Wochen war eine Ausnahme. Dieser hatte ihn durch seine unvorhersehbare Schnelligkeit überrascht. Doch jetzt wusste er, was auf ihn zukommen würde und besah sich die ‚Annäherungsversuche’ des Anderen ohne mit der Wimper zu zucken. Während er nach außen hin immer gelassener und ruhiger zu werden schien, begann es in ihm jedoch zu brodeln. Er wusste nicht warum, aber für die Erforschung seiner Gefühlswelt würde er sich später noch genügend Zeit nehmen. Jetzt begrüßte er das heftige Gefühl mit offenen Armen. In diesem Augenblick holte der Typ mit seiner Rechten zum Schlag aus. Kaiba entkam diesem durch eine flinke Wendung und ergriff den Arm des Mannes. Kurzerhand drehte er ihn auf den Rücken und presste seine Visage mit der anderen Hand fest gegen die Wand. Seine Wange würde sich später noch in Form und Farbe mit einem gut durchgebratenen Pfannkuchen messen können, wenn er noch stärker zudrückte. All das geschah in nur Bruchteilen von Sekunden und der ehemalige Angreifer hatte kaum realisiert, warum jetzt er derjenige war, der an einer Wand in der Falle saß. Während er das Gefühl hatte, sein Kopf würde gleich, ähnlich einer Mandarine, an der Wand zerquetscht werden – mit Hilfe nur einer Hand des Braunhaarigen – konnte er den heißen Atem des Firmenbesitzers im Nacken spüren. Ein Schaudern durchlief ihn, als dessen eiskalte Stimme eine Warnung in sein Ohr flüsterte. „NIEMAND außer mir nennt Wheeler einen Köter. NIEMAND. Hast du mich verstanden, du Wurm?!“ Kaiba wurde nicht laut. Nur der ‚Gefangene’ konnte ihn hören. Seine Stimme war bar jedweder Emotionen und vielleicht war seine Warnung gerade deshalb so gut verständlich. Hätte er die Warnung in Neonfarbe an die Wand gesprüht, hätte man sie nicht weniger überhören können. Würde er sich noch einmal mit dem Blonden anlegen, würde dieser Typ hinter ihm ihn vermutlich töten. Ein Schauer lief über seinen Rücken. Da er keinen Ton herausbrachte deutete er nur ein abgehacktes Nicken an. Seine Wange schabte bei dieser Bewegung unangenehm über den schwarzen Stein. Er schwieg. „Und jetzt…“, Kaibas Stimme war mittlerweile gefährlich leise „nimm dir deinen Kumpanen und LAUF!“ Noch einmal stieß Kaiba den Mann hart gegen die Wand und ließ ihn seine Kraft spüren, ehe er ihn losließ und mit verschränkten Armen wartete. Er sagte nichts. Das war nicht nötig. Alles, was wichtig war, war ausgesprochen worden. Und der Schwarzhaarige hing an seinem Leben. So schnell er konnte hechtete er zu seinem Partner und hielt ihn dazu an, sofort das Messer fallen zu lassen und zu verschwinden. Dieser war sich zunächst noch unsicher, was er tun sollte. Schließlich war es sein momentan größter Wunsch, diesem Köter einen Denkzettel zu verpassen. Doch schließlich hörte er die Angst aus der Stimme des Anderen heraus und sah auf. Da Joey mittlerweile mit dem Rücken zu ihm stand, konnte er nichts weiter wahrnehmen als das Gesicht des Schwarzhaarigen. Dieser wiederum hatte jedoch perfekte Sicht auf die Augen des Firmenchefs, welche ihn in diesem Moment förmlich aufzuspießen schienen. Auch er spürte die Gefahr, die von dem Braunhaarigen ausging und ließ beinahe augenblicklich von dem kleinen Jungen, dem Hund, dem jungen Mann und sogar von seinem Butterfly ab und gab auf. Binnen weniger Minuten ließen die zwei, ohne einen Blick zurück, die Gasse hinter sich und verschwanden um die nächste Ecke. Der Blonde wurde dabei, auf Grund seiner vermutlich gebrochenen Knochen, von seinem Kumpanen gestützt. Immer verfolgt von dem eiskalten Blick Seto Kaibas. Dieser wandte sich erst um, als er, samt dem Jungen und dem Hund, alleine mit Joey in der Gasse war. Der Blonde hatte sich derweil neben dem kleinen Jungen niedergelassen, der noch immer vollkommen verängstigt das kleine Hundebaby im Arm hielt. Doch so verkrampft er auch war, das Hündchen hielt er ganz sanft. „Shh. Ganz ruhig. Tut dir was weh?“ Ein erstes Schniefen folgte und der Junge warf sich in den Arm von Joey. „Ist ja gut. Schon in Ordnung. Du warst wirklich tapfer Kleiner.“ Vollkommen unbeeindruckt von Kaiba oder seinen eigenen Blessuren und Schrammen wiegte Joey den ‚Kleinen’ hin und her. Wobei er selbstverständlich nicht vergaß, auch dem noch jungen Hund immer mal wieder die Ohren zu kraulen. Dieser dankte es ihm, indem er sich noch näher an seine zwei Retter kuschelte und sogar leicht mit dem Schwanz wedelte. Über den Kopf hinweg sah Joey nun zu Kaiba. Der hatte indes seinen typischen arroganten Blick aufgesetzt und sah grimmig auf die Dreiergruppe hinunter. Noch immer hatte er die Arme verschränkt und sagte keinen Ton. Leise, und ohne dass er es laut aussprach, formte Joey ein einziges Wort mit seinen Lippen. „Danke.“ Nur das. Nichts weiter. Er fragte weder, warum Kaiba ihm geholfen hatte, noch woher er gekommen war oder warum die Typen so schnell Reißaus genommen hatten. Es war ihm egal und Kaiba war ihm in gewisser Hinsicht genau DAFÜR genauso dankbar. Er selbst hätte wohl keine dieser Fragen beantworten können. Ebenso wenig, wie er die abermalige Wut einordnen konnte, die ihn ergriff, als er das Blut in Joey Gesicht sah. Er wollte jetzt einfach nicht darüber nachdenken. Sich seinen Fragen zu stellen, hätte bedeutet, mit den Antworten leben zu müssen. Er wusste nicht, ob er dazu schon bereit war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)