Angel of the Wicked von mangacrack (Crossover von Angel Sanctuary und OnePiece) ================================================================================ Kapitel 2: Eustass Kid ---------------------- Die Welt unter seinen Schwingen verschwamm. Für einen kurzen Moment sah Michael das blaue Meer unter ihm bevor er seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne richtete. Ein Sturm bewegte sich schnell in seine Richtung, aber glücklicherweise war eine Insel in der Nähe.   Das Wetter in diesem Teil der Welt war immer extrem schwer einzuschätzen, und Michael wusste aus Erfahrung wie gefährlich das für einen Engel sein konnte. Er hatte bereits zwei oder drei ‚Merkaba’-Flugmaschinen durch die Stürme hier verloren. Das war mit einer der Gründe warum er allein flog – er war schneller und wendiger als die trägen Merkabas.   Ganz nebenbei konnte er sich selbst wesentlich leichter verstecken als eine riesige Flugmaschine.   Ein lauter Donnerschlag verlangte nach seiner ungeteilten Aufmerksamkeit. Der Sturm war bereits sehr nahe und die statische Aufladung der Atmosphäre brachte seine Federn zum zittern. Diese Blitze waren anders als die Astralen Blitze, die Raphael verwendete, und konnten selbst ihm – einem Erzengel – gefährlich werden wenn er von einem getroffen werden würde. Seufzend drehte er ab und flog in Richtung der Insel. Bald lag der Hafen der Insel unter ihm. Es war nur eine kleine, felsige und relativ unbedeutende Insel, aber die Hafenstadt war interessant. Es war eine Anlaufstelle für die dunkle Seite der Sterblichen.   Eine Piratenstadt mit einem Piratenhafen lag dort unter ihm. Nur Piratenschiffe waren an den zahlreichen Piers festgemacht und er hörte die entfernten Geräusche von Jubel, Lachen und Prügeleien. Er grinste. Das war genau das was er jetzt brauchte! Nach der langweiligen Zeit oben im Himmel genau wie nach diesem langen Flug. GOTT! Seine Flügel schmerzten und fühlten sich an wie Blei!   Trotzdem musste er vorsichtig sein. Er landete ein wenig außerhalb der Stadt und stellte zuerst sicher, dass niemand von ihm Notiz nahm, bevor er seine Flügel faltete und in seinen Rücken verschwinden ließ. Auf die Art würde niemand sie sehen oder fühlen und er würde wie jeder andere aussehen.   Michael schob seine Flugbrille hoch, überprüfte noch mal ob sein Schwert sicher auf seinem Rücken und leicht erreichbar war und begann sich in Richtung Stadt zu bewegen.   -0-   Niemand schien von dem rothaarigen Jungen Notiz zu nehmen, der plötzlich in ihrer Mitte aufgetaucht war und mit großen Augen herum sah. Die Häuser waren zum großen Teil heruntergekommen und überall wurden verschiedenste Dienste angeboten. Da waren Waffenschmiede, Seil- und Segelmacher, Huren an jeder dritten Tür, Händler und eine Unmenge an Kneipen. Es war wegen des sich näher kommenden Sturmes dunkel, aber die Fackeln und Lampen überall tauchten die Straßen und Gassen in ein unheimliches Licht. Überall stank es nach Alkohol, Blut, Schwarzpulver, Kotze und Essen. Es war auch unglaublich laut, überall schrieen, lachten und johlten Leute, Pistolen- und Kanonenschüsse donnerten über die Insel. Die Geräusche übertönten sogar den Sturm. Michael grinste. Das hier war so anders als der Himmel! Er fühlte sich gleichzeitig aufgeregt und erregt, seine Finger zuckten nervös um den Griff seines treuen Schwertes und sein Rattenschwanz-Zopf schwang hin und her.   Nachdem er wieder einmal in einen dreckig aussehenden Piraten gelaufen war musste Michael den Drang, den Piraten zusammenzuschlagen, unterdrücken. Nicht dass es irgendwen gestört hätte, da hier überall Schlägereien im Gange waren und es anscheinend keine Art von Ordnungshütern gab. Trotzdem entschied er sich, sich noch nicht in eine Schlägerei verwickeln zu lassen. Zuerst einmal würde er sich genau umschauen. Und er würde seine Kräfte und Schwingen nicht ohne triftigen Grund einsetzten! Das würde nur seinen Spaß verderben.   Aber zuerst brauchte er etwas zu trinken. Also ging er in die schäbigste Kneipe die er finden konnte – je schäbiger sie aussehen desto härter ist das Zeug welches sie servieren; und Michael brauchte jetzt etwas Hartes.   Außerdem konnte man in solchen Kneipen wesentlich leichter eine Schlägerei anzetteln. Michael betrat die Raucherfüllte Kneipe und war einen kurzen Moment vom scharfen Tabakqualm geblendet. Es schmerzte in seinen Augen und Rachen, aber er unterdrückte dieses Gefühl und drängte seinen Weg durch die Horden ungewaschener Piraten, welche um dreckige Tische herum kauerten. Der Boden und die Wände waren mit unzähligen Narben übersät und erzählten von vielen Jahren des Missbrauches. Wiederum nahm niemand von dem Rotschopf Notiz, oder vielleicht waren sie auch abgelenkt, wie vier kitschige Prostituierte vermuten ließen.   Das Gejohle und Gemurmel der Piraten ignorierend wich Michael einer großen, vollbusigen Schankmaid aus und ging in Richtung der Bar. Dort suchte er nach einem Platz weg vom Hauptgeschehen, welcher aber immer noch nah genug war um Informationen aufzuschnappen. Erfreut stellte er fest, dass nur eine andere Person an der Bar saß, aber bis auf einen massiven, undefinierbaren dunklen Pelzmantel und schweren schwarzen Stiefeln konnte Michael nichts von dem anderen erkennen. Nicht das es irgendwie von Bedeutung sein würde.   Endlich reagierte der übergewichtige, schmierig wirkende Gastwirt. Aber anstatt ihn wegen seines offensichtlichen Alters aus der Bar zu schmeißen, fragte er nur: „Was willst du?“   „Etwas Hartes. Sehr Hartes. Und schnell!“   Erstaunlicherweise schnüffelte der Wirt nur einmal bevor er wegschlurfte um das Bestellte zu holen. Michael schüttelte nur seinen Kopf. Immerhin sah er definitiv nicht alt genug aus um solches Zeug zu trinken – oder überhaupt sich in solcher Umgebung aufzuhalten.   Stattdessen brachte der Wirt ihm ein dreckiges Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit darin. Michael trank es alles mit einem Zug aus ohne die anderen zu beachten, rümpfte seine Nase und haute das Glas zurück und knurrte: „Nachfüllen! Aber pinkle diesmal nicht rein, sonst werde ich dafür sorgen dass du nie mehr pinkeln kannst!“   Der Wirt befolgte schnell die Order bevor er wegschlurfte um sich um seine anderen Kunden zu kümmern.   Michael verschränkte seine Arme auf dem Tresen und starrte missmutig in sein Getränk, während er sich die nächsten Schritte überlegte. Er hatte den Himmel verlassen, um einen ‚Urlaub’ zu machen und seine Langeweile zu vergessen. Er dachte darüber nach einer Piratenmannschaft beizutreten oder selbst eine zu gründen – und dafür war dieser Ort als Ausgangspunkt nicht schlecht. Wenn er einmal Pirat wäre, würde ihn niemand schief ansehen wenn er etwas zerstörte. Außerdem könnte er hier ein Schiff und eine Crew finden, die er sein Eigen nennen könnte.   Aber zuerst… „Heh… was für ein niedlicher Junge…“   Michael seufzte tonlos und drehte sich auf seinem Barhocker um, nur um einen Ekelerregenden, fetten Mann mit schlimmerem Mundgeruch als ein Monster zu erblicken. Der hatte sich hinter ihm positioniert und hatte außerdem zwei große, unfreundlich aussehende Handlanger mit.   Der Fette grinste ihn unangenehm an und sagte: „Was machst du hier ganz allein? Bist du nicht noch etwas zu jung um dieses Zeug zu trinken?“   Michael starrte ihn sauer an. Aber bevor er explodieren konnte machte der Fette weiter: „Weißt du, ich mag solche niedlichen Jungs wie dich. Ich weiß wer ’ne schöne Stange Geld für so einen rausrücken würde…“   Seine Augen glänzten auf und er fügte an: „Insbesondere wenn sie mit einem berühmten Piraten verwandt sind.“   Michael hob eine Augenbraue. „Was meinst du, Fettsack?“   „Oh? Bist du etwa nicht mit diesem Eustass Kid verwandt?“   Der Rotschopf sagte nichts dazu, er starrte nur weiter während seine Finger ungeduldig zuckten, darauf wartend, sich wieder um den Griff seines riesigen Schwertes zu legen.   „Aber das macht nichts. Ich werde dich dann einfach so verkaufen. Schnappt ihn euch!“   „Ach so ist das…“ sagte der Rothaarige und trank schnell sein Getränk aus während die beiden riesigen Handlanger sich ihm näherten. „Also bist du so was wie ein Sklavenhändler, eh? Leider muss ich dein Angebot ablehnen.“   Im nächsten Moment sprang er auf seine Füße und brachte sein monströses Schwert vor sich. Seine goldenen Augen brannten förmlich als er brüllte: „Ich bin der Anführer der Kräfte Michael-sama! Ihr habt keine Chance!“   -0-   Eustass Kid hatte bereits den fünften Drink bestellt und fing noch nicht einmal an sich irgendwie beschwipst zu fühlen. Also dachte er darüber nach, aufzuhören und eine andere Kneipe aufzusuchen, in der Hoffnung, sich dort zu betrinken; aber etwas hielt ihn zurück.   Es war bereits ziemlich drückend warm hier drin, doch urplötzlich hatte er das Gefühl, dass es noch wärmer wurde.   Kid drehte sich nicht um; stattdessen spitzte er seine Ohren. Schwere Stiefel stapften in seine Richtung und bald sah er eine verschwommene Gestalt aus seinem Augenwinkel heraus. Erst als die Gestalt näher war konnte Kid sie genauer erkennen, und er war überrascht einen Jungen von etwa 12 bis 14 Jahren zu sehen. Dieser trug einen schwarzen Trenchcoat, schwarze Hosen, schwarze Kampfstiefel und hatte ein riesiges Schwert mit einem Kreuzförmigen Griff auf seinem Rücken und… erschreckend rotes Haar das seinem eigenem nicht unähnlich war. Die goldenen Augen des Jungen sahen gelangweilt herum als er sich an die Bar setzte und einen harten Drink bestellte. Kid rümpfte seine Nase bei dem Gedanken, dass Halbwüchsige hier so einfach so ein Zeug bestellen konnten… aber der Junge dort trank das ganze Glas mit einem Zug leer und bestellte Nachschlag ohne mit der Wimper zu zucken.   Kid warf kleine Blicke auf den Jungen neben sich. Abgesehen von den goldenen Augen, den weniger wilden roten Haar (es war immer noch sehr wild und in einen dünnen Zopf geflochten) und den dünnen, roten Augenbrauen war dieser Junge ein fast genaues Abbild von ihm selbst als er noch jünger war. Einen Augenblick lang fragte sich Kid, ob der Junge später ebenfalls dunkle Lippen und Fingernägel bekommen würde – seine eigenen hatten sich während seiner Pubertät verdunkelt.   Er überlegte ob er den Jungen ansprechen sollte, doch etwas anderes verlangte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Kid knurrte dunkel als sich ein fetter Sklavenjäger und dessen Handlanger sich dem Jungen näherten. Anscheinend hatten sie es auf ihn abgesehen. Der Fette sprach undeutlich, wie ein Besoffener, und Kid bemerkte wie die blasse Haut des Jungen zornig errötete.   Der Pirat wollte gerade dem Fetten seine Faust ins Gesicht schlagen, weil er darüber nachdachte ein Kind zu entführen, aber der Junge war schneller. Er sprang auf seine Füße und zog sein Schwert – das Teil war wenigstens so lang wie er selbst! Erst jetzt sah Kid das Netzhemd unter seinem Trenchcoat und den kreuzförmigen Ohrring an seinem linken Ohr. Aber das auffälligste war der blaue Drache, welcher von seiner linken Wange hinunter bis zu seinem linken Brustmuskel tätowiert war.    „Ich bin der Anführer der Kräfte Michael-sama! Ihr habt keine Chance!“ brüllte der Junge. Kid war sehr überrascht als der Junge die drei Leute ohne Hintergedanken angriff. Innerhalb von Augenblicken hatte er die beiden Handlanger niedergemacht und näherte sich bedrohlich dem fetten Sklavenjäger.   Dann brach die Hölle los. Anscheinend hatte der fette Sklavenjäger ein paar Freunde hier drinnen. Jedenfalls war plötzlich der halbe Inhalt der Kneipe auf ihren Füßen und zogen ihre Waffen. Die andere Hälfte verkrümelte sich entweder oder zog selbst Waffen. Lediglich Kid blieb auf seinem Platz, wobei er über beide Wangen grinste. Der rothaarige Junge griff sie alle an, er blinzelte nicht einmal als er brutale Faustschläge, Tritte und Schwerthiebe austeilte. Eustass genoss diese Show wirklich.   -0-   Das ganze Gemetzel dauerte nicht einmal vier Minuten, doch als es vorbei war, war alles innerhalb der Kneipe zerstört. Nur Kid und der rothaarige Junge waren noch bei Bewusstsein, alle anderen lagen Bewusstlos am Boden oder waren geflohen. Selbst der Gastwirt war in einen sichereren Seitenraum geflüchtet.   Michael sah missbilligend herum und gab dem fetten Sklavenjäger einen Tritt bevor er sich wieder der Bar zuwand. Erst jetzt fiel ihm der Pelzbekleidete Mann auf. Einen Moment lang erstarrte der Engel. Dieser Mann dort sah aus wie… wie eine erwachsene Version von ihm selbst! Er hatte lediglich keine Augenbrauen, dunkle Lippen und Fingernägel und rote statt goldener Augen. Aber das flammenartige Haar war in demselben Rot-Ton wie sein eigenes!   Der Mann lachte leise in sich hinein, anscheinend war er sehr amüsiert. Gereizt blaffte Michael: „Habe ich dich gut unterhalten, Pirat?!“   „Sehr“ sagte Kid der immer noch grinste, „Du hast ziemliches Talent in dir.“ Michael schnaufte: „Hah! Das waren doch alles nur Schwächlinge. Ich habe schon schlimmere Gegner bekämpft!“ Während er das sagte ging er hinüber zur Bar und schnappte sich Kids Drink und schluckte es mit einem Mal herunter.   Das machte Kid aber nur amüsierter. „Wie ich bereits sagte… du hast ziemlich Talent.“ Michael sah ihn herausfordernd an als der größere Mann aufstand. „Auf jeden Fall hast du den Laden ziemlich aufgemischt. Lass uns woanders hingehen.“   Der jüngere hob eine Augenbraue. „Was meinst du?“   „Wie wäre es, wenn du meiner Mannschaft beitrittst?“   „Deiner Mannschaft beitreten?“   „Ich kann sehen, dass dir langweilig ist“ sagte Kid grinsend, „Und da du eine Menge Talent besitzt könnte ich dich bestimmt gut gebrauchen“ Er streckte seine Hand aus und sagte: „Ich bin Kapitän Eustass Kid, Anführer der Kid-Piraten. Und ich will dich in meiner Mannschaft.“   Michael starrte die ihm angebotene Hand. Immerhin verstand er jetzt was der fette Sklavenjäger meinte, als er sagte, er sei mit einem ‚berühmten Piraten verwandt’. Dann fing auch er an zu grinsen. „Ich mag Kerle die wissen was sie wollen! Also gut…“   Er griff die größere Hand und sagte: „Ich bin eh nur hergekommen um meiner Langeweile zu entfliehen. Dein Angebot ist so gut wie jedes andere“   Beide Rotschöpfe grinsten breiter als Michael endlich sagte: „Ich bin dabei.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)