Return to Gaia von sakura_18 ================================================================================ Kapitel 9: III - Drei der Kelche -------------------------------- Ist es ein Traum oder ist es Wirklichkeit? Als die Feinde abziehen und Van uns abholt, werde ich im Palast in einem leeren Zimmer gefangen gehalten. Sie stellen mir Fragen und ich muss ihnen antworten. Am nächsten Tag trainiert Merle mit mir, alles auf Vans Befehl hin. Ich bin tief verletzt als ich das erfahre. Er will auch, dass ich mit ihm zurück nach Fanelia gehe. Nach einigem Zögern stimme ich zu. Doch vorher will ich noch mit Eries, Millernas Schwester reden. Sie hilft anscheinend im Geheimdienst. Ich erfahre einige erschreckende Dinge. Später gehe ich mit Van und Merle in sein Luftschiff und wir verlassen Pallas. Hitomi stand an der Reling, die Sonne schien ihr entgegen und eine sanfte Brise strich ihr durchs Haar. Der Ausblick, der sich ihr bot, war wunderschön. Direkt nach der Abfahrt war sie zur Rehling gegangen und hatte ihren Freunden noch nachgesehen, bis Hitomi sie nicht mehr sehen konnte. Die Stadt hatten sie inzwischen seit einigen Minuten überflogen. Stattdessen breitete sich unter ihr das weite, blaue Meer aus. Wenn sie sich leicht vorlehnte, sah sie zu ihrer rechten noch Wälder, Felder und kleine Dörfer. Am Horizont konnte sie eine Gebirgskette erkennen. „Idiot.“ Abrupt wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Hitomi fuhr herum, als sie Merles Stimme hinter sich erkannte. „Wie bitte?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem herablassenden Gesichtsausdruck sah Merle sie an. „Idiot, oder bist du schon schwerhörig geworden?“ Jäh war der schöne Ausblick vergessen. „Was ist dein Problem?“ Für einen kurzen Moment schwieg Merle und ihr Gesicht war wie eine eiserne Maske, ihre Lippen zogen sich zusammen und ihre Katzenaugen schienen eiskalt, beinahe gleichgültig. Ein Schauder überfiel Hitomis Rücken. „Was mein Problem ist, fragst du?“ Merles Stimme klang spöttisch, so als ob Hitomi die Antwort wissen müsste. Als die braunhaarige nicht antwortete, fuhr sie fort: „ Das solltest du am besten wissen oder nicht?!“ „Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung!“ Nun ähnelte auch Hitomis Gesicht dem des Katzenmädchens. Man wollte den beiden gerade nicht zu nahe treten, dass bemerkte auch eine Hilfskraft, als diese vorbeiging. Merle lachte auf und dann grinste sie. „Das ist ja so witzig! Manchmal frage ich mich einfach, was sich in deinem süssen, kleinen Kopf befindet!“ „Merle!“ Sie wusste nicht, was in die Katzenfrau gefahren war. Vor der Abfahrt schien sie noch freundlich, im Gegensatz zu früher. Sie hatte gedachte Merle hatte sich verändert, vielleicht war das auch nur eine Täuschung gewesen. „Du scheinst es wirklich nicht zu wissen“, antwortete die rosahaarige ihr schliesslich. „Du bist eine absolute Vollidiotin, weisst du das eigentlich! Wie konntest du ihm das nach allem nur tun...“ „Aber was tun? Was habe ich denn so schlimmes getan?“ Ihre grünen Iris zogen sich fragend zusammen. „Du hast ihn verletzt, Hitomi! Das hast du getan!“ Hilflos schüttelte sie den Kopf. Einige braune Strähne lösten sich aus ihrem Dutt und fielen Hitomi ins schmale Gesicht. „Wen? Und wie?“ Ihre Stimme klang genau so, wie sie aussah. Überrascht, verwirrt und einfach nur ratlos. „Wen!“ Rief sie aus. „Denk mal scharf nach!“ „Aber ich… Ich weiss es wirklich nicht. Glaube mir doch, Merle.“ Aus Hitomis Lippen entkam nur noch ein murmeln, als sie gleichzeitig nachdachte und sich unbewusst mit der Zunge über die Oberlippe strich. Welche Regung auch immer, etwas schien Merle zu beruhigen. Die Rosahaarige atmete noch einmal tief ein und aus. „Hitomi“, sagte sie leise. „Ich weiss du scheinst dich keiner Schuld bewusst zu sein, aber du hast Van zutiefst verletzt, als du Allen so innig umarmt hast.“ „Was?“ Hitomi weitete ungläubig die Augen. „Auch wenn Allen sein Freund ist, weiss ich, auch wenn er es mir nicht sagte - er dich nicht in seiner Nähe sehen kann, “ fuhr sie unbeirrt fort und willkürlich begann Hitomi zu begreifen. Stück für Stück und als Merle es sagte kamen ihr die Bilder vor Fünf ein halb Jahren wieder in den Sinn. Ein Schmerz durchzuckte ihr Herz, den man nicht beschreiben konnte, aber der ihr Herz rasen liess. „Du solltest dich noch erinnern. Als er dich mit ihm zusammen –küssend- fand, hat es ihm willkürlich das Herz gebrochen. Wahrscheinlich will er nicht, dass ich dir das sage, aber damals… ich werde dir sagen, warum er damals an diesem Ort war. Als es an diesem Tag zu regnen begann, hat er sich Sorgen gemacht, weil du noch immer nicht zurück warst. Deshalb ging er nach dir suchen, obwohl ich es für eine schlechte Idee hielt. Und dann als er dich endlich findet, tust du ihm sowas an. Küsst vor seinen Augen jemand anderen.“ Gerade als Hitomi ihr Mund öffnen wollte um etwas zu erwidern, unterbrach die andere sie. „Ich weiss, dass du damals noch nicht von seinen, noch deinen Gefühlen wusstest. Aber jetzt – heute ist die Lage vollkommen anders. Ich weiss von deinen Gefühlen zu ihm und deshalb solltest du wissen, was du besser nicht tun solltest.“ Dann ging sie und liess sie einfach zurück. Alleine und einsam mit ihren Gedanken, die sich ganz allein um einen einzigen Menschen drehten. Hitomi blieb noch einige Minuten, doch dann ging auch sie wieder zu den anderen. Aber sie konnte Van nirgends entdecken, auch Merle nicht, doch im Moment wollte sie sowieso nur ihn sehen. Hatte ihm das wirklich so weh getan? War sie Schuld, dass es ihm jetzt schlecht ging? Sie konnte den Gedanken daran nicht ertragen. Hitomi ging in den hinteren Teil des Luftschiffes. Die Kabinen hier sollten in Einzel- und Doppelkabinen unterteilt sein. Wahrscheinlich besass Van einer der grössten, aber leider hatte sie keine Ahnung, welches das sein sollte, noch welches ihre eigene Kabine war. Sie ging ein paar Mal durch den Gang hin und her, mit welcher die Kabinen getrennt waren und gerade als sie es fast aufgab, öffnete sich eine Tür zischend. Überrascht sah sie zurück und erblickte Merle, die gerade von einer der hintersten Kabine rausging. Als sie sich umdrehte, öffneten sich ihre Lippen ohne auch nur ein Wort zu verlassen. Merle blieb kurz vor ihr stehen. Sie sah sie mit einem Blick an, den sie von ihr noch nicht kannte und dann legte sie ihr eine Hand auf die Schulter. „Bring das wieder in Ordnung, versprich mir das!“ Sie wartete gar nicht darauf, dass sie antworte, sondern ging dann einfach. Hitomi blieb für eine Sekunde noch im Gang stehen, während sich ihre Gedanken drehten und ihr Herz fast schmerzhaft schlug. Dann setzte sie sich in Bewegung ohne, dass sie es wollte und ohne, dass sie es beschlossen hatte, drückte sie den Türknauf runter. Van hörte sie nicht als eintrat und für einen Moment stand sie wie erstarrt am Türrahmen, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Er stand mit dem Rücken zu ihr am Fenster und sah auf das Meer unter ihnen. Sein verspannter Körper sagte fast alles aus. Sie tat vorsichtig einen Schritt auf ihn zu und als sie seinen Namen nannte, reagierte er plötzlich blitzschnell. „Habe ich nicht gesagt du sollst mich in Ruhe lassen, Merle!“ Dann warf er ein Buch nach ihr, das auf einem Tisch neben ihm gelegen hatte. Instinktiv hatte sie einen Arm vor ihr Gesicht gehalten und glücklicherweise fiel das Buch dann einfach wieder auf den Boden. Er drehte sich um, machte eine Bewegung als wollte er auf sie zugehen, doch dann blieb er wie versteinert stehen. „Hitomi!“ Van konnte nicht glauben, wer vor ihm stand. Scham kroch in all seinen Gliedern empor. Er stand wie eine Salzsäure und seine Augen waren weit aufgerissen. Er wagte nicht eine Bewegung zu tun. Sie war sicher wütend. Ohne Grund hatte er ihr ein Buch angeworfen, dabei dachte er es wäre Merle. Doch entgegen seiner Erwartungen lief sie ganz ruhig auf ihn zu. Plötzlich stand sie direkt vor ihm und sie hob ihren Arm, dann dachte er, dass sie ihn schlagen wollte. Eigentlich hatte er es ja verdient, aber sie tat nichts dergleichen. Hitomi legte sanft eine Hand auf seine Wange und er stand regungslos da, wusste nicht, was er tun sollte. „Van“, flüsterte sie abermals und plötzlich kam ihm das Bild von vorhin wieder in den Sinn. Er legte seine Hand auf ihre, drückte sie dann nach unten und ging an ihr vorbei um sich auf sein Bett zu setzen. „Was willst du?“ Sie spürte einen schmerzhaften Stich in ihrer Brust, als sie hörte wie hart seine Stimme klang. Es fühlte sich beinahe so an, als lägen Meilen zwischen ihnen, obwohl es nur einige Meter waren. Sie schluckte ihren Klos herunter, dann stellte sie sich vor ihn und kniete sich nieder. Er starrte sie einfach an, ohne ein Wort zu verlieren. Sie legte ihre Hände auf seine Knie und versuchte ihn zu beruhigen, nicht weiter aufzuregen. „Es tut mir leid, bitte verzeih mir.“ Er sah sie einfach nur überrascht an. Sein Mund öffnete sich, als wollte er etwas sagen, aber dann schloss er ihn wieder. „Bitte, sag was.“ Er presste seine Lippen aufeinander und Hitomi hatte das Gefühl, dass er das nicht tun würde. „Ich habe nicht daran gedacht, dass es für dich noch immer ein rotes Tuch sein könnte, deshalb, bitte verzeih mir!“ Ihre Augen sahen bittend, fast flehend in seine. „Was?“ erhob er zum ersten Mal wieder seine Stimme. „Was soll ich dir verzeihen?!“ „ Das, weswegen du die ganze Zeit hier auf dem Schiff schon so wütend auf mich bist. Ich habe nicht eine Sekunde daran gedacht, aber dann als mir Merle es mir an den Kopf geworfen hat, habe ich endlich verstanden.“ „Merle hat was!“ Er war blitzschnell aufgestanden, an ihr vorbei gelaufen und gerade dabei die Türklinke runterzudrücken. Da war auch sie endlich aufgestanden und ihm nachgelaufen. Sie griff mit ihren Fingern in sein Hemd und versuchte ihn davon abzuhalten einfach wieder zu verschwinden. Er blieb stehen und spürte wie eine wohlige Wärme sich an der Stelle ausbreitete und sich am ganzen Körper verteilte. „Geh nicht!“ Langsam drehte er sich um. Plötzlich spürte er wie sich die Wärme auf sein Gesicht übertrug. Er sah in ihre stechend grünen Augen, auf ihre lieblichen Lippen, ihr Haar, welches so himmlisch roch und er konnte nur noch daran denken, wie wunderschön sie doch war. Just nahm sie sein Gesicht in ihre Hände. „Hör mir zu, Van. Ich weiss, dass ich Allen umarmt habe, hat dich verletzt und dich vielleicht an den Kuss an damals erinnert, aber du musst mir vertrauen.“ „Aber wie?“ Er stiess sie leicht von sich. „Wie kann ich mir sicher sein! Ich bin so wütend auf ihn! Er stand zwischen uns, er hat dich vor mir geküsst, glaubst du ich will, dass du ihm je wieder so nahe kommst!“ Ihr Unterkiefer zitterte und Tränen sammelten sich in ihren Augen. „I-Ich war blind. Ich habe meine Gefühle bis zum Ende nicht verstanden. Es tut mir leid…“ Dann rannen ihre Tränen die Wangen hinab. Er kam ihr näher und wollte sie tröstlich umarmen, aber sie drückte ihn von sich. „Nein, Van, lass mich los. Du hast Recht; er stand zwischen uns, weil ich fürchterlich verwirrt wegen meinen Gefühlen war…“ Er wischte ihre Tränen mit dem Handrücken weg. „Ja, du hast Recht, aber wenn mich Merle nicht darauf hingewiesen hätte, wäre ich selbst nie darauf gekommen.“ Jäh wandte er sich von ihr ab und sah in eine andere Richtung. „Ich hätte nicht so laut werden sollen, bitte verzeih meine Taktlosigkeit.“ Kurz starrte sie ihn an. Dann griff sie ihn am Handgelenk und zog ihn zu sich, bevor sie ihre Arme um ihn schlang und ihn innig küsste. Als sie sich lösten, umarmte er sie fest und grub sein Gesicht in ihre Halsgrube. „Ich habe dich furchtbar vermisst, Hitomi…“ Zwei Tage lang hatte sie unter sich nur Wasser gesehen. Sie hatten sich Fanelia zunächst über das Meer genähert. Danach flog das Luftschiff ein Gebirgshang hinauf, dass sich direkt hinter einer grossen Bucht befand. Diesen überquert, sah sie lange nichts anderes mehr als Wälder. Zwischen den verschiedenen Arten von Bäumen, blitze saftiges Grün hervor. Einige Male gab es zwischendurch Wiesen mit hohem, grünem Gras. Dann wieder einige Hügel. Doch nach etwa einem halben Tag zeigten sich kleine Dörfer und grosse Felder. Nach einem weiteren halben Tag konnten sie endlich die Stadt Fanelias erblicken. Hitomi konnte kaum glauben, was sie unter sich erblickte. Sie drückte sich so weit wie möglich ans Fenster im Cockpit des Luftschiffes, um so viel wie möglich mit ihrem Blick zu erhaschen. Die Stadt war riesig geworden, vielleicht bildete sie es sich nur ein, da sie beim letzten Mal beim Wiederaufbau arbeiteten, aber Van konnte stolz auf sich sein. „Van“, richtete sie sich dann erstaunt an ihn. „Das ist unglaublich!“ Er hob einfach nur seine Augenbrauen, als wüsste er nicht, worüber sie sprach. „Schau doch nicht so!“ Sie sah wieder auf Fanelia hinab. „ Fanelia ist wunderschön.“ Dann näherte auch er sich dem grossen Fenster und als er hinunter sah, konnte Hitomi ein kleines Lächeln an ihm entdecken. Es war fast so, als ob seine Augen funkeln würden. Sie konnte ihren Blick nicht von ihm lenken. „Ja, du hast Recht“, murmelte er, und sie spürte den Stolz, das zerstörte Land, wieder aufgebaut zu haben, dass es fast greifbar schien. Als sie ausstiegen, schlug ihnen sofort Lärm entgegen. Hunderte von Menschen hatten sich auf dem Landeplatz breit gemacht und riefen dem König von Fanelia Rufe zu. Während sie hinter Van, die Treppe des Luftschiffes hinunterlief, fühlte Hitomi sich geradezu fehl am Platz. Als wäre er einer dieser Promis, und die Meute, die kreischenden Fans. Hitomi fühlte sich wie auf der Erde, als sie vor etwa drei Jahren mit Yukari und ihren Freunden ausnahmsweise mal ein Konzert besucht hatte. Scheinbar ein beliebter Sänger; sie hatte sich nie besonders für Namen und Sternchen interessiert – jedenfalls, dank Rina, einer ihrer Freundinnen, kannte scheinbar jemanden aus der Band, so verbachten sie mit ihnen noch die Nacht. Es war verrückt, kaum hatten sie zum ersten Mal die offene Straße betreten, fing das Gekreische, das Gehimmel und die Fragen an. Es war sehr unangenehm. Am liebsten wäre Hitomi sofort gegangen, aber ihre Freundinnen fanden das toll. Das konnte sie um Himmels Willen nicht nachvollziehen. Wie auch jetzt, fühlte sie sich einfach fehl am Platz. Hitomi ging neben Merle her, die hinter Van voranschritt. Sie wusste einfach nicht, was sie genau tun sollte. Deshalb sah sie einfach etwas hilflos und beinahe überwältigt in die Menge. Als sie endlich in eine Kutsche gebracht wurde, die sie ganz zum Palast bringen sollte, war dieses Gefühl noch immer nicht ganz verschwunden. Sie saß neben Merle und ihr gegenüber war Van höchstpersönlich. Sie sah aus dem kleinen Fenster und sah dabei zu wie die Bewohner Fanelias am Straßenrand ihm zuwinkten und Dinge zuriefen. Die Menschen schienen ihn zu vergöttern. Merle bemerkte anscheinend ihr Unwohlsein und grinste sie nur frech an. Endlich beim Palast angekommen, fiel ihr beinahe ein Stein vom Herzen. Zwar hörte sie noch die vielen Bewohner hinter sich, aber nur wie ein grauer Schlauer. Nicht mehr so aus nächster Nähe und sie musste seufzen. Plötzlich hörte sie neben sich ein helles Lachen und sie sah Merle fragend an. „Was ist?“ Merle fing nur noch lauter zu lachen und sagte dazwischen: „Das hättest du nicht gedacht, stimmt’s!“ Rot im Gesicht wandte sie den Blick ab und begegnete Van’s Blick, dabei wurde sie noch röter, als sie sein schmunzeln bemerkte. Es war nun kurz nach Mittag und Hitomi wurde in ein kleines, bezauberndes Zimmer gebracht. Nachdem sie ihre wenigen Habseligkeiten dort deponiert hatte, ging sie die Stadt ein wenig besichtigen. Merle war blitzschnell verschwunden, wohin wusste Hitomi auch nicht genau und Van musste sich schnell wegen eines Treffens mit seinen Beratern verabschieden. Sie verstand das, denn es war in den letzten Tagen viel passiert. Sie hatte ihm mit einem Lächeln mitgeteilt, dass es in Ordnung war und sie sich die neuaufgebaute Stadt ansehen würde. Bevor er fertig war, würde sie wieder in ihrem Zimmer auf ihn warten. Zuerst traf sie beim Markt ein. Die Straßen bis dahin waren sehr belebt. Verschiedene Händler aus verschiedenen Teilen Gaias liefen mit ihren Karren hin und her. Von allen Ecken ertönte Stimmengeschwirr, aber diesmal war es nicht mehr unerträglich. Eine angemessene Menge auf einem Markt, wie sie fand. Sie erinnerte sich daran wie es damals gewesen war und war froh, dass sich alle wieder aufgerafft hatten. Es war so als ob es die Vorkommnisse im Krieg nie gegeben hatte, als ob Fanelia nie zerstört wurde. Sie wollte nicht daran denken, dass jetzt wieder etwas im Anmarsch war. Die Menschen hier verdienten Glück und Frieden. Auf dem Markt strömten Hitomi dutzende von Gerüchen entgegen. Sie ging schlendernd an den Ständen vorbei. Verschiedenste Sorte von Käse, Brot und Fleisch fand sie dort. Die exotischsten Gewürze, welche sie je gesehen hatte. Hühner in kleinen Käfigen. Bunte Blumen von überall. Aber auch schöne Kleidung erhaschte sie. Kurz gesagt es gab von allem etwas. Manchmal durfte sie sogar kleine Häppchen probieren. Als sie an einem Stand stehen blieb, der Kleider aus allen Teilen Gaias verkaufte, musste sie einfach länger bleiben. Sie probierte verschiedene Sachen an, darunter ein dunkel blaues Kleid und Schuhe, denen sie einfach nicht widerstehen konnte. Sie musste sie kaufen, auch wenn damit ihr ganzes Geld verflogen war. Als sie wieder langsam zurück in den Palast wollte, hatte sie sich irgendwie verlaufen. Da sie unter keinem Stress stand, ging sie den Weg, welcher zumindest ihrer Meinung der richtige war. Hitomi ging durch viele kleine Gassen, aber dann kam sie an der dicken, breiten Stadtmauer an. Sie hatte sich geirrt. Der Weg war total falsch gewesen. Schlussendlich entschloss sie es war besser jemanden nach dem Weg zu fragen. Sonst würde sich Van noch Sorgen machen, denn es war bereits sehr später Nachmittag. Sie lief eine Weile einsam umher, bis sie tatsächlich jemanden fand. Hier ganz nah am Stadtrand schienen sich wenige, wenn nicht sogar niemand aufzuhalten. Sie sah zuerst helle Lichter, hörte fröhliches Lachen und Instrumente, die eine unbekannte Melodie formten. Als Hitomi näher kam, konnte sie die Menschen, die auf dem kleinen Platz feierten endlich erkennen. Wenn sie näher hinsah, identifizierte sie den Platz als den Landeplatz auf dem sie heute zu Anfang gewesen war. Wie war sie denn hier her geraten? Als sie näher kam, erkannte sie die Flugmannschaft, welche sie die paar Tage begleitet hatte. Auch diese schienen sie zu erkennen. „Hitomi! Was für eine Ehre, möchtest du auch?“ rief der eine mit seltsam hoher Stimme und hielt seine Flasche hoch in die Luft. Sie nahm an Alkohol, denn Hitomi sah, dass er leicht angetrunken war. Sie schüttelte lächelnd den Kopf. „Danke, aber ich bin eher zufällig her gekommen. Ich habe mich verlaufen – jemand eine Ahnung, wie es zurück zum Palast geht?“ Sie sah ein paar Köpfe schütteln, doch dann plötzlich schoss ein Arm in die Höhe und eine junge Frau rief: „Ich weiss es, ich weiss es!“ Sie erkannte sie mit dem Namen Maryna. Eine Frau mit langem, goldblondem Haar und intensiven, grünen Augen. Sie war eine immer fröhliche Person, noch nie hatte Hitomi sie mit keinem Lächeln auf dem Gesicht gesehen. Sie war ein kleiner Sonnenschein. Ihr rundes, weißes Gesicht sorgte gleichzeitig dafür, dass man sich ihr anvertraute und sich mit ihr anfreundete. „Dann verrat mir bitte den Weg“, fragte Hitomi und kniete sich neben ihr auf den Boden nieder. Maryna grinste. „Dafür musst du aber auch etwas tun.“ „Was willst du?“ Sie lachte wieder laut und mit ihr die anderen. „Jetzt schau doch nicht so. Es ist ja nicht so, als ob du jemandem die Kehle durchschlitzen sollst…“ „Ach nein?“ „Wir sind doch keine Barbaren, nein, ich möchte nur, dass du mit uns etwas trinkst.“ „Das ist alles?“ Skeptisch kräuselte Hitomi ihre Stirn. „Natürlich, ich verspreche es“, sagte sie und öffnete ihr eine Flasche, die auf dem Boden lag. Es war etwas Ähnliches wie Bier, dachte Hitomi, als sie einen ersten Schluck probierte. „Nicht schlecht“, meinte sie und hob ihre Flasche hoch um anzustoßen. Maryna kicherte vergnügt als alle Flaschen fast wie ein helles Glockenspiel zusammen stießen. Nachdem sie wieder einen tiefen Schluck nahm, sah Hitomi prüfend in die Runde. Jeder saß oder lag irgendwie in der Runde, ein paar sorgten mit Instrumenten Musik und Beleuchtung wurde durch ein paar Öllampen, welche in der Nähe aufgehängt wurden, gesorgt. Merle keuchte und Schweiß rann ihren Körper hinab, als sie die Straßen Fanelias hindurchrannte. Ihr offenes Haar, schwenkte immer wieder von der einen Seite zur anderen, während ihr Kopf sich suchend nach Hitomi umschaute. Im Moment verfluchte sie diese dumme Frau wie keinen anderen. Sie dachte wohl nie nach, was ihre Handlungen für Folgen haben könnten. Es war in Ordnung, dass sie sich alleine die Stadt ansehen wollte, aber Hitomi sollte dafür auch zu einer angemessenen Zeit wieder im Palast erscheinen. Für einen Stadtrundgang brauchte man nämlich nicht einen ganzen verdammten Tag. Sie hasste es, wenn sich Vans Gesicht in ein sorgevolles Gemüt verwandelte und genau das war passiert. Nachdem er seine Sitzungen beendet hatte, wollte er Hitomi natürlich gleich einen kleinen Besuch abstatten, doch sie war nirgend im Schloss zu finden. Als sie ihm begegnete war er schon völlig außer Atem und nur durch ihr spezifisches Gehör hatte sie verstanden, dass er nach Hitomi suchte. Sie hatte es geschafft ihn ein wenig zu beruhigen und nur weil ein wichtiger Beamter von ihm noch unbedingt mit ihm sprechen wollte, konnte sie ihn mit diesem in ein leeres Zimmer schieben. Dabei versprach sie ihm gleichzeitig, bevor die Nacht anbrach sie heil mit Hitomi zurück war. Merle hoffte, bis dahin würde er warten. Er verdiente wirklich ein wenig Ruhe. Sie wollte nicht, dass er um die ganze Stadt rannte und seine Kraft dafür verschwendete. Musste sie die Braunhaarige ab jetzt immer im Auge behalten? Sie hoffte nicht. Das wäre sehr ärgerlich. Hitomi lachte laut mit den anderen mit als ein gutaussehender Junge, wahrscheinlich in ihrem Alter, einen Witz erzählte. Sie trank einen weiteren Schluck ihrer nur noch halb gefüllten Flasche. Inzwischen hatte man sie zu einer weiteren Flasche überredet und sie spürte den Alkohol bereits im Blut, so dass sie nicht weiter überlegte, als man ihr die volle Flasche hinhielt. Außerdem tat es gut ein wenig die Sau raus zu lassen, sich nicht immerzu Sorgen zu machen, immer etwas im Kopf zu haben. So wie früher, als sie noch auf der Erde war. Sie gab zu sie hatte Van, wie keinen anderen vermisst, aber sie hatte auch gute Zeiten dort. Aufregende Nächte, die sie mit ihren Freunden verbracht hatte, manchmal in Klubs oder auch ruhige Nächte bei sich zuhause. Sie vermisste es und musste zugeben auf der Erde war alles viel einfacher. Hier schien alles immer so kompliziert. Es schien schon wieder etwas anzufangen, wovon sie nichts zu tun haben wollte und sie sich doch nicht entziehen konnte. Sie liebte Van und nur seinetwegen war sie hier. Sie könnte wahrscheinlich sowieso nicht weg, aber weil Van hier lebte, würde sie auch niemals mehr verschwinden. „Sag mal“, sagte Maryna. „Kommst du eigentlich wirklich vom Mond der Illusionen?“ „Ja, wieso?“ Seit sie hier war hatte man sie noch nicht auf dieses Thema angesprochen und das war schon ein wenig überraschend. „Bist du wirklich eine Hexe, wie man es dir nachsagt?“ unterbrach der gutaussehende Junge, dessen Name Nevio war, wie ihr auf einmal wieder einfiel, Maryna als sie ihr gerade antworten wollte. Hitomi musste kichern bei dem Gedanken, was sich diese Menschen hier ausdachten. „Nein, auf keinen Fall bin ich eine Hexe“, sagte sie und strich sich eine verlorene Strähne aus dem Gesicht. „Aber du hast Visionen aus der Zukunft, jedenfalls sagt man sich das“, wandte Nevio ein. „Ja, das ist richtig, aber deswegen bin ich nicht gleich eine Hexe. Ich habe nur unfreiwillig eine Fähigkeit bekommen, die vielleicht nicht jeder hat.“ „Du meinst niemand“, nuschelte Nevio ein wenig unverständlich. „Und wie ist das? Wie fühlt es sich an?!“ Maryna’s Gesicht kam ihr ungemein nahe und mit ihr ein paar andere. Hitomi zuckte unangenehm berührt zurück. „Naja.. ähm… Sag mal wollten wir nicht eigentlich dieses Kartenspiel ausprobieren!“ Dabei schüttelte sie ihre Hand leicht hin und her in der die Karten wie ein kleiner Fächer lagen. „Sie hat Recht“, erwiderte ein weiterer junger Mann mit aschigen blonden Haaren, blauen Augen, blasser Haut und einem stämmigen Körperbau. Er hieß Drystan und war ein netter, humorvoller Junge, wie sie ihn bis jetzt erlebt hatte. „Wir wollten ihr ja eigentlich dieses Kartenspiel zeigen, von dem sie gemeint hat es ist wie das aus ihrer Welt… Wie hieß es nochmal?“ Hitomi seufzte kurz erleichtert auf. Froh, dass sie jemanden gefunden hatte, der sie verstand und von dem Thema ablenkte. „Ich weiß nicht, ich kenne nur das Spiel“, antwortete sie sie ihm dann. „Also“, sagte er lächelnd. „Spielen wir dieses Spiel!“ Die anderen stimmten ihm teilweise grummelnd zu. „Du hast es verstanden?! Es ist ganz einfach, wer die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt.“ „Alles klar, so schwer ist das ja auch nicht“, sagte sie grinsend und nahm wieder einen Schluck. „Und eins noch, “ meinte Maryna. „Die Dame zählt als eine Drei, der Mann als vier, das große Herz als elf, und der junge hier als eine Zwei.“ Hitomi nickte noch einmal und wartete darauf, dass sie anfingen. Jeder, zumindest die, die mitmachten, gab eine Karte ab, bis sie selbst irgendwann dran war. Da alle eine rote Karte gesetzt hatten, musste sie das wohl auch. Sie setzte das große Herz ein und damit hatte sie die größte Karte und für diese Runde gewann sie. Nach einer Weile wurde es ein wenig eintönig und dann antwortete sie Maryna, wenn auch verspätet. Es war nicht so, als wollte sie ihr wirklich antworten. Der Alkohol schien ihre Zunge zu lockern und doch war ihre Stimme auffallend klar. „Es ist das schrecklichste, was du dir vorstellen kannst. Ich wollte es nie, weißt du. Ich wollte nie diese schrecklichen Dinge sehen, alles was ich je wollte, war ein wenig mit meinen Karten zu spielen und meinen Freunden Freude bereiten.“ Sie hielt kurz inne und genehmigte sich wieder einen Schluck ihrer fast leeren Flasche. „Lange hat das auch geklappt, aber dann änderte sich alles auf einen Tag auf den anderen. Ich muss zugeben, dass es mir nicht nur Pech gebracht hat. Hätte ich diese Fähigkeit nicht, wer weiß, vielleicht wäre es nie so weit gekommen. Vielleicht hätte es einen toten König gegeben, vielleicht hätte Dornkirk den Krieg gewonnen, “ sie gab diesmal eine schwarze Karte ab, während sie wieder eine Pause machte. „Wie auch immer, das ist nicht wichtig. Es scheint etwas Schrecklicheres als der Krieg ist im Anmarsch und ich denke es wird wieder meine Fähigkeit gebraucht. Selbst wenn es mir Schmerzen bereitet, selbst wenn ich es nicht will; ich muss diese Fähigkeit zulassen.“ Einige Zeit war es still, beinahe jeder schien in Gedanken versunken zu sein, trotzdem ging das Spiel weiter. Einige Runden vergingen, bis Nevio zum ersten Mal wieder das Wort erhob: „Es ist doch gut, dass du diese Fähigkeit hast, wer weiss was passiert wäre.“ Willkürlich sah sie auf, aber er sprach unvermittelt weiter. „Kannst du diese Fähigkeit denn beherschen?“ Seinem bohrendem Blick war schwierig auszuweichen und ihr Blut pulsierte heftig unter ihrer Haut. „Nein,“ sagte sie dann. „Es kommt meistens sehr unerwartet, aber mithilfe meiner Tarotkarten bin ich in der Lage die Vergangenheit und Zukunft zu sehen.“ „Tarot Karten?“ fragte Maryna. „Ja. Tarot Karten, ein Kartenspiel mit insgesamt 78 Karten. Jede Karte oder auch miteinander bedeuteten etwas anderes. Zusammen kann ich sehen, was mir oder jemand anderem die Zukunft bringt auch kann ich darin deine Vergangenheit lesen. Das besondere daran ist, dass ich es schaffe es so zu lesen, dass mein vorhergesehenes auch wirklich passiert.“ „Dann kannst du mir die Zukunft vorraussagen?“ sagte Maryna nun beinahe aufgeregt. „Nein.“ Antwortete sie ihr mit einem leidenden Unterton. „Leider hatte ich es nicht geplant nach Gaia zu reisen und so kam auch hier alles sehr unerwartet. Ich habe die Tarotkarten vorher leider nicht eingepackt.“ „Aber ist das nicht seltsam?“ sagte Drystan plötzlich und sie konnte nur verwirrt die Augenbrauen heben. „Ich meine,“ fuhr er fort. „Weshalb hattest du das hier nicht geplant und wie geht das überhaupt? Sollten dir deine Fähigkeiten nicht jeden Schritt deiner Zukunft vorhersagen?“ Hitomi war überrascht. „Nein,“ antwortete sie ihm schliesslich. „Meistens wollen sie mich wohl nur vor etwas warnen, vor etwas was mich meistens bedroht oder jemand anderen. Sie sind nicht dazu da, dass ich jeden einzelnen Schritt vorausplanen kann, so konnte ich auch nicht wissen, dass ich heute mit euch trinken und spielen würde. “ Drystan murmelte etwas merkwürdiges vor sich hin, was sie nicht verstehen konnte. Nur wenige hörten wirklich gespannt ihren Worten zu, zumindest von denen die noch nüchtern waren. Aber die, die es waren, taten es umso mit gespitzteren Ohren. „Ich habe gehört du wurdest auf deiner Welt in unsere Welt entführt, warst du damals nicht in Gefahr?“ Auf Nevio’s Frage hin, war sie im ersten Moment einfach nur geschockt. „D-Das hast du gehört! Woher denn?“ „Als wir in Asturia waren und uns ein bisschen umhörten, gab es einige Gerüchte in der Stadt und das war eines davon.“ „Wie ist das bloss bekannt geworden?“ murmelte Hitomi nun selbst vor sich her und kaute unruhig auf ihrer Unterlippe herum. „Wie auch immer,“ unterbrach Drysten ihren strömenden Gedankenfluss. „Ich finde Nevio hat einen wunden Punkt erwischt.“ Sie hob zuerst ihre Augenbraue, worauf sie dann antwortete: „Das ist wahr. Aber eines wisst ihr noch nicht. Nach dem Krieg auf der Erde - einige Zeit, sogar Jahre später fingen meine Visionen an seltsam zu werden. Mit der Zeit wurden meine Visionen immer schwächer, sie wurden immer unklarer. Ich konnte immer weniger erkennen und dann eines Tages verschwanden sie ganz. Für mindestens ein Jahr hatte ich keine Vision mehr und für ein Jahr lebte ich wieder ganz normal. Wie ein normales Mädchen. Wie auch immer, ich schweife ab, jedenfalls tauchten sie plötzlich wieder auf. Aber diesmal stärker als je zuvor, klarer und schmerzhafter als das sie je gewesen waren. Sie wurden immer verrückter, weil sie mich Dinge sehen liessen, die ich nicht verstand. Doch mit den Visionen tauchte auch ein neues Problem auf. Ich bekam schlaflose Nächte und lange war es für mich einfach nur unterträglich.“ Und nicht nur wegen Van. „Damit ich as richtig verstehe,“ sagte Drystan. „Das heisst deine Visionen waren zu stark geworden, so das du nur noch Dinge gesehen hast, die keinen Sinn ergaben.“ „Genau,“ rief sie und schlug dabei gleichzeitig ihre letzte Karte auf den Tisch. Dann nahm sie das Blatt an ihre Seite, welches sie diesmal gewonnen hatte. Dann nahm jemand anderes alle Karten an sich und fing an neu durchzumischen. „Ich verstehe nicht, warum diese Visionen dir nicht geholfen haben, als du ein Jahr in Gefangenschaft warst. Ich meine dir hätte sonst was passieren können,“ meinte Maryna nach einiger Zeit, als die Karten wieder aufgeteilt wurden. Hitomi schüttelte leicht den Kopf, als sie ihr Blatt sah. Es sah schlecht für sie aus. „Das verstehe ich auch nicht, glaub mir. Meine Visionen hatten mich schon immer vor lebensgefährlichen Situationen gerettet. Aber kann es sein, dass ich gar nicht in Gefahr war? Ich weiss nach dieser langen Zeit noch immer nicht genau, wer diese Leute genau waren. Aber sicher ist, dass sie mich trainieren wollten, so dass ich ihnen nicht leicht absterben würde. Aber wieso? Auch wenn sie mir gedroht haben – mehr als einmal sogar – habe ich nicht das Gefühl, als ob sie mir etwas antun konnten oder eher durften. Ihr Meister, wie sie ihn manchmal nannten, schien mich zu kennen, glaube ich von ihren Erzählungen zumindest. Wenn ich doch nur wüsste wer er ist…“ Ein langes Schweigen entstand. „Was wenn du recht hast, Hitomi?“ Sie sah überrascht auf, doch Nevio sprach einfach weiter. „Was wenn dieser Meister wirklich jemand ist, der dich kennt? Dann könnte es jemand sein den du kennst, der dich vielleicht wegen deiner Visionen benutzen will und dich so gut es geht abhärten wollte. Du sagst du glaubst diese Diebstähle hängen miteinander zusammen, vielleicht stimmt das sogar.Vielleicht hängt alles Übernatürliche in letzter Zeit zusammen und es ist nur eine Frage der Zeit bis er dich zu sich holt. Irgendetwas ist los und du scheinst unweigerlich damit verbunden zu sein.“ „Vielleicht hast du Recht, aber im Moment können wir nichts weiter tun als abwarten.“ „Können wir wirklich nichts weiter tun? Oder könntest du nicht mithilfe deiner Fähigkeit in die Zukunft sehen?“ fragte Drysten mit einem leichten Unterton in der Stimme. „Tut mir Leid. Wie gesagt wird das nicht möglich sein. Ich bin noch nicht so weit, dass ich meine Visionen kontrollieren könnte, aber schluss damit!..“ Hitomi kam nicht dazu weiter zu sprechen, denn plötzlich sprach eine ihr bekannte weibliche Stimme für sie weiter. „Ganz genau, schluss damit!“ Hitomi war einfach nur schockiert, als sie sich blitzschnell umdrehte und das Gesicht der Katzenfrau entdeckte. Geschwind war sie dann auf den Beinen. „M-Merle?!“ stotterte sie. „Was machst du denn hier?“ Die Hände in die Hüfte gestemmt, sagte die rosahaarige empört: „ Sollte ich das nicht eher dich fragen?“ Merle schien tief Luft zu holen. „Wo warst du verdammt nochmal!“ Hitomi zuckte leicht vor der wütenden Stimme zurück. „N-Naja, ich war auf dem Markt und dann bin ich weiter. Irgendwie habe ich mich dann irgendwie verlaufen und bin hier gelandet. Als ich nach dem Weg fragte, hat irgendwie eins dem anderen ergeben und deswegen bin ich immer noch hier.“ Die braunhaarige sprach unabsichtlich immer leiser, aber die Katzenfrau schien sie sehr gut zu verstehen. „BIST DU VÖLLIG VON SINNEN?!“ Merle’s Augen waren weit aufgerissen und Hitomi war völlig übberascht zurück gesprungen. Willkürlich hatte sie ihre Arme vor ihre Brust gehalten, fast wie ein Schutzschild, und würde am liebsten einfach weglaufen. Sie verstand nicht, wieso sich ihre Freundin so aufregte. Hatte sie etwas schlimmes getan? Sie verstand ja, dass sie nicht die ganze Nacht hier bleiben konnte. Immerhin wussten die anderen nicht, wo sie war, zumindest hatten sie es nicht gewusst – aber es war doch erst anfang Abend und die Sonne war noch immer nicht untergegangen. Sie verstand nicht, wieso sie sich nicht ein paar Stunden Spass gönnen konnte. „Du kommst jetzt mit mir!“ rief sie schon etwas ruhiger, packte Hitomi am Handgelenk und zerrte sie hinter sich her. Sie kam gerade dazu den Gefährten aus der Schiffsmanschafft zum Abschied zuzuwinken, die sich, wie es aussah, kaputt lachten und einen Heidenspass hatten. Merle sagte wütende Sachen vor sich hin, aber Hitomi war es Recht so. Lieber so, als dass Merle sie wieder so anschrie. Das war schrecklich. Dann fühlte sie sich fast wieder wie auf der Erde, als Yukari sie anschrie, wenn sie mal wieder etwas falsch gemacht hatte. Mit keinem Jungen etwas festes angefangen hatte, oder so. Das war hier wohl auch so der Fall. Nachdem sie schon einige Minuten so durch die Stadt liefen, fragte Hitomi dann leise und vorsichtig, was eigentlich in sie gefahren war. Abrupt blieben sie stehen. „W-Was in mich… Fragst du mich das allerernestes, Hitomi!“ Verdammt! Sie hätte lieber die Klappe halten sollen. „I-Ich, naja, sieht so aus?“ Die Antwort kam eher als Frage, als eine ernstgemeinte Antwort und das Merle nicht endgültig der Kragen platzte, atmete sie tief ein und aus, bevor sie wieder das Wort erhob. „Jetzt hör mir mal ganz genau zu.“ Ihre Stimme klang beinahe rasiermesserscharf und doch so ruhig, dass es fast beängstigend war. „Ich weiss, dass du nicht gerade die hellste bist und das verstehe ich auch. Aber ich bin mir doch bewusst, dass du nicht ein absoluter Vollidiot bist, zumindest dachte ich das. Du musst verstehen, dass du von nun an für dein Handeln, Verantwortung tragen musst. Nur wegen einem Grund und vergiss das nie, wegen Van. Er ist in dich verliebt, ich gebe es nicht gerne zu, aber du bist die einzige die ihn glücklich machen kann. Also verhalte dich auch so. Wenn du mit jemanden etwas trinken und spielen gehst, musst du immer daran denken, dass irgendwo Van alleine hockt und sich fragt wo du bist. Wenn du mit jemandem die Zeit verbringst, denke daran, dass Van sehr leicht eifersüchtig wird und daraus leicht Streit entsteht. Am wichtigsten ist, denke immer daran, dass er jetzt König ist und er kein Stress verträgt. Er hat schon genug um die Ohren, also bitte, mute ihm nicht noch mehr zu. Sorge dafür, dass er in deiner Gegenwart entspannen kann und nicht, dass es schlimmer wird.“ Dann war es still und Merle, lief wieder weiter, ihr Handgelenk immer fest umschlossen. Hitomi war als hätte man sie in eiskaltes Wasser getränkt. Ihr Kopf war wie leergefegt und ihre Beine liefen einfach wie von selbst. Sie konnte den Zustand nicht genau beschreiben, aber es war beängstigend. Sie nahm ihre Umgebung erst wieder war, als sie vor dem Palast stehen blieben und zuerst auch nur wie in einem Nebel. Alles schien weit weg. Die beiden Frauen liefen die Treppe hinauf und auch das bekam sie erst nicht mit. Dann erst als ihr Name laut aufgerufen wurde und sie in eine gefühlvolle Umarmung gezogen wurde, war sie plötzlich wieder wach. Sie fühlte wie ihr Kopf an eine muskulöse Brust gezogen wurde und sie hörte Van’s immer wiederholende Worte: „Dir ist nichts passiert. Was für ein Glück.“ Dann auf einmal hörte sie ein unregelmässiges klopfen an ihrem Ohr und es ging eine Weile, bis sie verstand, dass es Van’s Herz war und dann ging ihr ein Licht auf. Sie musste jetzt daran denken, dass sie nicht mehr ganz alleine auf dieser Welt war. _______________________________________________________________________ Du meine Güte! Es ist so lange her, seid ich ein Kapitel hochgeladen habe. Es tut mir so leid. Hoffe ihr verzeiht mir. Viel spass beim neuen Kapitel. Ich hoffe auf schöne Reviews..:D Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)