The Awakening of a Heroine von Wei_Ying ================================================================================ Kapitel 2: Erinnerung --------------------- Es war schon dunkel, als Ceria in der Gasse des Armenviertels ankam, in der sie wie so oft von einigen rauen und zwielichten Gestalten, die an einigen Kisten herumlungerten, gemustert wurde. Sie sahen sie beinahe angriffslustig an, als ob sie das unschuldige Mädchen jederzeit überfallen möchten. Dementsprechend war sie schon froh, als Ceria vor ihrer Haustür stand und diese langsam aufmachte. Doch das Gefühl von Sicherheit sollte nicht lange halten, stand da direkt an der Haustür eine äußerst grimmig dreinblickende Valervtia aufgebaut vor ihr. „Wo hast du dich wieder so lange rumgetrieben?!!!“ dröhnte die Stimme ihrer Mutter durchs ganze Haus und ließ Ceria gefühlt einige Zentimeter kleiner werden. Sie war sich ihrer Schuld bewusst, schloss wortlos die Tür hinter sich und stellte das eingekaufte Gut vor sich hin. Doch anstatt sich dafür zu bedanken, verpasste die frustrierte Frau ihrer Tochter eine Backpfeife, nahm angefressen das Essen an sich, ehe sie das eingekauerte Mädchen vor der Tür unwirsch an ihrem Stoffgewand packte und an sich zerrte. „Du bekommst jetzt eine Woche Hausarrest!! Ich möchte so eine Aktion wie heute NIE mehr von dir haben, KAPIERT??!“, brüllte die aufgewühlte Frau aus vollem Hals, „Und jetzt Abmarsch in dein Zimmer!“ Ceria wurde augenblicklich nach vorne zu Treppe befördert, ihre Wunde am Knie riss erneut auf. Aber es war ihr Gewissen, was am meisten schmerzte. Bedröppelt und mit schmerzverzerrter Miene verschwand sie in ihr Zimmer und warf sich aufs Bett. Dass ihre Kleidung noch blutbefleckter als ohnehin schon wurde, war ihr in dem Moment furchtbar egal. Sie warf einen traurigen Blick aus dem Fenster und blickte direkt in das helle Licht des Aufgehenden Mondes. Irgendwie wirkte dieser heller und strahlender als sonst. Ceria hatte kurzzeitig das freundliche strahlende Gesicht von Link darin gesehen, wobei sie sich fragte, was ihr Inneres ihr mit diesem Hirngespinst mitteilen wollte. Warum zur Hölle ging ihr dieser Junge nicht aus dem Kopf und warum wurde ihr bei dem Gedanken an ihn so warm ums Herz? Sie konnte sich doch kaum in einen höchstens zwölfjährigen Jungen verliebt haben… oder etwa doch? Der Gedanke brachte Ceria ein Kribbeln im Bauch und nervös wälzte sie sich etwas in ihrem Bett herum, bis ihr Blick mal wieder auf ein Bild fiel, welches seit Jahren auf ihrem Nachttisch Platz fand und schon wieder eine Staubschicht angesetzt hatte. Abgebildet waren drei Personen, offenbar eine glückliche Familie, die niemals Not haben sollte. Eine lebensfrohe Frau, die neben einem kleinen blonden Mädchen, zirka sechs Jahre jung und an sie kuschelnd da stand, und neben ihnen ein sehr stolz und munter wirkender Mann mit kurzem Stoppelbart, der aufrichtig die Arme in die Seiten stemmte, eine Rüstung trug, bewaffnet mit einer Axt – Ein Soldat Hyrules.. ..und Cerias Vater. Das Bild stellte ihre glückliche Familie vor einigen Jahren dar. Ceria hatte bei dem Anblick wie so oft eine Träne im Auge und ihr Herz schien von innen heraus zu bluten. Ja, zu dieser Zeit waren sie eine glückliche Familie, hatten viel Geld, waren angesehen in der Stadt, da ihr Vater einer der talentiertesten Kämpfer Hyrules war und bald zum Kommandanten einer Truppe ernannt werden sollte. Auch wenn Ceria selbst bekanntermaßen nie einen aus der königlichen Familie zu Gesicht bekommen hatte, ihr Vater hatte für einen - noch - einfachen Krieger viel Kontakt zur Adelsfamilie und bekam sogar vom König selbst schon den ein oder anderen Sonderauftrag. Ceria bekam zwar von seinen Wanderschaften, Aufträgen und Kämpfen nichts mit, höchstens erfuhr sie dadurch, wenn er mal wieder einen Monat von zu Hause fernblieb. Aber sie bewunderte und liebte ihn ungemein für seine aufopferungsvolle, abenteuerliche Art. Damals träumte sie davon, genauso zu werden wie er, und eines Tages auf Reisen gehen, viel von der Außenwelt zu sehen und zu erleben. Sie hatte wie ihr Vater den Traum von einer heilen freien Welt, von Glück und Frieden, schließlich beschrieb er Hyrule immer als ein Land mit wunderschönen Gegenden und Landstrichen, lebendiger Vielfalt, prachtvollen Gebäuden und Orten. Diese sollten für ewig erhalten bleiben und niemals durch höhere böse Mächte zerstört werden. Ceria wusste, dass er schon viel von der Welt gesehen haben musste, und nahm sich bereits in jungen Jahren vor, diesen Traum weiter zu leben. Schließlich lebte er ihn mit viel Stolz und Herzblut während seiner Missionen, in denen er kleinere Kämpfe zwischen anderen Völkern bannte und größere Gewaltausbrüche unterband. Vor elf Jahren jedoch kam es zu einem verheerenden Zwischenfall, der alles verändern sollte. Von einem Tag auf den anderen gab es einen schlimmen Überfall im Schloss, bei dem ganze Truppen eines Kriegervolkes aus der Wüste offenbar Rache für irgendetwas aus der fernen Vergangenheit üben wollten. So zumindest erfuhren es Ceria und ihre Mutter von mehreren Quellen Jahre später. Jedenfalls waren es ganze Massen, die nicht nur das Königshaus, sondern auch die ganze Stadt überrannten, Häuser anzündeten und eine schier unbändige Zerstörungswut gegen jegliches hylianisches Hab und Gut besaßen. Während ihr Vater wie viele andere Soldaten in die schweren Kämpfe verwickelt waren und mit aller Macht verhindern wollten, dass dem König und seiner damals frisch geborenen Tochter und künftigen Prinzessin etwas geschieht, mussten Ceria und ihre Mutter sich einen sicheren Unterschlupf suchen, da in der ganzen Stadt Chaos herrschte und kein Haus mehr vor Angriffen sicher war. Es gab überall Kämpfe, einige Frauen und auch Kinder wurden erwischt, verletzt und auf brutale Weise getötet. Unter schlimmsten Umständen, gefesselt in schlimmer Angst um ihr eigenes Leben und das ihres Vaters, flohen Ceria und Valervtia aus der Stadt und kamen selbst nur mit ein paar wenigen Kratzern davon. In einer kleinem kleinen Höhlensystem unterhalb der Stadt, dessen ziemlich versteckt gelegener Eingang sich außerhalb derer befand, hatten ein paar Soldaten eine Art Lager für einige andere Flüchtlinge eingerichtet, wo bereits einige verängstigte Frauen, Kinder, einzelne Bauern, die in der Stadt lebten, Platz fanden und vorerst sicher waren. Einige weitere flüchteten nach dem sehr frisch erbauten Dorf Kakariko, welches eine sehr weite Strecke weiter östlich an einem Berg lag. Diese Nacht war die Schlimmste seit jeher für die kleine Ceria und ihrer Mutter, aber auch für einige andere Familien. Nicht nur, dass es während der Nacht auch einige versuchte Übergriffe in das vermeintlich sichere Lager gab, welche mit Mühe verhindert wurden. Sie sollten beinahe alle ihre Eigenheime und Häuser, vieles ihres Hab und Guts verlieren. Aber das Schlimmste und Verhängnisvollste war für viele die Angst, ihre Väter und Ehemänner zu verlieren. Selbst am Morgen nach der Katastrophe, nachdem keiner in dem Lager ein Auge zu machen könnte, herrschte Angst und Unsicherheit bei allen Beteiligten. Hatten die Angreifer den König gestürzt? Konnten die Soldaten jenen Sturz vermeiden? Wie sah es in der Stadt aus? Wer hatte es überlebt? Tatsächlich konnte ein Sturz des Königs mit aller Macht verhindert werden, auch sind die meisten seiner Familie unbeschadet davon gekommen. Nachdem die Flüchtlinge wieder heraus gelassen worden sind und sich der Rest des angriffswütigen Volks sich offenbar zurückzog, wurden Ceria und ihre Mutter wie viele andere Zeuge einer unfassbaren Verwüstung ihrer Heimatstadt. Viele Häuser waren vollends zerstört, verbrannt und ein Haufen Schutt und Asche. Überall in der sonst so freundlichen Stadt roch es verwest und moderig, einige abgebrochene Waffen und Blutlachen zeugten von sehr vielen Kämpfen in der Stadt. Es muss sehr viele Tote und Verletzte gegeben haben, soviel waren sich alle bewusst. Einige wenige Krieger, die relativ unbeschadet den Übergriff überstanden hatten, kümmerten sich um die Familien. Von Cerias Vater fehlte jedoch jede Spur. Es wurden zunächst Notunterkünfte und Zelte für die übrig verbliebenen Familienmitglieder eingerichtet und mit Wasser und Brotreserven versorgt, manche mussten auch verarztet werden und wiederum einige standen immer noch unter Schock. „Was..was ist mit meinem Mann.. was ist mit Elvar geschehen?“ fragte Valervtia sorgenvoll und mit Tränen im Auge einen der Soldaten, als Ceria sich auskurierte und wie einige andere Kinder einen Mittagsschlaf hielt. Sie sollte diese Antwort, die sie fürchtete, nicht so direkt mitbekommen. Zuviel Tod und Verderben hatte das kleine Mädchen an diesem Tag schon gesehen, zu viele trauernde Menschen, die alle schon von dem Todesfall ihrer Familienväter Notiz nahmen und schwer getroffen waren. Das wollte sie ihrer Tochter nicht zumuten. „Er… er hat es leider..nicht überlebt..“ gestand der Krieger schweren Herzens und blickte Valervtia mitfühlend an. Für die junge Frau war es, als würde augenblicklich ein Gebirge auf ihr Herz prasseln und ihr inneres in einzelne Bruchteile zerreißen. Das war ein schwerer Schlag, an der die Familie zerbrechen sollte. In der Folgezeit stand der große Wiederaufbau der Stadt an, an der so ziemlich alle Fähigen mithalfen und tatkräftig anpackten. Für die Familien gab es Spenden aus dem Königshaus, damit sie sich halbwegs versorgen konnten, war doch bei vielen jeglicher Vorrat zerstört und verbrannt worden. Valervtia jedoch fiel es sehr schwer, den Tod ihres Ehemannes zu verkraften und darüber hinweg zu kommen. Sie zog sich mit der kleinen Ceria immer mehr zurück aus der Menge, brach jeglichen Kontakt zu vielen ihrer Freunde ab und verschanzte sich mit ihrer Tochter zurück in eine kleiner Holzhütte am Rande der Stadt, einer Ecke, wo viele kleinere Häuser entstanden – das spätere Armenviertel. Auch das kleine Mädchen wandte sich wie ihre Mutter von der Gesellschaft ab, verlor ihr Lächeln und ihre Fröhlichkeit, die sie zuvor prägten. Sie zog sich in ihr eigene kleine Traumwelt zurück, denn nur in dieser schien sie einwenig Trost zu finden. Es gab nicht viel, was von Elvar und seinen Hinterlassenschaften, den stolzen und aufstrebenden Ritter Hyrules, übrig war. Es hieß allerdings, dass er kurz vor seinem Tod einem seiner Kollegen eine alte Waffe gegeben haben soll, die angeblich von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Warum er sie einem Freund gab und nicht seiner Frau oder seiner Tochter, war unklar, genauso wenig, warum es eine Woche vor dem schlimmen Angriff passierte. Es war fast, als hätte der Krieger das Unglück vorraus geahnt und einen wertvollen Besitz in fremde Hände gegeben. Besagter Freund jedoch soll die Waffe in der Stadt vergraben, wo es niemand wieder finden sollte. Was mit ihm und jener Waffe wirklich passierte, erfuhren Ceria und ihre Mutter nie. Dieses Geheimnis nahm Elvar mit ins Grab. Es erinnerte lediglich jenes Familiengemälde, was zu Cerias sechsten Geburtstag und wenige Wochen vor dem Überfall dank einer der besten Künstler Hyrules entstanden war. Es war das Geburtstagsgeschenk für die kleine Ceria, die ihre Eltern so sehr liebte. Während die heute siebzehnjährige Ceria das Gemälde an diesem Abend betrachtete, sah sie wieder einmal diese Geschichte, ihre eigene Vergangenheit und vorallem die verhängnisvolle Nacht, wie einen Film vor dem geistigen Auge herflimmern. Ein paar Tränen kullerten ungewollt aus ihren Augen, denn immer wieder verlieh ihr diese Erinnerung einen Stich im Herzen. Sicher würde ihr Vater nicht wollen, dass sie auch nach elf Jahren immer noch weint. Die junge Frau drehte sich wieder zur Fensterseite und versuchte mühselig, den Gedanken beiseite zu schieben und setzte sich in den Kopf, ihren damaligen Traum des großen Abenteuers und vorallem seinen Wunsch, den Frieden in Hyrule zu wahren und für die Erhaltung dieser schönen Welt zu kämpfen. Eines Tages, so sagte Ceria in Gedanken zu sich selbst, werde sie selbst aufbrechen und alles Böse vernichten wollen. Zur eigenen Bestärkung legte sie eine Hand auf ihr Herz und ließ negativen Gedanken keinen Platz. Mit diesem Versprechen an sich selbst drummelte sie auch langsam weg, und nach wenigen Minuten war sie eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)