The Awakening of a Heroine von Wei_Ying ================================================================================ Kapitel 1: Bedeutende Begegnung ------------------------------- Nach weiteren fünf Minuten, in denen Ceria wie eingefroren da stand und Malon vergebens versuchte, sie aus diesem Tranceähnlichen Zustand herauszureißen, beendete der Junge genervt die Diskussion und drehte ab, offensichtlich konnte er den Soldaten nicht davon überzeugen, ihn durchzulassen. Malon lächelte ihm freundlich zu, während Ceria noch mehr das Herz gegen den Hals drückte und ihre Atmung beinahe komplett aussetzte. Der Junge hatte die beiden Mädchen bemerkt und schritt etwas verwirrt und zögerlich auf sie zu. Er hatte tiefe, strahlende blaue Augen, die eine unfassbar charmante Ausstrahlung hatten, zudem hatte er schulterlange goldblonde Haare, von denen unter der Mütze einzelne Strähnen hervorkamen, und vorne guckte ein Pony mit Mittelscheitel hervor. Noch nie hatte Ceria ein dermaßen hübsches, reines Gesicht gesehen, dabei war der Junge sicher grad mal zwölf Jahre jung. Er verschlug ihr einfach jegliche Sprache und Verstand – war da zusätzlich auch noch das kleine leuchtende Flügelwesen, welches nun kreisförmig um seinen Kopf schwirrte. Malon bewegte sich zwei Schritte auf den etwas nervös wirkenden Jungen zu und lächelte zuvorkommend. „Hallo. Wolltest du grade auch zum Schloss?“ Der Junge überlegte und schien ihr nicht so wirklich vertrauen zu wollen. Dann nickte er aber und warf einen prüfenden Blick an die Wand hinter Malon. „Keine Sorge, du musst dich nicht vor uns fürchten.“ Rief Malon ihm herzlich zu. „ Außerdem trifft sich das gut, wir wollten nämlich auch zum Schloss. Vielleicht lässt er uns ja zu dritt rein“ Ceria fragte sich, wie sie so ruhig und einladend mit ihm reden konnte, während ihr Herz durchgehend Purzelbäume schlug und sie sich keinen Millimeter gerührt hatte. „Ich glaube, das ist keine gute Idee…“ antwortete der Junge etwas zittrig. Nach wie vor schien er etwas an der Wand hinter ihnen zu suchen. „Wer bist du eigentlich? Ich meine, einen grüngekleideten Jungen wie dich, mit so einem Feen-artigen Wesen im Gepäck, sieht man nicht alle Tage“ entgegnete ihm Malon forsch. Man hatte meinen können, dass das fliegende Geschöpf in dem Moment ein Knurren abließ. „Bist du…“ Malon nahm einen weiten Atemzug, „vielleicht ein Feen-Junge aus dem Wald?“ Doch der Junge fixierte plötzlich eine Kletterranke, die direkt hinter Ceria die Steinwand hochführte. Er nickte Malon zu und lief dann geradewegs darauf zu, sein geflügeltes Wesen hatte sich bereits darauf abgesetzt. Ceria zuckte etwas nach hinten, als sich ihre und seine Augen begegneten, es war für sie das Gefühl, dass diese Begegnung schicksalshaft und von tragender Rolle werden könnte. Der Junge griff nach den Ranken und hielt sich fest, blickte zurück zu Malon, die etwas entrüstet einige Meter weiter stand. „Tut mir leid, ich habe wirklich keine Zeit für Erklärungen, ich habe etwas dringendes zu erledigen“ rief er schnell, und kletterte hastig hoch. „W-Warte“ stotterte Ceria plötzlich. Er hing bereits drei Meter über ihr an den Ranken und schien nicht den Hauch von Problemen mit dem Halt zu haben. Aber er wandte sich ihr zu und ein seltsames Funkeln entsprang seinen Augen, als er Ceria betrachtete. „Verrätst du mir deinen Namen..?“ fragte sie völlig aus dem Bauch heraus. Der Junge zögerte und das Feenwesen schien ihn hektisch an seiner Tunika hochziehen zu wollen, als ob sie es wirklich höchst eilig hätten. „Man nennt mich Link“ murmelte er dann doch leise und fragte auch nach ihrem Namen. Ceria beantwortete dies sofort und mit einem freudigen Lächeln nun. Eigentlich wollte sie ihn so etwas nicht gefragt haben, passte dies nicht zu ihrer schüchternen Natur, aber bei diesem Jungen schienen ihr Herz und ihre Gedanken einen eigenen Willen zu haben. Nachdem Link hektisch hochgeklettert war, weil seine Fee schon richtig an ihm zerrte, warf er oben auf dem Hügel stehend den beiden Mädchen einen letzten Blick zu. „Vielleicht sieht man sich ja nochmal“ rief er hinterher, Cerias Gesicht zeigte ihm ein seltsam offenherziges Lächeln und komischerweise hatte sie nun ein unglaublich warmes und wohles Gefühl im Bauch. Er schlenderte aus ihrem Blickfeld. „Der war aber komisch..“ sagte Malon zu Ceria, die immer noch die Ranken anlächelte. „Aber auch sehr süß“ antwortete diese mit rosa Wangen. Malon kicherte. „Feen-Jungen sieht man hier jedenfalls selten bis gar nicht..es heißt, dass sie eigentlich mitten im Wald unter Bäumen aufwachsen und niemals die Außenwelt sehen“ Ceria schnaufte etwas und ihre Augen bewegten sich nicht von dem Punkt weg, wo sie in die von Link gestarrt hatten. „Wie dem auch sei. Was auch immer er vorhat, ich denke nicht dass er sich irgendwie ins Schloss schleichen kann..ich hoffe nur mein Vater kommt zurück..es ist wohl nicht möglich, einfach so hinein zu gelangen.“ Seufzte Malon etwas und holte dann etwas unerwartet ein Hühnerei aus der Tasche. Es hatte eine seltsam verkalkte Farbe, solche wie die Hühner in Cerias Stall nie hatten. „Das ist ein seltsames Ei, was eines unserer Tiere auf dem Hof gelegt hat. Man sagt, dass aus Eiern dieser Farbe besonders laut krähende Tiere schlüpfen“ berichtete Malon und Ceria nickte interessiert. „Ich hatte es mitgenommen, damit es möglichst schnell schlüpft, damit wir zur Not meinen Vater mit dem lauten Krähen des Neugeborenen wecken können. Aber es dauert noch eine Weile. Und ich kann nicht mehr zu lange von unserer Farm wegbleiben“ Ceria erkannte direkt die Sorgenfalten auf ihrer Stirn und erzählte daraufhin, dass auch sie mit ihrer Mutter eine kleine Hühnerzucht betreib und sie sich daher mit dem Ausbrüten halbwegs auskenne. Dass sie eigentlich schon längst wieder hätte daheim sein mussten und ihre Mutter sicher krank vor Sorge sein muss, verdrängte das blonde Mädchen grade komplett. „Ich würde hierbleiben und warten bis es ausschlüpft, keine Sorge“ sagte sie gutmütig. „Magst du denn nicht zurückgehen mit mir?“ Ceria lächelte Malon tiefgründig an. „Nein, ich habe noch etwas Zeit und vielleicht kommt dein Vater ja unterwegs hier vorbei. So lange überlege ich, wie ich in den Innenhof gelangen könnte und passe auf das Ei auf.“ Das Kleinere Mädchen schaute skeptisch, akzeptierte es aber und überließ das Ei dann tatsächlich Ceria, die sie wohlgemerkt erst seit heute wirklich kannte. Aber warum sollte sie sie anlügen? „Nun gut, ich gehe dann mal vor. Und gehe daheim noch etwas an die Arbeit. War wirklich schön mit dir. Ich hoffe man sieht sich noch öfter und dem Huhn geht es gut“ sagte Malon dann fröhlich, verabschiedete sich von ihrer neu gewonnenen Freundin und schlenderte den Pfad zurück. Es war einige Zeit vergangen, die Sonne wanderte immer mehr in Richtung Westen, wo sie unterging. Nein, Ceria hatte Malon nicht die ganze Wahrheit gesagt. Denn sie wollte unbedingt noch einmal auf Link treffen und hoffte, dass der grüngekleidete Junge zurück käme. Sie hockte an der Ranke und begutachtete die Wolken, während ihr der Wind die Haare immer wieder ins Gesicht blies. Ceria dachte eifrig über alles nach. Seltsamerweise wollte ihr Link einfach nicht aus dem Kopf und ihren Gedanken gehen. Irgendwas an diesem Jungen zog sie in den Bann. Es war fast so, als wär ihr ein Engel erschienen und Link wäre ein Bote der Göttinnen… Nach einem Kratzen am Hinterkopf wurde ihr aber schnell klar, dass das vollkommen absurd sein musste. Nein, er war nur ein Junge, der im Wald aufgewachsen war. Wie wohl einige andere auch. Und doch hatte er diese ganz besondere, herzerwärmende Ausstrahlung an sich. „Was mag er nur im Schloss vorgehabt haben?“ fragte sich Ceria eifrig und streichelte das warme Ei auf ihrem Schoß, welches immer mehr hin und her bewegte. Wie aus dem Nichts ertönte ein Klappergeräusch aus der Nähe des Tores und riss Ceria aus den Gedanken. Einen Blick in die Richtung später ließ Cerias Blick aufleuchten und ihr Herz heftig schlagen. Hinter dem Tor kamen zwei Wachen anstolziert, und sie hatten jemanden in fester Umklammerung. Nach zweimaligem Blinzeln erkannte Ceria, dass dieser Jemand tatsächlich Link war, der offenbar gefangen worden war. Sofort sprang sie auf und beobachtete die Situation gespannt. „Wehe, du lässt dich hier noch einmal blicken, du kleine Rotzgöre!!“ röhrte der Soldat, mit dem Link eine längere Diskussion geführt hatte heute Mittag. Dieser wurde unsanft vor das Tor auf den Boden befördert und kurze Zeit später war das Tor wieder undurchdringbar unten. Ceria schreckte auf und ließ beinahe das Ei fallen. Sofort wuselte sie in Richtung Tor, wo Link noch etwas zusammengekauert vorkniete. Frustriert schlug er mit der Faust auf den Boden , bevor er das Mädchen vor sich stehend registrierte. Er sah zu ihr auf und setzte zunächst einen leicht entrüsteten Blick auf. Cerias Herz machte erneut einen Schlenker, als sie seine leuchtenden blauen Augen sah, die jetzt im rötlichen Licht der untergehenden Sonne noch mehr funkelten. „Was machst du noch hier?“ fragte er geknickt und richtete sich auf. Ceria wusste gar nicht was sie genau sagen sollte. Sie war mal wieder vollends fasziniert von seiner Erscheinung. „M-Mir überlegen, wie man denn am besten reingelangen könnte..“ hastete sie dann, um diese strenge Stille zu durchbrechen. Mit gesenktem Kopf ging Link an ihr vorbei und blieb da stehen. „Das ist ziemlich unmöglich..“ sagte er entmutigt. Sein Feenwesen schien ihn allerdings wieder Richtung Schloss zerren zu wollen. „Ist gut, Navi, ich versuchs morgen noch einmal“ warf Link genervt seiner Fee entgegen. „Hey, Link! Du hast einen sehr wichtigen Auftrag! Und wir haben nicht die Zeit, uns hier ewig aufzuhalten!“ giftete das Wesen mit einer schrillen Stimme zurück, Ceria stand perplex da und glaubte es nicht. Tatsächlich konnte das fliegende Tierchen sprechen?! „ok. Aber gönn mir dann wenigstens fünf Minuten Pause..“ kam es von Link zurück, während er Dreckflecken an seiner Tunika abstrich. Dann wandte er sich wieder Ceria zu und warum auch immer, mussten beide anfangen zu Lächeln. Ihr Herz sprang abermals in den Hals und hämmerte mächtig dagegen. Die beiden bewegten sich schweigend zu einem Baum und pflanzten sich darunter nieder. Ceria konnte die Augen nicht von ihm lassen und der Gedanke, dass sie nun hier mit ihm saß, ließ ihre Wangen rötlich leuchten. „Also..was hattest du vor im Schloss?“ Ceria zuckte etwas, als sie diese direkte Frage von Link vernahm. Sie linste wieder zum Ei, was nun immer mehr Klappergeräusche von sich gab. „Ich suche jemanden… um genauer zu sein, den Vater von einer Freundin“ setzte Ceria leise an. „Er sollte Milch an die Bewohner des Schlosses ausliefern und ist nicht wieder zurück gekehrt“ Sie wunderte sich grade über die Ruhe in ihrer Stimme, die so gar nichts von ihrem inneren Herzkasper verriet. Link schreckte kurz auf und antwortete sofort: „Ist der Vater von ihr ein etwas ründlicher Mann mit dunklem Schnauzbart? So einen habe ich nämlich nahe des Schlossbachs gesehen, kurz bevor ich erwischt wurde..“ Ceria schluckte zunächst und war ihm doch sogleich dankbar. Als hätte sie es ahnen können, ist Link tatsächlich noch einmal in Richtung Schlosshof aufgebrochen. Sie war grade ungemein froh, wirklich gewartet zu haben und ihre innige Nervösität legte sich immer mehr. Kurz darauf nickte sie dem Jungen mit der grünen Mütze zustimmend zu. „Vielleicht schaffe ich es ja beim Nächsten Mal, ins Schloss zu gelangen und dann kann ich versuchen, mal mit dem Mann zu sprechen“ schlug Link lächelnd vor und Ceria blickte erstaunt drein, mit einem solchen Angebot hätte sie nicht gerechnet. Sie sah sich schon selbst auf einer nervenaufreibenden Schleichquest, mit der strengen Angst, erwischt und in brutaler Manier rausgeschmissen zu werden und obendrein noch ein paar schmerzende Wunden mehr zu haben. „Das wäre unheimlich toll und meine Freundin würde sich sicher freuen. Vielen Dank“ sagte Ceria süß und lächelte ihn aus großem Herzen an. Egal, was auch immer sie an Link so dermaßen faszinierte, er war definitiv ein sehr netter Kerl. Und man könnte meinen, die beiden kennen sich seit Jahren. Als Link wieder aufbrechen wollte, durchbrach das Knacken einer Eierschale die beruhigende Stille, in der die beiden sich in die Augen geschaut hatten. Es war so weit. Fast wie gerufen schlüpfte nun das Küken aus dem Ei, was auch sehr gespannt von Link beäugt wurde. Als das kleine Federvieh sich aus der Schale befreit hatte, ließ es direkt einen lauten Krächzer ab, den nur ein vollausgewachsenes Huhn hätte von sich geben können. Wenn überhaupt. Ceria und Link zuckten jedenfalls erschrocken an den Baum zurück. Das Tier beruhigte sich zunächst und schaute die beiden aus süßen Augen an. Ceria nahm es dann in beide Hände und ihr Herz erwärmte sich beim Anblick des Neugeborenen noch mehr. Nachdem Link noch ein bisschen neben ihr stand und zusah, ging er auch schon langsam in Richtung Ranke, um erneut hochzuklettern. „Bitte warte noch einen Moment, mir ist da noch etwas eingefallen“ rief ihm Ceria hinterher und folgte ihm schnellen Schrittes, ließ das kleine aber fest in ihren Händen. Link warf ihr noch mal einen Blick zu. „Wenn du nochmal bei dem Mann vorbeikommst… kannst du versuchen, ihn mit Hilfe dieses Kükens hier zu wecken..? Es ist gut möglich, dass der unterwegs eingenickt ist.“ Nach einem kurzen Stirnrunzeln nahm Link dann das Tier an sich, und hielt sich mit der anderen Hand weiter an der Ranke fest. „Ich werde es versuchen“ antwortete er beinahe heroisch, und sah entschlossen in Richtung Schlosshof. Cerias Herz wurde noch einmal größer. Noch einmal bedankte sie sich herzlich bei Link für seine Freundlichkeit. Auf Drängen seiner Fee folgend kletterte er dann schnell hoch und verabschiedete sich zwinkernd bei dem blonden Mädchen, der dieses vertrauensvolle Funkeln seiner Augen nicht entging. Sie war sich nun mehr als sicher, ihm nicht zum letzten Mal begegnet zu sein. Nach einem Winker und einem letzten Blick begab sie sich fröhlich auf den Heimweg auf den Pfad, während die Sonne immer mehr hinterm Horizont verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)