A Different Kind of Love von 2034Arabella (inklusive aller Fortsetzungen) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Phoenix' PoV: Ich hätte mich verfluchen können für die Dummheit, die ich begangen hatte. Am liebsten hätte ich alles rückgängig gemacht, was ich an diesem Tag versaut hatte. Aber leider ist das unmöglich. Warum ich so denke und mir das wünsche? Tja, wenn du wüsstest, was für ein Arschloch ich heute mal wieder gewesen bin, dann würdest du aufhören dich zu wundern. Und dabei begann der Tag gar nicht so schlecht. Die Sonne schien, als ich aufwachte und mich dann im Laufe des Morgens auf den Weg zum Bandmeeting machte. Unsere letzte Tour war schon einige Zeit her und es war laut Mike Zeit, sich mit dem nächsten Album zu beschäftigen. Meiner Meinung nach hätten wir ruhig noch ein bisschen länger nichts tun zu brauchen, davon wurde unser Geld auch nicht alle, aber mit dieser Meinung stand ich vermutlich alleine da. Denn es wagte niemand, Mike in solchen Dingen zu widersprechen. Selbst wenn sie nicht seiner Meinung waren, so unterstützen ihn Chester und Rob bedingungslos und Brad und Joe waren viel zu faul, um groß Protest einzulegen. Typisch. Aber mir sollte es auch egal sein, schließlich hatte ich keine Lust, in einen Ein-Mann-Krieg gegen die Übermacht Shinoda wegen einer solchen Lappalie zu ziehen. Meine Laune heute Morgen war dennoch im Keller, und das trotz des schönen Wetters, das jedem anderen, der sich darauf einließ, ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Doch mich konnte das Wetter mal kreuzweise, ich hatte ganz andere Probleme. Vielleicht konnte man sich schon denken, was für welche. Ihr ahnt es, es hing mit diesem einen Bandmitglied zusammen. In letzter Zeit war ich wieder mal vollkommen fixiert auf diese eine Person, sodass es schon richtig krank wurde. Ich konnte an nichts anderes denken, sah ihn ständig vor mir, auch wenn ich die Augen geschlossen hatte. Sein Bild schien in meine Lider eingebrannt zu sein. Fuck, sogar wenn ich schlief, träumte ich von nichts anderem als ihm. Weshalb ich in der Früh auch immer sauschlecht gelaunt war und abends nicht schlafen gehen wollte. Und heute kam dann noch dazu, dass ich ihn tatsächlich sehen würde. Schöner Mist. Ich wollte eigentlich gar nicht mehr an ihn denken, weil es immer so wehtat, dies zu tun. An ihn zu denken und zu wissen, das er für immer unerreichbar sein wird. Das mehr als Freundschaft nicht drin war. Das Ganze schwirrte mir wieder mal ununterbrochen im Kopf herum. Und am liebsten wollte ich vor meinen Gedanken fliehen. Vor ihm fliehen. Doch das funktionierte nicht, ich hatte es ja schon ausprobiert. Damals, zu Beginn unserer steilen Karriere, als Mike mit Chester endlich einen Sänger gefunden hatte, dessen Stimme zu unserer Musik passte und sich unsere Chancen auf einen Durchbruch dadurch beträchtlich erhöht hatten, war ich geflohen. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, das ich es aushalten würde, zusammen mit den anderen die Aufnahmen für unser Album zu machen und ihn dabei die ganze Zeit und jeden Tag zu sehen. Es war eine Zeit gewesen, in der meine Gefühle wieder einmal verstärkt aufgetreten waren und ich mich nur beschissen fühlte bei dem Gedanken, dass er für mich ein verbotenes Terrain darstellte. Ich wollte nicht, dass die anderen ständig unter meiner schlechten Laune zu leiden hatten, die mein ständiger Begleiter war, deshalb hatte ich vorgegeben, mich erst einmal auf meine berufliche Karriere zu konzentrieren. Ich machte meinen Bachelor. Aber später kam ich dann wieder zu Linkin Park zurück gekrochen. Ich war mir nämlich bewusste geworden, das ich vor meinen Gefühlen nicht weglaufen konnte. Sie verfolgten mich auch wenn ich nicht mehr in der Nähe des Objekts meiner Begierden war. Und irgendwann kam es mir fast so vor, als ob es noch schlimmer war, nicht in seiner Nähe zu sein und ständig an ihn denken zu müssen als ihn täglich zu sehen. Letzen Endes war es ja egal, ich litt so oder so unter meinen Gefühlen. Und, obwohl ich manchmal eine leicht masochistische Ader hatte, so war sie dann doch nicht so ausgeprägt, das ich so weitermachen konnte. Und zum Glück hatten mich Mike und die anderen mit offenen Armen empfangen. Wofür ich ihnen wirklich dankbar war. Denn wenn sie nur halbwegs vernünftig gewesen wären, hätten sie mir den Grund, weshalb ich die Band verlassen hatte, niemals abgekauft. Ich glaubte ja manchmal, sie würden mehr wissen, es aber niemals als Thema anschneiden, aus Angst, damit Stress und Probleme in die Band zu bekommen. Und Mike war ja darauf bedacht, immer gute Stimmung herrschen zu lassen und die Wogen zu glätten. Er, der Kleber, der alles zusammenhält. Der Kleber, der Linkin Park zusammenhält. Ich wusste, dass er sich seinen Spitznamen wirklich verdient hatte. Und ich verwettete die Einnahmen der letzten Tour darauf, dass er heute wieder einmal vermitteln und Probleme beseitigen musste. Meistens nach der Tour war das so. Und heute bestimmt noch mehr, da mindestens zwei von der Band äußerst schlechter Laune waren. Einer von denen war ich. Und der andere? Nun, das war Rob. In letzter Zeit total durch den Wind, nah an Wasser gebaut und immer am Ausrasten. Warum er in letzter Zeit so herum spann? Nun, ich wusste es nur aus zweiter Hand. Brad, der mal kurz nach dem Ende der Tour bei Rob gewesen war, hatte mir erzählt, das unser gemeinsamer Freund von seiner langjährigen Freundin Vanessa verlassen worden war. Und der Drummer litt fürchterlich darunter. Na gut, es war auch nicht schön, von der halbjährigen Tour zurück zukommen und sich auf zu Hause und Zeit mit seiner Liebe zu freuen, und dann macht diese kurzerhand Schluss. Und alles nur, weil sie nicht so lange auf ihren Freund warten konnte oder wollte. Weil sie es nicht aushielt, ihn ständig weit weg zu wissen und nicht nachvollziehen zu können, was er tat. Eifersüchtige Ziege. Was glaubte die eigentlich, was wir taten? Dachte sie, wir würden von einer Party zur nächsten ziehen und ständig Groupies abschleppen? Selbst wenn, sollte es ihr doch egal sein, solange Rob sie nicht betrog. Und das hatte er niemals. Trotzdem war er sie losgeworden. Aber dieses Problem schienen alle Frauen zu haben. Sowohl Mikes perfekte Anna wie auch Chesters erste Frau Samantha. Seine zweite zwar nicht…aber nun gut. Die war ja auch keine normale Frau. Endlich hatte ich Mikes Haus erreicht, bei dem wir uns heute zur ersten Absprache treffen wollten. Das sollte dann mal interessant werden. Tief holte ich Luft und spazierte dann hinein in die Höhle des Löwen. Natürlich war es nicht ohne Krach abgelaufen. Der typische Krach, nur diesmal verstärkt durch zwei besonders schlecht gelaunte Männer. Irgendwann war Mike dann geplatzt und hatte mich rausgeschickt, um wieder runter zu kommen. Chester war mitgegangen. Es war aber auch ganz schön heftig gewesen. Rob mit einer Leidensmiene, die seinesgleichen suchte, murmelte ständig dunkle Flüche und beschwerte sich über diverse Missstände während der Tour, besonders über ihre Länge und unseren engen Zeitplan. Brad hatte lautstark versucht, Robs Beschwerden auszudiskutieren, wobei er meistens einer Meinung mit Joe war, der sich ebenfalls in das Streitgespräch eingemischt hatte und Robs Meinung für - gelinde gesagt - übertrieben und völlig an den Haaren herbeigezogen hielt. Das hitzige Gespräch wurde untermalt von Chesters leicht verrückt wirkenden Kommentaren, mit denen er sich mehr und mehr auf Robs Seite stellte - jedoch war ich mir sicher, das er das nur machte, um Joe aufzuziehen. Rob, der bemerkte, dass seine Probleme gar nicht mehr im Mittelpunkt standen, wandte sich enttäuscht ab und fing mit Mike und mir ein Gespräch an - über seine Probleme mit Vanessa. Was zu viel des Guten für mich war. Es verletzte mich unglaublich, zu hören, wie sehr Rob seine Vanessa doch liebte und wie wenig er verstehen konnte, warum sie ihn verlassen hatte. Wie sehr er verletzt war. Und wie sehr er sich wünschte, noch mal neu anzufangen. Hallo, was sollte denn ein Neuanfang bringen? Glaubte der wirklich, dass er seine Freundin hätte halten können? Die Kuh hatte ihn doch gar nicht verdient und er heulte ihr so hinterher - das war ja nicht zum Aushalten. Irgendwann hielt ich es auch nicht mehr aus und kommentierte wütend Robs anhaltende Flut an Berichten über sein Unglück. „Oh Mann, jetzt hör schon auf hier rumzuheulen. Das ist ja nicht auszuhalten. Vergiss die Tussi einfach und such dir ne Neue. Dann hat das Trauerspiel hier ein Ende.“ Meine erhobene Stimme sorgte augenblicklich für Ruhe bei den anderen, sodass auch wirklich jeder der Band mich gehört hatte, vor allem, als ich meine Lautstärke in meiner Wut noch steigerte. Mich trafen drei entsetzte und fassungslose Blicke, seitens Brad, Chester und Mike. Robs Gesichtszüge waren ihm ebenfalls entgleist, ich erkannte neben der Trauer jetzt auch Wut in ihnen. Nur Joes Blick wollte nicht so ganz in die Runde passen, er grinste breit und konnte das Lachen kaum noch zurückhalten. Im Nachhinein war mir bewusst, dass ich in jenem Moment einfach zu weit gegangen war. Mein Temperament war mit mir durchgegangen, doch das war keine Entschuldigung. Ich hatte die anderen mit meinem unsensiblen Kommentar verstört und Rob verletzt. Ich hatte seinen Blick nicht vergessen und der war mörderisch gewesen. Würden Blicke töten können, wäre ich tot umgefallen. Naja, jetzt hatte ich es bei Rob erst mal vergeigt, wofür ich mich am liebsten selber geschlagen hätte. Aber ändern konnte ich es ja auch nicht mehr. Jetzt saß ich draußen vor Mikes Haus, neben mir saß Chester und versuchte aus mir herauszubekommen, warum ich so ausgetickt war. Bis jetzt hatte ich die Schnauze gehalten. Aber ChazyChaz würde solange bohren, bis er ein, für ihn zufrieden stellendes Ergebnis bekommen würde. Egal, wie ich mich dagegen wehrte. „Also Dave, ich versteh dich echt nicht. Warum bist du nur so ausgerastet?“, fragte Chaz mich mit Verwunderung in der Stimme. „Ich war halt wütend, da sind mir die Sicherungen durchgeknallt.“, murmelte ich unbestimmt. „Oh ja, da hast du Recht.“ Chester feixte. „Und wie die dir durchgegangen sind. Das war echt Oskarreif. Aber ich würde gerne mal den Grund für deine schlechte Laune hören. Gibt’s denn einen?“, fragte mich der Sänger mit neugierigem Blick. Als ich nicht antwortete, zuckte er mit den Achseln und meinte dann mit leiser Stimme: „Also wirklich Feenux, mir kannst du’s ruhig erzählen. Bei Mike kommst du nicht so schnell davon. Und vielleicht kann ich dir helfen, dir den Rücken freihalten und so…“ Auch hierauf gab ich keine Reaktion, doch Chesters Argumente zogen so langsam bei mir, denn er hatte Recht. Mike gegenüber konnte ich mich nicht so leicht herausreden, für den würde ich eine hieb- und stichfeste Ausrede brauchen. „Kannst du dich nicht mal mit deinen eigenen Problemen beschäftigen?“, schlug ich ihm wenig überzeugend vor. „Könnte ich - wenn ich welche hätte. Aber so sind du und der daraus resultierende Ärger in der Band mein einziges Problem“, konterte Chester. Genervt verdrehte ich die Augen. Der Sänger versuchte einen erneuten Vorstoß, diesmal konfrontierte er mich mit seiner Theorie bezüglich meines Ausrasters. „Dich hat das alles wieder an deine Exfrau erinnert, hab ich Recht? Schließlich hat sie dich auch aus dem Grund verlassen, weshalb Vanessa mit Rob Schluss gemacht hat…“ Okay, hier lag Chester eindeutig daneben. Und das gleich mehrmals. Denn weder hatte Linsay mit mir Schluss gemacht - ich hatte unsere Beziehung beendet - noch war dies der Grund meines - ähm - bissigen Kommentars. Aber die Wahrheit war für die Ohren unseres emotional etwas labilen Sängers vermutlich nicht geeignet. Aber bevor er von solchem Humbug ausging, wollte ich ihn zumindest korrigieren. „Nein, das hat nichts mit Linsay zu tun. Sie ist Geschichte. Und ich bin froh, das es so ist.“ Weil ich eigentlich jemand anderen liebte, aber das wusste Chaz nicht, da er mich zweifelnd anschaute. „Ach, und das soll stimmen?“, hakte er nochmals nach. „Ja, das stimmt.“, meinte ich genervt. Konnte der mich nicht mal in Ruhe lassen? Was sollte das hier noch werden? Doch Chester versuchte weiter einen Grund für mein seltsames Verhalten zu finden. Laut nachdenkend, ließ er mich an seinen Gedankengängen teilhaben. „Aber was ist es dann? Und du kannst mir nicht erzählen, dass es keinen gibt. Dafür kenne ich dich mittlerweile gut genug. So ne schlechte Laune wie heute…da steckt mehr dahinter.“ „Oh man, Chaz, jetzt hör schon auf. Ist ja nicht auszuhalten, da zuzuhören.“, warf ich ihm verärgert an den Kopf mit den festen Absichten, ihn zu verletzten und damit still zu stellen. War ich ein Arschloch? Das war ne rhetorische Frage. Die antwort weiß ich selber. Dummerweise ließ sich Chester aber nicht von mir den Tag und die Laune verderben. Er äußerte stattdessen den nächsten - nicht ganz so blödsinnigen Verdacht. „Also wirklich, so wie du auf Robs Tussi rumgehackt hast, könnte man fast meinen, du willst was von ihm.“ Oh ja, Chester, ins Schwarze getroffen. Scheiße, gottverdammte Scheiße. Mir wurde eiskalt trotz des warmen Tages und ich rührte mich nicht mehr. Sogar den Atem hielt ich an und betete: bitte, lass ihn nur so dahergeredet haben. Bitte, lass ihn schnell weiterreden. Doch den Gefallen tat man mir nicht. Der Sänger bemerkte, dass etwas mit mir nicht stimmte. Das ich plötzlich keinen Finger mehr rührte. Das ich stocksteif dasaß und die Sekunden zählte. Das Gehirn des Sängers verarbeitete die Informationen einige Zeit lang, dann fragte er mich entgeistert: „Ne jetzt, oder?“ Ich gab immer noch keine Reaktion von mir, blieb mucksmäuschenstill sitzen. Auf die Frage des Sängers reagierte ich auch nicht. Am liebsten hätte ich sie ja abgestritten, mit aller Kraft, aller Vehemenz. Doch ich wollte nicht lügen. Nicht bei meinen besten Freunden. Es reichte schon, dass ich mich selber belog. „Och nee, Phoenix, sag mir, dass das nicht stimmt.“, wollte Chester jetzt von mir wissen. Dass der Kerl nicht mal still sein konnte, nein, er musste immer weiter darauf herumreiten. Und ich konnte nicht mal was dagegen sagen, denn jedes Wort hätte mich verraten. Obwohl - ich verriet mich genauso, wenn ich nichts sagte. „Jetzt komm schon, sag, dass das nicht stimmt.“ Gab der immer noch nicht Ruhe? Na schön, sollte er seine Antwort bekommen. Schlimmer konnte es ja fast nicht mehr werden. „Nein, das kann ich nicht, denn es stimmt.“, fauchte ich wütend wie eine Raubkatze. Chester schien mir immer noch nicht zu glauben, er fragte tatsächlich noch einmal: „Fuck, echt jetzt?“ Jawohl, Kopf trifft Tischplatte! Stand der nur auf dem Schlauch oder was war das hier? Er war doch sonst nicht so schwer von Begriff. Innerlich stöhnte ich auf. „Ja, echt jetzt. Und, bist du jetzt zufrieden?“ Einerseits seltsam befreit, dass ich endlich mit jemanden offen darüber sprechen konnte, andererseits komplett von meiner Geistesgestörtheit überzeugt, das tatsächlich hier vor Chester zuzugeben. Der war übrigens total von den Socken. Er fing an, total hysterisch zu Lachen. Und hörte sogleich nicht wieder damit auf. Mir wurde das schon leicht unheimlich, hoffentlich tickte der Sänger nicht auch noch aus. Dass mein Geständnis so eine Wirkung auf ihn haben würde, hatte ich nicht gedacht. Schließlich wurde es mir zu bunt und ich meldete mich, in einer kurzen Pause des lauten Gelächters, während Chester Atem holte, zu Wort. „Reicht’s jetzt auch mal wieder? Ich finde das echt nicht witzig und auch nicht zum Lachen!“ Meine kaum verhohlene Wut schien auch, zu dem immer noch lachenden Chester durchgedrungen zu sein, denn er konnte zumindest kurz antworten, bevor er weiterlachte. „Nein, das ist es auch nicht. Aber das gerade das…“ Und weiter ging es. Ich verstand echt nicht, worüber er immer noch lachte. So langsam kam ich mir etwas verarscht vor. Meine Stirn furchte sich - ein Zeichen meiner auflodernden Wut. Doch auch davon ließ sich der Sänger nicht beeindrucken und so sah ich mit verdrehten Augen in den Himmel, um ihm zu verdeutlichen, wie kindisch das war - wie kindisch er war. Irgendwann - nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigte sich Chester dann endlich wieder und meinte heiser vom vielen Lachen: „Es tut mir ja Leid, aber das ist so unglaublich, da musste ich echt Lachen. Ich hatte das mit Rob nur so in den Raum geworfen, eben weil es total unrealistisch ist. Da hätte ich noch eher erwartet, das du was mit seiner Ex hättest, als das du wirklich auf ihn stehst.“ Wahnsinnig toller Einwurf von dir Chester. Und das: „Das ist wirklich kein Scherz?“ hättest du dir so was von sparen können! „Nein, das ist nichts als die Wahrheit.“, meinte ich verstimmt. Darauf herrschte eine Weile Ruhe - Rekord für jemanden, der sonst am laufenden Band quasselte. „Oh…na ja, das ist wirklich hart. Da kann ich dich sogar ein bisschen verstehen. Aber glaubst du wirklich dass Rob…also das er…“, druckste Chester herum. Obwohl er das Wort nicht aussprach, wusste ich, was er meinte. War ja auch nicht so schwer zu erraten. „Nein, natürlich ist er das nicht. Er ist nicht schwul. Er hatte ne Freundin, der er immer noch nachheult.“, meinte ich genervt. Zum Teil überspielte ich damit meine Bitterkeit, die sich immer einstellte, wenn ich mich mit diesem leidigen Thema befasste. „Naja…du weißt es nicht hundertprozentig. Es kann auch sein, das er bisexuell ist, wie…“, sprach Chester langsam. Das brachte mich noch mehr auf. Er sollte meine Hoffnungen nicht noch nähren, hinterher waren sie wieder vergebens. „Erzähl nicht so’n Scheiß, du weißt, das es nicht stimmt.“, unterbrach ich seine Worte mit harter Stimme. „Hmm, ja, du hast wohl recht.“, pflichtete er mir - jetzt noch langsamer - bei. „Toll! Echt klasse! Und was soll ich jetzt machen?“, wollte ich von dem Sänger wissen, der Sarkasmus in meiner Stimme war nicht zu überhören. Aber einen wirklich guten Ratschlag bekam ich nicht - hätte mich auch gewundert. „Schlag ihn dir aus’m Kopf, das ist das Beste, schätz’ ich mal.“, bekam ich zu hören. Was für ein lausiger Ratschlag - auf den war ich schon viel früher ohne fremde Hilfe gekommen. Und taugen tat er gar nichts - das hatte ich ja schon austesten können. „Als ob das funktionieren würde.“, murmelte ich bitter. Eine Weile war es still. Ich dachte nach und hoffte, Chaz würde es ebenfalls machen. Schließlich kam von ihm eine harmlos gestellte Frage. „Wie lange geht das schon so?“ Recht allgemein, dennoch wusste ich was er meinte. „Weiß nicht…“ Chester sah mich abwartend und gleichzeitig irgendwie alarmiert an „irgendwie schon immer. Mal mehr, mal weniger. Jetzt gerade mehr.“ „Aber…deine Frau? War das nicht deine absolute Traumfrau? Das war so überzeugend!“ Chester klappte die Kinnlade herunter. Ich verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Ja, jetzt werde ich dein schönes, gerades Weltbild zerstören, armer Chazy. Und es tut mir jetzt schon Leid. „Ja, ich habe behauptet, es wäre meine Traumfrau. Und vielleicht hat es für ne Weile gestimmt. Aber trotzdem…trotzdem hatte ich noch Gefühle für …Rob. Und deshalb habe ich auch mit ihr Schluss gemacht. Ich konnte nicht mehr mit all den Lügen leben. Ich weiß, ich bin echt so ein Arschloch als Mensch. Die arme Linsay tut mir so was von Leid, wenn ich so drüber nachdenke, war ich ein absolutes Ekel.“ „Oje…das ist hart.“, meinte der Sänger nach einer Weile, die er wohl gebraucht hatte, um all das zu verkraften. „Wem sagst du das?“, flüsterte ich traurig. „Hmm…also wenn ich es jetzt so sehe, hast du drei Möglichkeiten. Erstens: Du versuchst so wie bisher auch weiterzumachen, behältst das ganze für dich und vergräbst deine Gefühle.“ Mit einem Blick auf mein finsteres Gesicht verwarf er aber diesen Vorschlag sofort wieder. „Ist vielleicht keine gute Idee, bedenkt man, zu was das heute geführt hat. Also Möglichkeit Nummer zwei: Du haust ab, steigst aus der Band aus und vergisst Rob.“ „Funktioniert auch nicht, hab ich schon ausprobiert. Als ich meinen Bachelor gemacht hab, weißt du noch?“, klärte ich Chester auf, der große Augen machte und dann „Ah! Das war also der wirkliche Grund, weshalb du damals weg bist!“ ausrief. „Nun gut, damit bleibt nur drittens: Du versuchst dein Glück bei Rob.“, war sein abschließender Vorschlag. „Aber sonst ist noch alles sauber? Wie soll das denn funktionieren?“, fragte ich den Sänger aufgebracht, der nur mit den Schultern zuckte und meinte: „Das weiß ich auch nicht so genau. Versuch du dich erst mal wieder mit dem Drummer zu vertragen. Alles andere ergibt sich.“ „Klasse! Einfach klasse!“ Ich flüchtete mich mal wieder in den Sarkasmus. Schließlich bemerkte Chester noch etwas, das es tatsächlich vermochte, meine Laune wieder anzuheben. „Ich überleg mir noch was, solange wie du versuchst, dich mit Rob zu versöhnen. Und wir sollten auch nicht unbedingt mit den anderen darüber sprechen.“ Wow, mich wunderte, das er von selber draufgekommen war, dass es besser war, still zu sein. Vielleicht hatte ich Chaz bisher unterschätzt. „Echt? Das würdest du machen?“, fragte ich ihn verwundert. „Na klar, wozu bin ich sonst da!“, grinste der Sänger und umarmte mich kurz herzlich. Ich war so perplex, das ich mich nicht rührte. Chester lachte darüber. „Jetzt komm wieder rein, wir müssen uns was ausdenken, wie wir die anderen beruhigen. Und wie wir deinen - ähm - Ausraster erklären.“ Mit diesen Worten verschwand der schlanke Sänger grinsend wieder im Haus und ich folge ihm langsamen Schrittes. Jetzt musste ich mich erst einmal bei Rob entschuldigen - das würde mir schon schwer genug fallen, aber es musste sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)