Hochzeitsglocken... von Gaomee (... auf Umwegen) ================================================================================ Kapitel 4: Das Wiedersehen -------------------------- Das Wiedersehen: "Standst du nicht auf Sakura?" „Eine Bruchbude?“ Tenten erschauderte bei dem Anblick. Das war ja etwas ganz anderes als das Anwesen. Hier wohnte Jiraiya? War das diesmal wirklich die richtige Adresse? Mutig schritt Sasuke voran, führte die anderen an. „Da klebt irgendwas auf der Klingel … “ Aber Sasuke blendete das einfach aus und betätigte sie trotzdem. Nichts. Die drei sahen einander an. „Klopfen?“, schlug Neji vor. Sie versuchten es erst nett und höflich, dann hämmerten sie. „Ja, ja! Ich komm doch schon!“, maulte eindeutig Jiraiya von Innen. „Noch nie was von Höflichkei- Oh.“ Vor ihnen stand ein älterer, unrasierter, ungewaschener Herr in Eierkneifer-Unterwäsche und dem dämlichsten Gesichtsausdruck, den sie je erblickt hatten. „Hey, wir kommen wegen deiner Hochzeit“, leitete Sasuke ein und versuchte an dem legendären Krieger vorbei in die Wohnung zu spähen. „Tu’s nicht“, riet Neji zu dem Thema (Offenbar hatte er es bereits geschafft), aber er wurde ignoriert. Jiraiya verzog kurz den Mundwinkel und schien eine Sekunde nachzudenken. „Achso, meine Hochzeit. Ist die nicht erst in einem Monat … oder so?“, setzte er vorsichtig hinten an. Sasuke warf einen Blick auf Sakuras Notizen. „Ehh, nein, in fünf Tagen, um ehrlich zu sein.“ „Oh.“ Die Stimmung war sehr unbeholfen, aber Neji, der kein Feingefühl für Atmosphären hatte, stürmte einfach an dem baldigen Bräutigam vorbei in die Wohnung und erklärte: „Wir müssen wissen, ob du noch gegen irgendetwas anderes allergisch bist oder irgendwelche Wünsche für deine Hochzeit hast. Außerdem planen wir deinen Junggesellenabschied.“ „Genau“, fügte Sasuke hinzu, der fand, dass er die Dinge in die Hand nehmen sollte, weil die beiden ihm schließlich nur zur Hand gehen sollten. „Klebt da ein Marmeladenbrot an der Decke?“ Tentens Frage wurde geflissentlich von den drei Junggesellen ignoriert als diese sich auf zum „Wohnzimmer“ machten. Jenes bestand aus einem alten Sofa, drei Holzstühlen, einem wackeligen Tisch, der so aussah als wäre er einmal ein Esstisch gewesen und mittels einer Säge zu einem tiefen Kaffeetisch umfunktioniert worden, und einem … Naruto. „Was machst du denn hier?“, fragte Tenten, nachdem sie ihren Schock überwunden hatte und den Restlichen gefolgt war. „Ich frühstücke“, erklärte er freizügig und deutete auf die süffige Tasse Kaffee in seiner Hand. Tenten, die mehr Feingefühl für Atmosphäre hatte als Neji, bemerkte augenblicklich die seltsame Elektrizität im Raum. Jiraiya schien eher zu Nejis Sorte zu gehören. Daher fasste sie eine Exekutiventscheidung, schnappte sich die beiden beim Kragen und transportierte sie in die Küche, die im selben Stil wie das Wohnzimmer eingerichtet war. Als Deko hatte man allerdings alte, fettige Pizzakartons verwendet. Sehr artistisch. Sasuke und Naruto blieben also allein in der geladenen Atmosphäre zurück. „He … “ „Na … “ „Deine Begrüßung ist fast so schlimm wie die von Neji.“ „Echt jetzt?“, fragte er verdutzt. Sasuke musste ob des typischen Satzes lachen. Naruto schaute ihn fragend an, doch der andere brachte keine Erläuterung hervor. Der Junge sah anders aus. Vielleicht lag es daran, dass er kein Junge mehr war. Feine goldene Bartstoppel zierten seine Wangen, die blauen Augen strahlten wie ein stiller Bergsee. Außerdem trug er kein Orange mehr. Als Sasuke das bemerkte, zuckte Naruto verlegen mit den Schultern. „Hinata lässt es mich nicht mehr tragen. Sie sagt, es ist zu auffällig für einen Ninja.“ Sasuke runzelte die Stirn. Hinata? „Eh, … wer?“ Naruto schmunzelte und machte eine einladende Geste. Sasuke setzte sich zögerlich zu ihm. „Hinata Hyuga. Schüchternes Mädchen, Cousine von Neji? Haben sich früher ziemlich krass gezofft?“ Langsam flimmerte ein Bild vor Sasukes geistigem Auge auf. Aber es war nur ein vages, bleiches Gesicht. Nicht die Art von Frau, die Naruto früher bevorzugt hätte. „Standst du nicht auf Sakura?“ Jetzt musste Naruto laut lachen. „Allerdings, aber das ist schon seit einer Weile vorbei. Wir sind ein paar Mal ausgegangen, war’n ein bisschen zusammen, aber es war nicht dasselbe.“ Ratlos hob er die Schultern. „Es war einfach nicht dasselbe.“ Dasselbe?, fragte Sasuke sich. Natürlich war es nicht dasselbe wie Freundschaft. Während Sasuke über Narutos seltsame Wortwahl nachdachte, merkte er nicht wie eingehend er gemustert wurde. Sasuke war … gewaltig. Muskelstränge führten von seinem Haaransatz im Nacken herunter bis unter sein Hemd, wo sie sich zu großen Schultermuskeln wölbten. Trotzdem war er nicht so muskulös wie Jiraiya, aber, wenn man noch den schlaksigen Jungen von früher vor Augen hatte, machte es einen großen Unterschied. Außerdem wirkte Sasuke so alt. Wenn er nachdenklich war, konnte man senkrechte Falten in seinen Mundwinkeln erkennen. Das gehörte sich nicht für jemanden, der gerade erst Mitte zwanzig war. Naruto glaubte, dass Sasuke frühzeitig gealtert war. Wahrscheinlich würde er auch nie mehr zu seiner alten Attraktivität zurückfinden. Sein gutes Aussehen war geschwunden, aber es war nicht vollkommen dahin. Er hatte noch immer außergewöhnlich ebenmäßige Haut, auch, wenn eine schlanke Narbe nun seine Stirn zierte, und seine Augen waren noch immer dunkel und anziehend. Ab und zu fiel ihm eine Strähne ins Haar und Naruto fragte sich wie Sakura wohl nun über ihren alten Freund dachte. Sie war ziemlich wütend auf ihn gewesen und hatte in den letzten Jahren nur schlecht von ihm gesprochen, doch ob ihre Gefühle ganz aus ihrem Herzen getilgt waren, konnte er nicht wissen. Er beschloss Hinata danach zu fragen. Die hatte meistens einen besseren Durchblick. „Und wie lange gehst du jetzt schon mit dieser Hinata?“ Er hatte höchstens ein paar Monate erwartet, aber auf die folgende Antwort war er nicht vorbereitet gewesen. „Vier Jahre! Wir haben letzten November geheiratet.“ Naruto strahlte vor Stolz, er platze geradezu aus allen Nähten davor. „Wir überlegen gerade, uns Nachwuchs anzuschaffen.“ Unfassbar. Vier Jahre. Sasuke begriff jetzt erst wie viel Zeit vergangen war. Kein Wunder, dass sein ehemaliger Kollege so anders war. Es war als wären nur noch Spuren des alten Naruto in dem Neuen vorhanden. Beeindruckt ließ er die Luft langsam zwischen die Zähnen hindurch entweichen. „Wow …“ „Ja, das ist sie echt“, pries Naruto seine Frau. Naruto sah den anderen von Emotionen überrannt und schwieg eine Weile. So saßen sie friedlich nebeneinander. Naruto hatte ein sehr sanftmütiges Wesen und war daher sofort gewillt seinem Freund alles zu verzeihen. „Wie kommt’s, dass du wieder zurück bist?“, traute er sich schließlich an die Eine-Millionen-Dollar-Frage heran. Sasukes Augenbrauen zogen sich zusammen und er runzelte die Stirn. „Ist schon ’was Seltsames … Ich glaube … Ich bin einfach aus einem ganz schlimmen Albtraum aufgewacht. Jetzt bin ich einfach nicht mehr wahnsinnig.“ Mit dem letzten Satz blickte er plötzlich hoch und sein schelmisches, erleichtertes Lächeln verwandelte sein ganzes Gesicht. Naruto konnte nicht anders als zu lachen und ein bisschen zu seufzen, weil er vermutete, dass seine Vermutungen bezüglich Sasukes Attraktivität doch etwas zu voreilig gewesen waren. Wenn er lächelte, sah er noch genauso gut aus wie früher und Naruto war beinah wieder etwas eifersüchtig auf seinen alten Rivalen. Nach längerem harmonischen Schweigen nahmen sie einen Tumult im Nebenzimmer wahr. „Nein, ich glaube nicht“, hörte man Tentens ruhige Stimme. „Wie? Was? Wieso keine Stripperinnen bei der Zeremonie und so ’ne Metalband statt einer langweiligen Orgel. Das macht viel mehr her!!“ Das war Jiraiyas aufgebrachte Stimme und Sasuke, sich plötzlich an seinen Auftrag erinnernd, stürmte hinein, um seine Gefährtin zu unterstützen. Jiraiya war gar nicht so einfach davon zu überzeugen, dass Sakura im Augenblick ein wandelndes Nervenbündel war, das ihn blutrünstig zerfleischen würde, wenn er sich nicht mit dem vorgesehenen Programm zufrieden gab. Doch dann schlug Naruto vor, dass sie alle Jiraiya zu einem Bier einladen sollten und die Sache war gegessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)