A Very Klaine Lovestory von Notradus ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- "Bitte was?!" Geschockt sah Blaine seine Eltern an, die mit strengen Blicken auf der anderen Seite des großen, runden Tisches in ihrer Küche saßen. "Deine Mutter und ich glauben, dass es das beste für die ganze Familie und vorallem für dich ist, wenn du die Dalton Academy verlässt. Das ist kein guter Umgang.", bemerkte sein Vater, wofür er sich einen nahezu tödlichen Blick seines Sohnes verdiente. "Kein guter Umgang?", fragte Blaine ungläubig und stinksauer, "Es war eure Idee, mich auf dieses Internat gehen zu lassen, da ich dort nicht von einer Beziehung abgelenkt werden würde und mich voll und ganz auf meine Noten konzentrieren könnte! Warum müsst ihr eure Meinung ändern? Jetzt, wo ich gerade angefangen habe, mich richtig wohl zu fühlen!" Besorgt sah seine Mutter, die bisher gar nichts gesagt hatte zu ihrem Mann, dann bemerkte sie: "Damals wussten wir nicht, dass du-", sie stoppte kurz und redete dann weiter "-so bist." Ihr besorgter Blick wurde zu einem angewidertem, welcher gut zu der Verachtung in ihrer Stimme passte. "Wie bin ich denn, he?!", rief Blaine, in dem Wissen, dass seine Familie das verlangte Wort über alles hasste. Mit verabscheuten Blicken sahen seine Eltern ihn einfach nur an, dann sprang er von seinem Stuhl auf, der nach hinten umkippte und schrie: "Schwul!" Bei dem Wort schreckte sein Vater kurz auf und seine Mutter gab ein quietschendes Geräusch von sich, bevor ihre Hand erschrocken vor ihren Mund schnellte. Diese Reaktion hatte Blaine erwartet. Seine Eltern taten immer auf 'zuckersüße, perfekte Familie' und, dass Blaine schwul war, passte ihnen dann natürlich überhaupt nicht ins Bild. Er wusste genau, dass seine Eltern mit der Tatsache, dass er schwul ist, ein großes Problem haben würden und hatte es aus diesem Grund nie erzählt, bis er eines Tages ein sehr persönliches Telefongespräch mit einem seiner besten Freunde - Wes - hatte, in dem er immer wieder erwähnte, 'wie gut dieser eine Typ aus der Mall doch aussähe.' Blöderweise hatte während des halben Gesprächs sein Vater vor seiner Zimmertür gelauscht, der dann irgendwann mit einem angewidertem Blick durch die Tür gestürzt kam und seinen Sohn 'eine verdammte Schwuchtel' nannte. Seit diesem Moment war Blaine für ihn nur noch Luft gewesen. Nicht einen Blick hatte er ihm gewürdigt. Dieses Gespräch war das erste Mal seit über zwei Wochen, dass er mit seinem Sohn redete. Immernoch sprachlos sahen Blaines Eltern ihn an. Jetzt stand auch sein Vater auf. Ganz langsam und sehr bedrohlich. Eine Zeit lang sah er ihn nur an, bevor er sagte: "Red nicht so mit deinen Eltern. Du solltest dich schämen dieses Wort überhaupt in den Mund zu nehmen. Du bist eine Schande! Eine Schande für uns und deine gesamte Familie!" Tränen bildeten sich in Blaines Augen. Wie konnte sein eigener Vater nur so etwas sagen? Er hatte eigentlich damit gerechnet, aber es jetzt zu hören, war härter als in seiner Vorstellung. Noch nie hatte er seinen Vater so aufgebracht gesehen. Es war schlimmer, als wenn er ihn anschreien würde. Wenn er schrie, hätte Blaine nicht das Gefühl, von seinem Vater vollkommen verabscheut zu werden. "Du wirst die Dalton Academy verlassen! Ab Montag gehst du auf die William McKinley High School. Dort wirst du wieder normal! Keine Widerrede!" Mit diesen Worten verließ der Mann den Raum und seine Frau kam einige Sekunden später hinterher getrottet. Blaine blieb zurück. Seine Wangen waren nass von all den Tränen, die er nicht aufhalten konnte. Niedergeschlagen ließ er sich auf den nächstbesten Stuhl fallen. Glaubten seine Eltern wirklich, dass er, wenn er nur genug unter Mädchen käme, wieder hetero werden würde? Wie konnten sie nur so intolerant sein? Er hatte nur noch den Freitag, um all seinen Freunden an der Dalton zu sagen, dass seine Eltern ihn von dem Internat nehmen würden und sich von allem zu verabschieden. Wie gern hätte er seinen Eltern einfach ins Gesicht gesagt, dass sie nicht das Recht hatten, das zu tun, dass sie nicht über ihn bestimmen durften, doch das durften sie. Er war erst siebzehn und laut Gesetz nicht in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen. Er musste sich damit abfinden. _________________________________________ "Hey, Leute.", sagte Blaine traurig, als sich alle Warblers - der Glee-Club der Dalton - in ihrem Gemeinschaftsraum versammelt hatten. "Es gibt einen bestimmten Grund, warum ich euch gebeten habe, euch hier zu versammeln." "Bist du schwanger?", rief Jeff, woraufhin alle lachten. Auch Blaine, doch schnell wurde sein Blick wieder niedergeschlagen. "Ich wünschte es wäre so.", antwortete Blaine, "Nein, ich muss euch was sagen. Meine- meine Eltern haben herausgefunden, dass ich auf Jungs stehe und-", tränen bildeten sich in seinen Augen, "Sie werden mich von der Dalton nehmen." Ganz schnell verschwand das Lachen aus all ihren Gesichtern und stattdessen stand ihnen der Schock in ihre Gesichter geschrieben. Niemand sagte etwas, bis sich Nick aufraffte und sagte: "Aber das können die nicht machen! Nicht einfach so, da muss man doch was tun können!" Blaine schüttelte den Kopf: "Ich bin siebzehn. Ich habe nichts zu sagen. Und selbst wenn, meine Familie ist stur. Die lässt nicht mit sich reden, wenn sie sich einmal was in den Kopf gesetzt hat." "Wie lange hast du noch?", fragte Wes, nachdem ihm diese Frage die ganze Zeit durch den Kopf gegangen war. Neugierig sahen alles zu Blaine, der seinen Blick senkte. Er hatte diese Sache total vergessen oder wohl eher verdrängt. Nach einem kurzen Moment der Stille, hob er seinen Kopf wieder und antwortete sehr langsam und in der Hoffnung, dass seine Stimme nicht brechen würde: "Heute... ist mein letzter Tag." Ungläubig fingen alle Warblers an zu protestieren. Sie verloren nicht nur ihren Leadsänger, sie verloren auch den besten Freund, den man sich wünschen konnte. Egal, wen man fragte, jeder würde sagen, dass Blaine der höflichste, aufgeschlossenste, toleranteste, humorvollste und wunderbarste Freund war, den es gab. Als sich alle wieder beruhigt hatten, fügte Blaine hinzu: "Und aus diesem Grund möchte ich noch einmal mit euch singen. Macht einfach mit, wenn ihr den Song erkennt." Er stellte sich in die Mitte des Raumes, sodass er die ganzen Warblers sehen konnte und fing an, die ersten paar Zeilen von Katy Perry's 'Thinking of You' vollkommen ohne Begleitung zu singen. "Comparisons are easily done Once you've had a taste of perfection Like an apple hanging from a tree I pick the ripest one I still got the seed" Jetzt kamen ein paar der Warblers zu ihm, um gekonnt und berührend mit ihm seinen letzten Song zu singen. Sie standen dort Arm in Arm und spätestens im Refrain waren nun alle Jungs um Blaine versammelt, um mit ihm zu singen. Blaine hatte sich selten wohler gefühlt und war nun um so trauriger, als er wieder daran dachte, dass niemals wieder so sein würde. "Cause when I'm with him I am thinking of you, thinking of you What you would do if You were the one who was Spending the night Oh, I wish that I Was looking into your eyes Your eyes, looking into your eyes Looking into your eyes Oh, won't you walk through and Bust down the door and take me away No more mistakes" Blaine wusste nicht, ob er bereit für die letzte Zeile war. Die Warblers hatten alle aufgehört zu singen, um ihn den Abschluss machen zu lassen. Als er sie alle ansah, in dem Willen, das Lied zuende zu bringen, merkte er, wie all die Trauer, die er verspürte, sich in seinen Augen sammelte und die Tränen wie kleine salzige Regentropfen seine Wange herunterliefen. "Cause in your eyes I'd like to stay" Nachdem seine Stimme verklungen war, kamen alle seine Freunde auf ihn zu, um ihn in eine riesige Umarmung zu schließen. "Wir werden dich vermissen, Blaine.", kam es von einigen der schluchzenden Jungs. Mit tränenüberströmtem Gesicht befreite Blaine sich nach einigen Minuten aus der Umarmung und sagte mit gebrochener Stimme, sich die Tränen aus dem Gesicht wischend: "Hört auf zu heulen, Leute! Ihr seid Männer!" "Welch eine Ironie, da du, Blaine, hier am meisten Tränen vergießt.", versuchte sein Kumpel David, die Stimmung etwas aufzulockern. Nachdem sich jeder einzelne von ihnen noch einmal mit einer festen Umarmung von Blaine verabschiedet hatte, verließen alle, bis auf Wes und David den Raum, da sie noch Unterricht hatten. Den beiden war ihr Freund wichtiger, als eine versäumte Stunde. "Wie haben deine Eltern reagiert, abgesehen davon, dass sie dich von der Schule nehmen?", fragte David neugerig. "Mein Vater spricht nicht mehr mit mir und meine Mutter sitzt wie immer nur daneben, in der Hoffnung, dass irgendwann einfach alles wieder zuckersüß ist. Sie denkt, dass das Problem, wenn sie es einfach ignoriert, irgendwann von selbst verschwindet. In diesem Fall bin das Problem ich. Und glaubt mir, ich würde nichts lieber, als einfach verschwinden." Besorgt sah Wes seinen Freund an, dann fragte er: "Wirst du ausziehen?" Blaine schüttelte leicht merklich den Kopf und antwortete: "Das wär toll, aber ich habe in dem Café, in dem ich arbeite, erst vor kurzem angefangen und bekomme erst ab nächstem Monat meinen Gehalt." David, der aussah, als hätte er einen Geistesblitz rief: "Hey, du kannst bis dahin bei mir wohnen!" "Was?" "Meine Eltern lieben dich und nehmen dich wahrscheinlich mit ausgestreckten Armen auf, da sie dich glaub ich insgeheim lieber haben, als mich. Ich werd sie fragen und dann kannst du, wenn alles gut läuft, schon morgen einziehen." Überwältigt sah Blaine seinen Freund an: "Jetzt ehrlich? Würden sie das wirklich machen?" "Aber klar! Warte ich rufe sie gleich an. Sie werden vollkommen verstehen, dass du von deinen Eltern weg willst. Diese Aktion ging ja auch gar nicht." "Du weißt nicht, was für eine Freude du mir damit machen würdest. Es wär auch nicht für lange. Wie gesagt, ich mach mich dann auf die Suche nach einer kleinen Wohnung und ab nächstem Monat seit ihr mich dann los." "Du kannst so lang bleiben, wie es nötig sein wird." David zückte sein Handy und verließ den Raum, als sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung meldete. Blaine sah sich traurig um: "Es ist komisch. All das hier wird bald Vergangenheit sein. Nichts wird mehr sein, wie früher." Wes sah seinen Freund besorgt an. Er hatte ihn noch nie so niedergeschlagen gesehen, außer dieses eine Mal, als er einem Jungen mit viel Überwindung seine Zuneigung gestanden hatte und daraufhin brutalst abgewiesen wurde. Wes wusste, dass Worte da nicht helfen würden. Stattdessen zog er Blaine in eine innige Umarmung, die tausendmal aufmunternder war, als es Worte je hätten sein können. Nach einigen Minuten löste sich Blaine wieder und sagte: "Danke, Wes, ich werd dich unheimlich vermissen. Es ist nur... könntest du mich für einen Moment allein lassen?" Wes schenkte ihm ein trauriges Lächeln, fasste ihn noch kurz stärkend an die Schulter und verließ dann den Gemeinschaftsraum. Als sich die Tür mit diesem vertrauten Quietschen schloss, ging Blaine langsam durch den Raum. Ganz sanft streifte er mit seiner rechten Hand zuerst das Sofa, auf dem Nick und er immer zusammen gelernt hatten und dann das Pult, hinter dem Wes, David und Thad gesessen hatten, als er das erste mal für die Warblers vorgesungen hatte. Er erinnerte sich noch genau, welches Lied das erste war, dass er in diesem Raum gesungen hatte. Es war 'Sing' von My Chemical Romance. Er erinnerte sich an jeden Song, den er mit den Warlers zusammen gesungen hatte. An jedes Treffen im Lima Bean, wo sie so gut wie alles Tische besetzt hatten und den ganzen Kaffe Vorrat leergetrunken hatten. Das alles war jetzt Vergangenheit. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- "Ich weiß gar nicht, wie sehr ich Ihnen danken soll. Es ist echt super, dass ich hier wohnen darf. Ich werde Ihnen auch ganz sicher nicht auf die Nerven gehen.", sagte Blaine begeistert, als er samstags vormittags nach fünfzehn Minuten Taxifahrt endlich das Haus seines Freundes David und dessen Familie erreichte. Er wollte so früh wie möglich von seinen Eltern wegkommen, nachdem er ihnen berichtet hatte, dass er ausziehen würde, woraufhin sie ihn ausdruckslos anstarrten und ihn warnten, er solle die Wohnung günstig halten, da sie sich nicht verantwortlich für das nötige Geld fühlen wollten. Liebevoll wie immer. "Wir haben dich echt gerne im Haus, also mach dir da mal keine Sorgen.", antwortete Davids Mutter. Blaine lächelte erleichtert, dann sagte David: "Ich zeig dir erstmal dein Zimmer. Zum Glück haben wir hier ein Gästezimmer, weil sonst müsste ich ja befürchten, dass du mir irgendwann an die Wäsche gehst." Blaine seufzte und erwiderte: "Tut mir leid, David, aber du bist nicht mein Typ." Davids Mutter versuchte kurz ein Lachen zu unterdrücken, bevor sie sagte: "Wenn ihr Hunger habt, steht auf dem Herd noch etwas Auflauf. Ich bin jetzt gleich arbeiten, also müsst ihr euch selbst versorgen." Sie nickten und Blaine folgte David ins Gästezimmer. Als er die Tür öffnete, ging Blaine in ein Zimmer mit hellblau gestrichenen Wänden, in dem nichts weiter als ein großes Bett, eine Kommode und ein Nachttischen standen. Mit seinem riesigen und luxuriös eingerichteten war es nicht zu vergleichen, doch als David ihn fragte, ob er zufrieden war, antwortete er wahrheitsgetreu: "Es ist perfekt, danke." "Richte dich einfach ein bisschen ein. Ich bin in meinem Zimmer, falls du mich suchst." Mit diesen Worten verließ David den Raum und Blaine sah sich ein wenig um, bevor er sich geschafft auf sein Bett fallen ließ, um seinen vernachlässigten Schlaf nachzuholen. _______________________________ "Na, bist du aufgeregt?", fragte Davids Mutter Blaine, der frisch geduscht und mit bereits zur Seite gegelten Haaren am Montagmorgen in die Küche kam. "Oh, ja.", antwortete er, "Es ist das erste mal seit Jahren, dass ich wieder auf eine öffentliche Schule gehe und ich hoffe, es wird nicht wie damals." Sie kam auf ihn zu, packte ihm an den Schultern und sagte mit einer sanften Stimme: "Kleiner, mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher, es wird viel besser, als du denkst. Und wer weiß, vielleicht gibt es da ja den ein oder anderen süßen Jungen." Mit einem Lächeln sah Blaine zu ihr auf, woraufhin sie ihm zuzwinkerte und sagte: "So! Jetzt musst du aber los. Du willst doch an deinem ersten Tag nicht zu spät kommen, oder?" Als Blaine an dem großen Gebäude der William McKinley High School ankam, richtete er noch kurz seine rote Fliege, die sehr gut zu seinem weißen Polohemd und seiner roten Caprihose passte, die er an den nackten Knöcheln hochgekrempelt hatte. Dann atmete er noch kurz tief durch und ging hinein. Es war komisch für ihn, nicht mehr seinen üblichen blauen Blazer mit den roten Rändern zu tragen und er musste zugeben, dass er ihn wirklich vermisste. Er hatte eine Liste mit seinem Stundenplan, seinen Lehrern und den Klassenräumen bekommen und außerdem einen Plan, auf dem der Campus abgebildet war, damit er sich nicht verlief, allerdings schaffte er es trotzdem auf der Suche nach dem Büro des Direktors Mr. Figgins, bei dem er sich anmelden sollte, damit er ihm noch mal alles erklären konnte. Irgendwann gab er sein orientierungsloses Umherirren auf und fragte einen Schüler, den er im Flur traf. Dieser sagte ihm, wo das Büro war - natürlich auf der anderen Seite des Gebäudes - und beschrieb ihm, wie er dort hinkam. Als er das Büro erreichte, stürmte eine große blonde Frau in einem Trainingsanzug wütend an ihm vorbei, wobei sie ihn grob zur Seite schubste. Kurz darauf folgte ein zufrieden lächelnder Mann, der sich beim Rausgehen nochmal für irgendetwas beim Direktor bedankte. Geschockt und fragend sah ich ihn an, wobei ich auf die wütende Frau deutete. Kurz sah er ihr hinterher, dann stellte er fest: "Bist wohl neu hier." Blaine nickte leicht verwirrt. "Das ist Sue Sylvester, der Coach der Cheerleader. So einen Wutanfall bekommt sie fast wöchentlich. Sie hat gerade erfahren, dass ein Anteil von ihrem Cheerio Budget an meinen Glee-Club geht." "Hier gibt's 'nen Glee-Club?", fragte Blaine erfreut. Stolz nickte der Mann, dann sagte er: "Haben letztens sogar die Sectionals gewonnen. Kannst gern mal bei uns vorbeischauen. Um 15:00 Uhr ist Probe." Blaine nickte und der Lehrer ging weiter an ihm vorbei, bevor er sich noch mal umdrehte und sagte: "Willkommen an der McKinley!" Und mit einem netten Lächeln auf dem Gesicht verschwand er. Bisher war die neue Schule viel besser, als Blaine gedacht hätte und als er merkte, wie nett der Direktor mit seinem indischen Akzent war, fühlte er sich schon fast wohl. Der restliche Schultag verlief auch nicht übel. Er wurde in den Kursen seinen neuen Mitschülern vorgestellt und schaffte es, sich immer im Hintergrund zu halten, sodass es keine blöden Zwischenfälle gab. Das schlimmste, was man machen konnte, war es sich schon am ersten Tag mit irgedndwelchen Schülern zu verscherzen, deshalb genoss er die fehlende Aufmerksamkeit und in den Pausen unterhielt er sich mit einigen Leuten, mit denen er einige Kurse zusammen hatte und die ganz nett zu sein schienen. Als es endlich drei war, machte er sich so schnell, wie es sein Orientierungssinn erlaubte auf den Weg zum Chorraum, wo schon alle auf ihren Stühlen saßen. Ein paar trugen Cheerleader Uniformen oder Football Jacken, andere saßen da mit ihrem ganz eigenen Stil. Ein, selbst aus seiner Sicht, ziemlich kleines Mädchen mit dunklen Haaren trug einen karierten Rock mit einem Katzen Sweatshirt. Ein asiatischer Junger hatte eher sportliche Sachen an und wieder ein anderer Junge, dem Blaine am meisten Aufmerksamkeit schenkte, trug einen ziemlich engen, weit ausgeschnittenen Pullover auf eine farblich gut kombinierte dunkelgraue Röhrenjeans. Sie alle sahen ihn fragend an und nun drehte sich auch der Lehrer von vorhin, der ihm bisher nur den Rücken gezeigt hatte um, um zu sagen: "Ah, da bist du ja." Er ging auf Blaine zu und führte ihn in die Mitte des Raumes, wo er ihm sagte, er solle sich der Gruppe vorstellen. Mit seinen großen rehbraunen Augen sah er zu der Gruppe, die ihn erwartungsvoll ansah und sagte: "Ich bin Blaine Anderson und bin neu hier. Ich komme von der Dalton Academy, wo ich auch im Glee-Club gesungen habe. Vielleicht kennt ihr sie, die Warblers. Als ich gehört habe, dass es hier auch einen Glee-Club gibt, konnte ich nicht anders, als sofort herzukommen." "Wir sind nicht irgendein Glee-Club. Wir sind Gewinner der Sectionals!" "Rachel!", ermahnte der Lehrer das ziemlich kleine, aber dafür anscheinend großmäulige Mädchen, "Unterbrich ihn nicht." "Es freut mich jedenfalls sehr, euch alle kennen zulernen und ich wette, wir werden eine Menge Spaß zusammen haben." Dass er schwul ist, vermied er vorerst zu erwähnen, da das früher nur zu Problemen geführt hatte. Die Gruppe klatschte und Blaine setzte sich auf einen freien Platz, neben dem modisch gekleideten Jungen, der ihm graziös seine Hand hinhielt und sagte: "Ich bin Kurt Hummel, willkommen an der McKinley." Blaine ergriff seine Hand, die wirklich sehr weich war und erwiderte mit einem Lächeln: "Freut mich." "Mr. Schue!", meldete sich Mercedes, ein schwarzes, etwas breiter gebautes Mädchen und drehte sich um, um jetzt Blaine anzusehen, "Ich weiß, wir machen diesen ganzen 'Jeder, der in den Glee-Club will, kommt auch rein' Mist und ich zweifle auch gar nicht an Mr. Warblers Stimme, aber wäre es nicht trotzdem besser, sich ein Bild von seinem Talent machen zu können. Ich kann's nämlich kaum erwarten den Süßen singen zu hören." "Wenn es kein Problem für dich ist, Blaine?" "Aber nein. Um ehrlich zu sein, habe ich sogar schon was vorbereitet. Nur für den Fall." Er stand auf und gab der Band ein paar Noten, woraufhin er auch schon anfing 'Raise Your Glass' von 'P!nk' zu singen. Es dauerte nicht lange, da hatte der ganze Glee-Club auch schon mit eingestimmt und war zu ihm nach vorne gekommen. Als der Song zu ende war, jubelten und klatschten alle, immer noch außer Atem von der Performance. Auch Mr. Schuester schien begeistert und rief: "So muss das aussehen! Wir sehen uns dann morgen, Leute!" Alle verließen den Chorraum. Blaine vorerst allein, bevor Kurt und Mercedes auf ihn zu gerannt kamen, um ihm zu sagen, wie gut seine Stimme war. "Das war wirklich toll!", sagte Mercedes begeistert, als sie zu dritt durch den Flur gingen, "Ganz ehrlich, ich glaube, da muss sich Finn wirklich Sorgen um seinen Platz als männliche Hauptstimme machen. Das ist große Konkurrenz." "Finn?", fragte Blaine, nicht wissend, von wem die Rede war. "Der große, schlaksige, der immer so benebelt guckt.", erklärte Kurt. "Verstehe.", lachte Blaine, "Danke, Mercedes. Ich hatte erst Angst, weil ich immer auf diesem Internat war, auf dem es-" "Na, Glee-Loser?" Verwirrt sah sich Blaine zu seinen Seiten um, doch Mercedes und Kurt schienen nicht annähernd so überrascht, wie er, sondern nur genervt. "Was willst du, Karofsky?", fragte Kurt wütend. "Ah-ah-ah. Warum denn so unhöflich, he? Willst du mir nicht lieber deine kleine Freundin hier vorstellen?", er deutete auf Blaine. "Mach dich vom Acker, Dave!", schimpfte Mercedes, woraufhin sie einen wütenden Blick erhaschte. "Nicht ohne meinem neuen Kumpel noch etwas zu sagen." Er quetschte sich zwischen Kurt und Blaine und legte dem Neuen dann einen Arm um die Schulter. Die Hand seines anderen Armes, in der sich ein Becher befand, fuhr unvorhersehbar schnell hoch und entleerte den Becher über dem gegelten Kopf Blaines. Erschrocken fuhr dieser zusammen. Bewegungsunfähig von dem Schock und der Kälte des Slushies, der jetzt sein Gesicht runtertropfte, um in seinen Ausschnitt zu gelangen, stand er einfach nur da, während Mercedes und Kurt erschrocken aufschrieen und Karofsky zum Teufel wünschten. Dieser ließ den Becher vor Blaines Füßen fallen, sah die drei mit großen, unschuldigen Augen an und sagte gespielt mitleidig: "Uups." Als er noch einen hasserfüllten Blick Kurts erhielt, wendete er sich noch kurz an den kleinen dunkelhaarigen, deren Haare jetzt voller gefärbtem Eisgetränk waren, um ihm, bevor er ging, noch zu sagen: "Willkommen an der McKinley, Loser!" Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- „Oh mein Gott! Das an deinem ersten Tag. Manchmal wünschte ich wirklich, irgendjemand würde Karofsky endlich mal zurechtweisen.“, fluchte Kurt, während er versuchte, die groben Eisstücke aus den Haaren des Neuen zu bekommen. In diesem Moment klingelte es zur nächsten Stunde und Mercedes, die schon oft Probleme bekommen hatte, weil sie immer zu spät kam, entschuldigte sich, dafür, dass sie sofort los musste. Unsicher sah Blaine Kurt an, der immer noch mit seinen Haaren beschäftigt war und sagte: „Du kannst auch gehen. Ich will nicht, dass du wegen mir zu spät kommst. Ich krieg das schon irgendwie hin.“ „Aber klar.“, sagte Kurt belustigt, „Selbst ich habe noch meine Probleme, alleine alles aus den Haaren zu bekommen und dabei gehört das bei mir schon fast auf den Tagesplan.“ Blaine schenkte ihm ein dankendes Lächeln. Der Junge war süß. Etwas eigen, aber auf eine liebenswerte Weise. Trotz des Slushies, gefiel ihm die neue Schule immer besser. „Komm mit.“, sagte der größere und packte Blaine am Arm, um ihn auf eine vollkommen leere Toilette zu ziehen. Blaine, der immer noch nichts sehen konnte, spürte, wie der Junge ihn auf einen Stuhl drückte, den Kurt vorher an eins der niedrigen Waschbecken gezogen hatte. „Lehn dich zurück.“, forderte die etwas hohe Stimme Kurts den Kleineren auf, woraufhin er tat, was von ihm verlangt wurde. Sofort spürte Blaine den kalten Beckenrand in seinem Nacken und kurz überflog eine Gänsehaut seinen Körper. Er hörte das Rauschen des Wasserhahns und als Kurt ihm eine Hand voll lauwarmen Wassers über die Haare goss, fragte dieser: „Ist es so angenehm?“ Blaine nickte nur und entspannte sich, als die schmalen, weichen Hände seines Gegenübers anfingen, sanft immer wieder durch seine Haare zu gehen. Normaleweise hasste er es, wenn Leute an seine Haare gingen und auch Besuche beim Friseur waren für ihn eine Qual, doch in diesem Moment genoss Blaine das sichere Gefühl, das Kurts warme Hände auslösten. „Machst du das öfters?“, durchbrach Blaine nach einer Weile die Stille, „Ich meine, anderen Leuten Slushies aus den Haaren waschen?“ Kurt warf dem Jungen ein warmes Lächeln zu, bis er merkte, dass er es sowieso nicht sah und antwortete: „Öfters, als mir lieb ist. Ich hatte schon überlegt, Geld dafür zu nehmen, doch das schien mir dann irgendwie gemein.“ Blaine lachte kurz auf und Kurts Hände wanderten von seinen Haaren zu seinen Augen, die er immer noch nicht öffnen konnte, da es viel zu sehr brannte. „Außerdem bringt es auch Vorteile mit sich, wie zum Beispiel immer eine passende Ausrede zu haben, wenn ich mal wieder zu spät komme.“ „Das ist ziemlich cool von dir, Kurt.“, sagte Blaine, der seine Augen jetzt öffnen konnte, um in das konzentrierte Gesicht des Größeren zu sehen. Kurt wusste nicht, wieso, aber er mochte die Art, wie Blaine seinen Namen aussprach. Er machte ihn so sanft und bedeutend. Als er die letzten Reste des Eisgetränks aus Blaines Gesicht gewaschen hatte, warf er ihm ein freundliches Lächeln zu und entfernte sich von dem jetzt ebenfalls lächelnden Jungen. Auf der Suche nach einem sauberen Handtuch, fragte Kurt etwas ernster werdend: „Warum hast du auf diese Schule gewechselt?“ Blaines Blick verdunkelte sich ein wenig, als er an seine Eltern dachte. Er wollte nicht unbedingt über sie reden, aber er wusste, dass es wieder genauso werden würde, wie an seiner alten Schule, wenn er nicht anfing, sich anderen zu öffnen und außerdem glaubte er, dass Kurt eine vertrauensvolle Person war, die ihn vielleicht verstehen würde. Blaine setzte sich aufrecht auf den Stuhl und sah Kurt kurz an, bevor er seinen Blick dem Boden zuwendete: „Meine Eltern und ich hatten nie- dieses Verhältnis. Das Verhältnis, das man als ’gut’ bezeichnen würde. Du musst wissen: Ich bin schwul.“ Kurt schaute Blaine weiterhin neugierig an. Ihm gefiel es, wie offen er über seine Homosexualität sprach und wie sehr er damit ausdrückte, wie normal das war. Er selbst hatte eine Menge Überwindung gebraucht, um sich zu outen. An diesem Tag wurde sein Schulalltag zur reinsten Hölle, doch er ließ sich niemals unterkriegen und stand zu dem, wer er war. Eine Eigenschaft, die an der McKinley äußerst selten war. Blaine wusste nicht, ob er erfreut oder enttäuscht über Kurts Reaktion sein sollte. Außerhalb der Dalton waren immer alle zurückgeschreckt oder es hatte sich ein angewiderter Ausdruck auf ihre Gesichter gelegt. Doch Kurt starrte ihn einfach nur weiterhin an. War es Kurt egal, dass er schwul war? Oder war es Kurt egal, dass er schwul war? Sich nicht sicher, was er von Kurts nicht vorhandenen Reaktion halten sollte, fuhr Blaine fort: „Sie haben es nicht gut aufgenommen und glauben, dass ich mich ändere, wenn ich auf eine Schule gehe, auf die nicht nur Jungs gehen.“ Kurt nickte verständnisvoll und lachte kurz auf, als er sagte: „Tut mir leid, aber wie blöd sind deine Eltern?“ Blaine sah wieder zu dem Jungen hoch und musste auch lachen. Damit hatte er nicht gerechnet. Normalerweise waren alle immer total schockiert und begannen, Blaine ihr herzlichstes Beileid auszudrücken, doch Kurt machte sich darüber lustig, wie naiv seine Eltern waren. Es war seltsam, aber irgendwie erfrischend und ja, auch schön zu sehen, dass man alles, was passiert war, auch mit Humor nehmen konnte. Seine Eltern bedeuteten ihm nicht genug, um sich darüber zu ärgern, dass Kurt sich über sie lustig machte. Im Gegenteil. Er genoss es. Als Kurt ihm jetzt ein sauberes Handtuch zuwarf und er anfing, sich die Haare trocken zu rubbeln, musste Blaine schockiert inne halten: „Oh nein!“ Verwirrt sah Kurt ihn an: „Was ist los?“ Blaine, der in völlige Leere zu starren schien, brauchte eine Weile ehe er, mehr zu sich, als zu Kurt, sagte: „Mein Gel.“ „Was?“ Wie aus seiner Starre gerissen, sah Blaine jetzt abrupt zu dem Größeren: „Ich brauche mein Gel.“ Kurt lachte auf: „Du wirst doch wohl einen Tag ohne dein Gel auskommen.“ „Du verstehst das nicht!“, erwiderte Blaine dramatisch, „Ich brauche mein Gel!“ Kurt wusste nicht was er sagen sollte. Was meinte er damit? „So schlimm kann es doch nicht sein.“, kam es von Kurt, doch es hörte sich eher nach einer Frage an, als nach einer Feststellung.“ Verstört sah Blaine seinen Gegenüber an. „Nicht so schlimm?“, jetzt wurde er wieder geistesabwesend, „Oh Gott! Ich spüre schon, wie sie sich kräuseln.“ „Bitte, Kurt, du musst mir helfen. Du weißt doch, wo mein Spind ist, oder?“ Kurt nickte leicht verängstigt. „Du musst dorthin gehen und mir mein Haargel besorgen. Du kannst es nicht übersehen. Es steht auf Augenhöhe. Meine Kombination steht auf dem Zettel neben meiner Tasche. Und bitte beeil dich!“ Kurt nickte erneut, immer noch verwirrt, ging zu Blaines Tasche, wo er den Zettel mit den Informationen aufhob und machte sich dann so schnell wie möglich auf den Weg zu Blaines Schließfach. Und tatsächlich fand er das Gel sofort. Es stand da zwischen Blaines Geschichtsbuch und einer Zeitschrift über Fliegen und Krawatten. Als er wieder in der Toilette ankam, stand Blaine mit einem gequältem Gesicht, seine Haare mit den Händen verdeckend vor einem der vier Spiegel. „Ah, da bist du ja endlich.“ Kurt überreichte ihm das Gel und sofort begann Blaine damit, seine Haare einzukleistern. Kurt war neugierig auf Blaines angeblich unzähmbare Mähne, doch konnte zu seiner Enttäuschung unter den vielen, schnellen Handbewegungen nichts erkennen. Als Blaine endlich fertig war, drehte er sich erleichtert zu Kurt um und sah in sein fragendes Gesicht. Er wusste, dass das gerade scheinbar eine übertriebene Reaktion gewesen war, doch er wusste auch, wie unbändig seine Haare waren und erklärte: „Du kennst mein Haar nicht. Es ist- es ist so super fein und fängt bei Raumtemperatur sofort an, sich zu ganz super feinen Locken zu drehen und ich sehe aus wie-“, er machte eine Pause zum Ausatmen und sprach dann etwas ruhiger weiter, „Wie Borat.“ Kurt stand da, eine Hand in die Hüfte gelegt, und sah Blaine einfach nur belustigt an, der daraufhin seinen Kopf erwartungsvoll schräg legte. Keine Antwort? Keine totale Verwirrung? Kein verächtliches Lachen? Nach einem langen Moment der Stille sprach Kurt: „Also zunächst mal denke ich, dass Locken irgendwie süß sind.“ Blaine lachte auf: „Meine nicht. Glaub mir.“ „Wenn du sie allerdings mit all diesem Gel unterdrücken möchtest, dann kann ich das wohl nicht ändern. Auch wenn ich mich frage, wie jemand so viel Gel in seinen Haaren unterbringen kann. Ich meine, gibt’s da irgendwo so eine Art ’Schwarzes Loch?“ „Ich wollte dir einfach diesen Anblick ersparen. Ich kenn dich erst seit noch nicht mal einem Tag und möchte dich nicht gleich verschrecken.“, lächelte Blaine. Kurt sah runter zu Blaines Polohemd und sagte bedauernd: „Da wird einiges an Wäsche nötig sein. Das Zeug geht nicht so leicht raus und vor allem nicht aus Weiß, aber ich kenn einen Trick, mit dem sieht es wieder fast aus, wie neu. Allerdings habe ich die Mittel dazu nicht hier. Du musst also leider noch ein paar Stunden mit einem grünen Hemd auskommen, okay?“ Blaine nickte. Dass sein Hemd jetzt grün war, störte ihn weniger, als die Tatsache, dass es durchnässt und kalt an seiner Haut klebte und ihm eine Gänsehaut bereitete. Er ging sich noch mal durch seine frisch gegelten Haare, griff nach seiner hellbraunen Ledertasche und ging zusammen mit Kurt auf den Flur. „Was hast du jetzt?“, fragte Kurt. Blaine sah kurz auf seinen Stundenplan und antwortete: „Literatur.“ „Dann trennen sich hier unsere Wege. Ich muss zu Französisch. Aber denk an mein Angebot. Wenn du die Flecken raus haben willst, komm nach dem Unterricht einfach auf den Parkplatz zu dem großen schwarzen Jeep. Ich bin Meister Proper der Slushie Entfernung.“ Kurz verschränkte er seine Arme und guckte Blaine an, wie der weiß gekleidete Kerl aus der Werbung. Dann verabschiedete er sich und ging mit seinen graziösen Schritten Richtung Klassenzimmer. Blaine sah ihm hinterher, bis er ihn nicht mehr sehen konnte. Dieser Junge war irgendwie- irgendwie anders. Auf eine Art, wie sie Blaine nicht gewohnt war. Seine Freunde an der Dalton waren auch ’anders’, aber nicht so wie Kurt. Kurt schien mit sich und seinem Leben vollkommen im Reinen zu sein. Er hatte es schwer, aber ließ sich nicht unterkriegen. Er blieb stolz. Stolz darauf, der zu sein, wer er war. Eine Tugend, um die Blaine ihn wirklich beneidete. Zwar war es an der Dalton für ihn nicht anders gewesen. Dort hatte er sich genauso sicher und stolz gefühlt, doch an einer öffentlichen Schule war es für ihn etwas vollkommen anderes. Damals war er vor seinen Problemen geflüchtet. Eine Sache, die er sich niemals verziehen hatte. Es zeigte, wie schwach und ängstlich er gewesen war und er hasste dieses Gefühl der Schwäche. Und nun zu sehen, wie offen man mit allem umgehen konnte, ohne sich Sorgen darüber zu machen, was die anderen sagten, beeindruckte ihn. Kurt beeindruckte ihn. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Endlich hatte Blaine auch seine letzte Stunde überstanden. Eins war ihm klar: Geometrie war absolut nicht sein Lieblingsfach. Einige seiner Mitschüler hatten ihn schräg angeguckt. Er vermutete, dass war dem riesigen grünen Fleck am Kragen seines Hemdes zu verdanken. Er erinnerte sich an Kurts Angebot und machte sich auf den Weg zum Parklatz. Dort stand Kurt auch schon. Angelehnt an die Beifahrertür seines großen Wagens. Abgelenkt von dem Handy in seiner Hand. Erst als Blaine schon fast bei ihm war, bemerkte Kurt die sanften Schritte und sah auf. Automatisch bildete sich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen. Er war froh, dass Blaine ihn nicht vergessen hatte. Ihn nicht versetzt hatte. Er packte sein Handy weg und öffnete die Beifahrertür, sodass Blaine einsteigen konnte, bevor er um das Auto ging, um sich selbst hinter das Steuer zu setzen. Das Auto roch nach Kurt. Blaine mochte diesen Geruch. Es war eine Mischung aus Orangenschalen und frisch blühenden Sonnenblumen. Es war, als läge auf diesem Geruch ein Copyright, denn Blaine hatte diese Mischung noch bei niemand anderem wahrnehmen können. Kurt schaltete den Wagen an, woraufhin auch gleichzeitig der angeschlossene iPod ansprang und ’Teenage Dream’ von Katy Perry zu hören war. Kurt spürte, wie seine Wangen etwas erröteten, als Blaine ihn schmunzelnd ansah, doch kurz darauf griff dieser zum iPod, um die Lautstärke aufzudrehen. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Kurt und erleichterte diesen mit einem breiten Grinsen. „Ist ein super Song.“, bemerkte Blaine, bevor er anfing, lauthals mitzusingen. Nachdem er Kurt einige Male angestupst hatte, hatte dann auch er angefangen und den gesamten Weg zu Kurt verbrachten die beiden Jungs damit, das gesamte Album rauf und runter zu hören. Als sie dann ankamen, schloss Kurt die Tür auf und rief: „Hallo?“ Nachdem einige Sekunden vergangen waren, in denen keine Antwort kam, stellte Kurt fest, dass sie alleine waren. Sofort stürmte Kurt Richtung Küche, wo er ein paar Dinge zusammen suchte. Unter anderem verschieden Waschmittel und einen großen Schwamm. Blaine sah ihn erwartungsvoll an, doch Kurt sagte nur: „Du kannst auf mein Zimmer gehen, wenn du magst. Ich muss erstmal alles vorbereiten, aber es wird nicht lange dauern. Ich bin dann in fünf Minuten bei dir.“ Er deutete auf die Treppe, die sich direkt im Flur neben der Haustür befand. „Es ist die zweite Tür, links.“ Blaine nickte nur und ging dann die Treppen hinauf, wie es ihm gesagt wurde. Er öffnete die Tür und war überwältigt, mit wie viel Stil das Zimmer eingerichtet und dekoriert war. Wände und Möbel waren in schlichten, hellen Tönen gehalten, doch den Boden machte ein warmes Parkett aus. Direkt links neben der Tür stand ein längliches Regal mit Büchern, Kerzen, DVDs und einigem an Dekoration. An der anliegenden Wand stand ein breites Kingsizebett, dessen Bezüge sehr zum Boden passten. Gleich daneben war eine kleine Nische, in der ein Tisch mit Spiegel und Hocker standen. Darauf lagen, sehr ordentlich, einige Hautpflegepodukte, die wohl verantwortlich für Kurts zarte Haut waren. Gegenüber der Tür war ein großes Fenster, vor dem ein Schreibtisch stand, auf dem ein Laptop, ein paar Bücher und eine kleine Kiste mit Stiften zu finden waren. Als Blaine hineinging und die Tür schloss, bemerkte er den Fernseher gegenüber von dem großen Bett, der auf einer kleinen Kommode, inmitten von einem riesigen Kleiderschrank, der sich über die gesamte Wand hinweg zog, stand. Blaine war so vertieft in all die Bücher in Kurts Bücherregal, dass er gar nicht bemerkte, wie Kurt den Raum betrat. „Interessant?“, fragte Kurt, den konzentrierten Jungen aus seinen Gedanken reißend. Schnell drehte sich Blaine um und sah in das lächelnde Gesicht seines Gastgebers: „Ich- ähm- wusste nicht, dass du so viele Klassiker besitzt. Einige musst du mir unbedingt mal ausleihen:“ „Um ehrlich zu sein, habe ich nur die Hälfte dieser Bücher gelesen, aber es sieht ziemlich intellektuell aus.“ Blaine lachte auf und fragte dann: „Und? Wie sieht’s aus?“ „Unten steht alles bereit. Ich brauch jetzt nur noch- dein Hemd.“ Blaine musste schmunzeln, als er bemerkte, wie rot Kurt geworden war, doch zog sich sein Hemd dann schließlich über den Kopf, darauf achtend, sein Unterhemd nicht gleich mit auszuziehen. Doch er konnte nicht verhindern, wie es sich mitreißen ließ und erst, als es schon halb über seinem, wie Kurt auffiel, ziemlich muskulösen Bauch, war, wieder an seine ursprüngliche Stelle zurück fiel. Ein guter Zeitpunkt für Kurt, die Augen von dem Jungen zu nehmen, der glücklicherweise immer noch von seinem Hemd abgelenkt war, und seinen musternden Blick nicht mitbekam. Erwartungsvoll sah Blaine ihn an, als er ihm das Shirt hinhielt, doch Kurt war immer noch damit beschäftigt, nicht zu offensichtlich auf die, unter dem Unterhemd leicht erkennbaren, Bauchmuskeln seines Gegenüber zu starren. Als er es dann schaffte, aus seiner Trance zu erwachen griff er schnell nach dem Polohemd und kündigte mit einem leisen „Ich mach das kurz“ an, dass er gleich wieder da sein würde. Etwas verwirrt fragte Blaine, ob er nicht helfen solle, doch da war Kurt schon wieder im Flur verschwunden. Als Blaine sich auf das Bett setzte, vorsichtig, damit er das Laken nicht zu sehr knitterte, wunderte er sich nicht, als er bemerkte, wie viele DVDs von irgendwelchen Musicals sich in dem Regal befanden. Er selber hatte ebenfalls eine beachtliche Sammlung, doch mit dieser hier konnte sie es wohl niemals aufnehmen. Als Kurt jetzt wieder auftauchte, sah nicht mehr so angestrengt und abwesend aus. Er setzte sich zu Blaine aufs Bett und sagte: „Das Fleckentfernen dauert nicht so lange, aber das Trocknen braucht seine Zeit:“ Blaine nickte und fragte: „Und, was machen wir in der Zwischenzeit?“ Kurt überlegte kurz, bevor er antwortete: „Ich hätte da eine Idee.“ ______________________________________ Die beiden erreichten das Einkaufzentrum und Kurt bedeutete seinem Begleiter, ihm zu folgen. Als sie kurze Zeit später vor dem Elektrowarengeschäft ankamen, fragte sich Blaine, was dort in Kurts Kopf vorging, doch nachdem sie an all den überteuerten Kopfhörern vorbeigegangen waren, verstand Blaine, was Kurt vorhatte. Die beiden standen nun vor zwei Massierstühlen, die mitten in dem Laden standen und furchtbar gemütlich aussahen. Kurt zog zwei Vierteldollarmünzen aus seiner Hosentasche, wedelte kurz demonstrativ damit vor Blaines Augen herum und schmiss die beiden dann in die Münzenspalte der beiden Stühle. Die beiden ließen sich in die gepolsterten Sessel fallen und sofort begannen sie, ihre Körper zu massieren. „Nachdem man geslushiet wurde, gibt es meiner Meinung nach nichts Besseres.“, schwärmte Kurt und schloss seine Augen. Auch Blaines ließ sich jetzt noch etwas tiefer in den Sessel sinken. Dass er von diesen Lebenserleichterern noch nichts gewusst hatte, ärgerte ihn, da er so einigen Stress in seiner Vergangenheit vielleicht hätte verhindern können. „Bist du oft hier?“, fragte er, nachdem die Viertelstunde vergangen war. Kurt öffnete seine Augen wieder und sah, den jetzt vollkommen entspannten, Blaine an, bevor er antwortete: „Beinahe täglich.“ Nachdem sie einige Zeit noch in ihren Sesseln verbracht hatten, stand Blaine auf, reichte Kurt die Hand, der sie nach einem unsicheren Blick ergriff, und sagte: „Jetzt bin ich dran.“ Und ohne ein weiteres Wort zog er ihn mit sich, bis sie an einem kleinen Café ankamen. Blaine sah den Jungen überzeugt an und sagte dann: „Es ist nicht das Lima Beans, aber der Kaffe ist trotzdem unheimlich gut.“ Sie gingen zur Kasse und die Verkäuferin fragte mit einem freundlichen Lächeln, das sie den Kunden gegenüber aufsetzen musste: „Was darf’s sein?“ „Ich nehme ein Medium Drip und er-“ „Einen Karamell Latte.“, ergänzte Kurt. Als die Frau ihnen die verlangte Summe nannte, griff Kurt zu seinem Portemonnaie, doch wurde sofort von Blaines Hand aufgehalten und als Kurt ihn daraufhin verwirrt ansah, sagte er bloß: „Du hast die Massage bezahlt, dann gehen die hier auf mich.“ Er bezahlte und nahm die Becher dankend an, dann setzten die beiden sich an einen der freien Tische. Nachdem Kurt einen Schluck von seinem unheimlich leckeren Kaffe genommen hatte, bemerkte er: „Du sagtest eben, es sei kein Lima Beans, aber was genau ist das Lima Beans?“ Blaine, der gerade eine große Menge Kaffe in seinem Mund hatte, hätte sich bei diesen Worten beinnahe verschluckt und klopfte sich kurz beruhigend auf die Brust. „Du kennst das Lima Beans nicht?“, fragte er geschockt. Unsicher schüttelte Kurt seinen Kopf. Blaine stand das Entsetzen ins Gesicht geschrieben: „Du wohnst hier in dieser kleinen Stadt und bist noch nicht verrückt geworden, obwohl du noch nie den besten Kaffe des Staates getrunken hast?“ Unschuldig zog sein Gegenüber jetzt seine Augenbrauen hoch. „Das ist entsetzlich! Glaub mir, nach diesem Kaffe würdest du am liebsten nichts anderes mehr trinken. Gleich morgen wirst du mit mir dorthin gehen und dich fühlen, als wärst du im Siebten Himmel!“ Nachdem Kurt kurz in sich hinein gelacht hatte sagte er. „Du stehst auf Kaffe, oder?“ Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Der zweite Tag an der neuen Schule verlief für Blaine ziemlich genau, wie der Erste, nur mit weniger unvorhersehbaren Flüssigkeiten auf dem frisch gewaschenen Hemd, das jetzt ein Wenig von Kurts einzigartigen Geruch aufgenommen hatte. Immer wieder erwischte sich Blaine dabei, wie er einen extra tiefen Atemzug nahm, um den Geruch so lange genießen zu können, wie möglich. In einer der Pausen, hatte er Kurt noch einmal gefragt, ob die Verabredung am Nachmittag noch stand und auf Mercedes’ Frage, was sie denn vorhatten, lud er sie gleich mit ein, was sie dankend annahm. Kurt nahm den Großteil seines Unterrichts kaum war, da er zu sehr von dem Gedanken abgelenkt wurde, dass er heute ins Lima Beans gehen würde. Mit Blaine. Er fühlte sich irgendwie kindisch, aber bei dem Gedanken an den gut aussehenden Jungen mit den großen Rehaugen, fing sein Herz an, ein wenig schneller zu schlagen. Als es dann endlich zum Ende der letzten Stunde klingelte, sprang Kurt sofort von seinem Stuhl auf, um so schnell, wie nur möglich zu Blaines Spind zu kommen, wo sein Besitzer auch schon stand und den angelaufenen Kurt überrascht begrüßte. Zusammen gingen die beiden noch zu Mercedes’ Schließfach, um ihren Nachmittagsplänen nachgehen zu können. ______________________________ Als die drei vor dem großen Coffe Shop standen, drehte sich Blaine zu Mercedes und Kurt um, um ihnen zu erzählen: „Macht euch auf das ultimative, unvergleichliche Geschmackserlebnis bereit.“ Und mit diesen Worten, machte er eine beugende Geste, die den beiden bedeuten sollte, rein zu gehen. Der sanfte Geruch von frisch gemahlenen Kaffeebohnen stieg den dreien in ihre Nasen und verursachte ein geborgenes und vertrautes Gefühl. „Setzt euch, ich geh bestellen.“, sagte der Kleine und bewegte sich Richtung Theke, wo er ein Medium Drip, eine Karamell Latte und einen Kakao-Cappuccino bestellte. Er stellte die Getränke vor seine, begeistert aussehenden neuen Mitschüler. Nachdem die beiden jeweils ein paar Schlucke genommen hatten, brachten sie nichts weiter raus, als ein einstimmiges „Hmm“. „Nicht wahr?“, fragte Blaine, der sie verschmitzt anlächelte und dann selbst einen Schluck von seinem Medium Drip nahm. Überwältigend wie eh und je. „Ich glaube, ich habe wirklich noch nie einen so guten Kaffe getrunken. Unglaublich, dass wir erst jetzt von dem Laden hier erfahren!“, sprach Kurt begeistert vor sich hin, woraufhin Mercedes, aufgrund ihres vollen Mundes, nur munter nicken konnte. „Ist nicht umsonst der beste Coffe Shop in ganz Ohio.“ „Wie hast du von dem Laden hier erfahren?“, fragte Kurt neugierig. Blaine dachte kurz zurück an seine Zeit an der Dalton und antwortete dann: „Meine besten Freunde an der Dalton- Wes und David –hatten vor einiger Zeit mal versucht, mich aufzumuntern- lange Geschichte –und dabei kamen wir zufällig hier vorbei. Was soll ich sagen? Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Als er so an seine Freunde zurück dachte, überkam ihn ein Anflug von Trauer. Nicht, weil er nicht mehr dazu kam, seine Freunde regelmäßig zu sehen, im Gegenteil, dadurch, dass er bei David wohnte, sah er sie beinahe jeden Tag, nein, viel mehr war er traurig darüber, dass die Dinge, die sie immer zusammen gemacht hatten, die Streiche die sie gespielt hatten, es würde nie mehr so sein, wie früher. Kurt war die Traurigkeit in Blaines leerem Blick aufgefallen und er bemerkte: „Du vermisst sie, stimmt’s?“ Blaine nickte kaum merklich und erwiderte: „Ihr müsstet sie mal kennen lernen. Ihr würdet sie lieben! Sie sind etwas verrückt und manchmal auch echt anstrengend, aber sie sind auch die aufrichtigsten und fröhlichsten Menschen, die ich kenne.“ Kurt warf ihm ein aufmunterndes Lächeln zu: „Eines Tages musst du sie uns mal vorstellen. Sie klingen toll.“ „Das sind sie.“, plötzlich blickte Blaine aufgeregt auf, „Hey, am Wochenende schmeißt Wes ne Party. Er hat ein riesiges Haus und mir gesagt, ich könne ein paar Freunde mitbringen. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne kommen. Ich würde mich freuen und Wes wäre mir dankbar, dass ich nicht, wie David, eine Gruppe Schwerverbrecher mitbringe.“ Erfreut sahen sich Kurt und Mercedes kurz an, bevor sie wieder zu Blaine sahen. „Wir kommen gerne.“, bestätigte Mercedes für sie beide und ein fröhliches „Prima“ drückte Blaines Freude darüber aus. Nachdem sie dann alle ihre Getränke ausgetrunken hatten, fiel Kurt ein, dass er noch zu seinem Vater musste. Dieser hatte eine Autowerkstatt, in der Kurt gelegentlich mithalf, um etwas Geld nebenbei zu verdienen. Er ließ Mercedes und Blaine zurück, die sich einen Moment nur anlächelten, bevor Mercedes sagte: „Sag mal, so ganz unter uns, du bist ein Delfin, oder?“ „Wie bitte?“ „Das ist Brittanys Kosewort für Leute, die schwul sind. Delfine sind für sie schwule Haie. Brittany ist die verträumte Blonde, die-“ Verwirrt sah Blaine sie an, woraufhin sie aufhörte zu reden und er fragte: „Hat Kurt-“ „Das musste er nicht. Ich habe ziemlich gute Menschenkenntnisse und außerdem würde er es sich mit dem einzigen anderen bekennenden Schwulen an der Schule nicht verscherzen.“ Blaine musste lächeln. Er hatte zwar Vermutungen gehabt, dass Kurt, wie er, im anderen Team spielen würde, doch es jetzt versichert zu bekommen, befreite ihn vollkommen von den Zweifeln, die er gehabt hatte. „Kurt ist also wirklich schwul?“ Mercedes nickte mit einem verschmitzten Lächeln, das Blaine rot werden ließ. „Du hast ihn gern, nicht wahr?“, fragte Mercedes mit einem Blick, der aussah, als versuche sie seine Gedanken zu lesen. „Ja. Klar. Ich meine, wir sind- wir sind Freunde und so.“, er atmete kurz tief durch und gab dann hinzu: „Ich- ich weiß es nicht.“ Etwas besorgt sah Blaine Mercedes an, woraufhin sie sagte: „Hey, dein Geheimnis ist bei mir sicher. Ich frage nur, weil ich es toll fände, wenn Kurt endlich jemanden zum Reden hätte. Nicht, dass er dafür nicht Rachel und mich hätte, aber es ist halt nicht dasselbe.“ „Ich verstehe.“, nickte Blaine, „Du musst nur wissen, dass ich in so was grottenschlecht bin. Als ich mir einmal endlich sicher war, dass ich für diesen einen Jungen etwas empfand und es ihm mit meinem aufgebrachten Mut dann auch sagte, wies er mich zurück und sagte mir, dass wir für ihn nie mehr als Freunde waren, die sich gelegentlich mal trafen. Das hat mich etwas- distanzierter werden lassen und jetzt dauert es wirklich lange, bevor ich einem Menschen auf diese Weise vertraue.“ „Das klingt echt scheiße.“, erwiderte Mercedes einfach aus ihren Gedanken heraus, auch, wenn es etwas unhöflich klang. Aber das machte Blaine nichts. Er selbst würde es genauso beschreiben, wenn seine Eltern ihn nicht wie einen Heiligen erzogen hätten. „Es hat Tage gedauert, bis meine Freunde es geschafft hatten, mich endlich wieder aus meinem Zimmer zu bekommen, in das ich mich verkrochen hatte.“, lachte Blaine. Er hatte zwar gesagt, dass seine Freunde ziemlich anstrengend sein konnten, aber er selber war manchmal auch nicht ohne gewesen. Das Thema wechselnd fragte er: „Was läuft da eigentlich zwischen diesem Blonden aus dem Glee Club und dir?“ Mercedes musste kurz husten, da sie sich bei diesen Worten an ihrem frisch bestellten Kakao verschluckt hatte und sagte dann, etwas höher als ihre eigentliche Stimmlage war: „Was? Gar nichts! Wie kommst du darauf?“ Diese Reaktion bestätigte Blaines Vermutung und er musste ein schelmisches Grinsen unterdrücken, als er antwortete: „Du guckst zu ihm, wenn er nicht guckt. Er sieht dich an, wenn du nicht guckst:“ „Ehrlich?“, sie räusperte sich, „Ich meine, kann schon sein. Ich sehe mich halt gern um. Ich gucke auch oft zu Rachel oder Puck oder Santana und von denen möchte ich ja auch nichts. Sie sind nur alle ziemlich große Konkurrenten ich finde, dass Mr. Schuester-“ Blaines viel sagender Blick brachte das Mädchen zum Verstummen und zeigte, dass sie sich vor ihm nicht rausreden konnte. „Fein.“, sagte sie kapitulierend, woraufhin Blaine triumphierend auflachte, „Einen Sommer lang waren wir mal so was, wie ein Paar, aber es war eine Sommerromanze, nichts weiter.“ „Danach sieht mir das aber nicht aus. Er steht auf dich.“ Der Anflug eines Lächelns machte sich auf Mercedes Lippen breit, doch schnell versuchte sie es zu unterdrücken. Nicht schnell genug, denn Blaine fügte durchschauend hinzu: „Und du auch auf ihn!“ „Nein! Er ist- er ist ganz nett und süß und charmant, aber es ist vorbei und ich bin drüber hinweg:“ „Dann macht es dir nichts aus, wenn ich ihn auch zur Party einlade?“, fragte Blaine neckend. „Kein Problem für mich.“, antwortete Mercedes so gleichgültig, wie es ihr möglich war, „Aber ich gebe dir ’nen Tipp: Wenn du ihn fragst, könnte es helfen, ihn nicht ’den Blonden’ zu nennen.“ Mercedes zwinkerte ihm kurz zu und stand dann auf, um Blaine zu umarmen und zu sagen, dass sie jetzt nach Hause müsse, da sie noch eine Menge Hausaufgaben zu machen hätte. So einfach kam sie Blaine nicht davon, aber fürs Erste ließ er es durchgehen, da er selbst auch noch einiges zu tun hatte. ____________________________________ Am nächsten Tag nahm Blaine sich Mercedes’ Rat zu Herzen und erkundigte sich bei den Footballspielern, ob der Blonde denn einen Namen hätte. Und tatsächlich, sein Name war Sam Evans. Sie hatten ihm gesagt, er könne ihn auch ’Forellenmund’ nennen, aber Blaine beließ es dann vorerst doch lieber bei Sam. Zuerst war dieser überrascht, dass der Neue, mit dem er noch nie zuvor geredet hatte, ihn zu irgendeiner Party einlud, doch nachdem Blaine ihm erklärt hatte, dass das für ihn der einfachste Weg war, Leute besser kennen zu lernen, sagte Sam überzeugt zu. Der Typ schien zwar nett und gehörte auch zu den Leuten von ganz oben, da er schon was mit den beliebtesten Mädchen der Schule- Quinn Fabray und Santana Lopez –hatte, aber er war auch ausgesprochen naiv und hatte nicht besonders viel in der Birne. Zu jedem Thema hatte er immer eine echt schräge Idee, die er dann zu dem Unglück der Anderen meistens in die Tat umsetzte. Blaine hatte gehört, dass er einmal die unglaubliche Idee gehabt hatte, sich zwei schwarze Laken zwischen seine Arme und seinen Körper zu spannen und dann im Park von der riesigen Rutsche zu springen. Er hatte gedacht, er würde dabei wie Batman aussehen, allerdings hatte er eher Ähnlichkeit mit einer Fledermaus gehabt, die gerade ihre erste Flugstunde hatte. Eine nicht sehr erfolgreiche erste Flugstunde, denn später wurde Sam mit einer Gehirnerschütterung und einem gebrochenen Schlüsselbein ins Krankenhaus gebracht. Wenn Blaine so darüber nachdachte, war es vielleicht nicht die beste Idee, ihn einzuladen. Wenn Sam sich nüchtern schon so verhielt, wollte er gar nicht wissen, wie es sein würde, nachdem er mal etwas getrunken hatte. Soweit Blaine wusste, hingen Wes und seine Familie sehr an ihrem Haus. Aber jetzt war es zu spät und so beschloss Blaine, sich einfach mal überraschen zu lassen. Das dürfte eine sehr interessante Party werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)