Chroniken der Ewigkeit - 零~月蝕 (Tsukihami) von Ran_Angel ================================================================================ Kapitel 18: Juu hachi --------------------- Ein schwarzer Stein umschlungen von einem silbernen Drachen. Soll der Drache das Böse zurück halten oder beschützt der Drache eine Macht die weder Gut noch Böse war? Diese Frage hatte die junge Chinesin lange beschäftigt und als ihr Blick auf dem am Boden liegende Medaillon ruhte, welches sich zwischen Vater und Sohn befand, zwischen Gute und Böse, hatte sie ihre Antwort so deutlich vor Augen, dass sie sich wirklich fragte wieso ihr das nicht schon viel früher klar geworden war.   Jin und Kazuya standen sich in ihren dämonischen Formen gegenüber, bereit zu kämpfen. Bereit bis zum äußersten zu gehen. Einer von ihnen würde heute fallen, nur einer würde diesen Kampf überleben, das zeigte die Entschlossenheit in ihren Augen. Dieses Mal würden sie bis zum Ende kämpfen. Wieso? Wieso musste dieser Tag heute sein? Plötzlich aufkommende Angst, den Menschen zu verlieren, der ihr alles bedeutete, war mit einem Mal so stark und ließ sie ihre leicht blutende Wunde völlig vergessen. Stattdessen machte sie Anzeichen, eine kleine Bewegung, die andeutete sich zwischen die beiden stellen zu wollen. So klein diese Bewegung auch gewesen war, Jin hatte sie sofort bemerkt. "Bleib zurück!", schrie er sie mit schneidernder Stimme an, sein Blick eisern und wütend. Ein Blick der nicht für sie bestimmt war, sondern eigentlich Kazuya galt. Xiao hielt inne, zögerte, bewegte sich dann doch ein Stück zurück und erst dann löste Jin seinen Blick von ihr, als wollte er sicher gehen, dass sie auf ihn hörte. Seinen Zorn schwer unter Kontrolle haltend, blickte Jin wieder zurück zu seinem Vater. Dieser Kampf drehte sich nicht allein um das Medaillon, dieser Kampf bedeutete alles und es stand so viel auf dem Spiel. Wer auch immer den Kampf gewinnen würde, eines stand jetzt schon fest... die Welt würde sich verändern.   Blitzschnell, ohne das Xiao eine Bewegung erkennen konnte, stand Kazuya auf einmal direkt vor Jin und eröffnete mit solch einem festen Schlag den Kampf, dass sein Arm von leichten Blitzen umgeben war. Jin taumelte ein Stück zurück, fing sich jedoch schnell wieder und setzte zum Gegenangriff an. Beide schenkten sich nichts, wichen den Angriffen des Gegners aus, blockten diese oder nutzen den Angriff für einen Gegenangriff. Xiao konnte beim besten Willen nicht sagen wer von beiden der stärkere war, für sie sah es so aus, als seien beide gleich stark. Jin packte Kazuya mit seiner rechten Hand an der Schulter, hielt ihn in seinem Griff und setzte mit seinem Bein einen erst hinteren Kick gegen Kazuyas Rücken und zog darauf sein Bein so zurück, dass er Kazuya erneut gegen seine Brust traf, so dass dieser ein gutes Stück zurück taumelte. Der ältere Japaner war davon jedoch nur mäßig beeindruckt. Seine Mundwinkel zuckten amüsiert während seine Augen nur so vor Missachtung über seinen eigenen Sohn trotzten. "Du schaffst es nicht mal den Teufel in dir lang genug unter Kontrolle zu halten... so wirst du mich niemals besiegen!", sprach er und stürmte auf Jin los. Den ersten Schlag konnte Jin noch blocken, den zweiten bekam seine Wange mit voller Wucht zu spüren. "Du verschwendest all deine Kräfte um den Teufel zu kontrollieren... wie erbärmlich.", entwich es Kazuya zwischen weiteren Schlägen die Jin versuchte zu blocken. "Lass ihn frei und du wirst einen richtigen Kampf erleben.", hörte Xiao ihn sagen, ehe der nächste Schlag erneut Jins Wange traf und er diesmal durch die Druckwelle mit seinem Rücken gegen die Wand geschleudert wurde. Schwer atmend richtete der jüngere sich wieder auf, machte sich auf den nächsten Angriff seines Vaters bereit.   Hatte Kazuya etwa Recht? Strengte Jin die dämonische Form so sehr an? Kostete es so viel Kraft die Kontrolle zu behalten? Als sie beide gegen die Schattenwesen gekämpft hatten, hatte sie nicht das Gefühl gehabt, dass er Probleme hatte. Wieso dann jetzt? Was war anders?   Immer wieder versuchte Jin einen Gegenangriff zu starten, nutzte jede Gelegenheit, doch schien es ihr so, als ob seine Bewegungen immer langsamer wurden. Schweißtropfen bildeten sich an seiner Stirn und seine Atmung kam nur noch Stoßweise. Er hatte eindeutig damit zu kämpfen, seine Kräfte zu beherrschen... und es wurde von Mal zu Mal immer schlimmer. Selbst als er noch all seine Kräfte unter Kontrolle hatte, sah es für sie nicht danach aus, als hätte Jin die Kraft Kazuya zu besiegen. Er war ihm unterlegen... Wenn das so weiter geht, wird er den Kampf verlieren... Jin! Bitte!   Xiao sah mit an, wie immer wieder Kazuya die Blockade von Jin durchbrach und weitere Treffer landete. Wieder und wieder schlug und trat er auf seinen Sohn ein und mit jedem weiteren Angriff spürte Jin, wie ihn seine eigenen Kräfte verließen. Nicht mehr lange und er könnte den Teufel in sich nicht mehr zurück halten...   Sich zusammenreißend, blockte Jin den nächsten Schlag von Kazuya, wich den darauf folgenden mit einem Seitenschritt aus und schlug mit geladener Faust in den Magen des älteren. Kazuya wurde durch die immense Kraft zurück gestoßen, landete mit seinem Rücken an der gegenüberliegenden Wand. Aufkeuchend blickte Kazuya hasserfüllt zu seinem Sohn während er sich das Blut aus seinem Mundwinkel wischte. Schwer atmend wollte Jin sich wieder aufrichten, als er inne hielt und sich stöhnend an die Brust fasste. Diese Kraft gegen die er sich versuchte zu wehren, zog ihn in die Knie. Keuchend beugte er sich nach vorne und krallte seine Hände in den Boden. "Jin...", hauchte Xiao leise seinen Namen und fühlte sich so hilflos. Sie wollte ihm helfen, zu ihm rennen und ihm am liebsten von dieser Qual befreien. Knurrend hob Jin seinen Kopf. Rote Augen blickten Kazuya direkt entgegen, rote Augen, die der ältere durchaus kannte. "Oh, es wird langsam interessant.", kam es grinsend von Kazuya, ehe dieser sich auf Jin zu bewegte. Jins Körper bebte, er kämpfte innerlich gegen sein Gen an, mit aller Kraft die er noch besaß. Schreiend ließ Jin einen Laserstrahl vor Kazuyas Füßen einschlagen, eine Warnung nicht näher zu kommen, die Kazuya mit einem verschmitzten Lächeln wahrnahm und seinen Weg trotzdem fortsetzte.   "Jin!", schrie die junge Chinesin plötzlich flehend. Eine vertraute Stimme, die ihn kurz den Schmerz und den Kampf vergessen ließ. Eine Stimme, die zu dem Mädchen gehörte, die ihm mehr als alles andere bedeutete. "Xiao...", sprach er leise ihren Namen aus und spürte wie der Hass des Teufels nachließ. Kazuya fluchte leise vor sich hin, als er die roten Augen von Jin verschwinden sah und ihm stattdessen normale braune Augen entgegen blickten. Wütend fiel sein Blick zu der jungen Chinesin, wäre sie nicht, hätte Jin sich schon längst vollständig verwandelt. Dieses Mädchen hatte schon genug seinen Plan durchkreuzt, es war an der Zeit sie für immer los zu werden. Mit gezielten Schritten in ihre Richtung, verstand Jin augenblicklich was Kazuya vorhatte. "Nein! Lass sie in Ruhe!", schrie er verzweifelt, da ihm sein Körper bei dem Versuch aufzustehen, nicht gehorchte.   "Du bist das letzte Hindernis bis zur meiner Vollendung... ich werde mir dieses Medaillon nehmen und Jins Kräfte werden genauso die meinen werden.", verriet er ihr seinen Plan und bliebt direkt vor ihr zum Stehen. "Ohne Medaillon bist du vollkommen Schutzlos.", erinnerte er sie. "Ich werde nicht zulassen, dass du das Medaillon bekommst!", versicherte sie ihm, ihren Blick hinter ihm auf das Schmuckstück werfend, welches noch immer auf dem Boden lag. "Dann halt mich auf.", gab er ihr den Rat und gleichzeitig machte er sich auf seine kranke weise über sie lustig. Es war nicht Kazuyas Art einfach jemanden zu töten, der ihm im Weg stand, abgesehen von seiner eigenen Familie. Er wusste, dass sie keine Chance gegen ihn hatte und Jin war zu schwach um ihn aufzuhalten. Kazuya hatte freie Bahn, er konnte nun tun was er wollte und niemand würde ihn aufhalten können.   Xiao ballte ihre gesunde Hand zu einer Faust und sah den alten Japaner wütend an. Es würde Selbstmord gleichen, wenn sie versuchen würde sich ihm in den Weg zu stellen. Selbst in seiner menschlichen Form, war Kazuya ihr definitiv überlegen, aber als Teufel? Wenn nicht mal Jin es schaffte, wie sollte sie etwas ausrichten? Mit einem verachtenden Zischen wandte Kazuya sich von ihr ab und ging auf das Medaillon in der Mitte des Raumes zu. Trotz aller Logik und der Angst vor dem Tod, war die Angst, was passieren würde, wenn Kazuya das Medaillon an sich nahm, größer. Die Angst Jin dadurch wohlmöglich zu verlieren war unermäßlich. Egal was ihr ihr Verstand versuchte zu sagen, sie konnte nicht anders und trat einen Schritt auf Kazuya zu, der noch immer mit dem Rücken zu ihr gedreht war und sich auf das Medaillon zu bewegte. Für einen kurzen Moment sah sie zu Jin, der keuchend auf dem Boden kniete und ihr mit einem Kopfschütteln versuchte zu signalisieren, dass sie ihr unvernünftiges Vorhaben sofort beenden sollte. Mit stummen Worten formte sie ein 'Gomen' und wandte ihren Blick wieder zu Kazuya, der mittlerweile stehen geblieben war. Das Medaillon lag direkt vor seinen Füßen.   "Du bist mutiger als ich dachte...", sprach er leise und drehte sich dabei langsam zu ihr um. "Oder sehnst du dich so sehr nach dem Tod?", fragte er und verschränkte seine Arme vor der Brust. Er hatte ihr eine letzte Chance gegeben lebendig hier raus zu kommen, was so gar nicht seine Art war und nun versuchte sie sich ihm wirklich in den Weg zu stellen? Entschlossen und voller Überzeugung sich für den richtigen Weg entschieden zu haben, blickte sie dem Japaner entgegen. Ohne Worte begab Xiao sich mit fließender aber dennoch langsamer Bewegung in Kampfposition, ihren Gegner nicht aus den Augen lassend. "Wie du willst.", kam es knurrend von Kazuya, der nun ebenfalls seine Stellung veränderte. "Dem Sieger gehört das Medaillon.", erinnerte sie ihn an den Grund für den Kampf. Kazuyas Gesichtszüge verhärteten sich, seine Aura flammte für einen kurzen Augenblick auf, ehe er ohne Vorwarnung zum Angriff setzte. "Hör auf zu reden und kämpfe!", schrie er und streifte mit seiner Faust ihre Wange, ehe sie ihm knapp ausgewichen war. Xiao umkreiste ihren Gegner wachsam und mit langsamen Schritten, angespannt und bereit auf seinen nächsten Angriff oder eine Gelegenheit selbst anzugreifen.   Wenn sie den Kampf überleben wollte, musste sie ihre Strategie vollkommen ändern und das wusste Kazuya. Allein mit Stärke konnte sie ihn nicht besiegen, aber sie war schneller als er, zumindest galt das noch, als er in seiner menschlichen Form war. Kazuya als Teufel war wahrlich unbesiegbar, schnell und unmenschlich stark. Sie war sich der aussichtslosen Lage in der sie sich befand durchaus bewusst, jedoch konnte und wollte sie ihm das Medaillon nicht kampflos überlassen und vielleicht bestand eine kleine Chance, das Jin seine Kräfte wieder zurück erlangte... vielleicht musste sie nur für eine gewisse Zeit durchhalten... nur ein bisschen. Was auch immer geschehen möge, sie musste es einfach versuchen.   Die junge Chinesin spürte, das Kazuya auf ihr Handeln wartete, er würde sie erst wieder angreifen wenn sie den nächsten Schritt machte. Beide verhielten sich, als würden sie zwei Raubtiere sein, die versuchen bei der kleinsten Bewegung des anderen zu reagieren und ihm zuvor zu kommen. Leise ausatmend konzentrierte sie sich auf den Japaner und näherte sich ihm nur ein wenig, bevor sie zu einem Fächerangriff mit ihren Armen startete. Kazuya wollte nach ihren Armen greifen, doch zog sich die Chinesin schnell zurück, bewegte sich nach unten und führte in einer geschmeidigen Bewegung ihren Phoenix aus. In dem Moment, in dem Kazuya irritiert über seinen Misserfolg war, nutzte sie die Gelegenheit, den Bruchteil einer Sekunde und beförderte durch einen gezielten Punkt auf seinen Körper und die richtige Kraft ihrer Hände den Japaner in die Luft. Aus ihrem Phoenix kommend folgte eine gekonnte und fließende Kombination aus Schlägen und Tritten, während Kazuya langsam zu Boden fiel. Sich abrollend blickte er sie aus hasserfüllten Augen an, ehe er mit ihrem nächsten Blinzeln verschwand und daraufhin direkt vor ihr stand. Mit überraschtem Blick sah sie ihn geschockt an, wollte etwas tun, doch bevor sie dazu kam, spürte sie schon seine harte Faust in ihrem Magen. Durch die immense Wucht, hoben ihren Füße ein Stück vom Boden ab. Sie spürte den Schmerz und die darauf folgende Übelkeit kaum, denn Kazuya ließ ihr keine Chance, er schlug mit seiner anderen Faust gegen ihr Brustbein, holte sie zurück auf ihre Füße und setzte mit seinem Bein einen geschwungenen, gezielten geraden Tritt gegen ihren Bauch wodurch sie nach hinten flog. Die Kraft seines Tritts war so gewaltig, dass sie mit solch einer Geschwindigkeit gegen die nächste Wand flog, dass sie keinerlei Chance hatte sich abzufangen. Keuchend entwich ihr die Luft aus ihrer Lunge, als sie mit ihrem Rücken gegen die Wand prallte. Stöhnend rutschte sie herunter und lag für einen Moment auf dem Boden, versuchend sie zu sammeln und nach Luft ringend.   Er ist so stark... ich habe keinerlei Chance gegen ihn. Sich auf ihre Unterlippe beißend, drehte Xiao sich auf den Rücken, atmete schwer und erinnerte sich wofür sie eigentlich kämpfte. Nein. Ich darf nicht aufgeben... ich muss weiter kämpfen. Sich zusammenreißend versuchte sie aufzustehen, doch stand bereits Kazuya über ihr mit diesem Gefühlskalten Ausdruck auf seinem Gesicht, als er zum Tritt ausholte. Zum Ausweichen war die Zeit zu knapp gewesen, jedoch hatte Xiao so schnell sie konnte mit ihren Händen, seinen Fuß gepackt, der nun nur wenige Millimeter von ihrem Gesicht entfernt war. Mit aller Kraft drückte sie gegen sein Bein an, bis ihre Arme anfingen zu zittern... Kraft ist nicht alles... Ihr Blick fiel zu seinem anderen Bein und mit einem leichten Lächeln auf ihren Lippen, kickte sie mit ihrem Fuß so gegen sein Bein, dass er tatsächlich kurz ins Wanken geriet und sie seine instabile Lage nutzten konnte um ihn mit einem Wurf ein gutes Stück von sich weg zu befördern.   Sich mit schmerzverzerrter Miene wieder aufrichtend, wanderte ihr Blick sofort wieder zu Kazuya. Unglaublich. Ihr entglitten sämtliche Gesichtszüge, als sie den Mann in der Gestalt des Teufels wieder aufstehen sah, als sei nichts gewesen. Ohne jegliche Verletzungen stand er ihr wieder gegenüber und seine finstere Miene, bedeutete nichts Gutes. "Ich habe jetzt genug. Machen wir dem ein Ende.", sprach er mit dunkler Stimme.   Nicht gut... was hatte er nun vor?   Kazuyas Augen fingen an rot zu glühen, normalerweise ein Zeichen sich besser von ihm fern zu halten... doch befand sich die junge Chinesin nicht gerade in der besten Situation. Kaum hatte sie angefangen über ihre nächsten Möglichkeiten nachzudenken, sah sie auch schon wie ein Laserstrahl auf sie zu flog. Instinktiv und so schnell sie konnte, rollte sie sich zur Seite worauf sie sofort wieder in Kazuyas Richtung blickte. Allerdings ließ dieser ihr keinerlei Chance zur Pause, ein Laser folgte dem anderen und das immer schneller... Xiao hatte keine Gelegenheit auch nur eine Sekunde zu verschnaufen, er jagte sie und durch seine blitzschnellen Bewegungen, konnte sie ihn nicht mal mehr erwischen. Immer wenn sie sich mit ihren Ausweichmanövern ihm genähert hatte und ihn Angreifen konnte, teleportierte er sich an einen anderen Ort. Normalerweise hätte sie keine Probleme lange durchzuhalten, aber er hatte sie bereits schwerer verletzt als sie es dachte, ihre inneren Verletzungen taten ihr mit jeder weiteren Bewegung immer mehr weh und trugen langsam aber sicher ihrer Erschöpfung bei. Lange würde sie das nicht mehr aushalten und das wusste Kazuya, darauf zielte er es ab.   Erneut wich Xiao aus, sah sich um, wo er diesmal auftauchte und erstarrte, als sie ihn plötzlich hinter sich hörte. Langsam drehte sie sich um, sah wie er weiter oben im Raum schwebte und seine Flügel schwungvoll ausbreitete. Auf seiner Brust öffnete sich ein großes Auge... geschockt und nicht glaubend was sie da sah, beobachtete sie wie sich auch auf seinen Flügeln, Augen bildeten und sich langsam öffneten. Sein Körper war übersät mit den Augen des Teufels und alle waren auf sie gerichtet. Egal ob sie jetzt versuchen würde zu fliehen, ausweichen oder gar davon laufen war zwecklos, er würde sie erwischen. Während sie mit ansah wie er die Energie ansammelte, wusste sie, es war vorbei. Tränen sammelten sich in ihren Augen, sie hörte das Knistern in der Luft, welches von Sekunde zu Sekunde immer stärker wurde. Die Zeit reichte noch um kurz zu Jin zu blicken, in seine Augen die voller Schmerz und Verzweiflung schrien, während ihr langsam die Tränen über ihre blasse Haut kullerten. Nur schwer konnte sie ihren Blick von ihm abwenden, sah zurück zum Teufel, deren Laser sich nun sichtbar bildeten worauf sie erschrocken die Augen zusammen kniff.   Das was sie kurz darauf spürte war unbeschreiblich. Schmerzen die sie in ihrem ganzen Leben noch nie gefühlt hatte. Schmerzen die alles anderen vergessen ließen. Fühlte sich so der Tod an? Sie hatte immer gehofft schmerzlos zu sterben, einfach einzuschlafen und in Frieden von dieser Welt zu gehen. Anscheinend war ihr dies nicht bestimmt...   Jin sah zu wie die vielen Laserstrahlen gebündelt und konzentriert auf sie hinunter flogen. Die Wucht schleuderte sie erneut gegen die Wand hinter ihr... kein Schrei war von ihr zu hören, nichts... ihr trauriger Gesichtsausdruck war alles was ihm vor seinem geistigen Auge immer wieder erschien, während er beobachtete wie der Rauch der sich gebildet hatte sich langsam wieder legte. Xiao saß mit dem Rücken an der Wand, ihre Arme schlaff an sich herunter hängend, ihr Kopf hing ebenfalls schwer und kraftlos leicht zur Seite aber mit dem Blick nach unten gerichtet. Ihre Augen waren geschlossen und auf dem ersten Blick sah es so aus, als würde sie einfach nur schlafen. Wenn ihr Körper nicht von zahlreichen Schnittwunden überseht wäre, hätte dies durchaus so sein können. Rotes Blut tropfte auf den Boden. Ihre zarte weiße Haut war überzogen mit dieser roten Flüssigkeit. Überall... war Blut. Etwas, was er niemals sehen wollte... niemals. Jin starrte unentwegt auf den regungslosen Körper der jungen Chinesin, nicht realisierend was er dort sah.   Er fühlte sich betäubt und doch spürte er den stechenden Schmerz in seiner Brust, der immer stärker zu werden schien. Er kannte dieses Gefühl, das Gefühl wenn jemand besonderes aus seinem Leben gerissen wurde. Dieses Gefühl des endlosen Schmerzes war so stark und trotzdem fühlte es sich wie ein Traum an. Wie sehr wünschte er sich, sie würde sich bewegen, nur ein kleines Lebenszeichen von sich geben. Jin spürte etwas, was er seit langer Zeit nicht mehr gefühlt hatte... Tränen, die sich in seinen Augen langsam sammelten. Der Schmerz in seiner Brust war unerträglich, er wollte schreien, aber es fühlte sich an, als ob ihm jemand die Kehle zugeschnürt hatte. Als würde er keine Luft mehr bekommen. Kazuyas Schritte ließen den jungen Japaner zu dem Mann blicken der Xiao auf dem Gewissen hatte. Mit gezielten aber langsamen Schritten, trat er auf sie zu.   Jins Blick war nun auf Kazuya gerichtet. Wut und Hass auf diesen Mann stiegen mit einem Mal ins unermessliche. Sein Teufels-Gen kochte, er spürte wie er sich an die Oberfläche grub, wie immer mehr der Teufel in ihm die Oberhand erlangte. Abrupt blieb Kazuya stehen und drehte sich zu seinem Sohn um, der ihm mit rot glühenden Augen entgegen blickte. "Endlich...", hauchte er und auch seine Augen leuchteten rot auf. Kazuya war bereits im Begriff auf Jin zu zu gehen, als er auf einmal etwas Merkwürdiges spürte. Irritiert blieb er stehen, musterte Jin genau und horchte auf sein Gespür.   Vertrau deinen Kräften... es steckt so viel Gutes in dir... du musst es nur finden.   Die Worte seiner Mutter tauchten auf einmal wieder vor ihm auf, so klar. Er spürte den Dämon in sich so deutlich wie nie zuvor und trotzdem war da noch etwas anderes, etwas was ihm nicht fremd war, etwas was schon immer dagewesen sein musste und doch fühlte es sich ungewohnt an. War das wovon seine Mutter gesprochen hatte? Was war das was er fühlte und wieso jetzt? Irritiert, aber sich versuchend zu konzentrieren, schloss Jin seine Augen. Vertraue dir... vertrau deinen Kräften...   Nun konnte er es deutlich spüren, da war etwas in ihm... etwas das in ihm schlummerte und schon immer dagewesen war. Jin war so konzentriert, dass er jegliche Aura um sich sehr genau wahrnehmen konnte. Kazuya schien seinen Wandel zu merken und sich entschieden haben, neugierig abzuwarten... aber was war das? Ruckartig öffnete Jin seine Augen und blickte zu der jungen Chinesin, die immer noch in der gleichen Position da lag wie zuvor. Schwach... kaum noch existierend... aber ihre Aura umgab sie noch.   Sie lebt... Du kannst sie noch retten...   Als würde eine Energiewelle durch seinen Körper jagen, spürte er wie diese neue Kraft durch jede seiner Adern strömte. Seine Hörner zogen sich zurück, ebenso seine Eckzähne. Verwundert beobachtete Kazuya wie die schwarzen Linien auf den Körper seines Sohnes nach und nach verblassten bis sie gänzlich verschwunden waren. Von seinen Krallen benetzten Händen ausgehend zog sich wie eine neue Haut über seinen ganzen Körper. Grau-Silberne Haut, die stählern und trotzdem menschlich wirkte. An seinen Unterarmen hatte sich zusätzlich seine Handschuhe so einem organischen Panzer ähnlichen Material verändert, welches seinem Handschuh in jeglicher Hinsicht sehr ähnlich war... nur wirkte es nicht von dieser Welt. An seiner Hüfte abwärts hatte sich eine dickere metallartige Schicht gebildet, die seine kompletten Beine umgaben. Es sah aus wie eine Rüstung und trotzdem waren es seine Beine. Jins Aufschrei ließ Kazuyas Blick zu seinem Gesicht wandern, welches schmerzverzerrt in den Himmel gerichtet war. Jins pechschwarze Flügel hatten sich grundlegend verändert. Federn in einem Silberton als wären sie veredelt worden... Seine Flügel wurden von einem verzierten goldenen Rand umgeben, der ein Stück über jeweils seine Schultern führte, es sah majestätisch aus. Jins Haare hatten ihre Form behalten, jedoch waren diese nicht mehr schwarz sondern komplett weiß. Nicht verstehend, was mit seinem Sohn geschieht, wanderte sein Blick immer wieder über dessen Körper.   Erleichternd ausatmend, entspannten sich Jins Gesichtszüge, endlich waren die Schmerzen vorbei. Sich zu Kazuya umdrehend, blickte er seinen Vater an. Silberne Augen trafen auf rot glühende. "Was... bist du?", entwich es Kazuya zögernd. Ohne eine Regung seiner Gesichtszüge, sah Jin dem Teufel direkt entgegen und wirkte nicht länger wie seines Gleichen. Er wirkte wie etwas höheres, etwas mächtigeres, wie ein Gott. Und doch war er keiner. Jin zog finster seine Augen ein wenig zusammen, als er sich entschied Kazuya eine Antwort zu geben. "Eine Verbindung zwischen Teufel und Engel. Solltest du das nicht am besten wissen?", kam es kalt wie immer aus seinem Mund. Er hatte wahrlich nichts für diesen Mann der sich sein Vater nannte übrig. Er musste mal ein guter Mensch gewesen sein, ansonsten wäre er nicht geboren worden und sicherlich hatte seine Mutter in Kazuya etwas Gutes gesehen... aber er hatte sich vom Bösen zu sehr leiten lassen. Der Mann der jetzt vor ihm stand, hatte nichts mit einem liebevollen Vater wie er sein sollte gemein. Er war gefährlich und würde mit seinem Hass die ganze Welt mit sich reißen, dessen war sich Jin absolut sicher. Es gab keine andere Möglichkeit, als ihn hier und jetzt aufzuhalten... und ein für alle Mal zu töten. Wie erwartet erhielt Jin keine Antwort auf seine Frage. Kazuya musste von den besonderen Fähigkeiten seiner Mutter gewusst haben, aber wie erwartet, erhielt er keinen Einblick in seine Gedanken, keine einzige Silbe verließ die Lippen des Teufels.   Es war ihm auch egal geworden, was Kazuya über seine Mutter dachte oder was für eine Beziehung sie früher miteinander gehabt hatten. Das hier und jetzt zählte. Sein Blick wanderte kurz zu der bewusstlosen Chinesin. Die Zeit lief ihm davon, wenn er sie retten wollte musste er sich so schnell es ging um Kazuya kümmern. Mit wütenden Augen sah er ihm wieder entgegen, ehe er schneller als Kazuya gucken konnte, innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde direkt vor ihm auftauchte und ohne zu zögern, mit voller Kraft zu schlug. Kazuya krümmte sich vor Schmerz, hat mit dieser enormen Kraft nicht gerechnet und taumelte keuchend ein paar Schritte zurück. Jin ließ ihm keine Gelegenheit sich zu fangen, setzte sofort einen Tritt nach und beförderte ihn damit durch die Wand hinter ihm, die in einen anderen Raum führte. Der Rauch der dadurch entstanden war, legte sich langsam und Kazuya trat durch das Loch in der Wand hindurch. Er stürmte auf Jin los und ließ eine schnelle Kombination aus Tritten und Schlägen auf den jüngeren nieder. Jeder einzelne seiner Schläge und Tritte wurde ohne Probleme von Jin geblockt und sogar gekontert. Jedes einzelne Mal, wenn Jins Schläge ihn trafen, zog er scharf die Luft ein, ignorierte den steigenden Schmerz und versuchte verbissen einen Treffer zu landen.   Ein merkwürdiges Gefühl war es, alle seine Angriffe kommen zu sehen und mit einem Mal die Gewissheit zu haben, diesen Kampf zu gewinnen. Das kleine bisschen Angst, dass sich in ihm heimlich aufkam, war die Angst vor dieser unbekannten Kraft die nun durch seine Adern floss. Jedoch wusste er, dass jetzt nicht der Zeitpunkt für Zweifel war, er musste dieser Kraft vertrauen... vorerst. Zumindest für diesen Kampf, für eine bessere Welt und... um Xiao zu retten. Sie war der Grund wodurch seine verborgenen Kräfte erwacht waren und es war sein Wunsch sie zu retten gewesen. Jetzt lag es allein an ihm.   Jin wich Kazuyas nächsten Energie gefüllten Schlag mit einem Seitenschritt aus und schlug selbst mit seiner Faust so gegen den Magen des älteren Japaners, dass dieser keuchend Blut spuckte und sich für einen Moment nicht mehr bewegte, während Jins Faust an Ort und Stelle blieb. Langsam zog er seine Faust zurück, sammelte Kraft und sog dabei die Luft scharf ein. Kurz darauf schlug eine Salve aus Fäusten mit solch einer Schnelligkeit und Kraft auf Kazuya ein, dass dieser absolut keine Chance hatte sich dagegen zu wären. Woher kam nur diese gewaltige Energie auf einmal in ihm? Jin war selbst über seine Kräfte erstaunt und immer wieder während des Kampfes mit Kazuya überrascht, wenn er spürte dass das noch längst nicht alles gewesen war. So auch, als er den letzten Schlag gegen Kazuya durchführte. Jin setzte erneute immense Energie frei, legte diese in seine Faust und drückte bei dem Schlag seinen Arm komplett durch, als er Kazuya traf. Sogar sein Oberkörper war weit nach vorne gebeugt, als Kazuya durch den plötzlich starken Aufprall auf seine Brust durch den Raum nach hinten flog. Stöhnend blieb er am Ende des Raumes liegen, regte sich nicht, auch nicht nachdem Jin seine Faust zurückgezogen hatte und ihn eine Zeit lang beobachtet hatte. Er lebte noch, dessen war er sich sicher, aber er schien bewusstlos zu sein und dies könnte ihm die nötige Zeit verschaffen die er benötigte.   Jin drehte sich zu der jungen Chinesin um, sah wie sie sich ein wenig bewegte und ihre Augenlider anfingen zu zucken. Ohne zu zögern, ging er auf sie zu und blieb schließlich vor ihr zum Stehen, betrachtete ihre Wunden und spürte erneut wie sein Herz sich schmerzhaft zusammen zog. Nur ganz langsam öffneten sich ihre Augen, ihr Blick schweifte verwirrt durch den Raum, bis sie schließlich Jin neben sich stehend wahrnahm und ihn trotz schwerer Verletzungen überrascht musterte. Ein zaghaftes Lächeln überkam ihre Lippen, als sie ihn betrachtete. Er sah so schön aus... glich einem göttlichen Wesen, nicht von dieser Welt. War sie vielleicht wirklich gestorben? War dies die andere Seite? Ein stechender Schmerz von ihren Wunden ließ sie jedoch verstehen, dass sie sich noch in der Welt der lebenden befand und dies kein Traum war. Zischend sog sie die Luft ein, spürte wie ihre Augen wieder zufielen und sie nah an dem Punkt der Ohnmacht war. Gegen den Sog ankämpfend, öffnete sie nur schwer ihre Augen und sah ihn direkt an. "Jin...", hauchte sie mit schwacher Stimme seinen Namen. "Nicht. Spar deine Kräfte.", kam es schnell und dennoch so ruhig wie immer von ihm, bevor er sich neben sie kniete. Erneut flackerten ihre Lider zu und wieder auf, während ihr Kopf erschöpft zur Seite sich neigte und ihre Augen daraufhin langsam wieder zufielen.   Eine warme Krallen benetzte Hand berührte ihre Wange, strich ihr zärtlich über ihre Haut und gab ihr ein starkes Gefühl der Vertrautheit. Jins Finger glitten zu ihrem Nacken, so dass sein Daumen immer noch auf ihrer Wange ruhte. Mit sanftem Druck bewegte er ihren Kopf wieder in seine Richtung und kam ihr noch ein Stück näher, so dass ihre Gesichter sich noch näher gekommen waren. Erneut öffnete Xiao ihre Augen, blickte in diese silbernen Augen, die so fremd und doch so vertraut zugleich waren. Wie konnte das sein? Egal welche Farbe oder Form seine Augen auch annahmen, sie würde ihn immer erkennen. Sie liebte Jins dunkelbraune Augen, die so kühl wie feuchte Erde im Morgentau und voller Sehnsucht waren. Es gab Momente in denen diese Augen schimmerten, wie ein Bernstein, der erst bei Sonnenlicht seine Facetten zeigte. Aber das war nur ein Teil von Jin. Auch seine Dämonischen Augen hatten sie stets in ihren Bann gezogen, denn er war immer noch Jin und er war es der dieses Gefühl in ihr auslöste, welches kein anderer bei ihr tat. Xiao war in seinem Blick gefangen, sah ihn unentwegt an während die Schmerzen sie immer wieder an den Rand der Ohnmacht trieben. Ihr zäher Blick, verriet Jin, dass sie nicht anders konnte, sie spürte dass dies ihr letzter Moment mit ihm sein könnte und nichts würde sie davon abhalten, niemand könnte ihr diesen Moment nehmen. Tränen sammelten sich in ihren braunen Augen, die sich langsam ihren Weg über ihre Wange bahnten und Jins Krallen benetzte Hand entlang fuhren. Ihr viel es schwer zu sprechen, es würde ihre letzten Kräfte kosten, aber der Gedanke daran, ihm niemals ihre wahren Gefühle für ihn gesagt zu haben, auch wenn er sie wahrscheinlich schon kannte, der Gedanke war so viel schlimmer als alles andere, sie musste es ihm sagen... sie musste einfach. "Suki...", hauchte sie sanft dieses einzelne unschuldige Wort, welches so viel mehr bedeutete. Ein letzter intensiver Blick, der jedoch viel zu kurz war, denn keine Sekunde später schlossen sich ihre Augen und ihr Kopf wurde schwerer. Ihre Wange bettete sie erschöpft in seine Hand, als würde sie einfach seine Berührung genießen, doch Jin spürte wie ihre Atmung immer schwächer wurde.   (Anmerkung: Für die, die es vielleicht nicht wissen: Suki = mögen, Aishiteru = Ich liebe dich. Aber! Die Japaner sagen so gut wie niemals Aishiteru. Sie sind dafür viel zu schüchtern... das heißt, dass wenn jemand zu einem 'Suki' sagt, es für sie das gleiche bedeutet, als würde er sagen 'Ich liebe dich'. Es ist ihre Art ihre Zuneigung für einander auszudrücken.)   Der Schmerz in seiner Brust wurde unerträglich... er verfluchte sich für das was er ihr angetan hatte. Es spielte keine Rolle, das nicht er es war, der sie so zugerichtet hatte, es reichte vollkommen aus das er es zugelassen hat, das sie durch ihn so viel leiden musste... er hatte ihr Leben auf den Gewissen. Er hatte es gewusst, als ihm klar wurde, was er war, was in ihm wohnte. Er hatte sie aus diesen Gründen auf Abstand gehalten, wollte sie vor sich und seiner Familie schützen und trotzdem lag sie nun blutoberströmt vor ihm. Das durfte nicht sein... nicht sie... nicht die einzige Person, die ihm alles bedeutete. Sie war die einzige die ihn je verstanden hat, die immer zu ihm gehalten hat... die ihn liebte. Tränen sammelten sich in seinen Augen, etwas das er glaubte verloren zu haben. Dieser Schmerz, die Tränen, all das hatte er schon einmal gespürt, vor langer Zeit. Ein Schmerz, den er nie wieder spüren wollte... "Xiao...", sprach er leise ihren Spitznamen aus, den er ihr gegeben hatte. Wütend und zitternd ballte er seine freie Hand zusammen... noch nie hatte er sich so machtlos gefühlt. Da lag sie vor ihm, sah ihn noch vor wenigen Augenblicken an und alles was er tun konnte war zusehen?! Nein. Er konnte und wollte sie nicht verlieren. "Du kannst sie noch retten. Vertrau deinen Kräften", erklang die Stimme seiner Mutter in seinem Kopf. Es fühlte sich an, als würde sie ihn stets bewachen, als wäre sie irgendwie immer bei ihm, auch wenn er es nicht immer spüren konnte. Die Worte seiner Mutter ließen den jungen Japaner jedoch den Schmerz für einen Moment vergessen. Jin blickte in das friedliche Gesicht der jungen Chinesin, die noch immer reglos da lag und ihre Wange in seine Hand gebettet hatte. Ruhig einatmend schloss er seine Augen und tauchte in die Tiefen seines Selbst ein.   Das Gefühl sie nicht verlieren zu wollen, war stärker denn je. Die neue Kraft, die in ihm erwacht war, durchströmte seine Adern, er fühlte so viel Energie... Dämon und Engel waren eins geworden und haben ihre Energien vereint. Er war etwas gänzlich anderes geworden, eine Mischung aus zwei so unterschiedlichen Wesen. Oder waren sie sich vielleicht ähnlicher als er immer gedacht hatte? Jin konzentrierte sich weiter auf seine neu gewonnene Energie, vereint mit seinem Wunsch die junge Chinesin zu retten. Sein Wunsch schien so stark zu sein, dass sein Körper ganz von selbst das richtige tat, er konnte regelrecht fühlen wie die Energie sich sammelte und durch seinen rechten Arm floss in die Richtung seiner Hand. Es kribbelte leicht und fühlte sich warm und beruhigend an, als die Energie sich in seiner Hand ausbreitete. Es dauerte einen Moment, aber dann konnte er fühlen, wie seine Energie auf Xiao übertragen wurde. Langsam öffnete er seine Augen und konnte mit ansehen, wie sich ihre Wunden Stück für Stück schlossen.   Eine angenehme kribbelnde Wärme vertrieb die immer mehr zunehmende Kälte in ihrem Körper und ließ sogar die Schmerzen langsam verschwinden. Es fühlte sich seltsamerweise vertraut an, als würde sie in Jins Armen liegen, es war genau das gleiche Gefühl, so intensiv und schön. Der Sog des ewigen Schlafs zog sich immer weiter zurück, bis sie ihre Glieder wieder spüren konnte, das Geräusch von Wind und raschelndem Laub wahrnahm und das Gefühl von einer vertrauten Hand die liebevoll ihr Gesicht hielt. Zögerlich öffnete Xiao ihre Augen und hob gleichzeitig ihren Kopf an, so dass sie aufrecht an der Wand gelehnt saß und mit einem gleichzeitig verwirrenden und nachdenklichen Gesichtsausdruck Jin direkt ansah. Erleichtert seufzte der Japaner leise, zog seine Hand zurück und ließ sich erschöpft nieder. Es hatte eine Menge Kraft gekostet Xiao vollkommen zu heilen, da sie bereits so nah an der Schwelle zum Tod gewesen war... Schwer atmend, wie nach einem langen Kampf saß er ihr gegenüber und sah sie einfach nur an. "Was... ist passiert? Ich dachte ich sei...", fing Xiao an, brach jedoch ab, sie konnte es nicht aussprechen. "Wärst du auch fast...", sagte Jin leise und erntete von ihr einen fragenden Gesichtsausdruck. "Du lebst...", kam es erleichtert und mit einem leichten Lächeln auf den Lippen von ihm. Zögerlich blickte sie an sich herunter, musterte ihre Arme und Hände und blickte schließlich auf die leicht an manchen Stellen gerissene Kleidung an Bauch und Beinen die vom Kampf gegen Kazuya resultiert waren. So wie sie aussah und mit Rückblick auf ihre Schmerzen, die sie sich sicherlich nicht eingebildet hatte, müsste ihr Körper übersät mit Wunden sein, doch das einzige was geblieben war, war getrocknetes Blut an ihrer Kleidung, der einzige Beweis für ihre Verletzungen. Wenn sie Jin so betrachtete, wie er in seiner neuen Gestalt völlig erschöpft vor ihr saß und sie an das Gefühl zurück dachte als sie im Sterben lag, kam ihr ein Gedanke, der einfach alles erklären würde. "Du hast mich geheilt?", fragte sie das Offensichtliche und erhielt lediglich ein angedeutetes Nicken als Antwort.   Xiao fehlten die Worte, sie wollte sich zu Erst bei ihm bedanken, aber ein Danke, klang in ihrem Kopf nach viel zu wenig. Es war nicht das was sie wirklich fühlte, es war so viel mehr, als ein einfaches Danke. So saß sie da, sahen sich tief in die Augen und sagten kein Wort, bis sie sich entschloss langsam aber zielstrebig auf ihn zu zu krabbeln. Die letzten Meter zwischen ihnen hinter sich lassend, konnte sie noch Jins überraschten Gesichtsausdruck erkennen, ehe sie ihre Arme um seinen Nacken legte und sich an ihn drückte. Ihr Gesicht vergrub sie in seine Schulter und erst dann traute sie sich etwas zu sagen. "Kein Danke wäre gut genug... ich verdanke dir mein Leben.", sprach sie leise, doch so dass er es hören konnte. Keine Silbe verließ Jins Mund, eine Antwort blieb ihr jedoch nicht verwehrt, denn auf einmal spürte sie seine Hand an ihrem Hinterkopf gefolgt von einem weichen Druck auf ihrem Kopf, seine Lippen. Sie hätte ewig so mit ihm da sitzen können, aber als Jin ein leises schmerzhaftes Zischen von sich gab, zog sich die junge Chinesin aus der Umarmung zurück und sah ihn besorgt an. "Was ist? Ist alles okay? Hast du Schmerzen?", sprudelten aus ihr die Fragen heraus.   Stöhnend kniff er seine Augen zusammen und hielt sich die Hand gegen den Kopf. "Es geht schon wieder...", meinte er und öffnete seine Augen um sie anzusehen. "Das Heilen, hat fast all meine Kräfte gekostet, ich muss mich beeilen, bevor ich mich zurück verwandle.", erklärte er und reichte ihr das Medaillon, welches nun direkt vor ihrem Gesicht baumelte. Blinzelnd und erschrocken, nahm sie es schnell entgegen. "Wie viel Zeit bleibt uns noch?", fragte sie panisch, stand auf und ging ohne weiter über Jins Satz nachzudenken, zum Altar. "Die Sonne geht in etwa einer halben Stunde auf...", kam es von Jin, der sich ebenfalls erhob. "Was für ein Glück...", seufzte Xiao erleichtert und legte endlich das Medaillon an seinen ursprünglichen Ort zurück. Es fiel eine solch große Last von der jungen Chinesin, all die letzten Tage die sie mit Jin und Lian erlebt hatte, gingen ihr noch einmal durch den Kopf. "Endlich... es ist vorbei.", sprach sie leise zu sich selbst und hatte ein Lächeln auf den Lippen, das Erleichterung und Zufriedenheit symbolisierte. Ein undefinierbares Geräusch ließ sie jedoch irritiert zu Jin umdrehen, der vor Kazuyas bewusstlosen Körper stand, kein Teufel, sondern wirklich Kazuyas menschlicher Körper. Die Böse Aura um ihn herum war gänzlich verschwunden, sie konnte nichts spüren außer Kazuya selbst. So wie er da lag, mit einem sogar fast schon friedlichen Gesichtsausdruck tat ihm dieser Mann auf einmal irgendwie Leid für das was er und seine Familie alles durchleben mussten. Niemand hatte solche Qualen verdient. Jin packte seinen Vater am Kragen, hob ihn hoch in die Luft und zielte mit seiner anderen Hand direkt auf seine Brust.   "Nein! Tu es nicht!", schrie Xiao und rannte sofort so schnell sie konnte zu Jin, griff seinen freien Arm, zerrte an ihm und versuchte ihn zu senken, doch Jin blieb eisern. "Er ist nicht mehr wie früher... der Teufel ist verschwunden. Bitte Jin!", flehte sie ihn an. "Es gibt keine Heilung. Er hat das Gen und es wird immer ein Teil von ihm sein. Er ist viel zu schwach, als das er sich dagegen wären könnte... es wird von vorne beginnen. Deswegen muss ich es jetzt beenden so lange ich die Gelegenheit dazu habe.", sprach er so kühl wie sie es von ihm kannte. "Was ist wenn du dich irrst? Was ist, wenn es endlich vorbei ist? Sollte er wiederkehren... dann besiegst du ihn erneut!", versuchte sie ihn zu überzeugen, während sie ihn flehend ansah und dabei direkt in sein Gesicht blickte, welches auf Kazuya gerichtet war. Jins Augen verengten sich wütend und richteten sich blitzschnell zu ihr. Silberne Augen die nun eher einer Eislandschaft glichen, durchbohrten sie regelrecht. "Er hat dich fast getötet, hast du das vergessen?", erinnerte er sie mit einer schneidernden Härte in seiner Stimme, die ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließ. "Nein... natürlich nicht.", kam es leise von ihr. "Aber das war nicht er, es war der Teufel in ihm. Wenn du die Kontrolle über dein Gen verloren hättest und dabei Menschen verletzt hättest...", sprach sie ihre Gedanken aus, hielt jedoch kurz inne, zweifelte ob sie das hätte überhaupt sagen sollen. "Dann wäre ich in seiner Lage, willst du das sagen?"   Seufzend nickte Xiao. "Ich würde dich selbst dann nicht aufgeben... niemals würde ich das tun. Bitte Jin, tu es nicht. Es wird sonst nie enden... das Töten muss aufhören.", flehte sie ihn erneut an, sah wie sein Blick von ihr zurück zu seinem Vater wanderte. Ein Zögern in seinen Augen, er zweifelte was das richtige war... sie konnte ihn so gut verstehen, aber sie wusste, wenn er Kazuya töten würde, könnte das Jins Ende bedeuten. Genauso fing bei Kazuya alles an, er wollte seinen Vater töten und verlor seine Seele an den Teufel. Das durfte nicht mit Jin geschehen, sie mussten endlich den Kreislauf durchbrechen. Stöhnend kniff Jin plötzlich seine Augen zusammen, seine Hand fing an zu zittern, bis er nicht mehr dazu in der Lage war Kazuya zu halten und ihn zurück auf den Boden fallen ließ. Keuchend zog ihn der Schmerz auf die Knie, gefolgt von einem lauten Schrei der durch den Tempel hallte. "Jin!", rief sie und wollte ihm helfen. "N-nicht... es... ist okay.", presste Jin unter Schmerzen hervor, ehe seine Flügel anfingen sich zurückzuziehen und er seine Krallen in den Holzboden rammte. Xiao verstand, das sie ihm nicht helfen konnte, er musste diese qualvolle Rückverwandlung alleine durchstehen und sie konnte wieder einmal nur zusehen.   Erschöpft fiel Jin zu Boden, silberne Augen wurden zu den dunkelbraunen Augen, in die sie sich verliebt hatte. Lediglich sein weißes Haar war von seiner anderen Gestalt noch übrig geblieben, welches sich nun auch langsam zurückzog und Jins pechschwarze Haar zum Vorschein kam. Seufzend schloss der Japaner seine Augen, jegliche Kraftreserven hatte er verbraucht, die Rückverwandlung hat wie immer seine letzte Kraft gekostet und ihn in einen traumlosen Schlaf gezwungen. Xiao sah auf ihn herab, er wirkte so friedlich, aber was musste er für schreckliche Schmerzen durchgemacht haben um nun diesen wohl verdienten Schlaf zu erlangen? Zärtlich strich sie mit ihrer Hand über seine Wange, während die ersten Sonnenstrahlen durch die Fenster des Tempels drangen. Sie saß noch eine ganze Weile so da, konnte ihren Blick von dem schlafenden Jin nicht abwenden und strich immer wieder über seine Wange oder durch sein Haar und wartete auf den Moment in dem er wieder erwachen würde.   Ein Geräusch das eindeutig nach einem Helikopter klang, ließ die junge Chinesin jedoch mit ihren Liebkosungen aufhören und alarmiert zur Tür blicken, als sie keine Minute später Schritte im Tempel hörte. Den Rücken zu Jin gedreht, machte sie sich Kampf bereit. Die Schritte kamen immer näher, wurden lauter, bis sie eine Silhouette eines Mannes erkennen konnte, der nun die Tür durchschritt und von den noch wenigen Sonnenstrahlen erhellt wurde. Blondes Haar und eine Narbe über seinem einen Auge, waren die Details, die Xiao sofort auffielen, doch kennen tat sie diesen Mann nicht. "Ich habe gehört ihr braucht eine Rückfahrgelegenheit?", kam es von dem Unbekannten. Skeptisch musterte sie ihn, schließlich kannte sie ihn nicht und jetzt wo Jin hilflos hinter ihr lag, würde sie sicherlich keinem Fremden einfach ihrer beider Leben anvertrauen. Seufzend drehte der Mann sich kurz hinter sich, als würde er mit jemanden reden, ehe er sich wieder der Chinesin zuwandte. Kurz darauf tauchte hinter ihm ihr ein vertrautes Gesicht auf. "Alisa?", kam es verwundert von Xiao, während ihre Freundin sich neben den Mann stellte. "Wir erklären dir später alles. Lars gehört zu uns... du kannst ihm vertrauen.", versicherte das Robotermädchen ihrer besten Freundin. Lars? War das der Lars, mit dem Jin telefoniert hatte? "Aber was ist mit Lian? Er war mit uns hier, aber er-"   "Der Chinese? Wir haben ihn schwer verletzt gefunden, er befindet sich bereits auf dem Weg in ein Krankenhaus.", erklärte er ihr, sah aber immer noch Zweifel in ihren Augen. "Unsere Leute werden sich gut um ihn kümmern.", versicherte er ihr und erhielt ein seufzendes Nicken. "Dann lasst uns von hier verschwinden... und nehmt den da auch mit.", meinte Lars und deutete auf den bewusstlosen am Boden liegenden Kazuya. "Was habt ihr vor?", fragte Xiao ein wenig panisch, als weitere Männer, oder besser gesagt, Soldaten den Raum betraten und auf Kazuya zugingen. "Er ist zu gefährlich um frei herum zu laufen... wir werden ihn erst einmal einsperren und dann sehen wir weiter.", erklärte ihr der blonde Mann mit der Narbe über dem Auge. "Gut...", kam es leise von ihr und wirkte endlich nicht mehr zu misstrauisch wie zuvor. Alisa und Lars hingegen, kamen auf sie zu und hievten Jin vorsichtig hoch, so dass sie zu zweit ihn stützten und langsam zum Helikopter bringen konnten. Xiao folgte ihnen, sah noch wie Kazuya in einen zweiten Helikopter geladen wurde, ehe sie mit Alisa, Lars und Jin einen anderen Helikopter betraten. "Mach dir keine Sorgen, wir haben Kazuya vorsichtshalber noch ein Betäubungsmittel verabreicht, so schnell wird er nicht wieder aufwachen.", kam es von Alisa, die sich nach hinten zu Xiao setzte. Ein zaghaftes Nicken und ein besorgter und nachdenklicher Gesichtsausdruck zugleich zierten ihre weichen Züge, während sie sich neben Jins Liege setzte und ihn eingehend betrachtete. Lars hingegen setzte sich nach vorne neben Lee und gab ihm ein Zeichen los zu fliegen. "Na dann lasst uns diese gruselige Insel mal verlassen.", gab Lee mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen von sich und startete den Helikopter.   Xiao sah aus dem kleinen Fenster des Helikopters, als die Insel immer kleiner wurde und sie sich langsam aber sicher von ihr entfernten. Sie hatte keine Ahnung wohin sie eigentlich flogen, aber es war ihr in diesem Moment auch egal, Hauptsache es würde Jin bald besser gehen. Es war ein merkwürdiges Gefühl es endlich geschafft zu haben und diesen Teil hinter sich zu lassen. Es gab ihr aber auch ein Gefühl von Erleichterung und Freiheit. Sie hatte die Geheimnisse ihrer Familie erfahren, konnte einen Fluch beenden und weiteres Blutvergießen vermeiden. Das klang doch nach einem guten Ende, oder nicht? Seufzend wandte sie sich von dem Fenster ab und sah wieder Jin an, der noch immer bewusstlos da lag und so friedlich aussah, als würde er lediglich schlafen. Sie machte sich Sorgen, dies entging auch Alisa nicht, die sie fort an beobachtete. "Lee ist nicht nur ein guter Wissenschaftler, sondern auch ein guter Arzt.", kam es auf einmal von ihr, worauf Xiao sie überrascht ansah. "Jin wird es bald besser gehen, da bin ich mir sicher.", gab sie mit einem liebevollen Lächeln von sich und nickte ihrer Freundin aufmunternd zu. Die junge Chinesin konnte ein leichtes aber dankbares Lächeln nicht verhindern und trotzdem waren ihre Augen weiterhin mit Sorge gefüllt. "Danke, Alisa.", sagte sie und sah zurück zu Jin, nahm seine Hand in ihre und drückte diese sanft. Wo auch immer dieser Weg sie hinführen mag, sie wird ihm folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)