Chroniken der Ewigkeit - 零~月蝕 (Tsukihami) von Ran_Angel ================================================================================ Kapitel 12: Juu ni ------------------ Eine sanfte Brise wehte durch die Blätter der Bäume, nicht zu warm und nicht zu kühl, genau richtig für eine Spätsommer Nacht. Alles war ungewöhnlich still, aber das lag wahrscheinlich daran, dass die meisten bereits schliefen und morgen für die Arbeit oder die Schule früh aufstehen mussten. So wie sie eigentlich auch, wenn sie nicht in dieses Abenteuer um dieses geheimnisvolle Medaillon geraten wäre. Auch wenn die Umstände die dazu geführt haben, alles andere als schöne Erinnerungen in ihr erweckten, so hatte ihr all das schlechte, das ihr widerfahren war auch etwas Gutes vollbracht. Jin. Nach so langer Zeit konnten sie sich endlich aussprechen und einander näher kommen. Für andere mag es keinen sichtbaren unterschied zu vorher geben, er war immer noch so schweigsam wie zuvor, gab einsilbige Antworten und wirkte distanziert und kühl. Aber wenn man genau hinsah, auf die Kleinigkeiten achtete, so sah man, dass dort mehr als Freundschaft war. Sanft streichelte Jin mit seinem Daumen über ihren Handrücken, während er ihre Hand hielt und mit ihr die schwach beleuchtete kleine Gasse zu ihrer Wohnung entlang ging. Sein leichtes Lächeln, das fast nicht vorhanden war, konnte nur sie sehen und verstehen. Ihr Lächeln hingegen ließ ihr ganzes Gesicht erstrahlen und war der Auslöser für seine zuckenden Mundwinkel denen er sich letztendlich ergeben hatte. Sie war so glücklich in diesen Augenblick. Ihr war die dunkle Seite der Medaille durchaus bewusst, dieses Glück würde nicht ewig andauern, auch wenn sie beide es noch so sehr wollten, eines Tages würde sie ihre Vergangenheit einholen. Seine Vergangenheit. Eher früher als später und das wussten beide besser als kein anderer und trotzdem gingen sie unbeschwert diese Gasse entlang, Händchen haltend wie ein frisch verliebtes Pärchen. Beide waren sich dessen bewusst und haben sich nun für diesen Weg entschieden, es gab kein Zurück mehr. Keiner von ihnen bereute die Entscheidung, es war an der Zeit endlich ihre Gefühle frei zu lassen und die wenige Zeit die sie zusammen hatten, zu genießen.   Xiao schloss die Tür zu ihrer Wohnung auf. Ihr Herz machte einen Hüpfer gegen ihre Brust. Wieso war sie nur so nervös? Versuchend ihre immer stärker aufkommende Nervosität zu ignorieren, betraten sie und Jin die Wohnung und zogen jeder am Eingang ihre Schuhe aus, ehe sie den Hauptraum, das Wohnzimmer betraten. Jins Blick wanderte langsam durch die recht übersichtliche Wohnung, die er vor einigen Jahren zum ersten Mal betreten hatte. Küche und Wohnzimmer waren eins, wurden lediglich von einer kleinen Theke unterteilt wobei die Küche nicht sonderlich groß war, aber das nötigste besaß und für eine allein lebende Person völlig ausreichend war. Es gab noch zwei Türen, die eine führte ins Badezimmer während die andere Xiao's Schlafzimmer war. Ob es noch genauso wie damals dort aussah? Im Wohnzimmer hatte sich nicht viel verändert, aber er wusste auch, dass sie die meiste Zeit in ihrem Zimmer oder mit Training verbrachte, so wunderte ihn das nicht sonderlich. Die junge Chinesin beobachte Jin wie er sich umsah und sich letztendlich auf dem Sofa niederließ. Doch anstatt sich neben ihn zu setzen, blieb sie genau dort stehen, wo sie noch vor 5 Minuten gestanden hatte, als sie das Wohnzimmer betreten hatten. So viele Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf und sie konnte keinen zu fassen bekommen. Sie verfluchte ihre Nervosität! Jin war nicht das erste Mal in ihrer Wohnung, sie haben früher viel Zeit nur zu zweit verbracht, wieso stellte sie sich jetzt so an? Er war immer noch Jin. Wieder schlug ihr Herz gegen ihr Brust, hinterließ ein starkes Kribbeln und sorgte für eine noch mehr verwirrte Xiao, die sich verlegen auf ihre Unterlippe biss, ohne zu bemerken, dass Jin sie beobachtete.   "Wo ist Panda?", fragte dieser sie neugierig und hoffte so, sie etwas abzulenken, ihr so zeigen zu können, dass sie überhaupt keinen Grund hatte nervös zu sein. Trotzdem konnte er ihre Gefühle nachvollziehen... denn auch ihm ging es ähnlich, auch er war ein wenig nervös. Es lag allerdings weniger daran, das er mit ihr allein in ihrer Wohnung war, sondern eher an seinem Versprechen ihr gegenüber. Er hatte ihr bereits seine Entscheidung mitgeteilt, seine Gefühle für sie gezeigt, auch wenn etwas indirekt und ungewöhnlich, sie hatte es verstanden und es sogar erwidert. Er meinte es wirklich ernst, wie alles was er sagte und tat. Er bereute es nicht, sie Jahre lang auf Abstand gehalten zu haben, wie sonst hätte er sie schützen sollen? Es wäre zu gefährlich gewesen und trotzdem hasste er sich dafür auch wenn er wusste, dass die Entscheidung richtig gewesen war. Damals. Jetzt, wo sie ihn mehr als denn je brauchte, jetzt, wo sie endlich wieder beieinander sein konnten, jetzt war der Moment seine damalige Entscheidung über Bord zu werfen und ihr auf seine Art zu zeigen, wie viel sie ihm wirklich bedeutete. Es war vielleicht seine letzte Gelegenheit dies zu tun und er würde es bereuen, es nicht getan zu haben. "Hm? Was?", entwich es der jungen Chinesin verwirrt und aus ihren Gedanken gezogen. "Panda... wo ist sie?", wiederholte er seine Frage und lehnte sich im Sofa zurück. "Oh, sie ist bei Miharu.", antwortete sie ihm und ging langsam zu ihm herüber, blieb jedoch an der Lehne des Sofas stehen. "Miharu weiß Bescheid, dass ich zurück bin. Sie wird morgen früh Panda nach Hause bringen.", erklärte sie ihm und setzte sich schräg auf die Lehne. Jin blickte sie direkt an, nicht anders als sonst, aber aus einem ihr unbegreiflichen Grund, wirkten seine braunen Augen, goldener als sonst, als würde er ihr tief in die Seele blicken. Xiao fühlte sich gebannt, blinzelte jedoch irritiert und unterbrach die aufkommende Spannung zwischen ihnen in dem sie aufstand und sich auf den Weg zur Küche machte. "Hast du Durst?", fragte sie schnell um auf andere Gedanken zu kommen. Jin sah ihr verwirrt hinterher, hatte er etwas falsch gemacht? Oder war sie etwa immer noch nervös? Seufzend wandte er seinen Blick von ihr wieder ab und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück in das Sofa. "Mhm... ich nehme das was da ist.", antwortete er ihr und hörte sie daraufhin im Kühlschrank herum räumen. Er versuchte sich zusammen zu reißen, aber nachdem, sie auch noch leise vor sich hin fluchte, konnte er ein Schmunzeln nicht mehr zurück halten.   Er schien erschöpfter zu sein als er es bemerkt hatte, denn die wenigen Minuten, die Xiao in der Küche verbrachte, reichten aus um ihn auf den Weg ins Land der Träume zu befördern. Frustriert schloss die junge Chinesin den Kühlschrank und ging zurück in das Wohnzimmer. "Im Kühlschrank ist gähnende Leere... ich mache mich schnell auf den Weg zum 7-Eleven und besorge uns ein paar Sachen.", meinte sie und nahm sich bereits ihren kleinen Rucksack, als sie ein leises Murren vom Sofa hörte und sie sich zu Jin umdrehte, der mit geschlossenen Augen da saß. "Mhm, ich komme mit...", murmelte er, regte sich jedoch keinen Millimeter. "Ich glaube du gehst nirgendwo hin.", kicherte sie worauf Jin seine Augen einen Spalt öffnete und sie verschlafen ansah. "Ruh dich aus. Der Laden ist nicht weit von hier, ich bin gleich zurück.", meinte sie und erhielt erneut ein Murren von dem Japaner, der schon wieder seine Augen geschlossen hatte. Schmunzelnd nahm sie ihre Schlüssel und machte sich auf den Weg zum Laden. Auf dem Weg dorthin genoss sie die klare Nachtluft, es war mittlerweile etwas frisch geworden, aber keinesfalls so kalt, dass man hätte eine Jacke anziehen müssen, es war halt immer noch Sommer. Sie liebte diese Jahreszeit, ob es wohl auch daran lag, dass sie in dieser Zeit so viele schöne Erinnerungen mit Jin hatte? Wahrscheinlich. Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. Sie fragte sich wirklich was eigentlich ihr Problem war, wieso war sie eben nur so schrecklich nervös gewesen? War es nicht das, was sie die letzten Jahre immer gewollt hatte? Nun hatte sie es geschafft und dann verhielt sie sich wie der letzte Idiot. Sie sollte sich so verhalten wie immer, es gab keinen Unterschied zu sonst... wieder schlug ihr Herz schneller. Was machte sie sich eigentlich vor? Natürlich gab es einen Unterschied zu sonst, einen großen sogar! Aber was war das nun, was anders war? Jin hatte sich entschieden, sie nicht länger auf Abstand zu halten und hat ihr eindeutig gezeigt, dass es ihm ernst war. Er hatte ihr schon mehrmals gezeigt gehabt, dass er mehr als nur Freundschaft für sie empfand, aber diese Geste vorhin war so viel mehr gewesen. Er wollte es versuchen, hatte er ihr gesagt... hatte ihre Hand gehalten, wie es nur ein Paar tat. Ein Paar. Waren sie das? Irgendwie schon. Und genau dieser Punkt machte sie nervös! Sie hatte noch nie einen festen Freund gehabt und auch wenn es Jin war, den sie so gut kannte und mit dem sie so viel erlebt hatte, so war es doch anders als vorher. Es war ein schönes Gefühl, aber ebenso fühlte sie sich unsicher wo sie doch so unerfahren in dieser Sache war. Wie konnte Jin nur so sicher sein? Soweit sie wusste, hatte er ebenso noch nie eine Freundin gehabt... aber natürlich wusste sie nicht, was er in der Zeit erlebt hatte, als er verschwunden war oder als Chef der Mishima Zaibatsu.   Es störte sie, diese Unwissenheit und ihre Unsicherheit. Dadurch wurde ihre Nervosität nicht weniger und am liebsten würde sie all diese Gedanken verbannen, denn eigentlich war ihr all das egal, Hauptsache er war bei ihr, alles andere war ihr egal. "Blöde Gedanken...", murmelte sie leise vor sich hin, als sie den Laden endlich auf der anderen Straßenseite sah und über die Menschenleere Straße ging. Sie kaufte nicht zu viel ein, denn immerhin würden sie bald wieder auf Reisen sein, auf den Weg nach Rougetsu Island. Etwas Proviant für die Reise kaufte sie trotzdem schon, auch wenn sie noch nicht wusste, wann genau sie los ziehen würden. Am besten so schnell wie möglich, aber sie fühlte sich ziemlich ausgelaugt um direkt morgen wieder weiter zu ziehen. Vielleicht hatten sie die Möglichkeit sich wenigstens einen Tag auszuruhen. Mit drei vollen Tüten verließ sie den Laden, blieb allerdings nochmal stehen und blickte auf die vollen Tüten. "Wie war das mit wenig einkaufen?", seufzte sie über ihren nicht eingehaltenen Vorsatz und machte sich auf den Rückweg.   Xiao ging durch die leeren kleinen Gassen, viele Wohnhäuser hatten nicht mal mehr ein Licht brennen, lediglich ein paar schwach leuchtende Straßenlaternen sorgten dafür, dass es nicht Rabenschwarz war und man den Weg noch erkennen konnte. Es war unheimlich Still, nur die Zikaden waren zu hören, die ihr Sommerlied sangen. Eigentlich mochte sie diese Atmosphäre ganz gerne. Es gab Momente in denen sie früher, immer wenn sie nicht schlafen konnte, nachts auf den naheliegenden Spielplatz gegangen ist, sich auf einer der Schaukeln gesetzt hat und einfach die Stille genossen hat. Sie konnte gut ihren Gedanken nachgehen, hat über alles Mögliche nachgedacht und auch oft über Jin gegrübelt. Doch heute war es anders. Diese Nacht fühlte sich ähnlich an, aber irgendetwas kam ihr seltsam vor. Automatisch wanderte ihre Hand zu ihrem Medaillon, es fühlte sich kühl an, wie ein gewöhnlicher Stein. Bildete sie sich das nun auch schon ein oder war das Medaillon defekt? "Du wirst langsam Paranoid, Xiao.", wies sie sich selbst zurecht und ging im normalen Tempo weiter. Nach ein paar Metern erblickte sie links von sich eine Treppe, die nach unten zu einer weiteren noch kleineren Gasse führte, die sie früher oft als Abkürzung genommen hatte, bis ihr ein paar Schulkollegen diese gruselige Geschichte erzählt haben. Sie war 16 gewesen und gerade in Japan angekommen und eigentlich war sie nicht schnell zu ängstigen, aber sie musste zugeben, japanische Horrorgeschichten hatten es in sich und sorgten selbst bei ihr für eine ordentliche Gänsehaut. Es hatte sogar dazu geführt, dass sie diese Gasse gemieden hatte auch wenn sie sich mittlerweile sicher war, dass die Schüler ihr nur Angst einjagen wollten. "Du bist kein kleines Mädchen mehr... du hast schon viel schlimmeres erlebt.", meinte sie zu sich selbst und ging mit Entschlossenheit die Treppe hinunter.   Die Treppe hatte ein rostiges Geländer und bestand aus alten Steinen, die ebenso alt aussahen wie dieses Viertel in dem sie wohnte. Nicht alle Häuser waren alt, viele wurden auch erneuert und renoviert, aber man sah vielen Orten in diesem Dorf das Alter an, was keinesfalls schlecht war, Xiao mochte es, sie erinnerte es immer an ihr Heimatdorf wo sie aufgewachsen war. Unten angekommen, standen rechts von ihr zwei dieser Getränkeautomaten, die sie so sehr liebte. Grinsend nahm sie sich aus ihrer Tasche etwas Kleingeld, steckte es in das Münzfach und drückte die entsprechende Taste. Ein gekühlter Zitronen Tee kullerte in das untere Fach. Nur in diesen Automaten bekam sie ihren Lieblingstee und nirgendwo anders schmeckte er so gut, wie aus diesen Automaten. Schwer vorstellbar, aber es war so. Xiao's Hand streckte sich nach dem Getränk aus, als sie auf einmal ein merkwürdiges Geräusch wahrnahm. Tap. Tap. Die junge Chinesin hielt inne, lauschte, hörte jedoch nichts. Zögernd griff sie in dem Fach nach ihrem Getränk, drehte sich nach links und ging ohne sich umzudrehen weiter. Tap. Tap. Tap. Tap. Xiao blieb stehen. Ihr Herz pochte, ihr Atem war flach, aus Angst zu laut zu sein. Kein Geräusch. Langsam ging sie weiter. Mit jedem Schritt den sie tat, erklang ein Tap. Das konnte doch nicht wahr sein. Das musste ein schlechter Traum sein. Hatten die Schüler damals etwa nicht gelogen? Oder hatten sie zufällig eine dieser Urbanen Legenden aufgeschnappt, die tatsächlich wahr waren? Sich versuchend zusammen zu reißen, beschleunigte sie ihr Tempo und ging nun mit schnellen Schritten durch die kleine Gasse. Hinter ihr erklang, in keinem großen Abstand zu ihr... Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap!   Panik stieg in ihr hoch, ihr Herz pochte wie wild und trotzdem blieb sie stehen. Ihre Hand wanderte zu ihrem Medaillon, es war warm, pulsierte leicht. Sie bildete es sich also nicht ein. Es war real. Das Ding aus ihrer Schulzeit, vor dem sie so lange Angst gehabt hat und deswegen diesen Weg immer gemieden hat, existierte tatsächlich. Das Geräusch hörte auf indem Moment als sie stehen geblieben war. Sie hasste sich bereits für das, was sie nun tun würde, aber sie gab dem Gefühl des sich Umdrehens nach, obwohl sie wusste, dass dies der größte Fehler war, den man begehen konnte. Sie musste es mit ihren eigenen Augen sehen, nur dieses eine Mal. Langsam drehte sie sich um, Stück für Stück, den Kopf dabei nach unten gerichtet, den Blick gegen den Boden und nur ganz langsam hob sie den Blick, bis sie vor Angst erstarrte. In nicht mal 4 Metern Abstand zu ihr, stand dieses Ding ihr gegenüber. Eine Frau mit langen schwarzen Haaren. Jedoch... fehlte ab ihrer Brust der Rest des Körpers... dieses Ding stand auf seinen Händen, benutzte es wie Füße und ging zwei Schritte auf sie zu, als sie es mit geschocktem Blick entgegen sah. Tap. Tap. Xiao war nicht in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen, sie war geschockt und das wusste das Ding. Es wartete... nicht lange. Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap!!! Es rannte mit einer Geschwindigkeit auf sie zu, die man dem Ding nicht zumuten würde. Sofort setzte ihr Überlebensinstinkt ein. Xiao drehte sich um und rannte so schnell sie konnte. Die Schritte hinter ihr wurden immer schneller und schneller. Es war der Jäger und sie war die Beute. Scheiße, scheiße, scheiße! Fluchte die junge Chinesin innerlich. Das Geräusch hinter ihr wurde immer lauter, es war direkt hinter ihr, sie konnte es so deutlich hören! Es fehlte nicht mehr viel und es würde sie schnappen... Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap, Tap!   Lauf, Lauf um dein Leben! Xiao bog in die nächste Gasse haarscharf ein, rannte ununterbrochen weiter und hätte dabei fast die Häuserwand mitgenommen. Sie hörte das Ding gegen etwas donnern, es klang wie Metall, aber als hätte es das einfach ignoriert, erklang sofort das eklige taps Geräusch direkt hinter ihr wieder. Sie hatte vielleicht einen kleinen Vorsprung durch ihr Manöver erreicht und konnte bereits ihr zu Hause in der Ferne erkennen, aber reichte dieser kleiner Vorsprung auch aus um in das Haus zu gelangen? Sie rannte und rannte und rannte so schnell, das sie über nichts anderes mehr nachdachte als, so schnell wie möglich in Sicherheit zu gelangen. Ihre rechte Hand fischte ihren Wohnungsschlüssel aus ihrer Tasche, während sie erneut um eine Häuserecke rannte und die Treppe die zu den einzelnen Wohnungen des Gebäudes führte, hoch rannte. Bald hatte sie es geschafft! Da vorne war ihre Tür! Die Treppe war aus Metall und bereits ihre Schritte waren bei dieser Geschwindigkeit enorm laut, eigentlich hätte sie das Ding hinter sich hören müssen, doch konnte sie kein Geräusch wahrnehmen. Das einzige was sie hörte, war ihr lauter Herzschlag und das Blut, das in ihren Ohren rauschte. Xiao ignorierte diesen Fakt, sie würde sicherlich jetzt nicht anhalten, auf keinen Fall! Schneller als jemals zuvor in ihrem Leben, schloss sie ihre Wohnungstür auf, stürmte hinein und knallte die Tür mit so einer Wucht zu, dass dies sicherlich nicht unbemerkt blieb. Keuchend drückte sie sich mit dem Rücken gegen die Tür und verriegelte diese, ehe sie schnaufend zu Boden sackte. Sie war vollkommen außer Atem, ihr Herz raste und die Angst saß noch immer in ihren Knochen.   "Xiao!", entwich es dem Japaner besorgt und leicht panisch. Er stand im Türrahmen zum Wohnzimmer, der laute Knall der Tür hatte ihn aus seinen Schlaf gerissen, sofort hatte er gespürt, dass etwas nicht stimmte und folgte dem keuchenden Geräusch auf den Flur. Als er Xiao völlig außer Atem auf dem Boden dort gegen die Wohnungstür sitzen sah, mit geröteten Wangen und dieser Angst in ihren Augen, kam in ihm ein Gefühl auf, das er überhaupt nicht mochte. Er hätte sie nicht alleine gehen lassen dürfen. Wütend und besorgt zugleich, ballte er seine Hand zu einer Faust und kam langsam auf sie zu. "Was ist passiert?", fragte er während sie tief ein und ausatmete und langsam versuchte ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bekommen. "Ein Onryo... denke ich...", wisperte sie und sah zu Jin auf, der zu ihr runter blickte. "Es gab damals in der Schule doch so eine Legende über eine Schülerin, die einen schrecklichen Unfall hatte...", fing Xiao an zu erzählen, inzwischen hatte sich auch ihr Herzschlag etwas beruhigt. Jin verschränkte die Arme und zog nachdenklich seine Augenbrauen zusammen. "Ich erinnere mich.", meinte er. "Vom 7-Eleven gibt es eine Abkürzung in dieses Wohnviertel, aber ich habe sie nie mehr genommen, seit ein paar Leute aus der Schule meinten... sie würde dort ihr Unwesen treiben. Ich glaubte nicht wirklich an solche Legenden... aber es herausfinden wollte ich auch nicht. Also mied ich diese Gasse...", erklärte sie ihm und sah wie sich seine Augen verfinsterten. "Bis heute.", kam es kühl von ihm mit einem Unterton in seiner Stimme, der nichts Gutes zu bedeuten hatte. Xiao nickte, zögerte, sprach dann aber doch weiter, "Ich dachte sie wollten mir nur Angst machen... es sei eine Geschichte zum Gruseln...". "Haben dir die letzten Tage nicht genug bewiesen, dass nichts einfach nur eine Geschichte ist?", entwich es ihm mit dunkler Stimme. Er war sauer. Xiao nickte zögerlich, kam aber nicht dazu etwas zu erwidern. "Geister... Dämonen... Schattenwesen... all dies existiert!", erinnerte er sie. "Ich weiß...", kam es leise von ihr während sie in seine brodelnden  Augen blickte. Er war so wütend auf sie... hatte sie das jemals so stark erlebt? Sie wusste, es war eine dumme Entscheidung von ihr gewesen, eine sehr dumme! Sie hasste sich ja selbst dafür! Vielleicht war sie einfach zu sehr mit ihren Gedanken wo anders gewesen, als das sie gründlich über Ihre Entscheidung nachgedacht hatte. "Das hätte dein Ende sein können, ist dir das klar?", sprach Jin weiter, durchbohrte sie mit seinem Blick. "Ich weiß... aber... ich habe es geschafft. Ich bin ziemlich schnell, weißt du?", meinte sie leise und konnte sehen wie sich seine Augen weiter verfinstern und sich seine Augenbrauen bedrohlich zusammen zogen. Ging das überhaupt? "Ich weiß doch!", kam es nun lauter von ihr, ehe er etwas sagen konnte. "Ich habe einen Fehler gemacht, es war eine dumme Entscheidung und es hätte mein tot sein können. Ich weiß das! Und ich bereue es mehr als du mir vielleicht glaubst...", entwich es ihr aufgebracht und mit erhobener Stimme. Sie hatte gar nicht vor ihn so an zu schreien, wobei es kein schreien war, aber es fühlte sich ähnlich an, wo sie doch sonst nie so mit ihm sprach.   Jin löste seine verschränkten Arme, überwand die letzten Schritte, die sie voneinander trennten und kniete sich zu ihr runter. "Bist du okay?", fragte er sie dann mit so einer Sanftheit in seiner Stimme, dass sie nicht anders konnte, als ihn perplex anzusehen. War er etwa nicht mehr sauer auf sie? Xiao nickte lediglich, fühlte sich nicht in der Lage ihm zu antworten und blinzelte stattdessen verwirrt. Der Japaner seufzte erleichtert und legte seine Hand an ihre linke Wange und zum Teil berührten dabei seine Finger ihren Nacken, worauf er sie sanft zu sich zog und seine Stirn gegen ihre legte. Seine Augen waren geschlossen, aber sie konnte eine enorme Erleichterung in seinen Zügen erkennen. Er war wirklich sauer gewesen, aber aus Sorge um sie. Ein leichtes und sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen als sie ihn so betrachtete. Es war ein schönes Gefühl. Seine große Hand, die ihr ein Gefühl von Sicherheit gab. Seine Stirn, die sanft die ihre berührte und ihre Nasenspitzen die nur wenige Millimeter voneinander entfernt waren. Wusste er, wie sehr sie diese Berührungen von ihm mochte? Hätte man sie früher gefragt, was wohl besser ist, eine innige Umarmung oder der erste Kuss, hätte sie den Kuss gewählt, aber mittlerweile war sie sich da nicht mehr so sicher. Wie konnte er mit so kleinen Berührungen sie so durcheinander bringen und in ihr solch ein starkes Gefühl auslösen, das sie niemals für möglich gehalten hätte? Wenn Jin schon in diesen Dingen so gut war... wollte sie erst gar nicht über einen Kuss nachdenken.   "Jin... kannst du bei mir im Zimmer schlafen?", fragte sie vorsichtig, nach einer längeren Zeit in der sie beide es nicht wagten diese innige Berührung aufzugeben und die Nähe des anderen einfach genossen. Jin zog seinen Kopf zurück und sah sie mit einem überraschten Ausdruck in seinem Gesicht an, als hätte sie etwas Ungewöhnliches gesagt. "Ich habe Angst alleine... außerdem wissen wir nie, wann irgendwelche Wesen sich von dem Medaillon angezogen fühlen...", erklärte sie ihre Frage, die sie eigentlich für offensichtlich gehalten hatte. Jin hatte seine Hand noch immer an ihrer Wange, als die Überraschung aus seinem Gesicht wich und er im nächsten Moment fast schon entspannt wirkte. Was hatte er nur? Langsam zog er seine Hand zurück, aber nicht ohne dabei zärtlich über ihre Wange zu streichen, wodurch er mit einem süßen Lächeln von ihr belohnt wurde. Gebannt von diesem Lächeln und den strahlenden Augen die ihm voller Zuneigung entgegen blickten, fühlte er ein Bedürfnis, dass er noch nie zuvor gespürt hatte. Kurz wanderten seine Augen zu ihren Lippen, ehe er seufzend seinen Kopf senkte und nach unten auf den Boden blickte. "Alles ok?", fragte sie ihn besorgt, nicht ahnend was sich in Jins inneren vor sich ging. Ein Nicken von ihm folgte, ehe er sie wieder ansah und meinte, "Ja... lass uns schlafen gehen, es ist schon spät.", versuchte er das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken um sich diesen Sog zu entziehen. Es war nicht so, dass er sie nicht küssen wollte, aber bis eben hatte er nicht mal über so etwas nachgedacht und fühlte sich von seinen eigenen Gefühlen überrumpelt. Dieses Mädchen macht mich wahnsinnig...   "Also schläfst du bei mir?", kam es grinsend von ihr. All ihre Bedenken und Sorgen waren wie weggeblasen und auch die Nervosität war gänzlich verschwunden. Ob sie dies Jins Berührung zu verdanken hatte? Es war als hätte er ihre letzten Zweifel davon gewischt, sie fühlte sich sicher und spürte eine Kraft in sich, die ihr die Zuversicht hab, das alles gut werden würde. Egal was auf sie beide wartete, sie würde kämpfen wenn es sein musste. Eine Antwort auf ihre Frage erhielt sie jedoch nicht, stattdessen machte sich Jin Kommentarlos auf den Weg in ihr Zimmer. "Das heißt wohl ja...", meinte sie schmunzelnd und nahm die Einkaufstüten um diese in die Küche zu bringen. Nachdem sie alles eingeräumt hatte, nahm sie zwei Dosen mit grünen Tee und begab sich in ihr Zimmer, indem Jin bereits ein Futonbett auf den Boden in der Nähe ihres Bettes ausgebreitet hatte. Von Jin fehlte allerdings jede Spur, wahrscheinlich war er gerade im Bad, dachte sich die junge Chinesin, stellte seine Dose an sein Bett und setzte sich mit ihrer auf ihr eigenes Bett. Xiao saß im Schneidersitz mitten auf ihrem Bett, trank ihren Tee und hing ihren Gedanken nach, als sie ihre Zimmertür öffnete und Jin nur mit einer schwarzen langen Trainingshose den Raum betrat. Ein paar einzelne Wasserperlen tropfen von seinen Haaren auf seinen nackten Oberkörper, er musste gerade geduscht haben. Sie konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden, nicht mal als er sich auf sein Futonbett saß und anfing seinen Tee in einem Zug weg zu trinken. Xiao spürte förmlich die aufkommende Hitze und wie sie in ihre Wangen stieg. Sie musste dringend hier raus und zwar sofort! "I-ich sollte auch Duschen gehen. Schlaf ruhig schon.", entwich es ihr alles andere als sicher und schon gar nicht mit einer festen Stimme, wie sie es sich vorgenommen hatte. Mit schnellen Schritten verließ sie Fluchtartig das Zimmer und ließ einen verwirrt drein schauenden Jin zurück. Ihr Herz schlug wie wild, ihre Wangen glühten und diesmal nicht weil sie um ihr Leben gelaufen war. Xiao stand mit dem Rücken gegen die Badezimmertür gelehnt und hatte ihre Hand gegen ihre Brust gedrückt. Er hatte sie mit seinem Aussehen völlig überrumpelt, dabei hatte sie ihn doch schon öfter so gesehen! Wieso reagierte sie jetzt so stark auf ihn? Es war ja nicht so, als hätte es sie sonst kalt gelassen, im Gegenteil! Aber das ihre Hormone so mit ihr durch gingen, war neu. Jahre lang hatte sie sich selbst etwas vor gemacht, sich eingeredet, sie würde nur Freundschaft für ihn empfinden und auch als sie sich selbst ihre Gefühle für ihn eingestanden hatte, reagierte sie nicht dermaßen stark auf solche Dinge. Seit Jin sich für sie entschieden hatte, seitdem hatte sich alles geändert, als hätte seine Entscheidung dazu geführt. Es war als hätte sie durch ihre vorherige Zurückhaltung ihre Sicht auf die Dinge wie durch einen Nebel wahrgenommen. Zum Schutz für sich selbst und nun, jetzt wo sie sich nicht mehr zurückhalten musste und kein Abstand zwischen ihnen mehr notwendig war, spürte sie alles viel intensiver als vorher. Seufzend lehnte sie ihren Kopf gegen die Tür und blickte an die Decke des Badezimmers. So ist das also...   Nachdem die junge Chinesin sich geduscht hatte und sich ihre frisch gewaschenen Haare abgetrocknet hatte, zog sie ihr Nachtzeug an, dass aus sportlichen, pink farbigen Hot Pants und einem weißen Tank Top bestand. Leise schlich sie zurück in ihr Zimmer in dem lediglich durch das Mondlicht keine absolute Schwärze herrschte. Jin sah aus als würde er bereits schlafen, zumindest waren seine Augen geschlossen und sein Brustkorb hob und senkte sich in einem langsamen Rhythmus. Vorsichtig schloss sie die Tür hinter sich und stieg in ihr eigenes Bett mit Bedacht den Japaner nicht aufzuwecken. Es viel ihr verdammt schwer ein Auge zu zumachen oder geschweige denn einzuschlafen, die letzten Stunden hatten die junge Chinesin ordentlich durcheinander gebracht. Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit doch endlich so müde wurde, dass ihre Augen zufielen, tauchten jedoch sofort die Bilder dieses Dings auf, dass sie durch die Gassen verfolgt hatte. Ihr entwich ein leises und frustriertes Stöhnen, bevor sie die Decke über ihren Kopf zog und sie erneut versuchte endlich einzuschlafen.   Es gelang ihr auch irgendwann, doch anstatt einen traumlosen und ruhigen Schlaf zu bekommen, jagte sie das Ding weiter durch ihren Traum. Eine endlose Jagt, oder nicht? Keuchend erwachte sie aus diesem Albtraum und saß aufrecht in ihrem Bett, während sie realisierte, dass es nur ein Traum war und sie noch am Leben war. Ein erleichtertes Seufzen entwich ihr, ehe ihr Blick zu dem schlafenden Japaner wanderten. Xiao zögerte nicht lange, nahm sich ihr Kissen und legte dieses neben Jin seines. Ein letzter zweifelnder Blick zu ihm, in der Hoffnung er hatte nichts dagegen und schon krabbelte sie unter seine Decke, ehe sie sich an seine Seite schmiegte und ihren Kopf an seine Schulter legte. Jin lag auf dem Rücken und spürte auf einmal etwas an seiner Seite wodurch er irritiert seine Augen öffnete und die junge Chinesin an ihm gekuschelt vorfand. Xiao hatte bemerkt, dass Jin wach geworden war und hob ihren Kopf an um ihn aus schuldbewussten Augen entgegen zu blicken. Sie musste gar nichts sagen, er verstand auch so schon ihren Grund für den Überfall. Albtraum... Jin zog seinen Arm hervor, legte diesen um sie und zog sie daraufhin an sich heran. Xiao legte erleichtert ihren Kopf an seine Brust während ihr Arm auf seinem Oberkörper ruhte und sie sich mit ihrem Körper an seine Seite schmiegte. Jin zog scharf die Luft ein, als er ihren Körper dicht an seinem spürte und ihm ihre weiblichen Rundungen dabei nicht verwehrt blieben. Er schloss seine Augen, atmete langsam ein und aus. Hatte er sich das gut überlegt? Sich langsam wieder beruhigend öffnete er seine Augen und blickte auf die unschuldige Xiao herab. Sein Arm lag leicht um ihre Schultern, wobei sein Daumen sanft, immer wieder langsam aber kontinuierlich über ihren Oberarm strich während er ihr beim Schlafen zusah. Wer konnte jetzt nicht schlafen?   ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*   Ein Geräusch. Einbildung? Etwas fehlte... Langsam öffneten sich ihre Augen und sie erblickt eine Leere Seite. Wo war Jin? Verschlafen rieb sie sich die Augen, bemerkte dann aber eine Bewegung im Augenwinkel und sah zum Fenster herüber. Jin stand mit seiner schwarzen Trainingshose wie am Abend zuvor da und blickte aus dem Fenster als würde er den Mond betrachten der heute Nacht besonders schön den Himmel erhellte und in ihrem Zimmer eine mystische Atmosphäre hinterließ. "Jin?", fragte sie, erhielt jedoch keine Antwort. Kurz wandte er seinen Blick von dem Sternen übersäten Himmel ab und sah ihr mit Dämonischen Augen entgegen. Sie hatte keine Angst, sie war lediglich überrascht und machte sich ein wenig Sorgen, ob etwas nicht stimmte oder ob es ihm nicht gut ging. Viele solcher Gedanken gingen ihr in wenigen Sekunden durch den Kopf, während sie ihn genauer musterte um weitere Anzeichen seines Teufel-Gens zu finden, aber ohne Erfolg. Seine Augen waren gerade das einzige Dämonische an ihm. Er wandte seinen Blick wieder von ihr ab, sah hinaus in die Ferne wie zuvor und schwieg. Xiao stand aus dem Futonbett auf, ging mit langsamen Schritten auf ihn zu und blieb schließlich dicht hinter ihm stehen. "Jin... ist alles okay?", fragte sie vorsichtig und legte dabei ihre Arme um ihn, so dass ihr Oberkörper an seinen Rücken gedrückt war und ihre Hände auf seiner Brust ruhten. Wieder keine Antwort, langsam machte sie sich wirklich Sorgen! Doch bevor sie wieder etwas sagen konnte, spürte sie seine Hände wie sie sanft aber bestimmend ihre Arme von seiner Brust drückten und er sich anschließend zu ihr umdrehte. Xiao zog ihre Arme zurück und blickte dem Japaner verwirrt entgegen. Er sah sie aus seinen Dämonischen Augen direkt an, goldene Kristalle die eigentlich Gefahr bedeuten sollten, doch wieso fühlte sie sich von ihnen so angezogen?   Und wieso sagte er denn nichts? Wieso sah er sie so durchdringend an? Ihr Herz fing an schneller zu schlagen und sie war sich sicher, dass er es hören konnte. Wie lange wollte er sie noch so ansehen? Allmählich wurde sie unsicher, was er zu bemerken schien und somit mit langsamen Schritten ihr näher kam und sie Stück für Stück zurück drängte, bis sie mit ihren Beinen gegen ihr Bett stieß. "Jin?", kam es unsicherer als beabsichtigt von ihr. Erneut blickte er ihr direkt in ihre Augen, ohne auch nur ein Wort zu sagen. "Wenn das ein Versuch ist, mir Angst zu machen, dann funktioniert er nicht.", versuchte sie ihm zum Reden zu bewegen, doch erhielt sie stattdessen ein leichtes Lächeln, dass sie sonst nur bei Devil-Jin gesehen hatte. "Jin! Das ist nicht witzig!", kam es nun doch besorgt und mit einer Spur von Angst in ihrer Stimme aus ihrem Mund. Jins Hand wanderte zu ihrem Gesicht, strich ihr zärtlich über die Wange, wobei seine Finger langsam in ihren Nacken wanderten und sein Daumen dabei erneut sanft über ihre Wange streichelte. "Ich will dir keine Angst machen...", erklang seine dunkle aber ruhige Stimme, die eindeutig die seine war! Kein Devil-Jin. Es war eindeutig Jin, aber warum verhielt er sich so merkwürdig?   Es fiel ihr schwer sich zu konzentrieren, wenn er sie so zärtlich und gleichzeitig bestimmend berührte. Sie konnte nicht leugnen, dass allein wie er seine Hand in ihren Nacken legte, sie schwach werden ließ. Seufzend schloss sie ihre Augen. "Du hast eine seltsame Art das zu zeigen...", sagte sie leise, war sich aber sicher, dass er es gehört hatte. "Vertrau mir...", kam daraufhin leise von ihm. Verwundert öffnete sie ihre Augen und sah ihn direkt an. "Das tue ich.", versicherte sie ihm ohne zu zögern. "Gut...", hauchte er und zog sie mit seiner Hand in ihrem Nacken, näher an sich heran, so dass ihre Nasenspitzen sich fast berührten. Jin hielt inne, blickte ihr direkt in die Augen und wartete. Wartete auf ein Zeichen, wollte sich ihren ersten Kuss nicht ohne ihren Willen nehmen. Xiao verstand was er von ihr erwartete. Langsam wanderten ihre Hände über seinen Oberkörper, über seine muskulöse Brust, bis ihre Hände seinen Nacken erreichten und sie schließlich ihre Arme sachte um diesen legte. Dadurch zog sie sich ein weiteres Stück an ihn heran, ihre Oberkörper berührten einander und ihre Nasenspitze berührte sachte seine wodurch ihre Lippen nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt waren. Jin legte seinen freien Arm um sie, auf ihren Rücken, berührte dabei gerade so ihren Hintern nicht und drückte sie bestimmend an sich. Durch den Ruck, drückten sich ihre Körper nicht nur noch mehr aneinander, ihre Lippen hatten sich für einen kurzen Moment hauchzart berührt. Es war kein Kuss gewesen, fast... diese Anziehung war gewaltig. Nur für einen Bruchteil einer Sekunde, hatte sie seine Lippen gespürt, als wollte er sie Quälen. Das Bedürfnis mehr zu wollen, seine Lippen auf ihren zu spüren und diesmal ganz, war so stark, das es jede Sekunde schmerzte in der er es ihr verweigerte. Sie wollte es. Jetzt. Sofort.   Xiao blickte ihm direkt in seine Augen, all ihr Verlangen nach ihm spiegelte sich in ihrem Blick wider. Jin stupste sanft mit seiner Nasenspitze die ihre an, neckte sie und konnte für einen weiteren Moment hauchzart ihre Lippen fühlen. Es machte ihn wahnsinnig... und doch genoss er diese süße Qual und wollte, dass sie nie endete. Xiao reckte sich ihm entgegen, als seine Lippen sich ihren wieder entzogen haben und gab ein flehendes auch wenn nur leises Geräusch von sich. Ein zufriedenes und amüsiertes Lächeln überkam ihn als er ihre Reaktion bemerkte. Ein Moment der Unachtsamkeit, ein Moment in dem er den Griff um ihren Rücken zu sehr lockerte und sie sich, durch ihren Griff um seinen Nacken, zu ihm hoch zog wodurch auch er ein Stück zu ihr runter gezogen wurde. Xiao schloss instinktiv ihre Augen und spürte bereits im nächsten Moment wie ihre Lippen die seinen berührten. Endlich.   Seine Lippen waren männlich und doch so weich. Zu Erst rührte sie sich nicht, genoss es einfach seine Lippen auf ihren zu spüren, bis sie leise in den Kuss seufzte und spürte wie eine gewaltige Anspannung von ihr wich. Doch das Gefühl nach mehr, wollte nicht weichen. Ohne es wirklich zu merken, fing sie an ihn zärtlich und ganz vorsichtig zu küssen. Es war ein schüchterner und unschuldiger Kuss, bis Jin ihn im gleichen Maße erwiderte. Sie genossen es, neckten sich und von Mal zu Mal wurden die Küsse intensiver, fordernder, verlangten nach mehr. Ein dunkles Knurren entwich Jin, worauf sie ihre Lippen von ihm löste und ihm mit schimmernden Augen, erregt vom Kuss, entgegen blickte. Seine Augen zeigten das gleiche Verlangen, dass sie in sich spürte auch wenn ihr immer noch seine Dämonischen Augen entgegen blickten, es gab keinen Unterschied. Plötzlich und ohne Vorwarnung, packte er sie an ihrer Hüfte und hob sie hoch um sie im nächsten Moment auf ihrem Bett wieder runter zu lassen. Ein leises erschrockenes Quietschen entwich ihr worauf ein amüsiertes Kichern folgte, das sofort verstummte, als sie Jin über sich gebeugt erblickte. Zärtlich strich er ihr eine ihrer Strähnen zurück hinters Ohr, ehe er sich zu ihr langsam runter beugte und ihr zu Erst einen Kuss auf ihre Wange hauchte, bevor er zarte  kleine Küsse auf ihrem Hals verteilte. Er entlockte ihr ein leises Stöhnen, ein Geräusch, dass sie peinlich berührt auf ihre Unterlippe beißen ließ, während er sich zurück zu ihrem Mund küsste. Seine Lippen hielten direkt vor ihren an, ein Zögern in dem sie ihm direkt in seine Augen blickte und ihre Arme erneut um seinen Hals legte, während ihre Hand anfing ganz zärtlich seinen Nacken zu kraulen wobei ihre Finger in seinem schwarzen Haar verschwanden.   Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, ehe diese sich zart auf die ihre legten. Er küsste sie sanft, liebkoste ihre Lippen, neckte sie, bis sie es nicht mehr aushielt und diesen süßen Kuss erwiderte. Es entbrannte ein Feuer. Ein heißer Kuss, der niemals enden sollte. Neckend knabberte er an ihrer Unterlippe, zog sich ein kleines Stück zurück, nur um ihre Lippen mit seinen für einen viel zu kurzen Moment zu streifen und ihr ein erneutes frustriertes Stöhnen zu entlocken, dass er so gerne hörte. In diesem Augenblick nutze sie ihre Flinkheit um ihn mit sich zu drehen, so dass sie nun auf ihm saß und ihm mit einem frechen Grinsen entgegen blickte. Doch auch er konnte schnell sein, wenn er wollte. Jin legte seine Arme um sie und zog sie ruckartig zu sich runter worauf sie ihn überrascht direkt in seine Augen sah und ein glitzern dort erkannte, dass sie noch nie zuvor gesehen hatte. Ein Glanz der sie an den Jin von früher erinnerte. Etwas was sie seit Jahren in seinen Augen nicht mehr gesehen hatte. Liebe.   Erneut hauchte er ihr einen langen und innigen Kuss auf ihre Lippen, dem sie sich seufzend hingab. Sie wusste nicht wie lange das so weiter ging... sie erinnerte sich nur an den Moment in dem sie sich irgendwann an seine Seite gekuschelt hatte, ihren Kopf an seine Schulter gebettet und ihren Arm auf seinem nackten Oberkörper ruhte, während sie vor Erschöpfung langsam einschlief. Jin hatte seinen Arm um sie gelegt, drückte sie dadurch sanft an ihn und strich mit seinem Daumen immer wieder zärtlich über ihren Oberarm, bis sie letztendlich ganz eingeschlafen war.   ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*   Die ersten Sonnenstrahlen durchbrachen die wenigen Wolken am Himmel und erhellten das Zimmer der jungen Chinesin, die noch tief und ruhig neben Jin schlief. Auch Jin befand sich noch im Land der Träume und schlief für seine Verhältnisse an diesem Tag außergewöhnlich ruhig und länger als üblich. Nicht mal einen unangemeldeten Besuch der besten Freundin von Xiao und ihrer Leibwächterin, bekamen die beiden mit. Miharu hatte geklingelt obwohl sie einen Schlüssel zu Xiao's Wohnung besaß, da sie durch ihre Freundin ja wusste, dass diese zu Hause war. Den Schlüssel hatte Xiao ihr vor ihrer Abreise vorsichtshalber gegeben, damit sie sich um die Wohnung kümmern konnte, falls sie länger in China bleiben sollte. Da sie keine Antwort auf ihr Klingeln erhielt, entschied sie sich, sich selbst hinein zu lassen und betrat mit Panda zusammen die Wohnung der Chinesin. Am Eingang konnte sie die Schuhe ihrer Freundin sehen und ein männliches Paar Schuhe, dass ihr ein verschmitztes Grinsen bescherte. "Oohhh...", entwich es der Japanerin. "Ich denke, ich kann mir denken, wem diese Schuhe gehören... was meinst du Panda?", sprach sie leise zu der Bärin und schmunzelte unentwegt dabei. Panda schnüffelte an den unbekannten Schuhen und machte einen eher glücklichen Eindruck, als besorgten. "Du kennst den Geruch, nicht wahr?", fragte sie die Leibwächterin ihrer Freundin worauf diese nickte. "Hab ich mir schon gedacht...", murmelte sie, zog ihre Schuhe aus und betrat das Wohnzimmer mit leisen Schritten, dabei sah sie sich gründlich um. Alles sah ordentlich und sauber aus und es war so still, dass sie sich wirklich fragte, ob die beiden überhaupt hier waren. "Du wirst ihn doch nicht in deinem Zimmer schlafen lassen, oder?", sprach sie leise zu sich selbst. "Oh Xiao, du bist so was von nicht unschuldig!", meinte sie grinsend, deutete Panda hier zu warten und ging mit leisen Schritten zu ihrem Schlafzimmer. Natürlich meinte sie das was sie sagte nicht wirklich ernst, sie neckte ihre Freundin einfach zu gerne, selbst wenn diese nicht mal Anwesend war. Sie wäre wohl die Letzte, die gegen Jin etwas hätte, ganz im Gegenteil, sie wünschte Xiao nichts sehnlicher, als das sie endlich mit dem Japaner zusammen sein konnte. Sie hatte es mehr als verdient.   Miharu blieb an der Tür stehen und lauschte erst einmal, jedoch hörte sie rein gar nichts. "Schlafen sie noch?", fragte sie sich leise und öffnete daraufhin ganz vorsichtig und so leise wie möglich die Tür. Ihre Augen erblickten erstaunt in das Zimmer ihrer Freundin und auf das ungleiche Paar, das zusammen auf dem Boden in einem Futonbett lagen und seelenruhig schliefen. Xiao hatte sich an seine Seite gekuschelt, ihren Kopf an seine Schulter geschmiegt und ihr Arm ruhte auf seiner Brust während er seinen Arm um ihre Schulter gelegt hatte und seine Hand locker auf ihrem Arm lag. Miharu lächelte, schüttelte ungläubig den Kopf und formte ein "Unglaublich!", stumm mit ihren Lippen, bevor sie leise die Tür wieder zu machte und zurück in das Wohnzimmer zu Panda ging. Damit hatte sie nun nicht gerechnet, aber umso mehr freute sie sich für ihre Freundin. Sie hatte es schon immer gewusst und oft zu Xiao gemeint, dass die beiden einfach Zeit zusammen brauchten, denn dass die beiden füreinander bestimmt waren, konnte wohl jeder sehen. Aber Jin hatte es ihr wahrlich nicht leicht gemacht, wie ihm näher kommen, wenn er dauernd von der Bildfläche verschwand? "Wir müssen wohl warten, Panda.", meinte sie zu der Bärin und setzte sich aufs Sofa. Panda lag auf dem Boden und ob fragend den Kopf an. "Xiaoyu schläft noch... wir sollten sie schlafen lassen, sie hatte eine anstrengende Reise.", erklärte sie und schaltete den Fernseher ein um die Zeit nicht nur mit warten zu vergeuden.   ~*~*~Währenddessen in Xiao's Zimmer.~*~*~   Langsam wurde die junge Chinesin durch das Sonnenlicht wach, ihre Augenlider zuckten und ihre Hand strich unbeabsichtigt über Jins Brust, als sie ihren Arm langsam zurückzog. Blinzelnd öffnete sie ihre Augen, sah verschlafen sich um und bemerkte erst nach einigen Minuten, dass sie noch immer an Jin gekuschelt lag, so wie sie gestern auch eingeschlafen war. Er schien noch zu schlafen, denn sein Arm rutschte von ihrer Schulter als sie sich vorsichtig aufsetzte, schnell sah sie zu ihm und hoffte ihn nicht geweckt zu haben. Jin regte sich keinen Millimeter, atmete ruhig weiter, also alles gut, dachte sie sich und atmete erleichtert aus. Sie drehte den Kopf zum Fenster, saß mit dem Rücken somit zu Jin und konnte nicht sehen, dass seine Augenlider nun auch anfingen zu zucken und er langsam seine Augen öffnete. Xiao sah verträumt das Fenster an, an dem Jin in ihrem Traum gestanden hatte und sie mit diesen Dämonischen Augen angesehen hatte. Der Traum war so intensiv gewesen, dass sie sich fragte, ob es vielleicht gar kein Traum gewesen war. Aber das war unmöglich, in ihrem Traum war sie mit Jin in ihrem Bett eingeschlafen und heute Morgen lag sie mit ihm im Futonbett, genau wie gestern Nacht als sie sich zu ihm geschlichen hat, weil sie einen Albtraum gehabt hatte. Nachdenklich wanderte ihr Blick zu ihrem Bett in dem ihre Decke unordentlich auf der Matratze lag, was auch gut sie durch ihren Albtraum fabriziert haben können. Es war ein Traum und trotzdem ließ sie das Gefühl nicht los, dass es mehr war als das. Ihre Lippen fühlten sich anders an. Irritiert wanderte ihre Hand automatisch zu ihren Lippen und berührten diese leicht, als müsste sie sich selbst überzeugen.   "Noch ein Albtraum?", erklang plötzlich Jins raue und dunkle Stimme, die er jeden Morgen hatte, wenn er gerade aufgewacht war. Erschrocken drehte sie sich zu ihm um, sie hatte nicht bemerkt, dass er bereits wach war. "N-nein... kein Albtraum.", antwortete sie ihm und musste automatisch an ihren Traum mit ihm denken wodurch sich ihre Wangen ein wenig erröteten. "Hast du... etwas geträumt?", fragte sie neugierig und um sich abzulenken. Jin zögerte, schien über etwas nachzudenken, ehe er ihr antwortete. "Mhm...", ein ja, das sie neugieriger werden ließ. "War es ein Albtraum?", fragte sie nach. "Nein.", sagte er mit einem amüsierten Klang in seiner Stimme, der sie noch mehr verwirrte. "Dann war es ein schöner Traum?", wollte sie wissen. "Schön?", wiederholte er und schien über das Wort nachzudenken. "Nicht?", fragte sie irritiert nach. "Wenn du es so nennen willst, dann ja.", meinte er und sah ihr mit einem entspannten Gesichtsausdruck entgegen. Sie? Wieso, wie sie es nennen will? Verwirrt blinzelte sie und sah dabei unentwegt Jin an, der nicht daran dachte seine Antwort zu erklären. Ein Geräusch aus dem Wohnzimmer ließ die beiden jedoch alarmiert zur Tür blicken. Auf eine Erklärung musste sie wohl vorerst verzichten, jetzt hieß es, herauszufinden wer sich in ihrer Wohnung befand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)