Der perfekte Morgen von niyo ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der Wecker klingelte und grinsend stellte Keiyuu ihn aus. Er war schon seit fünfzehn Minuten wach, hatte einen Liter Kaffee getrunken und Frühstück war auch schon in seinem Bauch. Er hatte den Wecker nur angelassen, damit er die SMS nicht zu früh abschickte. Das war seine selbst auferlegte Aufgabe gewesen. Nicht vorm Wecker klingeln abschicken! Sonst wäre Reita Muksch. Der Bassist genoss jede Sekunde Schlaf, die er bekommen konnte. Das seltsame an seinem Schlaf war aber, er hörte sein Telefon nicht, wenn es an der Tür klingelte, wenn man ihn ansprach, beziehungsweise man ihn anschrie oder wenn es laut neben ihm schepperte, aber seinen SMS-Klingelton hörte er. Und davon wurde er immer wach. Also hatte sich Keiyuu zurückgehalten und schickte die SMS erst nach dem Klingeln seines Weckers ab. Geschrieben war sie schon lange. Schon seit Mitternacht. Keiyuu hatte einfach nicht schlafen können. Erst am frühen Morgen war er völlig erschöpft eingeschlafen. Er hatte keine zwei Stunden geschlafen. Die wachen Stunden hatte er dafür genutzt, um Reita eine Mail zu schreiben. Er hatte ihm bei Facebook auf die Pinnwand geschrieben – sie benutzten natürlich andere Namen, um zumindest ein klein wenig Ruhe und Privatsphäre vor Fans zu haben –, etwas bei seinem privaten Twitteraccount – natürlich auch unter falschen Namen – getwittert und auf jeglicher Seite, auf der man jeden Quatsch posten konnte, etwas geschrieben. Jeder mochte das als übertrieben ansehen, doch Keiyuu war das egal, denn er war einfach nur überglücklich und hatte auch jeglichen Grund dazu. Reita und er waren schon ein Jahr zusammen. Ein ganzes Jahr! Er konnte es immer noch nicht fassen. Ein Jahr war so lang, aber so schnell vorüber gewesen. Andererseits kam Keiyuu die Zeit mit Reita schon viel länger vor. Sie hatten so viel gemeinsam durchgestanden, Gutes wie Schlechtes. Sie hatten ihre Hoch und Tiefs und das hatte sie noch fester zusammengeschweißt. Keiyuu liebte Reita abgöttisch. Er konnte sich ein Leben ohne den Bassisten einfach nicht mehr vorstellen. Das ging nicht, unmöglich! Ein Leben ohne Reita war wie Möhrensalat ohne Möhren, Kartoffelsalat ohne Mayonnaise, Sahne-Kirsch-Torte ohne Sahne – da blieben ja nur die Kirschen übrig. Glucksend kaute Keiyuu auf einem Keks herum. Er verbrachte eindeutig zu viel Zeit mit Miyavi, seinem besten Freund. Der brachte auch immer solche Vergleiche. Keiyuu bekam davon immer riesen Hunger. Er knabberte seinen Keks auf und beschloss sich anzuziehen und zur Arbeit zu fahren. Es würde zwar noch keiner da sein, aber Keiyuu hielt es zuhause einfach nicht mehr aus. Die Gänge der PSC waren dunkel und leer. So kannte Keiyuu sie gar nicht. Er kramte in seiner Tasche nach dem Schlüssel für seinen Bandraum, als er an GazettEs Tür vorbeikam. Irritiert blieb er stehen. Hatte er da grade Stimmen gehört? Und schien da Licht unter der Tür hindurch? Was war denn da los? Das konnte nicht GazettE sein. Reita hätte ihn Bescheid gegeben, wenn sie die Nacht durchgearbeitet hätten. Wer war es dann? Die Putzleute? Oder… Einbrecher? Keiyuu wurde ganz blass. Er fing an zu zittern und Adrenalin durchströmte seinen Körper. Was sollte er jetzt nur tun? Was war, wenn es wirklich Einbrecher waren? Sollte er die Polizei rufen? Aber wenn es jetzt doch nur die Putzleute waren, würde Keiyuu zum Gespött der PSC werden. Also nahm er seinen ganzen Mut zusammen – davon hatte er nicht besonders viel – und riss die Tür auf. Sein Herz blieb stehen… … und schlug dann erleichternd weiter. Auf GazettEs Sofa saß Aoi. Am Schlagzeug stand Kai. Auf ihrem kleinen Tisch vorm Sofa standen mehrere leere Kaffeebecher von Starbucks. Wahrscheinlich von dem um die Ecke. Auf und unterm Tisch stapelten sich Bento- und Sushiboxen, ebenfalls leer. Hatten sie etwa doch die Nacht durchgemacht? „Keiyuu? Ist was?“ Aoi sah ihn mehr als verwirrt an. War ja auch nicht so ganz normal, dass der Sänger Kras einfach leicht panisch aussehend hereingestürmt kam. „Ich dachte, ihr wärt Einbrecher“, gestand Keiyuu peinlich berührt. „Einbrecher?“ Aoi lachte. „Wie kommst du darauf?“ „Es ist alles so dunkel und still und ich wusste nicht, dass ihr die Nacht durcharbeitet. Reita hat nichts erwähnt.“ „Wir haben das auch sehr kurzfristig entschieden. Es lief grad alles so gut, da wollten wir nicht aufhören, Pause machen bis zum Morgen und riskieren, dass es dann nicht mehr läuft“, erklärte Kai ihm lächelnd. „Und wo sind…“ Keiyuu sah sich suchend um, obwohl er wusste, dass außer ihnen niemand anwesend war. „… die anderen Drei? Wo ist Reita?“ Kai und Aoi grinsten breit. Als ob sie genau wussten, woran Keiyuu dachte. Ein Jahr. Je öfter er es für sich wiederholte, desto weniger konnte er es glauben. „Die Chaoten holen Kaffee.“ „Und was zu essen“, ergänzte Aoi Kai. Keiyuu nickte. Da musste er sich wohl noch ein wenig gedulden. „Lasst mich raten“, sein Blick glitt zu den Boxen, „Sushi?“ „Brötchen“, korrigierte Kai lachend. „Soll ich ihnen simsen, dass sie mehr mitbringen sollen und du frühstückst mir uns?“ „Gerne.“ Keiyuu lächelte dankbar und setzte sich zu Aoi aufs Sofa, während Kai die SMS an Ruki schrieb. „Guten Morgen.“ Uruha betrat mit zwei vollen Plastiktüten in den Händen den Raum. Ruki folgte ihm mit einer dicken Sonnenbrille auf der Nase und zwei Pappbehälter mit sechs Kaffees in den Händen. Hinter ihm war Reita mit einer weiteren Plastiktüte. „Wer ist denn unser früher Frühstücksgast, für den wir extra noch mal zurück durften, obwohl wir schon kurz vorm Tor waren, huh?“ Uruha grinste breit, als er sich im Raum umsah. Sein Grinsen wurde breiter, als er Keiyuu sah. „Ach, sieh mal einer guck, der Kei-chan.“ Keiyuu ignorierte Uruha, er nahm ihn einfach nicht wirklich wahr. Sein Blick haftete an Reita. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Ein Jahr! Ein verteufelt langes und doch so kurzes Jahr. Ein so anstrengendes, aber vor allem wunderschönes Jahr. Ein Jahr voller Gefühle und der Gewissheit, Reita war sein Mann fürs Leben. Keiyuu stand langsam vom Sofa auf, stürmte dann allerdings in Reitas Arme und krallte sich an ihm fest. Reita schlang seine Arme um Keiyuus kleineren Körper und schien ihn gar nicht mehr loslassen zu wollen. „Ich liebe dich“, flüsterte Reita in Keiyuus Ohr. Nur für ihn bestimmt. „Ich liebe dich auch“, flüsterte Keiyuu zurück. Glücklich kuschelte er sich an seinen Freund. Mehr brauchten sie sich nicht zu sagen. Lange Reden waren nicht Notwendig. Mit diesen sechs Worten war alles gesagt, was sie zu sagen brauchten. Keiyuu war glücklich. „Ein Jahr“, murmelte er zufrieden. Reita lachte leise. „Stimmt. Nicht zu glauben, wa‘?“ Keiyuu nickte. „Es kommt mir so ewig vor.“ Wieder nickte Keiyuu nur. Seine Gedanken. Sie hatten es schon oft, dass sie das Gleiche dachten. Auch ein Grund, warum Keiyuu Reita so sehr liebte. „Komm, lass uns frühstücken, sonst essen die uns alles noch weg.“ Liebevoll löste sich Reita von ihm und strich ihm durchs Haar. Keiyuu nickte wieder und setzte sich neben Uruha auf den Boden vorm Tisch. Reita reichte ihm ein Kissen und setzte sich neben ihn. Keiyuu setzte sich aufs Kissen und nahm dankend das Brötchen entgegen, welches Uruha ihm reichte. Die Sushiboxen und Kaffeebecher waren vom und unterm Tisch verschwunden. Der Tisch war reich gedeckt mit zwei Tüten voll Brötchen, Nutella, Marmelade, Aufschnitt, Plastikbechern für den Multivitaminsaft und kalten grünen Tee und vor jedem Musiker stand ein voller Kaffeebecher. „Frühstückt ihr immer so?“ Keiyuu war ganz baff. Sowas bekam man ja nicht einmal in Hotels vorgesetzt. Zumindest nicht in denen, die die PSC für sie immer buchte. „Wenn wir durchmachen schon. Dann legen wir zusammen, so ist es dann nicht so teuer“, erklärte Uruha lächelnd. „Oh, soll ich dann noch was dazu geben?“ Denn grade futterte er quasi ihr aller Geld weg für lau. „Ach Quatsch“, empörte sich Aoi. Auch die Anderen schüttelten ihre Köpfe. „Du bist eingeladen. Vor allem, da heut doch so ein besonderer Tag ist.“ Keiyuus Herz schlug direkt wieder um einiges schneller. Ja, es war ein besonderer Tag. Verliebt lächelte er Reita an, der es mit ebenso viel Gefühl erwiderte. „Genau, ein ganz besonderer Tag“, stimmte Reita zu und hauchte Keiyuu einen Kuss auf die Lippen. Keiyuu schmolz dahin. Sie sahen sich in die Augen und Keiyuu hatte die Befürchtung, dass sein Herz jeden Moment explodieren müsste, so sehr raste es. Aber bei Reitas Blick, aus dem so viel Liebe, so viel Gefühl sprach, konnte es auch nicht anders. „Hast du sie ihm schon gezeigt?“, unterbrach Ruki die Gefühlvolle Stimmung zwischen ihnen. Reita rollte genervt mit den Augen. „Wann hätte ich das denn bitte machen sollen, huh? Denk mal nach bevor du redest, du Gnom.“ „Ich bin kein Gnom“, beschwerte sich Ruki lautstark. Bevor Reita aber darauf reagieren konnte und somit höchstwahrscheinlich ein Streit ausgebrochen wäre, brachte Kai sie mir einer herrischen Bewegung seiner Hand zum Schweigen. „Wir frühstücken, da gibt es keinen Streit“, befahl der Leader. Ruki biss beleidigt von seinem Nutellabrötchen ab, während Reita ihm einen bösen Blick zuwarf, aber sie blieben beide still. Keiyuu bewunderte Kai immer wieder dafür, wie gut er die Chaoten im Griff hatte. „Was sollst du mir zeigen?“, fragte er neugierig nach und piekte Reita in die Seite. Der Bassist verschluckte sich an seinem grünen Tee und sah Keiyuu böse an, doch der nahm das nicht sonderlich ernst. Reita konnte ihm nie lange böse sein. Vor allem nicht wegen so einer Sache. Er war ja nicht Ruki! „Später“, murmelte Reita und trank weiter. Empört plusterte Keiyuu seine Wangen auf*. Er wollte das aber jetzt (!!) wissen, nicht später. „Sag schon“, verlangte er und piekte Reita wieder in die Seite. „Oder ich piek dich jetzt durchweg.“ Reita verzog das Gesicht. Er wusste ganz genau, dass Keiyuu das durchziehen würde. „Na schön“, murmelte er, stand auf und ging zu seiner Tasche. Keiyuu beobachtete ihn dabei, wie er in dieser herumkramte und ein kleines Päckchen herausholte. Sein Herz schlug schon wieder unnormal schnell. „Hier.“ Reita überreichte es ihm und wirkte dabei leicht nervös. Das machte auch Keiyuu nervös. Mit zittrigen, schwitznassen Händen löste er die Schleife und entfernte vorsichtig das schlichte, blaue Geschenkpapier. Hervor kam ein schwarzes Kästchen. Keiyuu nahm den Deckel ab und sein Herz blieb stehen. Das konnte nicht wahr sein. Von Reita hätte er das nie erwartet, umso größer war die Überraschung. In dem Kästchen lagen auf einer Schicht Watte zwei silberne Ringe. Keiyuu war einfach nur sprachlos. Mit leicht geöffneten Mund starrte er auf die Ringe und wusste nichts zu sagen. Stumm nahm sich Reita einen der Ringe aus dem Kästchen, griff nach Keiyuus linker Hand und steckte ihm den Ring an den Ringfinger. Er passte perfekt. Keiyuus Herz bollerte mit fünffacher Geschwindigkeit gegen seine Rippen. War nur eine Frage der Zeit bis die brachen. „Woher weißt du…?“ „Yasuno“, beantwortete Reita Keiyuus unbeendete Frage. Dem Sänger wurde ganz warm ums Herz. Reita und Yasuno konnten sich nicht leiden. Das war schon immer so gewesen, doch seit Keiyuu und Reita ein Paar waren, war das nur noch schlimmer geworden. Es musste Reita viel Überwindung gekostet haben Yasuno um Hilfe zu bitten. Keiyuu würde sich auf jeden Fall noch einmal bei Yasuno bedanken, denn er wusste für seinen besten Freund war es eine ebenso große Überwindung Reita zu helfen. Auch wenn es nur um so eine Kleinigkeit wie die Ringgröße herauszufinden ging. Was Yasuno sowieso schon lange kannte. „Ich weiß“, begann Reita, nachdem er Keiyuu einige Zeit zum Betrachten des Ringes gelassen hatte, „in Japan ist es nicht erlaubt, aber zum Teufel, ob erlaubt oder nicht. Ich liebe dich! Ich will für immer mit dir Leben und da kann mir kein Gesetz reinreden. Es ist ein Symbol, nicht offizielles, nur für dich und mich. Keiyuu“, Reita griff mit beiden Händen nach Keiyuus. Der Ring schimmerte an Keiyuus Finger. Tränen liefen ihm die Wangen herab. „Ich liebe dich. Vom ganzen Herzen. Ein Leben ohne dich kann ich mir einfach nicht mehr vorstellen, ich kann nicht mehr ohne dich sein. Ich bitte dich, nein, ich flehe dich an, werd mein Mann. Mein Mann bis zum Ende der Welt.“ Keiyuu schluchzte laut auf. Wie oft hatte er sich das schon vorgestellt. Reita und er. Er hatte sich nie zu träumen gewagt, dass Reita genauso empfand. Der Bassist war einfach nicht der Typ dafür. „Du musst schon antworten“, hörte Keiyuu Uruha neckend, aber liebevoll sagen. Doch er konnte nichts sagen, seine Stimme war weg. Er konnte nur nicken. „Vergiss den Ring nicht“, hörte er Aoi im gleichen Tonfall wie Uruha sagen. Doch er hatte nur Augen für Reita. Der Bassist lächelte ihn mit so viel Liebe im Blick an, da zersprang ihm das Herz. Jemand reichte ihm den zweiten Ring aus dem Kästchen, er sah nicht wer. Später erfuhr er von Ruki, dass der Sänger es gewesen war. Zitternd steckte er Reita den Ring an den Finger. Reita streichelte ihn mit genau der Hand über seine Wange und griff dann nach der Hand, an der er den Ring trug. Ihre Ringe berührten sich, Reita sah Keiyuu tief in die Augen. Keiyuu war der festen Überzeugung nie wieder in seinem Leben einen so wunderschönen Moment erleben zu dürfen. Alles war perfekt. Sein Leben, sein Ring, sein Mann, der Moment. Es war der absolut perfekte Morgen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)