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DQ8: Il Santuario in Cielo

Das Heiligtum im Himmel
von

Vorwort zu diesem Kapitel:

♫ A Deus
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Das Heiligtum im Himmel

29. September. Marcello. 24 Jahre. Tot.
 

Sein Kopf ruhte auf meinem Schoß, als er seinen letzten Atemzug machte. Keine Ahnung, ob er bereits schlief oder einfach nur die Augen geschlossen hatte – auf jeden Fall hatte er geschnauft, aber am Ende vermochte man davon eigentlich auf nichts mehr zu schließen.
 

Das Replikat seiner einstigen Offiziersuniform, in die ich ihn nach seinem Ableben gekleidet hatte, hatte ich in Argonia anfertigen lassen.
 

…Ob er selbst meint, gesiegt zu haben?
 

Im Grunde konnte er doch nur verlieren, oder? Tatsache ist jedenfalls: Rhapthorne starb mit ihm. Als später jemand das Dunkelbaum-Blatt auf eine Landkarte legte, zerfiel es zu indigoblauer Asche.
 

Jessica spendete mir die Zeit und den Raum, die ich mit meinem Bruder brauchte. Ich traf sie wieder in Alexandria – in ihrem braven Kleid, Monate später, aber nicht so viele, als dass ich jenes Glück, welches sie auffällig verändert hatte und an dem ich – hoffentlich! – nicht unschuldig war, versäumte.
 

Sie lächelte.
 

Die Zeit zog weiter über die Länder. Das Auge des Tages wie das Auge der Nacht öffneten sich über unserer Welt, welche sich jedes Quartal in einem anderen prächtigen Kleid drehte. Die Abtei trug einen Pelz aus Schnee oder badete im Sonnenlicht, und das Merkurflorett im Amtszimmer hüllte sich in Staub. Celino wuchs über das geöffnete Cembalo hinaus und darf sein Können mittlerweile vor dem jungen trodainischen Königspaar beweisen. Auch die übrigen Kinder entdeckten den Sinn ihres Lebens, selbst wenn manche etwas länger suchten, andere ihn schon unter den Rittermönchen fanden, welche nun Hauptmann Gladio leitet, dem es bis an sein Ende nicht gelingen soll, sich der Wehmut in seinem Gesicht, die dieses seit dem Empfang der Todesnachricht grau wirken lässt, zu entledigen, obschon sich Abt Theophilus seines Seelenheils feurigen Herzens angenommen hat.
 

…Ich?
 

Ich gewandete mich in schlichte Stoffe, allein mit dem Shamshir in der Hand, und begab mich mit meiner Geliebten auf die Reise zu jenem Ort, an welchem wir unser Haus errichteten.
 

Mit meiner Geliebten und unserem von der Träne eines Baumes geretteten Glück.
 

„Was hast du da?“
 

Alistair hat das feuerrote Haar seiner Mutter und die schlechten Ausreden von seinem Vater.
 

„Ich bin schwanger!“
 

Vögel. Neugierig hebt sich die Sonne über die Gipfelkette, als sei ihr nicht bewusst, dass eine pralle Lichtkugel wie sie schlecht zu übersehen ist. Sie wirft ihre goldenen Strahlen durch die zackigen Löcher der apfelroten Baumdächer. Gleich leuchtenden Elfen wippen ihre Partikel auf jedem einzelnen Blatt. Eine frische Brise rauscht über die Hügel und bringt die unzähligen Gräser zum Lachen.
 

Ich ließ ihn nicht vergraben. Ganz unten zu sein hat ihm nie gestanden. Auf den Hügeln des Heulenden Windes stehend, habe ich seinen Staub von weit oben auf den ehemaligen Standort der Kapelle des Herbstes fallen lassen – diesen einen Ort, an dem er wirklich glücklich gewesen ist, wenngleich ich mich sehr bemüht habe, ihm wenigstens ein winziges Stück jenes Glückes wiederzugeben.
 

Aus Alistairs gewölbtem Hemd rutscht ein kleiner Schleim – wohl noch ein Baby – kugelt grinsend über den Boden und bleibt dann richtig herum kleben. „Schleim mich!“
 

Er hat mich sein Leben lang gehasst.
 

Aber niemand ist eben perfekt.



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