Brillenträger versus Vollidiot! von Midnight (Was sich neckt, dass liebt sich) ================================================================================ Prolog: Zimmer teilen? Nein Danke! ---------------------------------- "Ich soll was?! Ich soll mein Zimmer mit dem teilen?", reagierte ich energisch, auf das Vorhaben meines Adoptivvaters. Gerade erst war ich aus der Schule gekommen und wurde gleich mit diesen eher miesen Nachrichten überrumpelt. Ich dachte,dass das Taktik war, damit ich nicht so viel Raum hatte zu rebellieren. Heimtükisch war das. Erik kannte mich einfach zu gut, "Ja, es bleibt dir leider nichts anderes übrig, weil wir hier in der Wohnung kein weiteres Zimmer haben. Wir sind schon auf der Suche nach einer neuen Wohnung, aber bis das geregelt ist...", ich dachte gar nicht daran, meinem Adoptivvater zu Ende sprechen zu lassen. "Kommt nicht in Frage!", stellte ich mich stur und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich will mein Zimmer nicht teilen! Außerdem wurde ich noch nicht mal gefragt, ob ich überhaupt mit dem Streber zusammen wohnen will!", motzte ich lautstark und schnaufte bei dem Gedanken an den Streber namens Vincent, den ich schon aus der Grundschule kannte und den ich noch nie mochte. Nie im Leben verschwendete ich auch nur einen winzigen Gedanken daran, dass wir mal unter einem Dach leben würden und jetzt war es so weit und da ließ Erik sich auch nicht reinreden. Das machte er mir mit deutlichen Worten klar. "Du brauchst gar nicht so rummotzen! Es ist schon entschieden. Morgen werden Inge und Vincent hier einziehen. Also räume schon mal ein paar Fächer in deinem Schrank für ihn leer, damit er auch etwas Platz hat seine Sachen unterzubringen." Mit diesen Worten verließ er mein Zimmer und ließ mich einfach stehen, so dass ich gar nicht mehr die Möglichkeit hatte ihm zu wiedersprechen. Dabei schloss er die Tür. Ich ballte knurrend die Hände zu Fäusten zusammen. Anschließend stapfte ich zu meinem Bett, um mir ein Kissen zu schnappen und es mit voller Wucht gegen meine Zimmertür werfen. "Fuck!", rief ich lautstark in den Raum. Danach warf ich mich aufs Bett und brummte vor mich hin. Kapitel 1: Krieg! ----------------- Am nächsten Tag, es war ein Samstag, wurde ich völlig verfrüht aus dem Bett geschmissen. Erik war doch tatsächlich so dreist mich um acht Uhr dreißig zu wecken und mich dazu zu nötigen mich für den Daueroffenhalt von Inge und Vincent aufzuhübschen. Na vielen dank auch. Seine Gardienenpredigt, dass ich mich unseren neuen Mitbewohnern gegenüber auch schön freundlich verhielt, konnte er sich mal getrost in die Haare schmieren. Einfach weil ich keine Lust auf gefakte Freundlichkeit hatte. Der Countdown lief. Neun Uhr dreißig und ich hatte noch nicht mal was essbares im Magen. Das war wohl geplant, weil ich sonst Gefahr lief zu kotzen. Konnte aber auch sein, dass es eine weitere vorbeugende Maßnahme war um zu verhindern, dass ich gestärkt in den Krieg zog. Einfach, damit ich nicht genug Power zum frontalen Angriff hatte. Aber das verhinderte nicht, dass ich angepisst war. Zehn Uhr. Da stand er also in der Wohnungstür mit samt seiner Tante, dieser kleine Nerd, den ich schon in der Grundschule nie besonders leiden konnte. Ach...das erwähnte ich ja bereits. Warum eigentlich? Das ließ sich in einigen Worten beschreiben. Er war immer der liebe, kleine Junge, der es mit seinen Leistungen allen recht machte. Mit seiner riesigen, knallbunten Brille, die nun einer schwarzen, dick umrandeten Brille gewichen war, die ihn auch nicht ansehnlicher machte, ging er mir einfach auf den Keks. Selbst jetzt, Jahre später, konnte ich einfach nichts anderes, als von ihm genervt zu sein! Besonders weil er von nun an mein neuer Mitbewohner sein sollte, mit dem ich mir fortan MEIN Zimmer teilen sollte! Erik machte seine Drohung vom Vortag also tatsächlich wahr. Ausgerechnet mit diesem verdammten Nerd! Die Stimme von Inge drang an mein Ohr. "Hallo Evan. Wie geht es dir?", fragte sie. Wie konnte sie nur so eine Frage stellen!? Wo sie und die Brillenschlage gerade dabei waren mein ganzes Leben unzukrempeln. Auf sowas hatte ich einfach keinen Bock mehr! Und ich wusste nicht genau was es war, aber ihre Stimme hatte etwas an sich, dass mir Kopfschmerzen bereitete. Ich blieb einfach stehen und verzog ein bisschen die Mundwinkel. Ich hatte nicht die geringste Lust diese Menschen in mein Leben zu lassen. "Jetzt steh nicht so rum, sondern hilf den Beiden mit ihren Koffen!", forderte mein Adoptivvater mich auf. Ich schnaufte. "Vergiss es! Ich hab keinen Bock auf den Kram. Nicht auf den Einzug, nicht auf eine neue Mutter und schon gar nicht auf diesen Nerd!", stellte ich mich lautstark quer und verzog mich in mein Zimmer. Die Tür knallte ich jedoch nicht zu, weil ich keine Lust auf weiteren Stress hatte. Nicht jetzt. Davon würde es noch genug geben, wenn ich versuchte die Beiden wieder rauszueckeln. Um nett und freundlich mit der Sache umzugehen, war ich zu stur. Als mein Striefvater mich zu sich holte wusste er, dass ich ein von den Erziehern und Aniagressionstherapeuten abgestempelter hoffnungsloser Problemfall war und allen nur ärger bereitete. Im Heim waren sie glaub ich ganz glücklich, dass sie mich los waren und sich nun jemand anders mit mir abärgerte. Das sie mich als das abstempelten, störte mich nicht sonderlich. Ich wusste, dass ich nicht der Einfachste war, aber ich gab mir auch keine besondere Mühe. Wozu auch? Das Leben war zu mir auch nicht nett. Erik war über meinen Abgang natürlich nicht begeistert und rief noch hinter mir her, dass ich nicht so unverschämt sein sollte, ließ es dann aber bleiben. Er wusste, dass er damit bei mir auf Granit biss. So schnell, gab ich mich nicht geschlagen. Wäre ja noch schöner. Als Zeichen meiner Abneigung drehte ich meine Musik extra laut auf, so dass ich gar nicht mehr mitbekam, was da hinter der Tür passierte. Interessierte mich auch nicht. Sollten sie doch machen was sie wollten, aber ich half ihnen dabei bestimmt nicht! Ein Lied von Saetia unterstütze mich dabei. Musik war für mich immer ein gutes Mittel zur Ablenkung, wenn ich den Kopf frei kriegen musste. Doch mein Vorhaben wurde schon bald von der Brillenschlage unterbrochen, die plötzlich vor mir stand und mich fast zu tode erschreckte. Eines musste ich ihm ja lassen. Mutig war er ja. Aber das änderte nicht meine Einstellung! Vincents Augen blickten mich durch seine dick, schwarz umrandete Brille an. Neben ihm stand eine große Tasche. "Was willst du denn hier? Du störst!", murrte ich, eine Antwort erwartend, die ich nicht hören wollte. "Noch nicht gehört? Ich soll hier einziehen.", teilt er mir erstaunlich emotionslos mit. Kam mir ja fast so vor, als interessierte er sich nicht dafür und gab sich den Umständen ohne wenn und aber hin. Leider teilte ich seine Meinung nicht.. ich setzte mich an die Bettkante und knurrte ihn an, "Mir doch egal, was du sollst und was nicht. Das hier ist MEIN Zimmer, also verpiss dich!", blökte ich ihn an. "Ich würde auch lieber wo anders wohnen, aber ich konnte es mir leider nicht aussuchen.", motzte er durch die laute Musik zurück. "Was ist denn hier los? Evan, stell doch mal die Musik aus.", tönte die Stimme meines Adoptivvaters durch den Raum und kam gerade schnurstracks auf mich zu. "Ich denk nicht dran!", brüllte ich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und stellte auf stur. Zum wiederholsten Male. Ich hatte verdammt noch mal keinen Bock auf diesen Mist! "Soll er doch im Wohnzimmer pennen!", murrte ich biestig. "Kommt nicht in Frage und jetzt hilf deinem Mitbewohner sich einzurichten! Versuch wenigstens freundlich zu sein!", hörte ich seine Stimme wütend beben. Wenn er sich schon so anhörte, gab es bestimmt noch ein Nachbeben, in Form von Hausarest, oder Taschengeldentzug. Das bedeutete einen Monat blank sein oder auf Freunde verzichten. Ich wusste, dass er es durchzog, wenn er es wirklich darauf anlegte. Boa eh! Dabei war bis vor einem halben Jahr doch noch alles in bester Ordnung. Bevor er diese Frau näher kennenlernte, die mich als Grundschüler immer ausschimpfte, als ich den kleinen Vincent mal wieder trietzte. Ich meine, der hatte doch selber schuld, wenn er das so sang und klanglos über sich ergehen ließ und sich nicht wehrte. Nein, statt dies zu tun fing er an zu heulen, wenn man ihm nur die hässliche Brille klaute. Son Waschlappen, dachte ich nur. Doch ich wusste, dass ich ihn auch dann nicht hätte leiden können, wenn er sich gewehrt hätte. Einfach, weil er ein verdammter Streber war, ohne viel dafür tun zu müssen und mich tierisch nervte. Ob er immer noch heulte, wenn ich ihm einfach mal die Brille klaute? Ich befürchtete fast schon nicht, aber...Interessant zu wissen war es ja. Ich hatte so totale Lust ihn mal wieder zu mobben. Das versäumte ich letzte Woche leider. Tragisch. Aber diese Arbeit erledigten Andere für mich. Jedenfalls bekam ich dazu ja die Gelegenheit, wo er doch in meinem Zimmer wohnen sollte. Leider hatte mein Ziehvater da ein verdammt waches Auge, und würde mich mit seinen Todesblicken nur so bombadieren, weil er mein kleines Problem natürlich von früher schon zu genüge kannte. Aber, obwohl niemand so wirklich verstand, warum er mich, das Problemkind, nicht nur bei sich aufnahm, sondern auch noch bei sich behielt, blieb er eisern mein "Vater". Er tat dies mit der sehr logischen Erklärung ab, dass ich ein Mensch sei und kein Gegenstand, den man beliebig umherschieben könne. Das rechnete ich ihm hoch an und das war auch der Grund warum ich ihn respektierte. Hin und wieder riss ich mich ja auch zusammen, aber das klappte leider nicht immer. Ich war eben ein Rebell, der den Mund aufmachte, wenn ihm was nicht passte. Wenn man es nicht tat wurde man irgendwann untergebuttert. So wie Vincent, als er noch klein war. "Schatz, ich hab die Matraze gefunden, die wir gesucht haben, die zum Aufpumpen.", das war Inge, die ihren Kopf ins Zimmer streckte. Ihr Gesichtsausdruck sagte mir, dass die dies auch tat, um die Lage abzuchecken. "Habt ihr immer noch nicht angefangen auszupacken?", seufzte sie. Mein Adoptivvater schüttelte den Kopf, "Leider nicht, mein Junge ist leider ein unververbesserlicher Sturkopf.", gestand er die Wahrheit. Inge lächelte erstaunlicher Weise und wante ihren Blick dann an mich. Sah so aus, als hätte sie etwas zu sagen. Na dann, nur raus damit, ich hörte sowieso nicht auf das, was sie sagte. Schließlich war sie nicht meine Erziehungsberechtigte. "Hör mal Evan, ich kann verstehen, dass du keine Lust hast dir ein Zimmer mit jemandem zu teilen...", bekann sie, da fing ich schon an zu schnaufen. Diese Frau verstand gar nichts. Immerhin musste sie sich nicht das Zimmer mit jemandem teilen, den sie nicht leiden konnte! Typisch Erwachsene. Sie machten sich über alles Mögliche und Unmögliche Gedanken, nur nicht darüber, ob ihre Entscheidungen nicht hin und wieder auch mal auf Ablehnug stießen. Doch selbst wenn sie sich dessen bewusst waren, wollten sie es versuchen und bestraften den, der damit nicht einverstanden war. Aber was hatte ich mit meinen 16 Jahren schon zu sagen. Man konnte mich zwar für meine Taten zur Verantwortung ziehen, aber Entscheiden, mit wem und ob ich mein Zimmer wollte, durfte ich nicht. Ärgerlich! "..aber es ist ja nicht für lange. Ihr werdet euch schon zusammenraufen. Das ist schon mal eine gute Übrung für euer zukünftiges zusammenleben.", erläuterte sie mir. Ich hätte schon wieder kotzen können. "Vergiss es!", sträubte ich mich laut und stand auf. "Macht euren scheiß alleine, aber glaubt ja nicht, dass ich da mit mache!", machte ich meinen Standpunkt klar und verließ das Zimmer. Noch eine Minuten länger und ich drehte durch. "Evan! Komm sofort zurück! ", rief Erik noch hinter mir her. "Keinen Bock!", antwortete ich, als ich bereits meine Sachen zusammen hatte und die Tür hinter mir schloss. Vor der Tür atmete ich erstmal tief durch und rannte dann wie ein Irrer die Treppen des Mehrfamilienhauses herunter. Nichte wie weg dachte ich mir nur. Das war ja nicht zum Aushalten! Mein Weg führte mich zu einem alten Spielplatz. Dort trat ich vor Wut gegen einen alten morschen Holzbalken. "Fuck eh!", brüllte ich und merkte gar nicht wie sich bereits jemand annäherte, den ich kannte. Sogar ziemlich gut. "Hey Evan, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragte der brünette Typ hinter mir. Genervt sah ich ihn an. "Hach bei mir hat sich so eine Brillenschlange eingenistet.", murrte ich. "Brillenschlange?", wiederholte er. "Ja! Vincent aus unserer Klasse. Boa wie ich ihn hasse!" und noch mal trat ich gegen das Holz. "Mensch beruhig dich mal. Was heißt denn eingenistet?", harkte er nach. "Er und seine Tante sind heute bei uns eingezogen. Und ich soll jetzt MEIN Zimmer mit ihm teilen. Ausgerechnet mit diesem Streber! Nicht einmal vorgewarnt hat man mich.", maulte ich genervt. Noah zog die Augenbraue hoch. "Ach so ist das also. Haha, ich glaube ja, dass das Taktik war.", lachte er und klopfte mir die Schulter. "Wenn ich an Eriks Stelle wäre, hätte ich dir auch nichts gesagt. Dem Kleinen hast du ja schon in frühster Kindheit den Krieg erklärt.", sagte er und hatte recht. Damals noch ärgerten wir Vincent gemeinsam, bis er sich besann und sich vornahm ein besserer Mensch zu werden. Zumindest was Vincent betraf. Aber auch das hielt ihn nicht davon ab hin und wieder mal Streiche zu spielen, oder sich auch unerfindlichen Gründen in Prügeleien zu verwickeln. Wir hatten was gemeinsam. Wir kannten die Schulordnung schon auswenig. Einfach weil wir nicht so folgsam waren. Eigentlich mochte ich ihn ja, aber jetzt gerade ging er mir tierisch auf den Keks! "Das weiß ich auch!", knurrte ich. Wieder zuckte er mit den Schultern. "Was regst du dich denn noch auf, wenn du es eh schon weißt. Du weißt wie stur Erik sein kann. Der zieht das durch.", erkannte er und entlockte mir ein weiteres Knurren. "Das befürchte ich auch. Ich hab aber keinen Bock auf diese neue Familie! Wenn Weiber ins Haus kommen bedeutet dass meistens nichts Gutes und wenn dieser Streber mir auch noch mein Zimmer streitig macht krieg ich einfach zu viel. Schon seine bloße Anwesenheit nervt mich.", Noah wirkte wärend meiner Erzäuhlungen leicht abwesend. "Hey! Hörst du mir überhaupt zu?", machte ich ihn lautstark auf mich aufmerksam. Sein Blick want sich wieder an mich, "Aber sicher, ich höre dir doch immer zu.", was für eine glatte Lüge. "Sag mal wie wäre es, wenn ich dich ein bisschen ablenke, so wie neulich...",schlug er mir vor und schmiegte sich im gleichen Moment dicht an mich, um mir einen kurzen Kuss zu geben. Die Idee war gar nicht mal so blöd, ich konnte dadurch nur gewinnen. Das hieß, wenn sein bekloppter Exfreund nicht wieder, die ganze Stimmung versaute. Der hatte nämlich die Eigenart, immer dann auzutauchen, wenn wir gerade voll bei der Sache waren. "Von mir aus. Ich hoffe du weißt, dass ich ne Menge abzureagieren habe.", er nickte. "Klar...", grinste er und küsste mich. Ich erwiederte hemmungslos. Schließlich landeten wir wie so oft in seinem Bett und ließen es uns gut gehen. Sex war auch ein gutes Ventil zum abreagieren. Dann musste ich zumindest, mal nicht an diesen blöden Streber denken! * "Evan wo warst du die ganze Zeit!", hörte ich Erik meckern, sobald ich durch die Wohnungstür trat. Ich zuckte mit den Schultern. "Geht dich nichts an.", murrte ich genervt. "Na und ob mich das was angeht! Ich bin dein Erziehungsberechtigter!", erwiederte er streng. Doch ich verschränkte nur die Arme vor der Brust und wante meinen Kopf ab. "Da hast du recht mein Lieber. Aber du musst schon verstehen, dass das für ihn eine ziemliche Umstellung ist. Du hast ihn ja nicht mal vorgewarnt.", mischte sich Inge ein. Ihre Meinung interessierte mich eigendlich herzlich wenig, aber zumindest hatte sie mal Patei für mich armes Wesen ergriffen. Nur änderte das leider nichts an meiner Lage. "Auf welcher Seite stehst du denn?", wollte Erik von Inge wissen. Sie stämmte die Fäuste in die Seiten. "Ich stehe auf keiner Seite. Es wäre nur vielleicht netter gewesen, wenn du ihn ein bisschen besser darauf vorbereitet hättest.", entgegnete sie ihm mit klaren Worten. War ja schon mal super. Kaum waren sie da, da zofften sie sich auch schon. Na wenn das mal keine gute Vorraussetzungen waren, dass sich meine Lage vielleicht doch noch änderte. Nur wusste ich zu gut, dass, das nur in meiner Fantasie passierte. So wie die beiden vor sich hin schimpften ließ ich sie einfach mal stehen. Ich hatte keine Lust mir das an zu hören. Schließlich hatte ich eine ganz andere Sorge. Nämlich den Streber, der es sich gerade auf der großen Luftmatratze bequem machte und rings um sich eine Festung aus Büchern baute. Ja er beachtete mich nicht mal, als ich das Zimmer betrat, so vertieft war er in seine Bücher. Schon das brachte mich auf die Palme. Wut staute sich in mir auf. Wenn mich meine Augen nicht trübten, war ich der Meinung, das er so Schinken wie "Shakespear" um sich versammelte. Nicht auszudenken. Wie konnte man sich mit so viel Kram vollpumpen. Ich musste schon wieder schnaufen und achtete gar nicht darauf wo ich hin trat und stolperte dann auch schon über einige seiner Bücher. Mit einem lauten "Rums", lag meine Wenigkeit dann auch schon mit der Nase auf dem Boden. "Oh, Evan, hast du dir wehgetan?", stellte er mir wohl der dämlichste Frage, die mir je ein Mensch stellte. Ich richtete mich wieder auf und rieb mir die Nase, die leicht blutete. Warscheinlich weil eine kleine Ader geplatzt war oder so. Wütend sah ich zu der Brillenschlage auf. "Sag mal hast du sie noch alle? Wieso lässt du deine bescheuerten Bücher einfach so im Eingang liegen?", schrie ich ihn an. "Sie lagen an der Seite, wenn du zu doof bist die Augen auf zu sperren ist das nicht mein Problem!", teilte er mir Schulterzuckend mit. Ja beinahe so,als interessierte es ihn gar nicht, dass ich mir hier mindestens die Nase hätte brechen können. Nicht zu fassen! Diese kleine Kröte bildete sich wohl sonst was ein! "Bitte? Falls ich dich dran erinnern darf, dass hier ist immer noch MEIN Zimmer. Ich bestimme wann hier was im Weg liegt und wann nicht!", keifte ich. Doch wieder ließ er sich unbeeindruckt. Sein Blick klebte wieder an seinen Büchern. "Und wenn schon. Jetzt müssen wir es uns nun mal teilen, ob du willst oder nicht. Finde dich damit ab.", gab er fast schon ruhig und gelassen wieder. Selbst, als ich ihm vor Wut sein Buch aus den Händen riss, ließ er sich nicht beeindrucken. "Hör mal. Ich hab keinen Bock auf deinen Kindergarten! Lass mich einfach in Frieden.", äußerte er sich und drehte sich um. Dieser miese kleine...! Das bedeutete Krieg! Kapitel 2: Hausarrest! Auch Krieg braucht Pause! ------------------------------------------------ Noah sah mich amüsiert an. "Haha, also Evan. Du bist manchmal echt zum Schießen komisch.", lachte er. Ich knurrte ihn an. "Das ist überhaupt nicht komisch. Der Kleine bildet sich wer weiß was ein, nur weil Erik ihn und seine Tante bei uns wohnen lässt. Wegen seinen scheiß Büchern, habe ich mir fast das Genick gebrochen!", ärgerte ich mich. Noah streckte sich einmal ausgiebig in seinem Bett und zog die Bettdecke wieder etwas höher, während ich in Boxershorts am Fenster saß und eine Zigarette rauchte. So wie immer nach dem Sex. "Ach Evan, du bist einfach unverbesserlich. Meinst du nicht, dass du endlich dein Kriegsbeil begraben könntest?", erlaubte er sich die Frage. "Auf keinen Fall! Ich hasse diese kleine Brillenschlange! Seid er da ist ertrinke ich fast in seinen Bergen von Büchern und er ist andauernd am Lernen. Ich kann nicht mal mehr meine Musik aufdrehen. Das ist einfach nicht auszuhalten! Ich habe keine Privatsphäre mehr!", regte ich mich auf und schaute beleidigt aus dem Fenster. Noah gähnte müde. "Wenn du dich noch mehr aufregst, wachsen dir noch frühzeitig graue Haare.", merkte er an. Ich hörte wie er sich im Bett bewegte. Schließlich spürte ich, wie er seine Arme um meinen Körper schlang. Aufreizend, drückte er seinen nackten Oberkörper an mich und ließ seine Lippern sanft über meinen Hals gleiten, dann hauchte er mir wohlwollend ins Ohr, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten. "Das ist ziemlich un sexy, weißt du?", ich drückte meine Zigarette im Aschenbecher aus, ließ meine Hände über seine Arme streifen. Ich grinste breit. "Noah, du bist ja heute unersättlich...", merkte ich an. Mit einer Hand fuhr er meinen Bauch entlang, ließ seine Finger in meine Boxer-Shorts glitten. "Oh ja, was meinst du, wollen wir zusammen duschen bevor du nach Hause gehst?", flüsterte er mir verführerisch ins Ohr. Ich löste mich von ihm, um von der Fensterbank zu rutschen. Danach zerrte ich ihn wieder an mich und presste ihn an die nächste Wand, um ihn zu küssen. Er erwiderte den Kuss. Keuchend drückte ich mich gegen ihn. "Nichts lieber als das.", ich konnte diese kleine Entspannungsübung gut gebrauchen, wenn ich nachher den ganzen Stress wieder ertragen sollte. * "Evan, wo bist du schon wieder so lange nach der Schule gewesen? Ihr solltet doch zusammen nach Hause kommen.", schimpfte Erik. "Hatte halt besseres zu tun.", murrte ich. Ja in der Tat. Der Sex mit Noah war mal wieder äußerst entspannend. Viel interessanter, als hier abzuhängen und Vincent beim Lesen zu, zuschauen, oder Erik und Inge beim Turteln anzugucken. Bei dem Gedanken könnte ich schon wieder kotzen! Erik schüttelte den Kopf über mein Verhalten und seufzte tief. "Evan, wie lange willst du denn noch auf stur schalten? Was ist denn so schlimm daran sich einmal zusammen zu reißen?", predigte er mir. Ich sah ihn genervt an. "Das fragst du mich noch? Ich wurde ja noch nicht mal gefragt, ob ich damit einverstanden bin!", Erik stemmte die Hände in den Seiten, "Weil ich genau wusste, dass du total rum stressen würdest!", erkannte er. "Na kein Wunder! Ich habe ja auch überhaupt keinen Bock mit dieser Brillenschlange unter einem Dach zu leben!", konterte ich. "Evan? Wie oft muss ich dir noch sagen, dass du ihn nicht Brillenschlange nennen sollst!", ich zuckte emotionslos mit den Schultern. Mein Ziehvater fasste sich an die Stirn. "Du bist ein unverbesserlicher Sturkopf.", ach ne, als wenn ich das nicht wüsste. "Kann ich jetzt gehen?", harkte ich nach. "Hey ihr beiden, hört auf euch zu streiten und kommt essen! Und Evan, Erik hat recht. Sei nicht immer so ungerecht zu Vincent! Er hat dir nichts getan!", hörte ich die Stimme seiner Freundin. Der liebe Vincent war mal wieder der Gute und ich wieder der Böse. War ja sowas von klar. "Ist schon gut Inge, er braucht nur irgendwas womit er sein Ego puschen kann.", meinte Vincent, der gerade aus meinem Zimmer in die Küche spazierte. "Du kleiner...!", wollte ich ihn anschreien. Erik sah mich mahnend an. "Evan?!", ich schnaufte. "Schon gut! Ich hab eh keinen Hunger!", motze ich und verschwand in unserem, ...Eh...MEINEM Zimmer und knallte die Tür zu. Das es für das Tür knallen noch ein Nachspiel hageln könnte, kümmerte mich gerade nicht. Dort drehte ich die Musik extra laut auf und ließ ich mich auf mein Bett sinken, dass mittlerweile zu einer Festung mutierte. Es war der einzige Vincent freie Platz in diesem Zimmer. Mein Gesicht versenkte ich in meinem Kissen und grummelte hinein. Dieser Kerl reizte mich auf äußerste. Noch ein paar Tage länger und ich lief amock! Ich ertrug das jetzt schon zwei Wochen! Zwei Wochen! Allein in den vergangenen fünf Tagen tat ich so ziemlich alles, um ihn rauszuekeln und handelte mir damit jede Menge Stress mit meinem Ziehvater ein. Ich drehte die Musik auf, ließ meine schlechte Laune an ihm aus, lies die Luft aus seiner Matratze, versteckte seine Hausaufgaben, klaute ihm seine Brille, ließ nie ein gutes Haare an ihm, machte ihn vor der Klasse fertig. Selbst Inge gegenüber verhielt ich mich unterirdisch. Trotzdem ließ Vincent sich von meinem Tun unbeeindruckt und Inge glaubte immer noch daran, dass sich das ja alles mal wieder einrenken würde, wenn wir nur eine Zeit zusammenwohnen würden. Na wenn sie sich da mal nicht irrte! Ich hatte ihnen den Krieg erklärt. Nur wussten sie noch nichts davon. Mein Verhalten ließ aber darauf schließen. Nach einer halben Stunde Ruhe, wurde die Tür aufgemacht und wieder geschlossen. Ich bemühte mich nicht, mich auch nur ein bisschen zu bewegen. Erst als Vincent die Musik ausmachte, regte ich mich. "Hey! Was fällt dir ein, einfach meine Musik auszustellen?!", keifte ich ihn an. Vincent schaute mich nur unbeeindruckt an. "Falls du es vergessen hast, wohne ich auch hier in diesem Zimmer. Ich kann beim Lesen nicht entspannen, wenn du andauernd deine Musik so laut hast.", äußerte er sein Leiden. Ich richtete mich auf und knurrte ihn an. "Was interessiert es mich, dass du dich nicht entspannen kannst!? Ich kann mich nicht entspannen, wenn ich nicht meine Musik hören kann!", schimpfte ich. "Dann hör sie doch einfach leiser, oder setz dir Kopfhörer auf.", beleerte er mich erstaunlich ruhig. "Du hast mir gar nichts zu sagen! Das hier ist mein Zimmer! Also verpiss dich!", brüllte ich. Da kam mein Ziehvater ins Zimmer und er sah ziemlich ungnädig aus. "Evan, was brüllst du denn schon wieder so rum? ", schimpfte er. Ich sah wütend auf die Brillenschlange und zeigte auf ihn. "Der hat einfach meine Musik ausgestellt!", schimpfte ich zurück. Erik stemmte die Fäuste in die Seiten. "Das ist ja auch kein Wunder, so laut wie es wieder war, konnte man es in der ganzen Wohnung hören. Die Nachbarn haben sich auch schon beschwert!", "Scheiß auf die Nachbarn und wenn es ihm nicht gefällt, dann soll er aus meinem Zimmer ausziehen!", beschwerte ich mich lautstark. "Evan! Hör auf so umzubrüllen! Du hast eine Woche Hausarrest und Internetverbot! Du kommst jeden Tag pünktlich nach Hause, keine Freunde, keine Partys und keine laute Musik! Es reicht jetzt!", sprach er genauso ungnädig wie er aussah. Erik sollte man nicht unterschätzen. Trotzdem war ich außer mir vor Wut! Diese kleine Nervensäge war doch selber schuld! "Wie bitte? Ich äußere lediglich meine Meinung! Aber ich bin ja bloß ein Kind und Kinder muss man ja nicht fragen, was sie wollen!", knurrte ich. "Evan, ich verstehe deine Wut, aber du musst lernen sie im Zaum zu halten! Du hast gehört was ich gesagt habe, also halte dich daran und danach reden wir noch mal.", beschloss er und ließ uns wieder allein. Wenn Vincent nun noch ein falsches Wort sagte, explodierte ich. Aber da hatte er sich selbst rein geritten, also musste er jetzt mit meiner üblen Laune leben, wo meine Laune wegen ihm eh schon im Keller war. Eine Woche Hausarrest, bedeutete auch eine Woche keine Freunde und auch keinen Sex. Ich war abgeschnitten von der Außenwelt. Leider wusste ich aber auch, dass ich dagegen nichts machen konnte. Mit Erik war nämlich nicht zu Spaßen, wenn er wütend wurde. Er war keineswegs gewalttätig, aber mit Worten wusste er eine Menge auszurichten und mir meine Grenzen auf zu zeigen. Er war keiner dieser Looser, die etwas sagten und es nicht durchzogen. Was das anging war er konsequent und wenn ich mich nicht daran hielt würde ich noch in 100 Jahren Hausarrest haben. Er brachte es sogar mich von der Schule abzuholen, wenn es sein musste. Nein! Das hatte er einmal gebracht und weil ich mich quer stellte, schliff er mich sogar mit sich und blamierte mich damit vor meinen Freunden. Das war echt peinlich! Fuck! Das wurde verdammt hart! Ich hasste es, wenn ich nicht rausgehen konnte wann ich wollte, und ich hasste es, wenn ich keinen Sex haben konnte. Für mich war das Entspannung. Ausbrechen aus dem Alltag, der mir nicht schmeckte! Außerdem stieg meine miese Laune, wenn ich länger keinen hatte. Schade das Noah sich bessern wollte und mir nicht mehr half Vincent zu ärgern. Dafür war der Sex mit ihm der Hammer. Ohne Verpflichtungen verstand sich. Wir hatten beide etwas davon. Er konnte seinen nervigen Ex zeigen, dass dieser keine Chance mehr hatte und ich konnte mich abreagieren. Das Beste war, dass wir beide Spaß daran hatten und das war die Hauptsache. Ich wollte es niemals mit jemandem tun, der keinen Spaß an der Sache hatte, oder sich dazu zwang. Das brachte keinem was. Unsere Freunde wussten das wir was miteinander am laufen hatten und grinsten schon blöd, wenn Noah und ich zusammen nach Hause gingen. Ja, so war das. Allerdings machte uns keiner Vorwürfe deswegen. Ich fragte mich nur, wie ich nach einer Woche, ohne meinen Ausgleich drauf sein würde. Ich lag mittlerweile wieder senkrecht auf meinem Bett und langweilte mich zu Tode! Alles was Geräusche machte war das Buch, in dem mein Mitbewohner blätterte und der Stift, der auf dem Papier seine Kreise zog. Er notierte irgendwas. Sicher waren das seine Hausaufgaben. Er lernte wirklich fast rund um die Uhr und schien nie auszugehen. Nicht mal mit Miku, der wohl sowas wie sein bester Freund war. Kein Wunder, dass er so ein Nerd war. Er war immer brav und machte augenscheinlich niemals Fehler. Bis auf einen...Mich zu reizen! Es juckte mich schon wieder in den Fingern. Am liebsten würde ich ihm jetzt einfach das Buch aus der Hand entreißen und an die nächste Wand schmeißen, aber das gab nur wieder Stress. Verflixt und zugenäht! Der Kerl würdigte mich keines Blickes, gut so! Und so verbrachten wir den Rest des Tages schweigend miteinander. * Noah seufzte schwer. "Na super, das hast du ja wunderbar hingekriegt.", murrte er schwer enttäuscht von mir. "Ich kann nix dafür, der Kerl reizt mich einfach!", beschwerte ich mich. Noah zuckte mit den Schultern. "Dann lass dich doch einfach nicht reizen. So wie es aussieht werden wir die ganze Woche über nicht ungestört sein. Es sei denn wir nehmen wieder mit dem Hinterhof vorlieb. Aber dann nur in den Pausen,...das ist dann total gestresst.", teilte er mir mit. Ja, diese Möglichkeit gab es ja auch noch, aber da konnte man sich nicht sicher sein, dass auch wirklich niemand vorbeikam. Surprice, Surprice, sag ich nur. Der Eine oder Andere mochte es ja, es an solchen Orten tun. Aber mir war es lieber, wenn ich dabei meine Ruhe hatte und nicht andauernd nach irgendwelchen Leuten ausschau halten musste. Dabei kam ich mir irgendwie dämlich und total beobachtet vor. Noah sah das genauso. In der großen Pause zwängten sich die Schüler alle durch die Klassenzimmertür. Anstatt nicht einfach nach und nach zu gehen, dann gäbe es weniger Gerangel. Ich hatte ja schon Lust jetzt eine Prügelei anzuzetteln, aber damit versaute ich es mir nur mit Erik. Wenn ich mir jetzt einen Patzer erlaubte war ich dran und das ärgerte mich. Also wartete ich ab. Mit einem Mal hörte ich wie jemand zu Boden fiel. "Hey, pass doch auf du kleiner Streber!", brüllte eine Stimme. "Pass doch selbst auf, du Vollidiot! Was kann Vince dafür, dass du zu blöd zum Laufen bist!", keifte eine andere Stimme zurück. Gemächlichen Schrittes ging ich auf den Flur zu und beobachtete ich das Szenario. Da saß der Vincent auf dem Boden und vor ihm stand sein Freund. Diese andere Brillenschlange. Miku, der immer eine Mütze trug, egal ob Sommer oder Winter. Er war schon ein komischer Vogel und legte sich immer mit mir an, wenn ich Vincent mal wieder ärgerte. Der konnte mich genauso wenig leiden wie ich ihn. "Halt ja deine Schnauze, du Brillenschlange, du hast mir gar nichts zu sagen!", brüllte der Schrank vor ihnen und packte Miku am Kragen. Die anderen Mitschüler schauten einfach nur zu. "Hey! Lass ihn gefälligst runter!", rief Vincent energisch und trat ihm einmal kräftig gegen's Schienbein. Das lies den Schrank aufschreien und ließ Miku los. "Na warte! Das wirst du noch bereuen!", drohte er und hielt sich dabei das Bein. "Na klar, wenn du gelernt hast wie man richtig geht!", teilte Miku dem Schrank ohne jede Furcht mit, streckte ihm die Zunge raus und schnappte sich Vincent. Die Beiden verschwanden aus dem Gang. Der Schrank schaute sich um und knurrte einmal wütend. "Was glotzt ihr so doof! Macht ne Biege! Ihr kleinen Brillenschlangen! Das werdet ihr noch bereuen!", brüllte er und verscheuchte seine Zuschauer. Neben mir tauchte Noah auf. "Der kann ja ganz schön zutreten, dein Vincent.", grinste er. "Ach halt doch die Klappe! Er ist nicht mein Vincent! Er ist eine Nervensäge!", murrte ich verärgert. Ich ging ins Klassenzimmer zurück, um mir mein Essen hervor zu holen. Noah tat es mir gleich und folgte mir in die Pause. "Ja, aber vielleicht nimmst du es auch einfach nur zu schwer. Meinst du nicht? Wenn du dich nicht immer so aufregen würdest, hättest du jetzt diese Probleme nicht.", meinte er ruhig."Noah, was ist eigentlich los mit dir?", fragte ich. Er zuckte mit den Schultern. "Was soll denn sein?", fragte er nach, als wir uns auf eine Bank setzten und das Essen auspackten. "Was hat dich plötzlich zu diesem Sinneswandel gebracht? Du bist auf einmal so scheißfreundlich.", murrte ich ihn an. "Ach Evan, ich habe halt kapiert, dass man nicht alles mit Gewalt oder schlechter Laune lösen kann. Ich habe die Schulordnung so oft abgeschrieben, dass ich sie schon auswendig kann und habe mich in so viel Scheiße geritten und dafür nur Ärger kassiert. Man sollte seine Launen nicht an anderen auslassen.", teilte er mir mit. Dann gab er mir einen Kuss auf den Mund und stand auf. "Ich muss noch mal eben zum Lehrer, mir ne Folie ziehen lassen. Für das Referat.", meinte er und ließ mich hier einfach so sitzen. Das machte er noch nie! Verdammt! Was war los mit dem Kerl! Mutierte er jetzt etwa auch zu einem Streber oder was? Vor mir auf dem Boden lag ein Stein. Ich stand auf und kickte ihn wütend weg. "Hey, du Penner! Kannst du nicht aufpassen?", keifte eine Stimme in meine Richtung. Ich schaute rüber und erhaschte Miku und Vincent. Was hatte der denn jetzt? Er kam direkt auf mich zugelaufen. "Was hast du denn für Sorgen?", knurrte ich. "Was ich für Sorgen habe? Du hast mir beinahe den Stein an den Kopf geschossen!", ich zuckte mit den Schultern. "Oh, Sorry." Miku verschenkte die Arme vor der Brust. " "Oh sorry"? Wie wäre es denn zur Abwechslung mal mit einer ernst gemeinten Entschuldigung?", ich legte nur den Kopf schief. "Wieso sollte ich, ich habe dich ja nicht mal anvisiert und jetzt verpisst euch!", am liebsten hätte ich ihnen jetzt noch irgendwelche Beleidigungen an den Kopf geworfen, aber ich musste mich zusammenreißen. Danach würde ich meine Wut mal wieder so richtig schön an dem kleinen Vincent auslassen und ich würde es genießen! Jawohl! Ich ließ mich doch nicht von diesen Giftzwergen runtermachen. Ich visierte ihn schon mal an mit einem bitterbösen Blick. Er wusste, dass das Ärger bedeutete und ich wusste, dass er sich wieder alle Mühe gab es zu ignorieren. Das kotzte mich total an. Aber irgendwann kriegte ich ihn schon. Der Krieg hatte ja gerade erst angefangen. Wenn nur Erik nicht immer aufpasste wie ein Schießhund, wäre vieles einfacher. Der Halbjapaner verschenkte die Arme vor der Brust. "Du bist wirklich ein Arsch!", sagte er wütend. Der legte es echt drauf an. Ich zuckte mit den Schultern. "Ist mir doch egal!", dann machte ich auf dem Absatz kehrt. Wenn der mich noch weiter nervte, explodierte ich noch. Ich war schon einige Meter von ihnen entfernt, da hörte ich Vincents Stimme. "Evan...Denk dran, das wir nachher zusammen nach Hause gehen.", erinnerte mich der kleine Streber, der bis eben noch kein Wort zu mir sagte. In der Schule war es meistens Miku, der sich mit mir anlegte. Ich knurrte ihm nur ein genervtes, "Ja!", entgegen und ging wieder Richtung Klasse. Darauf hatte ich ja mal sowas von keinen Bock! Leider musste ich mich meinem Schicksal ergeben, ob ich wollte oder nicht. Man was war ich nur für'n Waschlappen? Gleich musste ich seine Visage auch noch in der Klasse sehen. Na Halleluja. Aber das Schlimmste stand mir noch bevor. Meine Lehrerin, die so gar nicht begeistert war, als ich mal wieder meine Hausaufgaben nicht hatte. Also verdonnerte sie mich zu einer Strafarbeit, die sich gewaschen hatte. Mathe aufgaben vom Feinsten. Ich hasste Mathe! Am liebsten hätte ich dagegen rebelliert, aber mein Notendurchschnitt stand auf der Kippe und das würde Erik so gar nicht begeistern. Ich musste also einen Weg finden, wie ich mich besserte. Möglichst schnell. Also musste ich wohl die Zähne zusammenbeißen. Ich knurrte. * "Was? Ich soll dir bei deinen Hausaufgaben helfen?", stellte Vincent mir irritiert die Frage und sah nicht so aus, als wöllte er mir diesen Gefallen tun. "Ja! Hast du doch gehört...", wiederholte ich erstaunlich ruhig, aber genervt. Es viel mir eben schwer mich im Zaum zu halten, aber die Brillenschlange war meine einzige Lösung. Der konnte doch eh alles. Dem flog doch alles zu, also sollte er sich mal nicht so anstellen. Doch der stellte sich stur und stemmte die Hände in die Hüfte. "Wieso sollte ich das tun? Bis jetzt hast du noch nie ein gutes Haar an mir gelassen.", protestierend verschränkte er die Arme vor der Brust. War ja klar, jetzt konfrontierte er mich auch noch mit seinem Ass im Ärmel. Ich würde ihn gern anknurren, aber ich ließ es. Verstand er das denn nicht? Ich war in einer Notsituation! "Glaubst du, ich bitte dich gerne darum? Es ist doch nur dieses eine Mal. Ich hasse Mathe!", teilte ich ihm mit. Vincent verzog das Gesicht, "Ich weiß, aber das hast du dir selbst verbockt! Wenn du mehr lernen würdest und deine Hausaufgaben machen würdest, wärst du jetzt nicht in dieser Station!", stellte er fest. Ja, als ob ich das nicht wüsste. Dieser kleine Mistkerl brachte mich schon wieder zur Weißglut. Es war wohl an der Zeit ihm zu sagen, wer hier der Boss war! Ich kam ihm etwas näher und beugte mich ein wenig über ihn. Er saß auf seiner Matratze und sträubte sich gegen mein Vorhaben. Sobald ich nah genug war, rückte er etwas weg von mir, musste sich sogar auf seinen Händen abstützen. Ich packte ihn an seinem T-Shirt. "Hör mal, das Letzte was ich brauche ist eine Moralapostel!", sagte ich ihm bedrohlich. Es war einfach zu herrlich, wie er versuchte mit zu entkommen. Meine Hand versuchte wieder los zu werden. Säße mir Erik nicht im Nacken, würde er auf jeden Fall den Kürzeren ziehen. Ich konnte hören wie er tief ein und aus atmete, "Ist ja gut, ich helfe dir, aber...rück mir nicht so auf die Pelle!", bat er mich, zog sich los und drückt mich von sich. "Na also, geht doch.", grinste ich. "Und...unter einer Bedingung. Du musst sie selbst machen, ich helfe dir nur beim lernen.", sagte er entschlossener Weise. Jetzt stellte er auch noch Ansprüche, aber gut, was anderes blieb mir nicht übrig. Mist verdammter! Ich hasste es auf ihn angewiesen zu sein! Am liebsten würde ich mich jetzt in meiner Festung vergraben und die Musik auf volle Lautstärke drehen! Grummelt entfernte ich mich wieder von ihm. "Na wenn's sein muss!", brummte ich ihm angepisst entgegen. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie er verhältnismäßig hastig seine Sachen auspackte, und im Gegenzug zu eben leicht nervös wirkte. Was war denn jetzt kaputt? Ich war doch noch nicht mal annähernd so fies zu ihm wie sonst. Zumal er ja auch sonst immer so ruhig wirkte. Na was kümmerte es mich, Hauptsache ich bekam,was ich brauchte! Kapitel 3: Regeln sind da um gebrochen zu werden! ------------------------------------------------- "Wieso bist du denn so fertig? Hat man dich etwa malträtiert?", fragte Noah belustigt und stichelnd am Ende der Woche. Der hatte ja keine Ahnung und wenn doch machte er sich wie so oft einen Spaß daraus in der Wunde herum zu sticheln. Ich war völlig fertig davon nicht gemein zu dieser miesen, kleinen Brillenschlange zu sein und mich ihm auch noch unterwerfen zu müssen bezüglich der Strafarbeit, die ich mittlerweile abgeben konnte. Der war ein richtiger kleiner Sklavenarbeit! Der hatte meine Not voll und ganz ausgenutzt und mich sogar zum Denken gezwungen. MICH! Da konnte ich nur von Glück reden, dass mir das erstaunt entgleiste Gesicht meiner Lehrerin schon so eine Art Genugtuung wahr. Auch wenn ich ja viel lieber den ach so braven, tollen Vincent geärgert hätte. Wenn mein Hausarrest vorbei war, würde der Krieg weitergehen. Na der konnte was erleben! Irgendwie brachte ich ihn schon aus der Fassung. Das musste doch möglich sein. Verdammt noch mal! Noah lachte natürlich über das Geschehene. "Hihi, unglaublich, er hat dich zum nach denken gezwungen, na wenn das nicht ungewöhnlich ist. Das hätte ich ja zu gern gesehen.", amüsierte er sich über mein Leiden. Am liebsten hätte ich ihm dafür eine rein gehauen. Aber ich durfte ja nicht zu auffällig werden und auf Sexentzug wollte ich auch nicht gesetzt werden. Den brauchte ich nämlich unbedingt, wenn das hier überstanden war. "Na warte, das wirst du mir noch büßen!", versicherte ich ihm. Noah grinste. "Na da bin ich ja gespannt, wie deine "Bestrafung" so ausfällt. ", kicherte er. Nicht zu fassen! Der nahm mich einfach nicht ernst! Sowas nannte sich dann also Freund! Ich ließ meinen Kopf seufzend auf den Tisch sinken. Über eine Woche später "Hörst du mir zu Evan? Inge und ich werden heute und morgen nicht da sein. Versprich mir, dass du keinen Blödsinn anstellst und Vince in Ruhe lässt! Klar? Es werden keine wilden Partys gefeiert. Du übernachtest zu Hause und ich will dass die Wohnung hinterher genauso sauber und ordentlich aussieht wie wir sie hinterlassen haben. Alles klar?", mahnte Erik mit einer seine Predigten. "Was? Aber es ist Wochenende! Wieso darf ich dann nicht bei Freunden übernachten? Das ist doch viel spannender, als hier allein mit Vincent herum zu sitzen und mich zu Tode zu langweilen!", schimpfte ich. "Liebling, er hat recht. Er hat seinen Hausarrest doch gut aus gesessen, meinst du nicht, dass du jetzt wieder lockerer sein könntest?", ergriff Inge so eben Partei für mich. Wie kam ich denn zu der Ehre? War sie etwa immer noch so verzweifelt, dass sie versuchte meine "Mutter" zu spielen und mein Vertrauen zu gewinnen? Das würde sie niemals schaffen! Ich hasste sie! Genauso wie ihren lieben, kleinen Vincent! Man, mir war aber auch nichts vergönnt, aber gut, wenn sie schon so gnädig war das für mich zu tun, würde ich ihr sicher nicht im Wege stehen. Wenn das nur bedeutete, dass ich bei Noah übernachten konnte. Und tatsächlich brachten ihre Worte Erik zum nachdenken. "Ich weiß nicht, er hat ziemlich viel Mist gebaut in letzter Zeit.", merkte er an. Bemerkten die überhaupt das sie die ganze Zeit von mir in der dritten Person redeten? "Das stimmt schon, aber wenn wir immer so extrem streng sind, wird er doch erst recht rebellieren.", na da sprach ja mal jemand ein Machtwort, wenn auch ein klägliches. Ich machte so ziemlich immer was ich wollte, ob Machtwort oder nicht. Es sei denn natürlich, wenn mein werter Ziehvater unbedingt beherzt durchgreifen musste. Doch auch da brodelte es innerlich in mir. Immer zu juckte es mir in den Fingern etwas an zustellen, was ihm nicht passte. Das brauchte ich irgendwie und es war doch einfach zu schön Vince zu ärgern. "Das stimmt schon, aber Evan muss lernen, dass es auch Regeln gibt, an die er sich zu halten hat. Sonst hätten wir uns das auch ganz sparen können.", bestimmte er und war augenscheinlich damit durch. War es das jetzt etwa schon? Na toll! Also doch keine Noah? Na das konnten die sich ja mal voll schenken! "Also gut, du hast ja recht Schatz. Aber vielleicht sollten wir die Regeln in nächster Zeit wirklich etwas lockern meinst du nicht?", redete sie wieder auf ihn ein. Erik nickte. "Ist gut, ich denk darüber nach. Aber lass uns jetzt los gehen. Sonst kommen wir zu spät. Die Beiden sollten alt genug sein, sich zu arrangieren.", Inge seufzte. "Okay, also Jungs, ihr habt es gehört, wir sind dann mal weg. Benehmt euch!", ich wusste, dass es eigentlich an mich gerichtet war, denn ich merkte, wie sie und Erik mich fixierten mit ihren Blicken. Voll zum kotzen. Der kleine Vince hatte sich natürlich die ganze Zeit wieder schön fein raus gehalten. Vorbildlich und unterwürfig wie immer. Typisch für die Brillenschlange! Nur eine halbe Stunde später war es still in der Wohnung. Ich hatte das Bedürfnis die Musik etwas auf zu drehen, aber dann würde dieser Mistkäfer wieder aufmucken! Wieso ließ ich mir das eigentlich gefallen? Nur weil ich Gefahr lief wieder Hausarrest zu bekommen? Wenn ich 18 war, konnte ich zum Glück selber entscheiden was ich machte und was nicht. Ich ließ mich auf meinem Bett, oder auch meine Festung nieder und entschied mich, die Musik doch auf zu drehen. Wenn auch nicht so laut. Mein Zimmer war immer noch das reinste Chaos, hinsichtlich dessen, das ich in Büchern ertrank. Nicht aus zu halten! Mister Perfekt hockte mal wieder hinter seinen Büchern und las irgendwas. Ich konnte nicht erkennen was, aber das war mir auch ziemlich egal! Ich wollte einfach nur, dass er verschwand. Zu meiner Musik sagte er kein Sterbens Wörtchen. Schon seltsam. Normaler weise beschwerte er sich immer, wenn es ihm zu laut wurde und über die Nachhilfesache von neulich verloren wir auch kein Wort mehr. Fand ich ehrlich gesagt auch besser so. Auf der Seite liegend lag ich auf meinem Bett und starrte diese wahnsinnig interessante Wand an, die so herrlich weiß gestrichen war. Ich hatte ja schon darüber nachgedacht sie mal farbig zu streichen. Noah meinte ja, dass ich sie lila streichen solle und ich war für grün, aber das würde das Zimmer irgendwie zu dunkel machen meinte er. Na wenn Noah das sagte...aber wie würde die Brillenschlange darüber denken? Ob er lila mochte oder doch lieber grün? Wieso stellte ich mir überhaupt diese Frage, konnte mir doch egal sein, welche Farbe er mochte! Jawohl! Total egal! Nach einer gefühlten Ewigkeit schlug Vincent sein Buch zu. Ich drehte mich auf den Rücken. "Hey, Brillenschlange...was ließt du da eigentlich die ganze Zeit? Wird dir dass nicht irgendwann langweilig?", sprach ich ihn an, um die Stille zwischen uns ein wenig auf zu lockern. "Geschichte...und nein es ist keines Wegs langweilig. Außerdem schreiben wir in zwei Wochen eine Klausur darüber. Solltest es dir auch mal zu Gemüte führen.", meinte er in seinen über schlauen Worten. "Ja, ja, also doch langweiliger Kram, den am Ende der Schulzeit eh keiner mehr abfragt. Totaler Schwachsinn.", brummte ich. Vincent legte den Kopf schief. "Dieser Schwachsinn könnte dir deine Note in Geschichte retten, denn ich glaube nicht, dass Erik sehr erfreut sein wird, wenn du dir die Note versaust." In dieser Sekunde fragte ich mich wie ein einzelner Mensch es schaffen konnte einen schon auf die Palme zu bringen, wenn er nur seinen Mund öffnete und warum nur hatte er so ein starkes Bedürfnis mich in Sachen Schule andauernd zurecht zu weisen? Lag es vielleicht daran, dass er mir in diesem Sinne haushoch überlegen war? Nein, das war bestimmt nicht der einzige Grund. Schon seine bloße Anwesenheit nervte mich. Was würde ich denn jetzt machen, wenn er nicht hier war? Ja genau, ich würde es mit Noah treiben! Aber halleluja! Sturmfreie Bude. Das wäre ja mal so richtig genial. Nur befürchtete ich, dass, wenn Inge und die Brillenschlange nicht wären ich jetzt vermutlich die Möglichkeit nicht hätte. Also sei es da hingestellt und nur ein Traum, der sich in dieser und auch nächster Sekunde nicht erfüllte. Ich wusste, so wie ich manchmal rüber kam , wirkte ich, als hätte ich nur das Eine im Kopf, aber das stimmte nicht. Wir bummelten auch manchmal durch die Stadt, gingen schwimmen, zockten Games, oder Kartenspiele, schauten Filme und sogar einen Kochversuch hatten wir schon mal gestartet, der allerdings damit endete, das wir beinahe die Küche in Brand gesetzt hätten. Seid dem ließen wir uns lieber vom Pizza- Service beliefern. Das war auf jeden Fall ungefährlicher. Aber was auf jeden Fall gefährlich war, war die Tatsache, das ich gerade tierisch Bock auf Sex hatte und er mir tierisch auf die Palme ging. Also beschloss ich zu Noah zu flüchten. Das kostete mich nur einen kurzen Anruf bei ihm um mich bei ihm anzumelden, um ja keine ungebetenen Gäste dabei zu haben, wenn ich vorbei kam. Dann schoben wir eben eine schnelle Nummer. Schon bei dem Gedanken an diese Möglichkeit, konnte ich es kaum mehr erwarten. Es war doch einfach zu göttlich diese Enge zu spüren und zu fühlen wie einem immer heißer und heißer wurde. Das Gefühl sich völlig hin zu geben und gehen zu lassen. Perfekt gegen Stress. Ich schnaubte und wagte einen verachtenden Blick zu meinem ungebetenen Mitbewohner. Ob er schon mal Sex hatte mit einem Jungen oder gar einem Mädchen? Für mich unvorstellbar. Mädchen waren mir zu langweilig und zu kompliziert. Zudem neigten sie vermehrt dazu sich zu schnell zu verlieben und eine Beziehung zu wollen. Mit Noah war es einfacher. Er war unkompliziert und machte keine Anstalten mehr zu verlangen. Das war damals unsere Abmachung. Seid dem ich ihn kannte war ich zumindest etwas entspannter. Vermutlich würde der kleinen Brillenschlange sowas auch mal gut tun. Der kam mir nämlich immer viel zu kontrolliert und perfekt vor. Schließlich zuckte ich mit den Schultern, "Und wenn schon,...du bist viel zu festgefahren aufs Lernen...kein Wunder das du so ein langweiliger Bücherwurm bist.", antwortete ich genervt und tippte auf meinem Handy herum. "Lieber ein langweiliger Bücherwurm, als ein ein fauler Idiot ...aber sag mal, was machst du da eigentlich?", teilte er mir ziemlich selbstsicher mit, "Na was schon, ich werde meinen Kumpel fragen, ob er Zeit hat und werde mich dann bis morgen verziehen.", antwortete ich. Vincent reagierte darauf erstaunlich gelassen. "Nicht zu fassen, du bist wirklich ein Idiot, aber das ist deine Sache...", ließ er mich nur wissen und verschwand aus unserem-meinem Zimmer. Ich seufzte nur einmal genervt und drückte auf den Anruf-Knopf. Keine zwei Minuten später ging auch schon jemand ran. "Hey, Noah, hast du Zeit?" //Ja hab ich, aber erst heute Abend, dann sind meine Eltern zur Nachtschicht.// Erzählte er mir und wir verabredeten uns für 20 Uhr. Das bedeutete, dass ich es noch eine Weile mit der langweiligen Brillenschlange aushalten musste. Der Gedanke war schon ziemlich nervig, aber immerhin sollte ein Ende in Sicht sein. Na wenigstens eine positive Sache. Schließlich ließ ich mich wieder aufs Bett sinken und stellte mir den Handywecker auf 19 Uhr 30. Da es hier so unfassbar still war lief ich nämlich Gefahr einzuschlafen. Ich streckte mich einmal ausgiebig und ließ mein Gesicht in die Richtung des Fensters drehen und sah wie der Himmel da draußen immer grauer und grauer wurde. Na das passte ja wunderbar zu meiner Laune. Ich freute mich schon auf meinen Stimmungsheber zum Abend. Das wurde bestimmt mal wieder ein Abenteuer und viel interessanter als diesem Langweiler bei seinen noch langweiligeren Aktivitäten zu zu sehen, oder mich mit ihm zu streiten. Denn er schien sich nicht wirklich an diesem Krieg zu beteiligen. Immer wieder blockte er meine Versuche ihn zu beleidigen ab und ließ sich einfach nicht so recht drauf ein. Das machte es eben auch nicht besser und nervte mich total. Es schien als hätte er sich einfach eingenistet ohne Rücksicht auf Verluste. Da machte das Mobben doch gar keinen Spaß! Der Kleine war wirklich verdammt robust. Viel robuster als ich es je vermutet hätte. Und wenn man vom Teufel sprach oder in meinem Falle dachte. Da kam er auch schon wieder zurück. Scheinbar kam er aus der Küche, denn er hatte sich eine Schüssel mit Obstsalat dabei, den er auch sogleich zwischen seine Lippen schob. Mich würdigte er keines Blickes. Dieser galt eher dem Himmel, der immer noch nicht heller geworden war. Er kaute, ich konnte sehen wie er seine Kiefer bewegte und dann schluckte. Sein Adamsapfel bewegte sich einmal rauf und runter. Er wirkte ein bisschen nervös. Aber das konnte auch nur eine optische Täuschung sein. Ich kümmerte mich also nicht weiter darun und schloss die Augen. Doch nicht für lange, denn mit einem Mal begann er zu reden, was für mich völlig überraschend war. "Es wird bestimmt Regen geben. Bist...du sicher, dass du nachher noch losgehen willst?", fragte er plötzlich ein wenig unsicher. Aber er zeigte deutlich, dass er sich nichts anmerken lassen wollte. Was war denn jetzt los? Ich verzog genervt meine Mundwinkel und brummte ihn an, "Ja sicher, ich hab keine Lust hier rum zu hocken!", gab ich ihm in einem ungnädigen Ton zu verstehen. Für einen kurzen Moment gab er keinen Ton von sich. "Aber...du könntest dich erkälten...", gab er auf einmal wieder, was mich ein bisschen stutzig machte. Auf der einen Seite, erschien es mir logisch, das sowas möglich wäre, aber auf der anderen Seite wiederum erschien mir die Sache auffallend unnormal, das er sich so plötzlich um mich sorgte, wo er doch sonst immer alles so gelassen nahm. Der Kerl war wirklich etwas merkwürdig und voller Widersprüche. Aber was kümmerte es mich. "Na und? Und wenn schon, hock dich wieder hinter deine Bücher und nerv mich nicht!", gab ich ihm klar zu verstehen. Klein Vincent stand auf und stellte sich direkt vor mein Bett, die Hände in die Hüfte gestemmt, mit einem recht undefinierbaren Blick. "Ach so ist das, dann ist es dir also egal wie du Erik diese Erkältung dann erklärst, was? Du bist echt ein Idiot!", dann presste er auffällig die Lippen auf einander. Ich verstand seine Aktion nicht wirklich. Es war doch wirklich zu merkwürdig. Machte er sich wirklich Sorgen darum, dass ich mich erkältete? Das konnte ich nicht glauben. Eben so wenig wie Noah nur wenige Stunden später. ~ Als wir uns so richtig im Bett amüsiert hatten und nun nackt neben einander lagen erzählte ich ihm die Geschichte. Er schmunzelte zu nächst und machte dann ein halbwegs ernstes Gesicht. "Ich glaube ja nicht, dass er sich einfach nur Sorgen um dich gemacht hat. Ich glaube, dass es vielleicht ein wenig eigennützig war.", erklärte er. "Wie meinst du denn das? Sprich doch mal in deutlichen Sätzen und nicht in Rätseln!", forderte ich ihn auf. Ich hasste es, wenn er das machte. "Tja, erinnerst du denn gar nicht mehr an unsere Grundschulzeit?", antwortete er. "Wie kommst du denn jetzt darauf?", hinterfragte ich ungläubig. Wie kam er denn jetzt auf den Trichter? "Na ja an Tagen wie diesen war er doch immer ein bisschen merkwürdig. Und heute ist die Luft noch ziemlich dick, ich schätze, dass es bald Gewitter geben wird.", erinnerte er mich, aber ich wusste immer noch nicht so recht, was er damit meinte. Doch nicht etwa...Ich musste ein bisschen lachen. "Du willst mir jetzt nicht erzählen dass er Angst vor Gewitter hat...". Noah zuckte mit den Schultern. "Wer weiß, vielleicht ist ja was dran. Immerhin, hat er an so einem Tag seine Eltern verloren. War es bei dir nicht ähnlich?", sprach er und ich wurde hörig. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hallo meine liebe Leserschaft, ich habe es endlich mal geschafft eine neues Kapitel hochzuladen. Das stimmt mich wirklich froh :) Auch dieses Mal ist es nicht das Längste , aber ich habe mom einfach nicht die Kraft längere zu schreiben. v____v Dafür habe ich es aber geschafft ein, zwei Kapitel zu meinen FF's mal wieder was nach zu schieben, so dass es wenigstens ein bisschen voran geht. Das nächste was geplant ist, ist ein neues Kapitel zu "Blue Berry Complex", und zu "Die Ferne des Himmels" lasst euch einfach überraschen. :) Ich freue mich über jeden treuen Leser und jene, die neue dazukommen. LG Middy Kapitel 4: Mit sich selbst auf Kriegsfuß ---------------------------------------- Rückblick Damals war ich fünf Jahre alt. Gemeinsam lebte ich mit meinen Eltern in einem kleinen Haus mit einem kleinen Grundstück. Ich saß neben einer Freundin meiner Mutter, die extra zu besuch gekommen war, um auf mich auf zupassen. Meine Eltern waren an diesem Tag zu einem wichtigen beruflichen Termin gefahren und hatten versprochen, dass sie am späten Abend zurückkommen würden. Das passte mir natürlich überhaupt nicht, weil meine Mutter mir keine gute Nachtgeschichte vorlesen konnte, was sie sonst immer tat. "Schatz, lass dir doch von Susi eine Geschichte vorlesen.", schlug meine Mutter in der Pause am Telefon vor. Ich blähte beleidigt die Wangen auf. "Nein! Susi kann das nicht so gut wie du, ...du...nicht mit Überraschung...", sagte ich in meiner kindlichen Sprache und ich hörte schon wie Susi; die neben mir in einer Zeitung blätterte, aufseufzte. Meine Mutter tat es ihr gleich. "Keine Sorge mein Schatz, morgen werde ich dir ja wieder vorlesen ja?", ich presste meine Lippen auf einander. "Okay...darf ich auch bei Mama und Papa im Bett schlafen?", fragte ich sie und ich konnte spüren wie sie warm lächelte. Sie lächelte immer so, wenn ich quengelig war. Selbst wenn ich einen kleinen Wutausbruch hatte, wurde sie nie wütend sondern lächelte einfach. Dann drückte sie mich einmal fest und wir waren wieder Freunde. Papa war da manchmal ein bisschen ungeduldiger, aber schon ein Blick meiner Mutter genügte um alle Wogen zu glätten. Denn auch Papa konnte nie lange böse sein. Nachdem Mama sich von mir verabschiedet hatte, kam noch mein Papa ans Telefon um mir für später noch eine gute Nacht zu wünschen und sagte mir, dass er mich lieb hatte. Das wog natürlich nicht die Sehnsucht auf, die ich als kleiner Junge zu meinen Eltern hatte, aber ich wollte schon damals stark sein. Eine Stunde später brachte Susi mich ins Bett und sie war wirklich eine wahnsinnig schlechte Vorleserin. Bei ihr wirkten die Geschichten nicht so lebendig, wie wenn Mama oder Papa sie vorlasen. Lag wohl daran, dass sie keine eigenen Kinder hatte. Als sie das Zimmer endlich verlassen hatte wartete ich noch eine Zeit, bis ich mich dann wieder aus dem Bett wagte, um zum Fenster zu gehen. Ich schlug die bunten Gardienen zur Seite auf denen lauter, kleiner Hubschrauber abgebildet waren und starrte in den Himmel. Dieser war trotz dessen, dass es Hochsommer war und es gerade mal Abend war, ziemlich dunkel. Die Luft war schon den ganzen Tag so schwül und merkwürdig. Aber damals rechnete ich nicht damit, das meine Eltern nie wieder nach Hause kommen würden. Bis spät in die Nacht blieb ich wach und wartete auf Mama und Papa. Mittler Weile hatte es angefangen zu stürmen und zu regnen und es gewitterte. Durch die geöffneten Gardienen konnte ich das Schauspiel sehen. Wie sich der Himmel immer wieder erhellte. Hin und wieder sah man ein paar Blitze zwischen den Wolken zischen. Ich zog meine Bettdecke bis hoch zur Nasenspitze. Wenn Papa in diesem Moment da gewesen wäre hätte er neben mir gesessen und mir das Gewitter angesehen, von dem er immer so begeistert gewesen war. Als ich ein noch kleinerer Knirps war hatte ich nämlich noch Angst davor, bis Papa mir diese Angst nahm. Nur an diesem Tag hatte es mir irgendwie doch Angst gemacht. Ob es daran lag, das Papa nicht dabei war, um es sich mit mir anzusehen? Wenn ich auf seinem Schoss saß fühlte ich mich immer so sicher, dass ich gar nicht mehr an die Angst dachte und wenn Mama dann mit heißer Schokolade dazukam war es noch besser. Sie war sowas wie eine Hellseherin. Sie wusste immer sehr genau wann ich wach war. Mütterlicher Instinkt schätze ich. Das meine innere Angst berechtig war erfuhr ich am nächsten Morgen, als Susi versuchte mir schonend bei zu bringen, das meine Eltern nicht mehr zurückkommen würden. Was ich als fünfjähriger natürlich erst nicht verstand oder auch nicht verstehen wollte. Als Kind flüchtete man sich da eher in so eine Art Traumwelt, in der noch alles okay war. Oder aber man versuchte seinen Schmerz zu über spielen indem man immer den Starken spielte und irgendwann nicht mehr unterscheiden konnte, was eigentlich echt und was überspielt war. Später erfuhr ich, das durch einen Blitzeinschlag ein alter Baum an der Straße eines eher kleinen, ländlichen Dorfes direkt auf das Auto meiner Eltern gestürzt war. Meine Eltern konnten wohl nicht mehr ausweichen und kamen zu Tode. Es folgte, was irgendwie vorauszusehen war. Ich kam in ein Kinderheim, weil ich keine weiteren Verwandte mehr hatte. Das Haus, dass meine Eltern gemietet hatten wurde ausgeräumt und anderweitig vermietet. Alles was mir geblieben war, waren wenige Habseligkeiten wie Kleidung und ein paar wenige Spielsachen, die einfach mal als Heimeigentum beschlagnahmt wurden, natürlich nicht offiziell und natürlich ein paar Erinnerungen an meine Eltern. Viel mehr konnte ich nicht mitnehmen, weil in dem Heim, dafür kein Platz war und die Kinder dort vieles teilten. Meine Eltern hatten mir kein großes Erbe hinterlassen, außer einem Sparkonto auf dem sie für meine Zukunft sparten. Auf dieses ich allerdings erst Zugriff hatte, als Erik und seine Frau mich einige Jahre später adoptierten und vor acht Jahren ganz offiziell meine "Eltern" wurden. Später starb Eriks Frau an einer Krankheit. Es kam ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Und es war bereits das dritte Mal, dass ich mich an eine neue Situation gewöhnen musste. Das ist jetzt ungefähr sieben Jahre her. Viel Zeit mit ihr blieb mir also nicht. Sie war eine liebe, warmherzige Frau mit wunderschönen Augen. Ich hätte sie wirklich gern als meine Mutter gehabt. Ich weiß noch wie Erik an diesem Tag mit gefalteten Händen am Tisch saß und schon auf mich wartete. Seine Augen waren wohl noch nie so trüb gewesen. Als er meine Anwesenheit bemerkte stand er auf und ging auf mich zu. Seine Hand legte sich sanft auf meinen Kopf und streichelte diesen. Man konnte ihm direkt ansehen, das etwas nicht stimmte. Als er mir dann erklärte, das seine Frau nun unter den Engeln weilte, brach für mich eine kleine Welt zusammen. Natürlich nicht äußerlich. Ich versuchte auch dieses Mal stark zu sein und nicht zu weinen...doch Erik durchschaute mich sofort. Jedoch auch gleich seiner Worte, dass es okay sei zu weinen, unterdrückte ich meine Tränen... Rückblick/Ende Es war wie Noah es vorhergesehen hatte. Mittlerweile gewitterte es ganz schön heftig und ich stand mit mir selbst auf Kriegsfuß. Ich hatte erfahren, das Vincents Eltern ebenfalls bei einem Gewitter gestorben waren. Noah hatte mich auf den Trichter gebracht, das, dass der Grund für seine plötzliche Besorgnis war. Ob er tatsächlich Angst hatte? Er wirkte so verstört, als er vom Wetter redete. So weit ich mich erinnern konnte, hatte es noch an keinem Tag gewittert, seid wir zusammenwohnten. Also hatte ich diese Erfahrung auch noch nicht mit ihm gemacht. Irgendwie knabberte es an mir und machte mich unruhig. Noah schien das zu spüren. "Meinst du nicht, du solltest mal zu Hause anrufen?", meinte Noah. Ich schaute ihn irritiert an. "Wie kommst du denn da drauf?", Noah zuckte mit den Schultern. "Ich hab irgendwie das Gefühl, dass dich das ziemlich unruhig macht. Also hark schon nach, dann weißt du wenigstens was Sache ist.", ich schüttelte stur den Kopf. "Quatsch, ich bin doch nicht unruhig! Der ist alt genug, und wird es schon überleben!", beschließe ich. Noah schüttelt den Kopf. "Du bist echt sowas von unverbesserlich. Aber jammer mich nachher nicht voll, wenn du nachher Gewissensbisse hast.", grinste er. So wirklich nach guter Laune war mir tatsächlich nicht, also grinste ich nach außen hin unbekümmert. "Also Noah, hast du es denn je erlebt, dass ich sowas habe wie...Gewissensbisse?", entgegnete ich. Noah klopfte mir auf die Schulter, "Na ja...früher oder später hat doch jeder mal welche meinst du nicht?", mit diesen Worten stand er auf, "Ich werde uns mal ne Limo holen.", ergänzte er noch. Es dauerte keine zehn Minuten, da war er auch schon wieder da. Kaum zwei Sekunden später, klingelte plötzlich mein Handy und zu meinem Erstaunen war es eine Nummer die ich nicht kannte. Misstrauisch starrte ich das Display an und zog eine Augenbraue hoch. "Wer ist es?", harkte Noah nach. Unwissend zuckte ich mit den Schultern. "Weiß nicht. Die Nummer ist unbekannt.", also beschloss ich auf zu legen. Was mir aber auch nichts brachte, weil es gleich darauf wieder klingelte. Das Ganze zog ich genau drei Mal durch ehe ich es dann aufgab. Na da hatte ja mal jemand Nerven. "Ganz schön hartnäckig, dein Anrufer.", erkannte mein Kumpel. Ich nahm ab. "Ja?! Wer nervt mich!?", meldete ich mich schroff. Am anderen Ende der Leitung kam es schnell zu einer Antwort. Schneller als mir lieb war. Und das von jemanden, den ich durchaus kannte und nicht leiden konnte. "Du Vollidiot! Hör mal, beweg' deinen Arsch sofort nach Hause!", schimpfte die Stimme am anderen Ende der Leitung. "M...Miku?Wo hast du meine Nummer her? ", grummelte ich empört. "Frag nicht so dämlich und tu' was ich dir sage!", schimpfte er wieder wütend ohne mir eine weitere Antwort auf meine Frage zu geben. "Was sagt er?", fragte Noah. "Also tatsächlich. Du bist wirklich bei Noah, du bist echt so ein Egoist! Und Vince sitzt zu Hause und heult sich die Augen aus!", ich zog eine Augenbraue nach oben. "Er heult sich die Augen aus? Meinst du nicht, dass du da ein bisschen übertreibst Miku? Die kleine Brillenschlange ist doch keine fünf mehr.", winke ich ab. "Hör auf so über ihn zu reden!", mahnte er. Ganz schön mutig, wenn ich das mal so betrachtete. "Ich rede über ihn wie ich will, klar!", motzte ich zurück. Noah hielt meine Schulter. "Lass ihn doch erstmal ausreden.", flüsterte er. Miku am Hörer seufzte. "Hör zu! Falls du es mitbekommen hast, herrscht draußen nicht gerade das freundlichste Wetter! Vince hat mich eben total verängstigt angerufen, dass er allein zu Hause ist. Bei solchen Wetter bekommt er regelrechte Panik- Attacken! Also beweg' deinen Arsch sofort nach Hause!", erzählte er mir gereizt. Um ehrlich zu sein rüttelten seine Worte etwas in mir wach. Da war wieder diese Unruhe in mir. Das konnte ich jedoch nicht zugeben. "Ach tut er das, dann fahre doch du zu ihm. Du bist doch sein bester Freund.", entgegnete ich ihm. "Trottel, denkst du ich würde dich anrufen, wenn das möglich wäre? Ich sitze hier leider 90 km weiter fest. Also beweg' dich zu ihm!", und damit legte er auf. Ich hörte nur noch ein tuten. Ich sah Noah an, der die ganze Zeit mitgehört hatte. "Du hast ihn gehört, du solltest gehen und nach dem Rechten sehen.", meinte er entschlossen. "Was?...Aber...", "Kein aber, wie ich schon sagte, ich will mir nachher nicht dein Gejammere anhören müssen, wenn du dir irgendwas vor zu werfen hast.", bestimmte er und schob mich von sich. "Los zieh dich schnell an!" Nicht zu fassen. Er warf mich einfach raus. Das hatte er noch nie getan. Noah sammelte meine Klamotten zusammen und warf sie mir zu. Ich konnte gar nicht anders, als mich an zu ziehen. "U...und die Limo?", jammerte ich noch, als er mich dann zur Tür schob. "Keine Sorge, die kriege ich schon alleine ausgetrunken", grinste er breit und schubste mich dann hinaus. "Jetzt aber schnell, es gießt in strömen.", merkte er an. "Leg dein Kriegsbeil wenigstens jetzt beiseite und sei für ihn da...wars nicht das, was du dir damals auch gewünscht hättest,...", meinte er noch und schloss die Tür hinter sich. Da stand ich nun. Vor Noahs verschlossener Tür. Es dauerte einen Moment, bis mir bewusst wurde, was Noah, da eben gesagt hatte. Plötzlich verstand ich auch, was mich so beunruhigte... Knurrend biss ich die Zähne zusammen und rannte los. Das durfte doch gar nicht sein! Unmöglich! Aber...es war eben so. Ob ich es nun zugeben wollte oder nicht. Es war das gleiche Gefühl. Das gleiche Gefühl der Angst, dieses Unbehagen...Das Gefühl von damals, das ich fast vergessen hatte,... Fast blind rannte ich durch den Regen. Später würde ich pitschnass sein und mir mit etwas Pech tatsächlich eine Erkältung holen. Noch während des Rennens knurrte ich wieder ... hinter mir hörte ich ein Grollen und donnern. Es war tatsächlich laut und die Luft war schrecklich schwül. Wie an dem Abend, als meine Eltern starben...und vermutlich...wie an dem Tag, als auch Vince seine Eltern verloren hatte... und dieser Gedanke trieb meinen inneren Kampf mit mir selbst voran. Der Gedanke, das wir ein ähnliches Schicksal hatten. Irgendwann stand ich dann keuchend vor meiner Wohnungstür, wischte mir einmal die nassen Haare aus der Stirn und schloss auf. Dann streifte ich mir nur noch die Schuhe aus und schaute mich um. Es war stock duster. "Vincent? Wo bist du? Warum hast du das Licht nicht an?", ich wollte das Flurlicht anmachen, aber es ging nicht. Die Sicherung war wohl raus...scheiße...da war ich allein, mit Vincent und dann war es auch noch duster. Klasse! Ich rief noch einige Male seinen Namen, aber er antwortete mir nicht. Verdammt, da machte man sich schon die Mühe und rannte durch den Regen...ich seufzte genervt. Schließlich hörte ich ein Wimemrn aus meinem Zimmer. Das ich da nicht gleich drauf gekommen war. Schnurstracks lief ich dort hin und gerade, als ich durch die Tür lief leuchtete es einmal hell auf. Ich konnte einen kleinen Haufen von Decken auf meinem Bett erkennen, der sich kaum bewegte, dafür ich hören wie er laut schluchzte. Ich seufzte innerlich. Was machte ich hier nur? "Vince? Alles klar?", keine Antwort. Was stellte ich auch so eine blöde Frage? Vielleicht war meine Stimme ja etwas zu grob. Na ja, ich wars halt nicht gewohnt, nett zu ihm zu sein. Ich biss mir auf die Unterlippe...völlig ratlos. Wie ging man mit so einer Situation um? Da ich mir nicht anders zu helfen wusste, machte ich es auf meine Weise. Ich packte den Bettdeckenhaufen und zog ihn von Vincent weg. Darunter befand er sich, zusammengekauert und erschrocken, als er merkte, dass ihn die Decken nicht mehr schützten. Vincent richtete sich ins Sitzen und bewegte sich wortlos, fast fluchtartig Richtung zur Bettkante. Ich ließ die Decken auf das Bett fallen. Hinter uns, am Fenster hörte man wieder das laute Gewitter, dass ihn so sehr aufschrecken ließ, dass er plötzlich aufstand, stolperte und mich mit sich riss. Gemeinsam landeten wir mit einem gedämpften Geräusch auf seiner Matratze, und er kauerte sich dicht an mich. Das ich total durchnässt war. scherte ihn wohl gerade nicht...was mich aber sehr wohl was scherte war, das mein Herz plötzlich raste wie verrückt....Als es wieder still war, hörte ich ihn weinen und er zitterte. Er verdeckte sein Gesicht. Ich schluckte hart, weil ich mir so verloren vorkam. Noah, oder dieser Miku, wüssten jetzt bestimmt besser was zu tun ist..."V...Vincent? W...was ist los?", fragte ich ihn zögerlich. Mein Gott, dass ich wegen dem kleinen Streber jemals so unruhig werden würde, geschweige denn, dass mein Herz je so rasen würde und verdammt noch mal... Wieder keine Antwort. Stattdessen drängte er sich nur noch weiter an mich, als es draußen wieder laut wurde und gleichzeitig merkte ich, wie meine nasse Kleidung unangenehm an meinem Körper klebte. Ich versuchte mich von ihm zu lösen, doch er wollte mich einfach nicht loslassen. "Vincent! Jetzt ...", ich drückte ihn leicht von mir. "Geh nicht weg!", flehte er laut und sah zu mir hoch, ein Licht von draußen zeigte mir sein verzweifeltes Gesicht. Ich hatte ihn noch nie so gesehen. Sonst war er doch immer so stark und lies sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Selbst, wenn ich noch so gemein zu ihm war. "Ich...", er schluchzte. "...von mir aus, sei danach wieder gemein zu mir...aber...bitte lass mich jetzt allein.!", sagte er zittrig. Unbeholfen streichelte ich ihm über den Kopf. "Ist schon gut, ich gehe schon nicht, aber lass mich wenigstens was anderes anziehen ja? Wegen dir wurde ich nämlich von Noah rausgeschmissen, weil dein Kumpel mich angerufen hat. Hat n ganz schönes Organ, dieser Miku.", erzählte ich ihm. Der Kleinere ließ langsam von mir ab. "Miku...hat dich angerufen?", ich nickte, "Ja hat er, er hat mich angeschrien was mir einfiele, dich einfach allein zu lassen. Aber woher sollte ich denn ahnen, das du Angst vor Gewitter hast...", murmelte ich brummig und auch ein bisschen genervt. "Also, darf ich mich dann jetzt umziehen? Ich hab keinen Bock auf ne Erkältung!", brummte ich nicht. Nach etwa drei Minuten gab er mir dann ein gemurmeltes, "Ja...", von sich und ich stand auf. Viel machte ich nicht. Ich ging zum Schrank um mir eine Boxer und ein Shirt heraus zu kramen. Dann ging ich ins Badezimmer, um mich zu trocknen und um zuziehen. Ganz ohne Licht. Als ich wieder kam, stand Vincent im Zimmer und zog sich ebenfalls ein trockenes Shirt an. Klar, ich hatte seins ja durchnässt,..und jetzt? Wir sahen ums an, wenn wir auch nicht viel erkennen konnten. Die Situation hatte sich so langsam wieder beruhigt, aber genau in diesem Moment fing es wieder an zu donnern. Ziemlich laut. Gott schien irgendwas gegen mich zu haben. Schneller, als mir lieb war, klebte er wieder an mir, zittrig. Er drückte seinen Kopf gegen meine Schulter. "...und du gehst wirklich nicht weg?", murmelte er mit erstickter Stimme. Ich brummte ein, "Ne, hab ich doch schon gesagt...", antwortete ich, löste mich von ihm und zog ihn am Handgelenk hinter mir her, bis wir auf meinem Bett saßen. "Lass uns pennen ja? Ich bin voll müde.", erwähnte ich etwas schroff und packte mir die Kissen so, dass sie für mich bequem waren. Dann zog ich eine der Decken zurecht, die mein Mitbewohner so eigenartig ineinander geknüllt hatte. Nervig! Als ich es endlich geschafft hatte, legte ich mich hin und die kleine Brillenschlange krabbelte direkt neben mich. "Und was wird das?", brummte ich leise. "...ich kann jetzt nicht alleine schlafen...", murmelte er. "Wenn du meinst...", gab ich fast gleichgültig von mir. Vince neben mir schien das als "Okay", zu werten und kuschelte sich dichter an mich. Ich wusste in diesem Moment nicht, ob es an ihm lag...oder was sonst der Auslöser sein konnte, aber mein Herz raste schon wieder wie verrückt und gleichzeitig war ich irgenwie beruhigt... Konnte man sich dagegen überhaupt wehren? Ich war mit mir selbst auf Kriegsfuß... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)