El Caribe von Lachs (Hiddlesworth) ================================================================================ Kapitel 2: 1. Kapitel --------------------- „Verstehe ich Sie richtig, der Platz auf diesem Flugzeug ist nicht garantiert?“ - „Es tut uns leid für die Umstände, aber wie Sie sehen, sind diese Flugzeuge sehr klein und wir bekommen oftmals viel mehr Buchungen als Leute hineinpassen. Sie werden allerdings auf dem nächsten Flugzeug als Erstes eingetragen. Achten sie auf die Informationstafeln. Sie aktualisieren sich dann rechtzeitig.“ Der Flughafen auf San Juan war der einer kleinen Provinzstadt: Es gab ungefähr drei Tourismus-Shops und ein Selbstbedienungsrestaurant. Sobald man die Sicherheitskontrollen passiert hatte, stieß man auf kleine Stände, die allen möglichen wertlosen Krimskrams verhökerten und so klein waren, dass sie selbst mitten auf dem Gang nicht im Weg waren. Es war brechend voll. Durch die großen Fenster, die vom Teppichboden bis hinauf unter die Decke reichten, leuchtete das Flughafengelände, auf das die Sonne erbarmungslos hinabknallte, blendend hell herein. Eine Stunde lang war es recht kurzweilig, all die verschiedenen Flugzeuge zu beobachten. In die kleinsten Maschinen passten etwa acht Leute hinein, das Gepäck wurde unter dem Cockpit verstaut und von dort aus direkt den Reisenden zurückgegeben. Alle kleineren Flugzeuge hatten Rotorblätter an der Spitze und an den Tragflächen. Es gab weiße, blaue, silberne, bunte Flugzeuge. Weiter hinten, vermutlich dort, wo die Privatmaschinen standen, war eines mit bunten Bändern dekoriert – ein Geschenk? Ein Jubiläum? Hier waren hunderte verschiedener Nationalitäten. Viele sprachen spanisch oder portugiesisch. Tom fragte Chris, ob er etwas verstehe. Ein bisschen, erwiderte der Australier. Die meisten aber redeten ihm zu schnell. Elsa jedenfalls verstand er inzwischen immerhin schon mal meistens. Gut, aber die sprach auch so, dass er es verstehen musste. Nach zwei Stunden wurde es ihnen langweilig. Der Gesprächsstoff war schon vor einer Weile ausgegangen; Tom hatte Chris über India ausgefragt, sie hatten über den Zweck des dekorierten Sportflugzeugs diskutiert, Chris hatte Tom den Katamaran beschrieben, den sie gemietet hatten. Immer wieder starrte Tom den Bildschirm an, der über dem Terminal hing. Sehr geehrte Passagiere, da unsere Flüge häufig überbucht sind, werden Sie möglicherweise auf den nächsten Flug eingetragen. Sie sind auf folgendem Flug vorgemerkt: Hiddleston, Tom, Helmsworth Chris, Mueller, Christa, Zampa, Christiano... Als Chris auf die Uhr sah, war es noch eine halbe Stunde, bis ihr Flugzeug abheben würde. Zwanzig Minuten, eine Viertelstunde. Ihre Plätze auf diesem Flugzeug waren sicher, informierte man sie. Erleichterung, die Anspannung fiel ab, und das Gefühl, in den Urlaub zu fahren, kehrte wieder zurück. „Ich freu mich“, grinste der Australier, knuffte Tom mit seiner massigen Faust in die Schulter. Tom musste über die Euphorie, die in den blauen Augen funkelte, lachen. „Ich auch.“ Der Flughafen auf Beef Island, einem Inselchen, das nur durch eine Brücke mit der größeren Insel Tortola verbunden war, war der winzigste, den Tom in seinem Leben gesehen hatte, und er hatte viel gesehen. Sie passierten eine Sicherheitskontrolle, dann standen sie vor dem Flughafengebäude unter dem dämmrigen Abendhimmel. Dunkel hoben sich vor dem im satten Dunkelblau ertrinkenden Sonnenuntergang hohe, schlanke Palmen im warmen Wind wehend ab. Mit ihnen warteten andere Urlaubsgäste, eine Familie, eine Gruppe älterer Leute. Ein Bus, der an den Seiten offen war und Holzbänke hatte, kam vor ihnen zum Stehen. Die Fahrt über die abendliche Insel war spannend; Tom war vom Warten müde und doch gleichzeitig hellwach. Man sah nicht viel, aber die Straßen waren abenteuerlich steil und kurvig. Und immer wieder blinkte der Mond durch die Palmenblätter, hing ruhig und still über dem Meer, auf dem sich das fahle, silbrige Licht in einer langen Linie bis zur Küste ergoss. Immer wieder stieß seine Schulter gegen die von Chris, oft genug änderte das Gefährt so abrupt die Richtung, dass man fürchten könnte, es würde jeden Moment hinüberkippen, doch seltsamerweise war es dem Briten herzlich egal. Das hell beleuchtete Gebäude des Katamaran-Verleihs hatte eine Lobby wie ein Hotel. Leute saßen in viel zu tief liegenden Korbsesseln, überall standen kleine Palmen in Blumentöpfen herum, vor dem Hotel standen wartende Leute mit Koffern. Ein südländisch aussehender, recht kleiner Mann kam auf sie zu, einen Schlüssel in der Hand. „Mister Hemsworth, Mister Hiddleston?“ Sie bestätigten, dass sie es waren, und ließen sich von dem Mann, der ihnen die Küche des Verleihs zum Abendessen empfahl, über die dunklen Stege vorbei an den Katamaranen, die auf dem Wasser sachte schwankten. „Happy Hours“ verriet ihnen die Handschrift den Namen ihres Wassergefährts. Der Mann schärfte ihnen ein, an Bord keine Schuhe zu tragen. Es sei sicherer, und halte das Deck sauberer. Ein paar Minuten später war der Katamaran hell erleuchtet. Tom staunte. Sie hatten einen Tisch draußen, einen Tisch drinnen in der Küche. Ging man beiderseits des Innenraums die paar Treppenstufen hinab, gelangte man zu den beiden Schlafkabinen, die die Küche rechts und links flankierten. Mit dabei waren jeweils ein winziges Badezimmer und ein winziger Schrank. Über dem Tisch draußen war ein „zweites Stockwerk“, die Brücke. Dort befanden sich die Anlagen, das Boot zu steuern und weitere Sitzbänke. Der Mann informierte sie darüber, dass die Lebensmittel, die Chris bestellt hatte, morgen eintreffen würde und das man sie über die Geräte an Bord einweisen würde. Dann seie man frei, dorthin zu fahren, wohin man wolle. Tom und Chris beschlossen, ihr Abendessen im Restaurant des Verleihs einzunehmen. Sie saßen draußen an einem Tisch, etwas abseits von dem Trubel, mit Sicht auf das stille, dunkle Meer. Es gab verlockende, köstliche Gerichte. Irgendwer hatte etwas Fantastisches mit den Kartoffeln angestellt, die Tom sich bestellt hatte. Chris fiel derweil hungrig über ein Steak mit Rosmarin-Paste her. „Hier gefällt es mir so gut! Das Boot -“ - „Der Katamaran“, fiel Chris ihm korrigierend ins Wort. „...ist so gemütlich. Ich kann es gar nicht erwarten, morgen loszufahren.“ Chris grinste angesichts Toms fast kindlicher Freude. Die ohnehin schon hellen Augen stahlten, an ihren Außenseiten spielten die kleinen Fältchen, im Gesicht hatte der Brite sein ansteckendes, breites Grinsen. Er gestikulierte lebhaft, während er sprach, brachte ihn immer wieder zum Lachen. Chris hatte vergessen, wie gut ihm die lebhafte Natur des Briten tat. Tom war so sorglos, riss jeden mit, begeisterte sich für nahezu jedes Thema, war ein Bündel ungebremster Energie und guter Laune. Tom wurde noch lebhafter, als sie die Bar ansteuerten, die zu dem Restaurant gehörte. Der Barkeeper überzeugte sie davon, einen Painkiller, eine lokale Spezialität, zu probieren. Tom probierte ihn nicht nur einmal. Beim zweiten Glas war er völlig vernarrt in den Cocktail, bestellte sich ein drittes. Chris blieb bei einem Glas, sah zu, wie Tom immer heiterer wurde. Er war nicht so betrunken, als dass es wirklich sehr auffällig wäre, nur – das Getränk löste die Zunge des Briten noch mehr. Er fing an, über alles zu plappern, was ihm durch den Kopf ging, und das war meistens recht zusammenhangslos. So wurde Chris neben einer Menge anderer Dinge darüber informiert, dass er unbedingt etwas vom britischen pudding, Nachspeisen, probieren musste, es sei der Himmel, oh, und übrigens, er hoffe, es gebe hier keine Haie, Jaws habe ihn in der Hinsicht reichlich nervös gemacht. Es hätte ihn sehr amüsiert, wie Chris beim Dreh von Snow White and the Huntsman ein blaues Auge ausgerechnet von Kristen Stewart verpasst bekommen hatte, obwohl das Mädchen neben ihm doch geradezu winzig erscheine. Chris musste den babbelnden Briten beinahe in sein Schlafzimmer zwingen. Er war müde, Tom aufgedreht – und vermutlich müde zugleich, eine Mischung, die seinen Gesprächsstoff noch undurchdringlicher machte. Und trotzdem – als Chris im Bett lag, über seinem Körper nur das dünne, weiße Laken, den sachten Wellen nachspürte, die den Katamaran sanft schaukelten – er musste grinsen. Tom versagte nie dabei, ihn zu amüsieren. Doch, er konnte sich vorstellen, dass die nächsten zwei Wochen unheimlich erholsam werden konnten. Wie wenig er nur davon ahnte, wie turbulent sie wirklich wurden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)