Halo von Inzestprodukt ================================================================================ Kapitel 5: Wasser ----------------- „Diese Armee-Sache ist einfach eine blöde Idee!“ „Scht!“ „Hör auf mich anzu-sch-schn! Es ist eine blöde Idee!“ „Halt die Klappe!“ „Nein! Nur deswegen sitzen wir jetzt hier und…“ „Scht!“ „Schon wieder! Lass das jetzt!“ „Hast du keine anderen Probleme?!“ Das Streitgespräch der beiden jungen Erzengel wurde jäh unterbrochen, als die Tür laut ins Schloss geschlagen wurde und somit die Aufmerksamkeit vollkommen auf den gerade Eingetretenen lenkte. Michael rümpfte die Nase, setzte dann einen trotzigen Gesichtsausdruck auf, während Raphael den Kopf ziemlich hängen ließ; er konnte nicht gut damit umgehen, Ärger zu bekommen. Nachdem Berjael einen Teil ihres Gesprächs mitbekommen hatte und letzten Endes so spöttisch auf Michaels letzte Aussage reagierte, hatte er sie wieder mit reingeschleift und in seiner Kammer auf zwei Stühlen geparkt, bevor er noch einmal nach draußen gegangen war. Dort waren die beiden jungen Engel dann in eine Diskussion über das Für und Wider der Armee hineingerutscht, wobei sie sich gegenseitig den schwarzen Peter zuschoben und ständig an neuen Punkten kratzten; Raphaels spießiges Verhalten, Michaels Vernachlässigung der Gesundheits-Checks, Raphaels Hilferuf gen Luzifer, Michaels Eintritt in die Armee, Raphaels Schlafzimmer, Michaels Stiefel… Nun jedoch wurden sie abrupt unterbrochen und schmollten gegenseitig vor sich hin und da Michael ohnehin nichts mehr zu verlieren hatte, würdigte er Berjael keines Blickes. Dieser umrundete sie und blieb schließlich hinter seinem … konnte man es ‚Schreibtisch‘ nennen? – stehen, blickte auf die beiden Unruhestifter. Schließlich drehte er seinen Körper nicht einmal von der direkten Fixierung Michaels weg, als er Raphael ansprach: „Wenn du dich beeilst, holst du die anderen Quacksalber noch ein. Lasst euch nie wieder ohne meine Erlaubnis hier blicken.“ Gleichsam verwirrt hoben die beiden Angeklagten den Kopf und blickten auf den Engel des Krieges, welcher eine massige Hand in seine Hüfte gestemmt hatte und weiterhin zu Michael blickte. Diesem fiel jetzt erst auf, wie viel tatsächlich an Berjael fehlte; das zerfurchte Gesicht hatte einen kreisrunden, roten Fleck vom Hals hinüber zur Wange, die Narben schimmerten altrosa unter ihm; eine Brandwunde. Michael musste nicht hinschauen, er würde auch in der rechten Armbeuge, dem Oberarm und der Handfläche ähnliche Haut vorfinden- Schließlich hatte er dies getan, als Berjael ihn festgehalten hatte. Dennoch wollte kein Mitleid aufkommen, in seinen Augen hatte er es sogar verdient, ordentlich verletzt zu werden. Raphael erhob sich neben ihm, nahm eine steife Haltung ein. Auch seine Augen hatten offensichtlich die noch relativ frischen Verbrennungen entdeckt, doch er war zu klug um nun noch ein Wort an ihn zu richten. Mit einer knappen Verbeugung ob des Territoriums wegen verabschiedete er sich von Berjael, warf dem Rothaarigen noch einen flüchtigen Blick zu. In seinen Augen lag Mitleid und Hilflosigkeit; vermutlich wäre es Raphael lieber, wenn der junge Feuerengel mit ihm kommen und das alles hier hinter sich lassen würde, doch er konnte ihn nun schlecht ansprechen und besten Falls noch abwerben, Deserteure hatten vermutlich kein angenehmes Schicksal zu erwarten. Hinter Raphael schloss sich die schwere Tür und ließ Michael mit seinem ihm übergestellten, persönlichen Plagegeist allein. Trotzig erwiderte er den Blick Berjaels, welcher noch immer nicht von ihm gefallen war, suchte nach einer Gefühlsregung. Triumph, dass er ihn nun loswurde? Häme, Schadenfreude, irgendetwas musste da ja sein. „Du wirst das Wasser aufwischen, bevor du wieder schlafen gehst. Hau ab jetzt.“ Was? Michaels Gesichtsausdruck wandelte sich in Verwirrung, doch er bekam keine weitere Antwort auf den offensichtlich fragenden Blick. „Da deine Pritsche verbrannt ist, wirst du dir morgen eine neue zusammenbauen. Ich dulde keinen Materialverlust.“ Dann erst bewegte er sich wieder und umrundete den Tisch, dabei noch immer die Augen fest auf den ihm körperlich so unähnlichen Jungen gerichtet. Doch Michael machte keinerlei Anstalten, nun zu gehen, zog eine Augenbraue herunter. „Du schmeißt mich nicht raus?“ „Nicht heute. Jetzt verschwinde, bevor ich es mir anders überlege.“ Diese stets ruhige, dunkle Stimme regte Michael allmählich auf; er wusste, dass Berjael anders gestrickt war als er sich gerade gab, das hatte er vor wenigen Stunden noch gesehen. Deswegen verwirrte ihn diese Art zu sehr, es passte einfach nicht zu ihm; warum warf er ihn also nicht einfach raus? „Du wolltest doch von Anfang an, dass ich gehe, oder etwa nicht?“ „Willst du das denn?“ Das war eigentlich keine Frage, es klang mehr wie eine Drohung und mit einem Mal bekam Michael das Gefühl, dass er einen Pakt geschlossen hatte. Ihm kroch es kalt über den Rücken und er hatte das dringende Bedürfnis, diesen Raum schnell zu verlassen. Ohne noch lange zu überlegen sprang er auf und lief aus dem Raum heraus, richtete die Augen dabei nicht wieder auf das Gesicht des vernarbten Kriegers. Weg aus diesen Privatgemächern, in denen er nicht einmal die Ausstattung registriert hatte, schnappte der Feuerengel nach Luft; er hatte sein Leben verpflichtet. Es war der Gedanke einer schnellen Idee und doch würde er nie wieder gehen können. Selbst wenn er es wollte, so trennte nur der Tod ihn von seinen Diensten im Militär. Mit dieser erschlagenden Erkenntnis rieb er sich den angespannten Kiefer, straffte dann die Schultern und machte sich auf den Weg in die Schlafstätte; noch immer waren die Soldaten wach, sie hatten Licht organisiert und ihre Augen huschten argwöhnisch auf die Gestalt Michaels, als er in der Tür erschien. Einige drehten ihm missgünstig den Rücken zu, andere schienen schlichtweg Angst zu haben, jedoch zu viel falschen Stolz um diese offen zu zeigen und so beschäftigten sie sich übertrieben ausgiebig mit dem Glattstreichen der Bettwäsche. Es waren mehr Betten besetzt als zuvor, die Verarzteten hatten sich zu ihnen gesellt. Einige von ihnen wirkten wie ein falsch zusammengesetztes Puzzle; unsaubere Wundränder und die Haut schichtete sich eigenartig. Vermutlich Raphaels Werk, er hatte ja berichtet, dass seine Heilungskompetenzen noch nicht wirklich einsetzbar waren. Es fühlte sich an wie ein Spießroutenlauf, so durch die sich jeweils gegenüber aufgestellten betten zu schreiten bis zu dem, an welchem er seinen Ausbruch erlitten hatte. Michael blickte auf dieses hinab, rümpfte die Nase; nicht einmal Glut war übrig, nur ein Haufen Asche unter der viel zu gewaltigen Entladung von Hitze. Das Wasser jedoch war nicht mehr da, entweder hatte es den Aufprall nicht mehr überstanden oder war von jemand anderem beseitigt worden. Gut, dann würde er heute eben auf dem Boden schlafen. - Er hatte ja gewusst, dass seine handwerklichen Fähigkeiten einiges zu wünschen übrig ließen, aber dass er nun nach zwei Wochen noch immer nichts zu Stande gebracht hatte, wurmte Michael sogar etwas. Um ehrlich zu sein fehlte ihm schlichtweg die Zeit dazu, Berjael hatte sich dann doch für eine sehr diskrete Art der Bestrafung entschieden: Training. Die Verwundeten waren wieder zu gebrauchen und nach einer Ansage ihres Chefs wurde ihnen rücksichtsvoll erklärt, dass sie alle einen Haufen diverser Ausscheidungen bildeten, den es zu befördern galt; vorerst wolle er an ihrer Konsistenz arbeiten. Dazu wurden nun also neue Mittel und Wege gesucht und Michael fühlte sich während dieser Tour durch diverse Abschnitte seiner persönlichen Alpträume zunehmend provoziert. Wieso auch sonst sollte beinahe jede Station durch Wasser untermalt worden sein? Wie oft sie sich nun bereits in den Schlamm geworfen hatten und unter Gegenständen her krochen, konnte er nicht mehr zählen. Zu Beginn hatte er sich ja vehement geweigert, doch nachdem er mehrere Male gewaltsam mit dem Gesicht voraus in den kalten Schmodder gepresst worden war, ergab er sich diesem Schicksal und machte von vornherein lieber mit. Die Kleidung hatte gelitten, scharfkantige Drähte und Dornen diverser Sträucher zerrten an Hosen und Oberteilen, nicht selten blieben auch Haare oder Haut dort hängen. Wie viel Schlamm er bereits geschluckt hatte, wollte Michael nicht wissen; er fror und fühlte sich seit ein paar Tagen erbärmlich schwach. Es kratzte im Hals, die durchaus unschöne Erfahrung unerwünschter Wärme im Gesicht und Kälte an den Gliedmaßen machte ihn zu schaffen und… Platsch „Ich schwör dir nächstes Mal hau ich dir eine rein!“ Doch er konnte nicht stehen bleiben, sie befanden sich in einer Art Kette und waren darauf angewiesen, dass der Vordermann nicht stehe blieb. Ansonsten würde der ganze Rhythmus verloren gehen und der kurze Ausbruch hatte Michael den Rücken Othriels bereits beinahe aus den Augen verlieren lassen. Von Berjael bekam er keine Antwort, der füllte den Eimer in seiner Hand wieder auf und wartete auf den nächsten willkürlichen Soldaten, den er gerade mit dem eisig kalten Wasser übergießen konnte. Bisher hatte es Michael fünf Mal erwischt. Und das von fünf Runden, da fragt man sich doch, wo er die Provokation sah? „Aufpassen, du …t Junge!“ Das kam davon, wenn man sich ablenken ließ und so rutschte der Rothaarige auf der inzwischen durch und durch glitschigen Laufstrecke aus und knallte mit der Nase gegen einen der Pfosten, durch die sie in der rückwärtigen Runde Slalom fliegen sollten. Der Schmerz war überwältigend, es hatte laut geknackt und warm lief es über seinen Mund und am Kinn hinab, als das Blut aus seiner Nase schoss. Michael taumelte, hielt sich am Pfosten fest und wurde schließlich von Erimites überholt, welcher nur den Kopf schüttelte. Emhom dagegen – immer noch im Auftrag Berjaels, Michael hier einzulernen, gab sich einen Ruck – und schubste ihn weiter vorwärts. „Reiß dich zusammen sonst nimmt er dichrichtig ran, verstanden?“, zischte es nahe am Ohr des Rotschopfes, welcher sich das Blut vom Gesicht wischte und weiter lief, dabei Konzentration in jeden Schritt legte. Er würde nicht mehr lange durchhalten und dort war eine weitere Station, die ihn mit kaltem Wasser seine Grenzen aufzeigen würde. Es war ja nicht so, dass er des Waschens faul war: Es lag einfach an der Kälte. Sie machte ihm zu schaffen und zog den gesamten Kreislauf herunter. Dazu schlief er stur weiter auf dem Fußboden, der in seiner Temperatur nicht unbedingt luxuriös war. Was sich zudem unter manchen Betten aus dem Winkel sehen ließ, grenzte an Körperverletzung jeglicher Art; und wenn es die der Insekten war, vollkommen egal. Wie er es dann erwartet hatte: Sie wateten frierend durch das annähernd einen halben Kilometer lange Wasserbecken, was an sich nicht mehr als eine Lehmgrube war, die irgendwie mit dem flüssigen Nass gefüllt worden war. Während die meisten Soldaten bis zu den Oberschenkeln betroffen waren, reichte Michael der Pegel schon bis knapp unter die Brust. Das Blut floss weiter, ständiges Wegwischen brachte ihn nicht weiter und allmählich kämpfte sich Übelkeit in ihm empor. Flach atmend kam er am Ende an, zog sich mit zittrigen Armen empor und kroch dann die ersten paar Meter auf den Knien weg vom Rand, stand mehr stolpernd auf, als dass er tatsächlich gerade ging – und machte schließlich einen Schlenker außerhalb der Reihe, um sich in ein Gebüsch zu erbrechen. Mit den Händen stützte er sich auf den Oberschenkeln ab, verlor fast den Halt und drohte, mit dem Kopf voraus in das zu kippen, was gerade noch in seinem Magen gewesen war. Was an sich nicht wirklich viel war, ein schleimiger Brei vom Frühstück und ein Stück Apfel hatte er herunter bekommen, das war‘s dann. Wie erwartet auch etwas Schlamm und jede Menge Wasser. Jemand fasste ihn an der Schulter und verhinderte so die unmittelbare Zusammenkunft mit dem, was sich zwischen den Blättern angesammelt hatte. Es war wirklich nicht schön, er schmeckte diesen typischen Erbrochenen-Geschmack im Mund und ahnte, dass wenn er jetzt etwas sagen würde, der Geruch jeden Umstehenden mit ins Boot ziehen würde. Wenigstens hatte er sich nicht selbst vollgesaut, aber das war reines Glück und die Fähigkeit, sich weit genug nach vorn zu beugen. Emhom – wieder einmal – schleifte Michael mit sich mit, stieß ihn jedoch wieder in den Parcours hinein, hielt sich auffällig nah bei ihm. Der Kadett riss sich zusammen, lief dann wieder los. Zumindest nach seinem Ermessen, sonderlich gut kam er nicht vorwärts und schließlich war es wieder Michael, der vom Wasser getroffen wurde. Dieses Mal jedoch blieb er stehen und schnauzte nicht im Vorbeigehen. Er drehte sich in Berjaels Richtung, dessen Auge stur auf den kleinen Engel gerichtet blieb, ehe er die Hand hob. Die hinter ihm gelegenen Soldaten verlangsamten ihren Schritt, blieben schließlich stehen und schauten auf den zu kurz geratenen Erzengel. Das Wasser hatte das Blut von seinem Gesicht gewaschen, nun verschlimmerte der feuchte Film es jedoch nur noch und es breitete sich großflächiger aus, lief unaufhaltsam in seinen Kragen und hinab in das fleckige Shirt. Ob Emhom sich selbst oder Michael retten wollte, war nicht ganz klar doch er trat zwischen ihn und den Chef, holte aus und schlug in das kindliche Gesicht vor sich. Michael hatte das Gefühl, als würde sein Kopf platzen. Der Schmerz riss ihn einen Moment beinahe von den Füßen, dennoch behielt er die Hand ausgestreckt. Emhom fasste ihn bei den Schultern, schüttelte kurz und war sich damit vollkommen der Gefahr bewusst, dass er sich wieder übergeben müsste. „Bist du bescheuert? So mit dem Chef umzugehen? Du..“ „Lass ihn los und aus dem Weg.“ „Super, selbst Schuld“, zischte der größere Engel und trat auf die Seite. Nun hatten auch die letzten Rekruten bemerkt, dass sich etwas abspielte und waren stehen geblieben; dennoch waren sie alle intelligent genug, um nicht näher zu kommen und aus sicherem Abstand dem Schauspiel Aufmerksamkeit zu schenken. Michael fing sich wieder, hatte die Augen auf die immer stärker verschwimmende Gestalt von Berjael gerichtet. Er wollte ihm nur wehtun, aus den tiefsten Ecken seines Herzens kroch dieser Wunsch in seine Arme, kribbelte in den Fingern als erste Ansammlung plötzlicher Energie; Funken stoben, das Wasser verdampfte augenblicklich unter der sich stauenden Hitze. Als die Flamme in seiner Hand aufflackerte, sackte der letzte Rest in ihm zusammen. Das Feuer erlosch noch, bevor alles um ihn herum in Dunkelheit getaucht wurde. - „…chael? Kannst du mich hören?“ Es roch anders. Steril und übertrieben desinfiziert; war er etwa im Krankenhaus? „Ich seh doch, dass deine Augen offen sind. Michael, hallo! Kannst du mich hören?“ Tatsächlich, er starrte an die weiße Decke und somit unweigerlich in eine Lampe an genau dieser, ehe sich ein Schatten über ihn schob. Raphael zog die Stirn in Falten, tätschelte dann im Gesicht des Feuerengels herum. Dieser drehte den Kopf weg, wollte etwas sagen doch sein Mund wollte nicht reagieren. Außerdem konnte er weder Arme noch beine bewegen, stöhnte genervt. „Gut, du bist wach. Pass auf dieses Mal hab ich nichts damit zu tun, okay? Sie haben dich hergebracht mit einer gebrochenen Nase und Mangelerscheinungen. Wie um alles in der Welt hast du es in zwei Wochen geschafft, derart unterernährt aufzutreten? Außerdem hast du etliche bakterielle Infektionen in… oh.“ Er hatte schnell gesprochen, aber daran war Michael inzwischen gewöhnt. Viel schlimmer war dieser Zustand von halbwach und nichts weiter dazwischen, er nahm auf aber konnte es nicht sortieren, dazu brauchte es einige Momente. Raphael bewegte sich auch noch neben ihn und gab damit wieder die Sicht auf die Lampe frei, ehe er dessen Stimme noch einmal etwas weiter rechts von sich vernahm: „Hallo, Luzifel-Dono…“ ------------------------------------------- Ich glaube mir hat niemand so sehr in den Hintern getreten wie Mad-Panda, endlich das Kapitel zu schreiben. Ehrlich gesagt mag ich es nicht, ich hasse es sogar aber ich kam ja dann doch nicht drum herum :/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)