Halo von Inzestprodukt ================================================================================ Kapitel 1: Lichtbestäubt ------------------------ Bye, Krea-Tief, hallo Ideenreichtum! Viel möchte ich nicht hierzu sagen, nur wieder das Versprechen, dass ich mehr aus der Sache rausholen werde; ich bin einfach kein Fan von kurzen Geschichten, selbst mein One-Shot endete dann in drei Kapiteln, herrje. ------------------------------------------- „War das denn unbedingt notwendig?“ Es klirrte leise, der Ton blieb einen Augenblick in der Luft hängen und verhallte dann ohne jegliche weitere Beachtung. Ein leises Gluckern, dann wurde das Klirren in ähnlicher Form wiederholt. Schritte. „Du weißt schon, dass ich nicht immer direkt Zeit für dich haben kann? Nächstes Mal lass ich dich erst etwas bluten.“ Nachdem er das Desinfektionsmittel auf ein steriles Tuch gegeben hatte, war Raphael zurückgekehrt, zog sich den Stuhl heran und begann, die Hand Michaels zu säubern. Dieser zuckte mit den Schultern, schaute den blonden Engel nicht an; so gut kannten sie sich immerhin nicht und nur, weil er und Raphael zufällig zwei der vier Schutzengel der Natur sein sollten, würde er sich nicht mit ihm anfreunden, da waren Gespräche immerhin keine Pflicht für ihn. Wobei der angehende Arzt das kleinste Übel war, wenn man es denn mit den anderen beiden verglich; Uriel, der regelmäßig ganze Flächen verwüstete oder Jibril, die… ein Mädchen war. Das allein war kein Grund sie nicht zu mögen und seinen Gefühlsstatus ihr gegenüber zu bezeichnen wäre übertrieben aber ihre Art schmeckte dem Rotschopf schlichtweg nicht. „Michael? Was genau hast du da eigentlich gemacht? Deine Hand sieht… schlimm aus“, meinte Raphael und blickte auf eben noch benanntes Körperteil; zerschnitten wäre eine glatte Beleidigung, das galt einem Massaker. Doch wie zuvor erhielt er keine Antwort und so resignierte Raphael in dem was er tat und kam einfach seiner Pflicht nach. Er wusste, dass der junge Feuerengel eigentlich die Behandlung durch Bal bevorzugte statt sich zu ihm zu begeben doch sie schien momentan keine Zeit zu haben, andernfalls sah er den Rothaarigen nur sehr selten, konnte mit seiner Art auch wenig anfangen. Michael war – ganz dem Element entsprechend, welches noch so ungeübt Kontrolle über ihn hatte – ein Hitzkopf und scherte sich meist herzlich wenig um die Belange anderer. Politik interessierte ihn nicht und Anweisungen nahm er nur mit Widerwillen entgegen; vermutlich würde sich das nur verschlimmern, wenn er erst einmal älter werden würde – dann würde er ganz seinen Kopf durchsetzen, da war sich Raphael sicher. Irgendwie tat er ihm auch leid, der Zwillingsbruder von Luzifel zu sein bedeutete Erwartungen, denen man unmöglich gerecht werden konnte. Sowohl von anderen wie auch sich selbst denn dass er wie ein Schatten am Anwerber für den Platz des Morgensterns klebte wusste Raphael trotz aller Kontaktschwierigkeiten, das war bisher immer so gewesen denn ebenfalls schon immer war es der Engel mit dem schwarzen Haar, welcher vor Talent und Intelligenz strotzte und trotz ihrer Verbundenheit als Zwillinge war er auch stets etwas größer als Michael gewesen; dies wurde immer deutlicher denn auch Raphael hatte ihn inzwischen überholt, während der andere irgendwie… bisher nicht mehr wuchs. „…mir Bescheid bevor du mich abknutschst, ja…?“ Raphael blickte auf, hatte er sich doch vollkommen in seinen Gedanken verloren und dabei wohl unentwegt träumend auf das Gesicht des etwas Kleineren geschaut. Dieser hatte sich jedoch nicht die Mühe gemacht sich zu bewegen und blickte nun lediglich auf ihn, verzog etwas die Miene. „Wie meinst du?“, versuchte der Blauäugige sich zu retten und senkte den Blick schnell wieder auf die Wunde, putzte wieder und wieder drüber. „Ob du es einfach heilen kannst hab ich gefragt aber du antwortest ja nicht… starrst mich an wie sonst was…“ Scheinbar ziemlich entnervt stützte er das Kinn in der gesunden Hand ab, wandte Raphael so halbherzig den Rücken zu. Dieser ermahnte sich in Gedanken zur Vorsicht und ließ dann doch ein Seufzen vernehmen. „Tut mir Leid so weit bin ich noch nicht... Kleine Kratzer, Schürfwunden, eine Erkältung vielleicht aber du hast regelrecht Schindluder mit deiner Hand getrieben solche tiefen Schnittwunden krieg ich nicht geheilt… noch nicht.“ Dass ihm eine viel versprechende Stellung als größter Heiler im Himmel zugesprochen war wusste Raphael doch noch war er lange nicht an diesem Punkt angelangt, er lernte ja noch mit seinem ihm zugetragenem Element umzugehen. Hinzu kamen die Kräfte des Heilens und solche Zwischenfälle machten es ihm nicht leichter, sich besten Gewissens aufs Lernen zu konzentrieren. Plötzlich entzog sich das Objekt seiner verzweifelten Behandlungstechnik aus seinem Griff, Michael rückte einen herab gerutschten Riemen seiner Hosenträger zu Recht, nur damit dieser augenblicklich wieder von seiner Schulter fallen konnte; die Bewegung unterließ er ein zweites Mal und erhob sich, wandte sich zum Gehen ab. „Macht nichts, bis dann.“ „Moment…“ Raphael erhob sich rasch, drückte das sich rosa verfärbte Tuch in der Hand fest zusammen und schaute auf den sturen Rotschopf. „Wenn du wieder Dreck in die Wunde bekommst, entzündet sich das vermutlich und dann…“ „Hör auf rumzuheulen, Raphael und übertreib nicht immer. Nicht jede verdammte Wunde eitert fröhlich los wenn mal etwas Sand drankommt und nicht jedes Niesen wird zu einer mittelschweren Hirnhautentzündung oder sonst ein Dreck. Mach deinen Job und komm damit klar, wenn dir deswegen nicht jeder vor Dankbarkeit die Füße ableckt.“ Das war typisch und doch etwas sehr wüst für Michaels Verhältnisse. Verletzt fühlte der Blonde sich schon lang nicht mehr durch diese schroffe Art, dennoch würde er ihn manchmal gern packen und mit dem Kopf in ein Becken voller kaltem Wasser drücken, doch solcherlei Rachegelüste erstickte er im Keim, um solch ein sündhaftes Gefühl gar nicht erst zuzulassen. Außerdem kannte er ihn eben mit genau dieser Masche, ernsthaft böse würde er deswegen nie werden können. Gegen seinen folgenden Abgang konnte Raphael dann auch nichts mehr tun und so verließ Michael ihn in seiner scheinbar undankbaren Art wieder, nutzte hierzu das Fenster und stieß sich ohne weitere Umstände in die Lüfte. Dass er ohnehin mit so einem Schnitt zum begabten Genossen ging zeugte von geistiger Umnachtung Seinerseits denn eigentlich würde er deswegen höchstens – und dann auch nur, weil es ihm lästig werden würde – Bal aufsuchen doch diese war für ihn im Moment unauffindbar und so respektierte er einfach aus reinem Mangel an Interesse einer Suchaktion diesen Umstand. Als er die Hand bewegte konnte er ihn deutlich spüren, doch einen feuchten Dreck würde er tun und dem gewissenhaften Heiler in Spe unter die Nase reiben, wie dies passiert war. Irgendwann war seine Hand wieder vollkommen einsatzfähig also sah er einfach keine Notwendigkeit, sich deswegen einer vermutlich folgenden Diskussion zu stellen, die ihn auf Grund einer anderen Meinung als seiner eigenen wenig interessieren würde. Außerdem hatte er eh nicht vor, sich noch einmal von Raphael behandeln zu lassen und damit verlor er das Bedürfnis, sich weiterhin damit zu beschäftigen. Mit einigen stolpernden Schritten setzte der junge Engel auf dem übertrieben pompösen Marmorboden außerhalb des Gebäudes auf, in welchem sie hausten. Sie – das waren er, sein Bruder und ein ebenso übertrieben hoher Stab von Angestellten – hielten sich allerdings nicht häufig hier auf, ein weiterer Grund dafür die schier manische Verschwendung des Himmels einmal gründlicher unter die Lupe zu nehmen; nur nicht jetzt. Michael befand, dass er keine Zeit für Spitzelarbeiten aufbringen konnte, da er sich noch in einigen laufenden befand. Projekte nannte er es, das beruhigte weniger sein Gewissen als dass es das unüberlegte Plaudern verhinderte und bevor er sich mit Spion verplapperte, konnte er lieber von sinnvoller Beschäftigung sprechen und so einigen lästigen Fragen gekonnt ausweichen. Es waren nicht unbedingt immer Spionagearbeiten, die ihn stets durch diese kalten Gänge trieben, welche sie sein Zuhause nannten. Diesen perfekten, großzügig geschnittenen Ort, angepasst auf ihre Bedürfnisse. Das bedeutete im Falle seines Bruders ein nahezu pompöses Angebot erlesener Bücher, Karten aller Länder dies- und jenseits des Himmels und diverser Auszeichnungen, die er trotz seines jugendlichen Alters bereits erhalten hatte. Im Falle Michael sprach man hier von einem wärmenden Kamin in einem Raum, dessen Beschaffenheit es erlauben würde, sich zu späterer Zeit, wenn die Kräfte des Feuerengels ausgereift waren und er vermutlich nicht mehr empfindlich auf Hitze reagieren würde derart aufheizen zu lassen, dass kaum ein anderes Wesen dort frei atmen können würde. Nun jedoch noch nicht, noch konnte er sich verbrennen, reagierte verhältnismäßig empfindlich auf die Strahlen der Sonne und anderweitig heiße Sachen. Es wurde immer besser doch noch würde er sich nicht wagen, seine Haut mit fremden Flammen zu schmücken. Die eigenen machten ihn oftmals nervös, diese Fähigkeit, mit seiner Astralkraft eine so unermessliche Kraft heraufzubeschwören versetzte ihn in eine langsam schwindende Angst, doch noch war sie eben da. Vieles war noch da, was sich erst bessern musste und wenn er durch die sauber geputzten, strahlend hellen Gänge des Gemäuers schritt wusste Michael auch, was dazu gehörte. Perfekt, wie bereits erwähnt. Dekorationen – nicht überzogen aber doch derart in Szene gesetzt, dass sie das allgemeine Bild zu einer harmonischen Einheit vermengten. Nirgends würde eine gesprungene Bodenplatte ins Auge fallen, die Fenster waren geputzt und heile. Kein Möbelstück bedeckt mit Schmutz oder einer Staubschicht und dies obwohl sie kaum benutzt wurden; wann saßen Luzifel und er schon zusammen? Sie befanden sich an den genau entgegengesetzten Teilen des Gebäudes und hatten sich das letzte Mal vor einigen Wochen gesehen und vom Standpunkt sich ihm aufdrängen zu müssen war der Rothaarige inzwischen weg. Die Finger ließ er an der Wand entlang gleiten; bereits jetzt konnte er die Wärme spüren, die aus seinem Zimmer strömte, die Mauer entfernt erwärmte und dabei waren es noch mehr als einhundert Meter, die ihn von dort trennten. Ob er wirklich dort hinein wollte war nicht von Belang, er würde es müssen. „Ich hasse es, etwas gegen meinen Willen zu tun“, murrte er leise vor sich hin und fühlte sich wieder einmal von sich selbst hintergangen denn so sehr Michael sich auch wehrte – er entkam sich selber nie. Das klang vielleicht wie die Diskussion einer multiplen Person mit seiner weniger erfreulichen Seite, doch für Michael war es bittere Realität; ob er wollte oder nicht, irgendetwas setzte sich immer in ihm durch, was er am Liebsten zerstückeln und dann aufessen würde. Wenn er nun die Schuhe ausziehen würde wäre es das gleiche Spiel; die Wärme würde ihm förmlich entgegen kriechen und darum flehen, sich bei ihm aufzuhalten. Irgendwann, dachte Michael und stieß dann doch die Tür zu seinem Zimmer auf. Das Feuer im Kamin brannte auf einer geringen Basis, das genügte ihm auch; noch war ihm nicht so kalt, wie es später einmal der Fall sein würde. Das hatte man ihm bereits offenbart und Michael war wahrlich nicht begeistert, dieses Leben in Aussicht gestellt zu bekommen. Er drückte mit der Fußspitze gegen den Hacken seines linken Schuhs, schlüpfte aus diesem heraus und wiederholte dies auch auf der rechten Seite, trat sie dann achtlos unter sein Bett. Im Zimmer war nicht viel zu sehen, er hielt nicht viel von Figuren und Büchern; ehrlich gesagt war Michael sich noch gar nicht sicher, was einmal aus ihm werden sollte und wo seine Interessen und Talente lagen. Er als prophezeiter Unglücksbringer, als Bote der Dunkelheit sollte sich einfach keine Gedanken um sein Wesen an sich und der Reaktion des Himmels auf dieses machen, das empfand er als unnötig. Wie es wohl geschehen würde? Sollte er ihnen den Krieg erklären? Seinen Bruder bekämpfen, die anderen Erzengel; was würde aus seinem Element werden? Würde das Feuer ihm je gehorchen können? Oder spürte es seine Unreinheit und würde besten Falls schlichtweg seine Innereien zerkochen? „Ist doch alles kacke“, murrte er leise, ließ sich mit ausgebreiteten Armen rückwärts auf sein Bett fallen und blickte auf das gespannte Tuch über sich, welches den Himmel symbolisierte; den des Bettes. Auch das bereitete ihm Unbehagen, denn es erinnerte nur an den Grad des Verrates, den er begehen würde. Wen es letzten Endes wirklich betraf, würde sich zeigen denn trotz der entnervenden Politik hier war es eben sein Zuhause. Was also konnte er mit sich anfangen? Zum Versagen geboren erschien ihm wenig motivierend aber trotzdem war dort der Funke, seinem Schicksal entfliehen zu wollen; wenn er sich gegen all dies auflehnen würde, die Prophezeiung einfach umgehen und sich selbst einen Namen machen? Nur wie war eben noch die Frage. Raphaels Weg war im Gegensatz zu seinem erschreckend klar: Heiler. Leiter aller rehabilitierenden Maßnahmen, Mitwisser und Benutzer jeglicher Heilungsformeln. Uriel schien sich dem hohen Gericht zuzuwenden; momentan als einfacher Assistent doch auch er strebte mehr an; oberster Justiziar, Engel der Vollstreckung. Jibril: Politik. Ihr Mitwirken war Michael nicht sonderlich bekannt einzig aus dem Grund, dass er sich nie wirklich mit ihr unterhalten hatte – bis auf ihre Tadel bezüglich seines Verhaltens. Dass sie jedoch unter anderem auf Einhaltung der Gebote pochte, war bekannt. Auch, wenn er ihre Methoden nicht vollkommen unterstützte so hatte sie von den hohen Tieren dort die mitfühlendste Art, ihre Ziele zu erreichen. Wenn erst Zachäus seinem Posten beraubt sein würde, denn noch oblagen ihm die triftigsten Entscheidungen; so auch die Pflege von Metatron. Die direkte Pflege betraf es nicht, aber eben die unmittelbare Befehlsmacht über den Seraphen. „Und jetzt kommst du, Michael“, murmelte der Rothaarige sich selbst zu und rümpfte die Nase. Wie konnte er ihn vergessen – Luzifel. Anwärter auf den Titel des Morgensterns, die höchste Auszeichnung direkt nach Adam Kadamon, dem heiligen Einsiedler. Noch war nichts sicher aber in dieser Hinsicht vertraute Michael ganz den zahlreichen Talenten seines Bruders. Was seine eigenen betraf… Es war nur eine schnelle Idee gewesen doch sie gefiel ihm immer besser; was hatte er schon zu verlieren? Mehr als ein ‚Nein‘ konnte man ihm nicht geben und da er nicht gewillt war ein solches zu akzeptieren würde er irgendwie ans Ziel kommen können. Natürlich, er hatte Potenzial, die Aussicht, dass er in späterer Zeit als Bezwinger des Feuers unter ihnen war, würde ihm sicherlich einen Pluspunkt bei der Bewerbung schenken. Immerhin galt sein Element als gefährlichstes unter allen; auch, wenn er sich das noch nicht wirklich vorstellen konnte, bisher fühlte er sich nicht wie jemand, dem diese Macht zu kontrollieren gegeben war. Nun ging er dieses Thema das gefühlte sechstausendste Mal im Kopf durch, für gewöhnlich überlegte er nicht so lange über eine Sache, die ihm richtig erschien und ehrlich gesagt war nun Zeit zu handeln; sich seinem Schicksal ergeben? Niemals! Einziger Störfaktor war nun seine kaputte Hand, aber selbst die würde wieder verheilen und da es die linke Seite war, würde es ihn nicht sonderlich behindern, für gewöhnlich nutzte er mehr die rechte. Gedanken über seine Kleidung machte er sich im Folgenden kaum; es sollte nur praktisch sein denn der Mann, den er aufsuchen wollte, war bekannt für seine einfordernde Art und auch, wenn er noch mit Überzeugungsarbeit seinerseits rechnete, war er besser vorbereitet: für den Fall der Fälle. Stiefel mit fester Sohle, eine nicht zu großzügig geschnittene Hose, die ihn in den Bewegungen möglichst ungehindert hielt und ein einfaches, ärmelloses Shirt in schwarz. Sein Haar war kurz, er benötigte keinen gebundenen Zopf und Schmuck trug er ebenso nicht. Was nun wirklich noch störte, war eben doch die Hand. Es ging schlichtweg um den Eindruck, den es machen würde; verletzt aufschlagen, dann könnte er gleich wieder gehen. Oder um eine Stelle betteln, aber das lag nicht in seiner Natur und war in keinster Weise auch nur der Ansatz einer möglichen Option. Er fand noch fingerlose Handschuhe aus Leder; immerhin, das würde reichen. Ein Verband erschien ihm ebenso unseriös und… nun hatte er sich doch um sein Auftreten gesorgt, wunderbar. Nun ja, besser so als eine Niederlage zu verbuchen. „Scheiß Erwartungen“, murrte der kleine Engel trotzdem, zog den Handschuh der rechten Hand noch einmal fest am Riemen nach; es zog links, doch das konnte er aushalten. Raphaels dämliches Herumgereibe hatte die Wunde gereizt und nun brannte sie eigentlich stetig, reagierte äußerst empfindlich auf jede äußere Beeinflussung. Als Michael sich schließlich der Tür zuwandte, fiel sein Blick doch noch einmal über die Schulter, hinein in die knisternden Flammen des Kamins. Er zögerte kurz, schritt dann doch noch einmal auf diesen zu, blieb knapp vor ihm stehen; es knirschte, als er mit den Stiefeln auf die Kohle von verbranntem Holz trat, welche aus der Feuerstelle auf den Boden gefallen war. Eine Haarsträhne hing ihm in die Augen; rot und anklagend, dass er sich selber nicht entfliehen konnte. Er war nun einmal der Engel des Feuers, da konnten sie ihn noch so sehr verachten; er und nicht Luzifel war es geworden! Die Wärme erfasste schnell den gesamten Vorderkörper und legte sich schwer auf die Haut, welche sich unnatürlich heiß anfühlte; es schmerzte schon fast und als er doch die Hand ausstreckte, schlug ihm nur zu schnell der Schmerz der Flammen entgegen. Im letzten Moment zog er den Arm zurück, doch die Warnung war deutlich; er war noch nicht bereit. Schnaufend trat er den Rest des Kohlestückchens in die Flammen, lief dann im Eiltempo zur Tür und riss sie auf, stürmte den Gang entlang ohne der Gestalt am Ende besondere Beachtung zu schenken; Luzifel, doch auch dieser schien den Bruder kaum wahrzunehmen – und wenn, hegte er kein Interesse bezüglich eines Gesprächs. Umso besser, nun wollte er nicht mehr um diese Sache herumdrucksen, die Zeit war einfach gekommen und so spannte er, kaum aus dem Gemäuer heraus, welches ihm doch so derart wie ein Gefängnis erschien, die Flügel und ließ sich in die Lüfte heben. Sein Ziel war klar und mit permanentem Nähern verschwand auch der Zweifel, dass man ihn fortschicken würde. Michael war bei Weitem nicht von sich überzeugt; das konnte er neben seinem ‚großen‘ Bruder gar nicht sein, wie denn auch? Dennoch würde er einfach nicht gehen, er war nicht vollkommen untalentiert und garantiert niemand, dem man den Ernst des Lebens lehren musste um zu begreifen, dass nicht alles ein Spiel war. Er hörte sie nicht, er sah niemanden und wusste doch, dass sie ihn bereits entdeckt haben mussten. Bestimmt nicht alle aber immerhin die, die schon länger dabei waren. Im Gegenzug jedoch erhaschten einige Bewegungen die Aufmerksamkeit des Erzengels; sie waren unvorsichtig, hatten ihn erkannt und wägten sich in Sicherheit. Einige mochten wissen, dass er Luzifers Bruder war doch für den Großteil der Engel waren die vier Schützer der Natur noch Unbekannte, lediglich Namen, die in eine große Rolle wachsen würden. Gesichter kannte kaum jemand, sie waren noch zu ungeübt, um sich zu präsentieren. Als er landete – wieder stolpernd, sich jedoch fangend – war dort nichts als ein Gebäude, welches zweckmäßiger nicht sein könnte; ein paar schiefe Fenster ohne Glas, ein Dach, welches beinahe unter seinem eigenen Gewicht zu brechen drohte und eine schwere Tür aus eisernem Werkstoff, vermutlich Stahl. Keine Blumen, unebene, flachgetretene Stufen und die Abwesenheit von allem, was für Wohlbefinden sprechen könnte. Der Rothaarige reckte den Hals, blickte die abbröckelnde Fassade empor und neigte den Kopf auf die Seite, rümpfte ein zweites Mal in kürzester Zeit die Nase. Schritte ließen ihn seinen Bezugspunkt wechseln und ließen ihn auf einen Mann schauen; zerrissene Kleidung, Schmutz in jeder verzweifelt nach Sauerstoff schreienden Pore. „Was willst du, Kind?“ Das hatte er jetzt besser überhört, widmete sich wieder der Fassade. „Ich will Berjael sprechen.“ Will, nicht möchte oder dürfen. Er wollte es und wenn dieser Kerl dort das einzige Hindernis war – bitte. „Kannste knicken“, kam ihm dann frech an die Ohren, woraufhin er den Kopf wieder wandte. „Und warum?“ Er trat schon einen Schritt näher, zog eine Augenbraue in die Höhe. Der andere grinste, spuckte ihm vor die Füße. „Weil Hosenscheißer nur Zeitverschwendung für den Boss sind. Geh nach Hause sonst leg ich dich übers Knie, du Wicht.“ „Was bist du denn für ein Vogel?“, fragte Michael doch etwas irritiert; Witze wegen seiner Größe? Das kam selten vor, er konnte die Augen und Ohren davor verschließen, schließlich waren ihm derart plumpe Provokationen schlichtweg zu primitiv, um sie überhaupt irgendwie zu würdigen, doch der hier wollte ganz offensichtlich Ärger machen. Schön, deswegen war er aber nicht hier. „Mama Spatz bin ich und nun zurück ins Nest, Piepmatz.“ „Spatzenhirn, mehr auch nicht. Verpiss dich und lass mich zu Berjael, du Gockel.“ Ornithologie war eigentlich nichts für ihn aber der legte es ja drauf an. „Haste Sand vom Spielen in den Ohren? Nein hab ich gesagt. Du Winzling kannst…“ Dann ging es plötzlich ganz schnell; der Mann mit dem mausbraunem Haar gab einen kurzen, überraschten Laut von sich, sank dann in sich zusammen und krümmte sich, presste die Hände flach auf den Bauch. Von unten her blickte er nach oben, neben ihm war der Neuankömmling zum Stehen gekommen, starrte ohne eine weitere Gefühlsregung herab. Plötzlich wurde dem Engel mit Namen Emhom kalt; unermesslich kalt und er ersparte sich einen weiteren, dummen Kommentar, wandte den Blick ab. Die Tür gab ein leidendes Knarren von sich, dann sah er noch die Stiefel des Kurzen im Inneren des Gebäudes verschwinden. Als die Tür sich wieder schloss, lag Emhom auf Seite und begann zu lachen; schallend, spottend. Er wollte zu Berjael? Nun… sollte er nur gehen. Der Heerführer des Himmels würde ihm schon einen entsprechenden Empfang bereiten, dem frechen Wicht. ------------------------------------------- Eigentlich wollte ich noch weiter an diesem Kapitel schreiben, aber dann käme es mir überfüllt vor. Ich mache hier erst einmal einen Cut :3 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)