One von mangacrack (Friends is something you choose. Family is something you get.) ================================================================================ Kapitel 1: Montags sieht das Leben anders aus --------------------------------------------- Titel: One Untertitel: Friends is something you chose. Family is something you get. Gerne: Drama Warnungen: Alternatives Universum, ShonenAi, Mature Content, Language Inhalt: Sasuke kümmert er sich eigentlich groß um die Spezies namens Mensch. Dennoch findet er sich immer wieder in Dramen verstrickt, obwohl er eigentlich bloß seine Ruhe möchte. Sein depressiver, aggressiver Gelegenheitsbettpartner Gaara scheint Gefühle für jemanden zu entwickeln. Naruto bekommt Familienzuwachs, den er nicht haben möchte und sein eigener Bruder droht in eine Spirale von Selbstzerstörung zu stürzen. Kommentar: Diese Fanfiction wartet schon sehr, sehr lange darauf endlich an das Tageslicht zu dürfen, denn das erste Kapitel entstand nämlich 2008. Allerdings setzte ich mir dann in den Kopf ich könnte es ausprobieren, eine Geschichte doch erstmal zu Ende zu schreiben, ehe ich sie poste. Dann könntet ich mit regelmäßigen Updates aufwarten und ihr würdet mich dafür lieben. Zumindest funktionierte das bei einer Autorin, die ich damals bewunderte. Aber weit gefehlt. Inzwischen habe ich meine langsame Schreiblust und meinen Hang zur Ausführlichkeit als Eigenart akzeptiert und finde es auch viel schöner mit meinen Lesern zu kommunizieren. Das macht weitaus mehr Spaß. Wer die Genreangaben und Warnungen gelesen hat, wird bemerkt haben, dass trotz entgegen aller Erwartungen bei AU Geschichten wie diesen der Tag „Romanze“ fehlt. Das ist kein Fehler der Autorin, sondern volle Absicht. Fluff, Lime und Lemon werdet ihr hier also ewig suchen. Viel Spaß beim Lesen mangacrack xxx ::Kapitel 1 - Montags sieht das Leben anders aus:: Sasukes Tag begann nicht mit einem schrillen Weckerpiepen, so wie bei jedem anderen normalen Menschen. Nein, sein Tag begann mit einem wummernden Bass, der aus seiner Stereoanlage dröhnte. Sasuke stöhnte gequält auf und zog sich sein Kissen über die Ohren, in der Hoffnung, dann wieder einschlafen zu können. Doch leider kannte er die Anlage gut genug, sodass er wusste, dass diese Aktion nichts bringen würde. Krampfhaft versuchte Sasuke diesen Krach auszublenden, doch es gelang ihm nicht. Hatte er selbst den Timer seiner Anlage doch so eingestellt, dass er morgens wach wurde und das auch blieb. „Sasuke mach endlich diesen Krach aus!“, rief jetzt nun sein Bruder von draußen und hämmerte gegen die Zimmertür. „Oder ich komm‘ rein und bring dich dazu!“ Ups, da war aber jemand ungemütlich. Sasuke kämpfte sich so langsam wie möglich aus dem Bett und stellte dann mit der Fernbedienung, die auf seinem Nachtisch lag, die Musik aus. Sein Bruder war morgens aber auch garstig. Genauso wie er selbst, war Itachi einfach kein Morgenmensch. In der Familie waren sie alle keine Frühaufsteher, doch sie zwangen sich selbst dazu. Sasuke gähnte ausgiebig und streckte sich. Irgendwo knackte ein Knochen. Das war es auch schon an einem plötzlichen Energieanstieg für die nächsten 3 Minuten. In der Zeit kratzte sich Sasuke am Kopf, wuschelte sich durch das Haar und sah auf den Wecker. 6 Uhr 17 … Himmel, eine unmenschliche Zeit zum Aufstehen. Er kämpfte sich in einen aufrechten Stand und zog sein Shirt aus. Seine Boxershorts gehörten wohl Itachi, denn sie war zu groß und rutschte ständig von seiner Hüfte. Mit einem Handgriff zog er sie nach oben und ging dann aus seinem Zimmer in Richtung Bad. Auf dem Gang entfuhr ihm noch einmal ein löwenartiges Gähnen. Weil er dabei die Augen zusammen kniff, machte er die Badezimmertür blind auf. Deswegen stellte er erst fest, dass das Bad schon besetzt war, als er es bereits betreten hatte. „Itachi…!“, meinte Sasuke nur. Es war eine reine Feststellung und keine Anklage, so wie es meist der Rest des Tages war. Sasuke warf einen kurzen Blick auf seinen älteren Bruder. Auch er war nur in Boxershorts und gerade dabei sich die Zähne zu putzen. Er sah Sasuke nur für einen Moment lang an und wäre es nicht so früh am Tage, so hätte sich Sasuke vor Lachen weggeschmissen. Mit den zerzausten Haaren, die ungekämmt über den nackten Rücken fielen und dem weißen Schaum um den Mund wirkte er wie ganz normaler Mensch, nicht so erhaben und ernst, wie man Itachi sonst immer antraf. Sasuke schubste seinen Bruder beiseite und griff nach seiner eigenen Zahnbürste. Als er dabei war in seiner Müdigkeit die Herausforderung zu meistern exakt die Zahncreme auf die Zahnbürste zu kriegen ohne sich zu einzusauen, kassierte er einen leichten Schlag auf den Hinterkopf. Als Folge davon rutschte er mit der Hand aus und … beschmadderte sich selbst mit der Zahnpasta. „Du Arsch…“, knurrte Sasuke seinen Bruder an. Itachi grinste seinen kleinen Bruder nur kurz an und griff danach zu einer Bürste und widmete sich der Pflege seiner langen und außergewöhnlichen schwarzen Haare. Sasuke grummelte nur über diese Rüge. Itachi machte es sich oft einen Spaß daraus ihn für seine Frechheiten zurechtzuweisen, sowie Sasuke es deswegen jedes Mal darauf anlegte, frech zu sein. Es war wie ein Spiel zwischen ihnen, bei dem sich keiner von ihnen beiden mehr an den Anfang erinnern konnte. Es gehörte einfach dazu, dass sie sich gerne ärgerten. Itachis Begründung für sein Verhalten war stets, dass er Sasuke erziehen müsste, da es ja keinem anderen zu gelingen schien. Eine Weile standen sie schweigend nebeneinander und gingen ihren Gedankengängen nach. Sasuke fand immer, dass Itachi seine Gedanken wie ein offenes Buch lesen konnte, er selbst aber so gar nichts über seinen Bruder zu wissen schien. Gut, das stimmte nicht, dafür erlebten sie zu viel gemeinsam, aber dennoch hatte er manchmal dieses Gefühl. Weiter dachte Sasuke nicht darüber nach, weil er jetzt fand, dass seine Zähne sauber genug waren und spuckte den Schaum ins Waschbecken. Während er sich den Mund ausspülte, sah er sich nach seiner eignen Bürste um. Morgens hatten seine Haare die Angewohnheit igelartig abzustehen. Dabei waren sie gerade mal halb so lang wie die von seinem Bruder. Seine eignen bedeckten gerade mal so seinen Nacken und Itachis Haare waren so lang, dass er sie täglich mit einem Haargummi bändigen musste. Einerseits beneidete Sasuke seinen Bruder um diese Haare, wusste aber, dass er seinen eignen Haarschopf so niemals tragen würde. Er sah ja so Itachi schon ähnlich. Wenn er seine Haare wachsen lassen und ein bisschen grimmiger gucken würde, dann könnten sie als Zwillinge durchgehen. Doch das wollte Sasuke nicht. Er war nicht Itachi und er wollte auch nicht wie Itachi sein. Nun gut manchmal schon, aber er wollte nicht wie Itachi aussehen. Er wollte keine Kopie seines älteren Bruders sein. Mit diesen Gedanken verließ Sasuke das Bad, nachdem er mit seiner Frisur zufrieden war. Er verkroch sich in sein Zimmer, noch immer nicht besonders schnell, stellte die Musik wieder an, ohne allerdings diese auch nur ein bisschen leiser zu drehen, und begann sich anzuziehen. - Am Frühstückstisch wirkte alles normal. Sasuke hatte sich als Letzter auf seinen Platz gesetzt und kaute lustlos auf einem Brötchen herum. In Gedanken war er bei den Ereignissen der nächsten Woche. Doch es waren mehr oder weniger oberflächliche Dinge. Er linste über den Tisch hinweg nach links, wo sein Vater saß. Es war einer der wenigen Tage der Woche, wo sein Vater noch die Zeit hatte sich früh morgens noch mit etwas anderem zu beschäftigen, außer seiner Arbeit. Häufig verließ er das Haus noch sehr viel früher, sodass sie morgens meist alleine aßen. Doch diese morgendlichen Momente nutze ihr Vater meist, um sie beide auf ihre mangelnden schulischen Leistungen hinzuweisen und ihr unmögliches Verhalten zu kritisieren. Es war aber auch der einzige Zeitpunkt, wo ihm das gelang, ohne das Itachi oder er selbst etwa sich damit auseinander setzen, da Vater und Söhne doch sehr unterschiedliche Vorstellungen hatten, was angemessen war und was nicht. Sasuke brachte einfach noch nicht Energie auf um seinem Vater zu widersprechen und Itachi klammerte sich wie jeden Morgen an seine Kaffeetasse, um nicht seitwärts vom Stuhl zu rutschen. Sasuke sah seinen Bruder genauer an, als er den nächsten Bissen nahm. Die Augen waren halb geschlossen und schienen einen Punkt auf der Tischplatte zu fixieren. Auf andere Menschen mochte es so erscheinen als würde Itachi angestrengt nachdenken, doch Sasuke wusste, dass Itachi nur mit aller Kraft es schaffte, wach zu bleiben und seinen Kaffee zu trinken. Heute dauerte es wieder einige Zeit bis das Koffein seine Wirkung zeigte und Itachi langsam wach wurde. Sasuke grinste und nahm sich noch Brötchen. War wohl gestern spät gewesen? Er hatte nur am Rande mitbekommen wie Itachi gestern Abend noch einmal weggegangen war, während er über seinen restlichen Hausaufgaben gesessen hatte. Da er nicht mitbekommen hatte, wann sein Bruder nach Hause gekommen war, musste es mindestens zwölf Uhr gewesen sein. Da dieser dann noch geruhte mindestens eine Stunde wach zu bleiben, auch wenn sich Sasuke oft darüber wunderte, was sein Bruder in der Zeit so veranstaltete, war die Schlafenszeit dementsprechend kurz gewesen für jemanden, der um sechs Uhr morgens aufstand. Doch er kannte die Wunder, die das Getränk namens Kaffee bei Itachi bewirken konnten. Das allein schien Itachi dazu zu bringen in weniger als einer Viertelstunde erfrischt, wie ein junger Gott, aus der Tür zu treten und die Welt um sich herum für sich zu beanspruchen, als gehöre sie ihm allein. Neben ihm raschelte es und Sasuke sah zur Seite, jedoch mit dem Wissen, dass es sein Vater sein musste, der gerade die Zeitung weggelegt hatte. Dem war auch so. Sasuke sah ihn abwartend an, was dieser ihnen zu sagen hatte, bevor er aufstehen und zur Arbeit gehen würde. Er würde ihm geduldig zuhören, denn Streit am Montagmorgen war selbst ihm zu viel. „Itachi, Sasuke!“, begann ihr Vater in dem üblichen Tonfall. „Seht zu, dass ihr in der Schule vorankommt. Ich will heute Abend nichts Schlechtes über euer Verhalten hören. Ich werde müde sein und kann mich dann nicht auch noch mit eurer mangelnden Disziplin auseinandersetzen!“ „Ja, Vater“, sagten Itachi und Sasuke gleichzeitig und nickten. Sasuke fiel auf, dass Itachi ihren Vater dabei wieder einmal nicht ansah und ihm, wie sonst auch, kaum Aufmerksamkeit schenkte, aber wohl das tat, was dieser von ihm erwartete. Er konnte sich darüber nur wundern. Manchmal schien Itachi ein anderes Verhältnis zu ihrem Vater zu haben als er. Er konnte nicht sagen warum, aber es war auf jeden Fall eines der Dinge, die Itachi ihm nie beantworten würde. Sein Vater stand nun auf und verabschiedete sich von seiner Frau. „Wiedersehen, Schatz“, hörte Sasuke ihn sagen. „Auf Wiedersehen, Liebling. Wann kommst du heim?“, hörte er seine Mutter antworten und trank im gleichen Moment seinen Becher leer. „Spät. Esst ohne mich!“, war das Letzte, was Sasuke von seinem Vater hörte ehe dieser in der Flur verschwand. Keine Minute später viel die Haustür zu. In diesem Moment geschahen noch zwei Dinge. Itachis Schultern strafften sich und er setzte sich gerade hin, als wäre er von einer Last befreit, während seine Mutter plötzlich auffallend still wurde, einen langen Moment die Tür anstarrte und nun wieder diesen Blick hatte, der ihm deutlich zeigte, dass sie mit ihren Gedanken wieder bei ihrem Ehemann war. Er unterdrückte ein Seufzen und aß seinen Teller leer. Es war besser, wenn er sich nicht darum kümmerte, nicht weiter nachbohrte, warum einige Dinge einfach so waren, wie sie waren. Als Kind hatte er versucht, das zu verstehen, warum sie nicht so vertraut miteinander waren, wie andere Familien, doch nie hatte er eine Antwort erhalten. Irgendwann hatte er dann nicht mehr gefragt. Im Laufe der Zeit war der Eindruck entstanden, dass alles in dieser Familie in Ordnung war und da Sasuke für sich selbst entschieden hatte, dass er so am wenigsten Schwierigkeiten bekam, hielt er sich da raus. Auch wenn er jedes Mal aufs Neue seine Neugierde bekämpfen und herunterschlucken musste, weil die Frage im Hinterkopf doch noch an ihm nagte. Sasuke lehnte sich in seinem Stuhl zurück, als er fertig war und gähnte noch einmal ausgiebig. Ein Blick quer über den Tisch sagte ihm, dass sein Bruder schon aufgestanden war und seine Mutter bereits das Geschirr abräumte. „Sasuke!“, ertönte es vom Flur her. Sasuke sah herüber. Da stand sein Bruder, vollkommen angezogen und abwartend. Er hatte jetzt wieder den Gesichtsausdruck drauf, wie sonst auch immer, wenn er sich unter Menschen begab. Unleserlich und unvorhersehbar waren seine Gesichtszüge, kühl seine Augen. Auch die Stimme war nicht mehr so, wie heute Morgen, als sie sich gekabbelt hatten. Jetzt war Sasuke nicht mehr Itachis Bruder, sondern irgendwer, von dem Itachi sich belästigt fühlte, aber immerhin noch in seiner Gegenwart duldete. „Wenn ich dich mitnehmen soll, dann musst du dich beeilen!“, meinte Itachi nur. Sasuke starrte seinen Bruder einen Moment lang an und rannte dann in sein Zimmer um seinen Rucksack zu holen. Er mochte es nicht, wenn Itachi so tat, als wäre er genervt, aber trotzdem noch irgendwie nett zu ihm war. Wenn Itachi ihn schon zur Schule fuhr, dann würde er sich das gewiss nicht entgehen lassen. Seit sein Bruder das Auto hatte, war es Regelfall geworden, dass er ihn zur Schule fuhr. Deswegen standen sie nun auch immer gemeinsam auf, anstatt dass sie wie früher getrennt aus dem Haus gingen, als sie noch mit dem Bus zur Schule fuhren. Es hatte sie irgendwie näher zusammengebracht, dachte Sasuke als er später auf dem Beifahrersitz saß und auf die Straße starrte, die Hände hinter seinem Kopf verschränkt. Früher wäre Itachi nie auf die Idee gekommen, das für seinen Bruder zu tun, aber diese stillen Momente zwischen ihnen, empfand Sasuke als etwas sehr persönliches, die er mit niemandem anderen teilen wollte. Itachis Nähe gab ihm ein Gefühl von Sicherheit, dass nur schwer zu beschreiben war. Er kannte Itachi einfach schon so lange, dass er nicht sagen konnte, ob er es schon je anders gefühlt hatte. Besonders schwer zu akzeptieren war, dass Itachi die Rolle des großen Bruders übernehmen konnte, dies jedoch meistens aus heiterem Himmel geschah. Doch es war nun einmal Fakt, auch wenn es Sasuke nicht gerne zugab, dass Itachi ihn besser kannte als irgendwer sonst. Vielleicht kannte Itachi seinen kleinen Bruder sogar besser, als dieser sich selbst, dachte sich Sasuke, als Itachi an einer roten Ampel wortlos Sasukes Handy aus der Tasche zog und es ihm reichte, welches er auf dem Küchentisch vergessen hatte. Nachdem er es verstaut hatte, ohne zu sehen, ob er neue Mails empfangen hatte, schloss er die Augen und lauschte dem leisen Geräusch des Motors, als Itachi beschleunigte und sie weiter fuhren. Um sie herum erwachte die Stadt langsam zum Leben. Überall waren Autos, Stimmen und Werbemusik zu hören. Es störte Sasuke so jetzt in die Wirklichkeit zurückgerufen zu werden, hatte er den stillen Moment zwischen ihnen doch so sehr genossen. - Nicht sehr viel später erreichten sie die Schule, die sie gemeinsam besuchten. Es war ein großes Gebäude mit einem noch größeren Gelände darum herum. Die Schule war sehr angesehen in diesem Teil der Stadt und wohl auch der Grund, warum ihr Vater darauf bestanden hatte, dass sie diese besuchten, auch wenn es eine Öffentliche war. Sasuke betrachtete das Schild ‚Highschool‘, das über dem Schultor hing, als sie daran vorbei fuhren. Er fühlte sich hier wesentlich wohler, als auf der Privatschule, die er zuvor besucht hatte. Nachdem er die Middle School abgeschlossen hatte, hatte sein Vater entschieden, dass seine Söhne hier zur Schule gehen würden. Was ihn dazu bewogen hatte, wusste Sasuke nicht. Er würde es auch nicht erfahren, doch Sasuke war froh, dass er sein Leben nun freier gestalten konnte. Auf der Privatschule war alles sehr unpersönlich und distanziert zugegangen. Schulstunden und Nachmittagsaktivitäten waren darauf ausgelegt gewesen viel zu lernen und sich fit zu halten, nicht weil es Spaß machen sollte. Freunde hatte er dort keine gehabt. Meist war sein Bruder der Einzige gewesen, mit dem er sich normal unterhalten konnte, ohne schief angesehen zu werden. Denn es war nicht irgendeine Privat Schule gewesen. Es war eine Elite Schule für begabte Kinder aus besseren Kreisen. Entgegen seiner Erwartungen, dass er dort nur verwöhnte Kinder antreffen würde, hatte er wirklich ackern müssen, um mitzuhalten und seinen Vater zufrieden zu stellen. Ohne die gelegentliche Nachhilfe Itachis hätte er das nicht geschafft. Im Stillen vermutete Sasuke sowieso, dass ihr Vater eigentlich bloß Itachi auf diese Schule hatte schicken wollen, sich dann aber gedacht, dass Bildung auch ihm nicht schaden könnte. So hatte er es zumindest vor geraumer Zeit mal ausgedrückt. Dennoch fühlte er sich zwischen den Schülern aus jeder Gesellschaftsschicht, den verbeulten Mülleimern und dem Dreck auf dem Schulhof zufriedener und verzichtete dafür gerne auf die Andachten, den Ordnungsdienst und die Langeweile der alten Schule. Er gähnte und streckte seine Glieder. Itachi setzte gerade den Blinker und parkte ein. Sasuke musste neidlos zugeben, dass Itachi wirklich Auto fahren konnte. Während sein Bruder die Fahrstunden genommen hatte, hatte Sasuke ihn manchmal damit aufgezogen, dass es auch etwas gab, dass Itachi lernen musste und nicht von Geburt an einfach konnte. Doch da hatte er sich wohl geirrt. Itachi tat es mit einer Natürlichkeit als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht. Sasuke hoffte, dass bei ihm dies ebenso der Fall sein würde. Ansonsten gäbe es wieder etwas, dass Itachi Auszeichnung bestand und er mit Mühe und Not schaffte. - „Willst du noch länger da sitzen bleiben?“ Sasuke drehte sich zur Seite und stellte fest, dass Itachi bereits ausgestiegen war und ihn von oben herab angrinste. Wunderbar, dachte sich Sasuke. Er hatte sich vor seinem Bruder wieder einmal zum Idioten gemacht. „Ich mach ja schon“, nuschelte Sasuke vor sich hin, griff nach seinem Rucksack und stieg aus. Ein wenig heftiger als nötig, schlug er dann die Tür zu und machte sich auf den Weg zum hinteren Schultor. Er und Itachi benutzten diesen Eingang meistens, weil in der Seitengasse die einzigen Parkplätze zu finden waren. Außerdem war es cooler sich von hinten reinzuschleichen, als den Haupteingang zu benutzen und sich mit hundert anderen Schülern herumzuschlagen. Jemand wie er brauchte einfach seinen persönlichen Freiraum, fügte Sasuke in Gedanken hinzu. Einen Freiraum, den Itachi ignorierte, indem er zu ihm aufschloss und Sasuke durch das Haar wuschelte. „Lass das“, knurrte Sasuke und fuhr sich durch den Schopf, um Itachis angerichtete Unordnung wieder zu beseitigen. Das war zwar nicht der Fall, aber Sasuke hasste es, wenn Itachi ihn in der Schule wie seinen kleinen Bruder behandelte und unter seine Fittiche nahm. Als sie auf diese Schule gekommen waren, hatte Itachi versucht Sasuke davor zu bewahren in Schwierigkeiten zu geraten, indem er sich mit den richtigen Leuten anfreundete. Zu dumm nur, dass Sasuke sich trotzdem, oder besser gesagt, gerade deswegen in Prügeleien und Schlägereien hatte verwickeln lassen. Itachi war natürlich nicht sonderlich begeistert davon. Wenn man es untertrieben ausdrücken wollte. „Wie lange hast du heute?“ Sasuke drehte seinen Kopf und unterbrach seine Gedanken, um Itachi anzusehen. Er wunderte sich ein wenig. Itachi fragte sonst nie, wie lange er Schule hatte. Weil sein Bruder wusste, dass er lieber mit seinen Freunden zurückfuhr, anstatt auf Itachi zu warten und das Auto zu nehmen. „Wieso fragst du?“, gab Sasuke zurück. Er bezweifelte, dass Itachi einfach vergessen hatte, dass sein Bruder nachmittags mit seinen Freunden abhing. Itachi vergaß nämlich nie etwas. Gut, absichtlich vielleicht, aber dran denken tat er trotzdem. „Weil…“, wollte Itachi ihm antworten, aber er kam nicht dazu. Ein blondes Etwas stürzte sich auf Itachi und drohte ihn zu Boden zu reißen. Itachi reagierte reflexartig und packte die Bedrohung. Dass er dafür das Etwas umarmen musste, kümmerte ihn nicht weiter. Sasuke war vorsichtshalber ein Schritt zurück getreten und betrachte das, was Itachi angefallen hatte. War es das, was er dachte, dass es war? Sasuke beobachtete, wie sein Bruder das Etwas von sich löste und wieder gerade hinstellte. „Deidara, musste das denn sein?“, fragte Itachi jetzt und ordnete seine Kleider. „Aber Itachi, wir haben uns doch so~ lange nicht gesehen. Darf ich mich denn nicht freuen, un?“ „Wir haben uns Freitagabend gesehen, Deidara. Reicht das nicht?“ „Nein!“, antwortete der Blonde mit einem breiten Grinsen. Sasuke verzog ein wenig das Gesicht. Es war noch nicht einmal acht Uhr und schon begann der Tag mit einem Desaster. Deidara bereits am frühen Morgen ertragen zu müssen, zeugte nicht davon, dass der Tag angenehm werden würde. Der Blonde war wie eine Ankündigung, ob der Tag gut oder schlecht werden würde. Zumindest für Sasuke. Für ihn galt die Regel: je weniger und seltener er sich mit Itachis Freunden herumschlagen musste, desto besser war sein Tag. Jetzt konnte er nur hoffen, dass Deidara nicht auf ihn aufmerksam wurde. Doch das Glück schien ihm hold zu sein. Deidara zog Itachi weg in Richtung einer anderen Ecke des Schulhofs. Seine Gelegenheit zu verschwinden also. Sasuke schlurfte zum Schulgebäude. Er gähnte noch einmal ausgiebig, bevor er sich zusammenriss und nun aufmerksam die Schüler betrachtete, die mit ähnlicher Begeisterung das Bauwerk anstrebten. Seine Beobachtungen sagten ihm genau das, was er erwartet hatte. Ihm stand ein ganz gewöhnlicher Montagmorgen bevor. Rechts von ihm plapperten zwei Mädchen über ihre Outfits, die sie sich am Wochenende gekauft hatten. Schnell versuchte Sasuke diese Informationen zu verdrängen. Sich jetzt mit den Problemen des anderen Geschlechts auseinanderzusetzen, dazu war er nicht fähig. Deswegen widmete er seine Aufmerksamkeit lieber dem Jungen, der lautstark von der extrem coolen Party erzählte, die er veranstaltet hatte. Sich auf das geistige Niveau von saufenden Angebern zu begeben, erhellte zwar auch nicht sein Gemüt, brachte ihn aber dazu sich erneut über die Beschränktheit einiger Schüler zu wundern. Das man solchen Affen überhaupt erlaubte zur Schule zu kommen. Man erkannte auf den ersten Blick, dass sie vor im Fitnesstudio mühselig angesammelter Kraft kaum laufen konnten. Ihr ganzer Lebenssinn es war vor der Gruppe anzugeben, den Proll raus hängen zu lassen und ihre Muskeln zur Schau zu stellen. Sasuke nannte das sich unwissend, öffentlich lächerlich machen. Doch zum Glück hatte er mit solchen Menschen nichts zu tun! Schließlich besaß er so etwas wie Verstand. Aber es waren ja nicht alle Schüler so, sagte sich Sasuke. Auch wenn er im Moment keinen von diesen Schülern entdecken konnte. Deswegen setzte er nun, vermehrt nach den andersartigen Schüler Ausschau haltend, den Gewaltmarsch durch die Schule zu seinem Klassenzimmer fort. - Wenn er gewollt hätte, so hätte er ganze Epen über das Schulleben „Montags um Viertel vor acht“ schreiben können, stellte Sasuke fest als er das Klassenzimmer erreichte. Aber das würde er nicht tun. Das Werk würde sicherlich gut werden, aber soviel unbeschönigte Wahrheit vertrug die Welt nun mal nicht. Und viele Dinge zwang er sich sofort zu verdrängen. Manche Sachen MUSSTE er nicht wissen und eher würde er wagen seinem Bruder seinen morgendlichen Kaffee zu verweigern, als dass er zulassen würde, dass ihn solche Dinge ihn je interessieren würden. Lieber starb er eines grausamen Foltertodes - die Stimmung seines Bruders stieg und fiel morgens mit dessen Koffeinspiegel im Blut – als noch weiter darüber nachzudenken, warum zur Hölle Deidara in Richtung Mädchen Toilette. Denn soweit er wusste, er würde dennoch um Gottes Willen nicht nachprüfen ob es stimmte, gehörte Deidara leider zu der männlichen Gattung ihrer menschlichen Rasse. Während Sasuke nun das Klassenzimmer betrat und versuchte die unsinnigen Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, wanderte er durch die Reihen der Tische zu seinem Sitzplatz am Fenster. Dort angekommen musste er erst einmal eines feststellen, als er seinen Blick vom dreckigen Fußboden des Raumes löste. Nur saß da bereits jemand. Ein unwirscher Laut entfuhr Sasukes Kehle. Wer wagte es sich auf seinem Territorium breit zu machen? Da war sein Sitzplatz. Den hatte er sich hart erkämpft und nun wünschte er sich - selbstredend sitzend - von den Strapazen seiner Odyssee durch das Schulgebäude zu erholen. Seine Schultasche schwungvoll von seinem Rückend nehmend, ließ er diese mit einem dumpfen Knall auf seinem Tisch fallen und stützte sich dann mit beiden Händen an der Holzplatte ab, während er sich vorbeugte, um der Person, die es wagte sein Eigentum in Anspruch zu nehmen, in die Augen zu sehen. Grün. Grün und Rot. Er hätte es doch wissen müssen! Wer sonst außer IHM würde sich so provokativ auf seinen Stuhl setzen, die Füße auf den Tisch legen und gelassen eine morgendliche Zigarette rauchen, genau wissend, dass alle drei Dinge strikt verboten waren? „Was gedenkst du da auf meinem Stuhl zu?“, fragte Sasuke direkt. „Sitzen!“, kam die selbstgefällige Antwort prompt zurück. „Oder bist du etwa blind?“ „Nein, aber du sitzt auf meinem Stuhl!“ Sasuke und sein Gegenüber rümpften beide gleichzeitig abfällig die Nase und blickten den jeweiligen Störenfried ihrer selbst ernannten Ruhestätte verächtlich an. „Und du weißt genau, dass ich nur hier ungestört vor der Stunde rauchen kann“, kam es nun schon fast wehleidig, doch Sasuke wusste, dass das bloß Schau war. „Was geht mich das an? Du hast kein Recht hier zu sitzen, weil du am Anfang des Schuljahres gegen mich verloren hast. Also rutsch da rüber auf deinen eignen Platz oder steh auf und rauch woanders weiter!“, verteidigte Sasuke seinen Standpunkt. Zufrieden sah er zu wie nun Gaara mühselig aufstand und sich an das offene Fenster stellte, um dort weiter zu rauchen. Während er sich setzte und nun selbst seine Füße auf den Tisch legte, warf er einen Blick auf Gaara, der gerade abwesend seine Asche aus dem Fenster schnippte. Der Rothaarige hatte mal wieder dunkle Ringe unter den Augen und Sasuke warf einen kurzen Blick auf die Unterärmel seines Lieblingsfeindes. Sie waren herunter gekrempelt und hingen ihm halb über den Handrücken. Besorgt zuckten Sasukes Augenbrauen. Sollte er fragen? Dann entschied er sich dagegen. Besser nicht sofort. Er wusste, dass er Gaara Sabakuno zu nichts zwingen durfte. Erst recht nicht, wenn er ein schlechtes Wochenende gehabt haben musste. Sasuke lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während er das Gekritzel eines Lehrers zu entziffern versuchte, dass aus der letzten Freitagstunde übrig geblieben war. Er starrte es an, aber wirklich sehen tat er es nicht. Seine Gedanken kreisten um Gaara. Gaara war ein Freund von ihm. Zudem ein schwieriger Mensch. Beides zusammen ergab ein nicht ganz einfaches Verhältnis zwischen ihnen beiden. Während er selbst meist vorgab, die Ruhe selbst zu sein, nahm Gaara viele Dinge schnell persönlich. Besonders, wenn man ihn etwas näher kannte. Oder besser gesagt: Vermehrt Zeit mit ihm verbrachte. Er kannte Gaara jetzt seit fast 2 Jahren. Kurz bevor er auf die Privatschule gewechselt war und dort ein Schuljahr verbracht hatte, hatten sie sich das erste Mal getroffen. Es endete in einer Beinahe-Schlägerei mit kalten Blicken und wüsten Beschimpfungen. Eine weitere derartige Begegnung und sie wären zu lebenslangen Todfeinden geworden. Sasukes Mundwinkel zuckten kurz bei dem Gedanken. Was für ein Gedanke, wenn er die Angelegenheit heute betrachtete. Damals hatte er sich er ein anderes Bild von Gaara vor Augen gehabt. Sasuke gab zu, dass die hellen, stechenden grünen Augen, das knallrote wüste Haar und das Tattoo auf der Stirn zusammen mit der provokativen Art auf andere Menschen abschreckend wirkte, weil Gaara sich weigerte ein Teil der normalen Gesellschaft zu werden. An dem Jungen war so einiges nicht ganz normal. Sasuke seufzte leise. Das hatte ja auch so seine Gründe, wie er inzwischen wusste. Doch er war meist so was wie Gaaras Sandsack. Er kam, provozierte, schimpfte und fluchte, regte sich auf, rauchte eine Zigarette und zog dann wieder ab. Das war Gaara. Sasuke fing an mit dem Stuhl hin und her zu wippen. Es war ein normaler Montagmorgen. Es war fünf vor Acht, Gaara hatte seine Zigarette zu Ende geraucht und die Schüler suchten langsam ihre Plätze auf. Nur etwas stimmte noch nicht. Da fehlte doch noch - weiter kam Sasuke in Gedanken nicht. Denn jemand rief laut und deutlich ihm und Gaara zu: „Guten Morgen!“ Sasuke verzog das Gesicht. Er fragte sich, was er getan hatte, um so bestraft zu werden. Er sah auf und blickte einem, seiner Meinung nach, viel zu fröhlichen Menschen ins Gesicht. „Uzumaki Naruto!“ Sasuke betonte diese zwei Wörter auf eine Art und Weise, wie wohl sonst kein Zweiter es konnte,. Schade nur, dass es niemand bemerkte, weil es mal wieder Zeit für den einzigen Moment war, in der er und Gaara sich einig waren und auch noch synchron antworteten. Verärgert über die Störung ihrer geheimen Gedanken hatten Sasuke und Gaara zeitgleich den Kopf gehoben und den Schuldigen finster angesehen. Finster genug für jeden normalen Menschen, um dessen Seele in ewige Dunkelheit zu hüllen, doch wer hatte behauptet Uzumaki Naruto wäre ein normaler Mensch? Nein, Uzumaki Naruto war sicherlich kein normaler Mensch! Wer sonst auf dieser Welt könnte so unbeschwert am Montagmorgen durch die Gegend strahlen, als hätte er einen Leuchtturm verschluckt? Sasuke hatte das Gefühl von einer Welle guter Laune überrollt zu werden, die sich im ganzen Klassenzimmer ausbreitete und ihn geblendet die Augen schließen ließ. „Naruto!“, seufzte Sasuke leise. Das bedeutete für ihn wieder Anstrengung- Anstatt zwei dunkle Gestalten in Ruhe vor sich hin starren zu lassen, musste der Blonde ihre dunkle Wolke des Unmuts über sich und die Welt sofort mit seinem grenzenlosen Optimismus neutralisieren. Kapitel 2: Japanisch wider Willen --------------------------------- Kommentar: Fast die gesamte Fanfiction wird hauptsächlich aus Sasukes Sichtweise geschrieben werden. Deswegen wird es hin und wieder vorkommen, dass einige Dinge zunächst seltsam erscheinen. Recherche über Japan habe ich betrieben, wird jedoch unter dem freien Willen der Autorin angewendet, wenn es ihr passend erscheint. Im Hinterkopf sollte man allerdings stetig behalten, dass die japanische Ansicht betreffend Sexualität anders ist als die Westliche. Denen ist im Prinzip egal, was du privat machst, solange es auch privat bleibt. Daher besteht dort weniger Angst vor dem „Coming Out“ als bei uns. mangacrack xxx ::Kapitel 2 - Japanisch wider Willen:: Die erste Stunde: Sicherlich kein Grund, um Freudentänze aufzuführen. Besonders nicht im Fach alter japanischer Literatur! Verstaubte Schinken in seltsamen Schriftzeichen zu lesen und die Bedeutung des Stückes herauszukriegen, war nicht wirklich sein Fall. Sasuke seufzte und versuchte seine Ohren auf Durchzug zu stellen! Die Lehrerin laberte, quatsche nur um dann wieder zum Labern zurückzukehren. Es war schrecklich. Schön, dass der Großteil der Klasse auch so dachte. Naruto kritzelte irgendwelche Männchen in seinen Block, schien sich aber teils noch mit dem Stoff zu beschäftigen. Zumindest huschten seine Augen ab und an über das Textbuch, wie Sasuke von seinem Platz aus sehen konnte, da Naruto ein Stück vor ihm saß. Gaara, der sich direkt neben ihm befand, war mit seinen Gedanken ganz wo anders. Er starrte mit einer Inbrunst auf die Tischplatte, dass Sasuke fürchtete sie würde bald in Flammen aufgehen. Da er selbst sowieso nicht vorhatte, sich mit dem aktuellen Thema zu beschäftigen, konnte er sich auch Gaaras schlechter Laune widmen. Das Theaterstück, das sie gerade lasen, handelte von einer Kurtisane eines einflussreichen Adligen, dem sie verpflichtet war, sich aber wider besseres Wissen in einen Samurai niederen Standes verliebte. Nicht wirklich sein Fall und noch viel weniger ansprechend, nachdem er heute erfahren hatte, dass sie sich auch noch mit dem gesellschaftlichen Hintergrund beschäftigen mussten, in der Zeit der das Stück spielte. Ich werde nachher Itachi fragen, sagte Sasuke zu sich selbst. Da dieses Stück als Klassiker von seiner Lehrerin bezeichnet wurde, war Sasuke sich sicher, dass sein lieber Bruder es auch im Unterricht gehabt hatte. Wahrscheinlich hatte er es sogar gelesen. Herrje, er selbst würde sich dazu nie durchringen können. Vielleicht lag dort der Unterschied zwischen ihm und seinem Bruder. Itachi würde das Stück dennoch lesen, egal wie todlangweilig es war. Er hingegen hatte die ersten paar Seiten gelesen und sich aus dem Internet die Schlüsselszenen heraus gesucht. Das musste reichen. Ansonsten konnte er ja noch Itachi fragen. Der wusste schließlich alles, auch wenn Sasuke sich manchmal fragte, wie er das anstellte. Doch am Besten konzentrierte er sich jetzt auf Gaara, der aussah, als würde er gleich etwas ganz anderes anstellen. Allerdings würde er warten müssen, bis Gaara sich ein wenig beruhigt hatte und ihn von alleine ansprach. Selbst ein Schneeball in der Hölle hatte mehr Überlebenschancen, als der Mensch, der Gaara nun in seiner allwöchentlichen 'Montagmorgen ist scheiße' Stimmung vermutlich jeden umbringen würde, der es wagen würde, ihn auch nur falsch anzusehen. Aber da es Sasukes Alternative gewesen wäre in das Textbuch zu blicken, sah er lieber Gaara an. Deswegen entging ihm natürlich nicht die Unruhe mit der Gaara auf seinem Stuhl herum rutschte. Der Rothaarige war kein sehr geduldiger Mensch und leicht reizbar. Lange Schulstunden am Nachmittag und der Montagmorgen waren daher jedes Mal Zerreißproben für ihn. Dem Himmel sei Dank, dass Gaara keinen Kaffee trinkt, dachte Sasuke. Einmal hatte er das erlebt und dieses eine Mal war genug. Gaara brauchte schon ohnehin nicht viel Schlaf, war ein geborener Frühaufsteher und Koffein war das reinste Gift für ihn. Von der Umwelt gar nicht mal zu reden. Sasuke seufzte und fragte sich, warum Gaara heute noch schlechter drauf war als sonst. Üblicherweise konnte er sich beherrschen und wenigstens bis zur großen Pause durchhalten. Da konnte er sich an ein paar armen Seelen abreagieren, würde aber die Schüler seiner Klasse in Ruhe lassen. Denn Gaara hatte kein Problem damit auch während des Unterrichts auszuticken. Verwarnungen und schlechte Noten schreckten ihn nicht ab. Zum Nachsitzen erschien er nie, weswegen es die meisten Lehrer auch bereits aufgegeben hatten, ihn belehren zu wollen und waren einfach nur froh, wenn die Stunde ohne Zwischenfälle verlief. Denn mehr Konsequenzen hatte Gaara nicht zu erwarten. Von der Schule geschmissen konnte er nicht, dafür hatte Gaaras Familie gesorgt. Wie wusste Sasuke nicht genau, aber er war sich sicher, dass es eine Menge Geld und Drohungen beinhaltete. Wenn er Naruto richtig verstanden hatte, dann hatte Gaaras Vater gleich am ersten Schultag vor zwei Jahren festgelegt, dass er keinen schlechten Ton über seinen Sohn hören wolle. Da Gaaras Vater ein einflussreicher Politiker war, war alles was er selbstverständlich zu hören bekam ein: Sehr wohl, der Herr. Ganz gleich was das für den Schuldirektor bedeutete. Nun, sein eigener Vater hatte sich vor einem knappen halben Jahr vielleicht subtiler ausgedrückt, aber der Inhalt war wohl derselbe gewesen. Wenn seinem Vater Sasukes Ruf und seine Noten nicht ganz so gleichgültig waren, wie es bei Gaara zu Hause der Fall war. Für diesen bestand nur Anwesenheitspflicht. „Hey Uchiha“, sprach Gaara ihn scheinbar gelangweilt an. „Was ist mit heute Nachmittag?“ Sasuke sah Gaara direkt in dessen hervorstechende grüne Augen. Das schwarze Makeup darum, ließen sie gruseliger wirken, als sie es eigentlich waren. Allerdings fragte er sich, was er mit heute Nachmittag gemeint hatte. Es war doch nichts Spezielles geplant, oder? Verwirrt runzelte er die Stirn und sah Gaara fragend an. Der schüttelte nur ungläubig den Kopf. „Du hast es doch tatsächlich vergessen, oder?“ Da Sasuke immer noch keinen Schimmer hatte wovon Gaara sprach, zuckte er nur mit den Schultern. Der Rothaarige sah ihn vorwurfsvoll an, als hätte Sasuke gerade behauptet er würde sich zur Frau um operieren lassen. „Wir haben Sasori doch versprochen, heute in seinem Laden zu helfen. Für die Geburtstagsparty von Deidara am Samstag.“ Oh Scheiße. Ja, das hatte er in der Tat vergessen. Sasuke fragte sich, wie er das fertig gebracht hatte. Deidaras Geburtstagsfeier war DAS Ereignis des Monats. Seit Wochen redeten doch alle von nichts anderem mehr. Und JA, er hatte Gaara versprochen bei den Vorbereitungen seines Cousins zu helfen. Ganz einfach weil er wusste, das er dann hundertprozentig eingeladen war. Normalerweise gab er nicht sonderlich viel auf Itachis Freunde, aber die Partys waren legendär und einfach nur geil! Bei jedem anderen hätte er sich auch keine Sorgen machen müssen, nicht dabei zu sein, aber bei Deidara wusste er das nicht ganz genau. Der schien einerseits ganz begeistert von 'Itachis kleinem Bruder' zu sein - ähnlich wie die meisten aus Itachis Bekanntenkreis- andererseits schien Deidara ihn inbrünstig zu hassen. Ha! Schon allein deswegen musste er zu dieser Party. Wenn Deidara sich freute ihn zu sehen, dann musste er ihm wenigstens nichts mehr schenken und wenn Deidara bei seinem Anblick Magenkrämpfen kriegen würde, dann hatte er selbst Unterhaltung für den ganzen Abend. Selbst wenn er vielleicht hinter der Theke stehen und ausschenken musste. Sasoris Laden sorgte für Freigetränke und Essen für die Gäste, aber es musste ein paar Leute geben, die sich um das Wohl der Gäste kümmerten. Sasuke hatte Sasori versprochen, dass er, im Austausch für ein wenig Bezahlung, nicht nur beim Schmücken und Aufbauen helfen würde, sondern auch Getränke austeilen und später aufräumen würde. Da Gaara es aus Loyalität für seinen älteren Cousin tat und Naruto wegen des Geldes, hatte er schlecht nein sagen können. Außerdem kam ihm zusätzliches Geld ganz recht. Denn sein Vater war leider nicht sonderlich großzügig mit dem Taschengeld. Im Gegenteil, er hatte die verrückte Idee gehabt, dass es nur mehr Geld gab, wenn Sasuke lernte es sich eigenständig zu verdienen. Daran kam auch Itachi nicht vorbei. Gaara riss ihn aus seinen Gedanken. „Du hast es wirklich vergessen!“ Er hatte den Kopf auf seine Hand gestützt und starrte Sasuke seelenruhig an, sich nicht im Mindesten darum kümmernd, dass die Lehrerin das Gespräch sehr wohl mitbekam und es mehr als störend empfand. Allerdings traute sie sich auch nicht Gaara darauf hinzuweisen, dass sie seine Aufmerksamkeit wünschte. Sasuke, den die Alte vorne am Pult ebenso wenig kümmerte, zuckte nur mit den Schultern. „Es gibt wichtigeres in meinem Leben als Deidara.“ Ein abfälliges Geräusch war von Gaara zu hören. „Ihr mögt euch immer noch nicht, oder?“, fragte er. „Noch nie!“, war Sasukes Antwort und es stimmte. Gemocht hatten sie sich wirklich noch nie. Es mag Zeiten gegeben haben, wo sie einander faszinierend gefunden hatten oder sich nicht beim ersten Anblick gegenseitig hatten umbringen wollten, aber gemocht hatten sie sich noch nie, nein. Gaara sah Sasukes Abscheu bei dem Gedanken Zuneigung zu Deidara zu empfinden, amüsierte sich aber leise darüber. Einer alleine war schon interessant, aber Sasuke und Deidara zu beobachten, wenn sie auf einander trafen, war einfach nur herrlich. Das entschädigte alle schlechten Stunden seines Lebens und davon gab es bereits zu viele. „Wie kommst du dann dazu ausgerechnet bei seiner Geburtstagsfeier auszuhelfen?“, fragte Gaara nur halb interessiert. „Du weißt doch, dass es ihm ein inneres Würstchenlecken sein wird, wenn du da aufkreuzt und den Hampelmann spielst.“ Sasuke schnaubte. „Das ist mir auch klar, aber ich brauche das Geld, das ich von Sasori kriege. Ich bin knapp bei Kasse und da die Prüfungen bald anstehen, werde ich keinen Yen von meinem Vater zu sehen bekommen. Denn das perfekte Zeugnis, das er haben möchte, schaffe ich sowieso nicht.“ Gaara schnalzte verständnisvoll mit der Zunge. „Pech für dich Alter, dass Itachi das hinbekommt und du nicht.“ Missbilligend sah Sasuke Gaara an. „Immerhin lass ich mir nicht das Geld in den Arsch schieben, so wie du.“ „Dafür bin ich immer flüssig. Das ist es mir wert.“ Sasuke seufzte und hasste die Welt für ihre Ungerechtigkeit. Sein Zeugnis würde das von Itachi nicht toppen können, egal wie sehr er sich verbessert hatte und er bekam auch nicht jeden Monat genügend Geld auf ein Konto überwiesen, das reichte um locker eine Woche in einem Hotel übernachten zu können. Dennoch wusste Sasuke, dass er um nichts in der Welt mit Gaara tauschen wollte. Er wandte sich wieder seinem Textbuch zu und blätterte eine Seite um, um wenigstens den Schein waren zu lassen, er würde mitarbeiten. Doch vor allem tat er es, um Gaara nicht ansehen zu müssen. Zwar bekam Gaara genug Geld von seinem Vater und dieser hielt ihm den Rücken frei, damit er nicht von der Schule geschmissen wurde, aber das war es dann auch mit der Vater-Sohn-Beziehung. Er dachte nur mit Unbehagen an die paar Male zurück, denen er Gaaras Vater begegnet war. Das Wissen, dass Gaara das regelmäßig durchmachte, war genauso schlimm, wie die Tatsache, dass er nichts dagegen tun konnte. Sasuke stützte seinen Kopf auf und starrte in das Textbuch ohne wirklich etwas zu lesen. Er wusste, dass er machtlos dagegen war, aber es wurmte ihn dennoch. Selbst Gaaras Geschwister änderten an der Lage zuhause nichts. Es war ihm klar, dass er sich keine Gedanken darüber machen sollte, denn Gaaras Vater war einflussreich und Gaara selbst noch nicht erwachsen. Immerhin scheine ich Gaaras Unruhe durchbrochen zu haben, dachte Sasuke als er einen kurzen kontrollierenden Blick zu dem Rothaarigen warf. Der sah jetzt Gedanken verloren aus dem Fenster und rührte sich nicht, als die Lehrerin ihn aufrief nach vorne zu kommen. So wie es aussah hatte er es noch nicht einmal gehört. Das konnte jetzt nur eines bedeuten. „Nun, Uchiha-san“, wurde er jetzt aufgerufen. „Da ihr Nachbar kein Interesse daran hat, sich heute am Unterricht zu beteiligen, werden Sie jetzt aufstehen und den nächsten Absatz vorlesen.“ Sasuke seufzte erneut und warf Gaara einen anklagenden Blick zu, als er aufstand, doch auch das schien Gaara nicht zu bemerken. Ich sollte nachher mit ihm reden, sagte Sasuke zu sich selbst, nahm dann aber sein Textbuch in die Hand und las den nächsten Abschnitt vor. - „Ja“, rief Naruto laut und streckte sich, „endlich Pause.“ Sasuke hätte es nicht besser ausdrücken können. Die ersten Stunden waren vorbei und jetzt hatten sie die übliche, fast einstündige Mittagspause. Diese zehn Minuten zwischen den Stunden brachten einem ja überhaupt nichts. „Kommt schon, ich hab Hunger“, knurrte Gaara ungeduldig. „Ja ja“, maulte Naruto und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf und grinste Gaara an. „Wir wissen, dass du dir Zähne wetzten gehen willst.“ „Das mach ich vielleicht auch und zwar an dir.“ Jeden anderen hätte diese Drohung möglicherweise eingeschüchtert, denn jeder wusste, dass Gaara eine Drohung nicht zum Spaß aussprach, aber bei Naruto war das wirkungslos. Er hatte keine Angst vor dem Rothaarigen. Wie er das fertig brachte oder welchen Kreaturen der Hölle er begegnet sein musste, dass er Gaaras Mörderblick als harmlos empfand, interessierte Sasuke allerdings doch schon. Denn Naruto war der Einzige, der in Gaaras Augen sehen konnte, ohne auch nur ein bisschen Angst zu spüren. Andere Menschen waren bei diesem Anblick schon in Ohnmacht gefallen. Man denke nur an diesen leicht Nervenkranken Mathe Refendar, der in seiner ersten Stunde Gaara darauf hinweisen wollte, dass er seine Aufgaben in ordentlicher Schrift anzugeben hatte. Der Klassensprecher war noch nie so schnell bei der Schulkrankenschwester gewesen, wie an diesem Tag und er hatte Übung. „Nun beweg' deinen Arsch Uzumaki, oder du wirst keinen mehr haben, wenn du dich nicht gleich ein bisschen beeilst.“ Nun lief Naruto doch einen Schritt schneller. Wahrscheinlich aus Sorge um seinen Hintern. Eine Gruppe Mädchen aus dem ersten Jahrgang, die tuschelnd neben ihnen gestanden hatten, quietschten nun ängstlich auf und hüpften nahezu synchron wie einstudiert einen ganzen Meter weiter nach hinten, als Gaara sie anfauchte. Gaara, der nicht mehr länger warten wollte, stapfte nun die Treppe runter und fauchte jeden an, der seinen Weg zu kreuzen wagte. Naruto sah zuerst auf Gaara, dann auf Sasuke, ehe er das Wort an ihn richtete. „War sein Wochenende so schlecht?“ Sasuke zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Ich werde nachher mit ihm reden. Hab keine Lust, dass er mir nachher beim Dekorieren und Schmücken einen Nagel in die Hand rammt.“ Sasuke lief Gaara hinter und beobachtete, wie dieser einige Jungen anpöbelte, weil sie ein Hindernis zwischen ihm und seinem Essen waren. In der Pause kümmerte ihn Gaaras Verhalten wenig. Sein Messer lag in seinem Rucksack, also bestand auch kein Grund zur Sorge. Denn wenn Gaara sein 20cm langes Militärmesser aus der Tasche zog, das er zumindest nach der Schule immer an seinem Körper trug, konnte man sicher sein, dass es blutig wurde. Erlebt hatte er es ja schon und solange es Gaara nicht auf dem Schulhof tat, war es ihm herzlich egal. Um die Idioten auf dieser Schule ging es ihm nicht, aber er wollte nicht, dass Gaara schon wieder Probleme mit der Polizei bekam. Das hatten sie im letzten Sommer gehabt. Nochmal wollte er das nicht wiederholen. Jedenfalls nicht allzu schnell. „Du, Sasuke...“, sagte Naruto und blickte ihn unsicher an. „Ich ... ich kann heute nicht.“ Erstaunt sah Sasuke Naruto an. Er war der Einzige der sich halbwegs mit Deidara verstand, sich sogar auf die Party gefreut hatte und nun kam er nicht. Seltsam. „Was ist los? Dir ist doch klar, dass Sasori dir nur ¾ des Lohns zahlt, wenn du heute nicht kommst, oder?“ Sasuke wusste, dass Naruto das Geld noch dringender brauchte als Gaara oder er. Sie taten das, um ihr Taschengeld aufzubessern oder weil sie keinen Bock hatten von so früh nach Hause zu gehen, aber Naruto brauchte das Geld wirklich. „Das ist mir bewusst, aber...“, Naruto holte tief Luft, ehe er Bombe platzen ließ, „mein Vater ist heute in der Stadt.“ Nun wusste Sasuke nicht was er sagen sollte. Er hatte Narutos Vater nie getroffen und wusste auch nicht alles, aber normalerweise sprach Naruto wochenlang von nichts anderem, wenn sein Vater ihn besuchen kam. Soweit er das wusste, lebte Naruto mit seiner Mutter alleine, die seit einiger Zeit nicht mehr arbeiten konnte. Narutos Vater arbeitete als Diplomat im Ausland und war deswegen nur sehr selten in der Stadt. Die Tatsache, dass er nicht einmal mit Narutos Mutter verheiratet war, machte die Lage nicht besser. Normalerweise traf sich Naruto sich heimlich mit seinem Vater, irgendwo in einem Hotel, wenn er gerade in der Gegend war, aber jedes Mal so, dass seine Mutter nichts davon erfuhr. Sasuke verstand nicht, wieso sein Freund das vor seiner Mutter geheim hielt. „Ist das okay für euch beide?“, fragte Naruto leise. „Wenn ich heute nicht helfe?“ Sasuke überlegte. Es würde zwar gewiss mehr Arbeit machen, wenn sie nur zu zweit waren, aber er konnte es Naruto nicht verübeln, wenn er seinen Vater sehen wollte. „Klar, geh ruhig. Gaara und ich schaffen das schon“, meinte er. Und wenn sie länger arbeiten mussten, darauf kam es jetzt nicht an. Außerdem hatte er dann genug Zeit mit Gaara zu reden, ohne aufpassen zu müssen, was er vor Naruto erwähnte und was nicht. „Echt?“, Naruto sah ihn überglücklich an. „Du bist spitze, man!“ Sasuke musste lächeln als er das sah. Naruto hatte vermutlich gestern Abend oder erst heute Morgen einen Anruf bekommen, dass sein Vater für ein oder zwei Stunden in der Stadt weilte. Klar, dass er dann in Bedrängnisse kam, denn für Naruto gab es nichts Schlimmeres als seine Freunde zu enttäuschen. „Bist du sicher, dass Gaara das versteht?“, fragte Naruto prompt noch einmal nach. Sasuke nickte. „Klar, versteht er das. Allerdings reißt er uns wirklich gleich in Stücke, wenn wir ihn noch länger warten lassen“, lachte Sasuke und reihte sich hinter Gaara in der Essensschlange ein. - „Boah, der Fraß ist genauso scheiße wie letzte Woche!“, beschwerte sich Gaara und sah auf das Undefinierbare herunter, dass sich sein Mittagessen nannte. Gaara sah aus, als würde er das Ding gleich durch die Mensa schleudern. Sasuke hatte seinen Teller hinunter gezwungen, weil er wusste, dass er sonst nächste Stunde Magenkrämpfe vor Hunger bekommen würde. Naruto hatte hingegen das Essen nicht einmal angerührt. „Es sieht aus wie Kotze“, meinte er fachmännisch. „Schmeckt auch so“, erwiderte Gaara nur kurz angebunden, worauf Naruto einen bewundernden Blick zu Sasukes leeren Teller warf. „Wie bringst du das runter?“, fragte er deshalb. Sasuke zuckte nur mit den Schultern, traute es sich aber nicht, seinen Freunden zu sagen, dass es eigentlich nur Gemüsesuppe war. Denn Naruto aß bis auf Junk Food und Ramen nichts was nur ansatzweise gesund aussah und Gaara verehrte Fleisch in allen Formen und Variationen. „Vielleicht bin ich einfacher nur tougher als ihr“, meinte er und grinste bei den beleidigten Blicken von Naruto und Gaara. „Du bist also tough, Sasuke?“, klang es plötzlich dicht neben seinem Ohr. Erschrocken zuckte Sasuke zusammen, fuhr herum und blickte in Itachis Gesicht. Sein Bruder grinste böse und sah auf Sasuke herunter. Dem war jetzt klar, was nun folgen würde. „So tough, dass du dich traust eine Gemüsesuppe zu essen. Ich bin stolz auf dich, Otouto!“ Sasuke knurrte, als er Naruto und Gaara lachen hörte. Wütend fuhr er sie an:„Schnauze, ihr zwei! Ihr wolltet das ja nicht einmal essen!“ Naruto hielt dagegen und lachte. „Aber du benutzt Gemüsesuppe, um vor uns anzugeben. Das ist erbärmlich.“ Sasuke griff nach Gaaras halb vollen Teller und schmiss ihn Naruto ins Gesicht. Der saß nun etwas verdattert da und wusste nicht so recht, was er sagen sollte, als ihm eine Zwiebelscheibe aus den nassen Haaren fiel. „Da“, höhnte Sasuke. „Jetzt sind wir beide erbärmlich.“ Mehr brauchte Naruto nicht um sich an Sasuke rächen zu wollen. Er griff nach seinem eignen, randvollen Teller, um Sasuke ebenfalls mit einer Dusche zu beglücken. Gaara, der diesen Anblick sehr genoss, dachte nicht im Traum daran den Blonden aufzuhalten. Auch Itachi beobachtete das Vorgehen interessiert. Er würde sich gewiss nicht zurückhalten, wenn jetzt Sasuke eine Ladung schlecht schmeckenden Mensa Essens in seinem hoch geschätzten Haar haben würde. Doch Itachi musste sich eingestehen, dass sein kleiner Bruder nicht ganz so armselig war, wie er vermutete hatte. Denn als Sasuke sah, wie Naruto seinen Teller hob, reagierte er blitzschnell und drückte den Teller von vorne in Narutos Gesicht. Jener, der natürlich gehofft hatte, sich an Sasuke rächen zu können, guckte nicht schlecht, als er jetzt schon wieder Suppe im Gesicht hatte. „Das machst du mit Absicht, oder?“, fragte Naruto und fischte sich dabei eine Nudel aus dem Haar. „Sei froh, dass es keine Spagetti waren“, feixte Itachi und setzte sich ebenfalls auf die Bank. Mit großen Augen sah Sasuke ihn an. „Du willst dich zu uns setzten?“, fragte er. „Du weißt, dass das erstens uncool ist, sich mit Jüngeren abzugeben und zweitens euer Essen viel besser schmeckt?“ Itachi lachte auf. „Vielleicht werdet ihr durch meine Anwesenheit cooler und nebenbei bemerkt kleiner Bruder, unser Essen ist nicht besser, wir kriegen nur mehr davon.“ „Tss“, machte Sasuke wandte sich Naruto zu, der sich nun mit dem Hemd seiner Schuluniform die Haare trocknete. Auf ihrer Schule waren insgesamt zwei Schularten zusammen untergebracht. Einmal die Oberschule für die fünfzehn bis achtzehn-jährigen und die Hochschule für die achtzehn bis zweiundzwanzigjährigen. Die Schulpflicht endete eigentlich mit der Mittelschule, sodass jene Schüler, die sich hier hatten einschreiben lassen, auch beabsichtigten auf der Hochschule ihren Abschluss zu machen. Weil auf dem Gelände beide Gebäude standen, hatte man sich Kosten gespart und in die Mitte eine riesengroße Kantine gebaut. Sasuke war beeindruckt, dass Itachi sie in dem Gewusel von Menschen und Studenten gefunden hatte. „Was willst du?“, fragte er seinen Bruder. Denn Sasuke war sich sicher, dass Itachi etwas von ihm wollte. Wäre er aus Spaß gekommen, wären seine Freunde rein nur aus Lust und Laune mitgekommen, um Sasuke ärgern zu können. Außerdem hatte Itachi normalerweise besseres zu tun, als in der Schule seinem kleinem Bruder hinterher zu rennen. Itachi legte seine Hände auf den Tisch und meinte dann: „Wir wurden heute Morgen unterbrochen. Ich wollte dich daran erinnern, dass heute die große Vorbereitung in Sasoris Laden steigt.“ Sasuke nickte, froh, dass Gaara ihn schon daran erinnert hatte. „Klar. Aber Naruto kann nicht“, sagte er und deutete dann auf Gaara und sich selbst. „Deswegen kommen nur wir zwei.“ Itachi sah fragend zu Naruto, der nur schuldbewusst mit dem Kopf nickte, worauf Itachi einfach nur die Schultern zuckte. „Wir sind trotzdem genügend. Sasori hatte seine kleinen Puppen angeheuert, sodass die helfen. Aber nur fürs Putzen und so. Ihr werdet die Anlange aufbauen müssen, die Elektronik kontrollieren und den ganzen Müll raus in der Hinterhof schaffen, der nicht gebraucht wird.“ Sasuke schnaubte. Das war eine Menge Arbeit, aber Sasori verlangte immer viel für sein Geld. „Ist sonst noch wer dabei?“, fragte Sasuke vorsichtshalber. Er wollte schon wissen, wem er auf die Fresse schlagen musste, damit die Vorbereitungen reibungslos verliefen. „Ich besorge Lebensmittel für das Buffet, weil ich als einziger ein eigenes Auto habe. Zetsu kümmert sich dann um die Zubereitung. Kisame hat versprochen, dass er einen vernünftigen DJ auftreibt, aber ich glaube nicht so richtig daran, dass er es schafft, jemand anderen zu überreden.“ „Ich dachte, Hyuuga wollte die Musik schmeißen?“, mischte sich nun Gaara in die Unterhaltung mit ein. Itachi zuckte nur mit den Schultern. „Genau hab ich nicht verstanden, warum Kisame sich Neji nicht angeln konnte. Muss wohl was wichtiges sein, wenn Hyuuga sich das entgehen lässt. Aber Kisame wird Neji notfalls erpressen oder dessen Geschäfte erledigen, nur um nicht Sasoris Zorn ausgeliefert zu sein.“ Gaara lachte auf und auch Sasuke musste bei dem Gedanken grinsen, als er sich vorstellte, wie der Riese Kisame von dem Winzling Sasori zusammen gestaucht wurde. Aber Sasori war mit seinen Sushi Messern eine ernst zu nehmende Bedrohung, wenngleich er das Sushi-Kochen nur als Hobby betrieb. Eigentlich war er gelernter Puppenmeister, nachdem er mit achtzehn Jahren die Schule geschmissen hatte, aber da das Herstellen alleine nicht zum Überleben ausreichte, hatte er unter seiner Werkstadt ein Restaurant aufgemacht. Das Menü wechselte wöchentlich, je nachdem wen Sasori gerade zum Kochen einspannen konnte. Denn der eigentliche Koch Zetsu hatten noch einen anderen Job in einer Gärtnerei für tropische Pflanzen. Aber zum Essen kamen dort die wenigsten hin. Abends und vor allem am Wochenende verwandelte sich der Laden zu einer beliebten Bar in einer abgelegenen Gegend, wo es keinen Nachbarn störte, dass sich dort Studenten und Jugendliche gleichermaßen betranken, bis in die Morgenstunden feierten und in den hinteren Zimmern sogar Glücksspiel betrieben wurde. Sasuke schüttelte den Kopf bei dem Gedanken, was wohl sein Vater tun würde, sollte er je davon erfahren. Es war nicht so ganz das Milieu, das er sich für seine Söhne vorstellte. „Wann steigt die Party am Wochenende?“, fragte nun Naruto. Itachi sah den Blonden ruhig an. Er kannte ihn ganz gut, da es der einzige Freund war, den Sasuke ab und zu mal mit nach Hause brachte. „Freitagabend, aber dir ist doch hoffentlich klar, dass Sasori dich vielleicht nicht rein lässt, wenn du nicht mir zur Crew gehörst?“ Naruto nickte schweigend. „Ich weiß, aber selbst wenn er mir nur einen Bruchteil dafür zahlt, dass ich nur beim Aufräumen helfe, ich brauche das Geld.“ Itachi sah Naruto durchdringend an, der dann den Kopf anwendete. Sasuke hoffte, dass Itachi Naruto richtig abschätzte und nicht glaubte, Naruto würde aus Spaß bei den Vorbereitungen fehlen und sich dann zur Party rein schleichen wollen. Er warf seinem Bruder einen warnenden Blick zu, der darauf nur kaum merklich eine Augenbraue hob. Sasuke schüttelte den Kopf so sachte, das er sich daraufhin fragte , ob Itachi es gesehen hatte, aber ein Nicken bestätigte, dass sein Bruder verstanden hatte. Keine Fragen, warum Naruto Sasori hängen ließ. Itachi wandte sich ab, aber Sasuke wusste, dass er noch einmal nachfragen würde. Er blieb nicht gerne im Dunkeln, auch wenn es sich um private Dinge handelte. „Okay“, meinte Itachi und richtete sich auf. „Wir sehen uns heute Abend bei Sasori, wenn ich die Sachen vorbeibringe.“ „Nimmst du uns mit?“, fragte Sasuke prompt, der das als Gelegenheit sah, nicht mit dem Bus fahren zu müssen. Itachi nickte. „Wenn ihr bis dahin fertig seid, gerne“, und an Gaara gerichtet sagte er, „ich kann dich auch nach Hause bringen. Der Umweg ist nicht so riesig mit dem Auto. Dann musst du nicht den Weg von der Bahnstation laufen.“ Gaara nickte dankbar. Sein Haus lag in einem ruhigen Wohnviertel, wo zu keiner Zeit ein Bus fuhr. Kein Wunder, denn sämtliche Anwohner waren stinkreiche Persönlichkeiten, die sowieso alle mit dem Auto fuhren oder sich abends ein Taxi nahmen und sich nach Hause bringen ließen. „Danke“, nuschelte Gaara, wissend, dass es für ihn nur von Vorteil sein konnte, wenn er pünktlich zu Hause antanzte. Denn er kam entweder super pünktlich oder er musste warten bis alle sich schlafen gelegt hatten. Itachi stand nun auf und verschwand durch die Bankreihen in Richtung Ausgang. Schnell war seine Silhouette im Getümmel der Schüler verwunden, die nun langsam alle aufstanden und ihre Tabletts weg brachten. „Kommt“, meinte Gaara missmutig. „Es klingelt bald.“ Wie aufs Stichwort schellte die Glocke, die das Ende der Mittagspause ankündigte. Gaara, Naruto und Sasuke sahen zu, dass sie vor allen anderen die Mensa verließen, um sich nicht mit den anderen Schülern durch die Gänge schieben zu müssen. xxx Tut mir Leid, ich hatte nicht geplant, dass das so lange dauert mit dem Update. Aber ich wollte euch das Kapitel nicht mit den ganzen Fehlern überreichen und Sam, die diese Story Beta liest, hatte kein Internet. mangacrack Kapitel 3: Stimmungsschwankungen im Minutentakt ----------------------------------------------- Kommentar: Habe ich was verbrochen, dass zwar viele die Story lesen, aber nur wenige Leute kommentieren? Ich sollte vielleicht mitteilen, dass ich Schwarzleser / Stiller Genießer aus Solidarität unterstütze. Einfluss auf mein Schreibtempo ließe sich sowieso nur durch regelmäßiges Bombardement nehmen.  Anmerken will ich übrigens, dass Rauchen in Japan eher verpönt als das Trinken. Zumindest ist das so, wenn ich meine Recherchen richtig interpretiere. mangacrack xxx ::Kapitel 03 – Stimmungsschwankungen im Minutentakt:: Der Stoßseufzer klang wie ein Schrei der Erlösung, als endlich die Schulglocke läutete und das Ende der letzten Stunde ankündigte. Sasuke packte seine Sachen zusammen und deutete Gaara an draußen vor dem Tor auf ihn zu warten. Er selbst wollte noch seine Bücher ins Schließfach bringen und außerdem verhindern, dass Gaara doch noch aus Naruto heraus presste, warum zur Hölle der Blonde sein Versprechen brach. Schneller als Gaara reagieren konnte, hatte Sasuke Naruto am Kragen gepackt und mit sich gezerrt. Gaara hatte in der Pause keine Gelegenheit bekommen Naruto zu fragen und Sasuke hatte zugesehen, dass er zwischen den Stunden Naruto in Ruhe ließ, der deswegen sowieso schon ein schlechtes Gewissen zu haben schien. Aber Naruto und Sasuke wussten beide, dass Gaara den Grund niemals verstehen würde, warum Naruto jede Möglichkeit beim Schopf packte, um seinen Vater sehen zu können. Sasuke blieb vor seinem Spind stehen und schmiss die schweren Bücher hinein, die er nicht den ganzen Tag mit sich herumschleppen wollte. Für einen Moment lang, überlegte er, ob er das Mathe Buch brauchen würde, aber er entschied sich dagegen und stopfte es gleich zu dem Geschichtsbuch. Er war nicht schlecht in Mathe, aber er kam mit dem Thema so überhaupt nicht zurecht. Da würde das Buch ihm auch nicht weiter bringen. Außerdem würde er am Ende sowieso wieder Itachi fragen, wenn er was nicht kapierte. Also begann er seinen Weg durch die anderen Schüler zu bahnen, die ebenfalls in Richtung Ausgang strebten oder bald ihre Nachmittagsaktivitäten aufnehmen würden. Da hatte er sich nicht einspannen lassen. Itachi hatte eine Weile lang einen Sportclub besucht, Sasuke jedoch davon abgeraten, da man entweder zu jedem Training und am Wochenende erscheinen musste, wenn man es zu etwas bringen wollte oder es ganz bleiben lassen sollte. Sasuke hatte sich für letzteres entschieden. Er war sich nicht sicher, ob es eine Vorschrift gab, dass man einen Club besuchen musste, aber er war noch nicht einmal zu den Probestunden erschienen. Sicherlich würde es ähnlich laufen wie bei Itachi. Alle würden ihn haben wollen, denn Sport war ihm noch nie schwer gefallen. Doch er hatte keine Lust sich für Turniere oder derartiges den Arsch aufzureißen. Nein, das würde er schön bleiben lassen. Früh genug würde sein Vater ihm mit Nachhilfeunterricht in den Ohren liegen, damit er auch ja die Aufnahmeprüfung an der Universität bestand. Dabei waren es bis dahin noch gute zwei Jahre. Außerdem war Sasuke sich nicht so sicher, ob er überhaupt studieren wollte. Macht doch sowieso nur Stress. Suchend sah sich Sasuke nach Gaara um. Er entdeckte ihn am Schultor, sah aber noch Naruto aus dem Augenwinkel in eine andere Richtung laufen. Er wollte Gaara wohl wirklich nicht Rede und Antwort stehen. „Tss ... Feigling“, brummte Sasuke. Jetzt durfte er das nämlich tun. „Uchiha!“, knurrte Gaara auch sofort und fummelte unbekümmert mit seinem Messer herum, dass er versuchte mit einem Halter an seiner Hose zu befestigen. „Los! Rede!“ „Warum?“, fragte Sasuke bewusst ahnungslos und schupste Gaara vom Schultor weg. Auch wenn sein Freund hier Narrenfreiheit genoss, musste er nicht direkt vor der Hofaufsicht Gewalttendenzen zeigen. „Ich wüsste nicht worüber.“ „Verarsch mich nicht, Uchiha“, zischte Gaara feindselig. „Wo ist Naruto hin, hä? Drückt sich Uzumaki wieder vor seiner Arbeit?“ „Du weischt, dasch Naruto dasch nischt freiwillisch tun würde“, nuschelte Sasuke, während er sich eine Zigarette in den Mund steckte. Eigentlich war er noch nicht alt genug, doch ihm sah das zum Glück keiner an und in der Gegend, wo er und Gaara gleich hinfahren würden, interessierte es sowieso keinen. Doch er konnte nun mal nur nach der Schule in Abwesenheit seiner Familie rauchen. Wenn seine Mutter das mitbekommen würde ... nein danke. Das musste er nicht haben. Zwar rauchte er gerne, aber deswegen noch lange nicht viel. Aber Schwierigkeiten wollte er keine bekommen, zumindest nicht von zu Hause aus. Hauptsache war nur, dass Itachi es nicht mitbekam und es war schwerer es vor seinem Bruder zu verstecken, als vor seinen Eltern. Besonders weil Sasuke dann nicht ganz so schnell von der Zigarette los kam, als er es gewollt hätte. Also würde er solange seine heimliche Sucht vor seinem Bruder geheim halten, bis er entweder endlich sich dazu durchringen konnte aufzuhören. Oder bis Sasuke wusste, wie Itachi zum Rauchen stand und sicher war, dass er nicht dafür gelyncht werden würde, sollte sein Aniki es je herausbekommen. Gerade wollte Sasuke sein Feuerzeug aus der Tasche ziehen, als Gaara sein Handgelenk packte. „Lass es“, meinte er, Sasukes wütenden Blick missachtend. „Wir müssen mit der Bahn fahren, also spare dir den Glimmstängel für später auf, kapiert!“ Sasuke grummelte, tat aber wie geheißen. Dämliches Raucherverbot. Doch Lust Strafe zu zahlen hatte er nicht. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als missmutig seine Zigarette zurück in die Schachtel zu stecken und sicher zu verstauen. Im großen Bahnhof überließ er Gaara die Führung. Der würde wissen welche Bahn sie nehmen müssten, um in das Viertel zu kommen, wo Sasori seinen Laden hatte. Zwar würde er auch selbst hinfinden, doch Gaara kannte die kürzeste Verbindung. - In der überfüllten Bahn wurden sie von einer Reihe von Mädchen angestarrt, die an der nächsten Tür standen und offensichtlich über sie tuschelten. Sasuke konnte nicht einschätzen ob über Gaara oder über ihn, aber im Grunde war es egal. Erst als er das Klicken des Fotohandys hörte, knurrte er und warf den jungen Mädchen einen bösen Blick zu. Man sollte die Erfindung dieses Sofort-Fotohandys vom Markt verbannen. Er hatte es satt sein Gesicht ständig im Internet zu finden. Fast war Sasuke versucht rüber zu gehen und das Mädchen, das das Foto geschossen hatte, dazu zu bringen es zu löschen, aber aus Erfahrung wusste er, dass es nichts bringen würde. Die Gruppe Mädchen trugen die Schuluniform einer benachbarten Schule und hatten sicher seine eigene Schuluniform erkannt. Wenn sie also unbedingt ein Foto haben wollten, dann würden sie es bekommen. Mädchen, dachte er verächtlich und rückte ein Stück dichter an Gaara heran, als die Türen aufgingen und der Zug sich füllte. Mist, sind denn gar keine Sitzplätze mehr frei? Anscheinend nicht. Erst wieder in ein paar Stationen, doch bei seinem Glück mussten sie da aussteigen. Als ein breiter Mann sich an Sasuke vorbei drängelte und ihm unsanft den Ellbogen in den Rücken bohrte, stolperte Sasuke und musste sich an Gaara festhalten, um nicht umzufallen.   „Hey man, Uchiha lass deine Griffel von mir, ja?“, murrte Gaara, konnte aber dann auch nichts mehr machen, als sich die Türen schlossen und sie so verharren mussten, weil der Zug so voll war. „Ich kann ja auch nichts dafür“, zischte Sasuke und versuchte sich von der Wand weg zu stemmen, an die Gaara sich zuvor gelehnt hatte. Doch hinter Sasuke stand jetzt eine Frau mit drei großen Koffern, sodass kein Ausweichen möglich war. Fluchend gab Sasuke es auf und knickte seine Arme wieder an, sodass der Abstand zwischen ihm und Gaara nun gerade mal eine Hand breit betrug, wenn nicht weniger. Gaara gab einen unwirschen Laut von sich, ihm war das eindeutig nach zu nah und hob seine Hand gegen Sasuke Brust, um sie weg zu drücken. Es funktionierte bis zu dem Moment, wo der Zug eine scharfe Kurve fuhr und Sasuke sich diesmal an Gaaras Kleidung festhalten musste, um nicht zu stürzen. So gesehen hatte Gaaras Aktion die Situation nur verschlimmert, anstatt ihm den gewünschten Freiraum zu verschaffen. „Lass mich endlich los, Sasuke!“, meinte Gaara nun bestimmt und packte Sasukes Handgelenk fest, um ihn dazu zu zwingen. „Wie oft soll ich es dir noch sagen? Es geht nicht!“, schimpfte Sasuke zurück und wollte sich losreißen, um zumindest seinen Arm freizukriegen. Doch da Gaara gar nicht daran zu denken schien, weil ihn die Möglichkeit Sasuke Schmerzen zuzufügen davon ablenkte, wie nah sie sich waren, musste der Schwarzhaarige zu anderen Mitteln greifen. Sasuke ließ jetzt auch mit der anderen Hand die Balustrade los, an der er Halt gefunden hatte und begann mit der jetzt freien Hand Gaaras Finger von seinem Handgelenk zu schälen. Dagegen wehrte sich Gaara nicht, ließ aber auch nicht los. Er sah nur stumm zu, wie Sasuke sorgsam einen Finger nach dem anderem ablöste, bestimmt aber sanft genug, um Gaara nicht weh zu tun. Die Ankunft bei der nächsten Station erlöste sie beide von ihrer seltsamen Lage, als die Türen sich öffneten und die Frau mit ihren drei Koffern verschwand und Sasuke endlich ein Stück zurück treten konnte, um Gaara Platz zu machen. Der zwängte sich an Sasuke vorbei, um jetzt einen der freigewordenen Sitzplätze für sich zu beanspruchen. Sasuke konnte das leise 'Na endlich' von Gaara trotzdem deutlich hören. Kopfschüttelnd setzte er sich neben ihn. Durch das geöffnete Fenster hörte er die Autos, die unter ihnen über den Highway rasten. - Die Fahrt war dann doch länger gewesen, als Sasuke sie in Erinnerung hatte. Tokyo war verdammt groß und selbst durch die gute Vernetzung der Bahnlinien, hatten sie fast zwei Stunden gebraucht. Dafür hatte Gaara ihnen anscheinend einen gewaltigen Fußmarsch erspart, der sie beide erwartet hätte, wären sie nicht etwa fünf Mal umgestiegen. Während Sasuke nach der verpassten Zigarette kramte, um sie endlich zu rauchen, wo er heute Morgen schon keine gehabt hatte, musste er fluchend feststellen, dass sie durch sein hastiges Zurückstopfen von vorhin zerbrochen war. „Na toll“, murrte er und hielt Gaara die Reste hin. „Wie soll ich die jetzt noch rauchen?“ Doch Gaara schien sich nicht im Mindesten schuldig zu fühlen, sondern meinte nur mitleidlos: „Ich hatte dir ja geraten, dir die Dinger selber zu drehen. Kostet weniger, wenn du nur Tabak und Filter kaufst.“ „Schmeckt aber scheiße“, beschwerte sich Sasuke und fischte eine neue Zigarette heraus. „Dann kann ich dir auch nicht helfen“, sagte Gaara bevor er vor einem fast unscheinbaren Laden stehen blieb. In der Straße waren viele der Häuser heruntergekommen und standen sogar teilweise leer. Dementsprechend sah auch die Fassade aus. Das Schild über dem Fenster hing schief, die Scheiben waren dunkel und von außen komplett verdreckt. Aber das war auch Absicht so, damit man nicht hinein sehen konnte. Gaara stieg die Stufen hinauf und drückte gegen die Tür, stellte dann frustriert fest, dass diese verschlossen war. Wütend trat er kräftig mit seinem Fuß dagegen und fluchte leise vor sich hin. „Scheiß Sasori. Er wusste doch, dass wir kommen.“ Und trat noch einmal zu. „Glaubst du wirklich, dass die Tür so besser aufgeht?“, fragte Sasuke beiläufig, während er sich mit einer weiteren Zigarette beschäftigte. „Schnauze, Uchiha“, grollte Gaara und stapfte die Stufen wieder runter. „Los komm mit. Wir gehen hinten rum. Wahrscheinlich hat Sasori nur wieder vergessen vorne aufzuschließen. Sind schließlich lange vor Öffnungszeit gekommen.“ Sasuke sah Gaara hinterher, wie der zurück zur nächsten Häuserecke lief und links abbog, die kleine Auffahrt hinauf lief, die zum Liefereingang des Hauses führte. Unschlüssig blieb Sasuke kurz stehen und folgte dann. Das konnte ja noch heiter werden. Müde von Gaaras Stimmungsschwankungen, von belustigt zu genervt und aggressiv, durchquerte Sasuke den dunklen Durchgang, der in den Hinterhof führte. Das Haus war einige Stockwerke hoch, sodass von oben die Wäscheleinen der wenigen Anwohner zu sehen waren. Ein paar Laken waren im dritten Stock aufgespannt. Kurz warf Sasuke einen Blick auf den riesigen Holzberg, der in einer Ecke des Hofes lag und ging dann weiter. Gaara war bereits nicht mehr zu sehen, was hieß, dass hinten tatsächlich offen war. Er lief auf die unscheinbare Tür zu, die nur angelehnt war und riss sie auf. Wie immer ratschte sie über den Boden und gab ein hässliches Geräusch von sicher. Angst, dass die Tür ihm aus den Angeln fliegen würde, hatte Sasuke keineswegs. Die Scharniere waren eingerostet, sodass die Tür nur schwer zu bewegen war. Doch Sasori weigerte sich, die Tür austauschen zu lassen. Genauso wie außen an dem Lokal etwas zu machen. Seiner Meinung nach würde es nur Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn in dieser Gegend plötzlich ein leuchtend buntes Lokal in einer Straße stand, wo vorher nur ein herunter gekommener Pub gestanden hatte. Sasuke gab ihm Recht. Es würde wirklich zu sehr auffallen. Außerdem, was störte es die Leute, wie der Pub von draußen aussah, wenn sie wussten, was innen zu erwarten hatten? Er grinste, als er Sasoris Laden betrat. Er stand jetzt im kleinen Flur, der nach draußen führte und normalerweise den Rauchern diente, sich zu verkrümeln. Denn Sasori hasste es, wenn sein Laden dreckig wurde. Bei ihm stand Sauberkeit an erster Stelle, dementsprechend sah der Innenraum des Lokals auch aus, als Sasuke durch die nächste Tür schritt. Vor ihm erstreckte sich ein großer Raum im sehr dunklen Holz, poliert und mit weichen Polstern auf den Bänken ausgestattet. Auf der Seite neben der Tür, durch die er eben getreten war, erstreckte sich die Theke mit Barhockern. Flaschen mit Alkohol standen ordentlich sortiert Reihe in Reihe und auch im Waschbecken, wo noch einige nasse Gläser standen, war kein Fleck Schmutz zu finden. Der Gedanke ließ Sasuke fast schreckhaft rückwärts durch die Tür springen. Er hatte vergessen sich die Schuhe auszuziehen! Auch wenn der Stil der Einrichtung eher ein wenig europäisch war, Sasori beharrte aus der Tradition, dass Schuhe im Laden nichts zu suchen hatten. Schnell streifte Sasuke seine Turnschuhe ab und schlüpfte in ein paar dunkle Pantoffeln, die bereit standen. Sich auf die Suche nach Gaara machend, durchquerte Sasuke das Lokal, um zu den Hinterräumen zu gelangen. Er schob die Holztür auf, welche passend zu der Täfelung ebenfalls aus dunklem Holz war und nicht dem typischen japanischen Modell entsprachen. Außerdem sah diese Tür hier ein wenig solider aus, als das Standardding aus dem Baumarkt. „Wo sind die jetzt hin?“ Sasuke sah sich um. Die hinteren Zimmer hatte Sasori nicht für jeden zugänglich gemacht. Hier waren auch nur japanische Tische zu finden, bei denen man sich hinknien musste, um daran zu sitzen. Normalerweise spielten hier Sasori und seine Freunde kleine Spiele mit Wetteinsätzen, wenn sie nichts anderes zu tun hatten. Nur selten verwandelte sich dieses Ding hier in eine richtige Spielhölle. Wie es dann zu und herging, wusste er. Er hatte es oft genug erlebt. Schließlich half er Sasori öfter aus, da er sich mit weniger zufrieden gab, als die Kellner, die Sasori versuchsweise immer mal wieder einstellte. Die Tatsache, dass er regelmäßig und sogar gegen Itachis Wunsch her beordert wurde, hieß nur, dass er seinen Job gut machte. Ob es legal war, wollte Sasuke lieber nicht wissen. Aber in Sasoris Umgebung war die Hälfte sowieso besser nicht so genau zu betrachten.   „Gaara?“, fragte Sasuke halblaut und lugte um die nächste Ecke. Er sah Gaara und Sasori voreinander stehen, in einer eher seltsamen Haltung. Gaara hatte seine Hände nach vorne ausgestreckt, die Handflächen nach oben, während Sasori sie so umfasst hatte, dass er mit seinem Daumen über jene streichen konnte. Sasuke sagte nichts, sondern lehnte sich gegen den Türrahmen. Er dachte nicht darüber nach, dass er das hier vielleicht nicht sehen sollte. Sasori sagte leise etwas zu Gaara, der nur stumm nickte. Sasuke gab sich nicht die Mühe zu verstehen was, er wollte es nicht wissen. Nicht im Einzelnen. Es reichte ihm, die beiden zu beobachten, oder besser: Gaara zu beobachten. Gaara kam ihm manchmal vor wie ein Kind, auf das man ständig ein Auge haben musste, damit es nicht auf die Straße lief.   Wobei auch Gaara das einzige Kind wäre, das ein Auto angreifen würde, sagte Sasuke trocken zu sich selbst. „Uchiha“, hörte er Gaaras knorrige Stimme. „Was suchst du hier?“ Sasuke sah auf. Was immer auch Sasori Gaara gesagt hatte, sie waren fertig und Gaara war bereit einen Hirsch mit bloßen Händen zu kastrieren. Froh, nicht der Hirsch zu sein, tätschelte Sasuke Gaara lässig die Wange und meinte dann: „Ich hab euch gesucht.“ „Betatsch wen anders“, murrte Gaara und schlug Sasukes Hand weg. „Wen denn? Sasori vielleicht?“, fragte Sasuke amüsiert. „Das verbitte ich dir“, gab Sasori seinen Senf dazu ab. Ihn schienen die Stimmungsschwankungen von Gaara nicht zu stören. Er machte wie immer nur ein gleichgültiges Gesicht. Als er näher kam, wurde Sasuke wieder deutlich, wie verdammt ähnlich sich die Cousins sahen. Das rote strubblige Haar, dieselbe Größe und die gleichen Gesichtszüge. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass die beiden mindestens Geschwister sein müssten, wenn nicht sogar Zwillinge. Aber ihre gewählte Erscheinung half die Ähnlichkeit zu verdecken. Sasori war wie immer korrekt gekleidet und Sasuke musste zweimal hinzusehen, um sich zu überzeugen, ob er nicht doch wirklich einen Anzug trug, anstatt einer schwarzen Hose und einem roten Hemd. Während Gaara aussah, wie die Hölle in Person. Er gehörte zu dem Typ, wo jede Mutter die Polizei rufen würde, käme ihre Tochter mit so einem Kerl an. Vielleicht war Gaara deswegen so selten bei ihm zu Hause. „Was sollen wir jetzt genau erledigen?“, fragte Sasuke und wechselte das Thema. Zwar besaß Sasori auch Humor und nahm vieles nicht so ernst wie es zunächst schien, doch das musste man erst einmal lernen. Aber er hasste Trödelei. Deswegen war es Sasuke lieber, wenn sie jetzt gleich anfingen zu arbeiten, als nochmals warten zu müssen. Außerdem wollte er fertig sein, wenn Itachi sie abholen kam. „Los kommt mit“, befahl Sasori und ging nicht im Mindesten darauf ein, was zwischen ihm und Gaara gewesen war. „Es gibt viel zu tun.“ - 'Viel zu tun' stellte sich dann als maßlose Untertreibung heraus. Es gab schrecklich viel zu tun. Sasuke wischte sich den Schweiß von der Stirn, als er einen der Holztische im Hof abstellte, die er nach draußen getragen hatte, wo sie dann abgewischt werden sollten. Auf einer kleinen Bank standen unzählige Reinigungsmittel, in genau der Reihenfolge mit der er die Tische zu bearbeiten hatte. Sasuke tat es widerstandslos, selbst wenn er es für unsinnig hielt, denn er war sich sicher, dass Sasori es merken würde, wenn er auch nur eine Flasche auslassen würde. Dabei konnte er sich schon jetzt darin spiegeln und war erst zur Hälfte durch! Schöner wäre es wirklich, wenn Sasori nicht so einen Reinigungsfimmel hätte. Aber das war nun mal ein Grund, warum dessen Puppen so beliebt waren. Sie waren astreiner Qualität und minutiös ausgearbeitet. Behauptete zumindest Gaaras Bruder Kankuro, der mit den Puppen sein Geld verdiente, in dem er traditionelle Theaterstücke aufführte. Wenn man Gaara glauben mochte, dann waren die Stücke, in denen Kankuro sie verwendete gar nicht mal so übel. Sasuke gab ganz ehrlich zu, dass solche Dinge ihn weniger interessierten. Er schlief bei solchen Vorstellungen immer ein und bekam danach Rüffel von seinen Eltern. Ob Itachi das Schlafen mit offenen Augen gemeistert hatte oder sich wirklich darauf konzentrierte, hatte er ihm bis heute nicht verraten wollen.   „Wie viel noch?“, fragte Sasuke Gaara, den er aus den Augenwinkeln einen weiteren Tisch hinaus tragen sah. „Nur noch zwei. Endlich“, murrte der Rothaarige. „Ich komm mir vor wie ‘ne Putzfrau.“ „Darauf hättest du dich aber einstellen müssen, als Sasori deine Hilfe wollte. Du kennst ihn doch“, neckte Sasuke und ließ das 'sogar besser als ich' allerdings außen vor. „Das wäre alles nicht so viel, wenn dieser Drückeberger von Uzumaki hier wäre.“ Sasuke hielt in seiner Tätigkeit, den Tisch in Kreisen zu polieren, kurz inne und wog ab, ob er Gaara sagen sollte, warum Naruto nicht hier war. Einerseits hatte Naruto ihn darum gebeten es nicht zu tun und damit auf sich genommen von Gaara beschimpft zu werden, andererseits war Gaara Narutos Freund. Er hätte es verdient, es zu wissen. Sasuke verfluchte Naruto dafür, ihn in so eine Lage gebracht zu haben. „Er trifft sich heute mit seinem Vater“, meinte Sasuke dann und griff nach der nächsten Polierflasche. Er schüttete ein Teil auf einen anderen Lappen und machte dann mit der Reinigung des Tisches weiter. Zunächst regte sich bei Gaara nichts und Sasuke wusste nicht, ob er das für ein gutes Zeichen halten sollte. Denn einerseits war er noch nicht ausgerastet, andererseits war Gaara noch nicht dazu übergegangen den zweiten, bereits fertigen Tisch wieder herein zu tragen. „Ist das wahr?“, fragte dann Gaara nach einer weiteren Weile und relativ stumm. „Trifft er sich wirklich mit seinem Vater?“ Sasuke zuckte und stierte auf die glänzende Tischplatte, um Gaara nicht ansehen zu müssen. Sie hatten das Thema schon oft genug gehabt. Gaara war grundsätzlich dagegen, dass Naruto zu dem Kerl, der ihn und seine Mutter verlassen hatte, als Naruto noch ein kleiner Junge war, so etwas wie eine Vater-Sohn Beziehung hatte. Wahrscheinlich weil er auf Naruto das eigene Verhältnis mit seinem Vater projizierte. Welches nun wahrlich nicht rosig war, aber Sasuke selbst wagte nicht irgendwelche Ratschläge geben zu wollen. Denn bei ihm war es auch nicht besser. Zwar nicht ganz so schlimm wie bei Gaara, aber besser sicherlich nicht. „Ja, es ist wahr“, sagte er jetzt. „Sein Vater hat wohl kurzfristig Bescheid gegeben und gefragt, ob sie sich treffen wollen. Da konnte Naruto nicht nein sagen.“ „In Ordnung ist es trotzdem nicht.“ Jetzt sah Sasuke endlich auf. Gaara hatte sich gegen den Tisch gelehnt, den er gerade raus getragen hatte und kickte gegen einen Stein, der aus dem Boden herausragte. Er sah … verwüstet und deprimiert aus. Sasuke schmiss seufzend den Lappen auf den Tisch und unterbrach seine Tätigkeit, um zu Gaara rüber zu laufen. Die Sonne schien im schrägen Winkel in den Innenhof hinein, sodass er in den Schatten treten musste, um zu Gaara zu gelangen. Es fröstelte ihn ein wenig, weil vor dem Beginn ihrer Arbeit die Jacke seiner Schuluniform ausgezogen hatte.   „Ach Gaara...“, meinte Sasuke trat dichter an den Rothaarigen heran, der immer noch manisch das Steinchen malträtierte. Diesmal war sich Sasuke sicher, dass er nicht weg gestoßen werden würde. Dennoch musste er vorsichtig sein, wie weit er sich Gaara nähern durfte. Denn der hatte es noch nie leiden können, ungefragt angefasst zu werden. „Für Naruto ist es nun mal, was anderes als für uns. Wir beide hassen unsere Väter und wären froh, wenn wir sie los sind...“, erklärte Sasuke während er vorsichtig Gaara einen Arm um die Schulter legte. An anderen Tagen hätte er dafür Gaaras Messer in seinem Bauch vorfinden können, aber Sasuke hatte schon am Morgen gemerkt, dass dieses Wochenende zu Hause besonders schwer gewesen sein musste. Deswegen wurde ihm jetzt dieser Körperkontakt gewährt, wenn auch Gaara regungslos blieb und keine Anzeichen machte, die Umarmung zu erwidern. „Trotzdem...“, murmelte Gaara, als er seinen Kopf dann doch auf Sasukes Schultern sinken ließ. „Es ist trotzdem nicht richtig uns hängen zu lassen.“ „Ich weiß“, sagte Sasuke, dem das allerdings weniger zu Herzen ging als Gaara. „Eigentlich sollte Naruto nicht alles stehen und liegen lassen, doch es ist ihm nun mal wichtig. Da wird seine Freunde sind, müssen wir das hinnehmen.“ „Und warum sagt er es dann nur dir und mir nicht?“, fragte Gaara nun säuerlich, den Blick nach unten gerichtet. Darauf hatte Sasuke zwar eine Antwort, doch er würde sich hüten das auszusprechen. Gaara zu sagen, dass Naruto doch manchmal ein wenig Angst vor dessen Wutausbrüchen hatte, wäre das Dümmste, was er tun könnte. Nicht für sich, aber weil Gaara Ablehnung nicht vertrug. „Er hatte Angst, dass, wenn er es in offener Runde verkündet, nicht schaffen würde dich zu überzeugen. Was ich durchaus verstehen kann.“ Jetzt hob Gaara ruckartig den Kopf und funkelte Sasuke böse an. „Was soll das heißen?“, fauchte er. „Es heißt, dass du Naruto wahrscheinlich vor die Wahl 'wir oder dein Vater' gestellt hättest und du weißt genau, dass Naruto nicht in der Lage ist solche Ultimaten nicht mit reinem Gewissen zu bewältigen.“ Für einen Moment lang funkelte Gaara noch Sasuke an, dem das aber wenig ausmachte und hinter seinem Strähnen Vorhang ruhig zurück blickte. Eigentlich war er selbst nicht der geduldigste Mensch, aber Gaara war eine andere Geschichte. Sie standen sich zu nahe, als das Sasuke seine Wut und seine Anschuldigen einfach so an Gaara auslassen würde. Zumindest nicht, wenn dieser so drauf war. Es passierte öfters, dass sich ihr Verhältnis änderte, wenn sie alleine waren. Wenn kein Naruto da war, der den fröhlich sonnigen Part übernahm und herum lachte, um sie damit anzustecken. Er grinste meist amüsiert, wenn sich Naruto wieder zum Affen machte, Gaara ein Lächeln abzuringen war schon schwerer. Doch gerade heute hätte der Rotschopf vielleicht Narutos Albernheiten gebraucht. „War dein Wochenende so schlecht?“, fragte jetzt Sasuke kaum hörbar und seine Arme hingen jetzt mehr über Gaaras Schultern, als das es noch einer Umarmung glich. Gaaras frustriertes Schnaufen ließ Sasuke zuerst darauf schließen, das Gaara nur sauer war, doch als dann ein Anschmiegen folgte, zusammen mit einer vorsichtigen Erwiderung der Umarmung, zeigte dann wieder, dass Gaara nur nicht wusste, wie er sich ausdrücken sollte. Denn es war ja nicht so, dass Gaara nicht darüber reden wollte, was ihm bedrückte, er wusste nur nicht, wie er es anstellen sollte sich zu äußern. Gerade dafür war eigentlich Naruto der bessere Ansprechpartner. Bei ihm wirkte es weniger ernst, wenn er aus Anteilnahme einem die Hand auf die Schulter legte und sagte, dass die Welt schon morgen ein wenig besser aussehen würde. Gaara glaubte es ihm nie. Aber bei ihm fühlte er sich danach auch besser. Allerdings hatten sie beide eine andere Art ihren Ärger über Welt heraus zu lassen, als durch reden. Wie Naruto es tun würde. Sasuke hatte keine Ahnung, ob Gaaras und Narutos Freundschaft wirklich tiefer ging als das übliche Geplänkel. Wahrscheinlich, auch wenn er nicht wusste wie. Es war ihre Sache, da konnte er sich nicht einmischen. Da würde er sich auch nicht einmischen. „Er hat mich wieder angeschrien“, nuschelte Gaara nun dicht neben seinem Ohr und Sasuke tat seine Stirn auf Gaaras Halsbeuge, legte seine Arme jetzt aber auf der Hüfte ab, weil sie dort mehr Platz hatten.  Dann hörte er weiter zu, wie Gaara von seinem Wochenende sprach. „Ich hatte mir nichts vorgenommen, da in seinem Terminkalender stand, dass er das ganze Wochenende über in Osaka ist. Meine Füße lagen auf dem Wohnzimmertisch, als er bereits schimpfend herein kam. Dann hat er irgendwas in meine Richtung geschrien, während ich versucht habe weiter fern zu sehen. Einfach aufstehen und gehen, konnte ich nicht, das hätte er wieder als Angriff gewertet. Dass ich ihn mit Absicht ignoriere oder so... stimmt ja auch. Ich will nicht mit ihm reden.“ Sasuke sagte nichts, als Gaara sprach. Nun, eigentlich vor sich hin redete, aber es bedeutete Gaara viel, dass er da war. Das merkte er an den Abständen, in denen sich die Hände in sein Hemd krallten. „Ich bin dann in Garten gegangen, als er Duschen gegangen ist. Ich habe am Teich gesessen und gedacht, ob er wohl tief genug ist, um mich darin zu ersäufen. Aber das hätten mir die Fische wohl übel genommen. Deswegen bin ich da sitzen geblieben, bis es dunkel wurde. Er musste irgendwann wieder verschwinden.“ Sasuke zweifelte nicht eine Sekunde, dass Gaara wirklich versuchte hätte sich umzubringen, wenn es statt dem Teich ein kleiner See gewesen wäre. Diese zustandsabhängigen Selbstmordgedanken waren nichts Neues. Deswegen hatte er heute Morgen Gaaras Handgelenke sehen wollen. Aber normalerweise waren Gaara die roten Striche auf seiner blassen Haut zu auffällig und die Fragen diesbezüglich ihm unangenehm. Da war der Teich noch wahrscheinlicher, weil man da die Folgen nicht sehen würde, wenn es misslang und Gaara seine Ruhe hätte. „Doch als ich wieder rein ging, war er noch da. Es war irgendeine Blondine bei ihm. Sie sah anders aus, als die von letzter Woche. Ich habe keine Ahnung, ob's eine Prostituierte oder seine Assistentin war, aber so groß ist der Unterschied in der Regel nicht. Ich habe sie nur gehört, als ich ins Bett gegangen bin.“ Bei dem Gedanken drehte sich Sasuke der Magen um. Er wusste nicht, was er in dieser Situation gemacht hätte, doch nach Gaaras Erzählungen her, war das nichts Neues. „Na, komm lass uns weiter machen...“, sagte Sasuke und klopfte Gaara in stiller Anteilnahme auf die Schulter. Wären sie jetzt alleine gewesen, hätte er vielleicht anders reagiert, doch so konnte er nicht viel tun. Hier schlich immer noch Sasori herum. Auch wenn es dem Bar Besitzer grundsätzlich egal gewesen wäre, was Sasuke und Gaara miteinander taten, so würde er ihnen die Hölle heiß machen, täten sie es während der Arbeitszeit. „Hm“, machte Gaara nur und nahm den Tisch, den Sasuke bereits fertig gesäubert hatte, um ihn wieder herein zu tragen. „Ist drinnen schon sauber gemacht?“, fragte Sasuke. Er hatte keine Luft die Tische wieder nach draußen zu schleppen, wenn sie noch saugen und wischen mussten. „Nee“, sagte Gaara. „Das haben Sasoris Hasen schon gemacht. Wir sollen aber gleich noch die Anlage säubern.“ „Will er, dass wir von der Leiter fliegen?“, fragte Sasuke verärgert. Die Lichtanlage zur Tanzfläche hing oben an der Decke. Nicht nur, dass die Leiter recht dünn und wackelig war, um die Lampen putzen zu können, musste man erst umständlich das Gehäuse öffnen. Sasukes größte Angst war, da irgendwann mal rückwärts runter zu fliegen. „Vielleicht, denn dann müsste er uns nicht bezahlen“, sagte Gaara und verschwand im Haus. „Blöder Sasori“, fluchte Sasuke leise und widmete sich wieder seinem halbfertigen Tisch.   „Was ist denn mit mir?“, fragte nun eine bekannte Stimme neben ihm. Geschockt sah Sasuke auf. Wo war der jetzt hergekommen? Erschrecken tat es ihn nicht sonderlich, die Schleicherei war er bereits von Itachi gewöhnt. Doch wenn Gaara gerade erst im Haus verschwunden war, wie war dann Sasori hergekommen? Noch wichtiger, was wollte der von ihm, wenn extra darauf achtete, dass Gaara nicht dabei war. Misstrauisch zog Sasuke die Augenbrauen zusammen. „Was willst du, Sasori?“, fragte Sasuke, als Sasori einen prüfenden Blick auf den Tisch warf. „Du bist doch nicht hier, um mich zu kontrollieren?“ Das konnte Sasuke sich nicht vorstellen. Das sah dem Kerl nicht ähnlich. Normalerweise kontrollierte Sasori am Ende, ob alles in Ordnung war, bevor er das Geld auszahlte. „Nein, ganz gewiss nicht“, antwortete Sasori bereits. „Ich will mit dir über Gaara reden.“ „Fantastisch“, murmelte Sasuke. Kapitel 4: Weißt du eigentlich, ... ? ------------------------------------- Kommentar: Es hat ein wenig gedauert, denn ich musste Recherche für das nächste Kapitel betreiben. Sorgt euch nicht, die Geschichte ist nicht abgebrochen, es dauert aber halt immer eine Weile. Arschtritte werden gerne entgegen genommen.   mangacrack   xxx   ::Kapitel 04 –  Weißt du eigentlich, ... ?::   „Was willst du Sasori?“, fragte Sasuke ein wenig kaltschnäuzig.   Er hätte sich nicht so verhalten müssen, aber er wollte nicht, dass Sasori dachte, dass bei ihm bei dem ersten Anzeichen eines ernsthaften Gesprächs über Gaara gleich die Alarmglocken losgingen. So konnte er sich selbst einreden, dass die Sache mit Gaara, über die Sasori mit ihm reden wollte, nicht so besorgniserregend war wie er es befürchtete. Doch Sasuke konnte sehr wohl erahnen, dass Sasori wusste, dass Gaara sich am Wochenende wieder selbst geschnitten hatte. Innerlich fluchte Sasuke über sich selbst, er hätte Gaara zwingen sollen ihm die Schnittwunden zu zeigen damit er wusste, wie viele und wie tief sie waren. Denn normalerweise schnitt sich Gaara nicht an den Unterarmen.   ‚Zu auffällig', wie er mal kommentiert hatte. Häufig suchte er sich weniger sichtbare Stellen an seinem Körper … oder ging auf andere los.   Sasuke unterließ es jetzt den Kopf zu schütteln, um die Gedanken loszuwerden. Es hätte Sasori nur verwundert, welcher sich jetzt auf einen der noch nicht geputzten Tische setzte und Sasuke einige Momente lang schweigend ansah. Gerade als Sasuke wieder nachhaken wollte was das ganze Theater eigentlich sollte, öffnete Sasori den Mund und sprach einen Satz, mit dem Sasuke am allerwenigsten gerechnet hatte.   „Schläfst du mit Gaara?“   Für einen Moment lang dachte Sasuke darüber nach, ob er an seinem eigenen Atem ersticken sollte, doch das war irgendwie unangebracht. Dennoch vielleicht die einzige harmlose Reaktion, die es gab, denn er wusste nicht, was er antworteten sollte.   „Wieso fragst du?“, fragte Sasuke zurück hob eine Augenbraue. „Es kann dir doch egal sein mit wem Gaara schläft. Und eigentlich geht es dich auch nichts an mit wem ich schlafe.“   „Möglicherweise“, sagte Sasori gleichgültig. „Es geht mir nur darum, dass Gaara angedeutet hat, dass … er Gefühle für jemanden hätte.“   „Und dann wolltest du wissen, ob ich das bin...“, schlussfolgerte Sasuke.   „Ganz genau“, meinte Sasori und stopfte seine Hände die Taschen seiner teuren Hose.   Sein Auftreten passte so gar nicht zu der Umgebung des dreckigen Hinterhofs. Seine roten, krausen Haare fielen in seinen Nacken und bedeckten den Saum des Anzuges, den er trug. Zusammen mit seiner gebräunten Haut schien er das einzig Farbige im Umkreis von zehn Metern zu sein.   Sasuke rümpfte nur die Nase.   Er mochte Sasori nicht. Zumindest nicht immer. Es gab Momente, in denen Sasori cool und anständig war. Wie wenn er Sasuke, Naruto und Gaara hier arbeiten oder im Hinterzimmer einen trinken ließ. Aber leider zeigte Sasori auch häufig sein arrogantes, weltmännisches Gesicht wenn er irgendwelche wichtigen Kunden begrüßte, sie in die privaten Clubräume geleitete und vielsagend die Tür schloss. Sasuke wollte nicht wissen, was Sasori mit dubiosen Männern zu besprechen hatte, doch sauber war es sicherlich nicht. Drogen, Geldwäsche, Erpressung … Sasuke traute Sasori fast alles zu, denn es war schwer hinter die Maske zu sehen oder zu erahnen, was die kleinen, starren Puppenaugen von einem wollten.   Trotzdem schien er sich um Gaara zu sorgen und bot ihm so viel Zuflucht wie möglich. Dennoch hatte er nie versucht, Gaara von seinem Vater weg zu bekommen. Warum, war Sasuke allerdings schleierhaft.   „Also was ist jetzt?“, hakte Sasori nach „ich hätte gerne eine Antwort.“   Sasuke grollte.   „Es geht dich gar nichts an, aber zur Information: Ich bezweifele, dass Gaara Gefühle für mich hat. Zufrieden? Also spare dir diese ‚wehe, du verletzt seine Gefühle' Rede! Das kann ich echt nicht gebrauchen!“   Damit drehte sich Sasuke um und lief aus dem Raum, um zurück zu Gaara zu gehen, der inzwischen mit dem Wischmopp kämpfte, weil er den Boden sauber machen wollte.   Sasori hingegen pausierte kurz und vergrub seine Hände in seinen Hosentaschen. Das war jetzt nicht gut gelaufen. Antworten hatte er auch keine bekommen, denn Sasuke hatte ihm keineswegs gesagt, ob er denn jetzt mit Gaara schlief. Das war seine erste Annahme gewesen, als Gaara ihm die Wahrheit gebeichtet hatte. Nachdenklich stand Sasori langsam auf und wischte mit einer kurzen Handbewegung ein wenig Staub von dem Tisch, auf dem er gesessen hatte. Sasuke war nicht wie Uzumakis Junge. Der würde wahrscheinlich erst mit jemandem schlafen, wenn er eine Beziehung mit demjenigen hatte. Der Uchiha hingegen hatte da angeblich nicht so viele Hemmungen.   Aber wenn nicht Uchiha wer dann, Gaara?, fragte Sasori im Stillen, als er wieder hinein ging. Wer kann sonst noch gut genug auf sich aufpassen, dass er mit dir ins Bett gehen würde?   Das war schwer zu sagen, denn Gaara hatte nicht viele Freunde.   Allerdings werde ich den kleinen Uchiha noch im Auge behalten, beschloss Sasori. Wer sagt denn, dass er mich nicht doch angelogen hat?   -   Es war früher Abend, als Gaara und Sasuke ihre Arbeit beendeten. Sasori hatte immer neue Aufgaben für sie gefunden, dafür waren sie aber auch schon fast fertig. Alles, was jetzt noch zu tun war, konnten sie erst kurz vor der Party vorbereiten.   „Alles erledigt für heute“, meinte Gaara und setzte sich auf eine kleine Steinmauer kurz vor Sasoris Lokal.   Sasuke hatte seine Schultasche neben sich abgestellt und kramte jetzt daraus eine seiner Zigaretten hervor. Genüsslich zog er daran, während er darauf wartete, dass sein lieber Bruder ihn bald abholen würde. Da Itachi seinen eigenen Wagen hatte, würde die Heimfahrt schneller gehen als der Hinweg. Gaara und er schwiegen vor sich hin. Während Sasuke an seiner Zigarette zog, den Rauch gelangweilt ausbließ und versuchte Zeichen zu formen, wie er es bei Gandalf dem Grauen gesehen hatte, hatte Gaara seinen Kopf zurück gelegt und starrte in den Abendhimmel. Sie waren in dieser Gegend vollkommen allein, nur weiter hinten war das Rattern eines Güterzuges zu hören.     „Sasori hat mich heute was komisch gefragt“, meinte Sasuke irgendwann.   Seinem Gefühl nach waren Stunden vergangen, allerdings zeigte das Display seines Handys an, dass es sich nur um ein paar Minuten handelte seit sie sich hier hingesetzt hatten.   „Ach ja?“, fragte Gaara halb interessiert und wandte sogar den Kopf  „was denn?“   „Ob ich mit dir schlafe!“, wiederholte er Sasoris Frage, die aus seiner Sicht immer noch nach einem Vorwurf klang. Aber seine Mundwinkel zuckten dennoch leicht nach oben.   Auch von Gaara her ertönte ein Lachen. Es war recht kurz, doch das Einzige, was er heute an diesem Tag von ihm gehört hatte. Sasuke blickte Gaara an und beobachtete, wie dieser erheitert den Kopf schüttelte.   „Herrlich“, meinte Gaara nach einer Weile. „Darf ich mal?“, fragte er dann und deutete auf Sasukes fast zu Ende gerauchte Zigarette.   „Klar“, antwortete Sasuke und reichte den Glimmstängel herüber, wissend, dass er ihn nicht wieder bekommen würde.   „Was hast'n geant...“, setzte Gaara an, doch wurde von dem Hupen eines herannahenden Autos unterbrochen.   Sasuke hob den Arm zur Begrüßung, als er sah, wie sein Aniki ein Stück die Auffahrt hochfuhr und dann die Fensterscheibe herunter ließ. Dabei fiel Sasuke auf, dass Itachis Wagen selbstverständlich automatisch bedient wurde und sein Bruder nicht einmal kurbeln musste. Doch was sollte man denn bei einem neuen Wagen erwarten?   „Hi ihr“, meinte Itachi zur Begrüßung und lehnte sich ein wenig aus dem Fenster. „Hat euch Sasori hart rangenommen?“   „Klar, absolut“, sagte Sasuke und erhob sich langsam.   „Können kaum noch laufen“, meinte Gaara grinsend und drückte die Zigarette mit seinem Schuh auf dem Fußboden aus.   Itachi beäugte diese für einen Moment und sah dann missbilligend zu Gaara, doch er sagte nichts. Sasuke stand schweigend daneben und vergrub die Hände in seinen Hosentaschen.   „N'Abend Aniki“, meinte er. „Hat du alles bekommen, was du für Samstag brauchst?“   „Ja“, sagte Itachi und nickte. Mit einem Daumen deutete nach hinten und fügte dann hinzu: „Wenn ihr mir beim Ausladen helft, können wir in fünf Minuten hier weg.“   Sasuke und Gaara sahen sich kurz an und nickten dann zur Zustimmung. Zu dritt würde es wirklich schneller gehen. Außerdem, so war sich Sasuke sicher, würde Itachi ihm was husten, wenn er ihn das Zeug alleine schleppen ließe. Also schlurfte Sasuke zurück in den Hinterhof, während Itachi mit seiner elegant gekonnten Art rückwärts in den Hof fuhr und sich nicht einmal darum zu kümmern schien, dass die Einfahrt so eng war, dass auch nur die kleinste Fehlberechnung Itachi seinen Seitenspiegel gekostet hätte. Aber das war halt Itachi.   „Himmel Arsch“, fluchte Gaara, als er den Kofferraum aufmachte und das ganze Futter entdeckte. „Damit könntest du einen ganzen Clan durch den Dritten Weltkrieg bringen.“   „Oder Deidara für einen Abend“, kommentierte Itachi, als er ausstieg und die Autotür zuschlug. „Und seine Gäste. Ich bin mir nämlich nicht sicher, wen er alles für Samstag eingeladen hat.“   „Das wollen wir alle nicht so genau wissen“, schnarrte Sasori, der gerade aus der Hintertür trat. „Bringt sie Sachen in den Lagerraum neben der Küche. Zetsu wird sich darum kümmern, wenn er morgen kommt.“   „Na schön“, meinte Itachi und griff sich einen Karton. „Beeilen wir uns, ich habe die Fahrerei für heute endgültig satt.“   Während er dies sagte rieb sich Itachi die Augen. Sasuke starrte auf das Profil seines Bruders, als er ebenfalls nach einer Kiste griff, die bis oben hin mit irgendwelchen Kräckern gefüllt war.   „Machen dir deine Augen wieder Probleme, Nii-san?“, fragte Sasuke ein wenig leiser, damit weder Gaara noch Sasori es hören konnten.   „Nur ein wenig“, murmelte Itachi. „Ich bin den ganzen Tag durch die Stadt gefahren, weil nicht alle Dinge in einem Supermarkt zu bekommen waren und ich hatte keine Lust mit Sasori zu diskutieren, wenn auch nur eine Sache auf der Liste gefehlt hätte.“   Sasuke schnaubte und folgte Itachi, um die doch recht schwere Kiste loszuwerden. Wie konnten ein paar Chips, eingepackt in Plastik und gefüllt mit viel, viel Luft so viel wiegen?   „Dafür, dass Sasori sich immer so oft über ihn beschwert, versucht er jetzt aber ziemlich sehr die Party für Deidara perfekt zu machen“, merkte Sasuke an.   Itachi lachte, als er die Kiste in eine Ecke stellte und Sasuke deutete, dasselbe zu tun.   „Sasori würde eher mit seinen Puppen bei einem Kindergeburtstag von Dreijährigen auftreten, als zuzugeben, dass Deidara ihm irgendetwas bedeutet. Zumindest mehr, als der Dreck unter seinen Fingernägeln, wie er es immer bezeichnet. Dabei schätzt Sasori harte Arbeit.“   Beim letzten Satz hatte Itachi ein wenig gezögert, doch bevor Sasuke sich darüber wundern konnte, hatte der einen Arm um Sasukes Hals geschlungen und ihn zu sich gezogen. Sasuke schwankte und stolperte kurz, um sein Gleichgewicht wieder zu finden, nachdem Itachi ihn so überraschend halb umarmt hatte. „Hey“, rief Sasuke aus, als Itachi durch seine Haare fuhr. „Was hast du denn heute mit meinen Haaren? Das hast du heute Morgen schon nicht lassen können.“   Itachi grinste und Sasuke stellte fest, dass es eines der freien Grinsen war, wo Itachi nicht auf seine Gesichtszüge achtete. Überhaupt grinste Itachi nur selten, weil es das Zulassen von spontaner Freude war. Wenn Itachi lächelte, konnte man sich nie sicher sein, ob das nicht doch einstudiert war, aber sein Grinsen war immer echt. Sofern man es denn mal sah. Sasuke grinste zurück und boxte Itachi freundschaftlich in die Seite. Für einen Moment standen sie bloß da und sahen sich an, das breite Grinsen war zwar von ihren Gesichtern verschwunden, doch ihre Augen waren noch genauso wach und lebendig, als sie sich gegenseitig anfunkelten.   „Los, lass uns gehen“, sagte Sasuke und setzte sich wieder in Bewegung.   Doch er tat es vorsichtiger, als er es beabsichtigt hatte. Irgendwie kam es ihm nicht richtig vor, sich so lässig aus Itachis halber Umarmung zu befreien. Sasuke wollte Itachi nicht das Gefühl geben, dass der Körperkontakt zwischen ihnen uncool, unerwünscht oder ihm lästig wäre.   „Ja, du hast recht Sasuke“, antwortete Itachi und klopfte Sasuke auf die Schulter und schob ihn dann mehr oder weniger aus dem Raum hinaus. „Wenn wir noch länger hier bleiben, fängt Sasori doch wieder an zu meckern.“     „Tss“, schnaubte Itachi, als sie wieder in den Hinterhof traten und Gaara ihnen mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck entgegen kam. „Anscheinend machen uns beide Rotschöpfe das Leben schwer.“   Sasuke nickte nur zustimmend, wunderte sich aber, was Gaara nun wieder über die Leber gelaufen war. Hatte Sasori noch einmal versucht mit ihm zu reden? Denn eben war Gaara noch recht gut drauf gewesen. Lag es an der Tatsache, dass Itachi sie bald nach Hause bringen würde? Er dachte darüber nach während sie das Auto ausluden, bei dem sogar die Hinterbank vollbeladen war. Itachi hatte die Lehne umgeklappt, um mehr Stauraum zu haben, weswegen es dann doch ein bisschen mehr als fünf Minuten dauerte, bis sie fertig waren. „So wir sind fertig, ist sonst noch etwas?“, fragte Itachi Sasori, der das Ausladen betrachtet hatte, ohne allerdings einen Finger zu rühren, um ihnen zu helfen.   „Nein“, meinte Sasori und zückte seinen Geldbeutel, um Gaara und Sasuke die vier Stunden Arbeit auszuzahlen.   Zufrieden blätterte Sasuke mit seinem Daumen über die Geldscheine, als er sich auf den Beifahrersitz von Itachis Auto setzte. Als schließlich die Rückbank wieder zurück geklappt worden war, deutete Itachi Gaara sich hinein zu setzten, der allerdings ein wenig zögerte und eine Blick zu der Tür warf, wo Sasori eben drin verschwunden war. Offenbar hielt der Cousin es nicht für nötig sich überschwänglich zu verabschieden.   „Na los“, meinte Itachi. „Fahren wir, der Tag war lang.“   Gaara grummelte, stieg aber ein. Itachi startete den Wagen und ließ ihn langsam aus der Einfahrt heraus rollen. Da er vorhin für das Ausladen rückwärts herein gefahren war, musste er jetzt nicht einmal wenden. Durch den Rückspiegel blickte der ältere Uchiha Gaara an.   „Wo müssen wir hin?“, fragte er.   Mit einem noch tieferen Grummeln nannte Gaara die Adresse.   „Okay Leute“, kündigte Itachi fröhlich an, als er den Gang einlegte. „Festhalten, ich habe nicht vor noch länger hier herumzutrödeln.“   Dann trat er auf das Gaspedal.   -   Die Lichter der Stadt zogen an ihnen vorbei. Inzwischen war es dunkel geworden, nur noch ein rötlicher Streifen zog sich über den Horizont. Die Werbung an den Wolkenkratzern blinkte und schimmerte, doch sie verwischten zu einem konstanten bunten Bilderstreifen, als sie über die Stadtautobahn rasten. Sasuke blickte links aus dem Fenster und genoss die Stille. Zu hören war lediglich das leise Summen des Motors und Gaaras sanftes Atmen. Itachi starrte stur auf die Straße vor ihm. Hin und wieder blinzelte er, doch Sasuke machte sich nicht allzu viele Sorgen darum. Itachi hatte seine Brille aufgesetzt, als sie bei Sasori ins Auto gestiegen waren und er würde trotz Müdigkeit niemals einen Verkehrsunfall bauen.    Dafür hielt er sich zu sehr an die Verkehrsregeln.   „Wir müssen die nächste Ausfahrt raus“, sagte Sasuke beiläufig, als der Schild über ihren Köpfen erschien.   „Ich weiß“, sagte Itachi monoton. „Aber trotzdem danke, dass du mich darauf hingewiesen hast.“   Irritiert warf Sasuke Itachi einen langen Blick zu. Was war nur los heute? Irgendwie verhielt sich sein Bruder seltsam, doch ansprechen konnte er ihn darauf nicht. Nicht, solange Gaara hinten auf der Rückbank saß, egal ob der möglicherweise schlief oder nicht. Schließlich hatte Gaara einen sehr leichten Schlaf und selbst wenn er so tief schlummern konnte wie Naruto nach einer Flasche Bier, so war dies Sasuke einfach nicht privat genug, wenn es um seinen Aniki ging.   In ihm wuchs das Bedürfnis etwas zu sagen, doch Sasuke schwieg, weil er nicht die richtigen Worte fand. Auch wusste er nicht so richtig, worüber er reden sollte. Nach Smalltalk war ihm nicht und über was sollte er sonst reden? Itachi behielt die meisten Dinge für sich und schloss fast jeden aus seinen innersten Gedanken aus. Es war, als würde er Menschen immer nur bruchstückhaft daran teilhaben lassen.   Im schwachen Schein der Straßenlampen wirkte Itachi älter und abgekämpft, fand Sasuke, als sie in die ruhige Straße einbogen an deren Ende das Haus stand, wo Gaara wohnte. Deutlich war zu sehen, dass dies eine bessere Wohngegend war. Gepflegte Vorgärten mit hohen Zäunen, versteckt durch Hecken und Bäume. Es war nicht ganz so wie bei ihnen zu Hause, doch es war ähnlich. Wenn auch sehr viel stiller. Kaum ein Licht brannte in den Häusern, an denen sie vorbei fuhren und zu hören war weder Straßenverkehr noch ein Hund, der bellte.   Itachi hielt vor der Hausnummer, die Gaara ihm genannt hatte.   „Wir sind da“, sagte Sasuke und wandte sich um, um Gaara anzusehen.   Die grünen Augen schimmerten im Licht der Nacht und sie zeigten deutlich, dass Gaara nicht eine Minute während der Fahrt geschlafen hatte.   „Danke“, murmelte Gaara an Itachi gewandt, drehte sich dann aber zu Sasuke. „Kommst du noch kurz mit raus?“   „Ja, klar“, antwortete Sasuke und öffnete die Tür, sodass ihm Gaaras Blick entging mit dem er Itachi betrachtete.   Sasuke zog die kühle Nachtluft durch die Nase ein und wartete, bis Gaara aus dem Wagen gestiegen war und umständlich nach seiner Schultasche gegriffen hatte. Zusammen liefen sie den Weg zum Tor hinauf, wo prompt das Licht durch den Bewegungsmelder anging. Sasuke blieb im Schatten der Hecke stehen. Sie waren gerade mal ein paar Meter vom Auto entfernt, allerdings weit genug, um nicht wirklich gesehen und nicht gehört zu werden. „Was wolltest du jetzt?“, fragte Sasuke und schob seine Hände in die Hosentaschen. „Was ist es, das du mir nicht vor Itachi sagen konntest?“   „Sasuke...“, meinte Gaara mit einem seltsamen Unterton in der Stimme.   Für einen Moment war Stille, den Gaara ausnutzte um einen Schritt näher an Sasuke heranzutreten und seine Hand in dessen Hemd zu vergraben. Es hatte etwas von der Situation am Nachmittag, wo sie sich umarmt hatten, doch diesmal war es dunkler und, wie Sasuke fand, auch ein wenig intimer. Am Nachmittag war trotz der Berührung eine Art Mauer zwischen ihm und Gaara gewesen, deren Öffnungen und Löcher sich nur erfühlen ließen. Jetzt reichte das schwache Licht der Laternen aus, um diese herunter zu reißen.   „Du bist ein seltsamer Mensch...“, flüsterte Gaara und begann mit seinen Fingerspitzen über Sasukes Hals zu fahren. Es war die Hand, die sich eben noch in das Hemd gekrallt hatte.   „Inwiefern...?“, fragte Sasuke genauso leise zurück.   Er wagte es seine Hand aus der Hosentasche zu nehmen und sie über Gaaras zu legen, in Erwartung, dass Gaara sich sofort wieder zurückziehen würde. Es wäre nicht das erste Mal, dass dies passieren würde, doch offenbar fühlte sich Gaara in der Dunkelheit sicher. Sicher genug, um die Hand weiter nach oben wandern zu lassen und mit seinem Daumen über Sasukes Lippen zu fahren.   „Es interessiert dich eigentlich so selten, was mit anderen Menschen ist“, antwortete Gaara auf Sasukes Frage. „Sie sind dir egal. Oder du verstehst ihre Probleme ganz einfach nicht. Du siehst ihre Komplexe, wunderst dich und fragst dich im Weitergehen, wie man sich nur so anstellen kann.“   „Klingt ziemlich herzlos“, sagte Sasuke fast unberührt „hältst du mich für einen so schlechten Menschen?“   „Nein“, nuschelte Gaara und rieb seine Nase an Sasukes Wange. „Du versuchst nur, deinen eignen Ärger hinter dir zulassen. Wegen der Tatsache, dass du das selbst nicht einmal begreifst, kann dich eigentlich auch nicht dafür hassen.“   „Nett von dir“, hauchte Sasuke, als Gaaras Hüfte die seine berührte. Er griff danach und zog ihn zu sich.   „Was ist … nett?“, fragte Gaara, als er seine Lippen auf Sasukes Mundwinkel presste und mit seinem Daumen an der Kehle rieb.   „Dass du mich nicht hasst.“   Die Antwort hing der Nacht und keiner von den Beiden wagte etwas zu sagen. Die Stille war überwältigend, doch Sasuke entging es, dass es besser wäre, nun loszulassen. Vor ihm befand sich bloß Gaaras roter Haarschopf, weil der junge Mann sich immer noch nicht von ihm gelöst hatte. Je mehr Zeit verging, desto mehr verflog das raue Verständnis, die das Gespräch ausgelöst hatte und wandelte sich in etwas, das sich Sasukes Hüftgegend bemerkbar machte.   „Sasuke...“, sagte Gaara und blickte dem Uchiha zuerst kurz in die Augen, dann wanderten sie zu der Einfahrt des dunklen Hauses. „Willst du...?“   „Itachi wartet im Auto“, entfuhr es Sasuke, ehe er zwei Mal darüber nachdenken konnte. „Außerdem ist es schön spät. Wüsste keiner, dass ich jetzt hier bin, wäre es vielleicht etwas anderes, aber...“   „...aber dein Aniki wird jetzt wohl kaum ohne dich nach Hause fahren“, vollendete Gaara den Satz.   Es lag eine gewisse Bitterkeit darin. Sasuke fragte sich, ob es Bedauern über die verlorene Stunde war oder Neid, dass Sasuke wenigstens ein Familienmitglied hatte, das sich um ihn kümmerte.   „Ja“, bestätigte Sasuke und linste zu dem Auto, wo inzwischen die Innenbeleuchtung ausgegangen war, da Itachi den Motor angestellt und die Scheinwerfer ausgemacht hatte. „Tut mir Leid.“   ...dass du jetzt alleine in dieses dunkle Haus musst, dass du keinen verdammten Bruder hast, der sich um dich kümmert, dachte Sasuke, ... dass dein Leben so sehr am Arsch ist...   „Kein Ding“, sagte Gaara und trat jetzt einen Schritt zurück. „Ich seh' dich morgen.“   Sasuke nickte und sie fielen in die übliche Normalität zurück.   „Sieh mal, ob Naruto sich bei dir meldet. Ansonsten werde ich ihn morgen ausquetschen.“   Gaara schob jetzt das Tor auf, zuckte aber auf Sasukes Bemerkung nur die Schultern.   „Ich denke nicht, dass er so etwas ausgerechnet mir anvertraut. Die Sache mit seinem Vater geht ihm ziemlich nah, auch wenn ich keinen Schimmer habe, warum.“   „Es ist nun mal nicht einfach sich wieder seinem Vater gegenüber zu stehen, den man in seiner Kindheit für tot gehalten hat.“   „Hmm...“, machte Gaara, doch es war offensichtlich, dass ihn die Sache mit Naruto und seinem Vater nicht sonderlich brennend interessierte. „Wir sehen uns.“   Damit drehte sich Gaara um und schritt durch das Tor, um die Einfahrt zu seinem Haus hoch zu stapfen. Sasuke sah ihm noch für einen Moment lang nach, ehe er zum Auto zurück lief. Still fragte er sich, wie lange Gaara und er gebraucht hatten oder warum Itachi noch keinen Laut gegeben und sich beschwert hatte, hielt ihn doch sonst nichts davon ab.   „Aniki?“, fragte Sasuke vorsichtig, als die Beifahrertür aufmachte und hinein blickte.   „Setz dich, Sasuke“, forderte Itachi ihn auf und drehte den Schlüssel im Zündschloss um „wir fahren nach Hause.“   Da Itachi so einsilbig klang, tat Sasuke wie ihm geheißen. Er pflanzte sich auf den Sitz und lehnte sich zurück. Während Itachi wendete und den Weg nach Hause einschlug, was zum Glück nicht mehr allzu weit war, dachte Sasuke über Naruto nach. Es war wirklich nicht dessen Art so kurzfristig Hilfe abzusagen, lang verloren geglaubter Vater hin oder her.   Zwar war Sasuke bewusst, dass es gerade erst ein knappes Jahr her war, seit Naruto regelmäßigen Kontakt zu seinem Vater hegte, aber heute was etwas anders als sonst. Naruto war zu abwesend heute gewesen.   Sollte er ihn anrufen?   Sasuke zog sein Handy und ging seine neuen Nachrichten durch.   Da war eine Reihe von unbekannten Nummern, die versucht hatten, ihn zu erreichen, doch die sah sich Sasuke gar nicht erst zwei Mal an. Die wichtigsten Leute waren in seinem Telefonbuch gespeichert und bei jedem unbekannten Anrufer vibrierte das Handy nur. Zwar bestand dadurch die Gefahr, dass ihm irgendeine Nachricht entging, doch er hatte es satt von irgendwelchen Mädchen angerufen zu werden, die ein Date mit ihm haben wollten.   Noch immer wusste er nicht, wie seine Nummer in den Umlauf geraten war, doch offensichtlich musste es irgendwo einen Aushang davon geben: Rufen sie jetzt an und gewinnen sie mit etwas Glück ein Date mit Uchiha Sasuke! Welches der Fangirls hatte geplaudert? Welche hatte sowieso zuerst seine Nummer bekommen? Vor allem durch wen?   Eigentlich hütete Sasuke seine Handynummer wie sein Augapfel, aber irgendwie gelang es immer irgendeiner jungen Schnepfe daran zu kommen. Deswegen schrieb Sasuke grundsätzlich nur SMS an Fremde und telefonierte nur mit Leuten, die ihm nahe standen. Doch heute war anscheinend nur Schrott dabei.   „Ich muss mir 'ne neue Handynummer besorgen“, sagte Sasuke zu sich selbst, als er sah, dass unter den sechs neuen SMS nur fremde Mädchennamen waren.   Normalerweise wäre dies für Itachi die perfekte Vorlage gewesen, um ihn damit aufzuziehen, dass er mehr Mädchen an der Angel hatte als er zählen konnte, doch heute blieb sein Bruder still. Seine schwarzen Augen hatten sich auf die Straße geheftet und ein Blick auf den Tacho sagte Sasuke, dass Itachi fast zwanzig Meilen über der Geschwindigkeitsbegrenzung fuhr. Überrascht starrte Sasuke Itachi eine Weile an. Was war dem denn über die Leber gelaufen?   Gerade als Sasuke sich fragte ob er es riskieren sollte Itachi darauf anzusprechen, bogen sie in ihre Straße ein und hielten mit quietschenden Reifen vor ihrem Haus. Es lag nicht ganz so in einer feinen Wohngegend wie das von Gaara, aber es war dennoch ein besserer Lebensstandard, als ihn die meisten Japaner hatten. Wenn er da an die doch recht kleine Wohnung von Naruto dachte oder an den Wandschrank, den Sai sein Zuhause nannte, dann hatte er es schon recht gut.   Sasuke warf einen Blick zu Itachi, der jetzt das Auto geparkt hatte, nach seinen Sachen griff und zum Haus stampfte. Nein, schon fast rannte. Das doppelte Piepen des automatischen Schlosses ertönte, als Itachi auf den Knopf drückte und Sasuke hörte deutlich, wie sich die Tür verriegelte, als er sie zuschlug. Im gleichen Moment riss Itachi die Haustür auf und stürmte ins Haus. Sasuke sah noch, wie er mehr oder weniger die Schuhe von seinen Füßen schleuderte und dann komplett im dunklen Flur verschwand.   Was war denn das...?, fragte sich Sasuke.   Langsam trottete er hinterher. Was war Itachi gefahren?    Er erreichte die Haustür, die sein Bruder nicht einmal zugemacht hatte und unterdrückte den Drang nach einer Zigarette. Vielleicht konnte er nachher am Fenster eine rauchen, doch riskieren wollte er es eigentlich nicht. Heute hatte sein Bruder wieder gezeigt, was er vom Rauchen hielt. So viele Japaner auch nämlich gar nichts.   Vorsorglich stellte Sasuke nicht nur seine Schuhe, sondern auch die Itachis in den Schuhschrank. Am Ende würde ja doch wieder jemanden einen Weg finden, das auf ihn zu schieben.   Sasuke sah sich um und entdeckte die erleuchtete Küche. Er hatte Hunger, schließlich hatte er seit Stunden nichts gegessen, doch wollte er sich jetzt seiner Mutter stellen? Mit einem Seufzen entschied Sasuke, dass ihm ja doch keine Wahl blieb.   „N'Abend“, grüßte er seine Mutter, die tatsächlich in der Küche stand und irgendwas auf dem Herd kochte.   „Guten Abend, Sasuke“, sagte seine Mutter und lächelte. „Hast du Hunger? Was ist mit deinem Bruder?“   „Ich schon, aber ich weiß nicht, ob Aniki etwas essen wird. Er sah eben ziemlich angepisst aus.“   „Sasuke!“   Mikoto rügte ihren Sohn für den Sprachausfall, doch Sasuke zuckte nur mit den Schultern und machte sich über das Essen her, dass seine Mutter ihm vorsetzte. Still nahm er seine Stäbchen und arbeitete sich durch seinen Reis. Nachdem er fertig war, stellte er seine Schüssel in die Spüle. Bevor er die Küche verließ, blieb er noch einen Moment stehen. Sein Blick lag auf dem Topf mit dem Essen. Einige Sekunden vergingen, ehe sich Sasuke geschlagen gab und sich eine saubere Schüssel griff, um Itachi etwas abzufüllen. Er war großzügig mit der Verteilung von Reis und Gemüse, denn Sasuke kannte seinen Bruder gut genug, der sich zuerst zwar über die Menge beschweren, dann aber doch alles essen würde.   Also stellte er so zu der großen dampfenden Schüssel noch die Sojasoße und legte saubere Stäbchen daneben, ehe mit einer Hand das Tablett haltend, die Treppe hinauf stieg. Seine Mutter war irgendwo im Erdgeschoss verschwunden. Sasuke lief an seinem eignen Zimmer vorbei, allerdings nicht ohne noch seine Schultasche davor abzuladen.   Weniger energisch wurde Sasuke dann, als er vor Itachis Raum hielt. Sämtliche Sicherheit war auf einmal weg, nur von dieser dummen geschlossenen Tür verursacht. Es konnte mehrere Gründe haben, warum Itachi so hektisch ins Haus gestürmt war, doch wenn es nun an ihm lag? Sasuke wollte sich nicht für etwas entschuldigen, von dem er nicht wusste, es getan zu haben und genauso würde Itachi es vermutlich auffassen, wäre da so etwas wie ein Streit zwischen ihnen. Selbst wenn, Sasuke hatte eigentlich keine Lust das Tablett wieder hinunter zu tragen und das Essen wegzuwerfen.   Sollte er es einfach vor Itachis Tür stellen, klopfen und dann gehen?   Nein, so feige war er nicht und das würde die Konfrontation über das was passiert oder eben auch nicht passiert war, nur hinaus zögern.   „Na schön“, seufzte Sasuke und dachte seltsamerweise an Itachis perfekt geformte Hüfte, die ihm dennoch ein wenig zu dünn vorkam, wenn er sich richtig an heute Morgen erinnerte.   Sasuke hob die Hand und klopfte. Er hoffte, dass Itachi sein Kommen und das Zögern an der Tür nicht bemerkt hatte. Ohne die Antwort abzuwarten, drückte Sasuke die Klinke herunter und öffnete die Tür. Der Raum sah aus wie immer. Die zerwühlte schwarze Bettdecke mit den roten Wolken darauf, die aus dem ausgezogenen Sofa lag, die dreckige Kleidung stapelte sich neben der Tür, sodass Sasuke diese kaum auf bekam und der PC summte leise. Sasuke sah nicht wirklich, an was sein Bruder arbeitete, sondern konnte nur den hell flimmernden Bildschirm erkennen, denn Itachi hatte wohl vergessen das Deckenlicht anzuschalten.   Kurzerhand legte Sasuke den Schalter dazu um und erlangte so die Aufmerksamkeit seines Bruders, der sich überrascht umdrehte.   „Du merkst aber auch gar nichts“, kommentierte Sasuke, als er ein paar Schritte in das Zimmer lief und die Tür mit dem Fuß zu stupste.   Den Kommentar wegen der Dunkelheit, dem Licht und den daraus resultierenden schlechten Augen verkniff sich Sasuke. Er kannte die Antwort darauf. Geräuschvoll stellte er das Tablett mit dem Essen auf Itachi Schreibtisch ab, direkt auf einen Berg von Papieren, da sich sonst nirgendwo mehr Platz fand.   „Was machst du hier, Sasuke?“, fragte Itachi und schien seinen kleinen Bruder für das achte Weltwunder zu halten.   Jenes vermeidliche achte Weltwunder schnaubte nur.   „Was wohl, dir dein Abendessen bringen natürlich!“, motzte Sasuke. „Du denkst doch sonst wieder nicht daran und bemerkst den Hunger erst, wenn du nach zwölf ins Bett gehst, um dir dann zu sagen, dass sich das sowieso nicht mehr lohnt. Also aufessen!“   Bei dem letzten Satz hatte Sasuke auf die doch recht große Schüssel gedeutet und blickte seinen Bruder vielsagend an. Der starrte zuerst noch einen Moment, ehe die Gesichtszüge weich wurden. Sich zurücklehnend, griff er nach nach der Schale.     „Danke“, meinte er, als mit den Stäbchen Reis und Gemüse vermischte.   Sasuke lehnte sich an die Kante von Itachi Schreibtisch und sah ihm eine Weile beim Essen zu, um sicher zu gehen, dass sein Bruder das Ding nicht einfach wieder beiseite stellte.   Es überraschte ihn keineswegs, wenn das Essen oder gar auch der Schlaf mal vergessen wurde, weil er zu viel zu tun hatte. Selbst für jemanden intelligenten Studenten wie Itachi erledigten sich Hausaufgaben, Arbeiten und das Lernen nicht von alleine. Doch anders als Sasuke, der es aufgegeben hatte seinem Vater gefallen zu wollen, rackerte Itachi immer noch für dessen Anerkennung und erhielt im Ausgleich dafür nur höhere Erwartungen und neue Anforderungen, die er meistern sollte.   Sasuke fühlte den heißen Ärger in sich aufwallen, wenn er an seinen Vater dachte und versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass sich seine Knöchel gerade in Granit verwandelten. Besser er dachte gar nicht erst daran, sonst würde Itachi etwas merken und der altbekannte Streit zwischen ihnen ausbrechen.   „Otouto...?“, vernahm Sasuke die Stimme Itachis. „Hast du ...?“   Er wandte seinen Kopf und blickte nach unten, wo Itachi locker und zufrieden auf seinem Drehstuhl saß und ihn anlächelte. Zuvor hatte sein Bruder ihm gegenüber gesessen, der Stuhl fast an der Kante des Sofas, nun lehnte Itachis Schulter an Sasukes Bauch. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Itachi das korrekte Hemd der Universität gegen ein einfaches, schwarzes Tshirt aus Baumwolle getauscht hatte. Es viel weit über dessen Oberkörper und deutete sogar Muskeln an, von denen Sasuke nicht wusste, woher sein Bruder sie hatte. Dazu Sport zu treiben, kam Itachi eigentlich nicht.   „Ja?“, fragte Sasuke und hielt mit seinen Augen die Strähne gefangen, die sich vorwitzig aus dem Haargummi gelöst hatte.   „... ach nichts“, brach Itachi seinen Satz ab und widmete sich den Resten in seiner Schüssel.   Sasuke sagte nichts dazu. Wenn sein Bruder meinte nicht reden zu müssen, dann würde er ihn nicht dazu zwingen. Es reichte ihm nur zu wissen, dass zwischen ihnen alles in Ordnung war. Da war nichts mehr von dem unangenehmen Schweigen im Auto und dem hastigen, unterdrückten Ärger von vorhin.   „Schon gut, Itachi“, sagte Sasuke und grinste. „Es ist meine Aufgabe als kleiner Bruder dafür zu sorgen, dass du auf dem Teppich bleibst.“   Itachi öffnete den Mund, dann schloss er ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Für den Moment sah er so aus, als würde er sich seitlich gegen Sasuke lehnen, doch dann schob er seinen Stuhl zurück vor den Bildschirm und Sasuke sah das als Zeichen zu geben.    „Gute Nacht“, meinte Sasuke im Hinausgehen und während er sich noch einmal umdrehte.   „Schlaf gut, Sasuke“, antwortete Itachi sanft und stellte die Schüssel neben der Tastatur ab „Es gibt schon genügend Dinge, die dir bald den Schlaf rauben werden.“   Die Tür schloss sich, ohne dass Sasuke die letzten Worte gehört hatte.     xxx   Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Japaner Kilometer oder Meilen haben, doch da die Briten einst beim Bau der Straßen etc. geholfen haben und damit für den Linksverkehr verantwortlich sind, nehme ich einmal an, dass dort in Meilen gerechnet wird.   mangacrack Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)